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Kulturrevolution gegen den Mainstream?

Gezeitenwechsel oder Der konstruierte Kanye-Skandal

09.05.2018

| Lesedauer: 4 Minuten
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"Die Linken denken schwarze Menschen sind dumm". Seit sich einer der einflußreichsten Künstler der Gegenwart, der Rappe Kanye West, zu diesem Satz bekennt, könnte sich die Stimmung in den USA wandeln. Hat Donald Trump neue Anhänger gefunden - und schwappt die Welle auch nach Deutschland?

In den USA hat in den vergangenen Wochen eine Art gesellschaftliche Verschiebung stattgefunden. Vielleicht markiert es den Anfang eines neuen, soziokulturellen Denkens, vielleicht die Überwindung gewisser Identitätsschranken. Wesentlich dazu beigetragen hat einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart: Rapper Kanye West.

Den Aufreger eröffnete Kanye am 21. April, als er auf Twitter schrieb: „I love the way Candace Owens thinks.“ Die 28-jährige Owens ist eine konservative, schwarze US-Kommentatorin und feurige Trump-Supporterin. Sie ist klug, außerordentlich telegen, auf ihrem Youtube-Kanal kritisiert sie häufig die Identitätspolitik, unter anderem mit Videotiteln wie „Die Linken denken schwarze Menschen sind dumm“. Ihrer Meinung nach „geniessen Schwarze ihre Opferrolle“ und „spielen gerne die Unterdrückungs-Karte“ aus. Owens sieht Rassismus nicht als Gefahr für Schwarze, sie fordert Schwarze auf, die Geschichte der Sklaverei zu überwinden und frei zu denken, sich nicht „in die von den Demokraten eingeredete Opferrolle“ drücken lassen. Die Black Lives Matter-Bewegung nennt sie „überprivilegierte Amerikaner“.

Bei Twitter schreibt Owens Dinge wie: „Weisse Menschen machen über 63% von Amerika aus. Wenn dieses Land fundamental rassistisch wäre, wäre Obama nicht zwei Amtszeiten lang Präsident gewesen.“ Wer andeute, dass Rassismus der Grund sei, weshalb Donald Trump gewonnen hat, habe Mühe, kritisch zu denken. Und: „Rasse ist ein Geschäft – vergesst das nie. Leute wie Maxine Waters und Jesse Jackson sind die Top-Exekutives. Sie leben in millionen-teuren Villen um sicherzustellen, dass der Rest des schwarzen Amerika nie die Chance dazu erhält. Das Geschäft läuft gut.“

Owens Rhetorik ist stark, aber auch teilweise polemisch. Ihre Bemerkungen sind masslos provokativ, für viele auch beleidigend und ein Schlag ins Gesicht. „Bis Ende 2018 werde ich einer der berühmtesten Menschen im Land sein, weil ich die schwarze Revolution für die konservative Bewegung anführen werde“, verkündete Owens 2017.

Kanyes öffentliche Bewunderung bescherte Owens erklärtem Ziel einen Raketenstart. Es folgten Auftritte beim Sender Fox, Reden bei grossen Events, Unterstützung von gewichtigen Konservativen. Kanye, 21-facher Grammy-Gewinner, Designer, Selbstdarsteller und Ehemann von Kim Kardashian, gilt vielen als Genie, das der Zeit voraus ist. Er ist berühmt (-berüchtigt) für seine unkonventionelle Art, für nicht ganz ernstzunehmende Kommentare und irre Aktionen auch. 2016 war er in die Psychiatrie eingewiesen und wegen Panikattacken behandelt worden. Kanyes Tweets haben einen Impact weit über die Landesgrenzen hinaus. „I love the way Candace Owens thinks.“ Der Satz ist mittlerweile zu so etwas wie einem Bonmot unter US-Konservativen geworden.

Kanye legte unterdessen mit einer Reihe von Tweets nach. Seinen knapp 30 Millionen Followern schrieb der 40-jährige: „Ihr müsst nicht mit Trump übereinstimmen, aber der Mob kann mich nicht daran hindern, ihn zu lieben. Wir sind beide Drachen-Energy. Er ist mein Bruder. Ich stimme nicht allem zu, was er tut.“ (An der Stelle gab es ein Retweet von Präsident Trump höchstpersönlich ‚Thank you Kanye, very cool!‘) Jeder habe das Recht auf unabhängige Meinung, so Kanye weiter, aber die Gedankenpolizei wolle die Gedankenfreiheit unterdrücken. Und in Anlehnung an die Sklaverei: „Wer ständig die Vergangenheit erwähnt, bleibt darin stecken.“

Durchgeknallt? Poetisch? Genial? Die verblüffte Öffentlichkeit war sich nicht ganz einig.

Einig waren sich dafür viele Journalisten. Angesichts ihrer hysterischen Reaktionen dürften die Tweets bei manchen einen Beinahe-Nervenzusammenbruch ausgelöst haben: Vanity Fair schrieb von „Selbst-Radikalisierung“, von Kanyes angeblicher Verführung „durch die extreme Rechte“. The Daily Beast nannte Candace Owens Kanyes neue, „rechtsextreme, toxische Einflüsterin“. Bei Vice veröffentlichte man einen „Leitfaden über rechte Versager, die plötzlich Kanye West lieben.“ Die New York Times titelte: „Kanye Wests jüngstes Verhalten und Aussagen führen zu Zweifel, Hohn und etwas, das sich wie eine globale Rettungsaktion anfühlt.“ Faszinierend vorhersehbar forderten diverse Künstler Kanye auf, sich von Trump zu distanzieren.

Die Gedanken sind zwar frei, da sind sich alle unbestritten einig, aber nur solange es die richtigen Gedanken sind.

Dann sagte Kanye in einem Interview mit der US-Website TMZ: „Wenn man hört, dass es 400 Jahre lang Sklaverei gibt, 400 Jahre?! Das klingt nach eigener Wahl.“ Später erklärte er: „Natürlich weiss ich, dass Sklaven nicht aus freien Stücken auf ein Boot verfrachtet wurden. Aber so lange in dieser Position zu bleiben, obwohl wir eine große Masse auf unserer Seite hatten, zeigt, dass wir mental gefangen waren.“ Egal – jetzt wurde aus dem anfänglichen Aufreger übergangslos ein handfester Skandal. Und, ja: Wer so grossen Einfluss hat, der hat auch grosse Verantwortung, und der sollte seine Worte mit Bedacht und Sensibilität wählen. Selbst den Konservativen war ihr neu erkorenes Aushängeschild plötzlich nicht mehr ganz geheuer. Fox-Kommentatorin Tomi Lahren konstatierte: „Ich habe nichts gegen Kanye, aber sind wir ehrlich, das TMZ-Interview war oberpeinlich. Wenn ihr ihn zum Goldjungen der Bewegung machen, begehen wir einen grossen Fehler.“
Man kann die Ansichten von Kanye West und Candace Owens mögen oder nicht. Jedoch haben die beiden innert kurzer Zeit etwas angestossen, das können selbst ihre Gegner nicht bestreiten: Trotz allem Spott – es finden neue Diskussionen statt über unabhängiges, freies Denken, über Siegermentalität und Opfermentalität. Über verschiedene Blickwinkel, von denen aus die Vergangenheit und Zukunft der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA betrachtet werden kann. In einer Gesellschaft, wo die Diskriminierung von immer neuen Gruppen und Untergruppen geradezu beschwört wird, wo Leute mit unbequemen Meinungen subito zu Rechtsextremen erklärt werden und kaum mehr ein offener Diskurs stattfindet, in dieser Gesellschaft werden nun Dinge hinterfragt, neu evaluiert. Der schwarze Musiker Chance the Rapper twitterte dazu: „Schwarze Menschen müssen nicht Demokraten sein.“ Laut einer Reuters-Umfrage hat sich die Zustimmung für Trump unter männlichen Schwarzen nach dem Start von Kanyes „Free thinking“-Tweets innert einer Woche verdoppelt.

Vielleicht ist das alles ja einfach die flüchtige Laune eines an übersteigerter Selbstverliebtheit leidenden Superstars. Vielleicht ist aber tatsächlich eine Kulturrevolution im Gange. Mit neuen, ehrgeizigen Brückenbauern.

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20 Kommentare

  1. Liebe Frau Wernli,
    ich schätze Ihre Artikel und Videos, bin aber diesmal schockiert, dass Candace Owens hier so positiv erwähnt wird.
    Wie vielleicht nicht bekannt, gründete Candace Owens die Website socialautopsy.com (eine hate speech database, wo man Leute hinzufügen kann mit Name, Schule, Arbeitgeber, Wohnort), dessen Kickstarter Funding sogar gesperrt wurde! Das klingt viel mehr nach einer SJW, die sich als schwarze Konservative ausgibt. Bitte gründlicher recherchieren, denn diese Frau keine wahre Vertreterin der schwarzen Konservativen.

    Links:
    Candaces FAQ über ihre Website: https://www.youtube.com/watch?v=ui7i-kYo-NI
    Kicksterterlink: https://www.kickstarter.com/projects/1968200734/wave-goodbye-to-cyberbullies-and-trolls-socialauto
    Social Autopsy (mittlerweile nicht mehr online): https://www.youtube.com/watch?v=d3-JkgDigyA

  2. Es ist definitiv etwas in Bewegung in der Amerikanischen Gesellschaft. Das linke Narrativ der ewig unterdrückten Schwarzen ist ein abgenutztes Klischee das vor allem bei der Jüngeren Generation häufig nur noch Gähnen provoziert.

    Ein sehr schönes Beispiel ist auch der aktuelle Nummer 1 Hit von Childish Gambino bzw. das dazugehörige Musikvideo.
    Von den Mainstreammedien als gewichtiges Statement gegen alle nur erdenklichen Ungerechtigkeiten wider die Schwarze Bevölkerung gefeiert wird es in den sozialen Medien vor allem Gnadenlos durch den Kakao gezogen.

  3. Wer ist der Mann? Einer der einflußreichsten Künstler? In was? Der Ehemann von wem? Ist es nicht beschämend, dass irgendein ein mutmaßlicher Hip-Hopper (ich weiß ganz ehrlich nicht, was der Mann tut, außer dass bei „Taff“ immer über ihn gefaselt wird, sekunden bevor ich hastig umschalte) einen Geistesblitz hat, den intelligente Menschen schon vor Jahrzehnten hatten, und sich deswegen Amerikas Gesellschaft ändert?

    • Egal wer er ist, wenn er etwas wichtiges zu sagen hat, dann sollte man im zuhören. Selbst wenn er Rapper ist.

  4. Was Demokraten wirklich von Schwarzen halten sieht man daran, dass die Feministin Margaret Sanger immer wieder als großes Vorbild genannt wird. Dass Margarete Sanger die schwarze Bevölkerung ausrotten wollte, ist für ihre große Bewunderin Hillary Clinton entweder zu vernachlässigen oder sie hat sogar ähnlich kranke Ideen. Und dass Hillary gerne töten lässt, beweisen ihre politischen Handlungen und das legendäre TV-Interview, bei dem sie erfuhr, dass Gaddafi zu Tode gefoltert wurde und sie deshalb auf geradezu teuflische Art jubilierte.

  5. In den USA wird diskutiert. Was für ein glückliches Land. Bei uns wird etikettiert, am liebsten mit „Nazi“ und Rassist“, so erpart man sich zu diskutieren.

    • Definitiv kein USA Kenner.
      Alles was bei uns gesellschaftlich pathologisch ist, hatten die USA schon vor 20 Jahren.

    • Wenn Sie sich mit solchen Beleidigungen abspeisen lassen, dann sollten sie ihre Argumente nochmals überprüfen. Ich empfehle manchen dieser Leute, sich mal abends auf dem Alexanderplatz umzuschauen. Besonders mal den deutschen Frauen ins Gesicht zu schauen.

  6. Das geht ganz in die Richtung von Dambisa Moyo mit ihrem Buchtitel „Dead Aid“. Moyo ist sambische Nationalökonomin. Ein wichtiger Satz daraus: „Wir Afrikaner sind doch keine kleinen Kinder“. Sie prangert u.a. die völlig verfehlte „Entwicklungshilfe“ der „Gutmenschen“ an. Oder, schon vor Jahrzehnten die Aussage von Jean Ziegler: „Wir müssen nicht immer geben, geben, geben, es genügte, wenn wir sie nicht so hemmungslos bestehlen würden“. Ziegler hat vor ewigen Zeiten einmal Che Guevara in Genf herumkutschiert anläßlich einer Kuba-Konferenz. Oder Rupert Neudeck selig („Cap Anamur“):“Wir sollen nicht immer UNS fragen, was können WIR tun, um eure Misere zu meistern, sondern IHR sollt euch fragen, was müssen wir selbst tun zur Verbesserung unserer Lage“, gucksdu youtube, Vortrag von Neudeck über Fluchtursachen in Ostafrika bei der kath. Akademie Bayern, 2015 – noch kurz vor der Invasion.
    Die klare Botschaft an alle Vielgebärer in Afrika, der Ummah etc. muss sein: Zeigt endlich Eigenverantwortung, macht nicht mehr Kinder als ihr verhalten könnt, seid euch darüber im Klaren: Niemand wird euch aus der selbstverschuldeten S … ziehen, ihr seid keine unmündigen Kinder, also verhaltet euch gefälligst wie Erwachsene. Tut ihr das nicht, so werden die Folgen grausam sein, für euch, nicht für uns, wir machen dicht, ihr seid nicht willkommen. Dummköpfe und Taugenichtse haben wir selbst genug. Ihr MÜSST es so machen wie die Europäer etwa: Lediglich 1,5 Kinder pro Frau, denen ihr eine gute(!) Lebensperspektive bieten könnt – wir in Europa können auch nicht für mehr Kinder sorgen, wie soll das dann ausgerechnet bei euch gehen? Seid endlich human gegenüber euren eigenen Kindern.
    Demographische Eroberung Europas? Vergesst es, ihr kommt hier nicht rein.
    So kann die Aussage von dem Rapper und Konsorten eine globale Wirkung entfalten, dringendst notwendig, wenn wir nicht in die Katastrophe mit bald 10.000 Millionen Menschen blindlings hinein geraten wollen. Wenn Trump hierzu beitragen würde, bei aller Rüpelhaftigkeit, so wäre dies in der Tat den Friedensnobelpreis wert. Immerhin hätte der dann die Menschheit gerettet – vor sich selbst (ich meine die Menschheit vor sich selbst). Manchen muss man eben „brutalstmöglich“ sagen, wo der Hammer hängt, s. Kim/Nordkorea oder vielleicht auch Iran. Es gibt noch paar so Beispiele. Schau‘ mer mal.

    • Eigenverantwortung ist das Schlüsselwort. Das setzt natürlich voraus, dass bei uns hier die Grenzen zu sind, denn offene Grenzen führen zu Vermeidungsverhalten. Dies besteht dann darin, sich auf andere zu verlassen, statt Eigeninitiative zu entwickeln. Und man muss mit Mythen aufräumen. Ein solcher Mythos ist, die sog. „Dritte Welt“ käme nicht in die Gänge weil es dort mal so etwas wie Kolonialismus gab. Das ist Unsinn. Denn einerseits hat das koloniale Erbe beispielsweise der Briten oft funktionierende Strukturen hinterlassen, die als Ansätze für weiteren Aufbau gelten können. Und andererseits könnte man das deutsche Beispiel entgegen halten. Wenn unser Land es nach dem Krieg geschafft hat, innerhalb von nur 10 Jahren das „Wirtschaftswunder“ zu vollbringen (obwohl alles kaputt war, die Industrien entweder zerstört oder abgebaut und als „Reparationsleistungen“ außer Landes gebracht), dann sollten diese Länder in der Lage sein, viele Jahrzehnte nach Beendigung des Kolonialismus etwas Funktionierendes aufzubauen.

      Da die hiesigen Gutmenschen ja so gern die humanitären Backen aufblasen und uns mit ihrem „virtue signalling“ nerven rufe ich sie dazu auf „redet nicht und geht uns hier nicht auf den Wecker, geht als Entwicklungshelfer außer Landes. Das wäre auch für uns sehr segensreich, denn wir wären sie endlich los und könnten hier wieder unbeschwerter leben. Das weltfremde, aber aggressive Getue der Gutmenschschneeflocken geht einem nur noch auf den Wecker.

  7. Die Linken instumentalisieren jede Gruppe, die sich nicht vehement dagegen wehrt. Behinderte, Migranten, Homosexuelle und fast täglich kommt eine neue – ob echt oder erfunden – Minderheit dazu, deren Interessen es zu vorgeblich artikulieren und durchzusetzen gilt.

    Ob die eingespannten Minderheiten damit überhaupt einverstanden sind, ob diese sich durch die positive Diskriminierung nicht herabgesetzt fühlen oder diese Bestrebungen ihnen nicht sogar zuwider laufen, interessiert nicht.

    Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – ist der Claim erst abgesteckt und moralische Feder an den Hit gesteckt werden keine kritischen Fragen mehr gestellt.

    Ist es nicht Ziel von Behinderten ein möglichst normales Leben zu führen? Was fühlt wohl ein Rollstuhlfahrer wenn er von seinem privilegierten Parkplatz die 10m gen Eingang rollt, wo auch 100m kein Problem gewesen wären? Normalität dürfte es vermutlich nicht sein.

    Auch will nicht jeder Migrant integriert werden – nicht wenige dürfte das genau Gegenteil wollen… nämlich ihr Ding nach ihren Vorstellung ohne Bevormundung zu machen. Integration heisst doch auf Neudeutsch nur, dass auch diese Menschen auf Linie gebracht werden sollen. Jeder stolze Türke ist mir Geiste näher als sein verweichlichtes, androgynes biodeutsches Pendant.

    Ist es wirklich so, dass das meistdiskutierteste Thema in der Schwulenszene der unerfüllte Kinderwunsch ist? Sind Schwulenclubs also soetwas wie Selbsthilfegruppen? Für welchen %-Satz der Homosexuellen spricht man eigentlich, wenn man dergleichen fordert?

    Mein Eindruck unter dem Strich ist, dass es dem Normalo schon lange auf den Nerv geht ständig hintenangestellt zu werden. Die unvermeindliche Phase 2 hat mittlerweile begonnen: die aufgestaute Wut richtet sich immer mehr gegen jene, hinter die man zurückgestellt wird – ob diese das nun wollen oder nicht.

    Dem sollte man sich nicht ergeben und vielleicht gerade mit diesen Personengruppen die Diskussion suchen. Ich habe eine kleine Tochter. Irgendwann wird Vater Staat sie in eine seiner Bildungseinrichtungen zwangseinweisen. Ich freue mich schon darauf gemeinsam mit Ai­sches Vater auf dem Elternabend die Feinheiten alternativer Lebensentwürfe mit der Lehrkraft zu diskutieren. Gerne auch soll meine Kleine Ai­sche daheim besuchen – sie wird dabei lernen, dass die Realität in Wirklichkeit ganz anders aussieht als uns die volkspädagogischen Kampftruppen ständig einhämmern.

    • „Die Linken instumentalisieren jede Gruppe, die sich nicht vehement dagegen wehrt. “

      Die erste und wichtigste Gruppe haben sie vergessen – die Arbeiter.
      Erst als die Linken während des Wirtschaftswunders gemerkt haben dass sie sich in der Arbeiter Eckkneipe mit ihrem Geschwätz und Geschwurbel eher eine blutige Nase als begeisterte Revolutionäre holen, sind sie von Marxismus auf Kultur-Marxismus umgestiegen und haben sich an die ganzen Minderheiten rangeschleimt.

      Neben die Minderheiten sind jetzt natürlich als neue „Arbeiter“ die Moslems in die Zielgruppe der Linken aufgenommen worden. Während sie mit den diskriminierten Minderheiten ja eher nach der geistigen Macht und moralischen Lufthoheit gegriffen haben, geht es jetzt mit den Moslem, wie damals mit der echten Arbeiterklasse, wieder ganz schnöde um die echte brutale weltliche Macht.

      Das Grundprinzip der Linken ist aber schon viel älter und kann hervorragend im alten Rom oder bei der französischen Revolution beobachtet werden.
      Linke sind fast immer machtlose Loser in ihrer eigenen Peergroup (meist eine priviligierte Gruppe wie Patrizier, Adelige, Bürger), die dann versuchen ihren miserablen Status innerhalb ihrer Peergroup dadurch zu verbessern, indem sie sich zu Anführern einer unteren Klasse (Plebs, Arbeiter …) machen und mit dieser Klasse zusammen ihre eigene (an der Macht befindliche) Peergroup bekämpfen.

      • @GermanMichel: War das Bürgersöhnchen Wladimir Iljitsch Ulanow, genannt „Lenin“ auch so ein Loser? Marx war vielleicht ein Loser – weil er viel zu viele Kinderchen in die Welt gesetzt hatte. Aber der war eben Avantgarde der Linken. (In beiden Fällen ist nicht der Kardinal gemeint …).
        @Hubbel: Der stolze Türke ist mir so lange recht, wie er mich nicht nervt, mich nix kostet etc. Am besten dort hinten in der Türkei, wo das Erdogan’sche Paradies ausgebrochen ist und nicht hier. Das gilt sinngemäß auch für dessen … Pendant, der allerdings hier, in unserem Paradeis.
        Und wer redet hier eigentlich von „Klassen“? Und Moslems als (neue) „Arbeiter“! – wenn das nur so wäre, dann wär’s ja gut. Problem: Die arbeiten lieber nix. Lernen nix, können nix, basta. Außer jede Menge Kinderchen … . Die die Anderen zu bezahlen haben.
        Bei aller berechtigten Kritik: Die meisten von uns wären ganz kleine Heuler ohne die historischen Leistungen, die von „der“ Linken erkämpft worden sind … .
        Und wer mal im Rollstuhl sitzen musste, auch nur vorübergehend, der weiß den Unterschied zwischen 10 und 100 Metern zu würdigen – je nach Gelände.
        Ich wünsche allen Menschen, dass sie nie auf fremde Hilfe angewiesen sein mögen, keine Krankheit – mit Lohnfortzahlung – kein Unfall, womöglich auf Maloche usw usw. Test: Mal ne Weile im Rollstuhl fahren, alles mit dem Ding machen – das bildet. Von Pflegebedürftigkeit ganz zu schweigen.
        Nochmal @Hubbel: Die armen „Normalos“, die „hintangestellt“ werden, tun mir unendlich leid. Vor allem, weil die ja eigentlich alleine zurecht kommen sollten …. . Oder sind die auch noch wie kleine Kinder nach Dambisa Moyo? Die Jammerlappen?

  8. Über die gleiche Sache hatte Andreas Backhaus erst vor zwei Tagen im Cicero berichtet. Es schient, dass in den USA auch in festgefahrene gesellschaftliche Debatten endlich etwas in Bewegung gekommen ist. Das kann nur gut sein.
    I love the way DT thinks;-)

  9. ES IST SEIT JEHER UNERTRÄGLICH, die USA auf Rassenproblematik und Dinge wie „black lives matter“ zu reduzieren. Minderheiteninteressen haben ihre Berechtigung, aber sie derart in den Vordergrund zu rücken ist unverhältnismäßig. Dass Afroamerikaner in den USA benachteiligt werden ist wohl mehr eine Art Mythos, der von überwiegend weißen Gutmenschfanatikern mit Selbstgeißelungsmentalität immer aufs Neue belebt wird. Dabei spielt wohl eher deren streberhafter „virtue signalling“-Wahn die entscheidende Rolle als die realen Verhältnisse.
    Wer jemals den mit vielen Oscars prämierten Film „Vom Winde verweht“ gesehen hat, der wird wissen, dass selbst die Sklaverei mitunter ein wesentlich weniger menschenfeindliches Bild hatte als vielfach unterstellt (natürlich soll dies keine Rechtfertigung von Sklaverei sein). Auf einer human geführten Plantage hatten schwarze Sklaven zum Teil bessere Lebensverhältnisse als die oft unter unmenschlichen Bedingungen arbeitenden (und meist weißen) „freien“ Industriearbeiter in den Nordstaaten. Letzteres ist z.B. im berühmten Roman „The Jungle“ von Upton Sinclair beschrieben, der das Leben der Arbeiter in den Schlachthöfen von Chicago Ende des 19. Jahrhunderts skizziert.

    Es wird dabei auch oft vergessen,, dass es weiße Minderheiten gab (und auch noch gibt), deren Lebensverhältnisse auch in den Südstaaten zum Teil schwieriger waren als die vieler afroamerikanischer Sklaven. Die Rede ist vom sog. „white trash“, von Menschen (oft irische Einwanderer), die man zynischerweise als „weißen Abfall“ bezeichnet, ein Begriff, der sich bemerkenswerterweise auch im Zeitalter der politischen Korrektheit gehalten hat und an dem selbst die schlimmsten Moralapostel bis heute offensichtlich keinen Anstoß zu nehmen scheinen.

    In den USA von heute gibt es unter Afroamerikanern viele schwerreiche Privilegierte. Sie besetzen ganze Domänen beispielsweise in der Musikbranche oder in manchen Sportarten. Dabei wird auch oft übersehen, dass die USA offensichtlich Mittel an die Hand geben, die es ihnen ermöglichen, weltweit erfolgreiche Musik zu produzieren. Die Anzahl der aus Afrika stammenden Top-Hits hält sich doch sehr in Grenzen.

    Und bei der Bewertung der Sklaverei wird oft vergessen, dass
    -die Sklaven oft von ihren eigenen afrikanischen Stammesfürsten verkauft wurden
    -sie in Afrika unter Umständen wesentlich schlechtere Lebensbedingungen hatten als in den USA (dort gibt es weniger gefährliche wilde Tiere, das Klima ist besser und Stammeskriege mit vielen Todesopfern oder Schwerstverwundeten wurden auf den Plantagen wohl kaum geduldet).

    Wenn man weiter berücksichtigt, dass Afroamerikaner nur ca. 13% der US-Bevölkerung ausmachen und wohl zu über 85% immer noch in den ehemaligen Südstaaten leben, dann scheint das ganze Thema doch sehr übertrieben dargestellt zu sein.

    Aber manche „Stressmenis“ können ohne plakative Tugendprahlerei wohl nicht sein.

    • Ähnlich wie unsere Fluchtindustrie gibt es in den USA reichlich schwarze und weiße Intellektuelle die an der Spaltung der Gesellschaft großartig verdienen.

      • Hatten sie was anderes erwartet? Wäre äußerst unwahrscheinlich. Gruß, und schönen Feiertag, Mabell.

    • Die USA waren schon in den 80ern massiv von der gesellschaftlichen Krankheit ‚political correctness‘ befallen, während damals der Durchschnittseuropäer noch gedacht hat „die Spinnen die Amis“.

      Jahrzehnte später, nachdem die Krankheit bei der US Gesellschaft schon irreparablen Schäden und hässlichen Eiterbeulen geführt hat – importiert sie Europa.
      Was unmissverständlich zeigt, es ging und geht nie um die Sache sondern immer nur um Macht und die Interessen kleiner Partikulargruppen.

      • Ich selbst habe die ersten „political correctness“-Anwandlungen damals als Student (Gymnasiallehramt Anglistik/Romanistik [Französisch]) an einer südwestdeutschen Universität erlebt. Mein Eindruck: es waren nicht gerade die intelligentesten oder leistungsfähigsten Studis, die sich damit profilieren wollten. Mit akademischer Brillanz überzeugen konnten sie nicht, daher haben sie sich diesen „Nebenkriegsschauplatz“ geschaffen, wo sie nach ihren Regeln allerdings eine Art von Herrschaft ausüben wollten. Indem sie Macht über andere, vorzugsweise intelligentere, gewinnen wollten.
        Als Anglist habe ich vor allem auch die Situation in den USA immer genauestens verfolgt. Während das Ganze dort im wesentlichen auf die Universitäten und städtische Ballungsräume beschränkt blieb, hat es bei uns leider die Breite der Gesellschaft erfasst. …

      • Tja, wenn wir Deutschen schon etwas machen, dann machen wir es 110-prozentig 😉

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