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Große Leseraktion: Wie manipulieren Messstationen die Umweltbelastung in Ihrer Stadt? – Teil 7

09.04.2018

| Lesedauer: 6 Minuten
Überwältigend! Vielen Dank für Ihre Reaktion und Mitarbeit. Mit Ihrer Hilfe können wir den Wahnsinn dokumentieren, der sich quer über Deutschland ausbreitet. Wir werden die Fotos und Berichte in einer Serie veröffentlichen.

Die rote Rita nun wieder. Ausgerechnet ins Umweltministerium hat es sie, die aus der »Anti-Atombewegung kommt« verschlagen. »Es ist ein Märchen, dass die Messstationen nicht sachgerecht aufgestellt sind«, sagte die Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter. Dann das umwerfende Argument: „Die Luft wird nicht besser, wenn man sie anders misst. Das ist Augenwischerei und unseriös.“

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Große Leseraktion: Wie manipulieren Messstationen die Feinstaubmessung in Ihrer Stadt?
Äh, wie bitte? Wie anders messen? Sie wird nicht anders gemessen, sondern die entscheidende und heftig umstrittene Frage ist die nach den Standorten, wo die Luft gemessen wird. Denn, zumindest das hätte ihr doch vor ihrer Einlassung jemand flüstern sollen, eine der ganz entscheidenden Fragen in der Messanalytik ist: Wo wird gemessen? Genau darüber wurden in unzähligen EU-Sitzungen gestritten, wo und unter welchen Bedingungen die Anlagen zu stehen haben. Übrigens: Gemäß 39. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, Anhang III A.2.a) sind Messstellen nicht zulässig an Orten, an denen keine festen Wohnungen sind. An Deutschlands berühmtester Messstelle Neckartor sind keine Wohnungen. Sind die Vorschriften vollkommen gleichgültig?

Mit Standorten entscheidet man über Messwerte. Also: TE lesen! Haben wir ausführlich erläutert. Gut, sie kommt aus der Betriebswirtschaft. Dort mittelt man gern Werte, zum Beispiel Einkommen (der Deutsche verdient durchschnittlich … ). Das verleitet zur Erkenntnis: Der Deutsche ist reich! Auf die Luftqualität übertragen würde das bedeuten: Gemittelt über die Messstellen der Städte Hamburg Max-Brauer-Allee, Stuttgart Neckartor, München Landshuter Allee und Lüneburger Heide, Schwarzwald, Bayerischer Wald ist die Luftqualität in Deutschland herausragend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein solches Ergebnis herauskommen würde. Also: Das machen wir noch mal!

VERDACHT AUF MANIPULATION ERHäRTET SICH
Bundesverkehrsministerium: Luft-Messstellen werden überprüft
Wir haben uns bisher immer mit den Standorten der Messstellen befasst, die häufig so aufgestellt wurden, dass sie höhere Werte produzieren. Nicht minder wichtig ist aber der Blick hinter die Kulissen. Die Frage muss gestellt werden, wie ordentlich die überaus empfindliche Messtechnik arbeitet und wie seriös die Messwerte sind, die Technik liefert. Das kennen wir von der alten mechanischen Waage. Wir haben uns besonders gern gewogen, wenn der Zeiger weit links von der Null war. Korrekt aber ist, die Waage vorher auf Null zu stellen. Kalibrieren nennt man das. Genau das muss auch mit der Messtechnik der Messstationen geschehen. Nicht unkompliziert. Die Messgeräte in den Messstellen messen Luftdruck und Außentemperatur. Dazu wird Luft angesaugt; durch einen Katalysator werden die verschiedenen Stickoxide NOx in NO umgewandelt. Denn nur Stickstoffmonoxid ist überhaupt messbar. Durch Ozon wird eine Lumineszenz ähnlich wie beim Glühwürmchen erzeugt. Die Intensität dieses Lichts wird gemessen und in den NO-Gehalt der untersuchten Luft umgerechnet. Mit in die Rechnung einbezogen werden müssen natürlich Luftdruck und Temperatur. Dafür korrigiert die Software auf die Referenzwerte für Luftdruck (101,3 kPa) und Temperatur (293K = ca. 20°C).

Natürlich kann man eine solche Station nicht einfach hinstellen. Es ist wie bei unserer Waage. Genau dasselbe muss mit der sehr empfindlichen Messtechnik gemacht werden. Dafür wird eigens ein spezielles Gas hergestellt, dessen Zusammensetzung genau bekannt ist und in die Anlage eingeführt. Dann erst weiß man, ob das, was herauskommt, auch das ist, was vorn reinkommt.Ob eine solche Kalibrierung auch in den vorgeschriebenen Abständen korrekt erfolgt, kann man von außen nicht so ohne weiteres beurteilen.

AUSDAUER LOHNT
Auch die BILD fährt jetzt Diesel
Notwendig wäre dazu ein ausführliches Audit, wie das in der Industrie geschieht. Die Frage, wer das bezahlt. Wobei angesichts des mutmaßlichen Schwindels, der mit diesen Werten getrieben wird und angesichts der gewaltigen wirtschaftlichen Auswirkungen mit Milliardenverlusten im Dieselfahrzeugbereich wäre ein solches Audit jedenfalls bei den wichtigsten Stationen angebracht.Ein erfahrener Chemiker jedoch, den ich nach seinem ersten Eindruck von den Stationen ohne endgültige qualifizierte Bewertung befragte, sagte ziemlich eindeutig: »Aufgrund der allgemeinen Missachtung der relevanten Forderungen für die Schadstoffmessung und des verwahrlosten Aussehens der Messstationen kann ich mir aber nicht vorstellen, dass hier alles korrekt durchgeführt wird.« Dazu könnte die Station in Oldenburg passen. Sie macht von außen einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Nicht richtig dazu passen will, dass im Inneren sehr empfindliche Messgeräte arbeiten, die auch regelmäßig überprüft und kalibriert werden.

Oldenburg 

Die Messstelle DENI143, so der Code dieser Station, in Oldenburg am Heiligengeistwall, liefert Jahresmittelwerte von Stickstoffdioxid von 49 µg/Kubikmeter. Ulrich H., der uns diese Fotos schickte, schreibt dazu: »An den rot markierten Kreisen befinden sich Ampeln, der Pfeil zeigt die Fahrtrichtung der Busse, die auf dem Innenstadtring fahren. Manchmal auch drei hintereinander (cf. eins der Bilder). Die andere Spur ist für Autofahrer in die Gegenrichtung. Blickrichtung bei Bild 2163 ist Richtung Westen, der Abstand zur Hauswand soll ca. 5 m betragen.«

Köln

Leser Michael G. schickt Bilder der oft erwähnten Messstation in Köln-Mülheim am Clevischen Ring 3. »Direkt in einer Parkbucht an der vielbefahrenen 6-8 spurigen Bundestraße kurz vor der Auffahrt zur Mülheimer Brücke über den Rhein. D.h. zwei Spuren biegen ab auf die Brücke, zwei laufen weiter geradeaus, zwei kommen von der Brücke Richtung Messstation auf der Gegenseite, werden zu drei und zwei weitere Spuren dienen gegenüber zum abbiegen Richtug Osten. Alles mit Ampeln totgeschaltet. Es gibt Phasen, da ist überall rot, in jeder Richtung. Der Abstand zur langen Häuserfront beträgt ca. 3,5 m, Luftzirkulation wird zusätzlich durch Bäume eingeschränkt.«

Leipzig 

Wunderlicherweise steigen in Leipzig immer wieder im Winter vor allem Feinstaubwerte an. Das wirkt sich auf die Ergebnisse der Luftmessstationen aus. Michael Körner schickt Bilder von der Messstation Lützner Straße 36 in 04177 Leipzig. Sie steht an sehr exponierter Stelle. »Das ist die schmutzigste Straße Deutschlands«, schrieb einst die Mitteldeutsche Zeitung, nicht wissend, dass auch das Neckartor Stuttgart hart im Konkurrenzkampf liegt.

»Die Lützner Straße in Leipzig ist eine vielbefahrene Ausfallstraße in Richtung Westen (B87). Die Station befindet sich neben dem nördlichen Fahrbahnrand, ca. 1 m vom Bordstein entfernt. Zwischen Bordstein und Fahrspur verläuft ein etwa 1,5 m breiter Fahrradstreifen. Die Straße ist beidseits von je einer durchgehenden Häuserzeile bestanden. Die Station befindet sich im schmalsten Bereich.«

Nürnberg

Aus Nürnberg schickt uns TE-Leser Siegfried R. Bilder der Messstation in der von der Tannstraße. »In Nürnberg gibt es nur eine Messstation, welche die Grenzwerte ein paarmal im Jahr überschreitet. Aber der Standort ist anscheinend Absicht, um die Überschreitung überhaupt zu erreichen. Die Messung findet in der Von der Tannstrasse statt. In einer engen Häuserschlucht die in Nord- Südrichtung verläuft. Die Strasse hat 4 Fahrspuren.Genau am Ende der Bushaltestelle blasen die Busse, es handelt sich um zwei Linien, fast direkt in die Messstation. Die Messung wurde in einer Entfernung von nur 90cm vom Fahrbahnrand montiert. Da dies anscheinend nicht reicht, ist die Ampelschaltung so ausgelegt, dass zwischen diesen Häuserzeilen ein Dauerstau provoziert wird. Die Fahrbahn Richtung Süden ist frei aber der Verkehr wird durch die Ampel am Abfließen gehindert. Dasselbe in nördlicher Richtung. Anscheinend wird überall ein bisschen nachgeholfen.«

Kassel 

Anwalt Manfred. M schickt: »In Kassel gibt es zwei Luftmessstationen, von denen die eine tatsächlich regelkonform (Standort: Hinter der Komödie) ist. Die Bilder zeigen die zweite Luftmessstation, die an der Kreuzung Fünffensterstraße/Obere Königsstraße steht. Die Schlechtpositionierung dieser Luftmessstation scheint mir rekordverdächtig. Wie auf den Bildern zu sehen ist, steht sie unmittelbar vor einem (für Kasseler Verhältnisse) Hochhaus im Kreuzungsbereich, wo sich der Verkehr ständig staut. Diagonal gegenüberliegend befindet sich das Kasseler Rathaus.«

Essen

»Schadstoffwerte« in der Luft zu hoch? Kein Problem, die Stadt Essen weiß guten Rat: Häuser einfach abreissen. So überlegt die Stadt jetzt, Häuser abzureissen, um die Durchlüftung zu verbessern. Der Messstation in Essen in der Gladbecker Straße 242 liegt direkt in einer Häuserschlucht und an der engsten Stelle der B224. Leser Steffen S. und Sven R. schicken uns die Bilder der B 224. Die Meinungen über Abriss gehen auseinander. Anwohner der Gladbecker Straße wehren sich gegen die Abrisspläne, Leser Steffen F. meint: »Ein Abriss wäre auch sinnvoll. In den Schrottimmobilien wohnen jetzt wieder viele Migranten. Es gab lange Leerstände. Werte würden entstehen, würden man die Häuser an den Ausfallstraßen abreissen und daraus wertvolle Gewerbegrundstücke entwickeln, auf denen Supermärkte, Tankstellen usw. gebaut werden könnten. Das würde Essen interessanter machen, als das Image der Stadt der Armen zu kultivieren und vorzuzeigen. Stau gibt es hier hauptsächlich nur im Berufsverkehr. Die Fotos zeigen den Verkehr um 11.00 Uhr an einen Dienstagvormittag.«In der nächsten Folge werden wir uns mit der albernen Messaktion befassen, die die Deutsche Umwelthilfe DUH mit Hunderten von Messröhrchen für jedermann veranstaltet und uns damit wahre Horrorszenarien auftischen will.


Schicken Sie uns bitte aus Ihrer Stadt Fotos der Messstationen. Bitte notieren Sie den genauen Standort. Aus einem weiteren Foto sollte das Umfeld der Messstation ersichtlich sein. Bitte schicken sie die Fotos an ed.kcilbniesyhcit@noitkader; Sie erteilen uns damit automatisch das Recht, Ihr Foto zu veröffentlichen. Wir freuen uns auch über Beiträge aus der Lokalpresse zu diesem Thema.
Vielen Dank!

Hier geht es zu Teil 1 – Messstationen in Stuttgart, Leipzig, Fulda, Magdeburg, Rostock, Marburg und Tübingen
Hier geht es zu Teil 2 – Messstationen in Ludwigsburg, Hannover, München und Siegen
Hier geht es zu Teil 3 – Messstationen in Hamburg, Wiesbaden, Cottbus, Dortmund und München
Hier geht es zu Teil 4 – Messstationen in Berlin, Hannover, Halle an der Saale, Wuppertal und Göttingen 
Hier geht es zu Teil 5 – Messstationen in Darmstadt, Leonberg, Kiel und Gelsenkirchen
Hier geht es zu Teil 6 – Messstationen in München, Plauen/Vogtland, Osnabrück und Norderstedt
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31 Kommentare

  1. Ächten – verfluchen – unterbinden wir endlich den Versandhandel und schützen unsere Welt vor 1000.000.000 Ebay und Amazon, usw. Paketen pro Tag. Das Internet zerstört die Welt in der ich/wir lebe/n. Amazon lebt Amazonien stirbt. Pakete aus Bäumen und Abgase aus LKW´s.
    Bitte steigt aus dem Kaufrausch der Zalandinos aus. Rettet die Welt.

  2. Die Messstationen werden jetzt einen extremen Anstieg des Feinstaubs in Deutschland messen. Der Staub wird sich auch auf den Dieselautos ablegen. Umweltschützer und Politiker werden die Ursache den Dieselautos und Kohlekraftwerken zuschieben und eine neue Katastrophenmeldung daraus machen … wird ja alles so gemessen.
    Und wo kommt es wirklich her? Das konnten wir heute z.B. im Spiegel lesen. Der Staub kommt aus der Sahara.
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/deutschland-staub-aus-afrika-guck-mal-da-oben-die-sahara-a-1202375.html

  3. Wieder mal eine Falschinformation von Herrn Douglas. Die Behauptung, am „Am Neckator“ gäbe es keine Wohngebäude, stimmt nicht. Die Methode, mit Uminterpretationen der Messregeln vorkonditionierte Laien um Fotos und ihre Einschätzungen zu bitten, hat sowieso seinen eigenen Duft. Den Rat von Fachleuten will man erst gar nicht wissen genauso wie man Sinn und Zweck der ganzen Übung aus dem Auge verliert, nämlich dort zu messen, wo die größten Belastungen de facto sind. Gar nicht sicher, ob man diese Stellen in Stuttgart überhaupt erwischt hat.

    Die Messstation (Adresse: Am Neckartor 18-22) steht zwar vor dem einzigen Nichtwohngebäude des kurzen Straßenabschnitts, zu selbigem gehören aber auch noch von Südwest nach Nordost geguckt zwei Mietshäuser vor und ein Studentenwohnheim mit 332 Wohnplätzen nach dem Gebäude. Das Wohnheim steht mit seiner schmalen Seite direkt an der Kreuzung Am Neckartor/Heilmannstraße, wo wegen der 25-Meter-Regel keine Messstation stehen darf (aber die Luft einatmen darf man dort schon), und erstreckt sich mit seinen sechs befensterten Stockwerken auf immerhin ca. 70m Länge in die Heilmannstraße.

    Die 25-Meter-Regel greift auch für eines der beiden bewohnten Gebäude auf der anderen Seite, weil dort die Hauffstraße einmündet bzw. hätte man die Station vor direkt vor die Erdgeschossfenster des anderen Mietshauses stellen müssen.

    Foto des Wohnheims:
    https://www.studierendenwerk-stuttgart.de/wohnen/wohnanlagen/heilmannstrasse-4-a-4-b/
    Man beachte auch das in Fortsetzung des Gebäudes sich anschließende Wohngebiet.

    Hätte Herr Douglas wenigstens auf Google’s Map & StreetView kontrolliert, was ein eifriger Leser ihm servierte, hätte das nicht passieren müssen.
    https://www.google.de/maps/place/Am+Neckartor+18,+70190+Stuttgart/@48.7878797,9.1916504,114m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x4799c4d24376ce47:0x98e8de6120d700ed!8m2!3d48.7874597!4d9.1901875

    Ebenso beachte man die relativ offene Umgebung dieser Gegend an der B14, um die es hier geht. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße ersteckt sich der mehrere Kilometer lange Schlossgarten mit einer Breite, die an keiner Stelle weniger als 100m beträgt, an die sich das noch größere und breitere Grüngelände des Rosensteinparks, ferner der Stuttgarter Zoo Wilhelma anschließt sowie auf der anderen Seite die ebenfalls nicht unerhebliche Parkanlage „Villa Berg“. Dazwischen bebaute Gebiete mit der B14 samt Messstation.

    Belüftung genug, Herr Douglas? Oder müssen alle Häuser weg, damit man in einer Stadt messen darf?

    Man müsste jetzt die Gegenfrage stellen, wie es wohl um andere Teile Stuttgarts bestellt ist, wo es weit weniger offenes Gelände gibt aber keine Messstation. Zoomen Sie ruhig mal die Google-Karte so, dass Sie mehr Übersicht über die Innenstadt bekommen.

    • Lieber Herr Wolkenspalter,

      irgendwie fehlt Ihnen der Blick für das große Ganze.

      die EU war 1999 gar nicht so erbsenzählerisch. Sie hat für einen großen Ballungsraum von beispielsweise 750 Tsd Einwohnern mindestens eine Messstation in einem Bereich, in dem die höchsten Konzentrationen auftreten, „denen die Bevölkerung wahrscheinlich direkt oder indirekt über einen Zeitraum ausgesetzt sein wird, der im Vergleich zum Mittelungszeitraum der betreffenden Grenzwerte signifikant ist“ „Wahrscheinlich“ liest sich nicht gerade wie ‚de facto‘ und als solle jeder Quadratmeter eines Ballungsgebiets über ein Jahr vermessen werden, um die wirklich schlechteste Stelle zu finden.

      Also hat die EU akzeptiert, dass ein entsprechender Ort nur wahrscheinlich die höchsten Konzentrationen aufweist. Und welch ein Frevel: Die EU hat 1999 sogar 50%ige Überschreitungen ohne Luftreinhaltepläne toleriert. Und die Überschreitungen durften höher sein, ohne dass sich die Bevölkerung einen niedrigeren Wert erklagen konnte. So ging das im Prinzip bis 2015, und die ‚Schadstoffe‘ wurden tatsächlich weniger. Und wenn man nochmal fünf Jahre diesem Trend folgt hat jeder seinen Grenzwert. Ohne Aufregung, ohne Vermögensvernichtung, usw.. Was hat sich aber 2015 plötzlich geändert? Ein Abmahnverein darf klagen. Um, um es nach Schiller zu sagen, den Gesslerhut zu grüßen und sich natürlich finanziell zu bereichern. Und wie es sich für den deutschen Michel geziemt, fallen alle übereinander her, anstatt dem Verein den Vogel zu zeigen.

      Die EU hat 2008 in der neuen Ausgabe der Richtlinie festgestellt, dass sie noch etwas tun muss, damit ihre Ziele erreicht werden. 2008 kam die Richtlinie für Euro 5 und 6. Euro 6 hat nochmal die Stickoxid-Anforderungen erhöht. Aber merken Sie etwas? Euro 6 kam erst 2015. Der Zeitplan der EU war von vorneherein vergeigt. Und die EU wusste auch, dass Realemissionen nicht gleich Normemmissionen sind. Da gibt es keine Ausrede.

      Die EU hätte konsequenterweise ihren Zeitplan anpassen müssen, die Briten haben das auch beantragt, aber eine Umweltlobbyorganisation namens ClientEarth rühmt sich, dies verhindert zu haben. Und die arbeiten auch noch mit dem deutschen Abmahnverein zusammen. Ohne solche Zeitgenossen müssten Sie keine Erbsen zählen. Aber Sie können ja mal beim Lubw nachfragen, warum die Messstation nicht auf der anderen Seite der B14 aufgestellt wird. Wie Sie feststellen, wird dann sogar die Vorgabe der Richtlinie mit dem 270°-Winkel eingehalten.

      Um es nochmal zusammenzufassen: Die EU war niemals davon ausgegangen, dass bei Überschreitung des berühmten Grenzwerts Gefahr im Verzug ist, was aber Sie zu glauben scheinen, wenn ich Ihre Recherchen quer lese.

      • Sie führen eine politische Diskussion – ich eine technische ohne verschwörungstheoretischen Ansatz. Douglas versucht seinen verschwörungstheoretischen Ansatz durch eine technische Begründung zu belegen und verheddert sich in widersprüchlichen Auslegungen der Messregeln.

        Grundtenor: Hinter quasi jeder Messstation sitzt einer, der manipulieren will. Ich sehe hier: Douglas will manipulieren.

        Über die Gefahren im Verzug habe ich überhaupt nichts geschrieben. Das gehört zur politischen Diskussion. Ich habe „nur “ etwas gegen Demagogie, egal von wem sie kommt. Hier wird versucht, die Messergeln so hinzuubiegen bzw. die Messwerte infragezustellen, bis das Ergebnis zur politischen Absicht passt.

      • Warum Sie diese Diskussion führen ist nicht immer so klar. Und wenn man eine technische Diskussion führt, dann sollte man zumindest verstehen, was denn eigentlich mit den Messungen und Maßnahmen bezweckt ist/war. Liest man die Richtlinie, dann sieht man recht deutlich, dass nicht kleinräumige Verhältnisse gemessen werden sollten, sondern ein nicht zu kleiner Bereich der für starke Belastung repräsentativ ist. Und es soll bei ausreichender Zirkulation gemessen werden.

        Die technische Diskussion ist relativ einfach: Die Richtlinie macht einige min/max-Vorgaben, die der Messstelle einigen Spielraum geben. Allein daran sieht man, dass ein eng toleriertes pass/fail-Kriterium (i.a. ‚Grenzwert‘) wenig Sinn macht, da der Ort der Aufstellung allein dann eher maßgeblich ist. Messtechnisch ist das erst mal eine schlechte Vorgabe. Wenn aber die Umsetzung der Richtlinie in eine deutsche Verordnung in eine für die Messergebnisse verschlechternde Messbedingung verändert wird (bsp. 270° in 180°), dann darf getrost von Manipulation geredet werden. Dass die Manipulatoren bei der Verordnung halt machen ist nicht anzunehmen.

        Viele der von den Lesern zusammengetragene Bilder zeigen, dass Messstationen unter Bäumen stehen, die jetzt im Winter noch etwas entlaubt sind. Das sind keine für einen größeren Bereich repräsentativen Messbedingungen.

        Im Rahmen der Vorgaben hätten Messstationen sicher so aufgestellt werden können, dass eine bessere Durchlüftung als an einer langen Häuserfassade gewährleistet gewesen wäre. Warum hat man das aber nicht gemacht? Ist diese Frage Demagogie, bedenkt man, welche wirtschaftlichen Folgen das hat?

        Das muss nicht Absicht gewesen sein, es kann auch Gedankenlosigkeit gewesen sein. Als die Stationen aufgestellt wurden, war man sich wohl noch nicht im Klaren, dass Stickoxide zum kritischen Gas werden könnten. Nachdem aber Umweltaktivisten daraus ihr Süppchen kochen wollen, muss die Frage der Stellplätze neu aufgerollt werden.

      • Ich sehe immer wieder, dass man sich mit real gemessenen Werten nicht abfinden und durch spitzfindige Argumente etwas anderes darstellen will.

        Die Intention läuft darauf raus, dass man überhaupt nicht messen darf, weil überall irgend ein Zipfelchen nicht passt. Es dann auch noch so hinzudrehen, dass etwas erst weggeweht sein muss, um „richtige“ Werte zu messen, treibt die Diskussion ins Absurde.

        Städte sind halt, wie sie sind. Dort gibt es, allerlei. Unter diesen Umständen misst man – und das ist in Ordnung. Man darf sogar von den exakten Regeln abweichen, wofür im Regeltext die Formeln „im Allgemeinen“ und „soweit möglich“ die konkreten Bedingungen relativieren.

        Ich verstehe das so, wie es der Gesetzgeber hoffentlich auch verstanden hat, nämlich dass man sich nicht extra anstrengen soll, um zu tricksen. Aber wo es zur Stadtsituation gehört, muss es gelten.

        Die Messstation Am Neckartor steht ziemlich in der Mitte der B14 vom Bahnhof bis zum Neckar. Relevanter kann man die Position für die Strecke kaum wählen.

      • Würde man eine nachhaltig sinnvolle technische Diskussion führen, müsste man schon bei den ausgewürfelten Grenzwerten beginnen. Dadurch wird die gesamte kausale Kette mehr als fragwürdig, was die Aussagekraft zum Thema NOX anbelangt.

    • Lieber Herr W. für manche Aussagen reicht es nicht, Google zu bemühen. Man sollte es sich direkt ansehen, gerade wenn es um eine solch wichtige Messstation geht. Waren Sie mal da? Sehr zu empfehlen, weitet den Blick.

      • Soll jeder Leser von Flensburg bis Bad Reichenhall nach Stuttgart fahren?

        PS: Ich kenne Stuttgart.

    • … muss auch gestehen, verstehe den tieferen Sinn Ihrer Worte nicht. Genügend Belüftung ist vorhanden. Bin früher gerne durch den Schlosspark spaziert bei guter Luft. Messungen zeigen, schon nach 10 , 20 m von dieser ominösen Messstation entfernt sinken die Werte dramatisch ab. Bei einigen Kontrollmessungen auf der gegenüberliegenden Seite am Schlosspark mit Passivsammlern lagen die Werte unterhalb jeglicher Diskussion. Bedeutet nur eines: diese Messstation steht im Haus Winkel so, das maximale Werte herauskommen. Was sagen diese Werte also? Nicht viel. Darf man darauf Entscheidungen treffen, die Millionenverluste erzeugen?

      • Haben Sie überhaupt Ihr Foto richtig angeguckt?

      • Die Kontrollmessungen sind keine, weil sie woanders stattfanden. Wie belegen Sie diese überhaupt? Wie oft und über welchen Zeitraum? Immer gleichzeitig an der B14 gemessen? Konkrete Messreihen Nachweise? (Muss man bei Ihnen ja fragen.)

        Interessanter und wichtiger wären Messungen im Wohngebiet hinter der B14 in anderer Richtung gewesen. Im Artikel oben beanstanden Sie fehlende Wohnhäuser (obwohl es sie gibt) an der Messstelle. Jetzt argumentieren Sie mit Messungen am Park, wo gegenüber der lange und breit angelegte Parkplatz für Loks und Waggons und dahinter noch die Bahntrasse liegt, ergo keine Wohnhäuser. Merken Sie eigentlich nicht, wie Sie Ihre Argumente ein ums andere Mal selber irrelevant machen?

        Man könnte denken, dass Sie noch nie dort waren.

      • Warum ist in dem pdf mit der Studie gleich am Anfang die LKW-Flotte von Daimler und nur von Daimler abgebildet? Studien-Auftragsbestellung mit Werbeeinlage zwecks Rückfinanzierung der Studie?

        Im übrigen sehe ich fast dieselben Höchstwerte an zwei Stellen vor dem Studentenwohnheim und in seinem Eingangsbereich EG. Wie kommt es ins Gebäude rein, wenn es direkt vor dem Eingang deutlich weniger ist? Da könnten auch ein paar Zweifel wegen Pfusch bei der Studie aufkommen.

        Man sollte die Messstation dort aufstellen. Und im Wohgebiet dahinter.

      • Ich muss den Begriff „Studie“ für die pdf-Datei zurücknehmen. Es handelt sich nur um eine Publikation aus mehreren Quellen. Das besprochene Bild ist nicht mehr als sein Bild mit Legende. Die Abbildung stellt ein Mess-Chaos dar. Zur Studie fehlt alles, was eine braucht. Darunter die Beschreibung einer methodischen Vorgehensweise sowie eine Konklusion mit Begründung, welche Information im Range einer Signifikanz daraus hervorgehen soll.

        Eines steht jedoch auch so schon fest: eine repräsentative Aussage über Schadstoffwerte an den etlichen Messpunkten kann es nicht sein. Weil Mess-Chaos, das so kein statischer Zustand sein kann aber auch kein durchschnittlicher.

        Also bitte künftig nicht im Trüben fischen! Das wird umgehend erkannt und besagt auch, dass man nichts Besseres gefunden hat.

      • Mein Gott, muss man Ihnen alles hinterhertragen? ‚Studie‘ war Ihre Idee. Man erkennt ziemlich deutlich, dass das pdf eine Slidesatz ist, nach Untertitel wohl vorgetragen bei einem Untersuchungsausschuss in Berlin.

        Wenn Sie Zweifel an der Seriosität der Zusammenfassung vor dem Untersuchungsausschuss haben wenden Sie sich doch an Prof. Koch beim KIT. Sie können Prof. Koch ja mal beibringen wie man richtig misst.

      • Das sind eindeutig zu viele Wolken, könnten Sie vlt klaren Gedanken ausdrücken? Parkplatz für Loks und Waggons?? Kommen gleich noch Chemtrails?

  4. Ich bitte doch darum, zu beachten, dass Minister und Staatssekretäre nun wirklich nicht wegen ihrer fachlichen Kompetenz zu ihren Ämtern kommen. Fachliche Aussagen von dieser Klientel haben daher i. d. R. auch keinen Wert und sollten einfach mal ignoriert werden. Selbstverständlich hängt das Ergebnis einer Messung immer auch vom Messverfahren und vom Ort der Messung ab. Die rote Rita könnte sich z. B. mal die Frage stellen, warum man zur Bestimmung der Wasserqualität eines Gewässers Wasserproben mit einem Boot entnimmt. Am Ufer wäre es doch viel einfacher (vorzugsweise direkt dort, wo Abwässer eingeleitet werden ;-). Schön, dass hier im Artikel darauf hingewiesen wurde, dass es sich bei der Bestimmung der Luftqualität an den Messstationen offensichtlich um eine Relativmethode handelt, was selbstverständlich ganz andere Fragen der Analytik aufwirft, die ein Politiker aber kaum verstehen wird. Ich selbst bin zwar kein Experte für Atmosphären-Analytik (habe mich früher eher mit Polymeranalytik beschäftigt), weiß aber, dass ein Chemiker bei einer Relativmethode nicht nur peinlich auf die Kalibrierung achtet, sondern sich auch gerne eine Bestätigung von Messergebnissen über eine Absolutmethode oder alternative Relativmethoden sucht. Und im Falle nitroser Gase müsste eine Überprüfung der Messergebnisse der Messstationen über eine GC-MS Kopplung einfach machbar sein. Da ich nicht beliebig Zeit habe, kann ich da nicht ständig recherchieren und hoffe, dass es zumindest in den Nachrichten aus der Chemie bald mal einen objektiven Artikel über die Messung nitroser Gase in der Stadtluft geben wird.

  5. Grossartige Aktion ! Lob & Dank an TE und besonders auch an den standhaften Herrn Douglas, hoffen wir, daß diese Publikationen den grünen Reiter im Sattel etwas durchrütteln…!

  6. In der ersten Vorlesung Messtechnik sagte mein Prof.

    Wer mißt, mißt Mist.
    Diese Aussage hat sich zahllos in der Praxis bestätigt.

    „Grundgesetz der Meßtechnik und des Meßwesens.

    Erklärung, wenn man wieder einmal etwas falsch gemessen hat. Bei Längenmessungen meist eigener subjektiver Fehler. Bei elektrischen Messungen oft auch durch fehlerhaftes Meßgerät, fehlerhafte Meßmethode oder fehlerhaftes System bedingt.

    Redewendung schon mindestens seit den siebziger Jahren.“

  7. Die rote Rita würde möglicherweise auch nicht kapieren, dass sie, wenn sie die Lufttemperatur messen will, das Thermometer besser nicht in die Sonne legt. Das nämlich ändert ja nichts an der Lufttemperatur.

    Das Wissen der Politiker eines auf Hochtechnologie gründenden Staats verbleibt zunehmend auf dem Niveau einer Puppenstube.

    Liebe rote Rita: Zu jeder Messung und Interpretation von Messergebnissen gehört eine definierte Messbedingung. Und wenn das Finanzamt mit einer Steuernachforderung kommt, dann legen Sie sicher auch Wert auf eine korrekte Anwendung der Regeln. Die Alternative ist der Willkürstaat.

    • Sie reden da mit Ideolog_innen*+?)(/&%$§“! – oder wie man die 976 Geschlechter auch immer abkürzt.

  8. Natürlich gibt es Emissionen überall auf der Welt und manche sind im Übermaß tatsächlich gefährlich, andere weniger und einige garnicht und deshalb liegt es immer an der Sicht des Betrachters darauf aufmerksam zu machen um nach Möglichkeit Abhilfe zu schaffen, aber wenn man es als politisches Instrument benützt um Angst zu erzeugen um dann die Leute in die gewünschte Richtung zu bekommen, dann ist dies ebenso verwerflich wie die Leugner allen Übels und deshalb müßte bei allen Angelegenheit ein gesundes Mittelmaß in der Beurteilung der Situation und der Gefährlichkeit angewendet werden, denn alles andere ist Unsinn und nicht zielführend, wenn man einen schlechten Zustand verändern möchte. Die Dieselattacke ist schon deswegen Unsinn, weil schon der Bau aller Autos und anderer Geräte Emmissionen ohne Ende erzeugen und wer den Diesel-PKW aus ernsten Gründen abschaffen will, kommt am LKW, an den Schiffen, an Baumaschinen und auch am Luftverkehr nicht vorbei, denn alle erzeugen ein Übermaß an Emmissionen, den Hausbrand weltweit noch nicht einmal eingerechnet, und deshalb ist das alles nur politisch motiviert, nicht aber aus der Erwägung der Gesundheit heraus, denn sonst müßte alles abgeschafft werden und das bedeuted das Ende der Wirtschaft und das widerrum in Konsequenz Mord und Totschlag des Überlebenswillen und dann wäre der Feinstaub noch das derzeitige kleinere Übel, zumal es ja ansatzweise gute Techniken gibt um mit der Umweltbelastung fertig zu werden, wenn man denn will, weil einfach zu viele Interessen das Positive behindern und das muß aufhören, zugunsten unser aller Gesundheit.

  9. Die meisten Staatssekretäre haben mehr Unheil angestellt als ihre „Chefs“,. Die Argumente von ihr sind dumm wie Bohnenstroh.

    • Die Frau hat gar keine Argumente. Sie verleumdet die Kritik bzw. die aufgedeckten Missstände einfach als „Märchen“. In der postfaktischen Merkel-Republik ist das vielfach der gängige Politikstil geworden und hat den öffentlichen Diskurs unter Qualifizierten ersetzt.

      • wie würden unter diesen umständen etwaige neue gerichtsverfahren mit korrigierten werten ausgehen? das dürfte doch wohl voraussagbar sein!

      • Die Frage könnte auch lauten: „Begeht, wer als Partei erkennbar falsche Messwerte und Mess-Situationen bei Gericht vorsätzlich vorträgt etwa Prozessbetrug?“

    • Diese Frau versteht nichts von Naturwissenschaften dafür mehr von Marketing!

      Was will man erwarten. Aus ihrer Sicht ist Lügen ok, solange es der Richtigenseite diehnt!

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