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Erdogan in der eigenen Zwickmühle

Die Schlacht um Idlib – Assad vs. Erdogan?

30.08.2018

| Lesedauer: 6 Minuten
Den Süden und Westen Syriens hat Assad mit Putins Hilfe zurückerobert. Kommt nun der Krieg mit der Türkei?

Stück für Stück und ohne Rücksicht auf die Weltmeinung hat Syriens Präsident Bashir alAssad den Süden und den Westen des zerrissenen Landes zurückerobert. Den gegen ihn in Front gegangenen Kämpfern der zumeist islamischen Freischärler ließ er die Wahl: Abzug oder Tod. Die meisten wählten den Abzug – und kamen nun vom Regen in die Traufe.

Ziel der unterlegenen islamischen Brigaden war die Provinzhauptstadt Idlib. Diese liegt im Nordwesten Syriens, südlich der von der Türkei überfallenen Kurdenprovinz Afrin und östlich des türkischen Wurmfortsatzes Hatay.

Die Islamkämpfer sind chancenlos

Assad hat durch seine Abzugsangebote die Islamkämpfer in jenem Idlib konzentriert. Nun stehen seine syrischen Regierungstruppen von Aleppo im Norden bis Hama im Süden an den Grenzen der Provinz – Idlib wäre eingekreist, grenzte es nicht im Westen an die Türkei und im Norden an das türkisch besetzte Afrin.

Beobachter berichten: Bereits seit einigen Tagen feuert die syrische Armee an mehreren Stellen vor allem im Süden der Provinz Idlib auf Stellungen der Rebellen. Syrische Einheiten werden an strategisch wichtigen Orten nahe der Provinzgrenze zusammengezogen. So deutet alles darauf hin, dass Assad ansetzt, die letzte Rebellenregion in den nächsten Tagen von Süden aus aufzurollen. Die Islamkämpfer, die zuletzt eine ihrer Bastionen nach der anderen räumen mussten, wären chancenlos.

Die Türkei agiert auf eigene Rechnung

Wären! Denn worüber in deutschen Medien geschwiegen wird, ist die Tatsache, dass neben der US-Allianz, der auch die Bundesrepublik angehört, ein weiterer NATO-Verbündeter längst Konfliktpartei ist. Der allerdings agiert auf eigene Faust und eigene Rechnung. Erdogans Türkei hat nicht nur völkerrechtswidrig die bis dahin vom Krieg verschonte Kurdenprovinz Afrin überrannt und besetzt – seit Wochen werden türkische Einheiten auch in der angrenzenden Provinz der Islamkämpfer stationiert. Türkische Soldaten stehen mittlerweile entlang der Provinzgrenze Idlibs unmittelbar der syrischen Armee gegenüber. Türkische Feldkommandeure verkünden Durchhalteparolen, wonach Assad es niemals wagen werde, die Provinz anzugreifen.

Genau das aber wird geschehen. Wenn nicht heute oder morgen, dann übermorgen. Denn Assad befindet sich mittlerweile in einer Position, die ihn in der Auffassung bestärkt, das vom Krieg zerrissene Land unter seiner Herrschaft als Syrien wieder erstehen zu lassen. Sein Anspruch beschränkt sich nicht mehr – wie es eine Zeitlang schien – auf die von seinen Alawiten besiedelten Gebiete. Assad sieht sich als Präsident des ganzen Syriens – nicht nur Teilen davon.

Der Konflikt ist vorprogrammiert

Deshalb ist der bewaffnete Konflikt mit der Türkei vorprogrammiert. Erdogans neu-osmanische Großmachtphantasien ließen ihn davon träumen, die früheren Kolonien südlich Kleinasiens wieder dem Reich anzugliedern. Deshalb steht er im Norden des Irak. Deshalb überfiel er Afrin. Deshalb schickte er seine Truppen in die Rebellenprovinz Idlib.

Macht Assad ernst und zieht Erdogan seine Einheiten nicht kurzfristig zurück, werden syrische Soldaten auf türkische und türkische Soldaten auf syrische schießen. Damit aber wäre eine neue Eskalationsstufe eingeläutet.

Galt bisher der Syrische Krieg trotz des Engagements von Russen, NATO, Iran, Türkei und anderen offiziell als „Bürgerkrieg“ – und somit als eine innere Angelegenheit des arabischen Landes -, wäre beim Kampf um Idlib die Linie zum internationalen Konflikt überschritten. Obgleich unerklärt, wäre von einem türkisch-syrischen Krieg zu sprechen.

Der Türkisch-Syrische Krieg

Dieser Türkisch-Syrische Krieg könnte innerhalb kürzester Zeit entschieden sein. Vorausgesetzt, Erdogan überlässt seine islamischen Verbündeten dem Zorn des Alawiten und verzichtet auf seine Eroberung Afrin. Aber wird er dieses tun? Kann er dieses tun?

Erdogans Nimbus in der Türkei ist nach dem rasanten Niedergang der Wirtschaft infolge der Auseinandersetzungen mit den USA bereits angeschlagen. Müsste er nun noch sang- und klanglos den Rückzug aus Syrien eingestehen, könnte aus dem Scheinriesen schlagartig alle Luft entweichen. Erdogan wäre auf die ihm angemessene Größe zurechtgeschrumpft – was die von ihm bei seinen türkischen Massen erzeugten Hochgefühle schnell in das Gegenteil verkehren könnte.

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Insofern deutet alles darauf hin, dass Erdogan es auf den Konflikt mit seinem syrischen Erzfeind ankommen lassen wird. Vielleicht, weil er davon ausgeht, dass der bürgerkriegsgeschwächte Assad ohnehin nicht gegen die hochgerüstete, türkische NATO-Armee ankommt. Vielleicht, weil er darauf setzt, dass, sollte sich das Kriegsglück gegen ihn wenden, die NATO ihn vor der Niederlage retten wird. Vielleicht, weil er davon ausgeht, dass nach einigen Toten auf beiden Seiten die von ihm herbeigesehnte „Friedenskonferenz“ mit anschließender Aufteilung des syrischen Kuchens einberufen würde – geknüpft an einen allgemeinen Waffenstillstand, bei dem die jeweiligen territorialen Eroberungen vorerst eingefroren werden?

Assad blickt auch auf Hatay

Je stärker aber Assad wird, desto weniger Interesse hat dieser an einer solchen Konferenz. Denn er weiß: Dabei stünde er als der große Verlierer da. Die Türkei hat nicht umsonst mittlerweile zwei Provinzen im Norden besetzt – und schielt auf das kurdische Rojava. Erdogan erwartet im optimalen Falle territoriale Zugewinne. Bei einem weniger günstigen Verhandlungsverlauf wird er zumindest darauf bestehen, südlich der Grenze Anatoliens von ihm kontrollierte Pufferregionen zu etablieren.

Daran aber haben weder Assad noch die Kurden ein Interesse. Assads Alawiten haben vielmehr mit der Türkei noch eine alte Rechnung offen, die sie gern beglichen sehen würden. Dabei geht es um das frühere Sandschak Alexandretta – das heutige Hatay. Diese ehedem syrische Mittelmeerprovinz wurde 1938/39 von der damaligen Mandatsmacht Frankreich an die Türkei verschenkt. Angesichts des sich anbahnenden europäischen Konflikts mit dem Deutschen Reich sollten die Türken so bewogen werden, von zu engen Banden mit Hitler abzusehen.

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Doch Hatay war damals – anders als seinerzeit und heute von der türkischen Propaganda behauptet – eine mehrheitlich alawitisch-christliche Region. Laut einer Volkszählung der Franzosen aus dem Jahr 1936 stellten Nationaltürken trotz anhaltender Türkisierung nur eine relative Mehrheit von knapp 39 Prozent – in türkischen Erzählungen ist hingegen von 80 Prozent die Rede. Neben der damaligen Zusammensetzung der Bevölkerung, bei der Assads Alawiten einen Anteil von 28 Prozent und christliche Armenier und Araber mit knapp 20 Prozent die nächststärksten Gruppen stellten, war die Hafenstadt Alexandretta (heute Iskenderun) für die syrische Metropole Aleppo von hoher, wirtschaftlicher Bedeutung. Syrien hat die Übergabe durch die Franzosen aus diesen Gründen niemals akzeptiert – und so könnte ein Konflikt zwischen Syrien und der Türkei schnell die „Hatay-Frage“ auf die Tagesordnung katapultieren.

Keine NATO-Hilfe für Erdogan

Erdogan wird sich auch getäuscht sehen, sollte er im Falle eines Konfliktes mit Assad auf NATO-Unterstützung hoffen. Sein Überfall auf die Provinz Afrin im Januar 2018 hat die Türkei in dem Konflikt abschließend zum Aggressor gemacht. Gehen syrische Kräfte gegen türkische Einheiten in Afrin vor – oder gar in Idlib, wo sie offiziell überhaupt nicht vorhanden sind – so stellt dieses nach NATO-Statuten keinen Angriffskrieg auf ein NATO-Land dar. Erdogan stünde allein dem Gegner gegenüber selbst dann, wenn der Konflikt sich auf Hatay ausdehnen sollte.

Assad hingegen könnte möglicherweise sogar auf prominente Unterstützung hoffen. Auf der einen Seite sind dort die Russen zu nennen, die bislang maßgeblich dazu beigetragen haben, Assads Erfolg zu ermöglichen. Zwar wird Putin einen offenen Konflikt mit Erdogan vermeiden – doch wenn der Osmane ein wenig zurückgestutzt wird, lässt dieses Putins Gewissen unberührt. Ganz abgesehen davon: Auch in der Vergangenheit hat es auf dem syrischen Schlachtfeld beispielsweise Luftattacken gegeben, für die niemand verantwortlich zeichnete und deren Urheber bis heute im Dunkeln blieben.

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Fest an der Seite Assads stehen die Iraner. Obgleich es in jüngster Zeit Entspannungssignale zwischen den Mullahs in Teheran und dem Osmanen in Ankara gegeben hatte, und obwohl der iranische Außenminister Mohammed Djawad Sarif am 29. August Ankara besuchte, um eine bewaffnete Auseinandersetzung auf syrischem Boden zu vermeiden, wissen die Schitten dennoch im Falle eines offenen Konfliktes zwischen Assad und Erdogan, wer der Feind ist. Möglicherweise sogar käme einigen Vertretern des iranischen Gottesstaat ein Konflikt mit dem ewigen Konkurrenten im Nordwesten derzeit nicht einmal ungelegen. Er könnte eine erwünschte, außenpolitische Ablenkung von dem durch die Mullahs verursachten, wirtschaftlichen Niedergang des Iran schaffen und das zunehmend mehr murrende Volk patriotisch hinter seinen klerikalen Führern scharen.

Erdogans Träume von Rojava

Trotz dieser für Erdogan letztlich unangenehmen Gemengelage scheint der Großosmane immer noch seiner Idee anzuhängen, nach Afrin auch das kurdisch verwaltete Rojava zu überrollen und von den YPG-Kämpfern zu „befreien“. Zumindest schickte Erdogan dieser Tage frische Truppen in Richtung auf Manbij – jener westlich des Euphrat gelegenen Stadt, die seit August 2017 von den „Syrian Democratic Forces“ kontrolliert wird. Die wiederum arbeiten mit der US-geführten Allianz gegen den IS und der kurdischen YPG zusammen, weshalb sie Erdogan schon seit langem ein Dorn im Auge sind.

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Sollte Erdogan tatsächlich an seinem ursprünglichen Ziel festhalten, nach Afrin auch die Kurdenprovinz Rojava zu besetzen, könnte es für ihn in doppelter Hinsicht eng werden.  Erst vor wenigen Tagen haben die USA südlich der kurdischen Grenzstadt Kobane – welche noch unter Obama von den YPG-Kräften gegen Erdogans Widerstand vom IS befreit worden war – in unmittelbarer Nähe zur Türkei hochmoderne Radaranlagen installiert. Diese sollen – so die offizielle Begründung – eine Flugverbotszone über Rojava garantieren. Wie zu hören ist, soll insbesondere Israel darauf gedrängt haben, die US-Zusagen gegenüber den Kurden einzuhalten.

Allem Anschein nach also stehen Trumps USA zu ihrer Allianz mit den Kurden – was vielleicht auch erklären kann, weshalb PKK und YPG trotz türkischer Attacken bislang davon abgesehen haben, mit Anschlägen in der Türkei auf sich aufmerksam zu machen. Offensichtlich soll im Falle eines tatsächlichen, bewaffneten Konflikts mit der Türkei die Schuldzuweisung eindeutig sein.

Erdogan in der Zwickmühle

Sollte Erdogan nun gleichzeitig gegen die reguläre Syrische Armee bei Idlib, gegen die Kurden (und die USA) in Rojava, und vielleicht sogar noch gegen die Jesiden im Irak (dort kam es jüngst zu türkischen Angriffen im Sindshar-Gebirge) kämpfen müssen, könnte er sich schnell überheben. Zieht er seine Truppen jedoch sang- und klanglos zurück, verspielt er nicht nur sein gedachtes Faustpfand bei der erträumten Aufteilung Syriens – er verlöre angesichts seiner ständigen Großsprecherei auch sein Gesicht im eigenen Land.

Erdogan führt seinen Dschihad gegen die Kurden und zugleich gegen Europa
Gut möglich also, dass sich der Großtürke bereits derart in seiner Selbstüberschätzung verstrickt hat, dass ihm ein geordneter Rückzug durch sich selbst verbaut ist. Je nachdem, wie die Situation in den kommenden Wochen sich entwickeln wird, könnte es sogar sein, dass der Präsidialdiktator seinen Berlin-Besuch aufgrund unerwarteter Entwicklungen in der Heimat kurzfristig absagen muss. Ein Schaden für die Bundesrepublik wäre es nicht – es gibt ohnehin nicht den geringsten Anlass, diesem Mann zu huldigen. Weshalb die Nacht-und Nebelaktion, mit der die Stadt Wiesbaden einen als „Kunstprojekt“ bezeichneten, vier Meter großen, vergoldeten Erdogan vom Sockel stürzen ließ, nun sogar Symbolcharakter über Deutschlands Grenzen hinaus entfalten könnte.

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60 Kommentare

  1. es macht fassunglos, daß der Kriegsverbrecher Erdogan für den Überfall auf Syrien von Berlin unterstützt wird und die Teufelsraute auch mit Geld unterstützen will. Ein vom endlosen Krieg gebeuteltes Land, ein „Nato Partner“ fällt darüber her um sich ein paar Stücke einzuverleiben.

  2. Rojava anzugreifen ist ein großes Verbrechen. Das darf niemals geduldet werden. Die Kurden dort sind die Einzigen die eine halbwegs akzeptable Auffassung von Gesellschaft haben.

  3. Warum soll denn ein gewählter Präsident Rücksicht auf die Weltmeinung nehmen, wenn es darum geht ungerechtfertigtes okkupiertes Gebiet wieder zurückzuholen? Assad und schon sein Vater waren in dieser Ecke der Welt schon immer ein Garant für Ruhe und Ordnung, wenn auch nicht ganz so lupenrein im Verständnis unsererer Wertevorstellung, aber das hat auch was mit deren Kultur zu tun, und die eigentlichen Kriegstreiber kommen von außen und haben auch nichts unterlassen, ihm Dinge anzuhängen um dafür die Legitimation zu bekommen eingreifen zu können und vor diesem gewaltigen Problem steht er nun und mit welchem Recht überschreiten auch die Türken die syrische Grenze, hier geht es nu um Eigennutz und wo ist denn die UN, die massiv dagegen protestiert, das ist doch alles pure Heuchelei und überzeugt keinen normal informierten Bürger.

  4. Ich sehe folgende mögliche Szenarien:
    1. Scharmützel von beiden Seiten. Keine Truppenbewegungen. Hin und Her zwischen „Waffenstillstand“ und zermürbenden Einzelgefechten.
    2. Syrische Armee bombardiert Truppen des selbsternannten Neo-Osmanen bis diese angreifen. Truppen des Neo-Osmanen wechseln sich mit asymmetrischen neu aufgestellten „Rebellen“ beim Angriff ab. Armee sichert Stellungen und übergibt dazu Gerät an „Rebellen“.
    3. Syrische Armee bombardiert Truppen des selbsternannten Neo-Osmanen bis diese angreifen. Truppen des Neo-Osmanen greifen an mit erheblichen Geländegewinnen. Russische Truppen stoppen die Angriffe. Die Türken kriegen keine Unterstützung von der NATO und ziehen sich nach zwei bis vier Monaten wieder zurück nach Afrin.
    4. Türkische Truppen greifen „präventiv“ an und dringen tief bis ins Kernland um Damaskus vor. Russische Truppen schreiten ein und der Konflikt eskaliert weiter.
    5. Türkische Truppen greifen „präventiv“ an um die syrische Armee mittelfristig die Fähigkeiten zr Rückeroberung von Afrin zu nehmen und schaffen einen „Korridor“ um parallel Angriffe auf Rojava, etc. durchzuführen.
    6. Türkische Truppen greifen „präventiv“ mit asymmetrischen Verbänden („Rebellen“) an mit dem Ziel anzugreifen in einem strategisch angezettelten schwelenden Konflikt und wechselnd einem „Befreiungskrieg“ . Einzelne Geländegewinne werden von „inoffiziell“ eingesetzem schweren Gerät der türkischen Armee unterstützt. Einzelne Artillerie-Stellungen der Syrer werden nach der Hit-And-Run-Taktik ausgeschaltet. Gegenteiliges wird die syrische Armee mit türkisischen Stellungen tun.

    Ich denke der Neo-Osmane versucht (2), da (1) das Gesicht gewahrt werden kann, da die Propaganda eine „Befreiungsaktion“ durch eine Rebellen-Gruppe gut verkaufen kann, (2) ein langfristiger Konflikt billiger ist.

    • 7. Erdogan besetzt Deutschland und erpresst damit den Westen alle seine Forderungen zu erfüllen.

  5. Merkel arbeitet bereits an einem Plan, die Türkei in der jetzigen Krise zu unterstützen, Vergessen wir nicht, dass er etwa eine Million Flüchtlinge beherbergt, die er morgen in Richtung Schland schicken kann.

  6. Der Artikel ist gut, weil er die verschiedenen Interessenlagen aufzeigt und wir können daraus erkennen , das es am Ende mehr „Verlierer“ als Gewinner gibt. So ist es im Krieg immer. Im besonderen im Bürgerkrieg.
    Das was ich aber nicht verstehe ist, dass niemand diese Islamisten öffentlich echtet , die eine ganze Region als Geisel nehmen.

  7. Wie plündern wir die Welt? Durch einmarschieren und besetzen, das war einmal, zu teuer, zu verlustreich, sieht mit der Zeit nicht gut aus und verdirbt den Charakter der Okkupanten, die dann zu Hause auch zu nichts zu gebrauchen sind. Heute ist es die Förderung der „Demokratie“, gerne durch NGO’s, nation bombing aus der Ferne und endlose Kriege (perpetual wars, siehe aktuellen Foreign Affairs Artikel zum Thema). Ist ein Land erst destabilisiert, die Ordnung zerschlagen dann plündert es sich ganz ungeniert, mit Hilfe der gesponsorten „Eliten“ vor Ort, mal der einen, mal der anderen. Zum Plündern kommt ROI vom Rüstungsexport, wir beliefern, weltoffen wie wir sind, alle lokalen Konfliktparteien, natürlich nicht umsonst. Wenn die Verbrechen gegen „Menschenrechte“ einer von ihnen doch an die Oberfläche kommen, bedauern wir das zutiefst und verurteilen aufs schärfste. Win-win! Ein besseres Geschäftsmodell kann’s gar nicht geben, in pursuit of happiness and prey! Yes, we can!

  8. Wie immer hochinteressante Lektüre, Herr Spahn.

    Zitat:“Je nachdem, wie die Situation in den kommenden Wochen sich entwickeln wird, könnte es sogar sein, dass der Präsidialdiktator seinen Berlin-Besuch aufgrund unerwarteter Entwicklungen in der Heimat kurzfristig absagen muss. Ein Schaden für die Bundesrepublik wäre es nicht – es gibt ohnehin nicht den geringsten Anlass, diesem Mann zu huldigen. “

    Ich hoffe, die Spitzen der SPD lesen hier mit. 😉

  9. Seltsam finde ich, dass es keinen Aufschrei gegeben hat, als Erdogan sich fremdes Territorium aneignete (und dass ohne die dortige Bevölkerung gefragt zu haben), dagegen die Sache mit der Krim (die ein bis heute andauerndes Theater auslöste und zu den nach wie vor vorhandenen Sanktionen führte). Offenbar hat Erdogan Narrenfreiheit.

    • Er ist zwar ein Gauner, aber er ist unser Gauner, der Osmanenhäuptling.

      • Richtig, wie immer seit WW II auch hier eine Stellevertreterkrieg Rußland vs Amerika, und den #Aufschrei gibt es logischerweise nur für die russische Seite

    • US-Präsident Franklin D. Roosevelt über den Diktator Anastasio Somoza im Jahr 1948 : „…Er mag ein Hurensohn sein, aber er ist unser Hurensohn….“ Für Geschäfte machen einige Alles.

  10. So wie ich unsere durchgeknallte Bundesregierung kenne, wird sie dem Diktar Erdogan als erstes zur Seite springen, um den Weltfrieden zu sichern…

  11. Über zwei politische Ereignisse freue ich mich in der nächsten Zukunft (2-3 Jahre): Das Zerbröseln der Merkelschen Macht und den Niedergang Erdogans samt seines osmanischen Traumes. Popcorn, Kaffee sind schon bereitgestellt.

  12. Neee, die Türkei wird von Norden in Idlib, natürlich verlustlos, „einmarschieren“ (Jeder Informierte weiß, sie ist schon lange da) um den Terror von Al-Nusra , oder wie auch immer Al-Nusra an dem Tag gerade heißt, zu „beenden“.

    Assad kriegt die südliche Hälfte der Dekontaminationszone zurück und im besetzten Ankyra und Konstantinopel wird wieder mal der Erfolg der türkischen Nation gefeiert.

    Ist wirklich günstiger als sich mit Assad anzulegen bei gleichzeitiger Fehleinschätzung Erdogans über unseren geliebten orangenen Präsidial-Troll.

    Erdogan hatte sich wohl doch zu sehr dran gewöhnt, dass die Europäer rückgratlose Selbsthasser sind. Bei TheDonald ziehen Nazivorwürfe und halbstarke Drohungen halt nicht.

  13. @ Herr Rühle , der Zynismus Abenteuerurlaub bezieht sich auf das Internetportal der Bundeswehr und die dortige Selbstdarstellung des Einsatzes – wir können vermuten, daß der Tiger schlicht für das Klima nicht ausgerüstet war, daß er dennoch eingesetzt wurde (was zu Toten führte) demonstriert dann die „Wichtigkeit“ des Einsatzes, über den weder das Parlament noch das Volk auch nur im Ansatz informiert werden, insbesondere im Hinblick darauf das die Tiger in Afghanistan bitter gefehlt haben…Wer bei der Bundeswehr dient muß eher schlicht sein oder (was sicher die Mehrheit ausmacht) ein duldsamer Patriot, der auf bessere Zeiten hofft. Ich war bei einer Vereidigung in Mürwik zugegen, wo ein Admiral und der Wehrbeauftragte (unter dem strengen Blick des Navy Attachés) die Offiziersanwärter in eine „Tradition“ mit dem Stauffenberg Kreis gestellt haben, allerdings explizit im Kampf gegen Rassismus und Nazismus in Deutschland und für den Schutz der Flüchtlinge hier….dafür kämpft die Truppe also, für ein neues Deutschland ohne nennenswerten deutschen Anteil.

    • Die Verwendung ihres Begriffs „Abenteuerurlaub“ meinerseits war ohne jeden moralisierenden „pc“ Zeigefinger gemeint.
      Ich bin mit Ihnen in der Bewertung der Auslandseinsätze der Bundeswehr einer Meinung .
      Dagegen dient der Einsatz der Bundeswehr in Mali nach Auffassung des verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Otte , „der Bekämpfung von Terror und Fluchtursachen, sei aber auch für die Sicherheit Deutschlands von hoher Bedeutung“.
      Wie er auf diese „abenteuerlichen“ (!) Nebelkerzen kommt, bleibt sein Geheimnis .
      Ebenso nach offizieller Darstellung des BMVg übrigens die genaue Absturzursache.
      Vermutlich ein techn. Defekt infolgedessen sich der Autopilot unbemerkt abgeschaltet habe und der Tiger unkontrolliert im Steilflug abstürzte.

      Die über 800 deutschen Soldaten der BW in Mali müssen dagegen weiterhin ihr Leben für einen sinnlosen, verlogenen und hochgefährlichen Einsatz einer falschen deutschen Politik riskieren …

      • „Ein Oberst muß her….“
        Ich bin sicher kein Nahostexperte, aber bei Aufenthalten in der Region (unter Vater und Sohn Assad) konnte ich nicht umhin zu bemerken, das Syrien das relativ gesehen freiheitlichste, friedlichste und angenehmste Land, mit der liberalsten Führung (Israel lassen wir einmal außen vor) der Gegend war.
        Alles funktionierte, kein erkennbarer Extremismus, zufriedene Menschen…
        Unsere Verbündeten (wir immer irgendwie dabei) haben einen Bürgerkrieg geschaffen, Tod, Not, Armut und Flüchtlinge und um es auf die Spitze zu treiben wurden auch von Deutschland dann die Zahlungen an die Flüchtlingslager weitgehend eingestellt (wie selbst die Staatsmedien eingeräumt haben) und den Menschen Zettel in die Hand gedrückt, nach Deutschland zu kommen.
        Die Türkei dagegen erhält Subsidien in wachsender Milliardenhöhe….
        usw. – Realpolitik

  14. Da kämpfen halt 2 Diktatoren, doch der Eine ist nicht so schlimm wie der Andere, wird er doch nicht mit Wirtschaftssanktionen überzogen, bekommt ein güldenes Denkmal aufgestellt, und vielleicht auch einen 1A Staatsempfang.
    An ihren Taten sollt ihr sie erkennen! (1. Johannes 2,1-6)

    • Der eine wurde aus freier Entscheidung zum Diktator, der andere durch westliche Medien dazu gemacht. Anders als in der Türkei, konnte jeder seinen eigenen Glauben haben und wurde vom Staat geschützt.

      • Sehen Sie, jetzt bin ich der Propaganda auch schon auf den Leim gegangen.

  15. Zitat: „Stück für Stück und ohne Rücksicht auf die Weltmeinung hat Syriens Präsident Bashir alAssad den Süden und den Westen des zerrissenen Landes zurückerobert. Den gegen ihn in Front gegangenen Kämpfern der zumeist islamischen Freischärler ließ er die Wahl: Abzug oder Tod. Die meisten wählten den Abzug – und kamen nun vom Regen in die Traufe.“

    Ich würde es eher so formulieren: Die meisten wählten den Abzug – und kamen vom Regen in die Traufe oder inkognito nach Deutschland!

  16. Sorry aber wer Söldner und Mörder als „Islamkämpfer“ bezeichnet macht sich der krassen Verharmlosung schuldig. Den „Kämpfern“ wurde nicht nur Abzug oder Tod angeboten sondern die Aufgabe der Kämpfe und die Wiedereingliederung in die syrische Gesellschaft. Extra dafür wurde ein Ministerium geschaffen was das organisiert.
    Viele haben das Angebot angenommen. Die die jetzt in Idlib agieren haben gar keine Bindung zu Syrien und sind ausländische Söldner.
    ………..

  17. Eine ausgezeichnete Beschreibung von Konflikten, Interessen und Optionen, basierend auf rationalem Handeln der beteiligten Parteien.

    Putin wird wohl die bestimmende Figur für bevorstehende Handlungen. Er kann ziemlich frei Handeln, ist er doch auf Einladung Syriens im Land. Sein Interesse wird dem Erhalt des russischen Stützpunkts in Latakia gelten. Putin kann sich ziemlich sicher sein, dass NATO Artikel 5 nicht zur Anwendung kommt. Mit Erdogan sind alle Rechnungen noch nicht beglichen.

    Assad verteidigt mit Putin im Rücken nur sein Territorium. Das Völkerrecht steht auf seiner Seite, wenn es denn überhaupt eine Rolle spielt.

    Erdogan ist mMn der Spieler, der wohl nicht rational handeln wird. Erdogan erinnert mich ein wenig an Fidel Castro während der Kuba Krise. Ein bisschen größenwahnsinnig, forderte er von den Sowjets sogar den Einsatz von Atomwaffen, auch dann, wenn Kuba von der Landkarte verschwinden würde. Erdogan hat sich in eine Position manövriert, die stark an ein Abzugsschach erinnert: ausweglos…

  18. Hatay wurde nicht „verschenkt“, sondern wurde als Bestechungsgeschenk übereignet, dass die Türkei sich NICHT mit Hitler-Deutschland verbündet. An diese Abmachung haben die West-Alliierten sich auch nach dem 2. Weltkrieg gehalten. Ebenso wurde Franco und sein Clan mit Geld und mit einer Bestandsgarantie bedacht, um neutral zu bleiben.

  19. Sehr gut dargestellt das Debakel,in das sich dieses türkische Großmaul manöveriert hat Herr Spahn.
    Ich sehe es wie Sie,aber noch mit einer kleinen Erweiterung : Donald Trump!
    Sollte der Türke den Fehler begen,wie er schon mehrfach angekündigt vom islamischen Wangenstreich gegenüber den amerikanischen Soldaten sprach,so etwas in Kauf zu nehmen,dann würde er wohl die Antwort aus den Staaten lieber nicht mitbekommen!

    Ansonsten alles so wie Sie sagen,Assad wird sich das komplette Terretorium Syriens zurückholen,ob da ein paar Türken hocken oder nicht,das wird ihn nicht aufhalten.

    Der „große Lenker“ Erdogan aber,dessen Tage sind gezählt,er wird verschwinden,bevor ihn seine Nochanhänger verjagen!
    Vielleicht möchte er ja bei seinem „Besuch“ im September bei Herr Pappeier und Frau Mörkel schon einmal vorfühlen,ob sie ihn denn aufnehmen im „Nazistaat“,wenn sein Türken böse mit ihm sind??

  20. „De Mistura wird den Iran, Russland und die Türkei zu Gesprächen über die Ausarbeitung einer neuen syrischen Verfassung am 11.-12. September in Genf empfangen. De Mistura sagte, er wolle den Verfassungsausschuss einsetzen, bevor sich die führenden Politiker der Welt Ende September auf der Generalversammlung in New York treffen“

    Also der Iran, Russland und Türkei dürfen (werden) Syrien eine Verfassung geben?

    • Es fehlen aber Deutschland und die USA. So wird das wohl nix.

      Wäre eigentlich ein guter Posten für Merkel…

  21. Tja, hoffentlich kriegt der Präsidialdiktator Erdogan ordentlich eins auf seinen Großreich ambitionierten Deckel. Das wäre mehr als verdient. Dauerbluffen und Aufschneiden reicht eben manchmal nicht.

    Eine riesige „goldene“ Statue vom Erdogans Verehrern hier im Land. Gehts noch! Die hier im Land implementierte 5 Kolonne sollte man genaustens im Auge behalten. Denn wie das Sprichwort schon sagt: Wie der Herr so das Gescherr.

    • Die Erdogan Aktion in Wiesbaden hat- da bin ich anderer Ansicht als Sie- innerhalb kürzester Zeit ein Schlaglicht auf die aggressiven Konflikte in einer Multi-Kulti Gesellschaft geworfen.
      Insofern war diese „Kunstaktion“ inklusive der Beseitigung des goldenen Autokraten, ob gewollt oder nicht, ein Symbol für die Gewaltbereitschaft hiesiger Parallelgesellschaften.

  22. Erfreulich guter Artikel. Ich habe bis vor kurzem viel FOCUS-Online und Welt-Online gelesen, aber diese Magazine sind mittlerweile derartig unerträglich links/grün-lastig, selektiv und volkserzieherisch, dass ich sie bald ebenso meiden werde wie Spiegel-Online oder den öffentlichen Rundfunk. Insbesondere deren linkslastige Kommentar-Zensur spricht Bände. Tichyseinblick scheint mir neben der Möglichkeit, sich über die Auslandspresse unabhängig zu informieren, eine der wenigen derzeitigen objektiven Informationsquellen im deutungshoheitlich gleichgeschalteten Merkel-Deutschland zu sein. Regelmässige Spenden für guten Journalismus leiste ich gern. Ich kenne ohnehin keinen besseren Widerstand gegen einen aufkommenden Totalitarismus, als gute Journalisten bei Ihrer Arbeit zu unterstützen.

  23. Lieber Herr Spahn,
    zuerst einmal mehr danke für Ihre neue Lageeinschätzung zu Syrien. Als der Krieg noch voll im Gang war, hat man sich etwas mehr damit befasst und nun rückt Syrien etwas in den Hintergrund und stattdessen „Chemnitz“ in den Focus…
    Es war absehbar, dass Idlib als Sammelpunkt für alle islamischen Terroristen (es begann ja schon bei der Befreiung Aleppos, dass Al Nusra und Konsorten nach Idlib verbracht wurden) eines Tages die Falle für diese Terroristenbrut sein würde.
    Dass Assad nun, nachdem er in weiten Teilen Syriens wieder Herr des Geschehens ist, alle Kräfte auf Idlib lenkt, ist eine logische Folge und er wird sicher hierbei auch von den Kurden Unterstützung erhalten.
    Die Frage wird sein: wie verhält sich Russland? Und wie verhalten sich die USA ?
    Über die russische Interessenslage hatten Sie und ich im Forum Ihres letzten Beitrages zu diesem Thema bereits unterschiedliche Bewertungen kundgetan.
    Aber was ist mit den Amis?
    Gestern las ich, dass sich eine hochrangige US- Delegation Anfang der Woche in Damaskus mit den Chefs der syrischen Geheimdienste getroffen hätte, um über die Entwicklung in Syrien zu sprechen.
    Dabei wurde seitens der Amerikaner gefordert, dass im Gegenzug zu einem amerikanischen Rückzug aus Syrien die iranischen Militärs aus dem Süden des Landes zurückgezogen werden. Syrien wies diese Forderung wohl vorerst zurück, will aber die Gespräche dazu fortsetzen.
    https://www.kleinezeitung.at/service/newsticker/5487308/USDelegation-traf-syrischen-Geheimdienstchef
    Mangels offizieller Bestätigung bewegen wir uns im Bereich der Spekulation, aber interessant allemal: Erdogan hätte schon mal die Amis als Gegner los und könnte viel freier agieren, als sich innerhalb der NATO mit den USA anzulegen.
    Was macht das mit Ihrer hier dargelegten Prognose zur weiteren Entwicklung ?

    • So ist es – mangels offizieller Bestätigung bewegen wir uns hinsichtlich des angeblichen Geheimdienstbesuchs im absolut Spekulativen. Deshalb verzichtete ich darauf, dieses zu erwähnen.
      Gehen wir jedoch davon aus, dass die Herrschaften sich tatsächlich in Damaskus getroffen haben, wäre das ein Paradigmenwechsel der US-Politik allein schon deshalb, weil es die Bereitschaft verdeutlicht, sich mit einem Präsidenten Assad zu arrangieren. Die Forderung, dass sich iranische Truppen/“Freiwillige“ aus dem Süden Syriens zurückziehen, ist für die USA dabei nicht verhandelbar – hier geht es um Israels fundamentale Interessen. Andererseits kann Assad damit leben, sobald er Ruhe im Land hat. Er hatte nie ein Interesse an einem echten Konflikt mit Jerusalem und wird es auch künftig nicht haben. Also wird – unterstellt, das Treffen hat stattgefunden – wieder einmal Poker gespielt. Vor allem auch deshalb, weil bei einem solchen Treffen die Russen mit am Tisch sitzen, auch wenn sie nicht mit am Tisch sitzen. Da die aber auch kein Interesse an dauerhafter iranischer Präsenz in Syrien haben, hängt der Abzug letztlich von den Gegenangeboten ab. Da könnte dann beispielsweise die „Bitte“, den NATO-Verbündeten Türkei im Gegenzug dazu zu bewegen, seine Truppen aus Syrien abzuziehen, eine Rolle spielen. Aber – wie gesagt: Bei einem solchen Poker werden noch zahllose Karten das Spiel beeinflussen.

      • Danke für die Antwort.
        Und nun stellen wir uns mal vor, dass Trump und Putin es schafften, eine halbwegs vernünftige (Arbeits-)Beziehung miteinander aufzubauen.
        Sowohl Putin, als auch Trump haben gute Beziehungen zu Israel und sind für die Israelis glaubwürdige Partner (anders als bspw. die EU).
        Viele Herausforderungen könnten gemeistert, Syrien endgültig befriedet werden, iranische Militärs könnten tlw. zurückgeführt und damit die Achse Teheran-Syrien-Libanon im Interesse Israels unterbrochen werden.
        Und es könnten dann jede Menge „Kulturbereicherer“ aus Deutschland die Heimreise antreten und sich am Wiederaufbau des Landes beteiligen.
        Man wird ja wohl noch träumen dürfen…

  24. Eine sehr detaillierte, vielleicht aber auch, erlauben Sie die Einschränkung, sogar überinterpretierte Analyse der nordsyrischen Melange. Völkerrechtliche Gegebenheiten spielen in diesem Konflikt ja erwiesenermaßen für keine Seite mehr eine Rolle, entscheidend ist das Prinzip der Nützlichkeit. Ein geschwächter Erdogan kann nicht im Interesse des Westens liegen, noch weniger als ein gestärkter Assad und ein Grund NATO-seits wieder massiv gegen Assad vorzugehen läge beispielsweise sehr schnell vor, wenn türkische Soldaten einem Giftgasangriff ausgesetzt werden. Gegebenenfalls, aber das ist natürlich nur eine böswillige Spekulation, verfügen ja die einschlägigen neutralen Beobachtungsstellen vor Ort schon über die notwendigen Beweise dazu, daß Assad natürlich Giftgas eingesetzt haben wird.

  25. Immer wieder sehr interessant und sehr guter Kommentar.

  26. ich empfehle die Lektüre des „Fachbuches“ „Asterix im Morgenland“, die Koalitionen der Einheimischen sind derartig fragil das jede Einmischung von Ortsfremden nur in einer Katastrophe enden kann, aber so etwas scheint ja das Ziel der Democrazybuilder zu sein, wie von Afghanistan bis Mali seit dem 1. Golfkrieg tgl. bewiesen wird und es ist kein Antiamerikanismus, wenn man faktenbasiert zum Schluß kommt, das Elend der Region (und nun auch unseres) begann damit das der Irak auf den Iran gehetzt wurde und ein Großdrogenhändler mit der CIA seinen Krieg gegen eine recht moderate und prowestliche afghanische Regierung begann….
    Von unserem aktuellen Abenteuerurlaub in Mali ´mal ganz abgesehen….in Deutschland auf die Atomkraft zweckfrei verzichten, aber den Franzosen den Urannachschub sichern, das ist höhere Politik, das zu verstehen geht über meinen Horizont…

    • Bei dem „Abenteuer-Urlaub“ in Mali starben 2 deutsche Tiger-Piloten aus Fritzlar/Hessen.
      Der desolate Zustand der Bundeswehr, der Ausrüstung und die verlogene „Verteidigungs“-Politik die Deutschland in aller Welt „verteidigen will, es in Deutschland selbst aber mit der Verteidigung gegen Messerstecher und Vergewaltiger nicht so genau nimmt, trägt auf allen Ebenen tödliche Züge …!

  27. Großartiger Einblick hinter die Kulissen der internationalen Politik!

  28. Vielen Dank für den Kommentar. Ja, es könnte schnell sein, dass der osmanische Maulheld auf Zwergenniveau zusammengestutzt wird. Ich bin gespannt wie unsere ******* sich dann verhält. Auch interessant wird das Verhalten von Putin sein. Man sollte bedenken, dass Moskau Jahrhunderte als das 3. Rom galt und nach dem Fall von Konstantinopel sich als Bewahrer des christlichen (orthodoxen) Glaubens gesehen hat. Und die russischen Herrscher sich geschworen hatten Konstantinopel zurückzuerobern. Ist die Zeit reif für eine Re-Christianisierung von Konstantinopel, nachdem die Islamisierung im christlichen Europa so weit vorangeschritten ist?

  29. Wenn es darauf ankommt, wird es nicht nach den NATO-Statuten gehen. Für die USA ist wichtig, dass die Türkei von einem zuverlässig Getreuen regiert wird. Dies ist derzeit nicht der Fall. Zum anderen wollen die USA direkt oder indirekt Kontrolle über die Region haben, für die Syrien eine geografisch wichtige Rolle spielt. Die USA und damit die NATO ex Türkei befinden sich in einem Zwiespalt gegenüber der Türkei und gegenüber Assad. Einerseits ist die Türkei NATO-Land, andererseits kocht Erdogan sein eigenes Süppchen. Einerseits wollen sie Assad nicht, andererseits ist er nützlich.

    Syrien wiederum ist erst mal damit beschäftigt, Ordnung im eigenen Land herzustellen. Wozu sollte Assad sich auf ein Abenteuer gegen das Gebiet der Türkei wird einlassen? Russlands Interesse, auf das Assad angewiesen ist, ist die Stabilisierung der Region.

    Egal an welchem Strang die USA ziehen, es ist verkehrt für ein anderes ihrer Interessen. Sie haben sich selber in die Lage des Instabilitätsfaktors gebracht. Das war von vorne herein auch so gewollt. Nur, dass sie jetzt aus dieser Rolle nicht mehr herauskommen aber auch zu keinem Ergebnis.

    • wer „die USA“ als einen kohärent handelnden und denkenden Block ansieht, der hat keine, aber auch gar keine Ahnung von den wahren Verhältnissen. Und das in einer Zeit, wo doch alle Welt über die inneren Verhältnisse der USA lamentiert, ja lästert. Ich sage es immer wieder: die USA befinden sich in einem inneren Kulturkampf, der dem bei uns Wütenden in nichts nachsteht. Auf der einen Seite die ländlich-konservativen Kreise mit Trump an der Spitze, und auf der anderen Seite eine zunehmend nach links abdriftende und militante urbane Masse. Letztere stellt abstruse Forderungen wie z.B. die bedingungslose Öffnung der Grenzen zu Mexiko, deren Folge (Ziel?) die Auflösung der staatlichen Ordnung wäre. Die Trump-Anhängerschaft wird in den meisten amerikanischen Massenmedien ähnlich dämonisiert wie hier in Deutschland die Sachsen und Chemnitzer. Und ganz ähnlich wie unsere allseits geliebte SPD-„Staatssekretärin“ Sawsan Chebli zu noch weiterer linker Radikalisierung aufruft, hat es in den USA schon Aufrufe zur Gewalt gegen Regierungsmitglieder gegeben (von der Senatorin Maxine Waters).

      • Wer nicht gemerkt hat, dass die Geostrategie der USA über alle Regierungen hinweg klare Absichten hatte und hat, der hat auch was verpasst. Der deep state hat das nie aus der Hand gegeben.

        Letztlich zählt nicht das Geschwafel eines inneren Kulturkampfs, sondern was gemacht wird. Wenn Trump den USA nützt (die Rechnung wird erst am Schluss gemacht), heißt das noch lange nicht, dass er uns schützt und nützt, und dass er das überhaupt will.

  30. Herr Spahn, danke für den kurzen geschichtlichen Abriss, der mir nicht
    bekannt war. Was Aussagen von Politikern wert sind zeigt sich schon
    darin, das Erdogan Assad gemessen an geschichtlichen Zeiträumen
    vor kurzer Zeit noch seinen Blutsbruder nannte. Ich denke aber Putin
    wird ihn deutlich aber diskret auf seine Grenzen hinweisen und ihm eine
    gesichtswahrende Lösung anbieten. Allerdings ist nicht auszuschließen,
    das Erdogan das ignoriert. Es wäre nicht das erste mal das Politiker aus
    Ehrgeiz, Selbstüberschätzung usw. Fehler nicht eingestehen und ihre falsche
    Politik fortsetzen. Wir müssen uns nur z.Z. im eigenen Land umsehen.

  31. Die Türkei ist in Syrien eingefallen…warum sollte sich hier die NATO einmischen, wenn Syrien jetzt die Türkei wieder rausschmeißt?! Trump, Russland und Israel wissen um die Großmachtgefahr der Erdogan Türkei…die werden Erdogan mit Syrien eine Lektion erteilen…wenn man Erdogan zurechtstutzen will, dann ist Syrien-Assad die beste Option dazu.

  32. Phantastisch! Besten Dank für Ihre kontinuierlichen Hintergrundberichte aus dieser Region, die ich mit großem Interesse lese; wieder einmal ein Stück aufgeklärter…

  33. Gut, dass es noch Journalismus dieser Qualität gibt und man als Leser auch einmal ein paar Fakten und Hintergründe erhält, die sonst meist untergehen oder aus Recherche-Faulheit gar nicht erst erscheinen.

  34. Herr Spahn, Sie verwenden da die steile These von der Weltmeinung… Gerade die Leser hier wissen recht gut, wessen Werk diese „Weltmeinung“ ist, und warum. Zum Rest, möglicherweise haben sich die Kontrahenten (Assad, Erdogan, Putin) im Hintergrund abgesprochen, um unnötige Risiken zu vermeiden. Eines bleibt laut RT allerdings, der Giftgaseinsatz durch Weißhelme und Co, die getürkten „Guten“ also!

  35. Wie immer, brillant analysiert. Aber wo verbleiben unsere Bundeswehr Soldaten mit ihren Patriots in der Türkei? Oder hat man die schon abgezogen?

      • Die Patriots wurden bereits Anfang 2016 abgezogen. In Jordanien wurden die zuvor in Incirlik stationierten Luftwaffeneinheiten der Anti-IS-Koalition stationiert, nachdem die Türkei wiederholt den Besuch der Truppe durch Bundestagsabgeordnete verhindert hatte.

  36. Deutschland hat sich überall auf der Welt eingemischt und kriegt nun unmittelbar jede Sachlagenänderung mit. Ob in Form von größeren Militärausgaben oder als neue Portion von Ruhe- und Wohlstandsuchenden.

    Es ist traurig, dass wir uns mit diesem Welt-Elend schlagen müssen. Sowohl im als auch außerhalb des Staatsgebietes.

    Wie bei einem Resonanzkörper, werden diese „unharmonischen“ Bewegungen schließlich das Ende bereiten.

  37. Lieber Herr Spahn, könnten Sie mir bitte einmal erklären, was die Weltmeinung ist. Ist das Ihre Meinung oder die Meinung der Politkriminellen zwischen Washington und Riad, die diese Barbarei angeleiert haben? In freudiger Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich mit besten Grüßen.

    • Ach, Herr Mueller – eigentlich hatte ich das nur zur Eröffnung hineingeschrieben um zu sehen, ob und welche Reaktionen es hervorruft. Wie das immer so ist mit solchen Begriffen: Sie sagen wenig aus. Ginge es um die Repräsentation der auf diesem Planeten lebenden Menschen, dann unterstelle ich einfach, dass sich mehr als 95 % nicht im Geringsten für das interessieren, was in Syrien geschieht. Geht es bei „Weltmeinung“ um das, was die UN als „Weltgemeinschaft“ äußert (so wir es ja gemeinhin verstanden), dann war die Akzeptanz des Vorgehens Assads nicht sehr ausgeprägt. Geht es bei „Weltmeinung“ um das, was in den deutschen Medien gemeinhin dazu vermittelt wird – nunja, das muss ich jetzt nicht näher ausführen …

      • Weltmeinung sind die Vorgaben des US Propagandeministeriums.
        Die Vorgaben werden in der ganzen (westlichen) Welt regionaltypisch angepasst umgesetzt. In dieser Propagandablase leben wir von der Wiege bis zur Bahre.

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