<
>
Wird geladen...
Haben alle Abi, hat niemand Abi

Abitur – Es geht pompös zu: immer mehr Einser, immer teurere Feiern

27.06.2018

| Lesedauer: 3 Minuten
In diesen Tagen gibt es wieder fast 500.000 Abiturzeugnisse. Je mehr es gibt, desto weniger sind sie wert.

Eines vorweg: Keiner Absolventin, keinem Absolventen soll der Stolz auf ein schönes Zeugnis vermiest werden. Und alle Eltern- und Großelternpaare mögen sich über ihre Nachkommen freuen. Aber: Auch in diesem Jahr setzt sich eine seit Jahren bedenkliche Entwicklung fort. Denn bei weitem nicht alle der rund 500.000 Zeugnisse der Allgemeinen, der Fachgebundenen und der Fachhochschulreife weisen das aus, was sie auszuweisen vorgeben. Viele dieser Zeugnisse sind allenfalls eine Bescheinigung der Studierberechtigung, aber nicht der Studierbefähigung. Dass Hochschulen Brückenkurse einrichten, um die neu Studierberechtigten studierfähig zu machen, spricht eine eindeutige Sprache. Immer mehr Hochschulen bieten solche Liftkurse für Studienanfänger an, weil sie ihren Frischlingen erst einmal „Basics“, zum Beispiel in Mathematik oder Naturwissenschaften oder auch im Sprachgebrauch, vermitteln müssen, die frühere Studentengenerationen aus der Schule mitbrachten. Heute sind die Ansprüche an das Abitur nämlich zum Teil so, wie es einst die Ansprüche an den Mittleren Schulabschluss waren.

Pseudoakademisierung

Abiturzeugnisse als ungedeckte Schecks? Ja, so ist es oft genug. Schöne Verpackung, wenig Inhalt. Dass man damit viele junge Menschen hinters Licht führt und sie eigentlich betrügt, steht auf einem anderen Blatt. Aber die Politik will es so, und die Schulen müssen den weichgespülten Vorgaben folgen. Die Politik, im Fahrwasser allerdings auch die eine oder andere Schule, berauscht sich an immer höheren Studierquoten und meint, dies sei ein Ausweis für eine gute aufgestellte „Bildungsrepublik“. Dass die Folge davon eine Pseudoakademisierung ist, will man nicht wahrhaben. Man sah es gerne, dass sich die Zahl der Studienanfänger binnen zwanzig Jahren von rund 250.000 pro Jahr auf nunmehr über 500.00 pro Jahr erhöht hat. Man nimmt es achselzuckend zur Kenntnis, dass die Zahl der Studienanfänger seit 2014 die Zahl der jungen Leute, die eine berufliche Bildung beginnen, übertrifft. Man hat 330 Berufsbildungsordnungen, aber 18.000 Studienordnungen für Bachelor- und Masterstudiengänge fabriziert. Welche Schieflage! Der Mensch scheint erst mit dem Abiturzeugnis zu beginnen.

Etwas anderes kommt hinzu: Die Abiturnoten werden inflationär immer besser. Bundesweit hat sich die Zahl der 1,0-Zeugnisse binnen zehn Jahren verdoppelt, in manchen Ländern mehr als verdoppelt. Manche Gymnasien rühmen sich: „Diesmal haben wir drei Absolventen mit einer Null vor dem Komma und 50 Prozent mit einer Eins vor dem Komma.“ Durchschnittsnoten in ganzen Bundesländern (zum Beispiel Thüringen und Brandenburg) tendieren gegen 2,0. Manche Gymnasien brüsten sich damit, dass sie diesmal einen Abiturschnitt von 1,9 hätten. Ganz naiv fragt man sich da, warum es überhaupt noch ein sechsstufiges Notensystem gibt; zwei Noten, die Eins und die Zwei, würden doch reichen.

Bei NC wird unter 1 gerechnet

Eine Null vor dem Komma? Theoretisch-rechnerisch geht das. Zur Erklärung: Wer – fiktiv – in allen Prüfungen über zwei Jahre hinweg immer 14 Punkte, also eine glatte Eins, erzielte, der hat eine Durchschnittsnote von 1,0. Wer durchwegs und immer 15 Punkte, also eine Eins plus, hatte, der hat rechnerisch extrapoliert eine Durchschnittsnote von 0,67. Wer fifty fifty eine Mischung aus 14 und 15 Punkten hat, bei dem steht auf dem Zeugnis zwar die Note 1,0, aber interpoliert zwischen 0,67 und 1,0 hat er 0,83. Sind das theoretische Rechenkünste des Extra- und Interpolierens? Nicht nur, denn bei der Vergabe eines NC-Studienplatzes wird tatsächlich so gerechnet. Dann hat jemand mit der rechnerisch fiktiven Note von 0,83 die Nase vorne vor dem „nur“ Eins-Komma-Nuller. Welcher Irrsinn! Zumal es diejenigen betrügt, die wirklich ein 1,0 verdient haben.

Wenn jedenfalls eines Tages alle jungen Leute Abitur haben, dann hat keiner mehr Abitur. Dann richten zumindest die anspruchsvollen Hochschulen eigene Zugangsprüfungen ein. Das Abitur wird damit durch ein Aditur ersetzt und zugleich entwertet. Allerdings – das sei auch angefügt – haben die Hochschulen nicht nur Grund zum Klagen: Es ist reichlich bekannt, dass es Studienfächer gerade im geistes- und im sozialwissenschaftlichen Bereich gibt, in denen die Note 1 oder schlechtestenfalls die Note 2 Standard sind.

Zu all dem schönen Schein passt, dass die Abiturfeiern immer pompöser werden. Nicht an allen Gymnasien und sonstigen studienvorbereitenden Schulen, aber tendenziell quer durch die Republik. Nehmen wir einfach mal Schleswig-Holstein. Von dort berichten die Kieler Nachrichten soeben von Abiturfeiern in Nobelhotels mit Gesamtkosten zwischen 20.000 und 40.000 Euro. Das neue Outfit, in dem Lehrer ihre vormaligen Schüler oft gar nicht auf den ersten Blick wiedererkennen, gar nicht mitgerechnet.

Will man seitens der „Ball-Komitees“ damit vertuschen, wie hohl eigentlich alles ist?


Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop

Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

59 Kommentare

  1. Was für das Abitur gilt, das gilt natürlich auch für andere Bereiche des Lebens: Ehe für Alle! Wer Ehe für alle fordert, der will die Ehe abschaffen. Aber das ist die Perversität: Im Westen scheinen mindestens 2/3 der Bürger damit kein Problem zu haben, die Ehe abzuschaffen. Bei den Bürgern unter 30 sind dies vermutlich 80% oder mehr. „Jeder soll doch das Recht haben,denjenigen zu heiraten, den er liebt! Mir nimmt niemand etwas weg!“ – Doch, sie nehmen euch alles weg!

    • Eine Ehe ist schon immer ein formaler Akt, kein Leistungsnachweis, keine Hürde, die es zu nehmen gilt. So ein Schwachsinn.

    • Die Grünen brauchen halt wen, auf den sie herabschauen können, und die Rechten machen nicht mehr mit, geschweige denn stinknormale Bürger.

  2. Es liegt nahe, dass der Zugang zum Gymnasium beschränkt werden muss; ähnlich wie es früher gehandhabt wurde: Gute Schüler dürfen sich um eine Zulassung zu einem Eignungstest zum Besuch des Gymnasiums bewerben. Bei Zulassung und Bestehen dieses Eignungstests kann man dann das Gymnasium besuchen. Überzogene Elternwünsche bleiben außen vor, Vorwürfe der Willkür an Lehrer würden sich nicht mehr verfangen. Allein die Fähigkeiten der Kinder gegenüber den Anforderungen der Oberschulen wäre letztlich entscheidend.
    Wenn ich richtig informiert bin, kostete der vergleichbare frühere Eignungstest die Eltern sogar noch Geld.

    Zitat: „Dann richten zumindest die anspruchsvollen Hochschulen eigene Zugangsprüfungen ein.“
    Das ist an einigen wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten bereits der Fall. Voraussetzungen zur Zulassung für ein Masterstudium sind neben einem hervoragenden Notendurchschnitt des Bachelorstudiums die Absolvierung eines (kostenpflichtigen) GMATs (Graduate Management Admission Test).

    https://de.wikipedia.org/wiki/Graduate_Management_Admission_Test

  3. Das kommt davon, wenn man das Bildungsministerium bevorzugt den Grünen oder Roten überlässt.
    Früher hieß es, dass der gebildete Nachwuchs die einzige Ressource Deutschlands sei.
    Und nun bekommen Sie das mal ineinander:
    Lehrpläne von gegenderten, klimatisierten, deutschfeindlichen Multikulti-Grünen, nachlassendes Wissen und Ressourcen …
    Dann ist auch klar, was sich dringend ändern muss.
    Müsste.
    Ist eh zu spät.

    • Wussten Sie eigentlich, dass die Obergrüne Claudia Roth 1974 ihr Abitur in Bayern gemacht hat? Ich nehme dies als Indiz, dass damals auch nicht alles besser war 🙂

      • Hauptschüler aus Bayern, die über den zweiten Bildungsweg an die Hochschule gelangt waren, konnten noch vor zwanzig Jahren ihren Kommilitonen mit Abitur aus anderen Bundesländern in Mathematik das Wasser reichen.

      • Claudia Roths Daddy war Zahnarzt in der Kleinstadt Krumbach. Mit hohen Spenden an den „Freundeskreis des Gymnasiums“ konnte man schon immer viel erreichen…

  4. Ey Alda, was schraibst du da? Isch hab Zoignis von Raife un kann gutt Doitsch. Bin gutt intergrediert. Wirr jetzt Doitschland übernommen. Isch Türkü, Alda, wenn du waida so schraibst, mach isch disch Messer, isch mach disch Friedhof, Alda. Nix misch belaidigen lassen…..! (Satire off)

  5. Ich halte die Idee einer extra Zugangsprüfung für einen Studiengang für eine gute Idee. Denn nicht durch die Extraprüfung wird das Abitur entwertet, sondern es wird durch die Lehrpläne und lasche Benotung entwertet. Übrigens, sowohl Kunst- als auch Musikschulen verlassen sich nicht auf die Schulnote in Musik, sondern fordern noch Liveauftritte von den Kandidaten ein. Warum sollte so etwas für bspw. Informatiker nicht gelten dürfen. Wer Informatik studieren möchte kann dann den Nachweis erbringen, dass er oder sie tatsächlich etwas von Mathematik versteht und ggf. schon Programmierkenntnisse vorweisen kann. So erspart man sich Aufbaukurse und auch Studenten die sich erst einmal ein oder zwei Semester in Informatik „parken“ möchten bis sie ihr Wunschstudium antreten dürfen. In Österreich nennt man das Abitur übrigens tatsächlich noch Matura (Reifeprüfung).

  6. Das stimmt nicht ganz.
    Nur weil Alle lesen können, ist das Lesen noch nicht entwertet.
    Im Gegenteil.
    Wenn das Niveau der gesellschaftlichen Ausbildung ansteigt, sehen zwar die Vorgänger leicht alt aus, z.B. stellt sich evtl. deshalb Herr Frank A. Meyer vor Martin Schulz, aber wenn man das mitbedenkt und seine Auswahlkriterien danach ausrichtet, sehe ich kein Problem.
    Wichtig wäre es noch, die sogenannten „niedrigeren“, beruflichen Abschlüsse als aber für die entsprechenden Berufe relevanter zu betrachten und auch so zu gewichten.
    Zielführende Ausbildung muss nicht eine nur z.B. an den Interessen der Wirtschaft ausgerichtete sein, aber auch. Ebenso können andere Sparten Erwartungen formulieren, bitte aber bedenkend, dass eine neue Gesellschaft/Zukunft nicht wirklich geplant werden kann.

    • Da satteln sie das Pferd von hinten auf:
      Die Leute sind nicht intelligenter als früher und werden auch nicht mit mehr Wissen geboren, geschweige denn erwerben sie automatisch mehr. Dennoch schließen mehr und mit immer besseren Noten in immer „höheren“ Bildungsniveaus ab – wie kann das sein? Vor Allem, wenn diese Leute dann mit simplen Dingen so überfordert sind, dass sie an der Uni länger als in der Berufsschule brauchen, das zu vermitteln?

      • Wenn eine Klasse relativ viel begabten und lernfleißigen Schüller hat, wird Notenlatte hochstehen.
        Sollte in der Klasse .allgemeine Niveau niedrig sein, ist es viel leichter, an den Eins zu kommen.

  7. Die Lehrer kümmern sich vorwiegend um die schlechten Schüler in den Klassen. Es wird alles unternommen damit die leistungsschwachen Schüler das Klassenziel erreichen. Sind solche Schüler am Ende des Schuljahres dann versetzungsgefährdet dürfen sie noch schnell Referate halten. Damit gleichen sie dann ihre schlechten Notenschnitte aus und schaffen es am Schluss wieder in die nächste Jahrgangsstufe. So läuft das. Man will die Kinder unter allen Umständen zum Abitur bringen.

  8. Ich erinnere mich noch gut an eine Facharbeit, die von dem Sohn eines befreundeten Ehepaars erstellt wurde. Die einzige Quelle, die er hierfür benutzt hatte, war Wikipedia. Auf meinen Hinweis, dass dies doch wohl kaum ausreichen würde, wenn man auch nur im Ansatz wissenschaftliches Arbeiten lernen solle, sagte er mir, das würden alle so machen.
    Für diese wirkliche dürfte Arbeit gab es natürlich eine 1.

    • Ja, mit „Quelle: Wikipedia“ oder auch nur einem einzigen Buch als Quelle gingen bei uns jede Menge mit „gut“ und besser durch in Semesterarbeiten. Oft ist der Abschluss auch mehr vom Bauchpinseln beim Prüfer abhängig als von Leistungen und kompletter Humbug ohne Mehrwert gibt beste Abschlüsse. Diese „Absolventen“ hängen dann direkt noch einen Abschluss an, kostenloser Bildung sei Dank, weil sie ja nach vier Jahren noch immer nicht wissen, wohin mit sich selbst. Gebildet wird da ja nichts. Nur reingestopft, hochgewürgt, Stempel drunter, nächster. Das Fünfjahresziel vor Augen. Es braucht nur Lehm und Spucke um einen Menschen zu formen, nicht wahr?

  9. Nur ein Beispiel aus meiner Tätigkeit als Professor im Fachbereich Maschinenbau: Ca. 80% der Studenten können zu Studienbeginn nicht die Seiten von schiefwinkligen Dreiecken berechnen. Mein wiederholter Hinweis, daß dies über den den Sinus- bzw. Cosinussatz einfach möglich ist und sie dies eigentlich schon auf der Schule gelernt haben müßten, führte zu der Bemerkung einer Studentin mit Abitur: “ Die Namen Sinus und Cosinus habe ich schon gehört ( !!! ), Sinussatz und Cosinussatz dagegen nicht. Diese Namen sagen mir nichts, ich höre sie zum ersten mal „.

  10. An der Uni war das bei uns völlig normal, da gab es 1.0, das durfte per Dekret nur ganz selten vergeben werden, 1.3 und 1.7 als normale Noten, 2.0 war schon eher schlecht und drunter musste sich der Prüfer rechtfertigen – zumindest bei der Thesis.
    In den Kursen dagegen gab es Prüfer die unter 1.7 nichts kannten und welche, die über 2.0 nichts kannten – wo da die tolle internationale Vergleichbarkeit herkommen soll, die diese ganze Bolognese so wertvoll und den Irrsinn sinnvoll gemacht haben will, erschließt sich mir nicht. Letztlich haben wir den US-Zustand repliziert: Das Zeugnis ist egal, die außerordentlichen Aktivitäten und zusätzlichen Teilnahmescheine sowie extra belegte Kurse sind das wahre Zeugnis. Den 08/15 Schrott auf dem Kursplan kann man ignorieren.
    Wie Arbeitszeugnisse auch muss man jetzt einen Lehrgang zum Lesen von Abschlüssen belegen. Bravo, wieder ein paar Karrieredilettanten in Lohn und Brot gebracht.
    Bürokratie, das einzige Monster, das sich sein Futter züchtet.

  11. Kann ich so bestätigen. Das Abi baut stark ab. Ich habe einen Gymnasiallehrer in der Verwandschaft, was der erzählt, das hätte vor 10 Jahren kein Mensch geglaubt. Klausuren und Stegreifaufgaben sind mittlerweile i.d.R. mit bekannten Aufgaben! Unfassbar. Statt wie in den 90ern 3 Klassen pro Stufe sind es nun 6, oder gar 7, und der Notenschnitt ist trotzdem unfassbar niedrig. So, nun kommt das wahre Dilemma: Versagen ist heute keine Option mehr. Dumme Kinder gibt es nicht. Sagen die Eltern. Die Schulleitung gibt den Druck weiter, die Lehrer haben nur einen Ausweg: Hochkorrigieren bis der Rotstift glüht. Die – Pardon – größten Hornochsen bekommen dann ein 3er Abi oder besser, die damals in den 90ern mit Glück die mittlere Reife erreicht hätten. An den Unis stapeln sich dann junge Menschen, die keinen Dunst von und auch garkeine Lust auf Statistik, Mathe, Textverständnis, Pünktlichkeit und sonstige basic skills haben.

  12. Herr Kraus hat mit vielen Argumenten recht. Was er aber vergisst zu erwähnen ist die Tatsache dass auch die Unterichtenden an Qualität immer mehr zu wünschen übrig lassen. Die Wissensvermittlung wird bewußt verkompliziert. Einfach zu vermittelnde Sachverhalte werden so verkompliziert dargestellt um einen wissenschaftlichen Anstrich vorzutäuschen. Damit werden nicht nur die Lehrer, sondern auch die Schüler völlig überfordert.

    • Ist doch logisch, wenn immer blödere Leute einen Abschluss bekommen.
      Besonders fatal: das Ziel des Lehrberufs ist nicht mehr die Lehre, sondern das Beamtentum, als Fels der Sicherheit in der Brandung ständiger Jobwechsel. Den Rest kriegt man schon irgendwie gewuppt, nech? Durchbeißen bis man Ruhe hat, dann einen auf Plemplem machen und sich mit Anfang 40 raushalten. Oder an die Berufsschule gehen und nebenher noch amtliche Funktionen ausüben, dann ist der Audi A8 auch gleich gesichert.

  13. Das Abitur nannte man früher auch mal die Reifeprüfung.
    Heute sind die
    Kids vielleicht reif für die Insel, aber ganz sicher nicht reif fürs Leben. Dabei spielt die Note gar keine Rolle.

    Ich muss sagen, dass ich mir bei den Zeugnissen der Azubi-Bewerber meist viel intensiver die „unwichtigen“ Fächer ansehe. Sind dort schlechte Noten, so kommen die in den allermeisten Fällen durch Faulheit zustande. Die Noten sind inzwischen aussagekräftiger als die der Hauptfächer 🙂

    • In Österreich und der Schweiz heißt das Zeugnis, das den Zugang zur Universität gestattet auch amtlich „Matura“, vom lateinischen Wort für „Reife“. Das Wort „Abitur“ dagegen läßt sich in seiner ursprünglichen Bedeutung mit „Abgang“ übersetzen. Österreicher und Schweizer erlangen also Reifezeugnisse, „Preußen“ Abgangszeugnisse. Nomen est omen! 😉

      PS: Für Östereicher stellt sich das deutsche Problem in seiner Ursächlichkeit wie folgt da: In Deutschland sagt man, dass man ZUR Schule geht, in Österreich dagegen, dass man IN die Schule geht. Österreichische Schüler gehen also nicht nur zur Schule, um sie sich von außen mal anzusehen. Nein! Sie gehen sogar in die Schule hinein. Vermutlich um zu lernen. 😀

  14. Der Irrsinn geht aber im Studium heutzutage erst richtig los! Zur Vorstellung für eine Diplomarbeit wurde ich z.B. tatsächtlich nach der Branche des elterlichen Betriebes befragt und wieso ich den Abschluss machen will! Und das nach Ablegen aller Prüfungsleistungen als Jahrgangsbester.
    Auch was sonst an der Uni abläuft, ist oft unerhört.
    Der eine Doktorand mit Parteibuch braucht bald kaum zur Uni zu kommen und
    ein anderer Doktorand oder Postdoc muss ihm bei der Arbeit helfen, sprich
    den experimentellen Teil erledigen. Dafür wird der andere Doktorand dann Jahre per Verzögerungs-Taktik länger festgehalten und kann noch um die eigene Promotion zittern und verliert ggf. weitere Abschlüsse…

  15. Ist es nicht großartig, Zeuge eines IQ Zuwaches um den Faktor 2 innerhalb zweier Generationen zu sein? Man kann die Folgen ja auch tagtäglich beobachten. Sind hier bereits erste Erfolge der Abwendung der von Schäuble beschworenen deutschen Inzucht zu beobachten? In unserer Schule gab es in Jahren kein Einser Abitur (Abi 1968). Allerdings, was sagt die Note aus: mein Bruder ist zweimal sitzengeblieben und hat mit einem Abischnitt von über 3 (oder 4?) 1 1/2 Jahre später das jahrgangbeste Physikum in Heidelberg abgelegt. Unsere Lehrer waren ratlos!

  16. Wenn das alles so anfängt, baut es sich in die nächste Generation ein. Von denen wird ein Teil Lehrer. Oh…. falsch geschrieben, es muss heute Lehrer/innen heißen. Die bringen das der danach folgenden Generation bei. So entwickelt sich das gesamte System schrittweise in diese Richtung.

    Es fängt schon in den Grundschulen an. Physik, Mathe und Chemie wurden immer emhr abgeschafft. Würden Kinder richtige Experimente machen, würden sie besser Zusammenhänge verstehen. Das funktioniert später auch dann, wenn sie in vollkommen anderen Berufen arbeiten. Experimente gibt es heute kaum noch. Das wird heute nur noch über Computersimulation gemacht. Damit werden Fehler nicht erkannt und somit auch nicht die Zusammenhänge. Ich hatte mal geschrieben, dass wir deshalb mehr Physiklehrer brauchen. Aber ein GEW-Gewerkschafter antwortetet darauf, dass die nicht gebraucht würden, das wäre „neoliberal“. Er meinte, dass wir in den Schulen mehr Theologen und Musiklehrer brauchen.

    Ein echtes Bildungssystem ist das heute nicht mehr.

  17. Schauen sie sich an, was rot-grün und derzeit grün-schwarz mit dem Abitur in BaWü veranstalten. Diese Leute haben es geschafft, innert 6 Jahren die Schüler vom üblichen 2. oder 3. Platz im Ländervergleich auf den letzten Platz zu „hieven“. Das nenne ich eine Leistung.

    Wenn ich den Unterricht meiner Kinder so ansehe, verstehe ich auch sofort warum das Niveau so erschreckend niedrig ist. Islam-Kunde in 4 Fächern (kath. Religion, Geschichte, Englisch, Französisch), Sozialkram ohne Ende (der Schul-Sozialarbeiter braucht eine Berechtigung für sein Dasein, die Kinder lachen über ihn), stundenlange Belehrungen bei den üblichen Schülerproblemen, jede Menge Unterrichtsausfall, unfähige Lehrer, G8, wobei schon etliche Stunden fehlen und natürlich : ja kein Stress oder zu schwere Arbeiten, nicht dass die Kinder noch einen psychischen Knacks abbekommen.

    Wir ziehen uns so eine ganze Generation von Nichtsnutzen und Memmen heran, für die eine westliche Industriegesellschaft eigentlich nur sehr eingeschränkt Verwendnug hat.

  18. Das mit der teuren Abiturfeier scheint nicht so neu zu sein. Bei meiner, 1961, und ca. 120 Abiturienten, gab es einen Ball mit ca. 400 – 500 Gästen in elegantem Rahmen und entsprechender Ausstattung aller Gäste. Für die Abiturienten war es wohl die erste Ausstattung mit formaler Abendkleidung. An die Einnahmen/Ausgaben des Ball-Kommitees (Lehrer und Schüler) kann ich mich nicht erinnern, aber es war nicht billig. Balltickets, Speisen und Getränke mussten die Eltern stiften, einige Schüler wurden diskret vom Kommittee aus von den Abiturienten aufgetriebenen Spenden gesponsert. Das galt auch für die Abitur-Reise nach Venedig und eine Woche am Adria-Strand.

  19. Liebes TE-Team, ich habe versehentlich zu früh
    geklickt – deshalb hier mein erneuter Versuch.

    Sehr geehrter Herr Kraus, Ihre Beiträge lese ich
    deshalb besonders gern, weil ich von dieser Materie
    nicht viel verstehe, aber über die Lektüre den Grad
    meiner „Blindheit“ reduzieren möchte. Zu einem
    Aspekt Ihres heutigen Aufsatzes kam mir folgender
    Gedanke (ein Problem, das Sie sicher kennen, das Sie
    hier aber nicht kritisch würdigen): Wenn Sie schreiben,
    daß die Hochschulen alles tun, um die Studierwilligen
    fit fürs Studium zu bekommen, dann findet doch längst
    so etwas wie PingPong statt. Könnte es nicht sein (ich
    bin überzeugt, daß es so ist!), daß die vorgelagerten
    Ausbildungseinrichtungen diesen Aspekt dankbar,
    d.h. antizipierend aufgreifen. Das Motte: Wir holen uns
    die Streicheleinheiten über gute Noten, den Arsch auf-
    reißen (sorry für meine Wortwahl) sollen sich (und tun
    das auch) die Anderen. War nur so eine Idee von mir.
    Herzliche Grüße.

    • Das Schlimme ist nur, dass auch die Hochschulen (Jura und Medizin ausgenommen) eine Inflation an Bestnoten produzieren. 77 Prozent der Hochschulabschlüsse tragen laut Wissenschaftsrat die Note 1 oder 2. Begründung des Dekans einer renommierten deutschen Universität mir gegenüber: Der Markt wird es dann schon richten. Also auch eine Art Ping Pong.

  20. Gibt es nicht, zumindest in S.-H., längst ein inoffizielles Ranking der Hochschulen, welches Gymnasium im Land zu einem brauchbaren (= zur wirklichen Studienbefähigung führenden) Abi führt? Lehrer dieser Gymnasien lassen das immer mal wieder voller Stolz durchblicken, wenn man mal klagt, dass die Anforderungen für die Schüler echt hart seien.
    Bezgl. Ausbildung: ganz falsch läuft es, wenn bei der Freisprechung folgendermaßen beglückwünscht wird: „Super! Herzlichen Glückwunsch! Sie haben erfolgreich Ihre Ausbildung absolviert! Legen Sie Ihre Hände jetzt nicht in den Schoß, denn Ihnen stehen jetzt alle Wege offen! Bilden Sie sich weiter, gehen Sie weiter zur Schule, studieren Sie….“ Und man steht als Ausbilder veräppelt daneben, weil man gerade viel in den Azubi investiert hat und ihn/sie als Gesellen natürlich lieber behalten würde.

  21. Dazu passt vielleicht, dass mir ein befreundeter Gymnasiallehrer berichtete, er brauche Leistungskurs- Klausuren im Fach Mathematik von vor 20 Jahren den aktuellen LK’s gar nicht erst vorzulegen. Selbst ältere Grundkurs-Klausuren stellen im LK heute große Schwierigkeiten für die Schüler dar.

  22. Sehr geehrter Herr Kraus, Ihre Beiträge lese ich deshalb
    gerne, weil ich von dieser Materie so gut wie nichts ver-
    stehe, aber über die Lektüre den Grad meiner „Blindheit“
    etwas reduzieren kann. Mir ist zu Ihrem aktuellen Aufsatz
    etwas eingefallen, auf das Sie nicht eingehen

  23. Sehr geehrter Herr Kraus, das Übel hat ja schon viel früher angefangen. Brückenkurse gab es ja schon Ende der 70er Anfang der 80er, zumindest an den Gesamthochschulen. Mathe hatte ich da verhauen, beim Besuch in des Profs Büro, konnte der die wahrscheinlich desolate Arbeit nicht finden, gab mir den Schein aber trotzdem. Ich wußte von Anfang an, das ich hier überfordert war, aber einer meiner Soziologieprofs, der Strengste, hatte als Maurer angefangen, das spornte mich an. Und ich habe mich durchgekämpft. Wohl war mir in diesem Studium nie, aber kämpfen habe ich da gelernt. Später habe ich noch ein anderes Studium absolviert, da hat sich alles richtig angefühlt und gefügt. Heute mit Mitte 50 bin ich aber für den Arbeitsmarkt nicht mehr verwertbar.
    Die Abifeier meines Ältesten habe ich verweigert, dieses Theater war mir zu dumm. Beim zweiten dito. Meine Söhne waren faul und haben beide das Abi hinterhergeschmissen bekommen. Für mich alles unfassbar. Beide machen, nach kurz mal an der Uni schnuppern und enttäucht sein heute eine Ausbildung, und das ist auch gut so.

    • Da jammert man über fehlende Steuer- und Rentenbeitragszahler, hält sie auf diese Weise aber jahrelang vom Eintritt ins Berufsleben ab. Früher sind die jungen Leute nach Abschluss der Haupt- oder Realschule im Alter von 15 bis 16 Jahren in die Ausbildung gegangen, heute tun sie es nach Abi und verlorenen Jahren mit Studierversuchen mit Anfang bis Mitte 20, wenn nicht noch später.

  24. Ich habe bayrisches Abitur 2000, Schnitt 2,2. Was entspricht dem heute? Sollte ich mein Latinum und Graecum besser nicht auf den Lebenslauf tun?

    • Heute hätten Sie gewiss eine Eins vor dem Komma. Allein schon deshalb, weil bei Ihnen die schriftlichen zu den mündlichen Leistungen noch 2:1 verrechnet wurden. Heute wird 1:1 verrechnet. Ihr Latinum und Graecum sollten Sie nicht verbergen.

    • Der Schlüssel müsste ja heute auch noch die Jahrgänge berücksichtigen, nicht nur noch den Rütli-Grad des jeweiligen Bundeslandes.

  25. Wenn man ein Volk haben will, das einem wenig Schwierigkeiten machen soll, muß man es „nachhaltig“ (auch hier das Modewort) verdummen. Dabei fängt man am besten bei den kleinen Kindern an und beseitigt ( ach nachhaltig) die Minimalansprüche an Allgemeinbildung vom Kindergarten bis zur Berufsausbildung. Eine Strategie der 68er und ihrer Helfeshelfer bis in unsere Tage, die ungeheuer erfolgreich umgesetzt wurde. Heute ist der durchschnittliche, mit Abitur ausgestattete Bundesbürger gerade noch in der Lage, wiederzukäuen, was ihm die politischen, medialen und finanziellen Machthaber zu fressen geben. Un- oder halbverdautes, kaum aber geistig bewältigtes Pseudowissen wird im Massenrausch als Fakten rückgeliefert und den wenigen übriggebliebenen Bildungsbürgern ins Gehirn gehämmert. Gibt es ein einziges Thema, bei dem das nicht so ist?
    Umwelttheater, Finanzpolitik, Europagetöse, Dieseltrara, Fremdenphobie, Islamverharmlosung, Kernkraftverteufelung, Kunststoffschwemme, die Liste findet kein Ende und ist vermutlich auch nicht unerheblicher Anteil des Bildungspakets eines aktuellen Abiturienten. Ich bin einerseits froh, dass ich mit der notwendigen Anstrengung vor 50 Jahren ein richtiges (!) Abitur gemacht habe, bei dem es kaum Einsen gab, aber einige durchgefallen sind und anschließend ein ordentliches naturwissenschaftliches Studium zügig hinter mich gebracht habe und daher das alles durchschauen konnte und noch kann, was mir vorgesagt wird, andererseits träume ich manchmal und heimlich davon, strunzdumm geblieben sein zu dürfen, um dem Begreifen des Disasters zu entkommen. Das Leben wäre einiges leichter.

  26. WIE NENNT MAN EINE GELDSCHWEMME?
    Genau, Inflation. Und stark inflationäre bzw. degenerative Tendenzen haben wir auch im Bereich Bildung. Immer kürzer wird die Zeit, die für das Kerngeschäft des Unterrichtens bleibt, unsinnige Projekte und hirnlose Schülerbesäufnisse sind wichtiger. Nach bestandenem Billigabitur wird erst mal eine ganze Woche gefeiert. Mit viel Trara und Geschrei. Dann gibt es „Thementage“ (eine Art morgendliche Disco) und schließlich den sog. „Abistreich“, meist ziemlich einfallslose, oft in Sachbeschädigung oder sogar Körperverletzung mündender Klamauk. Die Zwangsspaßgesellschaft hat eben ihre Regeln.

    Seit Jahrhunderten pflegt man traditionelles Bildungsgut, aber in unserer Zeit heißt es im Multikultisprech „fack u Goethe“. Als ob irgendein Schüler verstehen würde, was er bei einem hochinteressanten, an sich kurzweiligen, actiongeladenen und doch lehrreichen Drama wie dem „Faust“ verpasst. Inkompetente, durch linksgrüne Ideologie verblendete Lehrer sind zudem weder in der Lage, den Unterricht fachlich adäquat aufzubauen, noch den Stoff ganzheitlich zu vermitteln. Außer der Deklamation von irgendwelchen Urwaldtönen (s.o.) wird in Sachen Persönlichkeitsbildung ebenfalls nichts erreicht. Der Abiturient von heute steht im Widerspruch zu dem, was das Abitur aussagt, denn das heißt im Amtsdeutsch „Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife.“ Sie sind aber weder hinsichtlich ihrer Persönlichkeit reif, noch sind sie studierfähig. Und das sind keine böswilligen Quertreiber, die das behaupten, es sind vermutlich die allermeisten Universitätsdozenten, die es so sehen.

    Statt Defizite aufzuarbeiten werden sie schöngeredet. Von denselben linken Ideologen, die unser Schulsystem an die Wand gefahren haben. Und die der vollkommen absurden Linie folgen „man muss das tote Pferd nur noch ein wenig länger peitschen, dann steht es wieder auf.“ Nein, tut es nicht, man hat jetzt lange genug gepeitscht und der kluge Engländer sagt: „stop flogging a dead horse“. Einstein meint: „Es ist Wahnsinn immer dasselbe zu tun und dann zu denken, dass etwas anderes dabei heraus kommt.“

    Ein Abiturient, der in vielen Fällen seine Muttersprache nicht mehr beherrscht ist ein Widerspruch in sich. Ein Armutszeugnis ohnegleichen. Und das Problem löst man auch nicht damit, dass man immer anstrengungsfreier das Abitur „herschenkt“. Aber in einem Land, wo die erste Staatsdienerin nur allzu bereitwillig das Tafelsilber zum Spottpreis verscherbelt hat die bedenkenlose Schenkwut eben Konjunktur.

    „Quidquid agis, prudenter agas et respice finum“ – was immer du tust, tu es vorsichtig und bedenke das Ende – eine seit der Antike allgemeingültige Wahrheit. Von der man sich bei uns in leichtsinniger, vermessener und fahrlässiger Weise entfernt hat. All dies, das so wichtige Vorsichtsprinzip und der Gedanke an die Folgen eigenen Handelns sind unserer Schülerschaft systematisch aberzogen worden. Das fachliche Niveau sinkt immer weiter ab, Ziel ist vermutlich der Analphabet mit Abitur. Die von den 68-ern eingeleitete und von ihren linksgrünen Bannerträgern weiterentwickelte „Reformitis“ hat all das, was an unserem Schulsystem reformbedürftig war noch verschlimmert. Das Gute wurde hingegen wegreformiert.

    Es wäre jetzt an der Zeit, das linksverkippte Schulsystem zu reformieren. Aber diesmal so, dass eine sich nach unten drehende Spirale wieder in die Gegenrichtung läuft.

    Also nach oben!

    • Quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

      • Rectius convenit eis, qui in re publica nostra potentes sunt, illud proverbium Neronis: „Me mortuo terra flammis devastabitur.“

  27. Letztes Jahr bei der Abizeugnisübergabe unserer Tochter hielten alle nach dem Gottesdienst mit Spendensammlung für Flüchtlinge eine Rede. Die Schülersprecher entschuldigten sich bei Sanitätern und Polizei, wegen der Ausfälle während der Abifeiern (Alkohol, Randale). Die Jahrgangsleiterin bat die Kinder (!), sich jetzt erstmal ein Jahr auszuruhen und zu überlegen, was sie eigentlich im Leben wollen. Geld ist nicht so wichtig. Der Elternbeirat warnte vor Rassismus. Als schlußendlich der Schulleiter ansprach, dass es auch Spaß machen könnte, im Leben etwas zu leisten, herrschte verständnisloses Schweigen. Aber irgendwie fühlten sich alle ganz toll.
    Unsere Tochter macht jetzt seit einem halben Jahr eine Ausbildung im Krankenhaus, hat eine eigene Wohnung, versteht nicht, warum sie GEZ zahlen soll und hat mitbekommen, dass es Menschen gibt, die sich absichtlich betrinken bevor sie zum Messern gehen. Schätze, nächstes Mal wählt sie auch die Partei, deren Namen man nicht aussprechen darf.

    • @Claudia R: Gut so, gut für Ihre Tochter! Die harte Schule des Lebens eben….Leider fallen die meisten Abiturienten, bedingt durch deren Eltern, weich. Da wird auch während und nach dem Studium nicht der Geldhahn zugedreht. Leistung ist nicht mehr erwünscht in Deutschland. Was dabei heraus kommt, sehen wir ja jetzt: Abiturienten, die nicht auch nur mal einen Satz fehlerfrei schreiben können. An den Uni’s raufen sich die Profs die Haare…..

      • Vielen Dank, ich denke auch, dass unsere Tochter die Kurve gekriegt hat. Aber haben Sie schon mal überlegt, was passiert, wenn man als Eltern seinem studierenden Kind den Geldhahn zudreht ? Die Eltern MÜSSEN das ‚Kind’ finanziell unterstützen, solange es in der Ausbildung ist. So ist unsere Rechtsprechung. Man muss mittlerweile dankbar sein, wenn junge Erwachsene gern auf eigenen Füßen stehen wollen, und da bin ich echt sauer auf das, was ihnen in der Schule so alles eingeredet wird.
        Ich kann nur jedem dazu raten, schon früh damit anzufangen, seine Kinder außergewöhnliche Wünsche selbst erarbeiten zu lassen und Geldgaben an Leistung zu koppeln. So ist es im richtigen Leben nun mal auch. Liebe gibt es natürlich auch weiterhin unbegrenzt und umsonst 🙂

  28. Die jungen Leute sind leider fast alle komplett blind dafür, dass dieses Land gerade an die Wand gefahren wird. Kaum jemand von ihnen findet, dass sie sich politisch engagieren sollten, einmal als privilegierte (weil gebildete) Bürger und, mehr noch, weil sie die Hauptbetroffenen des Niedergangs Deutschlands sein werden.

    So wie sie es gewohnt waren, dass ihre Altvorderen ihnen den Weg ebneten und die Bösartigkeit der Welt von ihnen fern hielten, so glauben sie, dass „gute Absichten“ reichen und dass es irgend jemand schon richten wird. Frau Merkel? Die EZB? Die UNO? Die Weltregierung? Diese Generation wird vermutlich noch einmal richtig hart aufschlagen.

    • Erwähnen sie auch die Mitschuld der Pädagogen, die die Jugend einseitig indokrinieren und die Eltern, die sich vor ihrem Erziehungsauftrag drücken.

    • Erschwerend kommt hinzu, dass es heute keine Wehrpflicht mehr gibt. Man mag mich wegen dieser Meinung für sehr altmodisch halten. Aber ich war eigentlich für die Abschaffung von Wehr- und Zivildienst, weil unser Staat es nicht fertig gebracht hat, auch nur ansatzweise so etwas wie Wehrgerechtigkeit einzuführen. Denke ich jedoch an meine eigene Studienzeit zurück und betrachte die jungen Studienanfänger von heute, so scheint mir diese Phase von Wehr- und Zivildienst bei den Männern heute zum Erwachsenwerden irgendwie zu fehlen.
      Auch damals zu meiner Studienzeit waren bei den Damen diejenigen deutlich härter im Nehmen, disziplinierter und schlussendlich leistungsstärker, die zwischen Schule und Studium noch ein FSJ oder eine Berufsausbildung absolviert haben. Wenn das damals (Ende 80er) schon so war, wie ist das dann heute bei diesem verweichlichten Abitur?

  29. ich kam über den zweiten bildungsweg zur klassischen fachhochschule und hatte auch einen vorkurs mathematik besucht, da man in der technikerschule und dem zusatzunterricht fachhochschulreife (das war damals noch separat zu besuchen, samstags) aus zeitgründen dann doch nur das allernötigste vermittelt bekam (aber engagiert, verständlich, intensiv und in einem sehr angenehmen lernumfeld – ich bin noch heute dafür dankbar.)

    als elektronik-ingenieur bin ich trotzdem kein mathematiker vor dem herrn, lehre heute aber als lehrbeauftragter an mehreren hochschulen (keine unis selbstredend).

    wir haben heute:
    – vorkurs (brückenkurs) mathematik
    – dito physik
    – anschließend – neu! – ein sog. „0. [nulltes] semester“.

    wohlgemerkt: für abiturienten.

    ziel des neuen „0. semesters“ ist es, studienanfänger auf „mittelschulniveau“ zu heben.

    ich habe mich nicht getraut, zu fragen, auf welches niveau die beiden vorkurse heben sollen.

  30. Früher waren das Abitur kostenlos. Heute ist es umsonst.

  31. Das ist keine neue Zeiterscheinung, das zieht sich schon seit 40 Jahren durch`s Land, wobei der Süden noch mehr forderte als der Norden und viele die von Süddeutschland nach Norddeutschland mit ihren Kindern gezogen sind, mußten ihre Sprößlinge von der Langeweile im Unterricht ablenken, denn die waren in der Regel vom Stoff her zwei Jahre voraus und das ist bis heute so und wird sich auch nicht ändern, denn man vermittelt mehr die Rechte als die Pflichten und bei der Benotung scheint man es auch nicht so eng zu sehen, denn schließlich müssen auch die Arbeiterkinder das Abitur erreichen, denn wo kommen wir denn hin, wenn nur die Oberschicht dieses Privileg erhält und die anderen müssen darben, wobei so mancher praktische Beruf heutzutage zukunftssicherer sein kann als ein zweifelhaftes Abitur, als Eintrittskarte für eine Versicherungs- oder Bankenlehre, fein mit Krawatte und Zwirn und trotzdem ohne mehrheitliche Aussicht etwas zu werden und das scheint der generelle Trend zu sein. Bildung für alle, mit Abzeichen aber ohne Gewähr und wenn ich auf meine berufliche Laufbahn als älteres Semester zurückblicke, dann kann ich schon qualitative Unterschiede feststellen, insbesondere dann, wenn man die Welt über vier Jahrzehnte beruflich bereist hat und die Entwicklung gerade in den asiatische Staaten verfolgt und da herrscht bei vielen erfolgreichen Ländern ein völlig anderes Regiment, das beginnt beim morgendlichen miltiärischen Drill auf dem Schulhof und endet im Nachhilfeunterricht für Entgelt bis spät in die Nacht, egal wo einer herkommt und das wird gnadenlos durchgezogen, bei Reich und Arm, während unser Sprößlinge ihren Feiern fröhnen und garnicht bemerken wie ihre eigene Zukunft an ihnen vorüber geht und das Ende, insbesondere der Deutschen ist eingeleitet, nicht umsonst hat mir ein chinesischer Geschäftspartner in Kanton, bei reichlich Maotai, freundschaftlich 1981 auf die Schulter geklopft und mir prophezeit, daß China Europa Anfang des neuen Jahrtausends überholt hat. Wie recht er doch hatte.

  32. Alles richtig, Herr Kraus. 15, 20 Einser-Abis an einem stinknormalen Gymnasium (ich weiß es, da ich für einen Schulträger tätig bin) sind heute normal. Sehe ich dann aber im Gegenzug die Allgemeinbildung unserer Azubis, größtenteils auch Abiturienten und dazu noch gute Azubis, dann beschleichen mich dennoch Zweifel. Ich sehe, was die alles nicht wissen, was für mich heute und damals (als ich Abi gemacht habe) noch selbstverständlich war.

    Kleine Anekdote am Rande: ein (dann nicht genommener) Bewerber (auch mit recht gutem Abi-Zeugnis) wurde beim Bewerbungsgespräch gefragt, wie denn die Landeshauptstadt heiße. Antwort: Sorry, ich bin zugezogen. Noch Fragen?

    • Sie vergessen, dass man das ganz schnellen qwanten kann.

  33. Herr Kraus,
    Sie sind doch auch Sportlehrer, erhalten die Schüler heute auch im Sportunterricht ihre 14-15 Punkte? Zu meiner Zeit vor ca. 30 Jahren mussten in der Oberstufe für 15 Punkte die 100 m in ca. 11 Sekunden gelaufen werden, 35 m durchs Becken tauchen, Handstandüberschlag über den Kasten usw. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die heutige Generation-Playstation, die bei einer Bewerbung bei der Bundeswehr 1 Klimmzug schaffen muss, auch im Sportunterricht mal ebend 15 Punkte bei gleichen Anforderungen abräumt.

  34. Und dann lässt die Berliner Polizeiakademie die Abiturienten zum Diktat bitten und mehr als die Hälfte schreibt eine 6.

    Toll so ein Abitur.

    • Oder die Leute strömen an die Unis und belegen Gender Studies. Zur Erinnerung, das Abitur ist die Berechtigung zum Studium,nicht bloß die Befähigung.

Einen Kommentar abschicken