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Deutsche Sprache, schwere Sprache?

Die Leiden der Politisch Korrekten

12.05.2018

| Lesedauer: 4 Minuten
„Stelle andere sprachlich stets so dar, wie du wollen würdest, dass man dich an ihrer Stelle darstelle", so Anatol Stefanowitsch, Sprachwissenschaftler und Autor des DUDEN, mit dem Titel: "Eine Frage der MORAL. Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen."

Deutsch gilt als „schwierige“ Sprache und politisch korrektes Deutsch ist noch schwieriger: Es gibt nicht viele Deutschsprecher, die diese Sprachform ‒ politisch inkorrekt ausgedrückt ‒    „beherrschen“. Zum Beispiel wimmelt es in dem am 14. März 2018 abgeschlossenen „Koalitionsvertrag“  zwischen Union und SPD von „Fehlern“: Da steht auf derselben Seite politisch korrekt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer  neben inkorrektem „Unternehmen mit mehr als 45 Mitarbeitern“, Bürgerinnen und Bürger neben Soli-Zahler, und im Kapitel „Miete“ kommen nur Mieter und Vermieter vor. Kurzum: Das politische Spitzenpersonal der Republik ist unfähig, „geschlechtergerechtes“ Deutsch korrekt zu schreiben ‒ und das nach über dreißig Jahren einschlägiger staatlicher Regelungen.

Richtig gendern mit Hilfe des Duden?

Sprachratgeber für politisch korrektes Deutsch gibt es durchaus: Zuletzt, im Oktober 2017, erschien im DUDEN-Verlag das Büchlein „Richtig gendern“ (120 Seiten, 12 Euro), das allerdings nur verhalten gekauft wird: In der  Bestseller-Rangliste von Amazon steht es auf Platz 12 516  (Stand: 11.5.2018), und ein unzufriedener Leser fragt: „Warum sollen wir überhaupt gendern, und das auch noch richtig?“. Die Antwort auf diese Frage gibt der DUDEN in einer Neuerscheinung (53 Seiten, 8 Euro) mit dem Titel: Eine Frage der MORAL. Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen.

Der Autor, Anatol Stefanowitsch, wird vom Verlag als „Sprachwissenschaftler und Blogger“ vorgestellt, der „populärwissenschaftlich über die Schwerpunktthemen Sprachpolitik und sprachliche Diskriminierung [schreibt]“. Über diese Themen schreiben viele, aber Stefanowitsch ‒ und das ist fast ein Alleinstellungsmerkmal ‒ schreibt in einem perfekt politisch korrekten Deutsch, fehlerfrei, ohne Umständlichkeit und leicht lesbar: Die Kritiker/-innen, Politiker/-innen, Befürworter/-innen usw. stören im Text nicht (beim Vorlesen wäre das anders), und als Linguist vermeidet Stefanowitsch kompliziertere Genderkonstruktionen wie „Wer einmal lügt, dem oder der glaubt man nicht, und wenn er oder sie auch die Wahrheit spricht“.

„Stelle andere sprachlich stets so dar, wie du wollen würdest, dass man dich an ihrer Stelle darstelle“

Neben dem politisch korrekten Deutsch beherrscht Stefanowitsch auch das normale Deutsch. In einem sprachwissenschaftlichen Aufsatz schrieb er 2006: „Bei traditionellen Methoden [der Sprachdatenerhebung] wie der Introspektion, bei der Daten vom Forscher selbst erzeugt werden oder der eklektischen Sammlung von Daten, bei der der Forscher sich passend erscheinende Daten einzeln aus Texten zusammensucht, gibt es keine Garantie, dass der Forscher auf die relevanten Daten stößt.“ (Hervorhebung vom Autor, H.B.) 

Der Forscher kann hier normalsprachlich auch „Forscherin“ bedeuten, es handelt sich um das sogenannte „generische Maskulin“, eine Eigentümlichkeit der  indogermanischen Sprachen, die besagt: Eine Personengruppe, bei der das natürliche Geschlecht (Sexus) der Einzelnen unbekannt oder irrelevant ist, hat in der Regel das grammatische Geschlecht (Genus) Maskulin. Ein deutschsprachiges Kind, das in der Ferne reitende Personen sieht, wird deshalb sagen: „Ich sehe Reiter“, und diese Reiter können dann aus der Nähe Männer sein, Frauen oder Männer und Frauen.

Für Stefanowitsch ist politisch korrekte Sprache eine „Frage der Moral“, und diese Moral ‒ ich würde „sprachliche Höflichkeit“ vorziehen ‒ fasst er in folgender „goldenen Regel“ zusammen:

„Stelle andere sprachlich stets so dar, wie du wollen würdest, dass man dich an ihrer Stelle darstelle.“

Schon Adolph Freiherr von Knigge (Über den Umgang mit Menschen, 1796) hat eine ähnliche Regel aufgestellt: „Setze Dich in Gedanken oft an anderer Leute Stelle und frage Dich selbst: Wie würde es Dir unter denselben Umständen gefallen, wenn man Dir dies zumutete?“. Allerdings erkannte Knigge auch die Grenzen eines solchen Hineinversetzens: „Mit sehr empfindlichen, leicht zu beleidigenden Leuten ist es nicht angenehm umzugehn“.

Der Umgang mit dieser Personengruppe scheint mir bei den Beispielen für politisch inkorrekte Sprache, die Stefanowitsch erörtert, eine große Rolle zu spielen. Sie betreffen hauptsächlich

(1) frauendiskriminierende Sprache

(2) abwertende Bezeichnungen für Personen(gruppen).

Zu (1) begnüge ich mich mit einem sprachpraktischen Hinweis: Der Versuch, das sprachkorrekte Genderdeutsch in der Alltags-, Zeitungs- oder Literatursprache durchzusetzen, muss scheitern, weil es sich hier um einen Eingriff in das grammatische Sprachsystem handelt, der die Verständlichkeit stört und viele Sprecher überfordert.

Aus Zigeunerschnitzel wird Paprikaschnitzel

Bei (2) handelt es sich um lexikalische Probleme, die man mit der Regel „Ersetze X durch Y“ bzw. „Vermeide X“ grundsätzlich lösen kann: Politisch inkorrektes Zigeunerschnitzel würde dann durch Paprikaschnitzel ersetzt, Mohrenapotheke durch Morgenland-Apotheke o.ä., Fußgänger durch zu Fuß Gehende (für die Fußgängerunterführung liegt noch kein Ersatzwort vor) usw. Daneben gibt es für Stefanowitsch Unwörter wie Umvolkung, Volksverräter, (jemand) entsorgen, die man nicht sagt und die es zu „bekämpfen“ gilt ‒  „notfalls mit weitreichenden zensurartigen Maßnahmen“.

Bei diesem Kampf gegen das Böse („rechte Bewegungen und Parteien mit […] menschenverachtendem Gedankengut“) zählen empirisch-sprachliche Argumente nicht. Zum Beispiel der tatsächliche Gebrauch der Redewendung  jmd. entsorgen. Wer Zeitung liest, dem ist diese Metapher seit Jahren bekannt; sie bedeutet „eine Führungsperson auf finanziell und sozial schonende Weise ablösen“. In diesem Sinne schrieb die ZEIT  über den früheren CSU-Generalsekretär Dobrindt: „Er wurde als Verkehrsminister entsorgt“ (Nr. 13/2015); der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger  wurde „nach Brüssel entsorgt“ (30/2010), und ein Ex-Europaminister wurde „diskret entsorgt“ (46/2010). Normale Arbeitnehmer werden übrigens nicht „entsorgt“, sondern „entlassen“, „freigesetzt“ oder „gefeuert“. Man muss schon sehr empfindlich sein, um den Gebrauch von jmd. entsorgen als „bewusste Verrohung“ zu interpretieren.

Es geht um Diskriminierung, ob verbal aber vor allem, non verbal

Stefanowitsch richtet seine „Streitschrift“ an uns, die „Mehrheit“, die nicht weiß, was es jeweils bedeutet, sprachlich diskriminiert zu werden. Prototypisch für diese Mehrheit steht der „körperlich nicht beeinträchtigte heterosexuelle weiße Deutsche ohne Migrationshintergrund, der keiner religiösen Minderheit angehört“. Er sei „schon deshalb vor Diskriminierung geschützt, weil unsere Sprache kein Vokabular für eine solche bereitstellt“.

Stimmt das? Lassen wir einmal beiseite, dass es für  Deutsche durchaus Schimpfwörter gibt, zum Beispiel Nazi(s), das zum internationalen Grundwortschatz über Deutschland gehört, oder Biodeutscher, das an nicht arisch erinnert. Vor allem übersieht Stefanowitsch, dass man eine Person kommunikativ nicht nur durch Reden herabwürdigen kann, sondern auch durch Schweigen: Ein Chef, der durch den Betrieb geht, ohne die Mitarbeiter eines Wortes zu würdigen, ist viel unbeliebter als einer, der ab und zu lospoltert.

Eine solche Diskriminierung durch Ignorieren erleben die „Deutschen“ tagtäglich; denn sie sind für die regierende Klasse sprachlich gesehen „Luft“ und werden nicht beim Namen genannt: In den Wahlprogrammen 2017 von CDU, SPD, Grünen und Linken kommt das Wort Deutsche auf 550 Seiten nur fünfmal vor, davon zweimal in einem geschichtlichen Zusammenhang (vgl. Tichys Einblick 14. 8. 2017: Die Deutschen ‒ was heißt das?). Nun sind diese Deutschen ja „die Wähler“, werbetechnisch „die Kunden“ ‒ aber im politisch korrekten Diskurs gibt es sie  nicht.

Auch das deutsche Volk, das laut Grundgesetz die „verfassungsgebende Gewalt“ ausübt, gilt als politisch inkorrekter Ausdruck. Ich vermute, dass die Bundeskanzlerin in ihrer bisherigenAmtszeit diese Formulierung nur viermal verwendet hat, nämlich bei der Vereidigung: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohl des deutschen Volkes widmen […] werde“. Zum Vergleich: In den Reden des US-Präsidenten Trump kommt „das amerikanische Volk“ (the American people) laufend vor; auch sein Vorgänger Obama verwendete diese Bezeichnung häufig und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich glaube an das amerikanische Volk“ (I believe in the American people).

Wie oft in den öffentlichen Reden der US-Präsidenten the American people vorkommt, könnte übrigens Stefanowitsch  genau ermitteln: Er ist Anglistik-Professor (FU Berlin) und Spezialist für „Korpuslinguistik“, d.h. die sprachwissenschaftliche Auswertung großer digitalisierter Textmengen. Allerdings hat er diese Kompetenz in seiner Streitschrift nicht genutzt. Aber vielleicht ist das auch „eine Frage der Moral“.


Helmut Berschin ist Professor em. für Romanische Sprachwissenschaft

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26 Kommentare

  1. In einem Grundschullehrerkollegium mit einem Rektor und 20 Kolleginnen war meine Frau die einzige Lehrerin, die auf dem Zeugnisformular an der Unterschriftenzeile nicht an „Lehrer“ noch ein handschriftliches „in“ anhängte. Sie wurde sogar vom Rektor darauf angesprochen. Sie meinte, ihr Beruf sei Lehrer und sie korrierte ihre Zeugnisse nicht.

  2. Es ist immer das gleiche mit solchen Flitzpiepen wie diesem Stefanowitsch. Selbst können diese nie etwas kreatives zustande bringen. Sie müssen zwanghaft das Erschaffene anderer korrigieren um das Gefühl zu haben, ein Teil davon zu sein. Es wird versucht diesen Zwang mit allerlei Eloquenz zu kaschieren, aber es bleibt unter der Oberfläche pathologisch.

  3. Ich habe wie der Autor des Artikels Romanistik (Fachrichtung Französisch) studiert. Daher weiß ich, dass es vor allem in den romanischen Sprachen (insbesondere Französisch, Italienisch, Spanisch) massenweise nicht gendergerechte Phänomene gibt. Hier nur ein Beispiel aus dem Französischen: für eine rein männliche Anzahl von Individuen wird das Pluralpersonalpronomen „ils“ verwendet, genauso wie für eine Menge, der nur EEIN männliches Mitglied angehört, unabhängig von der Anzahl weiblicher Individuen.

    Die männliche Form gilt in vielen Sprachen als die sog. unmarkierte Form. Auch weil sie i.d.R. kürzer ist wird sie deshalb für beide Geschlechter verwendet (und keine Sprache kennt mehr als 2 Gender, neben Maskulinum und Femininum höchstens noch Neutrum). Das resultiert aus dem Gebot der sog. Sprachökonomie. Gender mainstreaming ist also ein klarer Verstoß gegen das fundamentale linguistische Prinzip der Sprachökonomie.

    Und noch etwas: durch „gender mainstreaming“ werden texte natürlich länger. Das verschlingt im Falle elektronischer Medien zusätzlichen Speicherplatz und somit mehr Energie. Im falle von Printmedien wird dazu mehr Papier benötigt. Um dieses herzustellen braucht es Rohstoffe (Zellulose, i.d.R. aus Bäumen gewonnen), Energie und es werden Emissionen verursacht. Auf dem Hintergrund sollte man mal das Engagement gerade der angeblich so Grünen für diesen ganzen Schwachsinn sehen.

    Wegen der Eitelkeit und Wichtigtuerei einiger Frauen (mehr steckt wohl nicht dahinter) müssen also mehr Bäume gefällt und Chemikalien verarbeitet werden, entstehen mehr umweltschädliche Emissionen, etc.

    Schön daran ist nur, dass sich der Feminismus selbst ad absurdum führt.

  4. Ich hätte gerne eine Hamburgerin mit Speckin und Zwiebelin, danach eine Berlinerin mit Zuckergussin. Ach ich nehme doch lieber eine Bremerin mit Fischfrikadellin, dazu eine Kopenhagenerin…. nein, das war nicht sexistisch gemeint, sondern gegenderte PC-Sprache *fall lachend vom Stuhl*

  5. Politisch korrektes Deutsch ist kein Deutsch. Punkt.

  6. Unwörter … die es zu „bekämpfen“ gilt ‒ „notfalls mit weitreichenden zensurartigen Maßnahmen“.
    Mir wird schlecht, wenn ich mir die Folgen dieser weitreichenden zensurartigen Maßnahmen vorstelle.

    • Zusätzlich zum Fotografierverbot der EU ab 25.5.2018 und dem ECTR marschieren wir schnurgerade in eine ganz üble Diktatur mit diesen kriminellen EU-Kommissaren und ihrer Kumpane von der UN,UNHCR sowie deren Kumpan_*In als Deutsche Kanzler_*IN. Sich über Orban und Polen aufregen; dort geht es allemal demokratischer zu als in D.

  7. Es wäre angebracht, nicht die Sprache 1984-ähnlich zu verpanschen, sondern Dinge wieder beim Namen zu nennen.

    Schon alleine der Begriff „Flüchtling“ (oder noch besser „Geflüchteter“) für jeden der hier illegal die Grenze überschreitet ist eine „Verpanschung“ der Sprache.

    Illegale Grenzverletzer sind illegale Grenzverletzer.

    Und müssen so benannt werden!

  8. Was Herr Stefanowitsch betreibt, ist keine Sprachwissenschaft, sondern ein privater ideologischer Feldzug.

  9. Anatol Stefanowitsch ist – mit Verlaub – ein Eiferer und Spinner, ein unnachgiebiger Rechthaber, der sehr schnell aggressiv und arrogant wird, wenn jemand seine Deutungshoheit in Sachen Sprachgebrauch nicht anerkennt. Mit ihm kontrovers zu diskutieren, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Er akzeptiert nur Abnicker und Bewunderer.
    Ich werde mir jedenfalls nicht unterjubeln lassen, es sei unmoralisch, normales und nicht gegendertes Deutsch zu benutzen. Das wäre grotesk.

  10. Der Artikel brachte mich auf eine Idee: Wie ist das eigentlich mit dem Unesco Welterbe und Sprachen? Und sogleich fand ich eine Antwort:

    http://www.unesco.de/index.php?id=uho_0309_sprachatlas

    Dort steht:

    „Der Sprachatlas listet für Deutschland 13 gefährdete Sprachen, darunter die Minderheiten- und Regionalsprachen Nord- und Saterfriesisch, Sorbisch und Romani. Sie werden durch die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen geschützt, die 1992 vom Europarat verabschiedet wurde. Deutschland hat die Charta 1998 ratifiziert. In Deutschland gelten als besonders gefährdet das Saterfriesisch mit 1.000 und das Nordfriesisch mit rund 10.000 Sprechern.“

    Jetzt ist mir zwar z.B. Saterfriesisch fremd, gehe aber davon aus, dass auch Saterfriesisch das generische Maskulinum kennt. Es stellt sich aber die Frage, wie es sein kann, dass sich Unesco und Europarat sorgen um Regional- und Minderheitensprachen machen, diese erhalten wollen, weil sie kulturelles Erbe sind, und auf der anderen Seite femininisierte Sprachwissenschaftler das kulturelle Erbe der Sprache der restlichen Bevölkerung verunstalten und abschaffen wollen?

    Kann mal jemand den Sprachwissenschaftler fragen, wie das zusammen passen soll?

  11. Es ist schon seltsam, dass in den gendernden Medien nie von Räuberinnen, Mörderinnen, Verräterinnen, Diebinnen etc die Rede ist. Alles, was gegenüber Frauen negativ sein könnte, wird konsequent ausgeblendet.

  12. Über die Art und Weise, wie Herr Stefanowitch, und nicht nur er, Wissenschaft betreibt, hat sich Daniel Scholten auf belleslettres.eu („Der oder das Blog“, „Anglizismus“, „Sympathie“, „Busen, Brust, Schoß und Bauch“) schon vor längerem ausgelassen.
    Versuche, unsere Sprache motiviert zu gestalten und logisch zu ordnen, sind ja nicht neu. Kann man ja auch machen. Das hat aber nichts mit Wissenschaft zu tun, wie so viele „neue Ansätze“, die aus den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften derzeit auf ihren wackligen Stelzen auf die Menschheit losgelassen werden.

  13. Gendertassen, Sprachpolizei und ähnliche Ver(w)irrte gehen mir grundsätzlich an meinem Popo vorbei.
    Was mich aber regelmäßig ärgert, ist das ich diese intelektuellen Flatulenzen sehr großzügig finanzieren darf. Allein was ich gern zu „Spezialist für „Korpuslinguistik“ “
    schreiben möchte, würde die Nettiquette arg überstrapazieren…

  14. 1. Das Partizip I (z. B. Studierende) löst das Problem nicht. Im Singular bleibt der Unterschied: eine Studierende, ein Studierender. Wenn der Satz weitergeht, geht auch das Problem weiter: Jeder / jede Studierende möge bitte sein / ihr Semesterticket abholen.
    2. Durch die Ersetzung eines vorhandenen Nomens durch ein Partizip I wird die Sprache einer Unterscheidungsmöglichkeit beraubt. Früher war Student oder Studentin ein Status. Ein Student war auch dann ein Student, wenn er gerade im Kino einen Film ansah. Dagegen war eine Studierende eine Studentin, die gerade über ihren Büchern saß und studierte. Wenn sie ebenfalls ins Kino ging, war sie zwar immer noch Studentin und konnte die entsprechende Ermäßigung in Anspruch nehmen. Eine Studierende war sie, nachdem sie die Bücher zugeklappt hatte, nicht mehr.
    3. Der Plural ist im Deutschen reichlich feminin, – auch bei männlichen und sächlichen Nomen: DIE Männer – SIE gehen spazieren, DIE Kinder – IHRE Schultaschen, Siehst du DIE Wölfe? die Nachbarin DER Frau, DER Männer, DER Kinder …

    4. Vorschlag zur Güte: Wir betrachten diesen femininen Plural als einen Ausgleich zum generischen Maskulin und lassen Sprache und Gesellschaft die Zeit, die sie brauchen, um selbst gute und praktikable Lösungen zu entwickeln.

    • Wissen Sie, was mich freut?

      Es heißt: DER Feminismus 🙂

  15. Was will mir der Artikel sagen? Muss aber auch ehrlich gestehen, daß ich irgendwann aufgehört habe zu lesen.

    Diesem als Zitat gebrachten Satz zeigt doch, worum es beim „Gendern“ geht: „Mit sehr empfindlichen, leicht zu beleidigenden Leuten ist es nicht angenehm umzugehn“.

    Anders ausgedrückt: Es wird sich über irgendeinen Tinnef aufgeregt.

    Was ist an einem Begriff „Zigeunerschnitzel“ verkehrt? Was ist an einem generischen Maskulinum verkehrt? Richtig, nichts.

    Genauso könnte man sich darüber aufregen, daß der Artikel im Plural für eine Männergruppe der weibliche Artikel ist („Die Männer“). Oder daß ich als Mann in der Höflichkeitsform mit dem weiblichen Personalpronomen angeredet werde („Sie“). Oder daß in der Anrede „Sehr gehrte Damen und Herren“ die Frau immer als erstes genannt wird.

    Interessant beim „generischen Maskulinum“ ist, daß selbst streng „gender-verseuchte“ ganz schnell wieder auf dieses Konstrukt zurückgreifen, wenn es um negative Begriffe geht: „Die unbekannten Mörder kamen durch die Hintertür“ – ich denke da würde kein Gender-Fetischist protestieren, daß da nicht „Mörderinnen und Mörder“ steht.

    Was ja auch nicht stimmen würde. Schreibt man „Mörderinnen und Mörder“, impliziert man damit, daß es sowohl weibliche als auch männliche Täter gab. Aber man weiß nicht wer die Mörder sind, ob nur männlich, nur weiblich, oder gemischt – und genau das drückt der generische Maskulinum aus.

    Daß diese Republik sich mit solch einem Quatsch überhaupt auseinandersetzt, kann man schön mit dem Begriff „spätrömische Dekadenz“ beschreiben.

  16. Ehrlich gesagt geht es mir am Allerwertesten vorbei, was dieser „Sprachforscher“ nun
    für „diskriminierend“ oder „abwertend“ haelt.
    Auch lasse ich mir von niemanden vorschreiben, geschweige das ich dafür einen zusaetzlichen Gedanken verschwende, wie ich jetzt „gendergerecht“ zu reden habe oder ob nun das Zigeunerschnitzel für eine Personengruppe dikriminierend sein soll oder nicht.
    Meiner Meinung ist dieses „gendern“ nur die Folge von einen Teil der Gesellschaft, die anscheinend ihren „Lebenssinn“ nur darin sehen, angebliche „Diskriminierungen“ zu erfinden, um andere Menschen mit ihren „Wahn“ zu belaestigen.
    Es „nervt“ mich schon, wenn ich teilweise Politiker und „Experten“ nur sprechen höre.
    Erstens sind ihre Saetze so „verquert“, das man sie zwei-oder dreimal hören muss, um dessen Sinn, wenn es überhaupt einen ergibt, zu begreifen und zweitens durch dieses ewige „Arbeiter und Arbeiterinnen“, „Genossen und Genossinen“ einfach nicht mehr schön anzuhören und theoretisch aufgeblaeht.
    İch frage mich also, ob dieses Thema ausserhalb des exklusiven Zirkels der „Genderisten“ nun wirklich jemanden interessiert oder einfach nur „nervt“….

    • Sie sprechen mir aus der Seele!

      Aber es gibt eine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren:
      Einfach nicht mitmachen!

  17. Es ist ein Verdienst von Trump, PC in den USA zum Teufel geschickt zu haben. Auch deshalb wird er von der Ost-und Westküste gehaßt. Wir brauchen solche Leute wie Anatol who? nicht. Dieser Anatol hat z.B. die Sprachregelung der ehrwürdigen Universität Leipzig für Professoren, die jetzt Professorinnen genannt werden müssen, gewürdigt. Das deutsche Volk finanziert eben Quatsch. Sollte man hoffen, daß das bald aufhört? Ich frage mich immer wieder, wer beruft solche Figuren in solche Positionen.

  18. Korpuslinguistik, ja gehts noch? Sowas müssen wir finanzieren?
    Mit dem gewollten gendern ist es ganz einfach, einfach nicht machen und mit Gendertrullas jeden Geschlechts nicht reden.
    Aber leider ist diese Haltung schon stark in die Gesellschaft eingedrungen. So gilt es in der Pädagogik, unerwünschte Äußerungen schlichtweg zu ignorieren, um sie so langfristig zu eliminieren. Eine hinterfotzige Art nenne ich das. Eine Ansprache die meine Empörung, ja sogar meine Wut deutlich macht, täte jedem Kind und Jugendlichen wohl/besser. Man könnte mich damit einordnen und böte so Sicherheit. Nein heute hält man lieber alle in der Waage, die Rechnung kommt dann unvorhergesehen.
    Wenn auf nicht gendergerechte Sprache demnächst Strafe steht, haben wir die Sowjetuniuion, Hitlerdeutschland, DDR, Iran und alle diktatorischen Systeme getoppt. Und sowas in Deutschland.

  19. Sprachwissenschaft im Dienste der Politik. Ich habe selbst Sprachen studiert: Der Kollege sollte mal wieder „1984“ lesen und sich dann ganz weit hinten in eine Ecke verziehen und sich schämen. Mein Bedarf an Fremdschämen ist längst ausgeschöpft.

    • Wenn Sie selbst Sprachwissenschaftler sind, sollten Sie an dieser Stelle vielleicht öfters über den Schwachsinn von bestimmten Akademikern und besserwissenden Studienabbrechern, usw. schreiben. Das Verludern der Sprache nimmt ungeahnte Ausmaße an. Das pseudokorrekte Gendern ist nur ein Teil davon.

      Z.B. wenn ich in einer Fernsehsendung über den mäandrierenden Verlauf eines Flußes hören muß, daß die dazu parallel verlaufende Eisenbahn „gerader“ verläuft, verschlägt es mir die Sprache – obwohl ich kein Sprachwissenschaftler bin. Oder könnten Sie mir bitte erklären inwieweit das Wort „gerade“ steigerungsfähig ist?

      Oder wie ist es mit dem oft benutzten „Super-GAU“? Er wird sogar von dummen Nachrichtensprechern gebraucht. Oder habe ich verpaßt, daß es neuerdings 4 Steigerungsformen in der deutschen Sprache gibt? GAU steht bekanntlich für „Größter Anzunehmender Unfall“ und was ist größer als größter?

      • Allergrößter? 😉

      • Ich sehe das genau wie Sie. Man kann auch optimal nicht steigern und mich nerven die ständigen „größer wie“ statt „größer als“ von Journalisten und Reportern. Aber: Das eine ist reine Dummheit. Das andere ist Dummheit mit Erziehungsauftrag und missionarischem Eifer.

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