<
>
Wird geladen...
Aus London über Ostberlin zurück an der Mosel

200 Jahre Karl Marx – Apologetische Tendenzen in der deutschen Erinnerungskultur

von Gastautor

30.04.2018

| Lesedauer: 3 Minuten
Karl Popper wie auch andere erkannten die intellektuelle Kraft und das innovative Potential darin an und würdigten den nicht nur negativen Einfluss auf die Geschichte der Moderne. Aber eine Marx-Statue braucht wirklich niemand.

Die marxistische Linke feiert in diesem Jahr das 200. Geburtstagsjubiläum ihres Vordenkers: Karl Marx, geboren am 5. Mai 1818 in Trier. SPD und Linkspartei steuern zu diesem Jahrestag ein umfangreiches Begleitprogramm bei. Das ist insofern verständlich, als der Marxismus die historisch-weltanschauliche Wurzel beider Parteien darstellt. Unverkennbar versuchen sich beide Parteien zudem an einer Wiederannäherung bzw. Wiederaneignung des Marx’schen Denkens. Das ist nicht wirklich neu, erfährt Marx doch spätestens in Folge der globalen Weltfinanz- und ‑wirtschaftskrise von 2007/08 eine späte Renaissance. Sogar im verunsicherten bürgerlich-liberalen Lager ist Marx seitdem en vogue.

Bemerkenswerterweise war im vergangenen „Luther-Jahr“ deutlich mehr über Luthers Antisemitismus zu hören als in diesem Jahr bislang über die problematischen Seiten von Marx (und Engels). Grundsätzlich überrascht es nicht, dass angesichts eines Jubiläums mehr über den Grund gesprochen wird, warum der Jahrestag gefeiert wird, als sich die Festtagsstimmung durch Unangenehmes vermiesen zu lassen. Geschenkt. Problematisch wird es allerdings, wenn nicht nur kaum eine ernsthafte kritisch-differenzierte Auseinandersetzung stattfindet, sondern darüber hinaus noch eine regelrechte Apologie betrieben wird.

Marx-Gedenken im Widerspruch mit dem bundesrepublikanischen Geschichtskonsens

Seinen irritierenden Höhepunkt erreicht das „Marx-Jahr“ nämlich am 5. Mai. Dann wird in Trier eine 5,50 Meter hohe Bronzeskulptur aufgestellt werden, um … ja, was eigentlich? … Um daran zu erinnern, dass Marx, der sein Lebenswerk vorwiegend in England verfasste, ursprünglich von der Mosel stammte. Kritik und Vorbehalte gab es von der Politik vor Ort kaum. 42 Ratsmitglieder stimmten für die Aufstellung, sieben dagegen und vier enthielten sich. Sogar die CDU sieht darin offenbar kein Problem.

Dabei stellt die Aufstellung der Marx-Statue am 5. Mai unter mehreren Gesichtspunkten ein ziemlich absurdes Unterfangen dar. Denn in der Bundesrepublik hat sich ein erinnerungskultureller Konsens etabliert, der darauf abzielt, nicht das vermeintlich „Große“ in der Geschichte abzufeiern, sondern den aufgeklärten Citoyen zu einer historisch-kritischen Urteilsfindung zu befähigen. Durchgesetzt hat sich dieser eher als linksliberal zu bezeichnende Konsens in den zahlreichen Erinnerungsdebatten der vergangenen 40 Jahre. Paradoxerweise kommt der Stoß gegen diesen Konsens, der doch gegenüber dem  nationalkonservativen Geschichtsrevisionismus der AfD so gerne hoch gehalten wird, ausgerechnet von links.

Nun war Marx zweifellos eine wichtige und einflussreiche Persönlichkeit für die nationale sowie globale Geschichtsschreibung, doch wann wurde in Deutschland zuletzt einer „großen Persönlichkeit“ ein derartiges Denkmal gesetzt, das an die überschwängliche Nationalheldenverehrung im 19. und frühen 20. Jahrhundert erinnert? Hinzu kommt, dass hier eine (kommunistisch-)totalitäre Diktatur (China) mit ihrem „Geschenk“ Geschichtspolitik in einer freiheitlichen Demokratie betreibt und kaum jemand stört sich daran. Es gibt in der Öffentlichkeit keine konzentrierte und ernsthafte Diskussion darüber. Das ist ein intellektuelles Armutszeugnis.

Notwendige Kritik am Werk Karl Marx‘

Zwar wurde bereits Protest gegen die Statuen-Enthüllung angemeldet, allerdings steht zu befürchten, dass er kaum ins Gewicht fallen wird. Dabei ist die Kritik an Marx und seinem Werk wichtig und richtig und sie muss in der Sache auch hart sein. Immerhin war Marx angetreten, der bürgerlichen Welt ihren unabwendbaren Untergang zu prophezeien. Auf ihn beriefen sich ferner all jene, die enthusiastisch auf dieses Ende hinarbeiteten und zu beschleunigen trachteten. Im Ergebnis führte dies zu Millionen Toten und enormen Verheerungen. Dass er nicht zuletzt die „Erklärung der universalen Menschenrechte“ verwarf, die gewaltsame Revolution bejahte und die bürgerliche Demokratie ablehnte, wirft zudem ein nachhaltig schlechtes Licht auf sein Werk.

Eine der intellektuell brillantesten Kritiken seines Werkes findet sich in Karl R. Poppers „Die offene Gesellschaft“. Dort wird Marx‘ „wissenschaftliche“ Lehre als irrationale Prophetie entlarvt; dort werden die totalitären Elemente dieses Denkens offengelegt: die quasi-religiöse Heilslehre, der unbedingte Welterklärungsanspruch, der dogmatische Geltungsanspruch, der antiindividualistische Kollektivismus, die antirationalen Immunisierungsstrategien, der Angriff auf die Ethik und nicht zuletzt das verschwörungstheoretische Grundrauschen sowie das radikale Freund-Feind-Denken. Jedem sei die Lektüre empfohlen. Ob Marx als nationales Vorbild taugt, ist angesichts dessen mehr als fraglich.

Anti-Marxismus ist auch keine Lösung!

Nichtsdestoweniger tun die Marx-Kritiker Unrecht daran, wenn sie den apologetischen Tendenzen einen entschiedenen Antimarxismus entgegensetzen. Dieser Reflex gleicht nämlich der linken historisch-politischen Bilderstürmerei, wonach nur noch vermeintlich moralisch unbedenkliche Akteure in die kollektive Erinnerung eingeschlossen sein dürfen. Dieses Verständnis verneint schlechthin die Komplexitäten und Ambivalenzen in der Geschichte. Es unterstellt eine quasi-mythische Unterscheidbarkeit zwischen dem „Guten“ und dem „Bösen“. Kurzum, es handelt sich um unhistorischen Unsinn und ist intellektuell unredlich.

Auch Marx bedarf einer in jeglicher Hinsicht differenzierten Betrachtung, die sowohl Kritik übt, als auch ihm nicht das blutige Erbe derjenigen in die Schuhe schiebt, die sich auf ihn beriefen. Auch Marx hat das Recht, in seiner Zeit betrachtet, bewertet und nicht zuletzt kritisiert zu werden. Es gehört zur Wahrheit dazu, dass Marx gleichzeitig Ur-Vater der Sozialdemokratie ist, die die liberale Demokratie bereicherte, sowie des Kommunismus, der die liberale Demokratie vernichten wollte. Dieser realhistorischen Ambivalenz muss eine moderne kritische Erinnerungskultur Rechnung tragen.

Karl Popper wie auch andere betonten nicht nur die Schattenseiten, sondern auch die zustimmungswürdigen Aspekte des Marx’schen Denkens. Beide erkannten die intellektuelle Kraft und das innovative Potential darin an und würdigten den nicht nur negativen Einfluss auf die Geschichte der Moderne. Aber eine Marx-Statue braucht wirklich niemand.

Norman Siewert studierte Zeitgeschichte und promoviert an der Universität Potsdam.

Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

34 Kommentare

  1. Als bekennender Marxist konnte und kann ich Marx-Denkmälern oder sonstigen Symbolen quasireligiöser Verehrung von Marx nichts abgewinnen. Marx wirkt ohne Denkmal und wird es weiter tun.

    Genausowenig jedoch kann ich verstehen, warum sich so manch pseudoliberaler … dermaßen über Denkmäler und Marxhype aufregt. Denn Kennzeichen der Liberalität wäre es schließlich auch dafür Raum zu lassen.

  2. Das tückische an Karl Marx ist, dass mit seinen Schriften die gesamte Weltgeschichte und das gesamte Leben erklärt werden können. Gleichsam ein Perpetuum Mobile der Menschheitsgeschichte. Mit diesem mechanistischen Rüstzeug kann jedermann alles und jedes menschliche Geschehen scheinbar schlüssig deuten und erklären. Und scheinbar sind die Triebkräfte für alles ganz einfach. (Vom Tauschhandel – ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch – bis zum tendenziellen Fall der Profitrate; eingebettet in einen gesetzmäßigen Verlauf der Zeitgeschichte von der Sklaverei bis zum Kommunismus. Wie ein Uhrwerk.)

    Eingebaut in diese, in sich geschlossene Deutung der Welt, ist bereits die Erklärung, warum eine Kritik daran falsch sein muß. Das Mar’sche Denkmodell trägt die Unmöglichkeit einer Widerlegung in sich. Ein gedankliches Perpetuum Mobile.

    Deswegen hat der Autor, Herr Siewert, unbedingt recht, wenn er die argumentative und differenzierte Kritik an Marx und seinen Theorien fordert. Ob man dann dem Schluss des Autors, Herrn Siewert, zustimmt, daß man Marx nicht das „blutige Erbe seiner Anhänger“ in die Schuhe schieben dürfe – dass ist allerdings eine andere Frage. (Ich meine: Man muß ihn sogar dafür verantwortlich machen. Denn, im Gegensatz zu den meisten seiner Jünger, war er sich offenbar der Konsequenzen seiner Denkschule bewußt. Man lese seine Schriften!)

  3. Der Titel des Artikels ist eine schöne Anspielung auf den Historikerstreit, in dem Habermas damals eine Diskussion der ihm nicht passenden Thesen zur deutschen Vergangenheit unterbinden wollte. Eine Diskussion über Marx und Marxismus muß nicht unterbunden werden, sie scheint aber derzeit nur nötig, weil die historische Amnesie einen so hohen Grad erreicht hat, daß auch die Marxkritik früherer Zeiten schon wieder vergessen wurde. Diese war aber nicht unreflektiert, sondern wohlbegründet und substantiell – der Autor irrt sich daher, wenn er implizit einen „entschiedenen Antimarxismus“ als bloßen „Reflex“ meint charakterisieren zu müssen, was wohl bedeuten soll: eine Ablehnung ohne vorheriges Nachdenken oder Studium. Man sollte sich diesen Schuh des angeblich unreflektierten Antimarxismus aber nicht anziehen, schon gar nicht als Konservativer. Und was die Forderung betrifft, daß Marx – wie übrigens banalerweise jeder Denker – „in seiner Zeit“ betrachtet werden sollte, so impliziert das die Einsicht, daß die Marxsche Theorie in ihrem objektiven Lehrgehalt heute keinen nennenswerten Beitrag zur Wirklichkeitsbeschreibung mehr liefert – und als politisches Programm ohnehin am besten der Musealisierung überantwortet gehört, wo sie dann in der „Erinnerungskultur“ ihren Platz haben mag. Aber ansonsten? Wo sollen – trotz Popper – die zustimmungswürdigen Aspekte von Marx‘ genuinem Denken denn liegen? Auch wer sich differenziert und lange mit Marx (und Engels) befaßt, kann doch zu anti- oder von mir aus auch nicht-marxistischen Schlußfolgerungen gelangen, ohne daß das im Geringsten etwas mit „Bilderstürmerei“ zu tun hätte, die in analoger Weise irgendwelche Linken betreiben. Derartige Vergleiche führen wirklich zu nichts… Es sind ja heute im übrigen nicht etwa die Antimarxisten ein nennenswertes Problem, sondern im Gegenteil diejenigen, die wie etwa Jürgen Neffe in seiner Biographie Marx über den grünen Klee loben und damit unbedarfte Leser auf politisch-ökonomische Holzwege schicken.

  4. Was bei der Bewertung dieses Mannes meist unbeachtet bleibt, ist die Quelle seiner Ideologie. Karl Marx war Satanist. Die Früchte seines Werkes sind entsprechend teuflisch.

  5. Wieviele der 42 zustimmenden Ratsmitglieder haben wohl „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ in ihrem Bücherregal stehen, vielleicht sogar einmal darin gelesen? Wieviele der 42 zustimmenden Ratsmitglieder haben sich mit den Schriften von Marx wirklich auseinandergesetzt, also seine Ergüsse einmal über 200, 300, 500, 1000 Seiten gelesen? Wieviele der 42 zustimmenden Ratsmitglieder können erklären, was die Weltinterpretation durch den „historische Materialismus“ bedeutet ? —– Man muß befürchten: Die allermeisten nicht.

    Und genau deswegen lassen Sie sich von einer der schlimmsten Diktaturen dieser Welt, China, eine Statue im häßlichen stalinistischen Stil des proletarischen Realismus vor die Nase setzen und feieren den Menschheitsvergifter Marx auch noch als „großen Denker“.

    Armer, ungebildeter, opportunistischer Rat von Trier!

  6. Ich bin bekennender ANTI-MARXIST und für mich IST das eine gute Lösung.

  7. Tja, anhand der als Helden verehrten Persönlichkeiten erkennt man eben den ideologischen Charakter eines jeden Systems – auch den der BRD.

    Übrigens war der „erinnerungskulturelle Konsens“ der Bundesrepublik schon immer recht einseitig gegen die nationalen Größen der deutschen Geschichte ausgerichtet, bestand ja auch der Zweck dieses „Konsens“ in der bis heute anhaltenden Dekonstruktion der kulturellen Identität der Deutschen. Das linke Heldengedenken nahm dagegen in Relation zu dieser Dekonstruktion eher immer weiter zu.

  8. Popper, Kant…..ja, sie hätten uns besonders derzeit viel zu sagen…..vor allem, was das das eigene, kritische Denken betrifft und die große Gefahr, welche das imperium paternale darstellt. Die Despotie des Letzteren hat bereits Einzug gehalten und dazu passt die Marx Statue exakt.

  9. In Washington D.C. steht ein Memorial, das der Ermordung von ca. 100 Millionen Opfern des Marx’schen Sozialismus gedenkt. Es wäre angemessen bei Aufstellung der chinesischen Marx-Büste an diese Menschen zu erinnern und aus der Anonymität herauszuholen. Dazu gehört auch eine entsprechende Gedenktafel. Gerade angesichts der Erinnerungskultur in unserem Land muss dies gefordert werden, um eine Klassengesellschaft von bedauernswerten Opfern auszuschließen.

  10. Aber Herr Siewert, ist der Antimarxismus wirklich ein Reflex, welcher der „linken historisch-politischen Bilderstürmerei“ gleicht?
    Dann beschäftigen Sie sich doch mal mit der Kritik an den wirtschaftswissenschaftlichen Theorien, die zu seinem Werk gehören. Er hat nicht nur die Arbeitswerttheorie von David Ricardo in seiner eigenen Arbeitswertlehre falsch interpretiert (absichtlich?), sondern auch das schon ältere Say’sche Gesetz und damit den Marktmechanismus der Preisbildung praktisch ignoriert.
    Ferner ist seine Geschichtstheologie, die der jüdisch-christlichen Heilsgeschichtslehre sehr ähnelt, von Karl- Raimund Popper in seiner Schrift „Das Elend des Historizismus“ sehr fundiert kritisiert worden.
    Angesichts der Tatsache, dass die Marx’sche Lehre die Rechtfertigung für millionenfachen Mord im zwanzigsten Jahrhundert lieferte, ist mein persönlicher Antimarxismus vieles, aber mit Sicherheit kein „der linken historisch-politischen Bilderstürmerei“ vergleichbarer Reflex. Diese Fehlinterpretation weise ich zurück.

  11. Marx ist zweifellos ein Schreibtischtäter gewesen. Weder den Nationalsozialismus noch den Bolschewismus, Maoismus oder Pol Pot hätte es ohne ihn gegeben. Alle Marxismusausleger weltweit haben zu Blut und Tränen in einem zuvor nie gekannten Ausmaß geführt. Das Verbrecherische seiner Ideologie findet sich unter anderem zum Beispiel noch heute in eimem scheinbar banalen Satz, aufgemacht als Wandspruch im Hauptgebäude der Humboldtuniversität. Dort steht in großen Lettern:

    „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt drauf an, sie zu verändern.“

    Das heißt aber nichts anderes, als daß es nach Marx darauf ankommt, den MENSCHEN zu verändern, notfalls eben auch gegen seinen Willen. DAS ist die Quelle des Totalitarismus. Und dieser Totalitarismus ist nebenbei bemerkt auch die Ursache dafür, daß die Sozialisten, gleich welcher Couleur, stets auf den Islam abfahren.

    Darüber hinaus war Marx der erste Denker, der einen Genozid aus politischen Motiven nicht nur rechtfertigte, sondern forderte, wie die beiden folgenden Zitate beweisen:

    „Man solle damit in einer sozialistischen Revolution beginnen, die primitiven Völkerabfälle wie etwa Basken, Bretonen, schottische Highlander, zu liquidieren.” – Marx/Engels, 1848 in der Rheinischen Zeitung

    „Die Klassen und Rassen, die zu schwach sind, die neuen Lebenskonditionen zu meistern, müssen den Weg frei machen. Sie müssen in einem revolutionären Weltensturm untergehen.” – Marx/Engels, 1848 in der Rheinischen Zeitung

    Fügt man noch seine Ansichten über das Judentum hinzu, wird deutlich, woraus der ideologische Stoff der Leichentücher bestand, die von den Nationalsozialisten gewebt wurden. Diese überaus konkreten Anleitungen zum Massenmord im Sinne des kommunistischen Manifests mit den Ansichten Luthers zu vergleichen, wirkt wirkt ein wenig infantil.

    Das Problem ist nicht, daß die Chinesen bei uns ein Denkmal errichten, sondern daß in Deutschland der Totalitarismus zur Durchsetzung politischer Ziele wieder salonfähig geworden ist und man nur aus diesem einen Grunde kein Problem mit einer Marxstatue stalinistischer Dimensionen hat. Wundern muß einen das hingegen nicht. Marx wollte mit Hilfe einer Weltrevolution schlagartig den Zustand einer weltweiten ökonomischen und sozialen Gleichheit herstellen. Nichts anderes wird heute im Rahmen einer Neuordnung der Welt kontrolliert unter dem Deckmantel „Oneworld“/„Globalismus“/„Diversity“ an den Schalthebeln der Macht betrieben. Insofern ist das Marxmonument in Trier mehr als überfällig und andere werden folgen. Und zweifellos entfaltet eine Ideologie, die die Totsünde „Neid“ in den moralischen Stand erhebt, eine „intellektuelle Kraft“. Hervorzuheben ist jedoch ihr „innovatives Potential“, vor allem wenn es darum geht, Menschen vom Leben in den Tod, einen Zustand der totalen Gleichheit zu überführen.

    • Richtig! Aber sie vergessen die Leute, bei denen Karl Marx abgeschrieben hat: Rousseau, ein Unmensch erster Güte, nicht nur gegenüber seinen Kindern. Er wollte das Privateigentum abschaffen. Dann folgte Marat: er kämpfte für die Gleichheit und zugleich für die biologische Beseitigung des Adels, was dann die Bolschewiki mit der Bourgeoisie gemacht haben.

      • Richtig, Franzkeks, die Blutspur dieses Gedankenverbrechens, das heute Sozialismus genannt wird, kann zurückverfolgt werden bis in die Antike. Schon Platon und andere, z.B. die Gegner des Sokrates, verkündeten die Idee, dass die Welt von Philosophen zu regieren, und in Verfolgung dieses Zieles den einfachen Menschen die Freiheit zu nehmen sei, zur Not auch mit Gewalt.

  12. Karl Popper , Die offene Gesellschaft und ihre feinde , Band II , Falsche Propheten

    Kapitel 13 , Marx‘ soziologischer Deteminismus , Seite 97 :
    „Man kann Marx nicht gerecht werden , ohne seine Aufrichtigkeit zuzugestehen. Seine Aufgeschlossenheit , sein Wirklichkeitssinn , sein Mißtrauen vor leerem Wortschwall und insbesondere vor moraliesierendem Wortschwall machten ihn zu einem der einflußreichsten Kämpfer gegen Heuchelei und Pharisäertum. Marx hatte ein brennendes Verlangen, den Unterdrückten zu helfen, und er war sich der Tatsache voll bewußt, daß es darauf ankommt, sich in Taten und nicht nur in Worten zu bewähren.“

    In diesem Stil geht es noch ein paar Sätze weiter. Ich bin mir nicht darüber im Klaren , inwieweit sich Popper mit dem Gesamtwerk von Marx auseinandersetzen konnte. Eventuell hatte er es zu diesem Zeitpubkt noch gar nicht zur Verfügung haben können.
    Eindeutig ist jedenfalls , daß sich Popper wiederholt durchaus mit Symphatie über Marx geäußert hat , auch wenn er seine Philosphie grundsätzlich ablehnte.

    • Na ja , es ging doch nur um den Wunsch nach einem Quellennachweis , der zeigt , daß Popper eine gewisse Anerkennung gegenüber Marx‘ Arbeit entgegenbrachte.
      Er selbst war in jungen Jahren Mitglied der kommunsistischen Partei. Bei einem Befreiungsversuch von Parteimitgliedern aus einer Polizeiwache wurde er Zeuge , wie bei diesem Angriff etwa sieben Junge Kommunsiten niedergeschossen wurden und starben.
      Er war darüber entsetzt , wie hemmungslos die lokalen Parteiführer die jungen Leute in den Tod geschickt haben. Das führte bei ihm allmählich zu einer kritischen Auseinanersetzung mit totalitären Ideen.
      Und zu Kant :
      Ich denke , daß Kant’s „Kritik der reinen Vernunft“ das Bemühen war , den philosophischen Streit zwischen Empirismus und Rationalismus zu lösen.
      Er ging da eben mit preußisch-pedantischer Gründlichkeit ans Werk.
      Das ist für den Leser im Ergebnis nicht leicht zu verstehen , aber Schludrigkeit wird man ihm kaum vorwerfen können.
      Ob Kant , ob Popper , ich denke , die können uns heute immer noch etwas sagen.
      Man muß ja kein bedingungsloser Anhänger ihrer Lehren werden , vermutlich wäre das ja auch gar nicht in ihrem Sinne.
      Kant schrieb ja schließlich :
      „Habe Mut dich deinen eigenen Verstandes zu bedienen.“

  13. Leider stimme ich mit dem Author nicht ein und ich finde kein „innovatives Potential“ bei Marx. Sein Kollektivismus und anti Individualismus hat der menschlichen Geschichte nur Tränen und Tod gebracht . Hitler mit seinen National Sozialisten und seiner Interpretation von Sozialismus steht Marx sehr nahe. Ein moderater Kapitalismus, wie manche in der SPD verlangen, hätte auch von vielen anderen philosophischen Strömungen des 19 Jahrhunderts kommen können. Sozialismus führt jedoch immer zu Kommunismus (laut Marx) und ins absolute Unheil.
    Übrigens, obzwar China sich immer noch als kommunistisches Land bezeichnet, hat es längst den Sozialismus/Kommunismus abgelegt und ist ein („staatsgelenkter“) Kapitalismus geworden, allerdings tief unterhölt von Korruption.
    Es ist eine absolute Schande für Deutschland diese Statue aufzustellen, nachdem wir doch alle kommunistischen Statuen in der DDR vor bald 30 Jahren fallen gesehen haben

  14. Die Marx-Statue reflektiert den deutschen Zeitgeist insofern, als dass sich das Gutmenschentum hier für seine „guten Absichten“, die es auf Marx projiziert, selbst feiert, während es das produzierte Leid, u.a. die mehrmals hundert Millionen Toten, die das wirkliche Ergebnis dieser Absichten waren, schlankweg ignoriert. Gute Absichten wollen, aber eine Katastrophe produzieren: das tut der deutsche Zeitgeist ja im Moment auch. Furchtbar, aber man scheint nicht dagegen anzukommen.

  15. Nun, wie würde wohl China reagieren, wenn Deutschland ihnen eine 5,5 Meter hohe Statue des Dalai Lama schenken würden?

    Genauso und nicht anders sollte Deutschland auf solche Geschenke von China reagieren.

    • Den Chinesen kann man da eigentlich nicht mal einen Vorwurf machen. Die wissen eben wie das heutige Deutschland tickt.

      Hatten sie Deutschland stattdessen eine Bismarck-Statue geschenkt, wäre gewiß ein offizieller Sturm der Entrüstung durch Politik und Medien gegangen.

      • China interessiert sich herzlich wenig dafür, wie die Deutschen ticken. Fr China sind wir nur eine Provinz. China zieht seine Politik der kapitalistischen Diktatur nach kommunistischen Vorbild durch. Nein, das ist kein Widerspruch. Das Regime ist kommunistisch organisiert, die Masse muss kapitalistisch denken, nur wer etwas erreicht hat die Chance gut zu leben – natürlich nur, wenn er/sie sich, ohne wenn und aber zum Regime bekennt!
        Der Politik Weltmacht zu werden wird alles untergeordnet.

  16. Jede Stadt mag und soll seiner großen Geister gedenken, das gilt auch für Trier. Marx in Trier ist ein Stück deutsche Geschichte. Aber er sollte etwas weniger groß sein, die Statue etwa demütiger daherkommen. Denn zwar ist die Bilderstürmerei generell abzulehnen, das „blutige Erbe“ derjeniger, „die sich auf ihn beriefen“, so klug war Marx durchaus, konnte der Theoretiker allerdings voraussehen, und er hat es durch die Forderung nach einem revolutionären Terrorismus explizit bejaht. Auch ob man in der Sozialdemokratie eine Bereicherung der liberalen Demokratie und nicht vielmehr eine Einschränkung derselben zu sehen hat, ist durchaus eine offene Frage. Also Trier mag seiner Geister gedenken, aber dabei bescheiden bleiben und einem kleineren Marx vielleicht einen Ambrosius als Antithese an die Seite geben.

  17. Marx hat einen funktionierenden, ökonomisch erfolgreichen Kapitalismus nie für möglich gehalten und hat sich mit dieser Problematik nie befasst. Dies ist der blinde Fleck seiner Betrachtungen.

    Zudem unterschätzte Marx das Klasseninteresse der Eliten im Machtkampf, sodass es eine nie eine herrschaftslose Gesellschaft geben wird. Die dahingehende Forderung verkleidet eher den Wunsch von bislang Unbeteiligten nach Teilnahme an der Macht.
    Letztlich bietet der Marx eine Projektionsfläche der Motive besonders derjenigen, die scheinbar uneigennützig Macht ergreifen wollen. Nur dieses Phänomen macht Marx so popuär.

  18. „Aber eine Marx-Statue braucht wirklich niemand.“

    Doch – die Trierer, bzw. der trierer Tourismus braucht die Statue. Früher pilgerten viele, besonders Katholiken nach Trier, um den Dom und andere Kirchen zu besuchen und zu ganz besonderen Anlässen, wie die Ausstellung des „Heiligen Rock“, den Jesus angeblich zuletzt getragen haben soll, nach Trier. Dies bescherte den Gewerbetreibenden und der Stadt gute Einnahmen.
    Heute kommen aus diesem Grunde nicht mehr so viele, deshalb braucht es eine andere eine neuzeitliche Reliquie, die man verehren kann. Und einem geschenkten Gaul….

  19. Um die ganze inszenierte Euphorie zur Huldigung eines unbestritten klugen Kopfes aus deutschen Landen (von denen die diese Niveau nie nicht erreichen werden im Übermaß befeuert) noch einen passenden Namen zu geben, wäre doch die Umbenennung von Trier in Karl Marx Stadt mehr als angebracht, denn was die DDR vermochte (ohne im Besitz des wirklichen Heimatortes zu sein) kann die große BRD nun endlich vollziehen. Was folgt als Nächstes – Che Guevara würde doch passen, oder sind wir hier im Land noch nicht ganz so weit ?

  20. Marx zu lesen ist pure Zeitverschwendung. Man sollte die Thesen von Adam Weishaupt lesen, dem Gründer der Illuminati. Die Gründung erfolgte am 1.Mai 1776 in Ingolstadt. Es ist schon Ironie oder Sarkasmus, dass der 1.Mai als der Tag der Arbeit gefeiert wird.

  21. Von welchem innovativen Potential schwafelt der Autor? An Marx Schrift ( die größtenteils der Industrielle Engels schrieb) war nichts grundlegend neues, was nicht schon woanders publiziert und widerlegt wurde!

  22. Danke für den interessanten Beitrag, der sich wohltuend von dem abgedroschenen Gefasel abhebt, das hier in einem anderen Kommentar ausgebreitet wird.

    • Fulbert: Ihr Beitrag scheint ebenso wenig von Wissen und Quellenkritik geprägt, wie der Beitrag den Sie gerade loben; bei allem Respekt.

  23. Marx ist ein Dino der Vorzeit, der heute keine inhaltliche Berechtigung mehr hat.
    Man kann die Dinosaurier mögen, aber nicht mehr wieder beleben.
    Seine Zeit ist lange vorbei, seine Thesen ad Absurdum geführt.
    Sozialdemokratie ist übrigens dabei, sich in Europa abzuschaffen…nur einpaar ganz Dumme halten noch die Fahnen hoch…aber den Eisberg haben sie schon gerammt.

  24. Popper weist in seinem Werk auch auf einen weiteren Aspekt hin. Es ist Marx offensichtlich überhaupt nicht in den Sinn gekommen , daß sein formallogisch durchaus korrekt erdachter Ablauf des kapitalistischen Systems durch unberücksichtigte Einflüsse ganz anders verlaufen könnte. Das war eindeutig realitätsfern und geradezu infantil.
    Man könnte im Gegenzug von Klausewitz als Beispiel bringen. Auch der hatte im einleitenden Teil seines Werkes „Vom Kriege“ einige streng formallogisch ablaufende Lehrsätze entwickelt , die dann , wie bei Marx der Kapitalismus , stets ins „Äußerste“ eskalierten. So schrieb er dann auch vom 1.Äußersten , 2.Äußersten und so weiter.
    Er war aber nüchtern genug , um zu erkennen , daß der Schlachtenplan nur so lange gilt , bis die Schlacht begonnen wurde. Dann käme es stets zwangsläufig zu Friktionen ( Reibungsverlusten ). Ganz offen und einsichtig fing er also seine schönen Lehrsätze ein relativierte sie und sprach vom „Nebel des Krieges“. Marx war zu einer solchen lebensnahen Einsicht anscheinend nicht in der Lage.
    Daß sich Arbeiter organisieren und ihre Interessen vertreten , daß der Staat , die Regierungen ebenso Akteure im Wirtschaftsystem sein könnten , daß Verbesserungen auf gesetzlichem Wege von diesen in die Wege geleitet werden könnten , zieht er kaum in Betracht. Ausgerechnet Bismarck hatte die erste Sozialgesetzgebung ins Leben gerufen , auch wenn seine Motivation keine „sozialistische“ gewesen sein dürfte.
    Ebenso spielt die Möglichkeit , daß es immer wieder neue Innovationen gibt , die neue Firmen entstehen lassen , dagegen alte , träge Firmen , seien sie noch so groß , unter die Räder geraten können für Marx keine große Rolle.
    In seiner erdachten ideal-bösen Welt konnte dies alles nicht sein.
    Hegel hin , Hegel her , solche Schlichtheit schmerzt schon sehr.

    • „Was er nicht gesehen hat, war die Nutzbarmachung ungeahnter Mengen technischer Energie, die dazu führte, dass Gebrauchswerte mit deutlich weniger menschlicher Arbeit verfügbar wurden und damit die Verelendung der Arbeiterklasse nicht eintrat.“
      Das ist der Kern der industriellen Revolution! – und gegen exakt diese wendete sich Marx und all die anderen Protagonisten.
      „wir haben de facto eine Vergesellschaftung des Besitzes der Produktionsmittel, indem jeder Aktien erwerben kann.“
      Und das war auch schon zu Zeiten Marx möglich.
      Marx ist wohl das meistüberschätztete Figürchen in der Geschichte, wenn man bedenkt dass NICHTS was er jemals publiziert hat, nicht schon vorher publiziert wurde und widerlegt wurde. Sein Hass auf das Bürgertum resultierte letztendlich auf seine eigenen Minderwertigkeitskomplexen. Marx war trotz excellenter Ausbildung – die er deshalb bekommen hatte, weil er in seine Klasse die es ihm ermöglichte zu studieren hineingeboren wurde und nicht weil er so überragend intelligent war – , nicht imstande für seinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen. Er hat fröhlich den Reichtum anderer verbrasst…

  25. Soll dann auch über konservative Denker so „unvoreingenommen“ diskutiert werden?

Einen Kommentar abschicken