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Trumps Erfolgsrezepte für Europa?

Steve Bannon in Zürich – „Feuer des Populismus über Europa“

von Gastautor

12.03.2018

| Lesedauer: 4 Minuten
Trumps gefeuerter Wahlkampfhelfer Bannon erklärt die Erfolgsformel des Wahlkampfs von Donald Trump. Trotz seiner Entlassung durch Trump verteidigt er dessen aktuelle Amtsführung weiter und rechtfertigt dessen aktuelle Handelspolitik mit Strafzöllen.

„Ein Feuer des Populismus wird über Europa aufflammen“ sagte Steve Bannon in Zürich. Während in Europa „Populismus“ als Verabscheuungswürdig gilt – für Bannon ist es das Zeichen der Veränderung der politischen Landschaft – Trumps Rezepte könnten auch in  Europa verfangen. Der ehemalige Wahlkampfleiter von Donald Trump und Ex-Chefredakteur des umstrittenen Internetmagazins „Breitbart“ meldete sich zurück auf der Politikbühne. Wollte Steve Bannon vor einem Jahr noch weltweite Lokalausgaben von Breitbart lancieren, tritt er nun auf globaler Ebene als Politikberater für populistische Parteien in Erscheinung.

Auf Einladung der Schweizer Weltwoche stellte Steve Bannon sich vergangenen Dienstag den Fragen von Herausgeber Roger Köppel vor rund 1.500 Zuschauern, seinem ersten öffentlichen Auftritt überhaupt in Europa seit seinem Ausscheiden aus der Trump-Regierung. Er wird unter den europäischen Rechtsparteien herumgereicht: Zuvor hatte der 64-jährige Harvard-Absolvent sich mit der AfD-Politikerin Alice Weidel in Zürich getroffen und am Wochenende die italienischen Wahlen verfolgt, wo er sich mit einem ranghohen Vertreter der Lega Nord getroffen hatte. Am darauf folgenden Samstag trat Bannon erneut bei einer populistischen Partei auf, diesmal als Überraschungsredner auf dem Parteitag des Front National in Frankreich, wo er eine ähnliche Rede wie in Zürich hielt.

In einem Interview mit der Weltwoche (Ausgabe vom 1. März 2018) hatte Bannon bereits angekündigt, dieses Jahr öfter nach Europa zu reisen, „um aus erster Hand mehr von den Leuten dieser populistischen, dieser nationalistischen Bewegungen zu erfahren.“

In der knapp anderthalbstündigen Weltwoche-Veranstaltung ging Bannon auf den erfolgreichen Verlauf des Wahlkampfs von Donald Trump ein und verteidigte dessen aktuelle Amtsführung. Auf Köppels Frage, inwieweit Bannon mit Trump weiter „on speaking terms“ sei, konterte er hingegen selbstironisch  („I am on listening terms with Trump“) und ergänzte trocken, weiter im Gespräch seien zumindest ihre jeweiligen Anwälte.

Trumps Wirtschaftspolitik

Trumps Immigrations- und Arbeitsmarktpolitik sowie seine Abkehr vom Interventionismus hätten seinerzeit den Ausschlag zum Wahlsieg gegeben, ganz im Gegensatz zu Clintons Identitätspolitik. Die „Deplorables“ und „Millenials“ seien nicht länger bereit, ein Handelsbilanzdefizit in Kauf zu nehmen und die Militärausgaben weiter in die Höhe zu treiben. Bannon verteidigte vehement gegenüber Köppel protektionistische Maßnahmen wie die vom US Präsidenten angekündigten Strafzölle, da der Westen im Freihandel mit merkantilistischen Staaten wie China keine andere Chance habe,  um eine Unterdrückung der Löhne der eigenen Arbeiterklasse zu verhindern. Trump wolle „fair trade“ und „reciprocity“. „We are upside down on trade deals.“ Als Nächstes werde Trump auf die Einhaltung geistiger Eigentumsrechte von China pochen und gegen den erzwungenen Technologietransfer vorgehen. (vgl. Section 301 of the Trade Act of 1974) Dies schütze vor allem Europa, welches laut Bannon am meisten Überkapazitäten und Deflation als Folge der geopolitischen Expansion Chinas spüren werde.

Der europäische Populismus

Viel Freude bereiten Bannon die jüngsten Wahlergebnisse in Italien. Zwei Drittel der Wähler hätten Anti-Establishment-Parteien gewählt, die sich sowohl aus rechten als auch aus linken populistischen Parteien („5 Sterne Bewegung“) zusammensetzten: „The populist surge is not over. It is just beginning.“ Eine ähnliche Tendenz erkenne er in Polen, Tschechien, Ungarn, Deutschland und Frankreich. Victor Orban sei ein großartiger Patriot und Held, über den die Mainstreammedien niemals ein gutes Wort verlieren würden. Bannons sarkastischer Appell ans Publikum: “That should be the number one reason why you like him.” Bannon forderte die EU auf, die aktuelle Einwanderungspolitik zu ändern und die Probleme nicht an die europäische Arbeiterklasse in Europa zu delegieren. Je länger Brüssel bzw. „the party of Davos“ hiermit warte desto größer würden die künftigen Herausforderungen (z.B. Massenarbeitslosigkeit, Verschuldung und fehlende Produktivität in Italien) und desto drastischer die unausweichlichen Lösungen. „Brussels better start listening or they are going to have a bigger revolt than they have today.” Ein großes Lob hatte Bannon überdies für Christoph Blocher parat: „Dr. Blocher is Trump before Trump and stood up against the establishment … to have a sovereign country“, hob er die mahnende Weitsicht des SVP-Politikers vor einem Beitritt in den EWR 1992 hervor. Deshalb sei die Schweiz heutzutage das freiste und wohlhabendste Land Europas.

Bannons Thesen verknüpfen libertären Kapitalismus mit nationalem Patriotismus und Kritik an den Werten der 68er Bewegung. Er lobte Frauen, die lieber bei ihrer Familie zu Hause bleiben wollten („rebuilding families“). Die Macht müsse wieder zum einzelnen Bürger verschoben werden: Von den Zentralbanken zu Kryptowährungen, vom Shareholder Value zum Citizenship Value, in puncto persönliche Nutzerdaten von der Ausbeutung von Silicon Valley zur selbst kontrollierten Datensouveränität. (Bei seiner Rede in Frankreich ergänzte Bannon, dass Silicon Valley hinter verschlossenen Türen mit der Regierung kooperiere, um die Bürger mittels eigens programmierter Algorithmen zu kontrollieren.)  Nur so sei wahre Freiheit möglich und der Weg in eine neue Knechtschaft (er spielt auf Hayek und die österreichische Nationalökonomie an) aufzuhalten. Ansonsten werde der kulturelle Marxismus alles, was wir uns aufgebaut hätten, zerstören. Es sei ein Unding, dass keiner der “Financial Elites“ für die Finanzkrise vor 10 Jahren zur Rechenschaft gezogen worden sei.

“National Economic Populism” vs. „Time´s Up Movement“

Auf der Linken sei aus der #metoo –Bewegung ein ernstzunehmendes „Time´s Up Movement“ geworden. Jene Bewegung, die er aufgrund der Radikalität mit der französischen Revolution verglich, strebe das Ende des Patriarchats an. Es werde zwangsläufig auf ein Zusammenprallen beider Bewegungen kommen, wobei er den nationalen Populismus historisch bei der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung ansiedele. Von Köppel verschmitzt angesprochen, inwieweit er ein Rassist sei, entgegnete Bannon, dass bei der populistischen Bewegung nur die Staatsbürgerschaft zähle, weder die Rasse, Hautfarbe, das Geschlecht noch die sexuelle Orientierung. Quintessenz:  “…as a citizen you are not going to have to compete unfairly with the world´s labor market.” (In Frankreich kehrte Bannon das Argument weiter um und warf den Eliten in den USA  “economic hate crimes” gegenüber Schwarzen und Hispanics vor. Präsident Trump werde zwar als Rassist dargestellt, helfe aber der Arbeiterklasse der Schwarzen und Hispanics mehr als die Vorgängerregierung.)

Köppel firmierte Bannons Auftritt als „Free Speech Summit“. Doch jene Freiheit hatte ihren Preis. Die Veranstaltung konnte nur unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden, die den Standards eines Flughafens ähnelten. Polizisten sicherten den Veranstaltungsort ab. In Veranstaltungsnähe verlief eine Gegendemonstration friedlich.

Die Weltwoche stellte die 82-minütige Veranstaltung in englischer Sprache als Livestream zur Verfügung: https://www.youtube.com/watch?v=AeJaq599yh4

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Zitate von Steve Bannon, die für Standing Ovations auf dem Parteitag des FrontNational in Frankreich sorgten:

“… You argue for sovereignty and they call you a nativist. You argue for your freedom and they call you a xenophobe. You argue for your country and they call you a racist. The days of that smear are over …”

“… Let them call you racist, xenophobes, nativists. Wear it as a badge honor …”

“… ’Opposition media’ calls us white supremacists. But Trump´s national economics does not care about your race, religion, ethnicity, gender, education or sexual preference. It only cares about: are you a citizen of the USA?!? …”

Sebastian Gehr berät und begleitet Medienunternehmen und -dienstleister bei internationalen Expansionsprojekten. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim und war Produktmanager des englischsprachigen „Handelsblatt Global“ Magazins.
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28 Kommentare

  1. „Frauen, Building families. Damit kann ich aus meiner persönlichen Sicht nichts anfangen.“
    Zeugen Sie selbst Kinder – dann können Sie auch mit „family building“ etwas „anfangen“.

  2. „Die Macht müsse wieder zum einzelnen Bürger verschoben werden: Von den Zentralbanken zu Kryptowährungen, vom Shareholder Value zum Citizenship Value, in puncto persönliche Nutzerdaten von der Ausbeutung von Silicon Valley zur selbst kontrollierten Datensouveränität.“

    Voll Nazi!? Danke für den Einblick in die Gedankenwelt dieses interessanten Mannes!

  3. Das Wirken von Herrn Bannon selbst, mag und kann ich nicht beurteilen. Vieles was er vertritt teile ich, doch längst nicht alles. Aber allein schon das Echo der angeblich so demokratischen und alt eingesessenen EU- Politelite, oder was sich dafür hält, macht auf ihn aufmerksam. Von dieser Klicke aber als Populist beschimpft zu werden, sollte eine Ehre sein. Sie haben sich vom Volk abgewendet und verachten es. Sie sprechen ihm sein Urteilsvermögen ab und regieren an ihm vorbei und immer öfter gegen seine eigne Interessenlage. Nun bekommen sie bei Neuwahlen mehr und EU weit, dessen Gegenwehr für die immer weiter ins Rücktreffen beförderten Landes- und Bevölkerung spezifischer Interessen zu spüren. Aber nur ein Land oder Nation, die mit sich im Reinen und auf eine starke Gegenwartsgesellschaft blicken kann, ist auch für die Zukunft gewappnet und kann auch über seine Grenzen hinaus wirken. Ein Zurückerobern der politischen Mitsprache, ja sogar nur das Nachdenken über die wichtigsten Gegenwarts- und Zukunftsprobleme, wird sofort von den ins Abseits rutschenden Parteien, als von Rechts gesteuert diffamiert. Rechts und Links sind dabei längst vergangene und heute nicht mehr zutreffende Begriffe. Vieles angeblich Linke, einschließlich bestimmter und oft auch religiös verklärter Ideologien, beweisen das immer mehr. Sind sie doch oft selber zu tiefst undemokratisch, Menschen verachtend und ausgrenzend. Insoweit kann es gar nicht genug Menschen mit medialen Einfluss geben, die ihre Meinung veröffentlichen. Zumindest regen sie zum Denken an und man muss ja auch selber nicht alles übernehmen. Auf jeden Fall aber wird sich zumindest in der EU, die Parteienlandschaft enorm und für die Demokratie vorteilhaft, schnell weiter verändern.

  4. Gute Berichterstattung, also auch Distanz zum Gegenstand sind erfreulich, sonst könnte ich mir solche Artikel nicht durchlesen.
    Als Informationsquelle aber unbezahlbar.

  5. Protektionismus und China
    „China zum Beispiel ist kein faier Handelspartner.“ Ein fairer Partner zu sein haben die Chinesen m.E. nicht behauptet und wollen es auch gar nicht. Die Kommunisten gehen strikt nach der Devise vor >China first<, jedenfalls ist das meine Wahrnehmung. Ergo ist Vertrauen im Handel hier der falsche Ansatz. Man kann Geschäfte mit Kommunisten machen, aber Ihnen Know How, oder ganze Schlüsseltechnolgien zu verkaufen ist fahrlässig bis selbstzerstörerisch. Trump hat das erkannt. Von einem Steinmeier Gabriel oder einer Merkel ist so eine Erkenntnis jedoch nicht zu erwarten.
    Das Gleiche gilt auch sinngemäß für die arabischen Ölstaaten. Gute Geschäfte ja, aber diese Islamisten über gewaltige Beteiligungen in die Vorstände der Unternehmen zu lassen, Ihnen Eigentum an Schlüsselindustrien zu verkaufen ist fahrlässig bis ebenfalls am Ende zerstörerisch und wird sich über kurz oder lang bitter rächen. Denn deren eigentliche Intension der islamischen Bande dürfte mittlerweile jedem klar sein.
    Wenn man die Gefahren zu Gunsten eines schnellen Gewinnes nicht wahrnehmen will, dann muss man leider mit den Konsequenzen leben.
    Ich hoffe das Herr Bannen recht behält und wir am Beginn einer Wende stehen.

  6. Freihandel kann nur unter gleichen funktionieren. Interessant ist, dass viele Freihändler mit Ricardo argumentieren, diesen aber anscheinend nie gelesen haben bzw. dessen (impliziten) Prämissen nicht erwähnen. Der chinesische merkamtelistische Ansatz ist kein Freihandel, ein Land mit einer hohen industriellen Basis kann sich nur durch Schutzzölle dagegen wehren. China benutzt Schutzzölle, Subventionen und Handelsbeschränkungen um einen Exportüberschuss zu erzielen. Insofern ist es nur verständlich wenn sich ein Land wie die USA sich dagegen zur Wehr setzt.

    • Verehrte(r) @nonsm, die Pointe ist ausgezeichnet. Freihändler sollen Ricardo gelesen haben? Ich muß jetzt laut auflachen. Ich lache aber nicht über Sie, wohlgemerkt.

      Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als einer dieser heutigen „Facharbeiter“ Ricardo im Original lesen würde. Diese Menschen lesen fast nix im Original oder besser überhaupt nichts.

      Ich habe Ricardo übrigens gelesen, lesen wollen und darf mich daher mit dem Titel „Kamel“ auszeichnen. Ich bin durchs Nadelöhr […]. 😉

  7. Zitat:
    „… Let them call you racist, xenophobes, nativists. Wear it as a badge of honor“

    Ich trage dieses Badge voll Stolz , weil ich als Netto-Steuerzahler weiss, zur absoluten Minderheit gehöre, die all die guten Taten finanzieren müssen, aus denen die “ moralisch Hochmütigen“ ihre Selbszgerechtigkeit sagen.

  8. Geschickter Schachzug Trumps, seinen Chefstrategen vom aktiven Dienst freizustellen – vermutlich im gegenseitigen Einvernehmen. So erhält Bannon die zeitlichen Ressourcen, um als Missionar im Sinne Trumps in Europa tätig zu werden. Ob den europäischen Nationen dies zum Vor- oder Nachteil gereicht, sei dahingestellt.

  9. Die Vertreter des angeblichen freien Handels postulieren, behaupten, deren Handel wäre fair. Wer aber nachprüft, stellt das Gegenteil fest. Vgl. bspw. die schäbige, unfaire chinesische (atheistische!!) Regierung, die das Wissen ausländischer Unternehmen aufsaugte, jedoch deren eigene Unternehmen schützte, auf unfair(st)e Weise. China ist kein fairer Handelspartner.

    Oder wie geht diese EU mit afrikanischen Staaten um? Diese bräuchten einen besseren Schutz vor ausländischer überlegener Konkurrenz um selbst etwas aufzubauen, worauf sie stolz sein dürften. Um in Afrika mehr Wohlstand zu schaffen und dann wieder in den selektiven Export einzusteigen, falls dieser erwünscht sein sollte.

    Trump legt den Finger auf die Wunde. Er stellt fest, das ist Etikettenschwindel, dieser (un)freie Handel. Der Handel ist also nicht frei, aber unfair. Die Reaktionen auf Trump bestätigen seine Befürchtungen. Sowohl China als auch Brüssel haben deren Hausaufgaben nicht gemacht. Und da die Massenmedien immer fälschlicherweise posaunt haben, Trump wäre noch weniger intelligent als Bush Jr., versteigen sich diese Länder zu lächerlichen und schädlichen Reaktionen. Obama war noch törichter als alle anderen zusammen. Das hat die nicht gestört, denn sie konnten die USA übervorteilen.

    Er, Trump, fordert daher, freier Handel muß fair sein. Und ich kann ihm nur den größten Erfolg wünschen.

    Trump ist ein sehr kluger Politiker.

    Und Familien sind die beste Grundlage für ein glückliches Leben.

  10. Vielen Dank, für den Bericht. Meiner bescheidenen Meinung nach kann man Trump Amerika nicht verstehen, wenn man sich nicht mit Steve Bannon auseinandersetzt.
    Ich habe immer mal wieder Berichte oder Interviews zu Bannon im Netz gesuchten und bin auch hier und da fündig geworden. Leider war der Mann, ungeachtet seiner Rolle bei Breitbart, bisher medial sehr zurückhaltend. Trotzdem genügte das, was ich zu lesen bekam, um mein Interesse zu wecken. Zweifellos haben wir es bei SB mit jemandem zu tun, dessen politischer Horizont sich weit über dem bewegt, was man in der Mainstreamjournallie üblicherweise so lesen kann. Und da er sich weit ausserhalb der üblichen Blasen bewegt, wird er von viele als Bedrohung (für das eigene Weltbild) eingeschätzt und entsprechend behandelt. Hinzu kommt eine zweifellos vorhandene rhetorische und charismatische Begabung in Verbindung mit einer Freude an polemischer Zuspitzung und einer Anti-Establishment Attitüde. Das ist schon eine ziemlich explosive Mischung.
    Trotzdem oder gerade deshalb sollte man sich mit seinen Thesen ernsthaft auseinandersetzen. Egal ob man ihm nun Fehlschlüsse nachweisen kann, oder seine Schlussfolgerungen letztendlich bestätigt. Man sollte wissen, wohin sich Amerika zur Zeit bewegt.

    • Ich stimme Ihnen zu. Eloquent präsentiert SB die Ziele und Wünsche der neuen Regierung. Trump und Bannon haben noch den „Amerikanischen Traum“ erlebt und überlebt. Pokerspieler, die good old Europe nicht vergessen haben? I had a dream ……

  11. Für staatlich manipulierte Preise siehe doch bitte zuerst vor der eigenen Haustür. Stichwort Strom, Agrarprodukte. Ansonsten ist festzustellen, dass Protektionismus noch nie etwas Gutes gebracht hat, sondern auf Dauer nur die Preise treibt. Protektionismus ist wie Sozialismus eine Idee der schlichten Gemüter, weil sie auf die Schnelle gut klingt.

    • Im Fall von Trump geht es nicht um Protektionismus. Mir wäre das längst aufgefallen.

      Und was die hiesige Lügenpresse an Unverschämtheiten bringen darf, ist irrelevant.

    • Ein wirklich uraltes phænomen ist die manipulation der lebensmittelpreise .Im alten rømerreich war es gang und gebe die preise fuer speis und trank niedrig zu halten.Und auf dem umweg der subvention den bauern einen ausgleich zu geben.
      Wuerde fuer viel unruhe und bøses blut sorgen ,wenn der verbraucher realistische preise zahlen muesste ,die sich an den gestehungskosten plus gewinnspanne orientieren wuerden.–Traut sich seit tausenden von jahren kein politiker.

  12. Naja… warum ist Steve Bannon in Zürich? Weil in den USA niemand mehr was mit ihm zu tun haben will. Bannons politische Zukunft in den USA gibt es nicht mehr, deshalb versucht er sich jetzt in Europa als „Onkel aus Amerika“. Ich kann nur hoffen, dass die europäischen konservativen und liberalen Kräfte schlau genug sind und diesem Scharlatan nicht auf den Leim gehen. Ich hab’s an anderer Stelle schonmal geschrieben: Steve Bannon hat in seinem ganzen Leben politisch NICHTS erreicht. Weniger als nichts. Er hat es lediglich immer geschafft, sich an politische Talente ranzuschmeißen. Zuerst Sarah Palin, dann Andrew Breitbart, dessen Erbe er verraten hat, und dann an Donald Trump. Den Job bei Trump hat Bannon lediglich über die Familie Mercer bekommen und er ist erst am Ende des Wahlkampfs dazugestoßen. Nach ein paar Monaten im Weißen Haus war klar, dass Bannon nichts zu bieten hat außer heißer Luft. Dann wurde er rausgeschmissen, was dann darin gipfelte, dass er die Kinder Trumps beleidigte.
    Und: Bannon hat es tatsächlich geschafft, den republikanischsten Staat der USA, Alabama, bei einer Senatswahl an die Demokraten zu verlieren, weil er den mutmaßlichen Kinderschänder Roy Moore (der abgesehen davon auch unwählbar war. Hört euch mal auf youtube Interviews mit dem Mann an, der ist nicht die hellste Birne auf dem Leuchter.) auf Teufel komm raus unterstützt hat und gegen jede Vernunft in einer Vorwahl gegen einen für die breite Bevölkerung wählbaren Luther Strange gepusht hat. Trump hat Alabama kurz zuvor mit 65-35 gewonnen und Bannon hat es geschafft, dass jetzt ein linksradikaler Senator für Alabama im Senat sitzt, der u.a. Abtreibungen bis kurz vor Geburt befürwortet. Bannon hat hier gezeigt, wieso er vollkommen zurecht als „Chefstratege“ gefeuert worden ist. Er hat durch die Unterstützung Moores Trump und seiner Agenda massivst geschadet, weil die Republikaner nur noch über eine Stimme Mehrheit im Senat verfügen. Daraufhin hat die Familie Mercer die finanzielle Unterstützung für Bannon eingestellt und jetzt ist er in Europa, um sich bei uns einen Dummen zu suchen, der seine politischen Ambitionen finanziert.
    Nicht falsch verstehen: Bannon sagt durchaus intelligente Dinge, die man sich anhören kann, dieser Mann ist jedoch ein Narzisst, dem es nur um sich geht und der im Zweifel der konservativen Agenda eher schadet als nützt, weil er z.B. vollkommen unwählbare Kandidaten pusht. Ja, ich bin auch dafür, dass man das Establishment zum Schwitzen bringt, aber doch bitte nicht mit unwählbaren Kandidaten. Sollte die AfD Sachsen Bannon als Berater holen, wird der es schaffen, aus irgendeinem Wirtshaus einen völlig unwählbaren Kandidaten rauszuzerren, der mit den Reichsbürgern sympathisiert und die CDU ist bei der Wahl wieder stärkste Partei. Wenn die europäischen Populisten wollen, dass sie nicht nur von den Medien verachtet, sondern auch von ihren Wählern entfremdet werden, dann müssen sie Bannon holen. Ich hoffe, sie haben genug Verstand, das nicht zu tun.

    • Danke Horst. Ihr Kommentar regt zum weiteren Nachdenken an. Pokerfaces sind nunmal schwer zu durchschauen. In unseren Breiten kann man nicht damit umgehen. Aber dennoch setze ich auf Trump, gefühlsmäßig und weil er doch schon einiges geliefert hat. Und wenn er mit seiner Anti-Establishment-Nummer weiter kommt, kann das auch gut für uns sein.

      • Ich setze auch auf Trump, und er wird auch Erfolg haben. Jetzt, wo Tillerson weg ist, hat er wieder eine Schwachstelle in seiner Regierung beseitigt. Ich hoffe, es wird was und Europa lässt sich davon anstecken.

    • @Horst, ich lesen Ihnen mal vor, wie Sie (!) denken und argumentieren! Nicht überzeugend!

      1. Niemand (!) will in den USa mehr mit Steve Bannon zu tun haben. Unbeweisbar. Im Prinzip falsch. Wieviele Amerikaner kennen Sie? Wieviele gibt es in den USA? 300 Millionen?

      2. Dann benutzen Sie das sogenannte Argumentum ad hominem. Sie setzen sich selbst K.O. So redet und argumentiert kein redlicher Mensch. Keiner der nichts im Schilde führt.

      3. Sie bemühen die Pseudo-Wissenschaft: Psychologie. Die haben immer recht. Ständig kritisieren die etwas. Niemand ist vor dieser Hybris sicher. Welche Einschätzung erhalten Sie von Freud, Freudianern?

      4. Vielleicht weiß Bannon einfach besser zu kämpfen? Wer sich in den Ring begibt, der kann auch manchen Kampf verlieren?

      5. Alabama? Meine Güte, wie verkürzend. Sie verschweigen die Vehemenz der Lügenpresse, diese gewaltige Artillerie der Verleumdung, die gegen republikanischen Kandidaten losgelassen wurde: eine Schmutzkampagne sondergleichen, richtige kriminell und verlogen. Haben Sie selbst auch nur ein einziges Argument der US-Demokraten gegen den Republikaner selbst übeprüft? Wann entschuldigen Sie sich beim Kandidaten, der nur ganz knapp verloren hat? Und wie schwer muß es für uns sein, von hieraus, diesem Menschen gerecht zu werden?

      6. Ergänzung zu Punkt 5. Mutmaßlicher Kinderschänder? Allein dieser Vorwurf gleicht einer perversen Vorverurteilung. Wo sind Ihre Beweise? Haben sie schon vergessen, welchen Status die Kinderschänderin Hillary Clinton in den USA genießt? Und was ist mit dem Kinderschänder Bill Clinton? Warum sitzen die nicht im Knast?

      7. Der Mann soll nicht der Hellste sein? Der hat mehr Mumm in den Knochen, als Sie an einem Finger.

      8. Ich bin der festen Überzeugung, Sie gehen der linken Lügenpresse zu sehr auf den Leim.

      9. Wahr ist, die US-Demokraten würden sich sogar mit dem Teufel verbünden, töten, um die Wahl in Alabama zu gewinnen. Sie geben nur wieder, was einige Medien Ihnen eingetrichtert haben, und haben sich davon überzeugen lassen. Ihr privates Problem. Sie sind dem Mann gegenüber ungerecht.

      10. Der Verlierer in Alabama, der bei den Linken so verhaßt ist, und nur denkbar knapp verlor, trotz allem, ist ein glühender Verteidiger des ungeborenen Lebens. Clinton, die Clintons dagegen sind Kindermörder. Und die laufen noch frei herum.

      Sie dürfen getrost davon ausgehen, der Vorwurf der Kinderschänderei war und ist ein unbewiesenes Verbrechen, und diejenigen die es mit böser Absicht gestreut haben, verdienen es, hingerichtet zu werden.

      • Ich wüsste nicht, wo ich irgendwo Crooked Hillary verteidigt hätte. Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben, weil mir die Trumpsche Revolution am Herzen liegt.

        Ich habe mir das alles nicht aus den Fingern gesogen. Zahlreiche Publikationen, die hinter Trump stehen, sehen Roy Moore nicht weniger kritisch.

        Wenn Sie mal etwas über Steve Bannon erfahren wollen von jemandem, der mal für ihn gearbeitet hat, dann fragen Sie mal Ben Shapiro. Der wird meine Zusammenfassung etwas deutlicher zum Ausdruck bringen.

        Machen Sie sich wegen Roy Moore nichts vor: Er hat deshalb verloren, weil er für die meisten Konservativen nicht wählbar war. Die sind zuhause geblieben. Ja, seine sexuellen Avancen an 14-jährige Mädchen wurden medial ausgeschlachtet. Aber um gerade sowas muss sich ein Wahlkampfmanager kümmern. Er muss, bevor der Wahlkampf losgeht, alles über seinen Kandidaten wissen, damit er kurz vor der Ziellinie nicht stolpert. Und hier hat Steve Bannon grandios versagt.
        Ich möchte abschließend noch Trump zitieren, der nach dem Rauswurf Bannons über diesen sagte: „Steve had to learn that winning is not as easy as I make it look.“ Und damit hat er recht. Bannon ist für sein beschränktes politisches Talent leider viel zu ambitioniert.

      • Lieber Epiktet,

        Sie schreiben soviel Schmarrn, dass ich darauf explizit antworten muss, also:

        zu 1: Das rhetorische Stilmittel Hyperbel ist Ihnen bekannt? Falls nicht: Wiki hilft.
        zu 2: Was führe ich denn im Schilde? Wenn man jemanden eines ad hominem überführen will, dann wäre es gut, wenn man nicht selbst darauf rekurriert, was Sie im Verlauf Ihres Elaborats mehrfach tun.
        zu 3: Interessant, dass Sie wissen, worauf ich zurückgreife. Nein, ich gebe hier sinngemäß die Erfahrungen von Ben Shapiro (der u.a. auch von Andreas Backhaus auf TE bei seinem USA-Podcast immer mal wieder zitiert wird) wider, der mal bei Breitbart unter Steve Bannon gearbeitet hat und der noch viel deutlichere Dinge über Bannon zu sagen weiß.
        zu 4: Kann sein. Aber ein guter Kämpfer sollte wissen, wo mögliche Schwachstellen sind. Da hat er leider bei Roy Moore versagt.
        zu 5: Die Berichte der Damen, die von Roy Moore als Minderjährige sexuell belästigt und genötigt wurden, sind viel zu detailliert, um völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Ich habe eher den Eindruck, dass Sie hier aus Prinzip zu jemandem stehen, auch wenn er einen Fehler gemacht hat, einfach nur deshalb weil er im selben Team spielt.
        zu 6: Als Beweis würde ich hier ein Interview anführen, das Roy Moore mit Sean Hannity geführt hat. Moore war nicht in der Lage, die Anschuldigungen auch nur ansatzweise zu entkräften. Schauen Sie sich das auf youtube an. Ob Bill Clinton auch Kindermörder ist, weiß ich nicht, aber dass er Vergewaltiger ist, daran besteht allgemein kaum Zweifel. Juanita Broderrick (eines seiner Opfer) hat übrigens gerade ein Buch dazu veröffentlicht.
        zu 7: Nochmal: Schauen Sie sich Interviews mit Roy Moore an. Ob nun Moore oder ich mehr Mumm hat, können Sie nicht beurteilen. Ich natürlich auch nicht. Und was „Mumm“ nun genau mit „Hell in der Birne“ zu tun hat, ist mir auch nicht ganz klar. Vielleicht atmen Sie das nächste Mal, wenn Sie wütend vorm Computer sitzen, einfach mal durch und machen Sich vorher einen Kaffee.
        zu 8: Ben Shapiro ist linke Lügenpresse? Interessante Meinung von Ihnen.
        zu 9: Ja, die Demokraten würden jederzeit mit Lucifer persönlich in den Wahlkampf ziehen, das stimmt. Und Sie haben Ihre Meinung nicht über die Medien (wahrscheinlich ausschließlich Breitbart in Ihrem Fall; Breitbart hatte bei der Wahl in Alabama selbst „Skin in the Game“, weil Bannon zu der Zeit bei Breitbart war, war also nicht neutral), sondern weil er Ihr Schwiegervater ist und Sie alle zwei Wochen bei ihm zum BBQ sind? Machen Sie sich nicht lächerlich.
        zu 10: Ja, ich find’s auch toll, dass Roy Moore „pro life“ ist, das allein macht ihn aber nicht wählbar. Und nochmal: Ob die Clintons Kindermörder sind, das würde ich Ihnen gern glauben. Aber wenn Sie unbewiesene Behauptungen in den Äther hauen, dann machen Sie sich leider selbst unglaubwürdig.

  13. Das ist einer der Unterschiede zwischen der etwas piefig wirkenden kleinen Schweiz und dem grossen moralisierenden Deutschland. In Zürich ist es möglich eine Grossveranstaltung mit Steve Bannon abzuhalten. Die Gegendemonstration mit ein paar traurigen Figuren fand erst statt, als die Veranstaltung innen begonnen hatte und man bekam nichts davon mit. Die sichtbare Polizeipräsenz war auch nicht übermässig (ca. 3-4 Wannen vor dem Eingang und nochmal soviele rings rum). Zum Thema Gegendemonstration: Am Schluss der Veranstaltung hat nur noch ein Büchsenbier trinkender Punk mit einem <> Schild (wie originell!) vor dem Eingang gestanden.

    • Passts Ihnen nicht das man in Deutschland kundtun darf das man nicht Ihrer Meinung ist?

      • In der Schweiz ist das verboten?

  14. Schaun wir mal wie sich in den nächsten Jahren die europäische Variante des „Trumpismus“ entwickelt. Wenn der libertäre intellektuelle Ansatz die Oberhand bekommt, sowohl in Hinblick auf linken Kulturmarxismus als auch überholte altrechte Politikverständnisse
    kann eine interessante Synthese entstehen aus dem , was Steve Bannon vorschwebt und europäischen Denkanstrengungen von der österreichischen Schule der Nationalökonomie bis zu den progressiven Denkern der „konservativen Revolution“

    • Die taz hat sich gerade diesbezüglich voll in die Nesseln gesetzt – selbst ihre eigenen Leser zerreissen sie in der Luft: http://taz.de/!5488078/#bb_message_3605439

      Zitat:
      „Wenn jetzt der rechtskonservative Schriftsteller Uwe Tellkamp mit seiner dunklen Vision einer Repressionsmaschine bei einer Diskussion in Dresden viel Applaus erntet und ein völkischer Akteur wie der Verleger und Vernetzer Götz Kubitschek lauten Beifall einsammelt, als er fordert, der Riss durch die Gesellschaft müsse noch tiefer werden, dann haben neurechte Ideologen schon eine gute Strecke im Kampf um kulturelle Hegemonie zurückgelegt.“

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