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Diktaturaufarbeitungsstau

Der politische Kulturbruch wurde nach 1945 und nach 1989 nicht aufgearbeitet

12.03.2018

| Lesedauer: 4 Minuten
Die nicht stattgefundene Aufarbeitung der Großtotalitarismen Bolschwewismus, Nationalsozialismus und Faschismus kann wohl erst jetzt beginnen.

Das politische Spektrum der Extreme aller Arten und ihr Schlagabtausch im Internet macht vielleicht etwas möglich, was es trotz oder besser wegen stets schon anderer offizieller und offiziöser Erklärungen nie gab: den Beginn einer gründlichen und nicht mehr nur oberflächlichen Befassung mit den drei Großtotalitarismen Bolschewismus, Nationalsozialismus und Faschismus. Denn der politische Kulturbruch wurde 1945 und 1989 nicht aufgearbeitet.

Einem Leser von Tichys Einblick verdanke ich diese Worte: „Manche behaupten ja, die NS-Diktatur ist noch nicht aufgearbeitet, die DDR-Diktatur ist es auf keinen Fall. Wir haben dann einen Diktaturaufarbeitungsstau.“

Seit mit den Worten Nazi, Rassist und Faschist wahllos, beim nichtigsten Anlass und inflationär geworfen wird, ist nicht eingetreten, was die Werfer im Sinn haben. Was abschrecken soll, macht im Gegenteil die politischen Wurfgeschoße unwirksam. Womit soll geworfen werden, wenn diese Vorwürfe eines Tages berechtigt wären? Die Werfer sind das extreme Ergebnis der Tatsache, dass der politische Kulturbruch 1945 und 1989 nicht aufgearbeitet wurde.

Im Internet wird quasi nebenbei gestritten, ob Hitler nun ein Rechter oder Linker, ob sozialistisch das wichtigere Wort als national in NSDAP war. Gern wird in die Gegenrichtung geworfen, die Antifa sei die neue SA, auch schon mal SS wegen der schwarzen Kluft. Historisch Anspruchsvollere halten dagegen, nein nicht die neue SA, sondern die Fortsetzung des kommunistischen Rotfrontkämpferbundes sei die Antifa.

Seit einem halben Jahr schiebe ich die Absicht vor mir her, die mittlerweile 30 Jahre alte Dissertation von Rainer Zitelmann über Hitler zu rezensieren. Der ursprüngliche Anlass, das Werk ist als Buch in fünfter Auflage 2017 erschienen, angereichert um neue Aufsätze. Der Grund für den Aufschub ist leicht beschrieben. Obwohl die klare Mehrzahl der Beiträge zum Nationalsozialismus nach Zitelmanns Doktorarbeit den meisten seiner von früheren Betrachtungen abweichenden Befunden zustimmten und weitere neue hinzu fügten, hat sich am Bild der NS-Zeit in Schulen, Hochschulen, Medien und so weiter praktisch nichts geändert. Dazu wolllte ich nicht beitragen und habe auch den fünften Rezensions-Entwurf weggeworfen.

ZEITENWENDE
Was ist mit dem linken Projekt – Die Progressiven von gestern plagen Untergangsängste
Neulich las ich wieder von irgendeiner Politikerin, wichtig wäre es, nicht nur deutsche, sondern auch zugewanderte Kinder und Jugendliche mit der NS-Zeit zu konfrontieren, indem man sie mindestens in eine Holocaust-Gedenkstätte in einem der damaligen NS-KZs bringe. Ein solcher Besuch wird jeden mit Entsetzen über den industriell organisierten Massenmord erfüllen. Aber vermittelt das – mit und ohne qualifizierte Vor- und Nachbereitung – eine Einsicht in die zentrale Frage, warum das Regime dazu fähig war, eine solche Maschinerie in Gang zu setzen, weshalb das Regime überhaupt an die Macht kam und warum es bis in die letzten Kriegstage einen breiten Rückhalt im deutschen Volk haben konnte? Nein. Mit dieser zentralen Frage beschäftigt sich der Unterricht in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen bis heute nicht. Die NS-Verbrechen wurden nach dem Kulturbruch von 1933 verübt. Geschichteunterricht konzentriert sich auf diese Folgen und vernachlässigt die Ursachen.

In Analogie zu dem bekannten Satz, dass die Zahl der Widerstandskämpfer immer größer wird, je länger der NS-Staat sein Ende fand, ist die Befassung mit Hitler und dem Nationalsozialismus 73 Jahre nach ihrem Ende oberflächlicher denn je. Je mehr Farbfilme aus der NS-Zeit im Fernsehen zu sehen waren, desto unpolitischer wurde die Perspektive. Das Wissen um die 12 Jahre NS-Staat beschränkt sich auf dessen Verbrechen und Scheußlichkeiten. Das stößt ab, aber es erklärt nicht, wie es zu ihnen kommen konnte – und deshalb kann es auch nicht immunisieren. Was zum Kulturbruch führte, muss ins Zentrum der Befassung mit dem Totalitarismus aller Spielarten.

Junge Männer, die kulturell und gesellschaftlich aus Stammes-Gesellschaften kommen und nicht aus den Staaten, deren willkürliche Grenzen Amerika, Großbritannien und Frankreich nach 1918 ohne Rücksicht auf uralte unsichtbare Grenzen gezogen haben, können nicht durch Kurse geschleust und danach als Stammeslose in die deutsche und andere europäische Gesellschaften eingegliedert werden. Das kann nur der einzelne Eingewanderte selbst.

Pädagogisieren ist der große Selbstbetrug der Pädagogisierer. Dem Pädagogisieren fehlt vor allem auch jeder Respekt vor den zu Pädagogisierenden, es handelt sich dabei nur um eine neue Form von Kolonialismus. Gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen brauchen viele Generationen. Sie geschehen von selbst oder gar nicht.

TEIL 3 VON 3 - WIEDERKEHR DES KULTURPESSIMISMUS
Deutsche Kontinuität: gegen Freiheit und Marktwirtschaft
Der Begriff 68er ist mehr irreführend als klar. Das beginnt damit, dass die echten 68er in Wahrheit 67er waren und von ihnen schon 68 nicht mehr viel blieb und danach schon gar nicht. Die sich selbst nachträglich als 68er sahen und sehen und mit Hilfe des Parteienstaats die Hoheit über den meisten Stammtischen errungen haben, brachten es in der alten Bundesrepublik mit ihrer Deutungshoheit sehr weit. Wie es dazu kam, dass sie in diesen Tagen ihren Zenit überschreiten und was das mit dem Diktaturaufarbeitungsstau zu tun hat, scheint mir der bessere Weg, den Interessierten aus der Fülle der Informationen über den Charakter von Hitlers NS-Ideologie zentrale Erkenntnisse nahezubringen, die ich Zitelmanns gut 700 Seiten mit an die zehntausend Fundstellen verdanke: Darunter jene, die mich besonders beschäftigen – Hitlers wirtschafts- und sozialpolitische Vorstellungen. Was er von anderen politischen Strömungen seiner Zeit hielt. Warum er Bürgertum, Konservative und Liberale ebenso verachtete wie Mussolini und Franco. Weshalb er Stalin und seinen Bolschewismus bewunderte und von der Überlegenheit staatlicher Planwirtschaft überzeugt war. Wie er die USA industriell herausfordern wollte und wie sein Regime mit der Jugend umgehen musste, um die „Volksgemeinschaft“ zu schaffen, die er wegen seiner Vorstellung davon ehrlicher Volksgefolgschaft genannt hätte.

Daher will ich in einer Folge von Beiträgen am Jahrtausendthema NS-Deutschland dranbleiben; die Chance dürfte so größer sein, das Interesse von Lesern zu finden als mit einer klassischen Buchrezension.

Ich denke, die nicht stattgefundene Aufarbeitung der Großtotalitarismen Bolschwewismus, Nationalsozialismus und Faschismus kann erst jetzt beginnen. Der politische Kulturbruch 1918 in Russland und 1933 in Deutschland kriegt wohl erst jetzt die echte Chance, ins Bewusstsein gerufen und in der sicher noch längeren Folge nachhaltig korrigiert zu werden. Dass das in der DDR ihrem Anspruch entgegen nicht geschah, werden nicht mehr viele bestreiten. Dass es auch in der Bonner Republik nicht gelang, dürften hingegen viele von sich weisen. Ein objektiver Blick kann aber zu keinem anderen Befund führen – schon deshalb nicht, weil Schule und Hochschule, Medien und Politik den Kulturbruch 1933 nicht im Auge haben.

Zweierlei hätte nach Zitelmanns Doktorarbeit jedem seiner seitherigen Leser klar sein können.

Erstens, dass die gängige Einordnung von Hitlers Ideologiemix als deutscher Faschismus eine Verharmlosung des Nationalsozialismus ist.

Und zweitens, dass Hitler die breite Mehrheit des Volkes mit zwei Dingen hinter sich geschart hat – mit materieller Wohlfahrt und sozialem Aufstieg.

Im nächsten Teil geht es um den sozialen Aufstieg.

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134 Kommentare

  1. Lieber Fritz,
    schau doch mal nach, was Slawoj Zizek auf der Leizpiger Buchmesse sagte. Er wandte sich, deutsch sprechend an die Zuhörer im Saal und sagte etwa: >>Ihr Deutschen solltet den Nazi-Trash weglassen…Europa und die Deutschen brauchen Selbstbewußtsein..und nicht diesen Nazi-Dreck und Kommunisten-Stalinisten-Dreck..<<. Ich habe jetzt aus dem Kopf zitiert.
    Was sagst Du dazu?
    Roland

  2. Zur Frage, wie man mit unserer NS-Vergangenheit umgehen sollte und wie besser nicht, hier zwei Beispiele aus meiner Schulzeit. Der Kommentar wird ein bisschen länger, ich hoffe die Redaktion ist mir nicht böse…

    In der 9. Klasse nahmen wir das Thema NS-Zeit das erste Mal durch. Unser Lehrer (*~1950) ließ damals keinen Zweifel daran, dass die Ereignisse jener Zeit besonders schlimm und schrecklich waren und wir eine schwere Schuld auf uns geladen hätten. Unser sonst eigentlich immer gut aufgelegter und stets zu Späßen bereiter Lehrer gab sich nun im Unterricht sehr ernst, betroffen und gedrückt. Ich glaube, er war es auch.
    Für uns Schüler jedoch war diese emotionale Breitseite zuviel. Wir machten dicht. Alle. Keiner ließ das Thema noch emotional an sich heran oder hatte noch ernsthaft ein Interesse sich inhaltlich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Wozu auch, wenn das moralische Urteil doch eh schon feststand? Außerdem hat man als 15- bzw. 16-Jähriger gerade andere Lebensthemen zu beackern, die waren verstörend genug. Weshalb sich dann noch mit Dingen beschäftigen, die einen erst recht (und zwar mit Ansage!) runterzogen?
    Die obligatorische Klassenfahrt nach Buchenwald geriet zum Desaster. Wir betraten die Gedenkstätte, rauschten so schnell wir konnten durch, nickten stoisch, wenn wir auf irgendwelche Besonderheiten hingewiesen wurden und fragten dann, ob wir denn noch nach Weimar könnten.
    Unser Lehrer fiel aus allen Wolken und war den Tränen nahe. Was hatte er bloß falsch gemacht?

    In der Oberstufe wählte ich dann Geschichte als Leistungskurs. Der Lehrer dort (gleiche Generation wie der obige) zog seinen Unterricht immer gleich auf: Quellenstudium zuhause, Besprechen der Quelle im Unterricht, Geschichtsbuch herausholen und den dortigen Text auseinandernehmen, um ihn auf tendenziöse Sprache und unpräzise Begriffe hin zu untersuchen. (Wir wurden fast immer fündig.)
    Dieser Lehrer war es dann auch, der mit uns, anlässlich eines Wettbewerbs, die NS-Vergangenheit unserer Schule aufarbeitete. Er brachte uns zum Einstieg einen Wäschekorb voll Akten aus jener Zeit: „Da. Lest selbst.“. Und das taten wir dann. Unser Lehrer hielt sich zurück, half nur aus, wenn er gefragt wurde.
    Die Quellen sprachen für sich. Am Anfang fanden wir es noch amüsant, einen „Antrag auf Einstellung einer Scheuerfrau“ mit „Heil Hitler“ unterzeichnet zu sehen. Aber das Schmunzeln verging uns recht bald, als wir sahen, dass es kaum ein Dokument gab, auf dem der Hitlergruß nicht zu finden war. Als wir dann die ersten Schulverweise „nichtarischer“ Schüler in den Händen hielten, war die Stimmung ernst und betroffen. Die Entlassungschreiben für systemunkonforme Lehrer ließen die Stimmung noch gedrückter werden.
    Wären wir jetzt nach Buchenwald gefahren – wir hätten es mit ganz anderen Augen gesehen.

  3. Sehr geehrter Herr Goerges, ich glaube, dass der grassierende „Faschismus“ für alles was rechts des mittlerweile auch die CDU umfassenden Mainstreams eine gewollte Instrumentalisierung ist. Dass man eine grundlegende Auseinandersetzung und eine offene Informationspolitik bezüglich des Nationalsozialismus und dem „1000-jährigen Reich“ gar nicht will. Es ist viel einfacher und dient dem politischen Zweck „Faschismus“ zu sagen, wo wirklich nationaler Sozialismus drinsteckt. Ganz nebenbei lässt sich so auch ein bürgerlicher Konservatismus diffamieren und im politischen Diskurs ächten.

    Ich schreibe seit Jahren immer wieder, dass es, wie auch von ihnen ausgeführt, eine unerträgliche Verharmlosung des Grauens dieser 12 Jahre ist, die ja bekanntlich das Wesen der deutschen Geschichte ausmachen, mit der Semantik Faschismus zu agieren. Faschismus war Mussolini und Mussolini war, immer im Vergleich zum Hitlerschen Kampfhund ein Schoßhündchen. Der Faschismus wurde im übrigen in die politische Auseinandersetzung von Kommunisten gegen die Sozialfaschisten eingeführt.

    Warum Hitler an die Macht kam, hat viel mit dem Versagen der demokratischen Parteien zu tun. Viel, aber auch mit der Demütigung der Deutschen durch Versailles, mit einem Clemenceau, der von einem Hass auf Deutschland zerfressen war, und der den auf Ausgleich bedachten Kräften Frankreichs das Wasser abgrub.

    Zur Demütigung kam in den 20ern aus Foge von Versailles und der Weltwirtschaftskrise unendlich viel Not. Eine Not, die heute mit Arbeitslosenversicherung und Hartz 4 gar nicht mehr zu verstehen ist.

    Vielleicht ist ea auch eine lohnende Aufgabe soziologisch zu analysieren, lwoher Hitler die meisten Stimmen bekam. und dabei den konfessionellen Aspekt ins Kalkül zu ziehen. Für die Pfalz weiß ich, dass in den katholischen Teilen Hitler sehr viel weniger Zuspruch fand als in den evangelisch-protestantischen Lanstrichen.

    Wiesehr die jahrhundertlange marrodierenden Übergriffe aus Frankreich im Gedächtnis der Bevölkerung hier in der Kurpfalz lebendig waren, mag das folgende beschreiben. Mein Onkel, Metzgermeister, nannte noch in den 50ern seine Fleischerhunde Melac. Melac nach dem General, der an maßgebend für die Brandschatzungen in der Kurpfalz verantwortlich zeichnete. Stellvertretend nenne ich dass Heidelberger Schloss, der Speyerer Dom, Ladenburg etc. etc. oder auch – hier war Melac nicht tätig, die vielen Burgen an der Hardt und im Pfälzer Wald, die nur noch Ruinen sind.

    Wenn mein Bruder, Jahrgang 41, nicht gehorchen wollte, rief ihn meine Großmutter mit einem „Ich hol den Melac“ zur Ordnung.

    Ein weiteres – wieder nur anekdotisch: Mein Großvater Fritz und mein Großonkel Michael waren Zentrum. Mein Großonkel Heinrich, genannt Henner, war in der Wolle gefärbter Kommunist. Mein Großonkel Willi war schon in den 20ern Nazi der ersten Stunde und sein Sohn SS-Mann. Er fiel in den ersten Tagen des Polenfeldzuges.

    Die Brüche („Kulturbrüche ???“) gingen quer durch die Familie. Meine Mutter, so erzähtl sie, schwitzte immer Blut und Wasser, wenn sich die Großfamilie zu „beschaulichen“ Familienfesten traf.

    Dass die Mehrheit der Deutschen bis in die letzten Tage des Krieges hinter Adolf standen, wage ich mit Fug und Recht zu bezweifeln. Es war der Terror, der auch das deutsche Volk überzog, mit seinen Instrumenten der Bespitzelung, der Deportation in Konzentrationslager (nicht Vernichtungslager), mit seinen drakonischen Strafen.

    „Horch und Guck“ waren allüberall. Der damlaige Pfarrer in meinem Heimatort wurde mehrmals vor die Kreisbehörde geladen. Jeder Satz aus seinen Predigten wurden, wie es sich nach dem Krieg zeigte, niedergeschrieben. Aus dem Bistum Speyer gab es mehr als 4000 Verhaftungen von weltlichen Geistlichen und Ordensleuten. Ein Geistlicher starb unter dem Schafott. (Wobei, auch das ist beschämende Tatsache, vielzuviele Ergebenheitsadressen aus der oberen Hierarchieebene belegt sind.)

    Zu den Jahren nach 1989 habe ich schon zuvor das wesentliche geschrieben. Das Wesentlich ist, dass Träger des Systems, nicht nur Mitläufer, schon seit den ersten Jahren nach 89 wieder ins höfische Zeremoniell aufgenommen wurden. Ich nenne nur den Großmeister des Showbusiness Gregor Gysi. Heute sind frühere Mitglieder der SED Minister*innen. Eine Frau die am Roten Kloster gelehrt hat, Intendantin einer Sendeanstalt der ARD. Um das nicht zu vergessen, eine andere Dame, die eine wöchentliche „Gesprächsrunde“ im ÖRR leite, erfuhr ihre journalistische Ausbildung in der Kaderschmiede der SED. Last but not least, Die Linke wird von den Medien als ganz normale Partei behandelt.

    Wer, frage ich mich, aus den maßgebenden Kreisen der Republik sollte gegenwärtig.ein Interesse haben, die Geschichte nach 89 neutral und objektiv aufzuarbeiten? Vielleicht ändert sich das, aber dazu muss – meine Meinung – noch viel, viel Wasser den Rhein hinunterfließen.

  4. Sehr geehrter Herr Georgen,

    ich halte das für eine sehr gute Idee und würde dazu gerne etwas konstruktives Beitragen. Der antimilitaristische Rätekommunist und persönlich betroffene Zeitzeuge Otto Rühle schrieb als Reaktion auf den Hitler-Stalin-Pakt 1939 im mexikanischen Exil einen Aufsatz mit dem Titel „Brauner und roter Faschismus“. Er verglich darin die Entwicklungen in Deutschland und Russland seit 1914 und fand in den Diktaturen Adolf Hitlers und Joseph Stalins, die er beide als „totalitär“ bezeichnete, eine „verblüffende Übereinstimmung in den Grundanlagen der Systeme – in der Machtdoktrin, dem Autoritätsprinzip, dem Diktaturapparat, der Gleichschaltungsdynamik, den Gewaltmethoden.“ Otto Rühle vertrat damit eine eigenwillige, rätekommunistische Totalitarismustheorie, die nach 1945 vergessen und erst von der Studentenbewegung der 1960er Jahre wiederentdeckt wurde, naja mehr oder weniger.

    [Spoiler]

    Brauner und roter Fadchismus; Synopsis:

    Der Charakter der gegenwärtigen Weltsituation wird in erster Linie bestimmt durch europäische Faktoren, an deren Spitze Deutschland und Rußland stehen.

    Diese Faktoren, in Deutschland durch den Nazismus, in Rußland durch den Bolschewismus verkörpert, sind Ergebnisse einer Entwicklung, die den Inhalt der europäischen Nachkriegswirtschaft und Nachkriegspolitik bildet.

    Diese Nachkriegsepoche ist ökonomisch verankert im ultraimperialistischen Monopolismus, der zum System des Staatskapitalismus drängt. Politisch bahnt sie eine totalitäre Staatsordnung an, die im Diktatursystem gipfelt.

    Nur aus der kritischen und analytischen Betrachtung dieser Phänomene und Zusammenhänge läßt sich der Zugang zum tieferen und eigentlichen Verständnis des Faschismus wie des Bolschewismus gewinnen. Alles andere sind Rand-, Begleit- und Folgeerscheinungen der zentralen Ursachen, die, zum Mittelpunkt wissenschaftlicher Untersuchung erhoben, nur zu einer schiefen Betrachtungsweise verleiten und ein verfälschtes Bild der Situation ergeben.

    Das vorliegende Buch erhebt Anspruch darauf, als bisher erster Versuch einer wissenschaftlichen Analyse angesehen zu werden, die von der ökonomischen und politischen Nachkriegsentwicklung in Deutschland und Rußland ausgeht und dadurch den Schlüssel gewinnt für die Aufhellung all der Vordergrundprobleme, die heute das weltpolitische Szenarium entscheidend beherrschen.

    Scharf umrissen und in die Klarheit historisch-dialektischer Argumentation gerückt erscheinen in der Reihe dieser Probleme die aufschlußreichen Nachweise:

    1. für die Unvermeidlichkeit und innere Notwendigkeit des Zusammenbruchs der alten Arbeiterbewegung, deren typischer Repräsentant die Sozialdemokratie war;

    2. für die unhistorische Konzeption und organisationstechnische Verfehltheit des sozialistischen Experiments in Rußland, dessen Träger der Bolschewismus war;

    3. für die entwicklungsmäßige Folgerichtigkeit der Neuorientierung Rußlands am Staatskapitalismus und an der bürokratischen Diktatur, deren Durchführung die historische Aufgabe des Stalinismus ist;

    4. für die Tatsache einer neuen industriellen Revolution in Europa, deren Konsequenzen politisch und sozial auf dem traditionellen Niveau des Liberalismus und der Demokratie nicht mehr zu bewältigen sind;

    5. für die Entfaltung des Imperialismus zum Ultramonopolismus und die Geltendmachung seiner totalitären Machtansprüche im Aufkommen des Faschismus, dessen aktivste und richtungsweisende Spitze der Nazismus ist;

    6. für die innere Kongruenz der Tendenzen des deutschen und russischen Staatskapitalismus und ihre strukturelle, organisatorische, dynamische und taktische Identität, deren notwendiges Resultat der politische Pakt und die Einheit der militärischen Aktion ist;

    7. für die Unabwendbarkeit des Zweiten Weltkriegs, als des Versuchs zur Auseinandersetzung zwischen den ultramonopolistischen und staatskapitalistischen Mächten einerseits und den liberal-demokratischen Mächten andererseits auf der Basis des überlieferten Europa, dessen nationale Grenzverhältnisse, individualrechtliche Besitzverhältnisse und demokratische Verwaltungsverhältnisse dem politischen Primat der totalitären und omnipotenten Machterfordernisse eines werdenden Globalmonopolismus, wenn nicht dem neuen System des Sozialismus, zum Opfer gebracht werden müssen;

    8. für die Unmöglichkeit, all diese zur Austragung und Lösung drängenden Probleme auf dem Boden des kapitalistischen Systems, auch wenn dies zum Staatskapitalismus gewandelt, von den Bindungen des Privateigentums befreit, zur Planwirtschaft entwickelt und durch die Weiträumigkeit einer internationalen Staatenföderation begünstigt ist, wirklich und endgültig zu lösen.

    Brauner und roter Faschismus; 1. Abschnitt „Neue Wirtschafts-Ära“ [ersten 2 Absätze]:

    Der Weltkrieg 1914/18 sah an seinem Ende nur scheinbar Sieger und Besiegte. In Wirklichkeit gab es nur Besiegte. Auch die Sieger waren besiegt. Nicht freilich durch die Gewalt der Waffen. Wohl aber durch die Macht der historischen Entwicklung. Der Krieg selbst war der entscheidende Abschnitt dieser Entwicklung gewesen. Er hatte die allgemeine Niederlage, die Katastrophe für alle herbeigeführt.

    So kam es, daß sich nach dem Kriege nicht nur Rußland und Deutschland als andere Länder wiedersahen – als Länder, in denen eine Revolution den alten Bestand der Dinge über den Haufen geworfen hatte. Auch in den ökonomischen, sozialen, politischen und ideologischen Strukturen Frankreichs, Englands, Italiens und Nordamerikas waren tiefe Wandlungen und Umbrüche vor sich gegangen. Nur mit dem Unterschied, daß bei den militärisch Besiegten diese Tatsache offenkundig war, während sie in den Siegerstaaten weder den Regierungen noch den Massen zum Bewußtsein kam. […]

    Quelle: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/ruehle/1939/brauner-und-roter.htm

    Die Geschichte Otto Rühles an sich, als bis 1933 bekannter Pädagoge, Historiker, Publizist und Volksschullehrer, der 1912 als SPD Mitglied für seinen Wahlkreis Pirna in den Deutschen Reichstag einzog, hat ebenfalls etwas damit zu tun, das seine Totalitarismustheoretischen Ansätze im gegensatz zu denen von Hanna Ahrendt, Franz L. Neumann, Ernst Nolte oder Richard Löwenthal heute vielen Historikern und Politikwissenschaftern schlichtweg unbekannt sind. In erster Linie hatte das etwas mit seiner spezifischen politischen Standort, aber auch mit der Vermengung von wissenschaftlicher Analyse und politischen Urteil (welche Irnonie mit Hinblick auf die erfolgte „Aufklärung“) zu tun und in zweiter, das Otto Rühle weitestgehend isoliert von den politischen Strömungen und persönlich stark vereinsamt, im Alter von 67 Jahren noch 1943 im mexikanischen Exil als nunmehr (eine seiner ersten Schriften von 1934 hiess „Der Kampf gegen den Faschismus beginnt mit dem Kampf gegen den Bolschewismus“) verhetzter strikter Antibolschewist und Teilnehmer am Trotzki Defense Comitee „offiziell“ gestorben ist. Für Otto Rühle waren die Diktatursysteme des italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialismus nach Vorbild des seiner Auffassung nach durch Lenin terrorisierten russischen Bolschewismus entstanden und alle diese Spezifika verleihen seiner Totalitarismustheorie einen gewissen Vorzug zu allen anderen – nämlich kein korrespondieren mit den politischen Konjunkturen von 1947/48 bzw. 1989 und somit ein höheres Maß an Glaubwürdigkeit, welches in einem merkwürdigen Verhältnis zur öffentlichen Resonanz steht.

    Mein Eindruck beim lesen Ihres Artikel war jedenfalls, das Otto Rühles diesbezügliche arbeit im Sinne einer möglichst objektiven Aufklärung, zumindest nicht weiter unbeachtet bleiben sollte.

    mfg

    -Andreas

    • „So kam es, daß sich nach dem Kriege nicht nur Rußland und Deutschland als andere Länder wiedersahen – als Länder, in denen eine Revolution den alten Bestand der Dinge über den Haufen geworfen hatte. Auch in den ökonomischen, sozialen, politischen und ideologischen Strukturen Frankreichs, Englands, Italiens und Nordamerikas waren tiefe Wandlungen und Umbrüche vor sich gegangen.“ Rühle beschrieb wichtige Elemente des Kulturbruchs.

  5. Mit der Aufarbeitung der genannten Diktaturen sollten wir noch warten, bis wir die aktuelle Parteiendiktatur überstanden haben.

  6. Prinzipiell hat Herr Goergen eine absolut richtige und notwendige Forderung formuliert. Aber … das große „ABER“ mahnt zur Zurückhaltung und Vorsicht bei diesem Thema. Die leidvolle deutsche Erfahrung mit der bisherigen (Nicht)Aufarbeitung der totalitären Systeme des vergangenen Jahrhunderts, lässt mich vor einem erneuten Versuch ausrufen : Nein, bitte nicht ! Wir müssen uns nun auf die gewaltigen, auf die existenziellen Probleme der Gegenwart konzentrieren. Hier und Heute geht es um das Überleben unserer Nation ! Blickt nach vorne ! Die sog. „Vergangenheitsbewältigung“ der letzten 50 Jahre war doch wohl eher eine Vergangenheitsvergewaltigung durch mehrheitlich linke bis linksradikale Intellektuelle, zeitgeisthörige und karrierebewusste „bürgerliche“ Hochschullehrer und Politiker der etablierten Parteien. Seit Jahrzehnten vergeht nicht ein verdammter Tag, an dem das Fernsehen (egal ob staatlich oder privat) nicht mindestens einen nervtötenden volkspädagogisch „wertvollen“ Beitrag zum Thema abliefert : „Hitler und die Frauen“, „Die Wunderwaffen der Nazis“, „Hitler und sein Schäferhund“, „Hitler und Eva“ usw. ! In solchen Machwerken kommen dann immer diese dumpfen und bedrohlichen Hintergrundtöne (kennt man aus Horrorfilmen) zur Entfaltung, wenn Hitler im Bild erscheint, stets wird ein Professor „xy“ interviewt, der dann den psychologischen, pädagogischen oder soziologischen Erklärbären für’s dumme Volk geben darf und zum Schluss darf dann der Hinweis niemals fehlen, dass die bösen Ewiggestrigen als böse Populisten heute wieder ihr Unwesen in unserem schönen Land treiben. Also liebe Kinder, gebt gut acht, wählt schön brav die etablierten Parteien oder die Nazis kommen wieder an die Macht ! In der DDR hat der verordnete Antifaschismus ebenfalls zu einem Überdruss an der Beschäftigung mit der Materie geführt. Ich finde wir sollten mit der erneuten (diesmal hoffentlich besseren) Aufarbeitung für einige Jahre warten. Meine Meinung.

  7. Mich wundert, daß die Doktorarbeit Zitelmanns als eine in der Sache neue Erkenntnis gewertet wurde. Erich von Kuehnelt-Leddihn hat dies bereits in den 50er in „Leftism revisited“ überzeugend begründet. Nebenbei spiegelt dies auch die Selbsteinschätzung der Nationalsozialisten wider, Josef Goebbels ist hier der Gewährsmann. Angesichts dieser Verwandtschaft wundert mich die Ähnlichkeit zu vielen grünlinken Positionen nicht mehr. Und bei allem Respekt kommt mir die Einstufung als „Rote SA“ stimmiger vor denn die als Neuauflage des roten Frontkämpferbundes. Zumindest fehlte diesem die staatliche Unterstützung. Und mit Claudia Roth hat zwar nicht den Präsidenten, wohl aber einen Vizepräsidenten des Bundestages aus der extremistischen, verfassungsfeindlichen Ecke.

    • Es geht eben nicht um die Frage links oder rechts, sondern jene Teile von Hitlers Ideologiemix, die in der üblichen Betrachtung nicht vorkommen.

    • @Hans Maier:
      Wenn Sie das Thema Antifa wirklich interessiert, – googeln Sie das mal, – die Bezüge sind eindeutig, – Kontinuität der damaligen Antifa (Ja die gab es damals schon), in weiten Teilen bestehend aus dem Rotfrontkämpferbund – zu der heutigen Antifa, – inklusive fast 100 % identischem Logo.
      Warum etwas anderes herleiten, als das, – was es historisch ist und war ?
      Das ist eine Nebelkerze.

  8. Interessant vielleicht: Nach dem Koran ist „Mein Kampf“ das am meisten verbreitete Schriftstück in der arabischen Welt und in der Türkei.

  9. „Kulturbrüche“, wohin man blickt, sehr geehrter Herr Goergen. Und alle aus heiterem Himmel? Bestimmt nicht. So kann man den Aufstieg Hitlers nicht erklären ohne die – von den USA verursachte – WWKrise zu verstehen. Da die USA Hauptfinancier des Dt. Reiches damals waren, dann mehr oder weniger ausfielen, war WW II möglich geworden, den man ohne WW I und Versaille auch nicht so recht begreifen kann. Man erinnere sich an die Ära Stresemann-Briand in den Zwanzigern, guter Ansatz damals schon, war leider nicht nachhaltig genug.
    Leider gab es damals noch keine Atomwaffen – die fördern den Willen zum intensiven Nachdenken bei all‘ denen, die gerne nach dem OPD-Prinzip handeln: other people’s death. Bei Atom und so geht das nicht, auch ihr Arsch wird mitverbranzt. Das zu wissen hilft. Für mich gilt seit jeher: Ich will nicht sterben – schon gar nicht alleine, ohne euch alle, wenn schon, denn schon. Wie ich lernte, die Bombe zu lieben ….
    Vielleicht haben die USA den Marshall-Plan aus schlechtem Gewissen heraus implementiert und den sogar den Sowjetsatelliten und Russland selbst angeboten.
    Der große Zivi.-bruch des 20 Jhdts. war vielleicht 1914, der Beginn des Dreißigjährigen Krieges 2.0 von 1914 bis 45. Nach einer sehr langen Friedenszeit seit 1870/71. Das war sozusagen ein Einreißen des Feudalismus, des Gottesgnadentums, von dem alle Herrscherhäuser betroffen waren. Auch FR mit seinem Napoleon III. Weil sie um ihre Pfründe fürchteten, völlig zu Recht. In Russland hat man die Romanows sogar erschossen.
    Also letztlich die Reichen gegen die Armen. Der König sprach zum Kardinal: Halt du sie dumm, ich halt sie arm – und damit manipulierbar, vernutzbar. Die Kirchen waren immer mit den Mächtigen, immerdar.
    Ist das heute so viel anders? Verteilungsprobleme allüberall, Schlaglicht die „Tafel-Diskussion“, noch relativ harmlos.
    Was neu ist: Die Verdreifachung der Bevölkerung global seit dem Jahr meiner persönlichen Gnadengeburt (1950), ein Ende ist nicht abzusehen – außer meinem, klar.
    Das Hereindrängen von gewaltigen Geburtenüberschüssen in Gestalt von Jung-Männern aus den Vielgebärergesellschaften ist zu beobachten. Und irgendwann werden „die Grenzen des Wachstums“ kommen, mit aller Härte und Grausamkeit, der club of Rome lässt grüßen. Die Vertagung dessen, was der „club“ schon in den Sechzigern beschrieben hat, durch Produktivitätszuwächse etwa, sollte nicht über die prinzipielle Richtigkeit seiner Aussagen hinwegtäuschen.
    Die nächste Mordorgie kommt bestimmt. Wenn wir klug handeln in Europa, dann woanders, inshallah. Wir brauchen ein Draußenministerium, das uns das alles vom Leibe hält.

    • Herr Giesemann, welchen Artikel kommentieren Sie? Meinen jedenfalls nicht.

      • Wenn Sie meinen, 1945 hätte nichts mit Hitler zu tun, dann haben Sie recht.
        Auch Brüche haben eine historische Kontinuität, das ist meine Aussage.
        Und auch, dass 1914 der größere Zivi.-bruch war als 1945 oder gar 1989
        Und weitere, womöglich viel größere als bisher bekannt werden folgen, wegen der historisch völlig neuen Bev.-entwicklung global.

      • Auch mit einer Unterstellung kriegen Sie mich nicht dazu, mit Ihnen über den Kommentar zu diskutieren, den Sie nicht zu meinem Artikel geshrieben haben.

      • Lieber Herr Goergen, ich unterstelle Ihnen gar nichts, bitte streichen Sie den ersten Satz – der war eh nicht so ganz koscher und ernst gemeint … .
        Nehmen Sie’s als Co-Kommentar, ok.?
        Pax vobiscum.

      • Et cum spiritu tuo.

  10. Wer die Geschichte des eigenen Landes (die hat mehr als 1000 Jahre) nicht kennt oder wahrnehmen will, der weiß auch nicht wo er hinwill.

    Wer aber das nachkriegsgeschichtlich-konstruierte Staatsfragment BRD (Carlo Schmidt) in seinem geschichtlichen Bezug nur an den 12 Jahren des NationalSOZIALUSMUS orientiert, so wie dies seit Jahrzehnten in Schulen, Medien und in der Kultur durch entsprechende Moderatoren und Propagandisten propagiert und dabei geschichtsreduzierend verbreitet wird, der muss sich fragen lassen, ob er wirklich weiß wo er/sie mit diesem Land hinwill.

    Und damit ist die Frage virulent: Ist eine solche Person geeignet für die Übertragung öffentlicher Ämter und Aufgaben in diesem Land.
    Und die Antwort hierauf lautet: Sicherlich nicht!

    Denn mit der offensichtlichen Orientierung dieser Personen mit Macht- und Entscheidungsvollmacht, die ihr politisches Handeln mit dem historischen Bezug nur auf diese 12 Jahre eingrenzen, treiben sie unser Land und all‘ diejenigen „die schon länger hier leben“ in eine und unruhige und, wie bereits landauf und landab deutlich erkennbar, in eine gefährliche Zukunft.

  11. Die „Großtotalitarismen“ hatten EINE Haltung gemeinsam:
    Willensstarke und rechhaberische Realitätsverweigerung!
    ………

    • @Ingeborg Schuster:
      Ja, stimmt, dass triffft aber letzten Endes auf alle Ideologien und Religionen zu.
      Das ist kein Alleinstellungsmerkmal der beiden.

  12. Bitte nicht vergessen: „Der Deutsche“ ist obrigkeitshörig, aber nicht unbedingt rechtstreu. Das gilt insbesondere auch für die Bediensteten der staatlichen Verwaltungen. Wer die Macht erobert hat, auf welche Weise auch immer, kann sich auf eine nichts hinterfragende Staatsverwaltung verlassen. Und unsere Verwaltungen funktionierten und funktionieren gut, sehr gut, von ganz oben bis hinunter ins letzte Dorf. Kulturbruch hin oder her.

    • Allgemeine Charakterzuschreibungen für „die Deutschen“, „die Türken“, „die Italiener“ oder wen auch immer sind nicht ungefährlich. Aber wahrscheinlich treffen Sie hier auf einen wahren Kern. Mich hat es auch immer gewundert, wie ein preußischer Polizist, der ein Jahrzehnt lang einem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten gedient hatte, auf einmal ein willfähriger Diener des kommissarischen nationalsozialistischen Innenministers Göring wurde. Recht und Gesetz schienen unwichtig, nur was die neue Obrigkeit sagte, zählte. Und da sollte sich bis heute nichts daran geändert haben? Die Vorstellung schmerzt, aber sie findet leider viele Belege.

  13. Dies kann man alles auch zugespitzt an Filmplots und filmischen Dramaturgien festmachen, die noch in den Sechziger und Siebziger Jahren differenzierter und ambivalenter aufgebaut waren als in der Gegenwart. Heute gibt es nur noch den Kaspar und das Krokodil.

    Pseudoreligiöse Exorzimusrituale einerseits und Dämonisierung vom absolut Bösen schaffen kein Verständnis, sondern schaffen einzig die Grundlage für die Instrumentalisierung im Sinne der eigenen politischen Ziele. Ich wundere mich immer noch, warum es zu den spannenenden und differenzierten Lageberichten der „Meldungen aus dem Reich“ bis heute keine umfassende und durchgehende Einordnung gibt. Die spiegelten in vielen Aspekten die Realität erheblich besser wieder als die Lageberichte der Exil SPD.

    P.S. Aber bitte nicht zu oft das Foto vom FA Charlottenburg publizieren. Das Detail gehört zu den wenigen authentischen Bauformen, die sich aus dem NS Staat im Kontext der Ost-West-Achse erhalten haben und in der Folge auch noch entnazifiziert oder aufdringlich pädagogisch bespielt werden könnten. Und am Arbeitsamt Kreuzberg gibt es auch einen sehr viel größeren Adler, der aber meist unbemerkt bleibt.

  14. Ich bin gespannt. Ich „durfte“ meinen gesamten gymnasialen Geschichtsunterricht von einem blühenden Antifaschisten der alten Schule „genießen“. Unnötig auszumalen, wie der Unterricht aussah, und ebenso die Notenvergabe.

    • Wie denn? Ich habe zwar durchaus auch blühende Fantasie, aber … .

  15. Jetzt komm ich ins gruebeln ! „warum manche diktaturen totalitær sind ?“ Meiner meinung nach ist wasser nass und feuer heiss. Und diktaturen sind totalitær! Aber bitte,ich lass mich gerne belehren…

  16. Natürlich hat eine tatsächliche Aufarbeitung nicht stattgefunden, insbesondere auch in der BRD nicht, denn dieselben Leute, die eben noch Hitler zugejubelt hatten, haben ja an den zentralen Stellen den neuen Staat aufgebaut und auch geprägt. Man hat und konnte dabei nicht auf die vielen ehemaligen NS-Systemträger verzichten, in Beamtenschaft, Polizei, Justiz, Militär, Diplomatie usw. Das Phänomen hat man dann nach dem Zusammenbruch der DDR in dem berühmt-berüchtigten „Wendehalsphänomen“ genauso wiedererlebt. Das Parteiabzeichen einfach nur abgelegt und schwups saßen auch dort nach der Wende sehr viele ehemalige Funktionäre erneut an den Schalthebeln der Macht, in staatlichen Institutionen und in Behörden, konnten praktisch da weitermachen wie bisher und waren über Nacht „Vorzeigedemokraten“, dann in den Parteien usw..Und natürlich hat man in beiden deutschen Staaten auch die Entwicklung des NS und dabei vor allem die vielen und tiefen Zusammenhänge mit den linken autoritären Systemen und Diktaturen nicht aufgeklärt, weil sie eben letztlich in Ziel, Maßnahmen und Auswirkungen so erschreckend identisch sind. Das war natürlich weder den 68-igern in der BRD noch den ostdeutschen Kommunisten angenehm und mußte auf jeden Fall verhindert werden. Das schafft man natürlich am besten mit der Dämonisierung des Einen und der Idealisierung des Spiegelbildes. Und diese Verdummung und Indoktrination hat ja auch bestens geklappt, wie man heute in diesem Lande sieht.

    • Ja, und Aufklärung ist Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit – deshab lesen und kommentieren wir bei TE, nicht wahr?
      Hauptsatz der KW (= Kommun.-wisse): Der Inhalt einer Botschaft/Nachricht wird allein von Rezipienten bestimmt. Machen wir von unserer Rezipientenmacht Gebrauch.
      Genau hingucken und hinhören, unter Vermeidung von Lichtenberg’scher Blödsichtigkeit
      (Georg Christoph Lichtenberg, um 1800). Und das Sich-Informieren ist eine Holschuld. Wer glaubt, dass das Verbreiten von Wahrheiten eine Bringschuld anderer Leute sei, der irrt sich.

  17. Es geht doch schlicht und einfach um die Erkenntnis, dass der Totalitarismus Menschenschlächterei bedeutet. Welche Ideologie dafür benutzt wird ist völlig egal. Ob mir ein linker oder rechter Fanatiker den Schädel einschlägt ist mir vollkommen egal. Ich möchte beides nicht. Die Darstellung der Mechanismen , die Gemeinsamkeiten sind wichtig.
    Ernst Nolte und sein französcher Kollege Francois Fure näherten sich diesem Thema in kleinen Schritten an. Der Tod Fure’s beendete diese Annäherung.

    • Zitelmann beschreibt und bewertet Nolte und andere in einem der Aufsätze, mit denen er seine Dissertation im genannten Buch ergänzt hat.

  18. Was ich aus aktueller Sicht furchterregend finde, ist die Selbstgewissheit, mit der verkündet wurde, „wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“! Diese Töne hört man auch heute in immer schrillerem Diskant. Diesmal von denen, die sich auf der anderen Seite wähnen. Die sie selbstredend für die richtige halten. Ohne zu merken, daß sie so selbst die Grundlage für einen erneuten Kulturbruch schaffen und erneut die Haltung befördern, die sich gegen sie wenden wird. Maximale Intoleranz, gepaart mit äußerster Grausamkeit. Wer ihr Gegner sein wird, darüber kann man nur spekulieren. Sie sollten hoffen, daß es nicht der Islam ist, sondern „nur“ der Nationalismus. Dann kommen sie wenigstens mit dem Leben davon und haben noch eine perönliche Zukunft. Hoffentlich.

  19. Ich bin sehr interessiert und sehr dankbar. Geben Sie’s uns!

  20. Wenn ich „Aufarbeiten“ lese, wird mir regelmäßig übel. Vielleicht ist es nicht bewußt, aber Aufarbeiten bedeutet, etwas wiederherzustellen oder zu neudeutsch zu reseikeln. Wenn Sie, werter Autor etwas aufarbeiten müssen, bitte tun Sie das. Für jeden an der Geschichte Interessierten bietet das Internet jede Menge freie Bücher im PDF-Format, die österreichische Nationalbibliothek online und die Freiburger Zeitung online. Und es ist ja nicht so, daß plötzlich der Nationalsozialismus, hoppla, so da war. Und der Interessierte sollte es immer zuerst mit dem Orginal versuchen, an Stelle der Schreib- und Fleißarbeit von Leuten, die über andere Leute schreiben, was bereits Menschen vor ihnen zu Papier brachten. Und wenn ich lese, ein ganz großen Dank für den Mut, dann möchte ich nur dazu bemerken, Hitler ist Mainstream, Stalin ist Mainstream und wenn es dazu schon Mut braucht, sich mit Stalin oder Hitler zu beschäftigen, naja. Die Forschung über Hitler kann sowieso nur im Rahmen geschehen, den das deutsche Strafrecht setzt und damit ist zwar Forschung möglich aber nicht die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse und dann können Sie es auch gleich lassen.

    • Ihre Wortbedeutungen von aufarbeiten sind arg zeitgeistig verengt, die Palette ist sehr viel breiter, hier bedeutet aufarbeiten, sich in einer Sache gründlich vergewissern.

      • Werter Herr Goergen, wessen wollen Sie denn gewiß werden? Wollen Sie sich dessen vergewissern, was gelehrt wird oder wollen Sie sich dessen vergewissern, was nicht gelehrt wird? Aber Sie wollen, so las ich, rezensieren, was bedeutet, die Forschungsarbeit Anderer bewerten. Das ist ungefähr das, was über Theaterkritiker geschrieben wird. Theaterkritiker werden die, denen das Talent zu eigenen Stücken mangelt. Weshalb sie auch besprechen und nicht schaffen.

      • Sind Sie ein Hellseher? Danke für das Urteil über noch nicht Veröffentlichtes.

  21. Herr Goergen, dass der Nationalsozialismus bis heute nicht wirklich aufgearbeitet wurde, hat mehrere Ursachen. Viele damals lebende Deutsche haben ihre Lebenserfahrung einfach von der Wirklichkeit entkoppelt; manche haben das aus Scham getan, andere haben sich versteckt hinter „das habe ich nicht gewusst“.

    2010 sorgte die Studie „Das Amt und die Vergangenheit“ für Aufsehen. Joschka Fischer hat die Studie in Auftrag gegeben, um die Rolle des Auswärtigen Amtes (AA) zu durchleuchten. Gemäß der Studie waren deutsche Diplomaten Mitwisser und Mittäter bei NS Verbrechen und beim Holocaust. Diese Diplomaten auch nach Gründung der BRD Diplomaten im AA. Das AA als Widerstandsnest zu bezeichnen war ein bis dahin gängiger Vorgang in AA Kreisen.

    Im Bereich der Justiz war das ähnlich. NS Verbrecher in Richterrobe führten landesweit Amts- und Landgerichte, als hätte es ihre Straftaten nie gegeben.

    SS Hauptsturmführer Alois Brunner war damals Adolf Eichmanns rechte Hand. Brunner organisierte Deportationen Europaweit. Brunner persönlich wurden 128.500 Ermordungen angelastet. 1954 wurde Brunner in Frankreich in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Während der weltweiten Fahndung nach ihm, arbeitete Brunner für die Geheimdienste der BRD und USA.

    Als Dr. Georg Fischer leitete Brunner offiziell als Geleitschutz für Konrad Adenauer. 1968 stand Brunner auf der weltweiten Fahndungslist für NS Kriegsverbrecher als Nr. 13. Das AA suchte heimlich nach ihm, um ihn zu warnen…

    Selbst der Bundestag hat den sogenannten „Warndienst West“ abgesegnet, einen Warndienst, der NS Verbrecher warnen sollte, weil sie „gefährdet“ waren. So konnte Alois Brunner erfolgreich Geschäfte an verschiedenen Orten in der Welt machen.

    Die BRD hat auch Gesetze erlassen, die Rückwirkend einstige Straftaten in erlaubte Handlungen verkehrten, damit die doch so nützlichen NS Verbrecher wie Alois Brunner weiterhin nützlich sein konnten. Wie sollte in dieser Melange eine Aufarbeitung der NS Zeit erfolgen können…

    • Was ist jetzt an Ihrer Herangehensweise anders, – als an der, die jetzt5 73 Jahre getrieben wird und eben nicht zu einer brauchbaren „Aufarbeitung“ geführt hat ?
      Im NS wurden also Verbrechen begangen und viele, insbesondere viele Funktionäre wurden dann in der DRR und in der BRD weiter beschäftigt.
      TOLL !
      Erkenntnisgewinn ?

      • Erkenntnisgewinn? Wendehalsmentalität, Ja-Sagerei Mitläuferum und Untertanengeist waren schon immer weit verbreitet. Sind wir denn heute so anders als damals? Ich denke nicht.
        Man sieht im obigen Kommentar, dass sich die Deutschen nach 1945 bestenfalls oberflächlich geändert haben.
        Der Historiker Götz Aly nennt diesen Menschenschlag „Fretwurst, der Deutsche“.

      • @Hummel:
        Nun ja, das wissen wir aber schon.
        Das meimte ich ja, kein neuer Erkenntnisgewinn.
        Ich würde es allerdings nicht so, wie Götz Aly ausdrücken.
        Ich denke – es geht hier um neue Erkenntnisse, – welcher Art, sie auch immer sein werden …

  22. Natürlich hat eine tatsächliche Aufarbeitung nicht stattgefunden, insbesondere auch in der BRD nicht, denn dieselben Leute, die eben noch Hitler zugejubelt hatten, haben ja an den zentralen Stellen den neuen Staat aufgebaut und auch geprägt. Man hat und konnte dabei nicht auf die vielen ehemaligen NS-Systemträger verzichten, in Beamtenschaft, Politzei, Justiz, Militär, Diplomatie usw. Das Phänomen hat man dann nach dem Zusammenbruch der DDR in dem berühmt-berüchtigten „Wendehalsphänomen“ genauso wiedererlebt. Das Parteiabzeichen einfach nur abgelegt und schwups saßen auch dort nach der Wende sehr viele ehemalige Funktionäre erneut an den Schalthebeln der Macht, in staatlichen Institutionen und in Behörden, konnten praktisch da weitermachen wie bisher und waren über Nacht „Vorzeigedemokraten“, dann in den Parteien usw..Und natürlich hat man in beiden deutschen Staaten auch die Entwicklung des NS und dabei vor allem die vielen und tiefen Zusammenhänge mit den linken autoritären Systemen und Diktaturen nicht aufgeklärt, weil sie eben letztlich in Ziel, Maßnahmen und Auswirkungen so erschreckend identisch sind. Das war natürlich weder den 68-igern in der BRD noch den ostdeutschen Kommunisten angenehm und mußte auf jeden Fall verhindert werden. Das schafft man natürlich am besten mit der Dämonisierung des Einen und der Idealisierung des Spiegelbildes. Und diese Verdummung und Indoktrination hat ja auch bestens geklappt, wie man heute in diesem Lande sieht.

  23. Die „Umerziehung“ der Migranten wird bei den Migranten noch erfolgloser als bei den türkischen Gastarbeitern und ihren Nachkommen bleiben. Wer will schon vom jemandem lernen, den er nach seiner gesamten Sozialisation als minderwertigen Ungläubigen zu verachten gewohnt ist und der ihm schwach und feige gegenübertritt? Und wenn es nicht nötig ist, da man ja ohnehin vollversorgt und de facto keine Anpassung notwendig ist – sich im Gegenteil das gastgebende Land ständig von seiner eigenen Regierung aufgefordert sieht, sich den Neuen anzupassen?

    Es zeugt von der unglaublichen Ignoranz und kulturellen Arroganz der Willkommensfraktion anzunehmen, dass diese Menschen freiwillig und mit Freude ihre Kultur aufgeben und sich denen angleichen werden, die sie verachten müssen. Selbst wenn der gute Wille da wäre, fordert das eine so große intellektuelle Leistung, dass es – noch mehr als bisher – nur in Ausnahmefällen gelingen kann.

  24. Die erste Reaktion war, warum muß das Rad eigentlich wieder und wieder neu erfunden werden. Ist nicht bereits Nolte in diesem Schützengraben umgekommen?
    Ich habe dann zu Zitelmann nachgelesen und ziehe meinen Hut.
    Der Schlüssel ist jedoch nicht die Aufarbeitung, ein Symptom, sondern die Westbindung, eine Ursache, die lange vor dem Zweiten Weltkrieg ihren erzwungenen Lauf nahm.

  25. Diese Diskussion ist doch rein akademisch und wird wenn überhaupt nur in kleinen Zirkeln stattfinden. . Die Masse der Bevölkerung hat zum einen keine Lust und zum anderen keine Zeit, sich derlei Gedanken zu machen.
    Der Vergleich der Antifa mit der SA bezieht sich in der Regel schlicht auf die Verhaltensweisen. Eben den vermeintlich politischen Gegner mit Gewalt zu bekämpfen. Wer da mit macht oder früher mit gemacht hat, der mag es halt gewalttätig zu sein, egal mit welcher Ausrede. Bei der Antifa ist genau so ein Doofentreff wie früher bei der SA oder kommunistischen Schlägerbanden. Das man den Antifa-Punkern den SA Vergleich um die Ohren haut ist einfach nur gezielte aber gelungene Provokation. Man könnte sie auch mit Hooligans vergleichen.
    Lieber Herr Goergen, glauben sie allen ernstes, sie könnten mit der neuen Generation von Medienmitarbeitern eine sachliche ernsthafte Diskussion und Aufarbeitung in ihrem Sinne bewerkstelligen? Schauen sie sich doch mal die Propaganda-Schreiberlinge an? Da ist was nachgewachsen, das löst schlicht nur Fluchtreaktionen aus. TE ist eine kleine Insel der Seligen. Man kann getrost davon ausgehen, das Leute wie z.B. Herr Fleischhauer beim Lügel sich jeden Abend in den Schlaf weint, wenn er an seine Arbeitskollegen denkt.

    • „Das man den Antifa-Punkern den SA Vergleich um die Ohren haut ist einfach nur gezielte aber gelungene Provokation.“
      Nö, – DAS tropft an denen ab, wie Wasser anner Ente. Die können aus ihrer Sicht gar nicht Nazi sein. Dient auch, wie schon mehrmals geschrieben, meta-politisch in keinster Weise, sondern schadet. Was denen weh tut ist die lange fällige „Aufarbeitung“ der Verbrechen der linken Ideologien.
      „Lieber Herr Goergen, glauben sie allen ernstes, sie könnten mit der neuen Generation von Medienmitarbeitern eine sachliche ernsthafte Diskussion und Aufarbeitung in ihrem Sinne bewerkstelligen?“
      Was haben Sie dagegen ? Lasen Sie doch Jeden daran arbeiten, – woran er will !

      Ich habe übrigens (Ja, – ist meine Wahrnehmung, muss nicht stimmen) schon den Eindruck, dass es durchaus eine relevante Anzahl von Menschen gibt, die an einer differenzierten Herangehensweise, – hinsichtlich der Totalitarismen interessiert sind, – gerade aufgrund aktueller Entwicklungen, – wie NetzDG und linkem Strassenterror gegen kritische Bürger.
      Der Versuch, Geschichte, besser, – differenzierter zu verstehen ist immer zu begrüssen.
      Denn ohne Frage, haben viele gefühlsmässige Befindlichkeiten – aus besagter Geschichte evoziert – einen immensen Einfluss auf die Politik der BRD.
      Meiner Ansicht nach, bestimmen sie sogar, auf unheilige Weise, in weiten Teilen, die Politik und die Seele dieses Landes !

    • „TE ist eine kleine Insel der Seligen.“ Ja, leider. Okay es gibt viele Inseln. Das bedeutungslose Mikronesien besteht… aus vielen Inseln.
      Eine gesamtgesellschaftliche also für die Masse, objektive Aufarbeitung ist schlicht nicht möglich, da sie nur mit den Macht Instrumenten (Massenmedien, Bildungssystem) ansatzweise funktionieren würde.
      „Diese Diskussion ist doch rein akademisch.“ Ja. Die Masse würde gern ihr eigenes Leben leben. Wenn die Kopfdiskussion Politiker erreicht, haben wir dann Auswüchse wie:
      Im Kyffhäuserdenkmal gibt es eine Bronzetafel mit der Nationalhymne der DDR. Die Zeile „Deutschland einig Vaterland“ war in der DDR Zeit zeitweilig über schmiedet. Liegt jetzt wieder frei. Dafür haben wir jetzt eine Diskussion zur Deutschen Nationalhymne, Vaterland und brüderlich. Wir werden die Kyffhäuser Zeile diesmal mit einer anderen Begründung wieder über schmieden.
      Wie in „1984“, das selbst die Geschichte entsprechend den jeweiligen aktuellen Interessen im Nachhinein immer wieder geändert wird.

  26. Ein spannendes Thema und eine spitzenmäßige Bildauswahl!
    Dringend müssen wir uns für das Wendehalsthema sensibilisieren. Das zeigen die Ministerinnen mit SED-Sozialisation in Sachsen in der aktuellen Tellkamp-Diskussion.

  27. Die Diskussion, ob die Nazis nun links oder rechts waren, ist nicht neu. Joachim Fest wollte 2003 eine Diskussion in der TAZ anstoßen. Wahr ist wohl, dass die Linke Hitler ganz schnell vollständig nach rechts packte, um ihre Hände in Unschuld waschen zu können. Fest schrieb auch über die zahlreichen Roten, die Gefallen an den Nazis fanden: Buletten – innen rot und außen braun.

    Natürlich gibt es auch auf der konservativen Seite viele, die nicht diskussionsfähig sind (man sieht das oft bei Kritik an der AfD in den Kommentarspalten verschiedener Internetmedien, wie viele gleich in Schnappatmung verfallen bei (ganz legitimer) Kritik an der AfD). Allerdings ist es durchaus auch eine typisch linke Eigenart, alles, was nicht ins Meinungsbild passt, zu nazifizieren. Insofern werden wir die Frage wohl nie ausreichend diskutieren können, ob die nun links oder rechts waren. Wobei ich auch eher links tendiere, denn viel Widerstand kam auch vom (konservativen) Bürgertum (Sophie Scholl, Stauffenberg etc.).

    Damit denke ich, haben Menschen heute eine durchaus nicht ganz zutreffende Vorstellung von Faschismus. J. Fest stellte auch hier fest, dass die Nazis mehr gemein mit Stalin hatten als mit dem italienischen Faschismus. Und Faschismus hat damit so was wie ein völlig falsches Alleinstellungsmerkmal bekommen: Faschismus gleich Nationalsozialismus. Das finde ich gerade heute besonders tragisch, da Faschismus viele strukturelle Gemeinsamkeiten mit Neoliberalismus aufweist; abgesehen von der „rassistischen Pointe“ des Faschismus. Daher wird m.E. auch der Neoliberalismus völlig falsch eingeschätzt (dessen Gefährlichkeit wird völlig unterschätzt)

    Auch mich würden die Feststellungen von Herrn Zitelmann interessieren, da er ja von sich selbst sagt, dass er mal maoistische Tendenzen hatte. Und ich finde es gut und wichtig, dass zumindest hier bei TE diese Diskussion auch immer wieder angestoßen wird, ganz ohne revisionistische Ansätze. Im Gegenteil bleiben hier Fakten wirklich Fakten. Und es erfolgt eine Auseinandersetzung mit den schlimmsten aller Verbrechen der Nazis (Holocaust) unter Einbezug dieser Fakten (die Vorgeschichte mit Polen bspw., das durchaus sein Scherflein Schuld zu tragen hat an den vorangehenden Entwicklungen zu WWII).

    Denn dadurch kann Neonazis der Wind aus den Segeln genommen werden (ja, aber Hitler wollte ja gar keinen Krieg mit Polen). Linke verdrängen dies lieber, statt es einzubeziehen und als Weg zum Mord an Juden und Andersdenkenden wahrhaben zu wollen. So kann eine Aufarbeitung tatsächlich nicht erfolgen. Ich denke, viele Neonazis gäbe es vielleicht gar nicht, wenn dieser andere Teil der Geschichte in Deutschland nicht verdrängt werden würde. Schlicht ein ehrlicher Umgang mit der deutschen Geschichte. Das macht sie nicht besser, aber das Einbeziehen der Wahrheit bzw. von Fakten nimmt der heutigen Neonaziideologie einfach den Wind aus den Segeln.

    Ich war erschrocken, wie schnell man in der Naziecke landet, wenn man bspw. zu den Entwicklungen mit Polen vor dem Krieg mit den Fakten (aus damaliger internationaler Presse und anderer beweiskräftiger Dokumente) argumentiert. Denn bei genauer Betrachtung waren andere Staaten nicht ganz unschuldig an der damaligen Entwicklung. Was aber nichts daran ändert, dass die Nazis ihre perverse Seite mit Massenmorden zeigten.

    Nur dass diese tatsächlichen Fakten entzaubert würden und (ich schreib es jetzt zum dritten Mal) den Neonazis den Wind aus den Segeln nehmen würden. Aber die Linke ist ihrerseits viel zu sehr damit befasst, alles rechts zu verteufeln, was nicht ihrer Meinung ist, als auch hier endlich eine vernünftige, aufarbeitende Diskussion zu führen. Es ist schade und enttäuschend, dass dies heute so schwierig ist in diesem Land.

    • Interessant ist aber immer wieder „… den Neonazis den Wind aus den Segeln nehmen …“. Stellen Sie sich mich bitte jetzt mit einem freundlichen, augenzwinkernden Lächeln vor, wenn ich sage: Sie sind auch schon infitiert.

      „… den Neonazis den Wind aus den Segeln nehmen …“ … das ist für mich, mit Verlaub, eine völlig irrelevante Kategorie, – es geht ja wohl eher um die deutsche Geschichte und wie wir mit ihr leben … auch im Vergleich mit der Geschichte anderer Völker.

      Ohne Relativierung, ohne vermeintliches „Aufrechnen“ (Auch wieder so ein schwachsinniger, kulturmarxistischer Begriff), – um über uns UND die Menschen allgemein etwas zu lernen, – bzw. um dadurch einfach viele Dinge besser/klarer zu sehen.

  28. Ich stimme dem Foristen Heinrich Löwe zu: Ja, Herr Goergen, da haben sie sich was vorgenommen. Ich werde das mit Interesse verfolgen. …

    Stichwort „Diktaturaufarbeitungsstau“: Ja, den sehe ich auch. Z.B. halte ich die in Deutschland bis heute merkwürdig hohe Akzeptanz der Gewalt im Politischen für ein Ergebnis dieses „Diktaturaufarbeitungsstaus“. Nicht nur das G20-Hamburg, das geht bis in den Bundestag. So ziert seit Guttenberg folgendes Merkmal die bundesdeutsche Politik: Ein Minister, der (vor seiner Amtszeit) in seiner Doktorarbeit betrogen hatte, musste gehen; ein Minister, der (vor seiner Amtszeit) Landfriedensbruch, Körperverletzung und versuchte Körperverletzung (Steinwurf auf einer Demonstration) begangen hatte, durfte bleiben.

    Ist diese irritierende Akzeptanz von Gewalt im Politischen zu erklären ohne die Geschichte der beiden ideologischen Diktaturen, beides auch eine Geschichte der politisch motivierten Gewalt? Ich denke, nein!

    Anderes Beispiel für diese nach wie vor vorhandene Akzeptanz (ideologischer) Gewalt im Politischen der Bundesrepublik Deutschland, nochmal der Bundestag: Da sitzt doch wahrhaftig eine Partei, die sich den Namen derjenigen Ideologie auf die Fahne geschrieben hat (die Linksideologie), die 100 Mio. ermordeter und umgekommener Menschen auf dem Gewissen hat, im Bundestag, „Die Linke“. Das ist schon mal der halbe Skandal; die andere Hälfte des Skandals ist, es stört keinen.

    Ich denke, beide Beispiele sind nicht zu erklären ohne die gewalttätigen Diktaturen in der deutschen Geschichte.

    (Quelle zu den strafgesetzlich relevanten Handlungen des Ex-Ministers Fischer:
    Phoenix-Mitschnitt auf youtube “Joschka Fischers militante Vergangenheit Fragestunde im Bundestag”, Polizisten geschlagen ab 17 min 30 sec; Steine geworfen ab 20 min 0 sec.)

  29. Ehe Sie sich in der Geschichte verirren, lieber Herr Goergen, sollten sie besser im Hier und Jetzt bleiben. Wozu wollen Sie denn in die Geschichte wandern? Damit so etwas wie die aktuelle Sauerei um Syrienkrieg, IS-Terror und Flüchtlingskrise nicht noch einmal passiert? ………..

    • Um die bisher üblichen Fragen zum Komplex NS geht es mir nicht.

      • Schon richtig, lieber Herr Goergen, mir auch nicht. Mir geht es nicht um Relativierung oder Negierung, sondern um Verifizierung, damit niemand auf dem Rücken der wirklichen Opfer sein übles Spiel treiben kann. Und sie sollten nicht vergessen, dass einseitige und überhöhte Darstellungen über die NS-Zeit die Menschen nicht nur langweilen, sondern auch immer mehr nerven und dem Ansehen Israels wie den Juden schaden. Dass ich nicht das bin, was man heute schnell und leicht einen Antisemiten schimpft, das müsste Ihnen klar sein, wenn Sie meine übrigen Kommentare mit Israelbezug hier lesen. Es wird eine Antwort auf einst überhöhte Opferzahlen geben müssen. War das Grauen nicht grauenhaft genug? Die Fragen sollten geklärt werden, bevor man sich in so abenteuerliche Unternehmungen wie den Syrienkrieg stürzt – und den eigenen Bürgern auch noch IS-Terror, Flüchtlingskrise, unglaubliche Kosten und gesellschaftliche Spaltung zumutet – und das auch noch mit staatsräsonaler Verantwortung aufgrund von Schuld rechtfertigen will und, um den ganzen die Krone aufzusetzen, das nicht einmal breit öffentlich rechtfertigen und diskutieren kann, sondern es möglichst verheimlicht, dann will ich genau wissen, worin denn diese Schuld besteht. Und kommen Sie mir nicht damit, dass Zahlen egal wären. Dann hätte es nie so ein Theater um Zahlen gegeben. Besten Gruß!

        P.S. Kennen Sie Henrik Ibsens kleines Büchlein Die Wildente? Da geht es auch um die uralte Frage, ob man Lügen ansprechen darf bzw. muss.

      • Mein Thema in einer kleinen Serie ist nicht die Verbrechensbilanz, sondern die Frage, wie brachte Hitler die Massen hinter sich bis ans bittere Ende.

      • Und was ist das Neue an diesem Ansatz, lieber Herr Goergen?

        Kann man den zweiten vor dem ersten Schritt tun? Erst muss einmal der Sachverhalt geklärt werden und dann die Frage, wie es dazu kommen konnte. Bei Ihrem Ansatz halten Sie den Sachverhalt weiter nebulös.

        Bei Anne Will war vor einiger Zeit eine Holocaustüberlebende zu sehen, die erzählte, dass sie zuerst in einem Lager für Auswander nach Palästina gebracht wurde. Diese „Endlösung“ ist auch im Protokoll der Wannseekonferenz beschrieben, insbesondere auch dass Juden und jüdische Organisationen bis 1941 einen Betrag iHv 9.500.000 Dollar dafür aufgebracht hatten. Wollen Sie auch ermitteln, wie Hitler die Massen in dieser Angelegenheit hinter sich bringen konnte?

        Warum fragen Sie nicht im Hier und Jetzt, wie Merkel die Massen hinter sich bringen konnte und das bewusste Kriegsmittel Migration aus Syrien den Massen auch noch als Gipfel der Humanität verkaufen konnte oder dass die Massen glauben, unsere Bundeswehr kämpfte in Syrien gegen den IS wegen der Terroranschläge und zur Bekämpfung von Fluchtursachen? Assad hat den IS besiegt. Unsere Bundeswehr tat anderes und ist nach Trump obsolet.

        Es ist doch einfach unglaublich, dass trotz medialer Diversität Propaganda immer noch bestens funktioniert. Ich empfinde – angesichts von Hunderttausenden Toten und Millionen Heimatvertriebenen des aktuellen Krieges um Syrien – eine nebulöse Betroffenheit über ein Hitler-Deutschland immer mehr als reine Heuchelei, erst recht dann, wenn auf verifizierende Nachfragen hin das Gespräch abgebrochen oder die Machtkarte gezogen wird.

      • Sie kommentieren nicht meinen Artikel (Teil 1 einer Serie wie dort klar ausgewiesen und das Thema von Teil 2 genannt: sozialer Aufstieg).

      • „Mein Thema in einer kleinen Serie ist nicht die Verbrechensbilanz, sondern die Frage, wie brachte Hitler die Massen hinter sich bis ans bittere Ende.“ schrieben Sie mir.

        Darauf habe ich kritisch geantwortet, weil ich das als Ihre Intention begriff, warum Sie diese Serie schreiben.

        Nix für ungut und Besten Gruß, lieber Herr Goergen!

    • @PaulP:
      Eine Antwort, von mir, wenn ich darf:
      Ixh zitiere aus meinem Beitrag weiter oben:

      „Der Versuch, Geschichte, besser, – differenzierter zu verstehen ist immer zu begrüssen.
      Denn ohne Frage, haben viele gefühlsmässige Befindlichkeiten – aus besagter Geschichte evoziert – einen immensen Einfluss auf die Politik der BRD.
      Meiner Ansicht nach, bestimmen sie sogar, auf unheilige Weise, in weiten Teilen, die Politik und die Seele dieses Landes !“

  30. Sie haben sich schon bisher durch ihre tiefe und punktgenaue Analyse hervor getan.Dieses neue Projekt ist ein wahrlich großer Batzen Arbeit Herr Goergen,schön das Sie sich darum kümmern wollen.
    Ich wünsche ihnen viel Erfolg bei dieser Arbeit und freue mich auf die nachfolgenden Artikel zu diesem wirklich unterbelichtetem Thema deutscher Geschichte.
    Für mich persönlich waren die damaligen Diktatoren,egal aus welcher Richtung allesamt Schwerverbrecher,das hat sich bis heute nicht geändert.Es laufen in diesem Moment noch sehr viele frei herum,und das sind nicht die Alten,sondern ihre „Nachfolger“,nur im Modernem Anstrich.

  31. Sebastian Haffners „Anmerkungen zu Hitler“ sind in dem Zusammenhang auch heute noch lesenswert.

    • Haffner hat in diesem zusammenhang meherere buecher verøffentlicht.Gediegen,ideologiefrei ,kompetent.Er HAT aufgearbeitet,Meiner meinung nach.Offenbar wird er kaum noch gelesen.

  32. Das hört sich, meiner Ansicht nach, gut an.
    (Allein die In-Bezug-Setzung der Bergriffe „Volksgemeinschaft“ und/oder „Volksgefolgsschaft“ fand ich sehr interessant/bedenkenswert)

  33. Ich stimme Autor Goergen zu, dass eine echte Aufarbeitung des Nationalsozialismus nicht stattgefunden hat. Ich habe in meinem Leben schon viele NS-Exorzismus-Rituale erlebt und mitmachen müssen, mit denen die deutsche Menschheit meinte, sich vom Nationalsozialismus befreien zu können. Ich mochte sie nie, und die Tatsache, dass dann immer noch ein weiteres solches Ritual nötig schien, zeigt, dass diese Rituale nicht funktionieren. – Ich freue mich auf die nächsten Artikel von Herrn Goergen über dieses Thema.

  34. Geschätzter Herr Goergen! Ein ganz großen Dank für den Mut, diese heiße Eisen anzufassen und sich diese Mammutaufgabe aufzuhalsen.
    Ich glaube, Sie werden von allen Rändern enormen Gegenwind bekommen.
    Spätestens dann, wenn sie bei der systemischen Nähe des Nationalsozialismus zum Bolschewismus angekommen sind. Die Linksextremen werden mit Vehemenz die Ursächlichkeit des Bolschewismus für den Nationalsozialismus bestreiten und die Rechtsextremen jegliche Vorbildfunktion des Kommunismus für den sozialistischen NS Staat.
    Der NS Staat wurde, wie Sie mit Recht darstellen, in der deutschen Nachkriegsgeschichte zumeist ab 1933 behandelt, woraus dann wohl auch die weit verbreitete Meinung entstanden ist, Völkermord wäre eine rein deutsche Erfindung. Dabei war der Nationalsozialismus ein Mix aus Mussolinis Faschismus und dem Bolschewismus, die beide bereits vorher ihr Unwesen trieben.
    Wenn man auf das damalige Europa schaut, waren funktionierende Demokratien generell Mangelware. Und wo Demokratie Mangelware ist, gibt es auch keine Vorbilder, an denen man sich orientieren kann. Woran man sich in Deutschland dann orientierte, waren die expansiv ausgelegten Terrorsysteme der anderen, um sie für sich selbst zu perfektionieren und so gegen zu halten.
    Kommunismus wie auch Nationalsozialismus waren expansiv ausgelegt und spielten sich nicht nur innerhalb der eigenen Nation ab.
    Der von den Bolschewisten immer wieder als ursächlich für den II. Weltkrieg dargestellte Nationalismus, hat somit niemals wirklich eine echte Rolle gespielt und dient seit jeher wohl nur als Alibi, um sich irgendwie von der nachgewachsenen sozialistischen Konkurrenz abzugrenzen und so die eigentliche Ursächlichkeit und die daraus resultierende Mitverantwortung für den Sündenfall des 20. Jahrhunderts von sich zu weisen.
    Damit muss endlich Schluss sein. Sonst geht das ganze Spiel von vorne los.
    Anzeichen für ein derzeitiges Revival des expansiven Totalitarismus und die dafür offensichtliche Ursächlichkeit des Kommunismus, sind nicht zu übersehen.

    • Hitler sollte übrigens abgeschoben werden, aber die SPD hat es verhindert.
      Da sieht man mal, was die Folgen sein können, wenn man Illegale bei sich aufnimmt und nicht rückführt.

      • @Askandi:
        Ihre Anmerkung hat durchaus Witz !
        Ich musste laechn …
        Chapeau !

  35. Deutschland hat in der Tat ein signifikantes Grundproblem. Die „DDR“ war in gewisser eine Fortsetzung des NS-Regimes unter einem anderen ideologischen Mantel. Die Gründung der Bundesrepublik war das Resultat der totalen Zerstörung des deutschen Staates und wurde Dank des Marshall-Plans realisierbar. Das heisst, die Wirtschaft war zuerst da, dann kam der mühselige Aufbau einer demokratischen Ordnung nach westlichem Muster – das bestimmt irgendwie noch bis heute die Grundsätze deutscher Politik. Deutschland hat eben nicht die lange Tradition als Nationalstaat, so wie es bei Frankreich oder England der Fall ist.

  36. Materielle Wohlfahrt, sozialer Aufstieg als Haupt-Nazi-Lockmittel, Herr Georgen. Na klar.

    Bleibt noch die Nolte-Idee, dass die diversen Totalitarismen des 20. Jhdts. verschwistert waren. Die ist viel weniger falsch, als der Historikerstreit es hat erscheinen lassen, das ist ebenfalls klar.

    Ein Punkt, der dadurch ebenfalls klarer Kontur gewinnt, ist a) die Unfähigkeit von links außen Parteien in Weimar, mit der SPD zusammenzuarbeiten gegen rechts. – Da ist ein Punkt, an dem auch große Geister wie Tucholsky und bewegende Figuren wie Rosa Luxemburg leider scheiterten. – –
    – – Und b) – das allergleiche Versagen der bürgerlichen Mitte in der gleichen Situation Anfang der dreissiger Jahre. Es haben wiederholt lächerlich wenige Prozente gefehlt, und Hitler wäre wohl auf immer Episode geblieben.

    Dann gibt es noch den Punkt der Demütigung der deutschen durch Versailles – die wurden da zum großen Sündenbock gemacht. Golo Mann hat das in den Sechzigern schon auf die Formel von der Urkatstrophe gebracht: Versailles war die Urkatastrophe, sagte er – das wird heute wohl klarer gesehen, als früher.

    Dann gibt es noch einen ganz irren Punkt: Frankreich hat sich durch den Versailler Erfolg ganz sicher vor Deutschland gefühlt – und hat sich (auch!) deshalb nicht mehr hinreichend militarisiert. Hätte die Nazi-Wehrmacht deutlichen militärischen französischen Widerstand angetroffen bei der Besetzung Frankreichs – der gesamte Zweite Weltkrieg hätte einen anderen Verlauf nehmen – – müssen.

    Der französische Punkt ist klar, aber wohl nicht diskursfähig. Kann aber noch werden.

    Ein Haupthindernis düfte die paradoxe Natur meines Hinweises auf den schwachen militärischen Widerstand Frankreichs sein, denn mein Hinweis impliziert, dass zuwenig Militär durchaus schlecht sein sein. Das passt überhaupt nicht zu unserem Zeitgeist, das ist klar, ist aber trotzdem richtig, wie ich meine.

    Materielle Wohlfahrt, sozialer Aufstieg als Haupt-Nazi-Lockmittel, Herr Georgen. Na klar.

    Bleibt noch die Nolte-Idee, dass die diversen Totalitarismen des 20. Jhdts. verschwistert waren. Die ist viel weniger falsch, als der Historikerstreit es hat erscheinen lassen, das ist ebenfalls klar.

    Ein Punkt, der dadurch ebenfalls klarer Kontur gewinnt, ist a) die Unfähigkeit von links außen Parteien in Weimar, mit der SPD zusammenzuarbeiten gegen rechts. – Da ist ein Punkt, an dem auch große Geister wie Tucholsky und bewegende Figuren wie Rosa Luxemburg leider scheiterten. – –
    – – Und b) – das allergleiche Versagen der bürgerlichen Mitte in der gleichen Situation Anfang der dreissiger Jahre. Es haben wiederholt lächerlich wenige Prozente gefehlt, und Hitler wäre wohl auf immer Episode geblieben.

    Dann gibt es noch den Punkt der Demütigung der deutschen durch Versailles – die wurden da zum großen Sündenbock gemacht. Golo Mann hat das in den Sechzigern schon auf die Formel von der Urkatstrophe gebracht: Versailles war die Urkatastrophe, sagte er – das wird heute wohl klarer gesehen, als früher.

    Dann gibt es noch einen ganz irren Punkt: Frankreich hat sich durch den Versailler Erfolg ganz sicher vor Deutschland gefühlt – und hat sich (auch!) deshalb nicht mehr hinreichend militarisiert. Hätte die Nazi-Wehrmacht deutlichen militärischen französischen Widerstand angetroffen bei der Besetzung Frankreichs – der gesamte Zweite Weltkrieg hätte einen anderen Verlauf nehmen – – müssen.

    Der französische Punkt ist klar, aber wohl nicht diskursfähig. Kann aber noch werden.

    Ein Haupthindernis düfte die paradoxe Natur meines Hinweises auf den schwachen militärischen Widerstand Frankreichs sein, denn mein Hinweis impliziert, dass zuwenig Militär durchaus schlecht sein sein. Das passt überhaupt nicht zu unserem Zeitgeist, das ist klar, ist aber trotzdem richtig, wie ich meine.

    Immerhin: Die Alten kannten solch‘ Denken: Wenn du den Frieden willst, sagten die Römer schon in einer kompakten Sentenz: Dann bereite Dich vor auf den Krieg!Immerhin: Die Alten kannten solch‘ Denken: Wenn du den Frieden willst, sagten die Römer schon in einer kompakten Sentenz: Dann bereite Dich vor auf den Krieg!

    • Das beispiel Frankreich kann man auch auf die Schweiz anwenden.Das kleine land war bis an die zæhne bewaffnet um seine freiheit und neutralitæt zu verteidigen.AH hat einen grossen bogen um die Eidgenossenschaft gemacht,aber immer gedroht :“Das schweizer Stachelschwein nehmen wir auf dem Rueckzug noch mit !“ Es stimmt also offenbar,schwæche erzeugt begehrlichkeiten.

  37. Brillant! Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

  38. Dieser Tage fand ich im Nachlaß meines Vaters ( Jahrgang 1926) eine Entnazifierungs-Urkunde. Sie wurde 1949 anläßlich der Entlassung aus seiner vierjährigen russischen Kriegsgefangenschaft in Stalingrad im Alter von also 23 Jahren erteilt.
    Ich selber – sein mittlerweile alt gewordener Sohn – werde als Nazi beschimpft, weil ich mir um die Zukunft meiner Enkel angesicht der Merkel-Regierung Sorgen äußere.

  39. Neben 1933 gibt es weitere relevante Ereignisse wie zum Beispiel Versailles 1919.
    Die Familie meiner Mutter lebte in einer 3.900 Seelengemeinde im Sudetenland, wobei nur 36 Menschen keine Deutschen waren. Bei meinem Vaterland der Fall in Ostpreußen ähnlich.
    Wundert sich jemand, wenn diese Menschen den Anschluss bejubelt habe ?

    • Um das Ereignis 1933 geht es mir hier nicht, sondern um den damit verbundenen politischen und gesellschaftlichen Kulturbruch und die Ausklammerung dieser Tatsache bis heute.

  40. Das Problem haben wir heute mit Univeralsozialisten, die max. alimentierten Jobs nachgehen und ideell gesehen, selbst einen zurecht ausgestoßenen Alien sozial alimentieren lassen wollen. Was von Ihnen unbemerkt bleibt, ist, dass die als „Nazis“ bezeichneten, in Produktivjobs arbeitenden Menschen dies bezahlen müssen, obwohl diese dies aus tiefster Überzeugung ablehnen!

  41. Auch wenn der Autor viel mehr weiss als ich, folgende Fragen ergeben sich mir: 1. wer hat 1933 bereits als Kulturbruch empfunden. Ich vermute noch nicht einmal Thomas Mann und Albert Einstein, u.v.a.m., obwohl sie persönlich die Bedrohung erfahren haben; weder die politische Verfolgung Andersdenkender, noch der radikale Antisemitismus, waren über mehrere Jahre nach 1933 als Kulturbruch erkennbar. 2. auch vor 1960 hat es bruchstückhafte Aufarbeitung gegeben, owohl Adenauer mit ’schmutzigem Wasser‘ arbeiten musste; aber Helmut Schmidt, u.a. seines Alters, hatten keine grossen Probleme mit der Anerkennung des Kulturbruchs; danach gab es Nazi-Prozesse, ich glaube es war in Frankfurt, und die Stimmung hat sich mit der nachwachsenden Generation gedreht. Ich finde es schwierig, die Aufarbeitung, die irgendwie mit Hannah Arendt, und mit linken und liberalen Intellektuellen in Frankfurt/Freiburg begonnen hat, als einen abgeschlossenen Prozess zu sehen. Sie ist noch nicht zu Ende und wird nie alle erreichen. Siehe Höcke in Sachsen. Es wird immer Ewiggestrige geben.
    Die UdSSR hat mit der Entstalinisierung nach Stalins Tod auch so etwas wie einen Aufarbeitungsprozess, wenn auch nicht sehr weitgehend, begonnen. Ob und wieweit dies die DDR-Kommunisten erreicht hat weiss ich nicht. Die Russen haben ein noch komplizierteres Problem. Die Industrialisierung unter Stalin, den Grossen Vaterländischen Krieg und all die Prägungen der Sowjet-Menschen über zwei Nachkriegsgenerationen. Aus Putin’s Sicht war 1991 für Russland eine epochale Katastrophe, weil der Zerfall der UdSSR nur der Machtzerfall des Zentrums war. Die Regionalfürsten von Minsk, Kiew bis Almaty hatten ihre eigenen Motive, bis heute, lieber Staatschef als Provinzgouverneur zu sein. Mit dem Willen und Wünschen der Völker hatte und hat dies nur sehr teilweise zu tun. Der kommunistische Kulturbruch wurde auch deshalb nicht weiter aufgearbeitet, weil nach dem Bolschewismus keine liberalen, rechtsstaatlichen Demokratien entstanden sind und auch, mangels historischer Voraussetzungen, nicht entstehen konnten. Stalin und Mao werden weiter als Nationalhelden verehrt. Das Lenin-Mausoleum ist immer noch am Roten Platz und nicht in Lenin’s alter Heimat. In Deutschland scheint die Aufarbeitung doch am weitesten gekommen zu sein. Wir haben Befreiung verstanden, wir haben verstanden dass es keine Kollektivschuld gibt, und wir, jedenfalls die meisten, haben verstanden dass wir eine historische Pflicht zu Erinnerung haben, wofür das Holocaust-Denkmal, und auch die Stolpersteine stehen.

    • Holocaust-Denkmal und Stolpersteine: Das sind Symbole der Scham, aber nicht Zeichen, dass man das Vergangene wirklich verstanden hat. Man kann solche Symbole noch und nöcher über das ganze Land verstreuen und glauben auch, das „Nazi“ hinter sich gelassen zu haben. Aber das ist die Oberfläche.

      Im Inneren kann man trotzdem noch viele Einstellungen haben, die mit Nazi voll kompatibel sind. Man lässt z.B. Leute ihren Job verlieren, weil sie AfD wählen. Oder man bedroht Familien von Leuten, bei denen man denkt, sie täten es. Man begrüßt Straßengewalt, solange es gegen „die Richtigen“ geht. Die Stolperstein-Befürworter haben gar nichts gelernt.

      • @Marcel Seiler:
        Ja, – da sind wir in medias res, – es ist aber gerade wichtig, das Vorgehen dieser, wenn man so will, geschichtsvergessenen „Aufarbeitungs“-Verweigerer (Da sie die Aufarbeitung der Ideologie, der sie anhängen, offensichtlich nicht betrieben haben), – eben nicht als Nazi, – sondern als links-totalitär zu bezeichnen.
        Auf den jeweiligen Topf, – muss der passende Deckel. Dann weiss man auch was drin is.

      • Die Aufarbeitungsverweigerer bessern wir aber nicht mit Empörung und moralischer Aburteilung und Dämonisierung. Dies erreicht, aus Trotz, das Gegenteil. Wir könnten einfach zur Kenntnis nehmen, dass ein Teil der Bevölkerung, weder nach dem Krieg, und in späteren Generationen bis heute, weder intellektuell noch emotional den Weg aus der Schockstarre-falsche Kollektivschuldthese-bis Erinnerungsverantwortung gemacht hat. Eine möglichst emotionslose Sachlichkeit wird die ‚Höcke in Sachsen‘ vielleicht nicht überzeugen, wird aber auch nicht den Trotzreflex auslösen, den wir kennen, und der dann die negative Emotionsspirale weiterdreht.

      • Ich glaube, wir brauchen echte Demut. Nicht Demütigung, sondern Demut. Befehlen kann man Demut nicht; sie muss von innen kommen.

      • Ich kann keine Symbole der Scham sehen. Die Erinnerung macht mich betroffen, aber löst keine Schuldgefühle aus. Trotzdem denke ich, dass wir den Opfern und ihren Nachfahren eine würdige Erinnerung schulden.

      • Das stört mich auch sehr. Nazi wird gleichgesetzt mit irgendwelchen Triggerworten oder -symbolen.
        Hakenkreuz-Symbolik, z.B wurde ein Mann verhaftet, der seine Hähnchenschenkel in (mit viel Fantasie) Hakenkreuzform in die Pfanne gelegt hat.
        Die Zahl 28 auf Nummernschilden ist verboten, weil es für „B“ und „H“ steht (Blood & Honor, US Neonazi Vereiniging)
        Man darf das Wort Heimat nicht mehr sagen. usw.
        Das ist doch keine Aufarbeitung.
        Was soll man daraus lernen? Wenn keiner mehr das Wort Heimat sagt und man versucht, die Existenz von Hakenkreuzen aus dem öffentlichen Bewusstsein löscht, dann ist man auf der sicheren Seite. Wenn nicht, dann baut der Deutsche morgen wieder KZs? Etwas dünn.
        Währenddessen man das Verhalten von Antifa und die allgemeine staatliche Repression, Meinungsunterdrückung, Unterdrückung „falscher“ Medien (Tichys Einblick wird oft nicht als Quelle akzeptiert und gelesen, da zu „rechts“. Inhalt unerheblich), Bücherverbrennung (wenn auch bisher eher virtuell) usw. nicht anschaut.

    • @Bernhard K. Kopp:
      „Mit dem Willen und Wünschen der Völker hatte und hat dies nur sehr teilweise zu tun.“
      Das halte ich für eine sehr schwierige Formulierung, – vielen Menschen in den durch die UdSSR unterdrückten Völkern wurde schreckliches Leid angetan, – und das über 40 Jahre hinweg. Das sollten Sie vielleicht nochmal überdenken …
      Und das heute noch Auswirkungen – viele der osteuropäischen Völker pochen gerade wegen dieser Erlebnisse so sehr auf ihre kulturelle Eigenheit bzw. auf ihre staatliche Souveränität.
      „In Deutschland scheint die Aufarbeitung doch am weitesten gekommen zu sein.“
      Wenn man sie als eine solche wirklich verstehen kann, – denn die Schieflage in der Beurteilung von „links“ und „rechts“ (Mal unabhängig davon, wie gerechtfertigt diese Kategorisierung ist, – sie ist doch bisher sehr wirksam !) kommt ja genau daher, dass eine „Aufarbeitung“ der Schandtaten des Kommunismus, eben nicht stattgefunden hat (Damit meine ich nicht nur die DDR sondern vorallem, die Schandtaten desselben, weltweit).

      • ‚Sehr teilweise‘ ist bewusst vage, weil ich fast alle post-sowjetischen Länder, von Minsk bis Almaty sehr gut kenne und nur zu gut weiss, wie differenziert das alles zu sehen ist. Die baltischen Länder zähle ich ausdrücklich nicht dazu, weil diese zwar unter russischer Souveränität, aber deswegen nie wirklich ostslawisch-orthodox-russisch waren. Die‘ -stans‘ in Zentralasien sind nochmals ein eigenes Thema. Belarus und Ukraine sind mehr russisch als sonst was, und Georgien ist die Heimat Stalins. Entscheidend scheint mir, ob es in den verselbständigten Ländern eine Elite gibt, die einen eigenständigen Rechtsstaat organisieren kann und will, oder ob die Selbständigkeit nur zur Elite-Bereicherung nutzt, wie dies nicht nur, aber ganz besonders in Kiew der Fall ist.

      • @Bernhard K. Kopp:
        Unter dem Aspekt „ostslawisch-orthodox-russisch“ kulturell, – einverstanden !
        Allerdings muss man schon sagen, dass gerade die Kirche, – zumindest in der Anfangszeit der UdSSR nichts zu Lachen hatte …
        … und dass die Teile der Kaukasusregion, die es betrifft, – die -stans und das Baltikum schon auch relevante Teile des Sowjetimperiums waren.

  42. „Warum er (Hitler) Bürgertum, Konservative und Liberale ebenso verachtete wie Mussolini und Franco.“
    Diesen Satz mußte ich mehrmals lesen. „Mussolini“ und „Franco“ sind wohl Nominativ, nicht Akkusativ? Könnte der Autor das klarstellen?

      • Ich bin deshalb stutzig geworden, weil ich immer dachte, daß Hitler Mussolini bewunderte und als Vorbild nahm, zumindest vor den Pleiten in Abessinien und auf dem Balkan und in Nordafrika.

      • @Evelyn Beatrice Hall:
        Soweit ich weiss, – nur so lange er selber noch nicht so mächtig war.
        1934 gab es schon die ersten Risse, weil Italien den Austrofaschismus in Österreich stützte und ausgesprochen gegen den Anschluss war.

  43. Den Blick auf den materiellen Wohlstand halte ich für sehr wichtig. Die jetzige deutsche Republik und ihre Krise ist wird ja gerne mit der Weimarer Republik in ihrer Endphase verglichen. Dabei sind die Krisen nicht vergleichbar, denn der Wohlstand war in den Weimarer Jahren nicht mal im Ansatz so hoch wie heute. Die arbeitslosen Menschen sind Anfang der 30er Jahre nach dem Börsencrash reihenweise aus dem Fenster gesprungen, weil sie vor dem absoluten Nichts standen. Es gab für viele Menschen einfach nichts: Keine Arbeit bedeutete Totalabsturz. Ich glaube, das kann sich ein heutiger Hartz-IV-Empfänger nicht mal im Ansatz vorstellen.
    Junge ungebildete Männer ohne Arbeit fanden in der NSDAP eine Möglichkeit zum sozialen Aufstieg. Auch das ist wichtig zu wissen.

  44. Ausserdem war der Nationalsozialismus eine Bewegung der jungen gegen die alten. Seine Protagonisten waren überwiegend unter 50.

  45. Ob Sie recht haben oder nicht: Ich habe 0 Bock auf Vergangenheitsbewältigung. Meine Kinder sollen in der Gegenwart leben und in die Zukunft ?. Nix wie weg aus dieser rückwärtsgewandten IRD (Islamische Republik Deutschland). ?? könnte das großartigste Land der ? sein. Wirklich schade…

  46. Solange Zeit-Genossen leben, kann man nie aufarbeiten. Das hat was mit selektiver Erinnerung zu tun. Mein Vater erzählte 1960 über den nationalsozialismus etwas ganz anderes, als 1990. 1990 erzählte er das, was er seit 1960 im Fernsehen gesehen hatte.

  47. Das ist ein großes Unterfangen, das Sie hier ankündigen. Müsste es aber nicht damit beginnen, zu erklären, mit was man denn gebrochen hat? Hat man denn nicht letztendlich mit der Religion, dem Christentum gebrochen? Und falls Sie das bejahen sollten, führt dies dann nicht weiter zur heutigen Gegenwart als Konstante eines Bruchs, der 1933 begann? Ist für die gegenwärtige Zeit nicht ein folkloristisches Pseudo-Kulturchristentum kennzeichnend, weit weg von Religion und Glaube? Ich bin gespannt, welche Antworten Sie finden werden. Ich sehe den Bruch eben nicht nur alleine kulturell, sondern im Bruch mit dem christlich-jüdischen Gott, im christlichen Sinne mit Jesus, eben im Glaubensverlust. Oder anders ausgedrückt, ohne Gott verlieren wir uns selber.

    • Zustimmung in allen Punkten! Und nur aus diesem Bruch, aus dieser maßlosen Selbstüberschätzung des Menschen kommen die Probleme. Wie ist es also zu bewerten, wenn ständig von der Aufarbeitung von Schuld gesprochen wird. Schuld muß vor Gott bekannt werden oder sollen nachfolgende Generationen, die die Schuld ihrer Vorfahren selbstverständlich verborgen in sich tragen, über sich selbst richten und was soll dabei herauskommen. Oder wie ist es zu bewerten, wenn Priester die Beichtenden zum Psychologen schicken und diesen damit über Gott stellen. Wieviele Welten haben denn diese Psychologen geschaffen, daß sie hier Vollmacht hätten. Die Kirche stellt also Überweisungscheine zum Facharzt aus und sieht sich selbst offenbar als Fake-Organisation. In Deutschland deutet alles darauf hin. Nun ist es aber in der Realität so, daß Gott sich niemals ändert, unabhängig davon, was Menschen beschließen. Er ist weder tot noch fern, er ist da. Wird man das noch begreifen und umkehren, bevor es wieder mal zu spät ist?

    • Kann man diskutieren.
      Wobei, wenn dann, muss man dann den frühesten Zeitpunkt des Kulturbruchs nehmen … welchen nehmen wir da (Ernst gemeint, nicht polemisch !) ? :

      1789 Die Französische Revolution ?
      Wobei hier zu sagen ist:
      Wolllen wir die Errungenschaften der Aufklärung wirklich missen ?
      Zur Erläuterung: In besagter Zeit wurde, teils, die Vernunft als alleiniger Gott verehrt !

      1918 Bolschewistische Revolution in Russland ?
      Ich halte es mit Prof. Baberowski (Siehe auch seinen Vortrag auf Youtube: „Geteilte Erinnerungen …“), sinngemäss:
      Dieses Ereignis ist bestimmend für das 20. Jhd. und erklärt, leider, vieles.

      1933 ist in der Frage des Kulrurbruchs ein Folgeereignis.
      Die Fixierung allein auf 1933 bringt in dieser Frage nicht viel.

      • Kann man diskutieren, muss man sogar, würde ich meinen. Sie haben Recht, der Zeitpunkt ist zumindest dann nicht mit 1933 zu fixieren wenn man sich die Entwicklungen in anderen europäischen Ländern anschaut. Für Russland könnte 1918 gelten , aber mit 1933 hat in Deutschland eben ein Zäsur statt gefunden, die deren Wurzeln natürlich früher liegen. Die Aufklärung sehe ich nicht in Gegnerschaft zum Christentum. Im Gegenteil, diese konnte meines Erachtens nur entstehen in einem christlichen Umfeld und ist sozusagen eine Tochter des Christentums. Um es überspitzt zu sagen: eine aufgeklärte Aufklärung kann sich gar nicht an Stelle des Glaubens setzen. Außerdem ist es vernünftig und aufgeklärt zu glauben. Aber: auch ein aufgeklärter Glaube ist eben immer noch ein Glauben und Gott eben nur erfahrbar im Glauben. Ich vermute sogar, dass im Menschen eine Sehnsucht nach Gott angeboren ist, die in einer rein rationalen und funktionalen Welt dann andere Ventile sucht. Ihnen vielen Dank für Ihre Antwort.

      • @k.b.:
        Ohne Sie in irgendeinerweise offendieren zu wollen, finde ich eben die Herauslösung von 1933 aus dem europäischen Kontext, – aus der Vorgeschichte, für eine typisch deuteche, nationale, beschränkte Sichtweise.
        Alle grossen Ereignisse in Europa hatten auch mehr oder weniger Auswirkungen auf alle Länder Europas.
        Ohne Russland 1918 hätte es Deutschland 1933 so nicht gegeben.

  48. Herr Goergen,

    Sie und andere suchen in den Krümeln und machen sich einen Kopp über Dinge, die gar nicht so schwer zu verstehen sind.

    Kontemplieren Sie doch mal einen Abend über das Triptychon ‚Großstadt‘ von Otto Dix, da kommen Sie zu Epochen und Kultur übergreifenden Einsichten und brauchen nicht so viel grübeln und so viele Bücher lesen.

    • Frau Hofmeister, ich kann Ihren Hinweis schon verstehen, aber ich glaube es ist doch komplizierter, weil Kunstwerke so deutungsoffen sind. Im Dix sieht der eine dies und die andere das, und eine kurze Antwort auf Ihre Idee mit dem Dix (den ich auch für in der Tat aussagekräftig halte, da stimme ich Ihnen wie gesagt zu) – also eine kurze Antowort auf Ihren obigen Post könnte lauten: „Wie meinen sie das?“ – – . – –

    • @Teresa Hofmeister:
      Das erscheint mir doch … wie sagt man das heute so schön … ETWAS unterkomplex.

  49. Seht geehrter Herr Georgen,
    Sie haben Recht, es besteht ein Stau, die von Ihnen als „politischen Kulturbruch“ bezeichneten politischen Veränderungen objektiv auf zu arbeiten.
    Nur leider glaube ich nicht, dass dies gelingen wird.

    Schon in Ihrem Artikel finden sich Fehler:
    – die sogenannte Oktoberrevolution, die Machtübernahme der Bolschewiki, war 1917 als Reaktion auf die Februarrevolution des gleichen Jahres
    – fehlen in Ihrer Aufzählung sowohl der Kommunismus als auch der Stalinismus, wobei letzterer eigentlich für die Diktatur in der DDR verantwortlich zeichnet.

    Wenn Sie behaupten, eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit hat in der DDR nicht statt gefunden, da muss ich Ihnen widersprechen.
    Ja, diese Auseinandersetzung war ideologisch geprägt.
    Allerdings gehörten die Besuche von KZ-Gedenkstätten mit der entsprechenden Vor- und Nachbegleitung zum Lehrplan in den Schulen.
    Bücher wie z.B. „Nackt unter Wölfen“ oder „Die Abenteuer des Werner Holt“ gehörten zum Lehrplan des Deutschunterrichts.

    Leider ist es nicht mehr möglich, die unmittelbaren Zeitzeugen der Zeit von 1929 bis 1933 zu befragen.
    Diese wären, nach meiner Meinung, die Basis für eine objektive Betrachtung dieser Zeit.

    • Ihre „Fehler“-Liste ist zu kurz, es gibt unzählige Fragen, die zu Thema gehören und die ich im ersten Teil meiner Geschichte nicht genannt habe.

  50. Bravo! Danke! Ich erwarte mit großer Spannung Teil 2.

  51. ->“Der Begriff 68er ist mehr irreführend als klar. Das beginnt damit, dass die echten 68er in Wahrheit 67er waren und von ihnen schon 68 nicht mehr viel blieb und danach schon gar nicht.“

    Und ich dachte schon, das wüsste keiner mehr. Danke, dass Sie das doch noch mal thematisieren. Das ganze ‚grüne und Fischer Gesumse‘ waren nur „follower of fashion“. Meine ‚bescheidenen‘ (frei nach Varoufakis) Versuche hier und dazu waren ja nur von Erfolglosikeit gekrönt.

    Wobei, der eigentliche Anfang war ja der 7. Mai 1965 als der FU-Rektor die Teilnahme des Schriftstellers Erich Kuby an einer Podiumsdiskussion an der FU durch Hausverbot verhindern wollte. Aber ich will jetzt nicht kleinlich sein 😉

    • „follower of fashion“ ist der treffende Ausdruck für die 68er Polit-Mode.

  52. Ein Gedanke zum inflationären Gebrauch von politischen Kampfvokabeln wie „Nazi“, „Faschist“ usw.
    Den Zeitungen laufen seit Jahren die Leser weg. Sowas kommt von sowas! Der unerträgliche links-Grüne Gesinnungsjournalismus ist meiner Meinung nach Schuld. In Zeitungen wie z.B. „Welt“ , die ich eigentlich gerne lesen würde, verfallen immer wieder in den unerträglichen Modus der Leserbeschimpfung. Ich, die ich die Entscheidung Angela Merkels in Bezug auf den Umgang mit der Migrationskrise nicht gutheiße und höchst alarmiert bezüglich der Kosten und Folgen für unsere Gesellschaft bin, werde dort (und auch fast überall sonst in den Medien) als „Neue Rechte“ bezeichnet. Wenn ich in einem Artikel dann wieder sowas lesen muss, wie ein dahergelaufener Redakteur mich und Millionen andere Menschen, die nicht sein linkes, nicht zu Ende gedachten Weltbild teilen, rundumschlagmäßig bekeidigt, dann verletzt mich das sehr. Ich finde es unerträglich mit tumben Neonazis auf eine Stufe gestellt zu werden. Ich habe bei der Bundestagswahl AfD gewählt. Und nein- ich finde mitnichten alles gut was Vertreter dieser Partei tun und sagen. Aber manches, vor allem was vom gemäßigten Flügel kommt und im Grundsatzprogramm der Partei steht, eben schon. Das man eine konservative Einstellung hat ist doch hoffentlich noch kein Verbrechen und ich würde deshalb niemals den industriellen Massenmord an Menschen befürworten, die irgendwie anders sind als ich. Was ist das blöd für eine Unkultur die sich in den letzten Jahren in den Zeitungsredaktionen breit gemacht hat?! Jeder Redakteur, der gegen die AfD und ihre Wähler hetzt, greift mich in diesem Moment persönlich an- und genau so kommt es bei mir an. Es gab in meinen Augen angesichts der inhaltlich zu einer Einheitspartei verschmolzenen „CDUSPDFDPGrüneLinke“ sehr gute Gründe und bedauernswerterweise keine anderen Alternativen für diese Wahlentscheidung. Diese Wahlentscheidung war aus meiner Position heraus nichts weniger als der Versuch das Ruder politisch Herumzureißen, Weichen neu zu stellen und ein Umdenken zu mehr Realismus, schonenderem Haushalten mit dem Geld der Steuerzahler und weniger linker Ideologie einzuleiten. Ist es in Deutschland heutzutage schon verboten bei „freien“ Wahlen die Partei zu wählen, von der man meint, dass sie die eigenen Interessen am Besten vertritt? Offensichtlich ja wenn man von diesem Recht Gebrauch macht indem man AfD wählt. Und nun muss ich mich täglich von den Mainstreammedien deswegen beleidigen lassen. Als AfD-Wähler ist man politisch Mensch 2. Klasse, dessen Meinung nicht nur nicht zählt. Die sog. Volksvertreter sind auch noch stolz darauf, dass sie die AfD bei jeder Betrag auflaufen lassen, grundsätzlich bei Anträgen dagegen stimmen usw. Die müssen sich aber darüber im Klaren sein das diese AfD-Abgeordneten im Bundestag so zahlreich sitzen weil sie von Millionen Menschen gewählt wurden. Was die anderen Parteien da machen ist höchst undemokratisch und vor allem für sie selbst schädlich. Und die meisten Medien machen fleißig mit beim lustigen Oppositionsführer-Bashing. Jedes Mal wenn wieder scharf gegen die AfD-Wähler geschossen wird lege ich inzwischen die Zeitung weg und sage mir „Nie wieder!“. Aber leider gibt es ja nicht so viele Alternativen und man möchte sich ja nicht nur in seiner Filterblase bewegen. Mehr Sachlichkeit wäre daher wirklich wünschenswert. Es wundert mich aber trotzdem das sich noch immer so viele Menschen diese Medien antun! Das grenzt an Masochismus. Aber vor allem: Was bitte geht in den Köpfen dieser Redakteure, insbesondere der Chefredakteure, die das ganze permanente Leserbashing zu verantworten haben, vor?

    • @Duke:
      Ich kann Sie sehr gut verstehen !
      Ich kann, ja mal sagen, was für mich einer der Gründe zu sein scheint, – auch wenn es Sie vermutlich nicht tröstet …
      … ein Grund, der auch, meiner Meinung nach, etwas Wesentliches, mit Totalitarismus bzw. unserer Diskussion über diesen und dem Handeln der Menschen zu tun hat, – also warum Menschen so handeln:
      Meiner Ansicht nach, sind Menschen der Agressivität und der Herabwürdigung Anderer fähig und sie haben auch, zumindest zeitweise, oder latent, den Wunsch, dies auszuleben.
      Man lann dies im Griff haben, wenn man reflektiert ist und sich seiner Gefühle bewusst ist.
      Zum Punkt: ALLE die heute so aggressiv und herabwürdigend gegen sog. oder wirklich rechts sind, lassen diesen Instinkten frei und freudig ihren Lauf, weil es sozial und auch auf sonst keine Weise sanktioniert wird – im Gegenteil – es wird ja bisher sogar mit „Anerkennung“ belohnt.
      Diese Aggressivität bekommt jeder zu spüren, der „zum Abschuss freigegeben ist“, – das betrifft heute die „Nicht-Linken“, – aber es betrifft immer die Nicht-Konformen !
      Derzeit und seit langem, – sind es „wir“.
      Wenn wir wirklich aus der Geschichte, auch aus den Totalitarismen, lernen wollen, – so sollten wir uns dieser, dem Menschen eigenen Aggressivität, bewusst werden (Nein, – liebe Linke, oder auch an alle Anderen, die das denken mögen: Der Mensch ist nicht ausschliesslich und immer lieb und gut … und sie sind auch nicht alle gleich !), mit ihr umgehen, – sie eindämmen und nur im Verteidigungsfall raus lassen.
      Versuchen andere Menschen objektiv (Nein, das heisst auch nicht immer nur positiv) zu sehen, sie fair zu behandeln und mit „Abschussfreigaben“ sparsam umzugehen.

  53. Tatsächlich hat mir meine eigene Recherche (nach Schulbildung und den üblichen Filmdokumenationen) sehr viel Verständnis zur Nazi-Herrschaft gebracht. Die Nazi-Zeit wird noch lange nicht aufgearbeitet sein und wahre Aufklärung wird sehr positive Folgen haben.
    Erstens war grundlegendes Verständnis von Ökonomie sehr hilfreich, wobei ich die Österreichische Schule der Ökonomie empfehlen kann. Denn nicht nur waren einige wichtigen Stellschrauben (wie das inflationäre Geldsystem) vor Hitler falsch gestellt, dass sich Finanzkrisen und damit auch politische Verwerfungen ergeben mussten, womit Hitler (teilweise kein deutscher Sonderunfall sondern die logische Folge von Misswirtschaft war. Sondern auch waren Hitlers ökonomische Versprechungen nie echt, denn sie waren unwirtschaftlicher als Freihandel, auf nicht Wohlstand schaffender Aufrüstung und ebenfalls auf künstlicher Inflation gefußt. Ökonomisch braucht es also keinen Diktator, was für viele vielleicht gar nicht so eindeutig sein mag.
    Zweitens war revisionistische Literatur wichtig. Und ich rede hier nicht von den Dummbatzen sondern von guten Wissenschaftlern wie Christopher Clarke oder Alexander Benesch. Aber man darf sich als Deutscher angesichts der Fakten schon erlauben, den Zweiten Weltkrieg teilweise als Folge des Ersten Weltkrieges zu sehen und auch die harten Sanktionen des Versailler Vertrags zu kritisieren, ohne den Nazi-Deutschen ihre riesige Schuld abzusprechen. Bislang unterschätzt wird übrigens der Grad der Spionage und der Täuschungsmaneuver, wie etwa nachgewiesen in Lou Kilzers Büchern. Übrigens hat der Geschichtsprofessor Lothar Machtan gerade nachgewiesen, dass Hitler schwul war, was auch Implikationen gehabt haben könnte.
    Drittens halte ich die psychologische Komponenten für sehr wichtig, wobei die online zur Verfügung stehenden Lectures von Dr. Jordan Peterson sehr hilfreich sind. Es gibt verschiedene Charaktertypen und die Gesellschaft kann, wenn manche davon diskriminiert werden, in ideologische Verkrustung und ggfs. sogar in eine Diktatur abrutschen, weshalb wir nicht nur möglichst viel individuelle Freiheit brauchen, sondern jeder von uns sie auch in kleinen Dingen verteidigen muss. Wie sagte schon Aleksandr Solzhenitsyn: „Die Linie zwischen Gut und Böse läuft durch das Herzen eines jeden Menschen.“

    • „Übrigens hat der Geschichtsprofessor Lothar Machtan gerade nachgewiesen, dass Hitler schwul war …“
      Mir gehr es nicht um den Umstand ob oder ob nicht, – sondern ob das seriöser Weise so stimmt. Die Rezensionen zu dem Buch sagen jedenfalls ganz klar, dass von „nachweisen“ keine Rede sein kann. Aber sicher ein Detailthema.
      Die Frage der Wirtschaft im NS ist da imho schon spannender, – wobei auch hier zu sagen ist: Wirtschaft ist immer immens wichtig … – aber selten der allein entscheidende Faktor.
      Auch ist es, meiner Meinung nach, nicht einfach, – diese im NS wirklich abschliessend zu beurteilen, da Kriegszeiten, auch in wirtschaflichen Fragen, – teils ganz anders zu bewerten sind wie Friedenszeiten.

  54. Ich glaube, Herr Goergen ist auf der richtigen Fährt. Mit materiellem Wohlstand kann jedes Regime die Menschen fangen – freilich nur auf Zeit, weil der ja nie vom Regime selbst kommt, sondern von anderen erwirtschaftet werden muß.
    Anstelle sozialen Aufstieges würde ich allerdings eher das Wort „Modernisieren“ stellen.
    Auch aus meiner eigenen Familiengeschichte kann ich sagen: Das Bürgertum, freilich nicht annähernd so dominant wie heute, war gegen Hitler ebenso unempfänglich wie gegen die Kommunisten. Die haben ihn nie gewählt, bestenfalls ihre Pflicht getan in der Wehrmacht. Allerdings fehlte damals noch der Hedonismus von heute. Hitler war der König der Kleinbürger.
    Was die Nazis nämlich in jedem Fall taten (auch in Österreich, beginnend mit dem Austrofaschismus) war, die alte führende Schicht aus der monarchischen Phase Deutschlands von der Macht zu verdrängen, die ganzen Bünde, Zünfte und Stände. Deren Pfründe, Einfluß und Macht gaben sie dem Kleinbürger. Sie gaben ihnen die Beletage-Wohnungen der jüdischen Rechtsanwälte und Ärzte, die es noch nach Amerika geschafft hatten, die Posten der Von-und-Zu’s. Und sagten ihm: Deine Zeit kommt jetzt. Der soziale Aufstieg des Malochers, der Proletarier hatte ja schon im Kaiserreich begonnen, als Folge der Verstädterung, technischen Fortschrittes, und der bismarckschen Sozialreformen. Die historische Niederlage der Kommunisten in Deutschland war in weiten Teilen der Tatsache geschuldet, daß sie das nie begriffen haben. Die Sozialdemokraten hatten mit ihrem Konzept des Aufstieges durch Fleiß und Selbstertüchtigung statt Klassenkampf das bessere Angebot an die Arbeiterklasse, und es gehört zur Tragik der Sozialdemokratie, daß sie dies vor 40 Jahren über Bord warf und den „Anspruch“ erfand.
    Das Dritte Reich war also der Staat der Kleinbürger. Der, die weder arm waren noch denen es gut ging. Mein Vater, Zeitgenosse des 3. Reichs, Sohn einer Bürgerfamilie, die Hitler wie einen Pavian im Zoo betrachtete, hat mir damals, als ich ihn als Jugendlichen fragte, wie das denn damals so war bei Hitler, Erich Kästners „Emil und die Detektive“ zu lesen gegeben. Lies das, sagte er, und Du versteht, wie es damals war, als ich so alt war wie Du heute. Und so tauchte ich eben ab in das Berlin der späten Zwanziger. Und merkte: Wer das nicht selbst erlebt hat, wird es nie verstehen.

    • Ein anregender Kommentar, sehr einverstanden.

    • Was ich nicht verstanden habe:
      Sind Kleinbürger, – keine Bürger ?
      Ich halte, im Regeldall viel von Ihren Ausführungen, – es ist also ernst gemeint !
      Und das:
      „Die haben ihn [Hitler] nie gewählt, bestenfalls ihre Pflicht getan in der Wehrmacht.“
      … meinen Sie ernst ?

      • @ St. Kurz: Ich mache einen Unterschied zwischen dem „Kleinbürger“ und der „bürgerlichen Mittelschicht“ Dieser ist nicht neu, er besteht bis heute und definiert zum Beispiel die Milieus, die die AfD und dann wieder die Grünen und sie CDU wählen. Anders ist heute die numerische Verteilung: Deutschland war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Kleinbürgerland mit einer dünnen Mittel- und Oberschicht, seit den 60ern (im Westen) ein fast überwiegendes Mittelschichtland mit einer kleineren Kleinbürgerschicht und einer eingewanderten Unterschicht. Das markierte den Unterschied zur DDR, die Kleinbürgerland mit ein paar Proletariern blieb, und bis heute ist der Osten so und hat sich nicht „vermittelschichtet“. Darum gibt es im Osten auch noch deutsche Müllkutscher oder Bedienungen bei MacDonalds. Der Kleinbürger ist kein Prolet, Proletarier, Unterschicht. Er mag hart arbeiten, aber in der Regel schon nicht mehr da, wo es laut, schmutzig und gefährlich ist. Er hat fast nie studiert, im reicht sein eigenes Land, er ist meist rechtschaffen. Er vertraut immer zuerst seinen Politikern, aber wenn dieses Vertrauen enttäuscht wird, gibt er es nie wieder zurück.
        Der „Bürger“, der Citoyen entstand während des 18. Jahrhunderts, als sich die Gesellschaft der Städte von der des Landes immer mehr zu differenzieren zu begann. Fleiß, Bildungsbeflissenheit und Bescheidenheit trafen auf eine glückliche Phase bahnbrechender technischer Erfindungen, wodurch sich eine Schicht bildete, die weder in den Palästen der Reichen, des Adels also, lebte (sie sehr wohl mit ihren Wohngebäuden des 19. Jahrhunderts, die sie bis heute bevorzugt, imitierte) noch seinen Wohlstand hatte, aber sich weder in körperlicher Arbeit verschleißen mußte noch auf die heimische Scholle beschränken mußte. Denn zum Reisen hatte sie das Geld. (Exkurs: Es sind ja gerade nicht die Söhne der Ärmsten, die seit 2015 nach Deutschland massenhaft zuwandern. Auf dem Schlaubooten auf dem Mittelmehr sitzen gerade nicht die Hungerleider aus dem Sahel. Keiner von denen schaffte es aus seinem Kral bis nach Libyen) Andere Effekte, wie wenige Kinder, in die viel investiert wird, die Übernahme der männlichen Lebensbilder durch die Frauen, traten dazu. So entstand überall im Westen die „Mittelschicht“ und mit ihr die Suburbia, der Pendler, die Massenuniversität. Diese Mittelschicht ist, schon im Biedermeier, wo die ersten ihrer Art auftraten, niemals nationalistisch gewesen. Sie war lange skeptisch gegen das Hurra der radikalen Ideologien, und sie blieb das auch im 3. Reich oder der DDR.
        DARUM, Herr Kurz, kann es in Deutschland keinen neuen Hitler mehr geben, dafür haben wir nun Merkel. Wir sind das Land der Mittelschicht.

        Wie das Land, so seine Politiker.

      • @Berggrün:
        Danke für die Antwort !
        Und so, wie Sie es definieren, – habe ich es verstanden, – und ich stimme in weiten Teilen zu.
        Grüsse

  55. Sehr geehrter Herr Goergen. Es wird sie viel Zeit und Recherche kosten, aber ich bin hier ganz bei Ihnen. Es wird schon viel zu lange die einseitige, so genannte Aufklärung, in DE praktiziert.Danke das sie diese Fragen objektiv erörtern. Bin schon richtig gespannt was da von ihnen kommt, aber ich denke es werden einige Teile werden.
    Gruss aus dem Langsamstig.

  56. Die brutale und mörderische Mixtur aus „Führerstaat“,“Gefolgschaftsideologie“, „Antijudaismus“ , politischen imperialen Ansprüchen (Volk ohne Raum), Antibolschewismus, wobei Hitler den Bolschewismus als Teil einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung ansah, diese Mixtur machte in der Hauptsache den Nationalsozialismus aus, dazu Kriegs und Fronterlebnisse aus dem dem ersten Weltkrieg, Verachtung der amerikanischen „Plutokraten“, Verachtung einer bürgerlichen liberalen Gesellschaft und Träume von einer überlegenen „Herrenrasse“ die bestimmt sei die Welt zu beherrschen , wobei Hitler die von ihm bewunderten Engländer ebenfalls dieser „Herrnrasse“ zuordnete.

    Der italienische Faschismus Mussolinis war verglichen mit dem Nationalsozialismus eher eine Angorakatze gegnüber einem indischen Tiger, wenngleich Mussolini gleichfalls imperiale Ansprüche hatte und versuchte diese durchzusetzen( Abessinien, Lybien u.s.w.)

    Der totale und folgerichtige Zusammenbruch der Hitler´schen „Weltanschauung“ 1945, wie er seine Mixtur aus den unterschiedlichsten Elementen benannte, – politisch, moralisch, militärisch-, wurde in der Tat bisher nur scheinbar aufgearbeitet, wissenschaftlich erforscht allerdings, aber nicht umfassend in ihren Ursachen im Bewußtsein der Nation verortet, die neben allen anderen europäischen Nationen, die durch die Kriegsereignisse 1939 bis 45 davon betroffen wurden, in ihrer Grundsubsanz durch das Hitler´sche Großexperiment beinträchtigt wurde.

  57. Ich bin sehr gespannt, zu welchen Schlußfolgerungen Sie gelangen. Ich habe mich, angeregt durch Danischs Überlegungen, mit der Zeit befasst. Ich neige dazu, anzunehmen, daß es, nicht nur in Europa, um den Grundwiderspruch zwischen Nationalisten und Internationalisten geht. Und der ist schon wesentlich älter, eine monarchistische Version der EU in der gleichen Zusammensetzung wie heute stellte die „Heilige Allianz“ dar, die sich ebenfalls als Friedensbündnis verstand. Die wichtigste Voraussetzung für den Nationalsozialismus war sicher die Oktoberrevolution und die extreme Grausamkeit der dortigen Revolutionäre, verbunden mit ihrem Internationalismus und dessen Ausgreifen nach Deutschland.

  58. Wie sieht es mit der Aufarbeitung der BRD Vergangenheit aus?

  59. Ich freue mich, wie immer, auf Ihre Gedanken dazu!

  60. Die sog. 68er haben hier nichts mehr zu sagen. Den Irrsinn veranstalten deren Schüler. Hitler war ein halbgebildeter Fanatiker, der aber in der Lage war, genau zu beobachten und die Methoden der Kommunisten und Faschisten gegebenfalls zu kopieren. Die jetzige Misere ist nicht eine mangelnde Aufarbeitung der Geschichte, sondern die Folge der „Frankfurter Schule“. Das waren Marxisten, die es sich nach ihrer Rückkehr bequem gemacht haben und die genau wußten, warum sie nicht nach Moskau emigriert sind, um im Hotel Lux zu wohnen. Der widerlichste und hässlichste von allen versprüht heute noch sein Gift, den wollte in den 60ern selbst Adorno in Frankfurt nicht habilitieren lassen.

  61. Mein Großvater mütterlicherseits, hat sich damals nur wegen Hitler einen Volksempfänger gekauft. Hat sich Hitlerst erste Rede als Kanzler angehört, und danach gesagt: „Es gibt Krieg!“
    Mein Großater war von Anfang an gegen Hitler. Er hatte Glück, dank guter Freunde kam er nicht ins Lager, obwohl er seinen Mund nicht halten konnte.

    Es mag sein, dass Hitler wirklich die Masse des Volks hinter sich hatte, aber ich denke, dass die Masse schlicht still war. So wie heute auch die Masse schlicht still ist. Sich nicht einmischen in die Politik – nicht anecken, wie Tellkamp. Die Gedanken sind frei …

    • Die Masse besteht immer aus Mitläufern, die einfach unkritisch einer vorgegebenen Richtung folgen. Abstiegs- und Verlustängste, selbstverschuldete Unwissenheit (man will es gar nicht so genau wissen) Naivität (wird schon nicht so schlimm sein), Obrigkeitsgläubigkeit, falsch verstandene Loyalität – auf dieser schiefen Ebene bewegt sich die Masse immer der Schwerkraft folgend. Das war früher so und ist heute das Gleiche.

    • …nur die Gedanken sind frei. Es liegt anscheinend bei den Deutschen in den Genen,
      nur von heute bis morgen zu denken, Weitsichtigkeit ist bei der Masse nicht vorhanden,
      vllt. ist die jüngere Generation auf einem besseren Weg.

      • Was hätte mein Großvater anders machen sollen?
        Eine Demo 1933? Dann wäre er wohl ins Lager gewandert, ob es mich dann heute gäbe?
        Manchmal ist es schlicht realistischer daran zu denken, dass man morgen auch noch lebt. Pragmatisch zu reagieren hat uns überleben lassen, trotz Napoleon und Hitler …
        Wir werden auch Merkel und die EU überleben, so wir denn überleben …

      • @Doris die kleine Raupe Nimmersatt:
        Nichts gegen Ihren Grossvater und seine Situation kann ich nicht beurteilen !

        Aber generell:
        Natürlich gab es VOR ´33 Möglichkeiten, sich gegen die Entwicklung zum NS zu wehren !
        Schauen Sie sich mal die Ergebnisse der Reichstagswahlen 1919 – 1933 an, – sind im I-Net auf einen Klick verfügbar, – die Zustimmung für die sog. oder wirklich bürgerlichen Parteien nahm immer weiter ab.
        Und „er“ (Hitler) wollte nur, zumindest „formal“ „legal“, – also über Wahlen, an die Macht kommen, – anders als, nur um den Vergleich zu ziehen, – die Bolschewisten 1917 in Russland, die haben eine gewählte Regierung und ein gewähltes Parlament einfach, per Militär-Putsch beseitigt.

  62. Bemerkenswerte Thesen stecken in Ihrem sehr wichtigen Beitrag. Ich stimme Ihnen zu, dass die „Aufarbeitung“ von 33/45 fehlschlug und in ein neues ideologisches Zwangskorsett hineinkippte, dem wir dringend entkommen müssen.
    Der Gegner wird das als billigen Versuch einer „Rehabilitierung“ des Grauens interpretieren – nicht etwa, weil er er davon überzeugt wäre, sondern weil seine Reflexschemata nichts Anderes zulassen. Darüber muss man sich souverän hinwegsetzen, im Sinne einer kühlen Betrachtung dessen, was real gewesen und was dem wiederum real vorausging. Insofern rückt meiner Ansicht nach auch der Wilhelminismus vor und nach Bismarck in den Fokus. Und den kann man nicht betrachten, ohne die Rolle Englands, der USA und Frankreichs im Blick zu haben. Wer die deutschen Extreme verstehen will, muss die Extreme der anderen verstehen lernen. ur so kommen wir allmählich aus der historischen Falle heraus, in die wir immer wieder hineingezwängt werden. Nationale Selbstbestimmung und Freiheit bedingen einander und rufen nach Fortsetzung der Kontinuität nach 1848/1870-71. 1949 war nicht die Fortsetzung dieser Kontinuität, weil nationale Selbstbestimmung durch blinde Großmacht-Ergebenheit ersetzt wurde, damals nachvollziehbar, heute hingegen tödlich. In Zukunft werden wir uns keine Fischers, von Weizsäckers, Kohls und Genschers mehr erlauben können. Keine Reden zum 8. Mai mehr, sondern zum 20. Juli oder zum 17. Juni.

  63. Wollen Sie gerne mal erleben, wie diese pseudolegalen Finanamts-Haie (es lebe der Heilige Augustunus und sein von Papst Benedikt im BT zitierter Spruch über den Staat als Räuberbande!) sich wegen einer Straftat vor Gericht verantworten müssen?
    Schrauben Sie des Nachts die „48“ oben im Bild ab … 🙂

  64. …“ Mit dieser zentralen Frage beschäftigt sich der Unterricht in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen bis heute nicht.“… Kann er ja auch gar nicht so lange die Geschichte von den Siegern geschrieben wird. Hie und da kann man unabhängige Geschichtsaufarbeitung zur Kenntnis nehmen. z.B. C. Clark „Die Schlafwandler“ (bzgl. 1. WK). Auf weitere, unabhängige Aufarbeitung wird man noch warten müssen. Zarte Ansätze zu den geistigen Vätern des Nationalsozialismus kann man bei Hermann Ploppa nachlesen. Wie gesagt, es sind ganz zarte Ansätze und verbreiten kaum Massenwirkung. Wäre auch wohl zu viel des Guten. Es hat schon seinen Grund warum unsere ö.r. Medien zwangsfinanziert sind. Die Unabhängigkeit läßt grüßen. Die Frage bleibt. Unabhängig von wem.

  65. Na, hochverehrter Herr Georgen, da haben Sie sich ja was vorgenommen…
    Wenn schon, dann richtig groß ausgreifen, gell 🙂
    Ich werde es zum Anlaß nehmen, mir erstmal den Zitelmann zu bestellen und auf die Lektüreliste zu setzen.

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