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Lieb Vaterland, magst ruhig sein!

Die großen Vereinfacher

10.07.2018

| Lesedauer: 5 Minuten
Verständlich, dass es schwerfällt, uns tumben Bürgern zusammenhängend und inhaltsreich etwas kompetent zu erklären. Wir sollten dankbar sein, wenigstens via Anne Will am unermesslichen Erfahrungsschatz Teil haben zu dürfen.

Wenn Sie den Titel dieses Artikels sehen, denken Sie vielleicht, dass hier nun wohlfeiles „Populisten-Bashing“ kommen wird, was ja schon deshalb besonders einfach ist, weil die „Populisten“ ja immer die mit anderer Meinung sind und man selber ja sowieso nur fest auf dem Boden der wissenschaftlichen Analyse und Fakten steht.

Nun bemerken Sie sicher meinen Sarkasmus und nein, es geht hier im Artikel um das Gegenteil. Dazu muss ich aber erst einmal einen derer zu Wort kommen lassen, die gegen jede Kritik sakrosankt sind. Es ist immer schön, sich derartiger Unterstützung zu vergewissern.

Dem großen Denker Albert Einstein wird der folgende Satz zugeschrieben:

Wenn Du es nicht einfach erklären kannst, hast Du es selber nicht gut genug verstanden.

Nun ist Physik im Gegensatz zu einigen neuzeitlichen, steuerfinanzierten „Gedöns-Studiengängen“ eine echte, harte Wissenschaft, in der man mit reinen Meinungen und Umfragen-Studien nicht weit kommt. Da ist es doch erstaunlich, dass in der Physik gerade die großen Vereinfacher die größten Denker sind.

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Denn jeder Schüler mit genügend Langmut, kann die Welt um uns herum in ihren vielen Details und Einzelheiten kompliziert beschreiben, ohne dabei aber die einheitlichen Muster und Mechanismen zu erkennen, nach denen die Welt funktioniert. Es braucht eben einen Newton, um die Gravitation als das zu erkennen, was sie ist, und einen Einstein, um unser Verständnis von Zeit und Raum umzukrempeln. Und es wäre der heilige Gral der Physik und Wissenschaft überhaupt, wenn jemand eine große, vereinheitlichte Theorie der physikalischen Grundkräfte entwickeln könnte, etwas woran bisher die größten Denker gescheitert sind.

Nicht das Frickeln im Detail, nicht die bürokratische Behandlung von Einzelfällen, sondern der Sinn für das Gemeinsame, das Elegante, das Hintergründige, ist also das, was die großen Denker auszeichnet.

Eleganz braucht Hirn, komplizierte Details kann jeder

Auch Informatik ist ein Fachgebiet, in dem man ohne Einsatz des Gehirns nicht sehr weit kommt. Und gerade Programmierer kennen den folgenden Umstand zu Genüge, wenn sie die Aufgabe haben, bestimmte, komplexe Mechanismen in einen Algorithmus umzusetzen. Die unfähigen Programmierer, generieren dafür dann Massen an Codes mit unzähligen Ausnahmen und Seiteneffekten, die dann im Ergebnis wieder schwer wartbar und vor allem fehleranfällig sind. Die intelligenten Programmierer aber, die den Sachverhalt durchdrungen haben, sind oft in der Lage, den gleichen Sachverhalt mit wenigen eleganten Zeilen zu fassen. Um das tun zu können, muss man sich aber von der Einzelfalldenke lösen können, und statt dessen das Prinzip, das Muster dahinter erkennen.

Die wirkliche Geistesleistung ist also, die Dinge so vereinheitlichen und vereinfachen und auf das Wesentliche reduzieren zu können, dass die Wirklichkeit elegant in einem ganzheitlichen Ansatz adressiert wird.

Politik ist anders, mit Komplexität kann man sich hier wichtigmachen

In der Politik ist es aber anders und wir Bürger unterliegen immer wieder einem fatalen Framing, ohne uns bewusst zu sein, wie sehr wir damit hinter die Fichte geführt werden. Denn einer der Standard-Sätze, die wir hören, ist ja immer, dass die bösen Anderen – wer immer das ist – gar keine Lösungsansätze haben, sondern mit ihren einfachen Parolen nur Stimmen fischen wollen. Besonders gerne wird dieser Satz von moralin-beseelten Damen mit Schornsteinkarriere im Parteienstaat ohne jeden Realitätsbezug gesagt, aber auch die gewichtig dreinschauenden Herren mit besonders hervorgehobenem Dr. h.c. können das richtig gut.

Die Botschaft dahinter ist – und instinktiv nickt man dazu – dass die Welt ja sooooo schrecklich kompliziert ist, dass jedwede Erzählung, die mal einen Punkt macht und sich nicht in Details und Einzelfällen verliert, ja unwahr sein muss. Man kann es auch so sagen, wenn man kein Korinthenzähler und Detail-Frickler ist, muss man ein Populist sein.

Die entscheidende Intelligenzleistung

Jetzt kann man es sich ja wirklich zu einfach machen, wer einfach sagt, dass die Welt flach ist, nur weil sie bis zum Horizont flach erscheint, macht es sich wirklich zu einfach. Die entscheidende Intelligenzleistung ist aber, die volle Komplexität der Realität zu erfassen und trotzdem auf einen entscheidenden Kern reduzieren und den auch anderen erklären zu können. Genau das ist, was Einstein meinte, und genau da hat er mal wieder recht.

ARTENSCHUTZ STATT ÖKOLOGISMUS
Erst stirbt der Mensch, dann der Panda
Während die Physik also mit der geballten Geisteskraft der größten Denker nach der großen alles vereinheitlichenden Theorie strebt, wird uns Politik als die Fähigkeit verkauft, an jedes halbwegs brauchbare Gesetz noch einen Henkel, einen Schnörkel und eine Beule daran zu kleben und dann dieses Gesetz mit möglichst schwammigen Formulierungen ins Gesetzbuch zu schreiben, so dass erst einmal die Gerichte rätseln müssen, was wirklich gemeint war. Jetzt sagen Sie mir mal, wo die wirklichen Geistesgrößen sitzen und wo die detailverliebten Frickler, die einen Wald selbst dann nicht vor lauter Bäumen erkennen würden, wenn sie mittendrin stehen?

Der ausgestorbene Ordnungspolitiker

Kompetenz und Intelligenz ist eben die Fähigkeit, die komplexe Realität zu erfassen und doch diese Wirklichkeit auf gemeinsame Muster und Strukturen zu verdichten. Und genau das ist auch die Fähigkeit, die nötig wäre, um gute Gesetze zu machen. Es gab auch mal einen Typus des Politikers, der so dachte, und das war der Ordnungspolitiker, nur ist der fast ausgestorben und durch die oben genannte Typologie des Schaumschlägers ersetzt worden. Der Ordnungspolitiker hatte nämlich begriffen, dass politische Führung die Kunst ist, mit 10% des Aufwands 90% der Wirklichkeit zu ordnen und die restlichen 10% dann vor Gerichten als Einzelfall ausfechten zu lassen. Wer dagegen auch diese regeln will, wird nie einen klar definierten Rechtsrahmen formulieren können, sondern Gesetze zu den Monstern machen, das zuletzt auch eine DSGVO geworden ist, und so am Ende mehr Gerichtsverfahren produzieren, als der Fall wäre, wenn die Gesetze kürzer und klarer wären.

Kurz, es kann keine Einzelfallgerechtigkeit geben, genau so wenig wie es eine Einzelfallphysik gibt. Der Versuch diese zu erreichen, führt zuverlässig in das große Chaos der permanenten Ausnahmen und damit genau den Zustand, den wir in vielen Bereichen wie im Steuerrecht schon längst erreicht haben.

Das System labt sich an sich selber

Dass diese frickelig-bürokratischen Denkstrukturen aber so erfolgreich sind, hat einen ganz einfachen Grund. Denn damit geben sich die unzähligen Politiker eine Daseinsberechtigung, weil diese werden ja gebraucht, um dieses „Chaos“ erst im politischen Prozess zu „erfechten“ und dann später diesem wieder Herr zu werden. Als Folge werden dann neue Behörden gebraucht, um das Chaos zu verwalten, es werden neue Gutachter gebraucht, um das Chaos zu begutachten, es werden neue Rechtsanwälte gebraucht, um gegen das Chaos zu klagen und neue Richter, um ihre eigene Interpretation der schwammigen Gesetze beizusteuern. So labt sich das System an sich selber und wächst immer weiter, weil „alles ja so furchtbar schwierig ist“. Im Bereich Migration können wir das ja derzeit wunderbar aus der ersten Reihe beobachten, wie das funktioniert.

Die Wahrheit in meinen Augen ist, würden gestandene Ordnungspolitiker, durchdachte und intelligente Gesetze machen, könnte man auf zwei Drittel der Abgeordneten locker verzichten, ebenso auf locker die Hälfte der Rechtsanwälte und Richter. Übrigens gibt es ein wunderbares Beispiel für so ein elegantes, sich auf die wesentlichen Strukturen im Sinne 90% beschränkendes Gesetz.

Wie ein elegantes Gesetz kluger Menschen aussieht

Es ist das Grundgesetz in seiner eleganten Schlichtheit und selbst das BGB kann man in den älteren, unveränderten Teilen, noch zu dieser Kategorie durchdachter Gesetze zählen, weil vieles darin schon Jahrzehnte und länger überdauert hat. Man vergleiche die Eleganz dieser Werke mit manch aktuellem Gesetzeswust und man weiß, worüber ich oben rede – das System labt sich an sich selber, es wuchert.

HELDS AUSBLICK 21-2017
Die Politik der wuchernden Rechtsansprüche
Man sollte aber nicht glauben, dass das Prinzip die Welt komplizierter zu machen, als sie ist, weil man sich so selber alternativlos macht, auf Gesetze und Innenpolitik beschränkt sei. Das funktioniert im Middle-Management in Konzernen nach diesem Muster und auch wenn unsere geliebten Politiker von ihren gewichtigen Unterredungen in Welt und EU zurückkommen, vernehmen wir doch immer Raunen von ihren medialen Kofferträgern, wie schwierig und kompliziert das alles wieder gewesen war. Man kann sich beispielsweise richtig vorstellen, wie unsere geliebte Kanzlerin im Kanzleramt weltenschwer grübelt und gegen alle diese Details für uns kämpft. Nur für uns, wie nett von ihr! Im Kanzleramt brennt sozusagen noch Licht und wir Bürger dürfen beruhigt schlafen, weil ja so kompetent über uns gewacht wird.

Da kann man doch verstehen, dass es schwerfällt, uns tumben Bürgern in mehreren zusammenhängenden, inhaltsreichen Sätzen, etwas kompetent zu erklären, was über unseren Horizont geht. Die Welt ist einfach zu kompliziert dafür. Wir sollten dankbar sein, dass wir wenigstens via Anne Will an einem unermesslichen Erfahrungsschatz Teil haben dürfen, mit dem für uns in der komplexen Welt gestritten wird. Lieb Vaterland, magst ruhig sein!

Übrigens, falls Sie hier Sarkasmus gefunden haben sollten, dürfen Sie ihn behalten.

Ihr Michael Schulte (Hari)

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40 Kommentare

  1. „Denn damit geben sich die unzähligen Politiker eine Daseinsberechtigung, weil diese werden ja gebraucht, um dieses „Chaos“ erst im politischen Prozess zu „erfechten“ und dann später diesem wieder Herr zu werden.“ Genau da steckt des Pudels Kern. Mit diesem System hat die politische Kaste quasi etwas erfunden, was selbst Einstein nicht vergönnt war: das Perpetuum Mobile. Oder, volkstümlicher ausgedrückt, einen Selbstbedienungsladen sondersgleichen für sich inkl. sklavischer Abhängigkeit all ihrer Wasserträger und Lakaien. Dieser Filz lässt sich mit friedlichen Mitteln nie und nimmer auflösen, mit Wahlen schon gar nicht.

  2. Helmut Schmidt:

    „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

    Albert Einstein:

    „Die Welt ist viel zu gefährlich, um darin zu leben – nicht wegen der Menschen die Böses tun,
    sondern wegen der Menschen, die daneben stehen und sie gewähren lassen.“

  3. Das Problem mit Gesetzen ist nicht neu. Vor etwa 25 Jahren war ich mit meinem Steuerberater beim Finanzamt. Wir haben dem Beamten klar gemacht, dass wir ohne Lösung des Problems sein Büro nicht verlassen werden.

    Er hat uns dann eine Sammlung von Gesetzesänderungen, Verwaltungsvorschriften, besonderen Anweisungen und Gerichtsurteilen gezeigt, die sich gegenseitig widersprochen haben. In seiner Verzweiflung hat der Beamte gesagt: Schreiben Sie sich den Bescheid selbst, ich unterschreibe. Gesagt, getan, Problem gelöst.

  4. Hr. Schulte, ich zitiere zu Ihren richtigen Ausführungen ein paar Zeilen
    aus „Die Torheit der Regierenden“ von B.Tuchmann.
    “ In der Regierungskunst ,so scheint es, bleiben die Leistungen der Mensch-
    heit weit hinter dem zurück was sie auf fast allen anderen Gebieten voll-
    bracht hat. Weisheit, die man definieren könnte als den Gebrauch der Urteils-
    kraft auf der Grundlage von Erfahrungen, gesundem Menschenverstand und
    verfügbarer Information , kommt in dieser Späre weniger zur Geltung und
    ihre Wirkung wird häufiger vereitelt, als es wünschenswert wäre.“
    “ Alle Mißregierung läuft auf lange Sicht den Eigeninteressen zuwider , und
    doch kann es zeitweilig ein bestimmtes Herrschaftssystem stärken“
    und abschließend im 1. Teil.
    “ Es erübrigt sich fast, festzustellen dass die vorliegende Studie durch den
    Umstand angeregt wurde, dass die vorliegende Studie durch den Umstand
    angeregt wurde, dass wir diesem Problem heutzutage auf Schritt und Tritt
    begegnen.
    Sieht man sich die Lebensläufe vieler Politiker an, so ist nicht mehr zu er-
    warten. Studienabbrecher, Plagiatoren, Doktorarbeiten die den Titel nicht
    verdienen. Jegliche praktische Arbeit ist bei vielen ein Fremdwort. Dafür
    ist man jedoch sich selbst dazu kürende Elite.
    „Elite (urspr. vom lateinischen eligere bzw. exlegere, „auslesen“) bezeichnet soziologisch eine Gruppierung (tatsächlich oder mutmaßlich) überdurchschnittlich qualifizierter Personen (Funktionseliten, Leistungseliten) oder die herrschenden bzw. einflussreichen Kreise (Machteliten, ökonomische Eliten) einer Gesellschaft. ( Wikipedia).
    Diese Definition ist in diesen Kreisen wahrscheinlich weitgehend unbekannt.

  5. Und auch hier passt in Bezug auf DAS was uns „verkauft“ werden soll:
    „Wenn DAS die Lösung des Problems sein soll, will ich mein Problem zurück.“ 😉

  6. „(…) mit ihren einfachen Parolen nur Stimmen fischen wollen. (…) Die Botschaft dahinter ist (…) dass die Welt ja sooooo schrecklich kompliziert ist, (…)“

    Das ständig wiedergekäute Gerede von der Kompliziertheit ist nur die intellektuelle Rhetorik zur Ausgrenzung der Anders- oder Einfachdenkenden aus der Diskussion und zur (alternativlosen) Abwürgung jeglicher Diskussion, die den moralinsauren Konsens infrage stellen könnte, wo dessen Ergebnis schon von vornherein feststeht.

  7. Das, was Sie hier beschreiben, hat Niklas Luhmann mit der Aussage „Verwaltung ist selbstreferentiell“ zusammengefasst. Es geht in der Gesetzgebung schon lange nicht mehr darum, gesetzliche Rahmenbedingungen für alle zu schaffen, sondern darum, jeden Einzelfall abzudecken, und das hat letztlich die Konsequenz, dass die Politik Recht spricht. Ein gefährlicher Zustand, der von den Schöpfern des GG nicht gewollt war, aber der aus Sicht der jetzigen Gesetzgeber optimal ist. Lassen sich doch so die Freiheitsrechte der Bürger immer weiter einschränken, gleichzeitig die Kontrolle jeder Lebenslage hochfahren, und zunehmende Abhängigkeit des Bürgers vom Staat, sei es in Form von Arbeitsplätzen oder in Form von Geldleistungen vom Staat an den Bürger und umgekehrt. Das wird alles nicht gut ausgehen!

    • Sehr schön!
      Der Vorwand (nur!) lautet: Gerechtigkeit für Alle und immer.
      Die Verfolgung einer Utopie.
      Lässt sich prima „verkaufen“.
      Das tatsächliche Ziel (sofern es denn einen Masterplan gibt): Siehe oben.
      Dazu kommt noch folgende „Komplikation“:
      Durch obige Selbstreferentialität werden Kompliziertheiten geschaffen in denen man sich A) all zu oft SELBST verheddert, B) Interpretationsspielräume geschaffen die in Richtung „Beliebigkeit“ deuten. (Böse formuliert: Interpretationsräume geschaffen die dem Machthaber „gefällige“ Urteile erlauben.)

  8. Einstein war leider nur in der Physik so schlau. Niemand ist jenseits von Kritik, schon gar nicht ein Sozialist (außer im eigenen Land, nech).

  9. Unten findest sich ein Hinweis darauf schon in einem der Kommentare:
    Die Erklärung obiger Verhaltensweise scheint im gewaltigen Unterschied zwischen Bildung und Ausbildung zu liegen. Einer der selbst in so genannten anspruchsvollen Medien nur noch selten gemacht wird. –
    – Vor lauter Ausbildung findet seit langer Zeit nicht mal mehr der Hinweis auf das was Bildung ist nicht mehr statt! – Geschweige denn, dass sie „gelebt“ wird. –
    In meiner Definition: Die Fähigkeit identische/vergleichbare Strukturen/Systematiken A) zu erkennen (und seien sie auch in noch so unterschiedlichen Ausdrucksformen manifestiert) und B) daraus vernünftige Schlussfolgerungen zu ziehen. –
    Kurz: Die Fähigkeit SELBST zu denken. –
    Wer die nicht besitzt ist anfällig für Ideologien („Rattenfänger“ aller Couleur). Für die „gute Mutti“ und pöses Trump-, Erdogan- und Putin-Bashing. Für blödes Bashing in alle Richtungen. Für Sortieren in Schwarz und Weiß. Weshalb ich gerne mal „ideologisch Beseelte“ als „Denken-Lasser“ bezeichne. –

  10. Schön 😉
    Und hundert Mal „interessanter“ geschrieben als ich es könnte.
    Und sorry: Mein Reden seit.
    Was niemandem Abbruch tut.
    Weder das Eine noch das Andere 😉

  11. Genau so ist es, doofe Bürger haben nun mal doofe Politiker. Auch so ein Naturgesetz. Wie sollte es auch anders sein?

  12. Hätten wir dieses aufgeblasene, sich an sich selbst labende System nicht und die künstlichen Welterklärer müssten produktiv arbeiten, hätten wir keinen Arbeitskräftemangel.

  13. Die real existierende Freudo-libertäre (Kapital+Neuer Mensch) Demokratie US-amerikanischer Prägung ist in ihrer einfachen Komplexität durchaus faszinierend.
    Der hier richtig erkannte Prozeß zur künstlichen Verschleierung einfachster Vorgänge und zur bewußten Zersplitterung natürlicher Zusammenhänge, wird medial, schulisch und nicht am unwichtigsten, biologisch (man lese hierzu Dr. Volkmar Weiss), von der mentalen Degeneration einer wachsenden Problemlösungsinkompetenz begleitet; der Flughafen BER und Sonstiges sind nicht an Filz und Korruption gescheitert (das gab es auch früher), man kann es schlicht nicht mehr…
    Auf die Spitze getrieben wird das System in den Laberwissenschaften, den Medien und im wesentlichen in der Politik, von Anfang an findet eine gnadenlose Negativauslese statt, Intellekt, holistisches Denken, gar Idealismus werden gnadenlos selektiert, siehe das Beispiel mit den „Eurorettungs“- Abstimmungen im Bundestag, die Abgeordneten sind nicht uninteressiert oder bestochen, sie können es schlicht nicht anders und sie sollen es schlicht nicht anders und dies beginnt schon auf kommunaler Ebene und endet….?

  14. „Lieb Vaterland magst ruhig sein“…….wir haben doch den Kleber Claus, der mit dem linken blinden Auge( beim ZDF sieht man nur mit einem bestimmten Auge besser)….ER verkündet die Wahrheit und nichts als die Wahrheit…mit dem Holzhammer versucht er auf den tumben Bürger einzuschlagen….ER ( oder sein Team) recherchieren i m m e r ordentlich ! Behauptet er jedenfalls…. Dass er geradezu lächerlich rüberkommt, merkt er nicht mehr…“Lieb Vaterland bleib ruhig“ …..es werden hoffentlich bessere Zeiten kommen….

  15. Das grundlegende Prinzip von Bildung wird heutzutage straeflich vernachlässig und eigentlich nicht mehr in der Schule vermittelt: Im Speziellen das Allgemeine erkennen und im Allgemeinen das Spezielle.

  16. “ das System labt sich an sich selber, es wuchert.“ Durch dieses Auswuchern wird es für den Großteil der Leute undurchschaubar.
    Das Ganze erinnert mich massiv an die katholische, vormoderne Kirche, die sich damals zum einzigen Deuter des Christentums erklärt hat, Sprache Latein, damit der „tumbe“ Bürger ja keinen Zugang zur Materie hatte.
    Das Debattieren und in Teilen das Denken haben sie dem Großteil der Bevölkerung heute doch auch schon abgewöhnt.

  17. Der lesenswerte Artikel hat vielleicht eine falsche Grundannahme – es geht nicht um das eleganteste Modell, das schönste Gesetz, den brilliantesten Fundamentalsatz, es geht nur und ausschließlich um Erfolg.

    Dabei muss man erkennen, das die Wahrheit, das Gute und Schöne, nur für wenige Menschen erfolgsversprechend sind. Beispiel die Grünen, definitiv höchsten im Mittelfeld intellektueller Begabung angesiedelt, wenn überhaupt. Ihre Strategie ist daher niemals darauf ausgerichtet, die einfachen aber großen Wahrheiten zu finden und zu verbreiten, im Gegenteil, sie wählen stets und mit großem Geschick den falschen Maßstab um eine Sache zu betrachten.

    Das deutsche Volk? Hier wird die Lupe rausgeholt, was ist eigentlich Deutsch, Ausreisser und Grenzwertige werden betrachtet, also alles unternommen um die unbestreitbare und extrem wichtige Identität als Volk zu negieren.

    Das palästinensische Volk? Hier wird die Vogelperspektive eingenommen, Kontext, Vergangenheit, Herkunft etc komplett ignoriert, rhetorisch eine Einheit kreiert, die vielleicht gar keine ist.

    Das ist alles unintelligent und meilenweit von der genialen einfachen Erkenntnis entfernt. Aber sehr erfolgreich, muss sich doch heutzutage der geniale Denker mit dem minimalen aber extrem gut passenden Modell der Wirklichkeit bei unterbelichteten Ideologen und Opportunisten entschuldigen, wenn sein Modell nicht ihrer geheuchelten Hypermoral entspricht.

  18. „– das System labt sich an sich selber, es wuchert.“
    Sehr gut….

  19. Weniger ist mehr und viele Köche verderben den Brei und was in vergangenen Jahrhunderten mit relativ geringem Aufwand mit einem Kaiser und wenigen Kurfürsten geregelt wurde hat heute ein Niveau erreicht, was nur dadurch zu erklären ist, daß sich ein Zuviel berufen fühlt eigene Interessen durchzusetzen und da ist ein Staatsgefüge überfordert und würde es qualtitativ bessere Ergebnisse erzeugen, könnte man ja zustimmen, aber auch heute wird der gleiche Mist verzapft wie vor 100 Jahren, denn viele Dumme sind noch lange kein Garant für bessere Leistungen, im Gegenteil, es scheint für einen Teil in Bund und Ländern geradezu anziehend zu sein, sich in der Politik ohne Haftung einzurichten, mit ordentlichem Salär und dem Gefühl des Übermenschen und da verlieren einige die Bodenhaftung und unterliegen dem Cäsarenwahn, denn nicht allen bekommt der Höhenflug, dazu muß man gute Charaktereigenschaften mitbringen und die sind rar und deshalb ist zur früheren Feudalherrschaft im Kaiserreich zur heutigen Regierung kein großer Unterschied zu sehen, mit der einen Ausnahme, daß die sich noch auf Gottes Gnaden berufen konnten, während die jetzigen vom dumpen Wähler abhängig sind und diese Erkenntnis ist auch für das eigene Wohlgefühl förderlich und deshalb auch die eigenmächtigen Handlungen um den früheren Potentaten wenigsten geistig etwas näher zu kommen um nicht jeden Tag darüber nachdenken zu müssen und erinnert zu werden von wem sie eigentlich in`s Amt gehievt wurden.

  20. Das Thema ist gut ausgewählt, erfasst und beschrieben. Letztendlich funktioniert eine Angelegenheit immer nur, wenn sie sich einer klaren Richtschnur bedient, die auf unumstößlichen Gegebenheiten beruht. Dabei denke ich auch im weitesten Sinn an fähige Techniker, die Fachfremdes zielsicher und einfach erkennen, da sie ständig mit feststehenden Realitäten zu tun haben, im einfachsten Beispiel mit Farben von Kabeln umgehen, deren Funktionen nicht zur Diskussion stehen. Und so gibt es in allen Lebensbereichen Unumstößliches, das niemals ausgeblendet werden kann und gleichzeitig nicht zur Diskussion steht. Bei undeutlichen Aussagen kommt ja sogar noch hinzu, dass das Gegenüber dadurch herabgesetzt sowie ausgeschlossen wird und somit einfachster Anstand fehlt. – Ihr Thema sollte vermehrt aufgegriffen werden, da es den Blick auf grundlegendes Hilfreiches wirft.

  21. Politik ist anders, mit Komplexität kann man sich hier wichtigmachen

    1. Als im Bundestag über das 1. Griechenland Hilfspaket abgestimmt wurde, war ein Fernsehreporter Team vor dem Bundestag und befragte einige Abgeordnete ob sie verstehen um was es bei dem Hilfspaket ginge. Mehr als die Hälfte antwortete man stimme im Sinne der Vorgabe des Fraktionschefs ab! Ein paar gingen wortlos am Reporter vorbei. Wichtigtuerei sieht, wenn mit richtigen Fragen konfrontiert, anders aus.

    2. Komplexität bei den Vorschriften und Verordnungen bei den Behörden = Einschüchterung des Bürgers!

    3. Komplexität bei den Gesetzen
    Rechtsdreher äh Rechtsanwälte haben das Perpetuum Mobile geschaffen. Kein Streitfall ist mehr lösbar ohne Rechtsdreher = erfolgreiche Arbeitsbeschaffungsmassnahme.
    Wenn ich mein Auto zum normalen Servis ohne Extras oder schnick schnack bringe, darf ich zur Belohnung, damit der Servis überhaupt ausgeführt wird, 1 doppelseitigen Vertrag unterschreiben.

    Ja, die Komplexität ist der Feind des Bürgers!

  22. Die zehn Gebote sind deshalb so kurz und verständlich, weil sie ohne Mitwirkung einer Sachverständigenkommission entstanden sind.

  23. Albert Einstein: „Wenn Du es nicht einfach erklären kannst, hast Du es selber nicht gut genug verstanden.“ Unsere Politiker halten es lieber mit Richard Feynman: „Wer glaubt, die Quantentheorie verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden.“

  24. Und genau deshalb wären rund 70% der bürokratischen Vorschriften und die gleiche Menge der Verwalter einsparfähig. Wird wohl aber, wenn überhaupt, erst nach einem gründlichen Systemwechsel machbar sein! Starke Beharrungskräfte werden dem widerstehen wollen…, aus exakt den angeführten Gründen.

  25. Das alles folgt dem Prinzip: Wenn wir die Probleme schon nicht lösen können, dann machen wir sie wenigstens größer.

  26. „Es ist das Grundgesetz in seiner eleganten Schlichtheit und selbst das BGB kann man in den älteren, unveränderten Teilen, noch zu dieser Kategorie durchdachter Gesetze zählen, weil vieles darin schon Jahrzehnte und länger überdauert hat.

    Und dies ist nicht zuletzt so, weil die Väter des GG in vier verschiedenen „Regimen“ (Kaiserreich, Weimar, 1000-j., und Besatzung) sozialisiert wurden und jeweils versuchten, die entsprechenden Probleme der jeweiligen „Regime“ im GG verhindernd abzubilden. Deshalb: Finger weg vom Grundgesetz, vor allem wenn es „einfache Leute“ wie Nahles, Merkel und andere sind, die es „verbessern“ wollen. Da gehörten Klugheit, Bildung und Wissen dazu, bei heutigen „Politikern“ eher gar nicht anzutreffenede Werte……. Von unseren Abgeordneten ganz zu schweigen (Die Namen Lex-AfD-Lammert und Schäuble fallen mir dabei spontan ein.)

    • Auch das Grundgesetz gehört entrümpelt. Das Asylrecht ist so nicht handhabbar. Auch muss die Macht der Parteien gebrochen werden, die die Abgeordeten zu Stimmvieh degradieren.

      • Das GG wurde aber bereits von rezenten, vergangenen Regierungen vermüllt, daher: Zustimmung.

      • Vieles davon sind perverse Interpretationen durch Gerichte, die von Parteien besetzt werden. Ein Schelm…

  27. Einverstanden, wobei mich schon der dringende Verdacht beschleicht, dass immer weniger Menschen zumindest hierzulande „denken“ können, wenn man Denken als geistigen Prozess definiert, in dem man logisch schlussfolgert, d.h. deduziert und induziert, oder auch abstrahiert, Zusammenhänge und Abhängigkeiten erfasst, ( mögliche )Folgen abschätzt und Alternativszenarien entwickeln kann. Wie wir wissen fehlt es den Akademikern ? heute u.a. an der Fähigkeit, Texte zu verstehen, was ich aus der Gasthörererfahrung in Philosophie bestätigen kann. Die Artikulationsproblematik folgt auf dem Fuße.An die Stelle des „ richtigen“ ( Nach)denkens sind andere“ Hirnleistungen „ getreten, die es den Machthabern und professoralen IndoktriniererInnen sehr leicht machen, mit einfachen moralingetränkten Behauptungen ohne Argumente oder Fakten zu „ gewinnen“, weil es leichter zu „ begreifen“ ist. Folgerichtig kann sehr leicht der völlig falsche Eindruck kognitiver Potenz erzeugt werden, zumal ein anstrengendes Hinterfragen weder möglich, noch gewollt ist. Wissenschaft und ( unvollendete )Aufklärung wurden durch einfachste Glaubenssätze und Appelle abgelöst. Obwohl Frau Merkel z.B. zu den definitiv schlechtesten Verhandlern gehört, insbesondere bei attraktiven Herren auf der anderen Seite, wird das gegenteilige Mantra medial erfolgreich gepflegt und niemand zerstört den Schein. Die schlechte Nachricht : Das wird zumindest solange so bleiben oder schlechter werden, solange die feminine, wenig problemlösungsorientierte„ Sicht – und Herangehensweise bestimmen.

    • Bis auf Ihren letzten Satz stimme ich Ihrem Kommentar zu. Es gibt und gab schon immer reichlich problemlösungsorientierte Sicht- und Herangehensweisen bei Frauen, aber nicht jede liebt Scheinwerferlicht oder hat den Hang, sich messen zu wollen. Wer auch leise und unaufdringliche Töne mag, weiß davon zu berichten. Bei beiden Geschlechtern gibt es solche und andere.

  28. Meines Erachtens hat das System. Man bläst die Dinge auf, verkompliziert sie, sodass man seine Existenz perpetuieren kann, immer mehr Geld absaugen und dem tumben Volk das Narrativ überstülpen: Alles ist so kompliziert, da verstehst du, lieber Michel, gar nichts davon. Lass uns mal machen, wir sind die Spezialisten. Am Ende erklären wir dir alles und wenn du es dann nicht verstehst, liegt es an dir.

  29. KISS
    Keep It Smart and Simple

    Mit diesem Prinzip könnte man z.B. eine Steuerreform durchführen, die jeder vetsteht und die auf einen Bierdeckel passt.

  30. Ein Prozess, den man auch Entropie in Staatswesen, Kulturstufen, was auch immer, nennen kann. Die Physik ist nicht weit… Am Ende ist alles unter kaltem Brei begraben. Viel später finden dann Archäologen die Artefakte ehemaliger geistiger Exzellenz und Eleganz.

  31. Hallo Herr Schulte,
    ich lese ihre Beiträge immer mit viel Freude und Gewinn, vielen Dank dafür!

    Zu ihrem Satz „Es braucht eben einen Newton, um die Gravitation als das zu erkennen, was sie ist“ erlaube ich mir eine kleine Präzisierung: Newton hat erstmalig die Wirkung der Gravitation mathematisch beschrieben (Gravitationsgesetz). Das Wesen der Gravitation jedoch ist bis heute ungeklärt.

    Viele Grüße von
    H. Hase

  32. Bei manch einem von uns primitiven Populisten hat sich ganz schlimm vereinfacht der Eindruck verfestigt, dass es sich bei den Details, gegen die Frau Merkel im Kanzleramt kämpft, bevorzugt um deutsche Bürger handelt. Sie wissen schon, den ekligen braunen Wind mit zwei deutschen Eltern und vier deutschen Grosseltern.

  33. Ja, nun lasst uns ruhig schlafen , und unsern kranken Nachbarn auch !

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