Das ist eine richtige gute Frage. Eine Frage die beinhaltet, ob an der Börse Menschen irgendwann gegen die automatisierten Programme (Algos) nicht mehr bestehen können, so wie schon heute beim Schach? Ist schon bald die Zeit von „Cyberdyne Systems“ angebrochen, um die Firma zu nennen, die im bekannten Blockbuster den Weg zum „Terminator“ bereitet?
Übrigens können Sie diese Frage auch für alle komplexen Systeme stellen, die unsere Zivilisation auszeichnen, ich will mich hier und heute auf die Börsen beschränken, auch wenn viele Aussagen allgemeiner Art und übertragbar sind-
Es ist auch eine Frage die hohe Aktualität hat, denn für Marktbeobachter ist offensichtlich, dass algorithmischer, automatisierter Handel eine immer höhere Bedeutung an der Börse erlangt. Ein Börsen-Verlauf wie 2017, wäre im Übrigen ohne das kalte Schieben der Maschinen nur schwerlich zu erklären. Und mit KI meine ich nicht heutige „Robo-Adviser“, die nach meiner persönlichen Ansicht in der Regel nichts weiter als eine nette Marketing-Masche sind, um alte Anlagestrategien im neuen Gewand zu verkaufen.
Es ist übrigens auch eine Frage, mit der ich mich persönlich schon lange beschäftige. Ich gehöre von der Ausbildung her mit zu der ersten Welle der Informatiker, die die Hochschulen verlassen haben und habe 1986/87 meine Diplomarbeit über Expertensysteme und Neuronale Netze geschrieben, bevor mein Leben dann nach einer Zeit in IBM Research & Development später ganz andere Wendungen, weg von der Informatik nahm.
Noch verstärken Algos schon bekannte Muster
Wer schaut, was heute im Basic Algorithmic Trading gemacht wird, erkennt noch klassische „Brot und Butter Techniken“, die von Menschen stammen und recht stur abgearbeitet werden.
Und weil das so ist, verstärken die aktuellen Algos die bekannten Marktmuster und Strukturen. Trends dauern länger, Muster werden sauberer. Die Algos machen technischen Handel derzeit also einfacher und nicht schwerer, das ist mein Eindruck. Wir erleben derzeit eine gute Zeit für Markttechniker und klassische Strukturen wie Trendfolge. Aktuelle Algos sind derzeit also nicht viel mehr, als bekannte menschliche Handelstechniken, nur automatisiert und mit der Gnadenlosigkeit der Maschinen unterlegt.
Noch ist die Singularität Science-Fiction
Aber was ist, wenn diese Algos intelligenter werden und sich Wandlungen des Marktes anzupassen lernen?
Ich glaube es ist müßig, über den Zustand des Marktes in 20 Jahren zu philosophieren. Denn wenn eine echte künstliche Intelligenz entsteht, wenn die berühmte Singularität der KI Wirklichkeit wird, dann wird sich sehr schnell weit mehr verändern, als nur die Art wie die Märkte funktionieren. Das ist also alles Spekulation und Science-Fiction.
Aber 5 Jahre können wir ja versuchen in die Zukunft zu schauen. Und da ist relativ klar, dass die derzeitige Front der KI Entwicklung, die mit sich selbst adaptierenden, lernenden Algorithmen zu tun hat, auch in der Finanzwelt Einzug halten wird. Viele große Firmen arbeiten am Thema, wohl auch Google in seinem neuen KI-Forschungszentrum in Zürich.
Warum Schach und Go gegenüber der Komplexität des Marktes trivial sind
Nun haben wir ja erlebt, wie Computer-Algorithmen die Menschen bei Schach und zuletzt auch Go, mit der rohen Gewalt ihrer tiefen Zuganalyse besiegen können. Heißt das, dass menschliche Händler auch an den Börsen bald chancenlos werden?
Gemach, wohl kaum. Sie werden zwar weniger, aber nicht verschwinden. Denn da ist eine „Naturkonstante“ der Märkte vor, die das verhindert. Sie ahnen es, es ist die Reflexivität, die wichtigste Börsenerkenntnis überhaupt. Falls Sie die damit verbundenen Konzepte des „Beobachterproblems“ nicht kennen, sollten Sie den Artikel jetzt lesen, auf ihn wird Bezug genommen.
Ich weiß, ich mache mich nun bei Schach- oder Go-Enthusiasten unbeliebt, aber beide Spiele sind im Vergleich zu einem selbstreferentiellen System vergleichsweise „trivial“. „Trivial“, weil sie einen prinzipiell endlichen und statischen Zustandsraum besitzen. Denn es gibt zu jedem Zeitpunkt eine (am Anfang gigantisch große) Menge von möglichen Zügen, die wiederum neue Züge ermöglichen und damit diverse Spielenden implizieren. Wenn man so will, ein gigantischer Baum der Möglichkeiten, dessen Verästelungen immer weniger werden, je weiter das Spiel voranschreitet.
Sicher, die Menge der Möglichkeiten ist so riesig, dass sie für einen Menschen faktisch unendlich erscheint. Sie ist aber eben begrenzt und mit jedem Zug werden es weniger Möglichkeiten, so dass im Endspiel des Schachs, selbst ein geübter menschlicher Spieler mit seinem „Affenhirn“, den weiteren Verlauf schon um viele Züge vorausahnen kann und auch ein zwangsläufiges Ende (Matt) schon viele Züge vorher erkennen kann.
Die Möglichkeiten und Züge des Spiels verändern sich auch nicht, sie sind prinzipiell statisch, weil die Regeln statisch sind und bei jedem Spiel prinzipiell wieder gleich und „berechenbar“. Heißt, wenn zwei Spieler genau gleich agieren, wie beim Spiel vorher, wird auch das Spiel völlig identisch ablaufen. Alleine die hohe Zahl der Möglichkeiten lässt das Spiel unberechenbar erscheinen, obwohl es das nicht ist.
Theoretisch kann man also einen Algorithmus bauen, der im Schach mit weißen Steinen prinzipiell unbesiegbar ist, so wie das ein Mensch beim weit trivialeren „Wolf und Schaf“ schon heute jederzeit mit den Schafen sein kann. Dafür reicht bei Schach zwar die aktuelle Rechenpower der schnellsten Computer immer noch nicht, es ist aber theoretisch machbar.
Auch Superintelligenzen können am Markt nicht sicher gewinnen
Der Markt ist ganz anders und in ihm kann auch theoretisch keine unbesiegbare Maschine gebaut werden. Und das aus einem entscheidenden Grund: der Reflexivität. Denn der Markt ist nicht statisch, sondern selbstreferentiell dynamisch.
Und das eben, weil die Markteilnehmer, hier die Algos, den Markt durch ihre Beobachtungen und Handlungen selbstreferentiell verändern. Der Markt hat keine endliche Menge von Zuständen wie Schach oder Go und spielt auch nicht nach festen Regeln wie diese, er verändert seine Regeln permanent aus sich heraus und hat daher einen faktisch unendlichen Zustandsraum. Das ist ungleich viel komplexer, da es ein Spiel auf beweglichem Untergrund mit sich wandelnden Regeln ist.
Machen wir es mal konkret. Stellen wir uns adaptive Algorithmen mit fortgeschrittener künstlicher Intelligenz vor, die mit gigantischer finanzieller Feuerkraft am Markt gegeneinander spielen. Können diese riesige Gewinne machen und sind die menschlichen Händler dabei chancenlos?
Meine Antwort ist Nein und Nein. Bei Schach und Go, mit ihren prinzipiell endlichen (wenn auch riesigen) Zustandsräumen, hätten menschliche Spieler gegen diese fortgeschrittenen Algorithmen keine Chance. Im Markt aber, treten diese „Super-Algos“ gegeneinander an und in dem sie mit ihrem Kapital im Markt agieren, verändern sie diesen reflexiv und müssen damit letztlich gegen sich selber kämpfen. Und damit paralysieren sie sich gegenseitig.
Und ein menschlicher Händler mit normalem IQ muss nur eine einzige Eigenschaft, ein einziges Muster finden, dass diese Algos vereint und er hat wieder einen (temporären) Edge.
Was natürlich für die“ Super-Algos“ auch gilt, diese haben diese Chance der Mustererkennung auch. Aber ihre Super-Intelligenz und Ihre Geschwindigkeit verschafft Ihnen eben keinen alles entscheidenden Vorteil gegen diesen „haarigen Affen“, den die Evolution hervorgebracht hat. Sicher, sie werden extrem harte Gegner sein, aber nicht unbesiegbar. Schon gar nicht in 5 Jahren, wenn diese „Super-Algos“ wohl immer noch Science-Fiction sind.
Avoid it or exploit it – Vermeide es oder nutze es aus!
Ich bin nicht sicher, ob mein Punkt verständlich war. Ich will es mal anders sagen:
Unsere menschlichen Gehirne sind von der Evolution zu Mustererkennungs-Genies geformt worden. Was das angeht, lassen wir alle Maschinen noch weit hinter uns.
Und Mustererkennung ist im reflexiven Markt der entscheidende Faktor, eben weil sich die Regeln des Marktspiels selbstreferentiell ändern und es keine fixen Wahrheiten gibt. Weswegen alle die, die nach der absoluten „Erfolgsformel“ im Markt suchen, auch so zu bedauern sind. Diese sind auf der Suche nach dem heiligen Gral, den es nicht gibt. Und wenn es ihn gäbe, würde das Gewicht des eigenen Erfolges diesen „Gral“ sofort wieder zerstören.
Wo wir Menschen gegenüber den Maschinen klar unterlegen sind, schon heute, ist bei Geschwindigkeit und Disziplin und Konsequenz des Handelns. Das Gehirn unserer haarigen Vorfahren spielt uns hier immer Streiche, weil es sich noch in der Savanne wähnt.
Glücklich, wer von China noch ausspioniert oder übernommen wird
Wenn es aber um Kunststücke der Mustererkennung geht, dann macht uns keine KI dabei etwas vor. Was wir als Anleger also tun müssen, kann man ganz leicht in nur fünf englische Worte pressen:
Avoid it or exploit it. Etwas holperig in Deutsch: Vermeide es oder nutze es aus.
Wir vermeiden im Markt also das, wo wir sowieso keine Chance haben. Und nutzen das aus, wo unser eigener Vorteil liegt. Und dieser Vorteil liegt für normale Anleger vermehrt auf der längeren Zeitebene, beim Folgen der großen Linien. So einfach und so schwer. Man nennt das den „Edge“.
Der Jedi auf dem Motorrad
Um Ihnen zu zeigen, wie diese Mustererkennung funktioniert, will ich Ihnen eine fiktive Geschichte erzählen.
Sie stehen an der Bushaltestelle und in der Ferne auf der Straße sehen Sie einen sich bewegenden Strich auf sich zukommen. In einer Millisekunde ordnet Ihr Gehirn das als Mofa, Motorrad oder schnelles Fahrrad ein. Nicht weil man objektiv mehr als einen Strich sehen kann, sondern weil das Muster in den Kontext (Straße) passt. Das ist nicht Ihr Frontallappen der da rational entscheidet, das ist das, was Sie als Mensch ausmacht – instinktive Mustererkennung mit Wahrscheinlichkeiten!
Der Strich kommt näher, “Heidenei“ das bewegt sich aber schnell, muss wohl ein Motorrad sein.
Marktwirtschaft ist mehr als Freihandel
Noch näher und dann der Schock. Es ist Obi-Wan-Kenobi auf einem Gleiter, Sie kippen um und werden ohnmächtig.
Und die Moral von der Geschichte ist, ein Java auf Tatooine hätte schon gleich beim Strich gewusst, dass es ein Gleiter ist und den Jedi auch schnell einsortiert. Eben weil das zu seinem Kontext passt, auf den sein Gehirn trainiert ist, aber nicht unseres.
Was sagt uns das über Bewusstsein und die Erkennung der Wirklichkeit? Hat das was damit zu tun den Strich gesehen zu haben? Übrigens, wäre der Jedi quer über die Wiese mit dem Gleiter gekommen, hätte Ihre Mustererkennung schneller Alarm geschlagen, dass da was nicht stimmt. Dass er aber wie ein Motorrad auf der Straße fuhr, war besonders fies.
Wir sehen, warum wir Menschen so Mustererkennungs-Genies sind – eben, weil unser Gehirn intelligent „rät“ und mit bekannten Mustern abgleicht, auf die es trainiert ist. Genau so funktioniert auch unsere Gesichtserkennung, während Computer mühselig messen, berechnen und Daten abgleichen müssen.
Die intelligente Unpräzision, das qualifizierte Raten, ist also unser Geschwindigkeitsvorteil.
Wenn wir also sehen, wie zwei theoretische Superintelligenzen im Markt agieren, werden wir wieder Muster erkennen und brauchen dafür keinen IQ von 1.000. Das ist die wunderbare neuronale Plastizität unseres Gehirns, sich beliebigen Mustern anzupassen, wenn man es in Bewegung hält und nicht erstarren lässt.
Gödels Unvollständigkeitssatz – eines der wichtigsten Erkenntnisse der Menschheit
Damit kommen wir auch wieder zu Gödels Unvollständigkeitssatz, der der Mathematik – und damit auch algorithmischen Systemen – eine prinzipielle Grenze setzt, wenn die Selbstreferenzialität zuschlägt.
Denn „hinreichend starke widerspruchsfreie Systeme, können ihre eigene Widerspruchsfreiheit nicht beweisen“.
Ich halte Gödels Unvollständigkeitssatz für eine der wichtigsten Erkenntnisse der Menschheit, mit weiten Implikationen auch in die Philosophie hinein. Siehe dazu das Buch des berühmten Mathematikers und Physikers Roger Penrose „Des Kaisers neue Kleider“, das damals in den 90ern eine massive Diskussion ausgelöst hat. Ich bin nicht in allem seiner Meinung, aber er hat einen Punkt, über den man nachdenken sollte.
Hier ist sein Argument zusammengefasst und einem Review unterzogen: The Lucas-Penrose Argument. Und hier ist ein Review zusammen mit Gödel, Escher, Bach, dem Buch, das ich Ihnen schon im Reflexivitäts-Artikel empfohlen hatte, das besser als Penrose zu lesen ist und das ich Ihnen erneut ans Herz legen will, wenn Sie das Thema in seiner Tiefe interessiert.
Beide Bücher sind 20 Jahre und mehr alt und seitdem ist Einiges passiert und geschrieben worden. Die Diskussionen und Fragestellungen leben aber fort und auch wenn sich die Technik weiterentwickelt, sind die gestellten Kernfragen unbeantwortet.
All diese Argumente wie von Penrose widersprechen nicht dem Aufstieg künstlicher Intelligenz. Wenn diese aber an die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns heranwill, muss sie wohl teilweise „menschlich“ werden und sich von der Turing Maschine lösen. Und damit bekommt die KI auch ein paar Probleme, die uns als Menschen plagen.
Wir werden im Spiel bleiben
Zurück aber zu uns als menschliche Anleger im Zeitalter der Algos. Das Leben für uns menschliche Anleger war schon immer anspruchsvoll und wird es weiter sein – ob mit oder ohne Algos. Aber man wächst mit seinen Aufgaben und wir sind im reflexiven Markt noch lange, lange nicht chancenlos, während wir bei Spielen mit statischen Entscheidungsbäumen wie bei Schach und Go, schon heute klar geschlagen sind.
Es ist ein hoch spannendes Thema, das uns immer mehr begleiten wird. Insofern ideal für ein paar intelligente Gedanken in der Kommentar-Sektion, wozu ich Sie einladen will. Was meinen Sie zum Thema? Ich bin gespannt, was Sie denken. Und ich hoffe, ich habe Sie hier und heute nicht erschlagen.
Ihr Michael Schulte (Hari)
Sehr schön, Reflexivität an dieser Stelle zu erwähnen!!!
•
Zu „Mustererkennung“ und Nutzung (!) eine Frage in die Runde:
Wird/kann eine Maschine (KI) innerhalb halbwegs der nächsten Jahre in der Lage sein Fakten miteinander derart zu verbinden (ein Muster erstellen), dass daraus ein Geschäft wird???
Ein Beispiel aus meinem Leben.
Die Fakten:
A) Der Tenno ist sehr alt.
B) In Japan tragen „offizielle Papiere“ das Tenno-Bildnis.
C) Eine Art „Bundesdruckerei“ druckt die diese „Papiere“ regelmässig.
D) Diese Druckerei ist kotiert.
Ein Verfünfzehnfacher innerhalb dreier Jahre war es.
Kann einer Maschine diese Art von Kombination einfacher Fakten zu einem Geschäft gelingen WENN die Fakten aus so unterschiedlichen „Sphären“ (Kontext) stammen?
Ich meine „nein“.
Solange eine Maschine eine Leistung dieser Art nicht kann
ist auch die Bezeichnung KI nur Hochstapelei bzw. Wunschdenken. –
Selbstverständlich wird es zunehmend „selbstlernende Maschinen“ geben.
Deren „Intelligenz“ (besser Können+Lernfähigkeit+Kombinationsfähigkeit) wird sich allerdings – zumindest noch sehr lange Zeit – immer auf einen bestimmten ursprünglich programmierten plus angrenzende auf irgendeine Art „korrespondierende“ Bereiche beschränken. –
Und so lange kann ich noch ruhig schlafen 😉
Zumindest was DAS Thema KI angeht 😉
PS:
Stanislav Lem gelesen?
Lieber Herr Schulte, liebe; Mitleser
IN DER NAHEN ZUKUNFT werden die KI werden den Markt nicht beherrschen. Die meiste Zeit wird ein langfristiger Investor gar nicht merken, dass die KI mitmischen. Das High Speed Trading von heute bemerken wir doch auch kaum. Dann zuckeln die Kurse eben ein bisschen mehr rum, egal. Hin und wieder kracht es mal, weil irgendwas aus dem Ruder läuft. Ein alter Hut.
Das mit der Mustererkennung werden die KI sehr bald schon sehr viel besser können als wir. Nicht als Allroundgenies in allen Lebenslagen, aber spezialisiert. Chartmuster erkennen die KI doch jetzt schon besser. Gesichter auch. Aber man zeige mir erstmal die KI, die beides kann, und dazu noch Sonette schreibt, ein vernünftiges Alltagsgespräch mit Hinz und Kunz führt und Auto fährt.
Was KI so bald auch nicht haben werden ist z.B. Phantasie. Wie hätte eine KI vor fünf oder zehn Jahren Amazon behandelt? Eiskalt drinbleiben, weil sie an das Unternehmen „glaubt“? Die Story angemessen bewerten? Das wird schon schwieriger. Was eine KI (hoffentlich) auch nicht so bald können wird: Sich einfach mal über die Regeln hinwegsetzen.
Dieses ganze Methoden- und Regelbasierte Trading, bei dem es letztlich darauf ankommt, die Marktphase einigermaßen richtig zu identifizieren und eine Tabelle lesen zu können, das werden die KI auffressen. Aber die Spekulationen eines Kostolany? Wohl eher nicht.
Und dann ist da ja wirklich noch diese leidige Selbstreferenz Kiste. Deshalb dürften die KI wohl gegeneinander spielen: Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß, dass du weisst… Das gleiche Patt wie heute, wenn auch auf höherem Niveau. Und die gleichen Nischen für jedermann.
Natürlich werden die KI am Markt auch unterschiedliche Zielsetzungen haben, genau wie Menschen heute.
Die Börse ist auch künftig kein Nullsummenspiel. Genauso wenig, wie jetzt das Geld automatisch vom kleinen Privatmann zur gr0ßen Investmentbank wandert, wird es automatisch von Mensch zu Maschine wandern.
Wer ist denn heute der „bessere“ Investor? Es gewinnt doch nicht automatisch der Intelligentere, Klügere oder der bessere Rechner. Derjenige, der z.B. ganz tolle, superakkurate Discounted Cashflow Analysen macht. Entweder ist der Korridor zu weit und unnütz, oder zu eng und damit vielleicht falsch, dann bringt die tollste Rechnerei nichts. Es gewinnt derjenige, der sich die bessere Vorstellung von der Zukunft des Unternehmens macht, auch wenn er dann Pi mal Daumen rechnet. Gauss sagte einmal: „Nichts kennzeichnet mathematisches Unverständnis mehr, als übertriebene Akkuratesse mit Zahlen.“ Ich füge hinzu: Für die Börse gilt das genauso.
DAS DENKEN DER KI ist limitiert. Keine KI kann außerhalb ihrer Strukturen, ihrer erlernten Modelle, ihrer Bahnen sozusagen, denken. Das fällt ja sogar uns Menschen schwer. Aber genau das ist nötig, sonst führt jedes Denken in eine Sackgasse. Jedes Denksystem, das die Welt beschreibt, hat logische Brüche. Jedes geschlossene Denksystem, das in sich logisch ist, blendet große Teile der Wirklichkeit aus. Jede Logik bracht ihren Anknüpfungspunkt und ihre finale Ursache, die Mathematik ihre Axiome, die Philosophie ihre Sätze a priori und ihre Menschenbilder.
KI landen sozusagen in der ontologischen Falle. Man muss ihnen sagen, wohin sie sich entwickeln sollen und was sie lernen sollen, letztlich welches geschlossene System sie meistern sollen. Sonst fangen sie mit dem Lernen und „Denken“ gar nicht erst an. Wie ein Hirngeschädigter, der keine Emotionen mehr hat und zwar wunderbar Differenzialrechnung hinkriegt, sich aber nicht allein die Schuhe zubinden kann, weil es keinen Grund gibt, irgendeinen Schuh zuerst zu nehmen. Oder überhaupt einen.
Die KI brauchen irgendeine Form von Direktiven, um zu existieren. Und dieser Impuls kommt von uns Menschen. Erschreckend genug, aber eine durchgeknallte KI ist eben auch nur ein Werkzeug außer Kontrolle. Wie eine Kettensäge, die eine Treppe runterfällt, nur in größerem Maßstab. Sie ist kein Feind. Deshalb baut man Werkzeugen Sicherungen ein.
Wir Menschen haben selbst keine solchen Robocop mässigen prime directives. Außer Überleben und Fortpflanzen, worüber wir uns hinwegsetzen können. Letztlich aus Gründen, die sich immer auf Überleben und Fortpflanzen zurückführen lassen. (Wer z.B sein Leben für eine Ideologie wegwirft, folgt dem uralten Instinkt zum Schutz und zur Dominanz der eigenen sozialen Gruppe, mithin dem Schutz der eigenen genetischen Linie.) Da beißt sich die Katze in Schwanz. Und unsere „Direktiven“ haben wir nur, weil alles Leben ausgestorben ist, was diese Direktiven nicht hatte. Nicht, weil jemand uns darauf programmiert hat. (Evolution verläuft teleologisch. Sonst reden wir von Kreationismus.)
Gerade diese unsere Direktiven sollten wir den KI aber auf keinen Fall mitgeben.
DIE FERNERE ZUKUNFT ist naturgemäß ziemlich unvorhersehbar. Wenn ich aber mal den ganz großen Bogen schlagen darf: Der homo sapiens sapiens hat langsam fertig, auch ganz ohne KI. Das muss aber gar nichts Negatives sein. Der homo sapiens und vor ihm der homo erectus sind ja auch nicht ausgestorben. Sie haben sich entwickelt, zu uns. Und wir werden uns auch entwickeln, ob wir das wollen oder nicht. Momentan stehen wir an einer gewaltigen Schwelle:
Wir sind nicht nur das Ergebnis von Millionen Jahren Evolution, die man als hochkomplexes adaptives System beschreiben kann. Seit spätestens siebentausend Jahren ist das System auch noch selbstreferenziell. Wir passen die Umwelt, an die wir uns anpassen, an uns an. Mit rasant steigendem Tempo. Und bald werden wir mit der Gentechnik auch noch an dieser unserer Anpassungsleistung herumschrauben können, sogar an uralten Programmen. Verstärken (stärker, schneller etc.) oder reduzieren (Machen wir den Menschen doch weniger aggressiv! Ihre Grünen.) Oder ergänzen (Flügel, Kiemen) oder gänzlich verändern. Alles wird möglich.
Selbst wenn wir uns dem verweigern, entwickeln wir uns. Unsere ganze Lebensweise, Städte, Maschinen, Gesellschaft, Sozialsystem, alles hat Einfluß auf unsere evolutionäre Entwicklung. Die Medizin! So etwa siebzig Prozent von uns heute Lebenden, hätten vor 150 Jahren die Kindheit nicht überlebt. Hohe Säuglingsterblichkeit, keine Antibiotika, etc. Natürlich hat das evolutionäre Auswirkungen. Die Medizin bleibt auch abseits der Gentechnik nicht stehen. Denken wir nur an den Einzug der Kybernetik und der Nanotechnologie. Egal, was wir jetzt tun oder lassen, wir treffen damit als Spezies eine Entscheidung. Nach dem von Eugenik geprägten frühen 20. Jahrhundert neigen wir dazu, den Kopf in den Sand zu stecken. Nützt aber nix, das ist auch eine Entscheidung.
Auch in diesem Prozess spielen die KI, ob dies- oder jenseits der Singularität, eine zunehmend wichtige Rolle – und sei es nur als Umweltfaktor. Aber auch eine Vereinigung biologischer und maschineller Evolution ist denkbar. Synthetische Biologie , Kybernetik inklusive Bio- und Nanokybernetik, Implantologie, Bioinformatik, biologische genbasierte Computer und künstliche Neuronalnetze… ja, wir sollten die Möglichkeit nicht abtun. Es ist viel in Bewegung.
Ich weiß natürlich auch nicht, was jenseits der Singularität wartet. Was passiert, wenn die maschinelle Evolution mal losgeht, weiß keiner. Darüber zerbrechen sich Programmierer, Philosophen und Science Fiction Autoren jeden Tag den Kopf. Was werden intelligente, Ich-bewusste, im weiteren Sinne empfindungsfähige und sich selbst weiterentwickelnde Superintelligenzen wohl tun? Was tut Gott den ganzen Tag? Vielleicht schaut er Netflix oder füttert Enten.
Vielleicht lassen die KI uns leben , vielleicht nicht, das müssen wir abwarten. Vielleicht heisst es dann „Willkommen in der Matrix“ oder „Hasta la vista, Baby!“ oder „Wir sind die Borg. Sie werden assimiliert“.
Vielleicht ist ihre Singularität aber auch die Unserige? Wer weiß.
Ich persönlich glaube übrigens nicht, dass wir so bald aussterben. Und ich sehe die ferne Zukunft unserer Spezies ganz optimistisch. Trotzdem oder weil ich mir wenig mir wenig romantische Illusionen über den Menschen mache. Wir sind nichts Besonderes, nur weil wir Emotionen haben oder denken können. Wir bestehen aus denselben Atomen, wie jede andere Materie. In uns laufen stinknormale chemische und physikalische Prozesse ab, auch im Hirn. Wir sind den Regeln der Physik und der Quantenmechanik unterworfen, die sich in Wahrscheinlichkeiten beschreiben lässt. Unsere Emotionen sind auch nur Informationen in einem hochkomplexen, adaptiven und selbstreferenziellen System. Wo (und ob überhaupt) wir mehr als die Summe unserer Teile werden, ist nicht klar. Aber nichts an uns ist exklusiv. Wenn sich Affen und Aliens zu etwas Gleichwertigem entwickeln können, warum nicht auch Maschinen?
Ich sehe die Menschheit im großen Bild trotzdem absolut positiv. Schon ärgerlich, wenn bei allen großen Themen nihilistische Miesepeter daherkommen müssen und mit moralistischen Wertungen um sich werfen. Ach, die Menschheit ist ja so schlecht. Ich bewerte erstmal nicht. Wir sind als Spezies eben, was wir sind. Moral ist auch nur ein Programm, das eine Funktion erfüllt. Sie ist für uns wichtig, wenn wir aber über die Spezies Mensch reden, zäumen wir das Pferd von hinten auf. Moral dient in letzter Konsequenz dem Überleben, nicht umgekehrt. Nihilismus ist da nicht zielführend. Es ist ziemlich blöd, uns an unseren selbstgeschaffenen Maßstäben zu messen, nur um uns selbst zu verurteilen.
Und mich fasziniert unser Potential. Nur weil ich Emotionen nicht glorifiziere, heisst das nicht, dass ich keine habe. Ich finde die Spezies cool. Das reicht mir völlig. Wir schaffen das.
Per aspera ad astra.
Was auch immer passiert, Sorge ums Geld müssen wir wegen der KI nicht haben. Es dürfte höchst unwahrscheinlich sein, dass die künstlichen Superintelligenzen jenseits unserer Vorstellungskraft es einfach nur auf unser Geld abgesehen haben werden.
Es sind wirklich spannende Themen, die unsere Zukunft bereithält. Ich hoffe, ich habe Sie hier und heute nicht erschlagen. 😉
+
Intelligenz braucht sein Gegenüber – die Dummheit, sonst existiert sie nicht. Maschinen haben keine Gefühle, sie kennen keine Gier, keine Eifersucht, keine Liebe und keine Gefühlskälte. Sofern man unterstellt, dass Maschinen nicht dumm sein können, wird ihnen der Mensch immer überlegen sein.
ergo: …man muss nur die Dummen finden – mit denen treibt man die Welt um… Jüngstes Beispiel: Facebook – Geschäfte machen, ob mit oder ohnen Maschinen – mit den Gefühlen und der Dummheit der Massen…
+++
die stirbt nämlich niemals aus.
+
Auswirkungen von Technologie werden gerne kurzfristig überschätzt, aber langfristig unterschätzt…
Versteht man unser Bewusstsein nicht als evolutionäres, sondern als kulturelles Produkt (vgl. Julian Jaynes), so ist ein Bewusstsein von vernetzten, selbstlernenden KI-Systemen durchaus denkbar.
Auf Karl Poppers 3-Weltentheorie übertragen;
1. Computer-Hardware gehört zu Welt 1
2. KI-Software gehört zu Welt 3
3. Welt 2 beinhaltet ( menschliche) Gefühle und menschliches Bewusstsein
4. Welt 3 und Welt 2 interagieren miteinander.
5. Es ist zumindest denkbar, dass in Welt 2 auch KI-Gefühle (Sensorik) und KI-Bewusstsein entsteht.
Wirkliche Intelligenz, egal ob künstlich oder biologisch (welche man durchaus als „teilkünstlich“ bewerten könnte), würde die Börsen wahrscheinlich abschaffen, das sie keinen Sinn für die große Mehrheit der Menschen machen.
„Künstliche Intelligenz“ hat doch schon längst z.B. den Börsenhandel übernommen. Ohne menschlichen Eingriff wird bei Über- oder Unterschreitungen vorgegebener Werte der Markt leergekauft oder überschwemmt. Schon die Börsencrashs zur Jahrtausendwende und 2008 waren darauf zurück zu führen.
Allerdings weigere ich mich, die Aneinanderreihung von Algorithmen mit dem Wort „Intelligenz“ zu adeln. Intelligenz wird immer begleitet von Intuition. Ob die jemals in eine Maschine implantiert werden kann? Solange dies nicht der Fall ist, bleibt jede „KI“ nur die rasend schnelle Abarbeitung von reinen Rechenoperationen. Für jede Maschine, egal mit wieviel Tera- Peta- oder Yotta-Flops sie auch arbeiten mag, gilt: „Dummes Zeug“ oben rein heißt allemal: dummes Zeug unten raus. Wo bleibt da die Intelligenz?
Lieber Herr Freiling
Noch haben Sie völlig recht. Aber letztlich sind auch Emotionen und Intuition nur Information. Was uns von Maschinen unterscheidet, ist so betrachtet lediglich die Art der Informationsverarbeitung.
Wir sind auch biologische Maschinen. Man kann sich unser Gehirn als Labyrinth aus Feedbackschleifen vorstellen. Unser Gehirn ist unglaublich effizient, wir können uns Problemen iterativ nähern, statt immer gleiche Rechenoperationen bis in die Unendlichkeit runterzunudeln. Wir stürzen nicht ab, wenn da ein Stop-Signal fehlt. Wir sind schon etwas Besonderes. Aber wir sind nicht so besonders, wie wir selbst gern von uns denken.
Die KI werden auch recht bald – nicht irgendwann – eine Art rudimentäre Intuition besitzen. Und was dummes Zeug rein, dummes Zeug raus angeht: Sie lesen doch hier dieselben Artikel wie ich. So viel besser ist der Mensch in dieser Hinsicht gar nicht.
Mag Alles so sein, wie Sie schreiben. Ein durch „KI“ bestimmtes Leben wäre dennoch ein hoffnngsloses. Wird die „KI“ jemals eine „Gänsehaut“ beim Betrachten eines Sonnenaufganges bekommen? Wird die „KI“ jemals das „Streben nach Glück“ nachvollziehen können? Wird sie jemals ermessen, daß wir, getrieben von Gefühlen, aus einer 1%igen Chance einen 100%igen Erfolg machen können?
Drum wage ich die Behauptung: Das wird nie geschehen. Wenn es denn geschähe, wären wir „Gott“. 😉
Vielen Dank für den Artikel Herr Schulte. Zunächst einmal bin ich beruhigt, dass Sie uns nicht ein weiters Mal die (Gefahr der) Weltherrschaft der Maschinen verkünden. Nicht, weil Sie dadurch meine Nerven beruhigen, sondern weil ich so keinen Anlass finde, vor dem Durchlesen des Artikels an Ihrer Kompetenz zu zweifeln. Dennoch finde ich es enttäuschend, dass Sie als Fachmann den Begriff „Intelligenz“ verwenden, ohne eine griffige Erklärung zu liefern, was damit gemeint sein soll. So kann die Phantasie des nicht-Eingeweihten weiter beliebige Purzelbäume schlagen, während all die hochgelobten Algorithmen immer noch – und für alle Zukunft, solange sie initial von Menschen programmiert werden – nur glorifizierte statistische Analysen fahren. Ich betrachte die fortgesetzte und unberechtigte (mindestens weil undefinierte) Verwendung des Begriffes „Intelligenz“ als ausschließlich in den Geltungs- und Karrierebedürfnissen der akademischen Eliten begründet. Die hochberühmte Fei Fei Li ist z.B. stolz, dass ihre Algorithmen Katzen in Fotos auch dann erkennen können, wenn sie nicht im eindeutigen Profil gezeigt werden. Tatsächlich scheitert die künstliche Intelligenz, sofern sie etwas Besseres sein will als die genannten statistischen Verfahren, mit wehenden Fahnen an den Begrenzungen der natürlichen Intelligenz. Wenn man genau zuhört kann man das auch aus Ihren Ausführungen herauslesen. Danke dafür.
Mustererkennung
Unterschied von Mensch und KI:
1. Mensch:
Selbst wenn ich z.B. Angela Merkel nur von 2 dimensionalen verkleinerten Bildern kenne, werde ich sie unter 7 Milliarden Menschen, selbst bei künstlichem Licht und veränderter Perspektive erkennen.
2. KI
KI kann anhand eines Fingerabdruckes oder einer Hautschuppe (genetisches Material) innerhalb von Millisekunden Angela Merkel unter 7 Milladen Menschen identifizieren.
Wenn künstliche Intelligenz billiger als menschliche Intelligenz ist, wird KI als Kostenvorteil eingesetzt.
Die Frage nach der leistungsfähigeren „Intelligenz“ stellt sich am Markt nicht zwingend!
Künstliche Intelligenz ist niemals intelligent, sondern allzu „menschlich“.
Es gibt keine künstliche Intelligenz. Davon wüßte ich. Alles Etikettenschwindel.
Man muss sich nur die Kurse der Banken anschauen, dann weiß man, dass dort von KI keine Rede sein kann. Sicherlich arbeiten sie damit, aber das klassische Bankengeschäft können sie durch KI nicht aushebeln. High Speed Money gibt´s halt nur im Film, für´s richtige Leben braucht es ein gesundes Risikomanagement, hin und wieder ein dickes Fell, und einen langen Atem. Oder gibt es aus Sicht der KI eine ordentliche Erklärung dafür, warum um 14:30 Uhr der Ölpreis um einen Dollar nachgegeben hat?
Haben Sie eine Erklärung?
Ich habe nur Hinweise:
https://www.wallstreet-online.de/nachricht/10403579-oelpreise-drehen-minus-chinas-oel-future-erfolgreich-gestartet
und
https://www.heise.de/tp/features/Dollar-vor-dem-Abstieg-4006084.html
Ich denke nicht, dass es was mit den Chinesen zu tun hat. Wir haben für WTI nur überbordend starke CoT Daten. Da bieten sich die starken handelszeiten an, um mal etwas „Kurspflege“ zu betreiben.
Mir gefällt der Begriff „künstliche Intelligenz“ nicht. Was soll das sein?
Ein „Algorithmus“ hat nun überhaupt nichts mit menschlichem Denken zu tun.
Reine „Rechenpower“ schafft eben kein Bewusstsein und kann den Menschen nie ablösen. Der Hype, der momentan um die KI gemacht wird dient nur einem: Startups sammeln Geld bei Investoren, und müssen deshalb bei das Blaue vom Himmel versprechen. Ungebildete Journalisten springen mit Hurragebrüll auf den Zug auf! Gerade gestern sah ich ein YT – Video eines dieser „Zukunftsforscher“, da versprach der doch tatsächlich das Aussterben der Dolmetscher, weil Skype jetzt eine Übersetzungssoftware implementiert hat. Jeder der so etwas benutzt weiss aber: Das sind Spielereien, im echten Leben nicht vernünftig zu benutzen. …. Genau so lächerlich das „autonome Fahren“, welches ja „in wenigen Jahren Realität sein soll“: Das wird gnadenlos scheitern, weil der Strassenverkehr so unglaublich komplex ist und Computer auch nach 50 Jahren immer noch nicht gelernt haben, zu denken.
Zwei Denkanstöße möcht ich Ihnen geben:
Der Straßenverkehr ist in ihren Augen also ‚unglaublich komplex‘. Folgender Umstand könnte ihre These untermauern: die Unfalltoten auf Deutschlands Straßen belaufen sich auf rund 3600 jährlich, rund 10 durchschnittlich jeden Tag. Selbstfahrende Autos sind jedoch längst Realität (z.B in Kalifornien), aber davon abgesehen, wenn wir akzeptieren würden, dass auch sie Unfälle und dadurch auch tötlich Verunglückte ‚produzieren‘ wie der menschliche heutige Straßenverkehr eben auch, ist uns bereits geholfen. Ganz zu schweigen davon, wenn eine Zahl wie 3600 vielleicht sogar um 20% auf 2920 gesenkt würden könnte.
Über eine weitere Sache sind Sie nicht genügend informiert. Es gibt KI. Und nein, nicht alles was ein Computer einmal von einem Mensch eingespeist bekam, stellt seine Intelligenz dar. Vielmehr sind die KI Maschinen im Stande zu lernen. Idealerweise in dem sie mit ihres gleichen im Ausstausch stehen.
Wenn es echte KI irgendwann geben sollte, wird die nicht an Börsen „spekulieren“, weil Spekulation immer eine emotionale Komponente hat.
Da der Gewinn des Einen immer der Verlust eines Andern ist, werden die Algos sich gegenseitig das Geld abjagen. Der Mensch als Anleger wird sich weiter zurückziehen, spätestens wenn er von den Algos „rasiert “ worden ist.
Sie unterliegen einem Trugschluss. Mitnichten ist der Gewinn des einen, immer der Verlust eines anderen. Entgangener Gewinn stellt keinen Verlust dar. Höchstens emotional.
Aber es genügend Wertschöpfungsprozesse in denen Gewinne entstehen, von denen Generationen profitieren, ohne dass irgendwer dadurch etwas verlöre.
Zwei Beispiele:
Van Gogh (noch unbekannt) malte ein Bild. Und verschenkte dieses. Der Beschenkte zog den Gewinn aus dem Anblick des Bildes. Seine Nachfahren oder er selbst verkaufte es für 100 was auch immer. So ging das über Jahrzehnte. Das Bild steigerte seinen Wert dadurch, weil im mehr Wert beigemessen wurde, im Laufe der Zeit. Jeder der möglichen 10 oder 20 (Wieder)-Verkäufer machten einen Gewinn, weil sie teurer verkauften, als selbst zuvor ein. Niemand verliert.
Das gilt genauso für Firmenanteile. Ein Unternehmen gibt Aktien aus. Man besitzt einen Anteilsschein, Das Unternehmen produziert, meinetwegen nachhaltig, fair, blabla, steigert dennoch seinen Wert. Die Anteilsscheine tun dies im gleichen Umfang. Auch hier eine mögliche Kette von Verkäufen. Und Gewinnen der jeweiligen Verkäufer. Keine Verluste für niemanden.
Garantierte Gewinne gibt es an der Börse so wenig wie ein Leben nach dem Tod.