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Der Echnaton Arabiens?

Muhamad ibn Salman – führt Saudi-Arabiens Thronfolger das Land in die Gegenwart?

08.04.2018

| Lesedauer: 8 Minuten
Wenn Muhamad ibn Salman - anders als Echnaton - bei seiner Modernisierung den revolutionären Übereifer bändigt, kann es ihm und der Sache nur nützlich sein, das reaktionäre Saudi-Arabien in die Gegenwart zu führen.

Ha‘ìl, die Oasenstadt am Südrand der mit rotem Sand bedeckten Sahara a’Nafud, war einst eine weltoffene und lebenslustige Station für Pilger und Handlungsreisende. Die dort lebenden Krieger vom Stamme der Shamar bekannten sich zwar zu Allah und dessen Erfinder Mohamed, doch das hinderte sie nicht, dem nicht immer ganz leichten Leben auf der arabischen Halbinsel seine guten Seiten abzugewinnen. Und Ha’il war auch eine prosperierende Stadt, denn sie lag auf halbem Wege zwischen Bagdad, der einstmals mächtigsten Metropole der arabischen Welt, und Mekka, dem Sehnsuchtsort aller Muslime.

Als 1921 die Sippe der zentralarabischen Sa’ud die Stadt endgültig eroberte, war es vorbei mit der Freude ihrer Bewohner. Den dem fundamental-islamischen Wahabismus anhängenden Wüstenkämpfern galten nicht nur die Shamar als Feinde – für sie war der Lebensstil der Bewohner des nordarabischen Ha’il ein Verbrechen gegen ihren Gott. Wie überall in ihrem im Namen Allahs eroberten Reich formten sie die Gesellschaft der Region um nach den Worten des Koran. Nicht nur den Bewohnern Ha’ils erging es vor 100 Jahren so, wie es in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts die Bewohner von Raqa, Mosul und anderen, von den Geistesverwandten jenes Wahab besetzten Städten erging, die den Terror  des salafistischen „Islamischen Staats“ erleiden mussten.

Die Sa’ud, die innerhalb von nicht einmal zwei Jahrhunderten fast die gesamte arabische Halbinsel unter ihre Kontrolle brachten, führten eine streng an den koranischen Regeln orientierte Diktatur ein. Die Imame des die Politik bestimmenden Wahabismus setzten mit Glaubenspolizei und archaischem Denken ihre Vorstellungen durch. Heute gilt das Land zwischen Rotem Meer und Arabisch-persischem Golf, das am 23. September 1932 als „Königreich Saudi-Arabien“ gegründet worden war, weithin als „konservativ“. Tatsächlich aber ist es wie kaum ein anderes reaktionär – verfangen in einem Weltbild aus dem Frühmittelalter, in dem Frauen kein Mitspracherecht haben und „Ungläubige“ bestenfalls aus pragmatischen Gründen geduldet werden.

Ein Zeitsprung in die Vergangenheit

In der Mitte des 14. vorchristlichen Jahrhunderts machte sich im Reich der ägyptischen Pharaonen ein junger Herrscher auf, das Unmögliche zu wagen. Als vielleicht erster Politiker der Weltgeschichte unternahm er den Versuch, die in seinem Reich übliche Anbetung zahlreicher Götterfiguren durch einen Monotheismus zu ersetzen. Sein sich selbst gegebener, bis heute überlieferter Name war gleichzeitig das Programm seiner Regentschaft: Diener des Aton, oder, in der aus dem Altägyptischen abgeleiteten Form, Echnaton.

ARAB SPRING, SAUDI STYLE
Arabischer Frühling nach Saudi-Art?
Echnaton gehört heute zu jenen Pharaonen, dessen Name immer noch jedem halbwegs Gebildeten geläufig ist. Die Deutschen haben zu ihm eine besondere Affinität entwickelt, denn seit 1913 gehört ein Abbild seiner Hauptfrau Nefertiti zu den bedeutendsten Kulturschätzen, die auf der Berliner Museumsinsel alljährlich unzählige Besucher anlocken. Die „Büste der Nofretete“, wie dieses Kunstwerk offiziell genannt wird, wurde am 6. Dezember 1912 vom deutschen Archäologen Ludwig Borchardt in der Werkstatt eines altägyptischen Bildhauers entdeckt und mit Genehmigung der ägyptischen Altertümerverwaltung nach Deutschland gebracht. Heute schätzen Versicherungen ihren Wert auf rund eine halbe Milliarde Dollar – nicht nur deshalb wird sie an ihrem Präsentationsort rund um die Uhr bewacht.

Nofretetes Gatte Echnaton war das, was man heute als „Radikalreformer“ bezeichnen würde. Privat führte er eine emanzipierte Beziehung mit seiner Frau, ließ sich für die Nachwelt mit ihr und den gemeinsamen Kindern abbilden. Schon das war unüblich in der Welt der Pharaonen, die sich als Verkörperung des Göttlichen verstanden und schon deshalb niemanden neben sich duldeten. Doch Echnaton beließ es nicht bei einer neuen Form des familiären Zusammenlebens. Er wollte seine ägyptische Gesellschaft von Grund auf umformen und alte Zöpfe radikal abschneiden. Deshalb verordnete er seinem Volk eine grundlegende Korrektur der traditionellen Götterverehrung. Statt die göttliche Aufgabenfülle unter einer Vielzahl unterschiedlichster Verkörperungen aufzuteilen, befahl er den Glauben an nur noch eine einzige göttliche Instanz: Jenen Atun, als dessen Diener und Vertreter auf Erden er sich verstand, und dessen Wirken und Inkarnation er in der Sonne als dem Quell allen Lebens erblickte.

Um den Anspruch seiner gesellschaftlichen Umwälzung für alle Ewigkeit zu manifestieren, ging er sogar daran, dem Reich eine neue Hauptstadt aus dem Nichts zu bauen. Rund 400 Kilometer nördlich der alten Hauptstadt Theben erstand auf einem Nilfelsen in der Wüste Achet-Atun – der Anfang und das Ende des Aton, Welthauptstadt für die Verehrung des einzigen Gottes und seines Dieners und Stellvertreters auf Erden.

Doch Echnaton hatte in seinem Eifer die Rechnung ohne sein Volk gemacht. Vor allem hatte die göttlich-pharaonische Hybris ihn übersehen lassen, dass eine neue Religion mit nur noch einem einzigen Gott jene in Sinnkrise und Erwerbslosigkeit schicken musste, die dem Volk als Mittler jener nun abgeschafften, traditionellen Götter dienten. Tempelschließungen und die Beschlagnahme von Gütern der alten Priesterschaft ließen Echnatons Eifer bei einer bedeutsamen Elite Ägyptens auf wenig Gegenliebe stoßen. So schuf er neben einer neuen Anbetung und einer neuen Hauptstadt auch ein weit verzweigtes Netz von menschlichen Feinden seiner Neuerungen. Als Echnaton starb, sahen diese ihre Stunde gekommen. Nach Stand der Erkenntnis knickte bereits seine Gattin unter dem Druck der Herrengarde aus der alten Priesterschaft ein: Der gemeinsame, einzige Sohn und Thronanwärter Tutanch-Atun ist der Nachwelt nur noch unter seinem der Gegenrevolution geschuldeten Namen Tutanch-Amun bekannt. Die entehrte Priesterschaft hatte sich durchgesetzt und den aus ihrer Sicht unentschuldbaren Frevel an den alten Göttern getilgt. So, wie sie nun auch ansetzte, mit Hammer und Meißel jegliche Erinnerung an den Gotteslästerer aus den Annalen der Zeit Echnatons herauszuschlagen. Achet-Atun, eine Residenzstadt, die unter erheblichen Entbehrungen der Ägypter im Eiltempo auf Sand und Fels gebaut war, wurde aufgegeben und zerfiel.

Rückkehr in die Gegenwart

An der Spitze des wahabitischen Reichs auf der arabischen Insel steht als absoluter Herrscher der greise Salman ibn Abd al Aziz. Geboren am 31. Dezember 1935 gelten die Tage des heute 82 Jahre alten Mannes als gezählt. Mit seiner Gesundheit steht es nicht zum Besten, weshalb er bereits am 23. Januar 2015 seinen Sohn Muhamad ibn Salman zum Verteidigungsminister und Chef der königlichen Garde ernannt hatte. Im Juni 2017 wurde Muhamad offiziell zum Thronfolger des schwerkranken Regenten bestimmt – seitdem ist es faktisch der mit heute 32 Jahren junge Mann, der die Geschicke der islamischen Glaubensdiktatur leitet.

Dieser Muhamad hat seitdem Bemerkenswertes in die Wege geleitet. Sieht man von seinem Vernichtungsfeldzug gegen die Schiiten im Südosten der arabischen Halbinsel einmal ab, zeigen sich erstaunliche Handlungen und Ansätze.

Eine der ersten Handlungen des frisch ernannten Thronfolgers war es, am 4. November 2017 elf Prinzen, vier Minister und zahlreiche Staatsdiener festsetzen und ihr Vermögen beschlagnahmen zu lassen.  Muhamads einen Tag zuvor gegründete „Anti-Korruptionseinheit“ machte es möglich.

Dann ließ er verkünden, dass das strenge Autofahrverbot für Frauen im Königreich aufgehoben wird. Einige mutige Damen hatten immer wieder mit selbstgedrehten Videos ihre Ausflüge dokumentiert und damit unangenehme Strafen durch die geifernde Scharia-Polizei beschworen.

Jüngst nun verkündete Muhamad in einem Interview, das mit dem islamischen Schleiergebot sei so radikal auch nicht zu verstehen. Prompt wagten sich die ersten hübschen Frauengesichter an das Licht der Sonne – und manche bislang total versteckte Dame soll im stillen Kämmerlein darüber sinnieren, ob ihr unverhülltes Angesicht die nun anstehende Schönheitskonkurrenz bestehen könne.

VOR DER ALLEINHERRSCHAFT
Saudi-Arabien: Was Muhamad bin Salman vorhaben könnte
Dieser Tage brach der Kronprinz mit einem weiteren Sakrileg: Erstmals seit 35 Jahren wird es im Arabien der Ölscheichs wieder öffentliche Kinos geben. 35 Vorführpaläste sollen in den kommenden Jahren entstehen – in enger Kooperation mit dem in chinesischer Hand befindlichen US-Betreiber AMC-Entertainment Incorporation. Die beiden mächtigsten Medienleute des Landes hatte der junge Prinz bereits im Zuge der Verhaftungswelle entfernt. Seitdem verfügt Muhamad über die uneingeschränkte Kontrolle über Unterhaltung und Kommunikation im Reich.

Undenkbar bislang auch, dass ein Herrscher über die Heiligen Stätten des Islam das Existenzrecht Israels anerkennt – wie sollen dass die Eiferer des frühmittelalterlichen Mohameds ihren Gefolgsleuten erklären? Prompt startete dann auch die Hamas in Gaza freitags ihre Probeläufe für den „Grünen Marsch“ nach Jerusalem. Und doch mag für den künftigen Herrscher Arabiens auch hier die klassische Formel des „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ gelten. Israel wie die Sa’ud erblicken im Iran ihren gefährlichsten Gegner. Das Schicksal einiger „Ägypter“ in Gaza, die nichts als Unruhe stiften und mit den Osmanen kooperieren, wird Muhamad weder um den Schlaf noch von seinen Zielen abbringen.

Arabiens Echnaton oder fähiger Machtpolitiker?

Für einen Europäer mag das alles befremdlich erscheinen. Den Meisterinnen der Emanzipation gehen die zaghaften Befreiungsversuche weiblicher Selbstbestimmung nicht einmal ansatzweise weit genug. Was allerdings unverständlich ist, agieren doch viele von ihnen in Europa genau im Sinne des fundamentalistischen Islam, unterwerfen sich angeblich verletzten religiösen Gefühlen und lassen es zu, dass ein archaisches Menschenbild mitten in Europa Frauen unter Schleier und Kopftuch zwingt.

Gern wird eingeworfen, dass es ökonomische Zwänge wären, die zumindest das Autofahren nicht länger verbieten lassen. Und verschleiert lenkt es sich eben nicht so sicher – und bei Verkehrsübertretungen wird die Strafverfolgung dadurch selbstverständlich auch erschwert.

Selbst die Kinopläne gehen vielen Europäern nicht weit genug. Ob dann nicht nur linientreue Filme gezeigt würden, wird kritisiert. Nun, es wird sicherlich so sein, dass „Fifty Shades Of Grey“ und ähnliche Filmwerke bis auf Weiteres ihren Weg noch nicht bis auf die sa’udische Kinowand finden werden.

Selbstverständlich sind diese gern als „Lockerungen“ bezeichneten Änderungen aus europäischer Sicht jene berühmten Tropfen auf den heißen Wüstenstein. Gleichzeitig aber offenbart die Kritik dann eben auch Europas Unfähigkeit, sich in andere Situationen als die eigene zu denken.

Selbstverständlich mögen manche der Neuerungen ökonomischen Zwängen folgen – allerdings sollte uns die Geschichte gelehrt haben, dass weder ökonomische noch intellektuelle Vernunft auch nur die geringste Chance haben, gegen aus angeblich religiösen Geboten geborene Dummheit und Borniertheit anzukommen. Und insofern ist das, was der sa‘udische Thronfolger derzeit wagt, durchaus mit jenen Taten Echnatons zu vergleichen.

Es ist noch nicht lange her, da ereiferte sich die Führung der islamisch-wahabitischen Priesterschaft in einem unfassbaren Ausmaß an schlicht nichts anderem als grenzenloser Dummheit darüber, dass Frauen am Steuer entweder ihr Gehirn beschädigen würden – oder dieses überhaupt nicht geeignet sei, ein Kraftfahrzeug zu lenken. Die behutsame Lockerung der Vollverschleierung, nun von Muhamad angestoßen, gilt jener bornierten Einfalt des wahabitischen Islam als Sakrileg, welches fast schon als Gotteslästerung einer Todsünde gleich kommt.

MBS MARSCHIERT DURCH
Saudi-Arabien im Umbruch
Wäre es nicht der Thronfolger und mittlerweile mächtigste Mann im Reich – die Hüter des Glaubens und der Sitten hätten Muhamad ibn Salman längst festgesetzt und zum langsamen Tod durch regelmäßiges Auspeitschen verurteilt. Und so mögen jene, denen es nie schnell genug gehen kann, bitte innehalten. Was Muhamad derzeit in einem der reaktionärsten Länder des Planeten tut, hat – aus wahabitischer Priestersicht – durchaus jene Dimensionen, die dereinst der Pharao in Ägypten gewagt hatte. Das Tempo, das er dabei derzeit vorlegt, steht dem antiken Vorbild nur in wenig nach.

Für wahabitische Verhältnisse ist der Thronfolger jetzt schon über die Grenzen des Zumutbaren hinausgegangen. Es deutet sich an, dass er es dabei nicht bewenden lassen wird. Offenbar hat er sich das Ziel gesetzt, sein Land umfassend zu modernisieren – und es dabei auch vom Öl unabhängig zu machen. So plant er ein umfassendes Programm zur Energieversorgung über erneuerbare Rohstoffe – etwas, das zwar nicht im Widerspruch zum Islam steht, dennoch erstaunt in einem Land, das gefühlt in billiger Energie aus fossilen Trägern zu schwimmen scheint.

Wenn Muhamad ibn Salman anders als Echnaton bei seiner Modernisierung den revolutionären Übereifer bändigt, kann es ihm und der Sache nur nützlich sein. Denn seine Vorstellungen in die Köpfe der alten, senilen und in einem Welt- und Menschenbild des siebten Jahrhunderts festhängenden Priestergreise zu bringen – das wird ihm nicht gelingen. Diese kann er nur im Zaum halten, indem er weder übertreibt, noch ihnen den Raum zum Widerstand gibt. Und wenn er seine Gesellschaft für ein Islambild öffnet, welches bislang regelmäßig am Wort des Propheten gescheitert ist. Doch jene Anti-Korruptionsaktion, mit welcher der mit großen machtpolitischen Instinkt ausgestattete Mann bereits einige wichtige Köpfe entfernt hat, mag jenen in den Tempeln der Reaktion als Mahnung dienen.

Chance und Risiko

Selbstverständlich wird Muhamad den Islam seines Namensvorgängers nicht abschaffen. Und ebenso selbstverständlich wird das Arabien der Sa’ud nicht über Nacht eine Demokratie mit Gleichberechtigung, Glaubens- und Meinungsfreiheit und politischer Partizipation werden. Denn versuchte Muhamad dieses, so würde wie in den anderen arabischen Staaten, die ohne Konzept einen arabischen Frühling wagten, der Islam umgehend die Macht ergreifen und sein zukunftsfeindliches Werk fortsetzen.

Selbstverständlich auch mögen Mohameds Neuerungen nicht zwangsläufig einem unbändigen Revolutionswillen, sondern tatsächlich ökonomischen Überlegungen folgen. Aber auch das ist nur mit der arroganten Brille des Außenstehenden zu kritisieren. Das Beispiel Echnatons hat gezeigt, wie Herrscher enden, die ein tradiertes und von zahllosen Nutznießern getragenes System mit einem Akt revolutionärer Brachialgewalt verändern wollen. Insofern gilt es, weiter auf das Land zu schauen, auf dessen grünem Banner das Bekenntnis zu Allah und dessen Erfinder Mohamed als ewige Botschaft steht.

Das gilt vor allem auch deshalb, weil der künftige Herrscher einen Klotz am Bein hat, den er sich selbst als Verteidigungsminister schuf.

Im Yemen, was auf Arabisch einfach „Süden“ bedeutet, kämpfen seine hochgerüsteten Truppen seit geraumer Zeit mit kaum mehr als mäßigem Erfolg gegen den schiitischen Konkurrenten. Schon immer trachteten die Söhne der Sa’ud danach, diesen Süden für den sunnitischen Islam zu erkämpfen.

Mit den dort, im gefühlten Garten Eden der arabischen Halbinsel lebenden, schiitischen Arabern besteht eine über Generationen wirkende Fehde, die dadurch, dass die Aufständischen umfassende Unterstützung vom persischen Erbfeind der Araber erhalten, ständig befeuert wird. Muhamad ibn Salman gerät in die Gefahr, dort einen langwierigen Vernichtungsfeldzug zu schaffen, der seiner internationalen Reputation schadet und ihn, so er ihn nicht bald löst, eines Tages in den offenen Krieg mit dem persischen Nachbarn am Golf zwingen könnte.

Insofern gilt: Die aus europäischer Sicht minimalen, aus Sicht der wahabitischen Priesterschaft jedoch ungeheuren Neuerungen, die der Sohn und designierte Nachfolger des kranken Salman angestoßen hat, sind noch lange nicht für die Ewigkeit. Es wird von Muhamads Geschick und Selbstbeherrschung abhängen, ob er den von ihm eingeschlagenen Weg, das geistig im archaischen Mittelalter verharrende Reich zu modernisieren, erfolgreich fortsetzen kann. Oder ob es ihm und seinen Ideen so ergehen wird wie jenem Echnaton, der so plötzlich verschwand, wie er im Mittelpunkt der damaligen Welt stand – und bei dem bis heute nicht geklärt ist, ob er eines natürlichen Todes starb oder ob er einem Attentat jener zum Opfer fiel, deren tradiertes Weltbild er brachial zu ersetzen suchte.

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51 Kommentare

  1. http://time.com/5228006/mohammed-bin-salman-interview-transcript-full/

    „And you know what’s the biggest danger? They’re not in the Middle East because they know that the Middle East is taking good strategy against them in Saudi Arabia, Egypt, UAE, Jordan, and a lot of countries. Their main target is to radicalize Muslim communities in Europe. They hope that Europe in 30 years will turn to a Muslim brotherhood continent, and they want to control the Muslims, in Europe by manipulating the Muslim Brotherhood. So this will be much more dangerous than the Cold War, than ISIS, than Al Qaeda, than whatever we’ve seen in the last hundred years of history.“

    „We want to drive the best talent, to get the best talent to live and come abroad to work in Saudi Arabia, you have to have good social and cultural standards. You cannot have bad livability standards and cultural standards if you want to grow and to be much bigger economically. So this is a very important thing that we are trying to improve. And I believe in the last three years, Saudi Arabia did more than in the last 30 years. And that’s because it’s aligned with our interest as Saudis to be competitive in livability and cultural and social. And Islam it’s open. It’s not like what the extremists are trying to represent Islam after ’79.
    We are not wasting time. I don’t want to waste my time. I am young. I don’t want 70 percent of the Saudi population to waste their lives trying to get rid of this. We want to do it now. We want to spend 70 percent of our time building things, improving our economy, creating jobs, creating new things, making things happen.“

  2. Das Land vielleicht, aber nicht die Verwirrten die dem hinterwäldlerischemmIslamaberglauben anhängen.

  3. Mohammed hat Allah nicht erfunden – den gab’s neben (eigentlich über) vielen anderen Gottheiten bereits. Mohammed hat Allah zum alleinigen Gott gemacht.

    • Daraus schließe ich, dass Mohamed alle anderen Gottheiten erschossen oder vergiftet oder sonstwie umgebracht hat – denn wie sonst hätte er diesen Allah zum alleinigen Gott machen können? Oder gehen Sie davon aus, dass dieser Allah identisch ist mit dem klassischen Gottvater Al – und Mohamed folglich dessen komplette Familie samt Frauen, Nebenfrauen, Kinder etc. gemeuchelt hat?

      • Die Kaaba in Mekka diente zu Zeiten Mohammeds der Verehrung vieler Gottheiten=Polytheismus.

  4. Dieser Mann ist ein Hoffnungsschimmer am Horizont, dazu noch ein schöner Mann. Vielleicht hat er es einfach nicht nötig, Frauen zu unterdrücken. Wäre klasse, wenn er etwas ändern könnte, ich wünsche ihm viel Glück.

    • Eines der reichsten Länder der Erde führt einen (Stellvertreter)Krieg gegen eines der ärmsten Länder der Erde um ihre Marionettenregierung an der Macht zu halten.
      Durch absichtlich zerstörte Wasserversorgung und damit fehlenden Zugang zu sauberem Trinkwasser ist das Leben von Millionen Jemeniten bedroht und die dadurch verursachte Cholera-Epidemie (600.000 Infizierte )breitet sich immer weiter aus. 22 Millionen Jemeniten sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, 8 Millionen Yemeniten hungern, Millionen sind auf der Flucht. Von 12,6 Kindern sind 1,8 Millionen Mangelernährt. 400 000 davon lebensgefährlich.

      “ Dieser Mann ist ein Hoffnungsschimmer am Horizont, dazu noch ein schöner Mann.“

      PS: Vor dem Krieg wurden im Yemen riesige Öl und Gasvorkommen entdeckt, die das Land zu einem der grössten Produzenten der Welt machen könnte.

  5. Eine Revolution von oben. Ja und wie bei Revolutionen üblich sind auch tatsächlich Köpfe gerollt. Warum beschreiben sie das nicht? Es gehört dazu und ergibt ohne die Erwähnung nur ein unvollständiges Bild von MBS.

  6. Nicht ohne meine Tochter
    wird wohl eher dort als in der ARD laufen

  7. Allah und dessen Erfinder Mohamed…

    Herr Spahn, Sie sollten schon mal Kontakt aufnehmen zu Salman Rushdie oder Hamed Abdel-Samad. Beide haben Erfahrungen mit dem Leben unter Personenschutz. Spaß beiseite…

    Das Königreich Saudi-Arabien ist für die meisten Menschen in der westlichen Welt völlig fremd, weil auch wenig sachliches darüber geschrieben und gelesen wird. Das Königreich besteht in den meisten westlichen Köpfen aus grausamen und unerwünschten Fehlinformationen.

    Das Leben der Saudis findet größtenteils hinter hohen Mauern statt. Innerhalb dieser Mauern „herrschen“ die Frauen über das alltägliche Familienleben. Ich war dort bei einer sehr angesehenen Familie eingeladen und erstaunt über die große Offenheit über alles Erdenkliche zu sprechen. Bei einem üblichen Essen in der Wüste habe ich beim Sonnenuntergang Erstaunliches gesehen: im Gegenlicht der Sonne glitzerte der Sand auch in grün, rot, braun etc. Alles Farben von Flaschen in denen die Westler ihre alkoholischen Getränke abfüllen. Glasmühlen machen das abendliche und weit verbreitete Schauspiel möglich.

    Beruflich habe ich vor etwa 30 Jahren einen jungen Mann aus der gehobenen Gesellschaft kennengelernt. Was der mir von seinen (und vielen seiner Freunde) Vorstellungen von der Zukunft seines Heimatlandes erzählte, war sehr im Einklang mit dem, was der Kronprinz angefangen hat.

    Und in der Tat, das ist nicht nur für die meisten Westler fast unvorstellbar. Der Kronprinz spricht zwar von Reformen, aber seine Vorhaben sind eher eine Revolution, die nicht als Massenbewegungen starten. Der Kronprinz scheint nicht der Mann zu sein, der besorgt ist, „seine Vorstellungen in die Köpfe der alten, senilen zu bringen“. … Ob er das durchsteht bleibt die große Unbekannte. Vielleicht findet der Kronprinz für seine Revolution mehr Unterstützer im eigenen Land als Köpfe, die ihn daran hindern können.

    Die Politiker des Westens – von Trump abgesehen – haben die übergroße Gefahrenquelle Iran auf ihren Radarschirmen unterdrückt, zu Gunsten von lukrativen und kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteilen. Das Verhalten dieser Politiker, der Russen und Türken bestärken den Iran auch noch in seinem Streben nach mehr Einfluss im Nahen Osten. Und bei mehr Einfluss wird es nicht bleiben. Das ultimative Ziel ist die Vernichtung Israels und aller anderen Feinde.

    Die Schutzmacht Israels wird unter Präsident Trump das verhindern zu wissen. Das weiß auch der Kronprinz. Deshalb wird er auch vielleicht in der Lage sein, seine Revolution von oben durchzuführen.

    • +

      …Sie scheinen von Ihren Freunden auch das „KaffeesatzLesen“ gelernt zu haben…

      nun denn..

      +++

  8. Für die früher oder später kommende Auseinandersetzung mit dem Iran braucht die saudische Führung verlässliche Kumpane nah und fern. Die wiederum schätzen gerne hin und wieder mal eine freundschaftliche Geste. Es geht wie immer um die Machtfrage im arabischen Raum, nicht um Rührseligkeiten. Und der Prinz möchte sicher auch gerne Prinz bleiben und König werden und ich denke, auf die Privilegien eines orientalisch mohammedanischen Herrschers wird der junge Mann wohl auch nicht verzichten wollen.

  9. Auch ein kronprinz ist nicht gefeit vor radikalen.Wills ihm nicht wuenschen !Aber es sind schon viele reformer zwischen die islamischen muehlsteine geraten.Fuer seinen mut verdient er allerdings grossen respekt.

  10. D‘accord. Ich möchte noch gerne ergänzen, dass die Reformation und unsere Aufklärung nicht die Botschaft Jesu reformiert haben sondern den Klerus und seine Machtstrukturen. Das Lesen der Bibel wurde demokratisiert und eine Trennung von Staat und Religion (hat Jesus nie anders gesehen) durchgesetzt. Im Islam sind die Botschaft Mohammeds (Koran) und die Überlieferungen aus seinem Leben und Wirken (Haddithe) das eigentliche Problem. Reform bedeutet Aufgabe dieser Irrlehre mit ihren grotesken Vorgaben

  11. >>Das Beispiel Echnatons hat gezeigt, wie Herrscher enden, die ein tradiertes und von zahllosen Nutznießern getragenes System mit einem Akt revolutionärer Brachialgewalt verändern wollen.<<

    Kann das nicht auch, plus/minus, auf die Uckermaerkerin uebertragen werden?

    • Nein, die Uckermaerkerin verändert ein tradiertes und von zahllosen Nutznießern getragenes System in mehreren Akten korrumpierender Hinterfotzigkeit.

  12. Ein Anfang in die richtige Richtung ist immer gut. Die Geschichte wird zeigen, wo Saudi Arabien in 30 Jahren steht.
    Kein Anfang ist viel, viel schlimmer.

    Fragen Sie sich doch einmal, ob Sie als Frau in diesen islamistischen Regionen geboren sein wollen würden? Und kommen Sie mir jetzt nicht mit dem Quatsch, dass ja eigentlich die Frauen in solchen Ländern bzw. Beziehungen heimlich die Hosen anhaben, das ist verharmlosende Träumerei.
    Erst wenn die männliche Allmacht der religiösen Eiferer gebrochen ist, werden die Frauen dieser Welt aufatmen können.
    Die von Muhamad ibn Salman einschneidenden Veränderungen sind äußerst bemerkenswert.

  13. Sie wollten sicher Schiiten und Sunniten sagen. Die Aleviten sind bei uns in einer Weise integriert, die beispielhaft ist. Sie besuchen keine Moscheen sondern Gemeindehäuser wo Frau, Kind und Mann gemeinsam musizieren und tanzen. Viele Vorzeigemuslime rekrutieren sich hierzulande aus Aleviten die vor allem von unseren Linken immer wieder unfreiwillig als Feigenblatt für die angeblich so geglückte Intergration radikaler Schiiten und Sunniten missbraucht werden. Der überwiegende Teil sind Türken mit kurdischem Hintergrund oder semitische Araber aus Syrien (keine arabisierten Saudis, Ägypter und Maghrebiner) Im Orient teilen Sie auch das Schicksal der Christen und stehen uns deshalb traditionelle sehr nahe. Was die Intelligenz arabisierter Muslime angeht, pflichte ich Ihnen und anderen Mitforisten uneingeschränkt zu. Islam macht Gesellschaften dumm.

  14. Herr Spahn,
    Danke sehr für diesen Text und Ihre Kommentare. Allerdings gibt es einen Punkt, den Sie nicht erwähnten: den Pakt zwischen dem Volk SA und dem Königshaus. Dieser besteht in Wohlstand gegen Freiheit. Nun wurde dieser Pakt allerdings angekratzt, als in SA z.B. die Treibstoffpreise stiegen. (1Barrell Rohöl kostete damals <40US$). M. E. Ist Salman ein Reformer, gerade weil er diesen Pakt aufrechterhalten will. Sonst verliert das Königshaus seine Legitimation.

    • Dieser Pakt betrifft nur die wenigen echten Saudis, dass Millionenheer von rechtlosen Arbeitssklaven hat nichts davon.

  15. Herr Spahn erzählt hier seine Märchen aus 1001—Nacht. In SA geht es um Machtpolitik und nicht um eine Modernisierung des Landes. Das Land ein wenig zu öffnen ist politisch opportun, dahinter steckt aber eine Machtpolitik. In SA wird immer noch die Todesstrafe am Freitag durchgeführt und aktuell wird fleißig der Jemen bombardiert, wobei sich SA dabei als Opfer gibt. Wenn SA die Petrodollars ausgehen wird das Land früher in Schutt und Asche versinken — und das ist auch gut so. SA ist früher eine sklavistische Gesellschaft gewesen, wo Sklaven gearbeitet haben. Dann kamen die Petrodollars und die Sklaverei wurde abgeschafft. Aber ohne Expats funktioniert das gesamte Land nicht, diese werden aber aus Petrodollars bezahlt. Und wenn diese nicht mehr fließen, gibt es keine Expats mehr. Dann müsste die Bevölkerung arbeiten. Das kann sie aber nicht. Und der Wüstensand wird sich über SA legen.

    • Da haben sie wohl Recht. Ich schätze die Texte von Herrn Spahn sehr, doch bei den Arabern kommt er in Schieflage.
      Die Familie Saud ist erst durch ein Pakt mit den Wahabiten gross geworden. Dieser Pakt ist nicht kündbar , ohne die Auslöschung des Königshauses zu riskieren.
      SA ist der grösste Geldgeber und Förderer dieser widerlichen und in der Steinzeit verbliebenen Religion. SA finanziert weltweit die Iman- und Koranschulen wahabitischer Prägung, vorallem in Deutschland und in Europa.
      SA ist massgeblich an dem Krieg in Syrien finanziell beteiligt.
      SA ist für den Tot Zigtausender Yemeniten verantwortlich, die natürlich in den Westmedien kaum erwähnt werden.
      Aufstände und Proteste in SA werden mit Leopard Panzern mit Spezial Ausrüstung niedergewalzt.
      Öffentliches Köpfen ist normales Wochenendprogram.
      Die inhaftierten Prinzen waren nicht 7 sondern hunderte. Teilweise wurde sie gefoltert oder getötet. Die erpressten Gelder der Prinzen (okay sie wurden vorher auch gestohlen) werden zum Aufbau der neuen Superstadt und zur Tilgung der Staatsschulden dringend benötigt.
      SA ist durch und durch korrupt und lebt vom Sklavendienst der Nachbarländer. Angestellte werden entweder schlecht bezahlt oder erhalten gar keinen Lohn, die Papiere werden den Arbeitern erst einmal abgenommen usw.
      Die SA-Bevölkerung lebt auf Kosten des Erdöls. Und das Ende der fossilen Treibstoffe wurde vorletztes Jahr von Rockefeller und Co ausgerufen. Das dürfte der Grund sein, warum sich das Königshaus neu erfinden MUSS.
      Und letztendlich strebt Salman die Vernichtung des Irans mit Hilfe von Israel an. Deshalb kam es zum handshake der beiden Totfeinde.

      • Alles richtig, TOM. Und wenn Sie mal ein wenig bei TE „blättern“, werden Sie feststellen, dass ich das meiste davon auch schon früher beschrieben hatte. Nur war das nicht Gegenstand des oben vorliegenden Textes – es ging hier tatsächlich nur um eine Einschätzung der bisherigen Handlungen Salmans im Bezug auf seine wahabitische Priesterschaft.

  16. „Muhamad ibn Salman – führt Saudi-Arabiens Thronfolger das Land in die Gegenwart?“

    Gegenfrage, ist der Papst katholisch?

    Eben!!!

    • Ist er nicht,nicht nach dem verstændnis christlicher lehre !

    • Gute Frage, Ali. Ich kenne viele Katholiken, die ernsthaft daran zweifeln, ob Franziskus katholisch ist. Da er den Gott der Muslime offenbar auch als Gott der Christen versteht, ist Franziskus bereits Muslim – zumindest, wie Sie sicherlich wissen, nach koranischem Verständnis.

  17. Solange MbS eine Art ‚Korruptionsbekämpfungstribunal‘ im Ritz-Carlton-Hotel, mit Butler-Service für die Beschuldigten, veranstaltet, solange brauchen wir uns über das Fortbestehen der anachronistischen Staatlichkeit von Saudi Arabien keine Gedanken machen.

  18. ich kann mich noch an tolle tage und nächte in beirut erinnern, als ich erkennen mußte, daß die saudische rigorosität nur in saudi arabien galt!

    • Es gab Zeiten, da war der Libanon mehrheitlich christlich!

  19. An dem Mann gibt es aus europäischer Sicht derzeit nichts zu kritisieren.
    Im Gegenteil: Er lässt seinen Worten echte Taten folgen. Ganz im Gegensatz zu unseren politischen Führern, die Reden aber nicht handeln.
    Oder schlimmer, sogar das Gegenteil tun, von dem, was sie erzählen.
    Was sich gerade in Saudi Arabien bewegt, kann man gar nicht genug würdigen.

  20. Saudi-Arabien bewegt sich in Richtung Gegenwart. Deutschland hingegen bewegt sich in Richtung Mittelalter. Diesen Vorgang nennt man „Integration“.

    • Gerhard R., ich verstehe Sie richtig in folgendem Sinne?
      Egon Bahr hatte dafür die Floskel vom „Wandel durch Annäherung“ erfunden. Zwischen den ursprünglich inkompatiblen Vorstellungen von BRD und DDR hat das doch nach der Vereinigung in Bahrs Sinne bestens geklappt. Die BRD wandelt sich zur DDR. Und nun kommt der entsprechende Wandel durch Annhäherung zwischen den inkompatiblen Weltbildern des aufgeklärten Europas und des archaischen Islam.
      War das so gemeint?

  21. Die Zukunftsaussichten für Saudi-Arabien sind wie die aller arabischer Staaten düster. Sobald es keine Petrodollars mehr regnet, marschieren sie rückwärts in die Subsistenzwirtschaft. Ein Blick in die Welttabelle der Intelligenz und die regelmäßig publizierten Schülervergleichstests offenbaren den Grund: Durchschnitts-IQ in Saudi-Arabien 83 Punkte. Damit ist buchstäblich kein Staat zu machen.

    • Wie wahr. Peter Schall Latour sagte mal zu den Thema Saudis. Es sind eben nur Wüstensöhne, sie kommen aus dem Sand und werden auch wieder zu Sand.
      Es gibt so gut wie keine Erfindung oder Innovation was diesen Steinzeitmenschen zuzuschreiben wäre. Sie kaufen sich lieber einen Airbus Jet um ihre Falken zu transportieren oder fahren mit vergoldeten SUV durch die Wüstendünnen.
      Wenn die Engländer das Erdöl dort nicht entdeckt hätten, würden die heute noch in Zelten im Freien kampieren und sich Geschichten von Aladin erzählen.
      PS. Die meisten „arabischen“ Erfindungen stammten von den Persern.

      • Leider machen Sie uns auch zu Sand, bevir sie zu Sand werden!

    • „Damit ist buchstäblich kein Staat zu machen.“ Doch! Hochkultur und Intelligenz (siehe Leonardo, Michelangelo) führt zur Kinderlosigkeit, zur Dekadenz und Perversion!

  22. Man solle sich keiner Illusion hingeben.
    an erster Stelle steht die Macht und der erhalt des Königshauses. Da können noch so wundersame Zugeständnisse gemacht werden.
    An 2. Stelle steht die Macht des Königshauses
    dann kommt eine Zeit nichts.
    An dritter Stelle, steht die Macht und der Erhalt des Königshauses.

    Und wer glaubt, das die betroffenen Parteien, die durch Deutschen Waffenexport zu tode gebombt werden, auf Deutschland „böse“ sind, der irrt. Wir müssen uns in eine Kultur eindenken, die ein für uns moralisch verwerfliches Geschäft, legitimiert, weil es eben nur ein Geschäft ist.
    Unsere Politiker habe das noch nicht richtig verstanden, empfinde ich. In dieser Kultur steht auch die Täuschung mit an oberster Stellen. Das habe unsere „Ungläubigen“ auch noch nicht richtig verstanden. Da denkt man, wenn ein Teppich ausgerollt wird, kann man die diesen fliegen. Nichts der Gleichen.
    Am Ende steht die Religion und bei den Saudies, das Königshaus mit der absoluten und nicht verhandelbaren Macht. Menschenleben spielen da überhaupt keine Rolle.

  23. Dass sich hier einem die Parallele zu Echnaton aufzwingt, ist mir nicht ganz schlüssig; Echnaton war wohl vor allem ein religiöser Eiferer – manche sagen Fanatiker – der ungestört, fernab der alten Priesterschaft in Theben, in seiner neuen Hauptstadt der Huldigung seines Sonnengottes frönen wollte –
    zweifelhaft, ob er sich dabei viel scherte, was derweil seine Untertanen trieben. Die Darstellung als tagträumender Hippie im Fim „The Egyptian“ (1954) ist vielleicht gar nicht abwegig. Die Idee des einen (omnipräsenten) Gottes, versinnbildlicht durch die Sonne, soll schon der Vater gehabt haben, weiter bin ich in der Sache nicht belesen.

    Jedenfalls entledigt sich dieser Saudi-Prinz durch seine beim Fußvolk mutmaßlich nicht ganz unpopulären Reformen alter Herrschaftsstrukturen, um anschließend mutterseelenallein schalten und walten zu können? Ein schöner Nebeneffekt dieser „Modernisierung“.
    Klingt für mich bestenfalls nach einem aufgeklärten Despoten des europäischen 18. Jhdt… Also die Alleinherrschaft wird so bald sicher nicht zur Debatte stehen.

  24. Herr Spahn, Echnaton und sein „Ein-Gott-Glaube“ war dabei für mich ein Wiederhall auf den Auszug der Israeliten aus Ägypten, welcher vorher erfolgte, und den Erfahrungen, welche die Ägypter mit deren Gott (Jahwe) zuvor gemacht haben / machen mußten….
    Sobald die falsche Ägyptologische Chronologie geändert wird, wird das jedermann erkennen. Nur so ergeben die Dinge Sinn und wird klar woher plötzlich der Ein-Gott-Glaube in Ägypten aus dem Nichts auftauchte….

    Im Hinblick auf Saudi-Arabien ist die Situation verfahren und ich befürchte aussichtslos für eine nachhaltige Reform. Jeder der solche Reformen anstrebt begibt sich in Todesgefahr und droht über kurz oder lang gemeuchelt oder gar in die Luft gesprengt zu werden. Trotzdem ist der Versuch alternativlos, sofern er den ernstgemeint ist….

    Als überzeugter Christ habe ich große Zweifel ob da was brauchbares draus wird, weil der gemein und böse Blutgötze Allah, hinter dem sicher und zweifelsfrei Satan steht, in so einem Fall Blut sehen will… Der Saudi-Prinz lebt also ab jetzt gefährlich…

    • Nur, dass der „Auszug der Israeliten“ in der beschriebenen Form eine Legende ist, die im späten siebten vorchristlichen Jahrhundert in Jerusalem entwickelt wurde, weil sie politisch opportun war.
      Gleichwohl: Dass der Solotheismus der Judäer, aus dem eine zeitlang der Monotheismus der Christen (ist er heute nicht mehr, denn das Christentum akzeptiert heute Allah als existierenden Gott) und (bis heute) der fast-Monotheimus des Islam wurde (fast, weil Mohamed faktisch auf göttliche Ebene gehoben wird), seine Inspiration bei Echnaton hatte, ist durchaus vorstellbar.
      Wobei das Spannende ist, dass es auch eine ägyptische Gottheit namens Jah gab – die wiederum den Mond verkörperte. Im Biblikon-Projekt hatte ich mich auch mit diesem Aspekt auseinandergesetzt – denn das könnte tatsächlich darauf hindeuten, dass der Jahwismus seine Wurzeln in Ägypten hat und in Zusammenhang mit dem Aton-Kult steht.

      • korr ekt! auch moses ist eine fiktion. das volk israel ist im rahmen des weidewechsels aus dem gebirge in kanaan eingewandert.die amphyktionie gab es schon im alten griechenland! wer sich mit der geschichte israels befassen will, sollte zu beginn erst einmal martin noth, die geschichte israels. lesen. das ist dann ein guter anfang! es scheint in der tat so zu sein, daß elemente christlicher eschatologie aus dem alten ägypthen stammen!

    • Sigmund Freud, Der Mann Moses und die monotheistische Religion, halte ich historisch ja für plausibler. Der Wissensstand hat sich denke ich nicht viel geändert, weil man nichts mehr ausgegraben hat. Echnatons Hauptstadt wurde nach seiner Herrschaft wohl schnell aufgegeben und dem Sand überlassen, weshalb man so eine bunte Schönheit wie die Nofretete ausbuddeln konnte.

      Und die Forschung geht soweit ich weiß davon aus, dass der eine Gott nicht „aus dem Nichts auftauchte“ – bereits dem Vater (Amenophis) war die Priesterschaft wahrscheinlich zu lästig geworden; daher der Gedanke, ein Gott und der brauche auch nur einen Mittler, einen Priester – und wer sollte das wohl sein – wie praktisch!

  25. Bei dem Versuch eine Paralelle zwischen Muhmad und Echnaton zu sehen, ist Thomas Spahn etwas vom Weg abgekommen. Echnaton, Herrscher der 18. Dynastie, also aus dem Neuen Reich, war mitnichten ein Reformer. Er zerschlug die grundsätzlich friedfertige, ethisch hoch entwickelte ägyptische Religion, um einerseits wieder den Rang eines wahren, von der Priesterschaft unabhängigen Gottest zu erlangen und andererseits Nofrete einen (fast) ebenbürtigen Platz zu ermöglichen. Seine Herrschaft war von brutaler Gewalt und Unterdrückung geprägt. Nur so sollte man Muhamds Wirken sehen: Mit brutaler Gewalt schaltet er alle potentiellen Konkurrenten aus, um seine Herrschaft zu sichern. Seine „Reformen“ sind notwendige Zugeständnisse an die veränderten politischen, wirtschaftlichen, militärischen und sozialen Verhältnisse. Im Volksmund nennt man das: Zuckerbrot und Peitsche. Hinter Muhamads Lächeln verbirgt sich ein brutaler Diktator, versiert im Umgang mit Mord und Folter. Siehe Yemen.

    • Lieber EAWM – „Reformer“ sind sie alle nicht. Denn Reform bedeutet, etwas auf seinen ursprünglichen Inhalt zurückzuführen. Wahab war ein Reformer des Islam. Echnaton konnte kein Reformer sein, weil er zwar mit einer Glaubensreform startete, dann jedoch etwas Neues schaffen wollte. Muhamad ibn Salman kann auch kein Reformer sein, weil es einen liberalen Wahabismus/Salafismus nie gegeben hat.
      Im übrigen verblüffen mich ihre detaillierten Kenntnisse vom Wollen Echnatons. Ihre Quellenlage bezieht sich offensichtlich auf El-Mahdy – m. E. sehr viel Phantasie und Interpretation. Belegt ist aus meiner Sicht lediglich der Aspekt der Aton-Verehrung, das Relief mit Frau und Kind, die Reste seiner Hauptstadt und die Tilgung der Erinnerung an ihn durch seine Nachfolger.
      Gerade deshalb ist es überaus problematisch, eine Echnaton-Biografie zu erstellen: Es fehlen konkrete Quellen. Es bleibt trotz mancher Hinweise viel Spekulatives. Beispiel die Hinweise auf seine „brutale Gewalt“ – möglich. Aber auch möglich, dass ihm das erst später auf den Leib geschrieben wurde, weil man es gern so überliefert haben wollte.

  26. So wie Sie den Sachverhalt in Saudi Arabien beschreiben Herr Spahn,kann man dem Kronprinzen wirklich nur die Daumen drücken,das es ihm gelingt seine Änderungen Stück um Stück umzusetzen.
    Nach allem was man über diesen Mann hört oder liest,muß er der Moderne aufgeschlossen gegen über stehen,wenn er auch nicht deshalb den Islam reformiert,denn das kann niemand,den kann man nur abschaffen zum Segen der Menschheit.

  27. Man kann nur hoffen, das dieser Mann nicht Opfer der religiösen Eiferer wird.Veränderungen gehen nicht über Nacht.Das sollten sich die europäischen Links-grasfarbenen gut merken !!! Auch hierzulande ist das konservative denken , Gott sei dank, noch nicht ganz verschwunden

  28. Auch wenn mir die „Modernisierungsbemühungen“ Muhamad ibn Salman bekannt sind, ein sehr interessanter Vergleich.

    Das es einigen Europäern mit dieser „Modernisierung“ nicht schnell und weit genug geht ist wirklich nur mit deren beschränkten Denken zu erklären, denn, auch wenn es sich hier um eine Diktatur handelt, ein „Umstrukturieren einer Gesellschaftsform“ ist an einem Tag nicht möglich.
    In Saudi-Arabien handelt es sich um begrüßenswerte Änderungen!
    Und nun schauen wir einmal auf unser Europa, hier werden (im Namen der Integration) Gesetze ausgesetzt, geändert und verabschiedet, die eigentlich ein Rückschritt sind!
    Aber die Menschen, die Muhamad ibn Salman verurteilen das die Reformen nicht weit und schnell genug gehen, sind exakt die Menschen, die diese Rückschritte unserer Werte, Regeln und Normen fordern, ohne zu sehen, das in Saudi-Arabien (mit den langsamen Reformen) „westliche“ Freiheiten und gesellschaftlichen Errungenschaften (langsam) geschaffen werden, während hier exakt die gleichen Freiheiten und Errungenschaften (im Namen der Integration) geopfert werden.

    Ich wünsche mir, das Muhamad ibn Salman seine Modernisierung Saudi-Arabiens ehrlich meint und sein Land auf „westliche Standards“ bringen möchte.
    Sollte dies zutreffen, wünsche ich Muhamad ibn Salman dabei soviel Erfolg (und natürlich Besonnenheit) wie man es einem Menschen wünschen kann!

    • Sie irren sich. SA wird nicht wirklich modernisiert. Hier geht es um Machtpolitik —sonst nichts.

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