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Benehmen Sie sich!

Die Deutschen fürchten Charaktere

18.05.2018

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Deutschen bewundern Monarchien, wären einer solchen Staatsform aber gar nicht gewachsen.

Nun steht es den Deutschen mal wieder bevor, ein Spektakel, das schlichtere Gemüter gerne „Märchenhochzeit“ nennen. Es wird prunkvoll, majestätisch, nicht wenig kitschig, also im besten Fall gekonnte Unterhaltung werden. Nichts, was wir von der britischen Uraltmonarchie nicht erwartet dürfen, nichts, was es wert wäre, tiefgründig beschrieben werden zu müssen oder wie die trotz aller Show-Erfahrung doch abgeklärten Engländer (die die längeren Pub-Öffnungszeiten mehr zu interessieren scheinen) zu sagen belieben: „nothing to write home about.“

Tja, wenn da nur die Deutschen nicht wären! Die schaffen es bei jeder dieser Veranstaltungen, in ihrer royalen Begeisterung hyperventilierend ungefragt den königlichen Ausnahmezustand auszurufen, die Yellow Press produziert Tonnen von royalem Zusatzschmutz und die deutschen Fernsehsender ZDF und RTL, sich sonst in herzlicher Abneigung verbunden, finden nichts dabei, sich für geschlagene vier Stunden „gleichzuschalten“, um das Geschehen mit mehr oder weniger fachkundigem Expertenaufgebot unters emotional adelsdurstige republikanische Volk zu senden. Und zu schlechter Letzt darf (natürlich) die allfällige Umfrage nicht fehlen, wonach 37,1 Prozent der Bundesbürger europäische Monarchien für eher oder absolut erhaltenswert befinden oder aber gar jeder 10. Bundesbürger sich eine solche Staatsform (zurück)wünscht.

„What for“? würden da die royalen Insulaner aus England fragen. Wozu? Was erwarten die Deutschen für Vorteile außer der gelegentlichen Emotional-Berieselung, für die man dann endlich nicht mehr auf ausländisches Königs-Personal angewiesen wäre. Für die Staatsform einer Monarchie muss eine Gesellschaft vor allem über die nötige Reife, den entsprechenden Charakter, eine gewisse Grundanständigkeit und eine im besten Sinne „adelige“ Geisteshaltung verfügen. Wahre Monarchie spielt sich nämlich weit mehr im Kopf, in Haltung und Benehmen, vor allem aber in Standhaftigkeit ab als im Herz oder in der Tränendrüse. Eine monarchische Gesellschaft hat kein gestörtes Verhältnis zur Ratio, eine monarchische Gesellschaft hält es aus, wenn ihr unbequeme Wahrheiten zugemutet werden, wenn ihr Staatsoberhaupt in Streitfragen nicht wankt und weicht. Dafür hält sie sich König oder Königin, deren Schicksale von keinerlei Wahlen oder Abstimmungen abhängig sind und die damit im wahrsten Sinne des Wortes über den Dingen stehen sollen. Es gibt einige durchaus beeindruckende Beispiele aus europäischen Monarchien, wo der gekrönte Staatschef durch seine feste Überzeugung für die Aufrechterhaltung von Werten eingestanden ist.

Wozu also, Ihr Deutschen? Ihr seid gar nicht bereit für eine solche Staatsform. Euch fehlt es elementar an dem Willen, solche fest verankerten Personen, die eine Monarchie üblicherweise hervorbringt, auszuhalten. Ihr wollt und vertragt keine offenen Worte, keine gegen den Mainstream gebürsteten Diskussionen und daraus resultierende Entscheidungen. Ihr wollt diese „Eintagspolitiker“, die Euch heute dies und morgen das versprechen. Die vor allem immer schön das aufsagen, was ihr hören wollt. Man kann sich eben nur an jemandem aufrichten, an dem man sich auch reiben kann. Der deutsche Staatsbürger möchte sich aber nicht an jemandem reiben, er möchte es kuschelig haben, er ist harmoniesüchtig bis zur Selbstverleugnung, er reagiert (und wählt) sprunghaft und hochgradig emotional. Mit einem Wort: der Deutsche ist einer Monarchie nicht gewachsen!

Es mag sich wie Wählerbeschimpfung anhören und ist doch nur eine Zustandsbeschreibung: die Deutschen sind nicht monarchisch gelassen, sondern schon seit geraumer Zeit eine hypochondrische Nation, die vor allem und jedem Angst hat (noch ein Anglizismus: „the german angst“), sich wie der eingebildete Kranke pausenlos selber beobachtet, alles Leid der Welt augenblicklich auf sich bezieht und deswegen am liebsten Zuflucht in den Armen der Untergangspropheten sucht. Viele politische Vorgänge der letzten Jahre sind eigentlich nur so zu erklären. Wenn die Deutschen beklagen, sie hätten keine politischen Persönlichkeiten, an denen sie sich auf- und ausrichten könnten, dann beweisen sie ihre eklatante Politik-Unmündigkeit schon allein daran, dass sie die Wenigen, die es sind, mit Vorliebe bei Wahlen wieder „entsorgen“. Wer eine Persönlichkeit will, muss sie auch aushalten, wenn eben diese ihren Charakter dadurch beweist, dass sie dem Bürger nicht nach dem Mund redet. Was sonst macht denn eine Persönlichkeit aus?

Nein, Ihr deutschen Bürgersleut, bleibt bei Euren republikanischen Leisten: ihr seid politisch nicht reif, Ihr verachtet die dazu nötige Ratio, Ihr wollt für Eure Entscheidungen nicht geradestehen, Ihr verdrängt Unpopuläres und ächtet den einsamen Rufer in der Wüste der Minderheitsmeinung.

Eine Deutsche Monarchie? „What for“!

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35 Kommentare

  1. Werter Prinz von Croy
    Wieso „ihr“ Deutschen? Ist der Herr Prinz kein Deutscher? Mit der royalen Höflichkeit hapert es wohl noch, sonst hätte der werte Prinz, so Er denn selbst ein Deutscher ist, „wir“ geschrieben, auch wenn Er sich selbst natürlich nicht meint. Aber Er glaubt doch wohl auch nicht, dass alle Deutschen außer Ihm allein seinen Zeilen entsprechen. Oder, Herr Prinz?
    Also bitte, sage Er „wir“ Deutschen. Ansonsten hat er ja recht.

  2. Leider sind Monarchien und Adel längst nicht mehr die Gestalten der Geschichte wie man sie aus der deutschen Geschichte beispielsweise kennt: Naturschutz, Krankenversicherung, Schulpflicht… allein Friedrich der Große hätte ich gerne kennengelernt.

    Aber der heutige (Alt-)Adel? Die Monarchien von Schweden und England lächeln, winken und feiern Hochzeiten und bekommen abgeschirmt vom Elend Kinder, während sie das eigene Volk nicht mal mehr kennen und fernab von allem nichtmal sehen wie ihr eigenes Land dem Untergang zusteuert. Heutige Monarchien in Europa sind für mich wie langjährige Berufspolitiker in Deutschland. Niemals zu vergleichen mit einem König wie der kürzlich Verstorbene in Thailand.

    Dem Adel fehlt Charakter. Nicht dem Volk.

  3. Das Problem mit einer deutschen Monarchie, daß ja auch 1871 nicht befriedigend gelöst wurde, oder 1866 zum Deutschen Krieg führte, sehe ich in der unseligen Tradition und Vergangenheit der Kleinstaaterei, die mit dem (völlig überflüssigen) Föderalismus 1949 fortgeschrieben wurde.
    An die deutschen Kaiser vor 1804 erinnert sich kein Mensch mehr, die Hohenzollern-Monarchie ist durch den ersten Weltkrieg kontaminiert worden, obwohl sie an ihm keine überwiegende Schuld trug, und sie war zu preußisch geprägt.
    Welche Sehnsucht hier dennoch unbedient bleibt, zeigt die große Popularität von seinerzeit Richard von Weizsäcker, einem Adligen als Bundespräsidenten, der aber nicht nur adlig war, sondern eben so, wie man sich einen Monarchen wünscht: Silberhaarig, gutaussehend, gebildet, distinguiert, manchmal auch ein bißchen überheblich, was man ihm aber immer verzieh, wie auch seinen größten Fehlgriff, die Kapitulation von 1945 als „Befreiung“ zu verkaufen.
    Sogar bei Guttenberg schlug das vor kurzem durch. Vom „von“ im Namen geht auch im 21. Jahrhundert eine schwer beschreibbare Anziehungskraft aus. Und sei es, daß sie auf unverschämte aber unbestreitbare Weise klarmachen: Wir sind doch nicht alle gleich.
    Ich wäre unbesehen für die Restitution der Monarchie in Deutschland. Mit einem Monarchen käme dem Parteienstaat ein Gegenspieler entgegen, der eben nicht aus deren Mitte und von deren Gnaden wäre. Gute Bundespräsidenten waren nämlich stets die, die – und sei es nur für einige lichte Augenblicke – den Eindruck erwecken konnten, die stünden für die Nation und das Volk und nicht ihre Partei. Wer als Zeitgenosse Heuss, Weizsäcker oder Herzog kannte, wird einen wie Steinmeier als umso schrecklicher erleben, obwohl die Ära der Parteipräsidenten schon mit Gustav Heinemann begann, ohne den Willy Brandts Kanzlerschaft undenkbar geblieben wäre.
    Aber eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr….

  4. Monarchie? In England? So was von schnurz. Gerade wurde in Sheffield (wieder einmal – nach London) ein Moslem zum Bürgermeister gewählt: Der ließ schon verlauten, dass er nie einen „Toast“ auf die Königin aussprechen würde. Die Monarchie geht in England bereits sang- und klanglos unter. Zusammen mit den Engländern. Das merken die Engländer nicht einmal. Die meisten möchten es ja nicht anders, also wie bei uns auch.

  5. Na ja, werter Prinz, da erheben Sie sich aber kraft Ihres blauen Blutes ein wenig hoch über das deutsche Volk. Wie anders ist es denn zu erklären, dass Sie ständig über „die Deutschen“ statt über „wir Deutschen“ reden? Wenn man in Mülheim an der Ruhr geboren ist und Sie mitten unter uns wohnen, mutet das zumindest ein wenig überheblich und befremdend an. Ihr Artikel könnte fast von Deniz Yücel sein.

  6. „Für die Staatsform einer Monarchie muss eine Gesellschaft vor allem über die nötige Reife, den entsprechenden Charakter, eine gewisse Grundanständigkeit und eine im besten Sinne „adelige“ Geisteshaltung verfügen.“

    Ich bin überrascht! – Hätte nicht gedacht, dass ich gerade auf TE mal solche Aussagen über die Einwohner von Marokko, Jordanien, Saudi-Arabien, der Emirate, Bahrain, Quatar und Oman lesen darf. Aber ich sags nicht weiter, versprochen!

  7. Eigentlich haben wir ja eine Monarchie. Nicht mit Erbfolge, sondern eine quasi-adelige Gruppe alternativlose Spitzenpolitiker. Echte Visionäre, über alles erhaben, immun gegen Fakten oder Experten, die doch bloß nicht das große Ganze sehen. Das Volk hat es kuschelig, eingehegt durch die beruhigenden Worte Ihro Gnaden und der Hofberichterstattung. Für alle Fragen und Sorgen gibt es ein Amt das gerne nach Kräften weiterhilft. Für diesen Luxus des im-Staate-schwelgens ist man doch gerne bereit, vier oder fünf „Zehnte“ abzugeben. Zum Wohl aller!

  8. Die Deutschen, die sich eine Monarchie wünschen, wünschen sich wohl zum größten Teil einfach nur „einen starken Mann“, der ihnen sagt wo es lang geht. Viel zu viele sind nicht bereit selbst zu denken. Aus diesem Grund erhält auch Merkel nach wie vor so viele Stimmen. Sie gibt die Richtung vor, auch wenn sie das ohne Charakter macht und ab und zu eine 180 Grad Drehung vornimmt, sie steht unbeeindruckt von aller Kritik da. Das ist für viele maßgeblich.

  9. „Für die Staatsform einer Monarchie muss eine Gesellschaft vor allem über die nötige Reife, den entsprechenden Charakter, eine gewisse Grundanständigkeit und eine im besten Sinne „adelige“ Geisteshaltung verfügen. Wahre Monarchie spielt sich nämlich weit mehr im Kopf, in Haltung und Benehmen, vor allem aber in Standhaftigkeit ab als im Herz oder in der Tränendrüse.“ etc. bla-bla … sorry … gehts noch? … habe auf dieser Seite hier zum Glück extrem selten derartige Tieffliegerei erlebt.

  10. Na, ja, die meisten meiner Assimilierten deutschen Landsleute können auch keine Demokratie. Den Beweis dafür findet man, in der Mehrzahl, in den Parlamenten.

  11. Die Kritik, die der Autor, – grundsätzlich -, am heutigen deutschen Bürgertum ausdrückt, ist naürlich, leider, richtig.
    Seine Argumentation ist aber, aus meiner Sicht, in insbesondere 2 Punkten, brüchig:

    1. Gerade das englische Königshaus „zeichnet sich dadurch aus“, dass es überhaupt keine politische Stellung bezieht. Bzw. teils, wenn überhaupt, dann, vom Parlament genötigt (Besipielsweise der Thronverzicht von König Edward). Kontroverse, den Bürger offendierende, politische Statements (Darum ginge es ja theoretisch dem Autor, wenn ich es richtig verstanden habe), sind vom englischen Königshaus nicht zu erwarten !
    2. Auch wenn es einen gewissen Charme haben mag, dass ein Thronfolger auf seine Aufgabe als Regent vorbereitet werden kann, – so ist doch der Monarch, dessen Charakter keinesfalls automatisch integerer, als der eines Durchschnittsbürger sein muss, – de facto ein Diktator (Natürlich nicht in einer konstitutionellen Monarchie).
    Und wenn man falsch handelnde Diktatoren weg kriegen will, wird es in der Regel blutig.

    Der grosse Vorteil der Demokratie ist, dass der Wechsel der Macht unblutig erfolgt.

  12. Ich kenne einige wenige mindest gebürtige Adlige und ja, ich möchte meinen, dass es sich um Charaktere handelt.
    Neigte Deutschland nicht doch eher zum Geistesadel und zur Selbstbestimmung als geselliger Form? Deshalb auch die Zuneigung zum Kant´schen Imperativ?
    Daraus ergibt sich m.E. eher die Gewissheit ( Fähigkeit zu) parlamentarischer Demokratie als ein Erbadel und die Adligen, die ich kenne haben gerade als Charaktere keine Probleme damit. Ich halte es für ausgemachten Unsinn, zu glauben, dass die bürgerliche Revolution in Deutschland nicht erfolgreich war. Genaugenommen wurde der Kaiser damit zum ersten repräsentativen Bürger.
    Schliesse mich also Herrn Theobald Tigers witzigem Beitrag an und meine, dass wir in Deutschland weiter sind als die europäischen Monarchien, weil wir uns gegenseitig schätzen und respektieren.
    Deswegen kann ich doch Charktere erkennen und muss gestehen, schon viele adlige Hochzeiten gesehen zu haben. Diese jetzt ist nicht mehr meine Generation, aber Dianas habe ich gesehen und und und
    Meine hat mich aber am nachhaltigsten beeindruckt …nun ja, Scheidungen gibt es auch bei Adelsleuten.

  13. Verehrter Prinz von Croy, Sie überhöhen die Staatsform der (konstitutionellen) Monarchie in einer Weise, dass die Darstellung bereits ins Satirische abgleitet. Vielleicht ist der Text im Ganzen ja auch Satire, und ich habe ihn nur nicht verstanden.
    Jedenfalls, lassen Sie sich gesagt sein: Ich fürchte keine Charaktere. Und dennoch weine ich der Monarchie keine Träne nach. Monarchen bedienen die kindlichen, unmündigen Anteile in uns, leisten der Regression Vorschub. Eine aufgeklärte Gesellschaft kann darauf gut verzichten. Persönlich würde es mich verrückt machen, wenn eine Bundeskanzlerin, die sich gebärdet wie eine Alleinherrscherin, noch Gesellschaft bekäme von einem Monarchen, dessen „vornehmste Eigenschaft“ seine Abstammung ist und den ich deswegen lebenslang und fürstlich alimentieren soll.

  14. Naja, sie hat jetzt eine Feministin, eine Kämpferin für das Menschenrecht auf Abtreibung, eine „me too“ – Supporterin als Enkeltochter. Ist das denn gar nichts?

  15. Der König meiner böhmischen Großeltern war der letzte Kaiser von Österreich, Karl. I, ein Monarch von Gottes Gnaden. Mittlerweile ist er auch meiner. Mit dieser göttlichen Gnade kann jeder Königin oder König sein. Eine Monarchie besteht aus lauter Königen.
    Die Deutschen haben beschlossen, die Verbindung nach „oben“ aufzukündigen und dagegen zu protestieren. Deshalb sieht das protestantische Deutschland unter protestantischer „Führung“ so aus, wie es heute aussieht. Jahrzehntelange Gehirnwäsche der protestantischen oder atheistischen Siegermächte haben dem deutschen Volk den Rest gegeben. Der Aufbau des Landes nach dem Krieg unter dem rheinischen Katholiken Konrad Adenauer erscheint mir da im Rückblick wie ein Wunder. Das war weit mehr als ein Wirtschaftswunder!!!

  16. Die Deutschen? Sagen wir mal so, 15-20% der „Deutschen“ sind (vielleicht) reif für eine Monarchie wie Prinz von Croy sie in seinem Artikel beschrieben hat mit einer geistigen Haltung gespeist aus Rationalität, Bewußtsein für Form und Stil, Charakter, Standfestigkeit und Selbstbewußtsein.
    Monarchie ohne Adel geht eh nicht. Da der Geburtsadel in Deutschland politisch keine Rolle spielt mit der einen Ausnahme der geborenen Herzogin von Oldenburg und ein „geistiger Adel“ wie ihn der heute vollständige vergessene Litertat Kurt Hiller einmal
    versucht hat als politische Größe zu etablieren, muss man sich mit dem begnügen, was vorhanden ist.
    Für die Zukunft in dieser Hinsicht gilt allerdings, „Nichts ist sicher und noch nicht einmal das.“

  17. Verehrter Prinz von Croy, es mag Ihrem Namen geschuldet sein und den damit verbundenen persönlichen Wurzeln, dass Sie die Staatsform der (konstitutionellen) Monarchie in einer Weise überhöhen, dass sie ins Satirische abgleitet. Vielleicht ist der Text im Ganzen ja auch Satire, und ich habe ihn nur nicht verstanden.
    Jedenfalls, lassen Sie sich gesagt sein: Ich fürchte keine Charaktere. Und dennoch weine ich der Monarchie keine Träne nach. Monarchen bedienen die kindlichen, unmündigen Anteile in uns, leisten der Regression Vorschub. Eine aufgeklärte Gesellschaft kann darauf gut verzichten. Persönlich würde es mich verrückt machen, wenn eine Bundeskanzlerin, die sich gebärdet wie eine Alleinherrscherin, noch Gesellschaft bekäme von einem Monarchen, dessen „vornehmste Eigenschaft“ seine Abstammung ist und den ich deswegen lebenslang und fürstlich alimentieren soll.

    • ……..welches verwandte synonym haben sie noch zu bieten?

    • Weshalb echauffieren Sie sich denn so. Sie, ja Leute wie Sie sind doch überhaupt nicht gemeint. Also weshalb ziehen Sie sich den Schuh an? Ich bin wahrlich ein eingefleischter Republikaner und schätze z.B. an den Franzosen am meisten, daß sie 1789 die dekadente Bagage ‚einen Kopf kürzer‘ gemacht haben. Aber der Artikelautor hat mit seiner Beurteilung von uns Deutschen in Gänze völlig recht. Wir sind einfach als Volk nicht lebensfähig, was nicht zuletzt dadurch belegt ist, daß Bismarck 1871 die deutschen Zwergstaaten zwangsvereinen mußte und das auch nur ohne Österreich gelungen ist. Seit etwa 1968 zerfällt das Zwangsgebilde Deutschland mit zunehmender Fahrt wieder und bald wird der bekannte Flickenteppich auf der Karte Mitteleuropas zu sehen sein. Just wie anno dunnemals. Dieses Mal aber als Emirate oder andere Stammesgebiete und nicht als christlich-abendländische Fürstentümer.
      Und damit wäre die Gefahr der Installierung einer Monarchie hierzulande vom Tisch und bedarf keinerlei Diskussionen mehr.

      • @Ostfale
        Sie wissen doch gar nicht, wie ich schreibe, wenn ich mich wirklich echauffiere. 😉
        Im Ernst: Es ging mir nicht um die Verteidigung des „deutschen Volkscharakters“. Es war, glaube ich, Monika Maron, die kürzlich geäußert hat, die Deutschen seien in ihrer Mehrheit fügsam und feige. Leider muss ich ihr zustimmen (und zähle mich beschämt dazu). Deswegen sieht es für unser Land nicht gut aus. Das sehe ich wie Sie.
        Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass Monarchen eben nicht automatisch integre, unbeirrbare Lichtgestalten sind, die ein Land voranbringen. Der Autor schwelgt eindeutig in platonischen Idealvorstellungen.

      • Allerdings sollte man auch bereit sein, zuzugeben, dass eine direkte Demokratie und Selbständigkeit und bei überschaubaren Kleinstaaten wirklich möglich ist.
        Wäre bei uns jedes Bundesland nur für sich selbst verantwortlich, so hätten die Bürger in den Links-grünen Hochburgen schon längst ihre Politiker zum Teufel gejagt. Ohne den Länderfinanzausgleich wäre Berlin nicht überlebensfähig – es sei denn, es wäre seit Jahrzenten besser regiert worden.

  18. Deutschland hat nun seine Geschichte mit Monarchien, gute und schlechte. Vieles was der Autor schreibt ist, aus heutiger Sicht, natürlich zutreffend. Ich bezweifle aber, dass irgendein europäisches Land ‚wegen der Monarchie‘ politisch und gesellschaftlich rationaler sei.

  19. Gut gebrüllt, Löwe! – Die Monarchie bietet den großen Vorzug, dass von Zeit zu Zeit jemand an die Staatsspitze gelangt, der da gar nicht unbedingt hin wollte. Also nicht die Ochsentour vom kleinen Jungfunktionär bis zum Großfunktionär durchlaufen hat und sich unterwegs in jede opportune Richtung verbiegen musste. Das Modell für alle Zeiten gab Friedrich der Große.

  20. Die Monarchie gehört doch zu Deutschland – seit Königin Merkel der ersten.

  21. Also wenn man sieht, was sich da so alles im Bundestag rumlümmelt, weder Vision noch Durchblick hat, am besten alle Verantwortung gleich in fremde Hände geben möchte, um wie die Sonnenkönige ein vergnügliches Leben zu führen, dann sollte man ernsthaft über eine Monarchie nachdenken. Von Friedrich dem Großen stammt ja der Satz, „Ich bin der erste Diener meines Staates.“ Eine erstklassige Gesteshaltung, die bei den gegenwärtigen Politkoryphäen überhaupt nicht vorhanden ist. Ich hätte nichts gegen die Hohenzollern, und schwarz-weiß-rot als Landesfarben.

  22. Ja, was für Lichtgestalten waren doch die deutschen Fürsten, die 1871 das neue Deutsche Reich begründeten, wenn man sie mit unserem heutigen Politikergewürm vergleicht.
    Damals Meritokratie, heute Ochlokratie!

    • Die Lichtgestalt hieß Bismarck. Und der war bis zur Reichsgründung überhaupt kein Fürst. Er betrieb danach eine Politik des Ausgleichs mit den europäischen Möchten und wollte weitere Kriege verhindern. Der deutsche Kaiser war zu arrogant und zu dumm, diese Politik fortzusetzen und ließ sich in den Ersten Weltkrieg treiben, Konsequenterweise wurde der Adel vor 99 Jahren in Deutschland abgeschafft. In einer Demokratie braucht es keine durch Geburt privilegierten Stände.

      Und wer das Loblied auf Monarchien singt, dem gefällt vermutlich auch heute das Herrschaftssystem in Saudi-Arabien oder der eigenwillige Stil des thailändischen Königs bei seinen Shopping-Touren in München. Das Königtum in Spanien wurde übrigens von Francisco Franco wieder eingeführt. Herzlichen Glückwunsch!

      • …bismarck w ar doch immerhin a d e l i g !

      • Ob Republik oder Monarchie – es benötigt eines Mechanismus, der die Regierenden davor zittern lässt, schlechte Entscheidungen zu treffen und den Wohlstand des Volks abzubauen anstatt ihn zu mehren. Eine Politik, die durch abgekarterte Spiele und Manipulationen effektiv geschützt ist vor Volkszorn ist nichts anderes als eine Königsfamilie, die durch reine exekutive Macht unantastbar ist.

  23. Auf den Punkt, klasse!
    Bloss keine Verantwortung für sich oder irgendwas mit Rückgrat übernehmen.

    Leider lesen und verstehen das wieder nur die, die es eh schon wissen.

  24. „… wären einer solchen Staatsform aber gar nicht gewachsen.“

    Verstehe ich nicht. Haben wir denn keine Monarchie ?!

  25. In Bayern wird König Ludwig II auch heute noch mehr verehrt als Merkel die Erste.

    • Verständlich. Der eine erschuf Versicherungen für das gemeine Volk, die andere tut ihr möglichstes diese zu verfrühstücken.

      • Denken Sie ab und an auch an etwas anderes als Geld und/oder persönliche Vor- oder Nachteile?

        Ein Monarch kann und sollte in ganz anderen Zeitlinien denken und eben nicht im Kleinklein der gemeinen Bürger.

        Der Bürger denkt oft maximal noch daran, woher er im nächsten Winter das Holz zum Heizen oder für ein zusätzliches Regal her nimmt. Der Adel, so er denn gut war, dachte daran, heute Bäume zu pflanzen, damit die Enkel bzw. Urenkel in 50 bis 70 Jahren Holz zum Bauen und Heizen hatten.

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