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Umsonst und draußen

Gratis-Nahverkehr: Kostenlos kann keine Leistung sein

15.02.2018

| Lesedauer: 3 Minuten
Auch wenn noch so viele auf den ewig gleichen Betrug reinfallen. Jede scheinbare Wohltat des Staates zahlen die Bürger und sonst niemand.

Die noch geschäftsführende Bundesregierung kapert jetzt die Themen der Piraten-Partei. In Umfragen und bei Wahlen ist diese zwar längst marginalisiert, aber nicht nur der Volksmund sagt bekanntlich, Kleinvieh macht auch Mist. In einem Brief von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD), Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) und Finanzminister Peter Altmaier (CDU) an EU-Umweltkommissar Karmenu Vella, schlägt die Regierung vor, einen kostenlosen Nahverkehr anzubieten, um ein drohendes Fahrverbot in Innenstädten zu verhindern. Kostenlos ist der Nahverkehr auch danach nicht, denn die Infrastruktur und die Beschäftigten müssen ja von jemandem bezahlt werden. Aber es zahlt dann ein anderer. Das Modell soll erst einmal in fünf Modellkommunen getestet werden. In Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim soll es losgehen. Warum eigentlich dort, fragt sich der geneigte Leser? Warum nicht in Wanne-Eickel, Berlin-Marzahn, Halle-Neustadt, Gundelfingen oder gleich überall?

Diese Umsonst-Kultur passt in den Zeitgeist, daher ist das Thema gut gewählt. Die Straßen und Autobahnen sind verstopft. Was liegt da näher, mit der S-Bahn oder dem Bus zu fahren, insbesondere, wenn man kein Ticket kaufen muss. Doch wie immer hat diese Umsonst-Kultur auch Nachteile. Wieso noch auf das Fahrrad steigen, wenn der Bus so nahe ist? Warum schaltet sich hier eigentlich nicht der Gesundheitsminister ein? Sein Vorschlag müsste doch an dieser Stelle lauten, dass die Bundesregierung auch kostenlose Fahrräder zur Verfügung stellt. Vielleicht kann man sogar einen Rechtsanspruch auf ein Fahrrad ins Grundgesetz schreiben. Grüne und Linke machen da sicherlich mit. Das hätte den Vorteil, dass gleichzeitig die „Volksgesundheit“ gefördert würde und damit das nationale Herzinfarktrisiko gemindert wird. Es würde auch die Fahrradindustrie wieder in Schwung bringen, wenn ein Großauftrag von 80 Millionen Fahrrädern auf die Hersteller zukäme. Gefördert würden dann natürlich nur Fahrräder aus heimischer Produktion, denn das sichert Arbeitsplätze vor Ort und schützt vor den Billigprodukten aus China und anderswo.

Diese nationale Strategie für Busse, Bahnen und Fahrräder könnte dann auch noch mit der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens von 1.000 Euro pro Bürger verbunden werden. Das würde die Umsonst-Kultur dann noch so richtig abrunden. Ach, die Welt wäre dann so schön. Alle Probleme wären gelöst und alle Menschen glücklich.

Guido Westerwelle sagte einmal: „Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.“ Da hatte er sehr Recht. Es würde eine Allmende-Kultur entstehen, in der sich viele es zu Lasten anderer gut gehen lassen. Nein, Dienstleistungen müssen einen Preis haben, sie ausschließlich über Steuern zu finanzieren, mindert die Leistungsfähigkeit der Anbieter, weil sie unabhängig von ihrer Leistung Transfers des Staates erhalten. Man muss nur in die Geschichtsbücher über den Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs nachlesen, um zu wissen, dass dieser Weg nicht von Dauer ist. Wenn der Staat und seine Kommunen den Schadstoffausstoß in den Innenstädten reduzieren wollen, dann können sie ja damit beginnen, den städtischen Fuhrpark umzurüsten und Busse mit anderen Antrieben fahren lassen.

So ist es auch mit dem bedingungslosen Grundeinkommen. Natürlich ist die Sozialbürokratie immens. Und natürlich ist es sinnvoll, die unterschiedlichen Einkommensbegriffe, Schwellenwerte und Leistungen des Bundes, der Länder und Kommunen zu bündeln. Und natürlich ist es sinnvoll, den Hinzuverdienst nicht voll auf Sozialhilfe und andere Leistungen anzurechnen. Das würde Bürokratie abbauen, Bürgern mehr Eigenverantwortung übertragen und Findige im Dschungel der Leistungen nicht gegenüber den Bedürftigen bevorteilen. Doch auch hier gilt, dass es eine Wohlstandsillusion einer Gesellschaft ist, zu meinen, der Staat sollte alle, seien sie bedürftig oder nicht, per se und ohne Bedürftigkeitsprüfung alimentieren. Die problematische Stigmatisierung derer, die Sozialleistungen erhalten, sollte in unserem Sozialsystem aber nicht dazu führen, dass man plötzlich vom Regen in die Traufe kommt. Es wäre ein falsches Signal in eine Gesellschaft hinein, wenn dann diejenigen ausgegrenzt und verhöhnt werden, die am Ende das Rad am Laufen halten und Steuern bezahlen. Denn hier sollten wir es mit Ludwig Erhard halten: Es gibt keine Leistung des Staates, die sich nicht auf Verzichte des Volkes gründen.

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51 Kommentare

  1. Ich finde den Vorschlag sehr gut. Es würden sehr viele Menschen das Angebot nutzen. Werdie guten Systeme in anderen Städten gesehen hat der bekommt eine Ahnung was machbar ist. Und die Kosten sind überschaubar. Für Asyl spielt Geld keine Rolle -. nur Kosten und nu Effekte.

  2. Kostenlos???
    Sie und ich subventionieren den ÖPNV doch unbefragt, egal, ob wir ihn in Anspruch nehmen oder nicht!
    In diesem Land ist wirklich gar nichts umsonst.

  3. Ich bin sofort für free ÖPNV, wenn ich dafür Klaus Kleber nicht mehr jedes Jahr auf 100 Bier einladen muss (GEZ)! Allerdings sehe ich nicht, dass das Merkelregime bei uns, die schon länger hier leben, die Daumenschrauben in irgendeinem Bereich lockern würden. Das bedingungslose Grundeinkommen gibt‘s übrigens längst. Freilich nicht für uns Einheimische (Iiieh, Deutsche!), aber für den, der seinen Pass wegschmeißt & das Zauberwort „Asyl“ sagt…

  4. Es geht bei diesem Mumpitz doch wohl in erster Linie darum, der EU Vorschläge anzubieten, wie die Grenzwerte, die es für Stickoxide für Städte gibt, eingehalten werden können.
    Die EU hatte solche Vorschläge verlangt, und dieser ist einer von sechs Vorschlägen. Werden die Grenzwerte nicht eingehalten, kann es ein Vertragsverletzungsverfahren vor dem EUGH geben.
    Das ganze soll zunächst auch nur als Testphase laufen, um Erfahrungen sammeln zu können. Auch wolle man die Bewertung der EU abwarten.
    Soweit meine Informationen.

    Hat man denn beim Gratisnahverkehr wieder einmal übersehen, daß zunächst einmal das Angebot an Bussen und Bahnen da sein muß, um soviel mehr Fahrgäste überhaupt befördern zu können? Den ersten Schritt zu mißachten und zunächst alle weiteren Schritte zu tun, hat man ja schon bei der Energiewende vorgemacht.

  5. Beim kostenlosen Nahverkehr für Städte wird wohl folgendes passieren:
    Da es viel Geld kostet braucht der Staat neue Einnahmen. Also wird eine zusätzliche Steuer auf Benzin und Diesel gelegt.
    Damit zahlen dann die Menschen, die auf dem Land leben, die Pendler, den Städtern ihren kostenlosen Nahverkehr. Das Gefälle zwischen Stadt und Land wird somit noch größer!
    Mal davon abgesehen, dass ich das, da auf dem Lande wohnend, unmöglich finde, wird es schlicht die Gesellschaft noch weiter spalten.

  6. Der Vorschlag „Kostenloser ÖPNV für alle“ poppte vor einigen Jahren kurz in Köln auf – ebenfalls hervorgebracht von der linken Piratenpartei (und deshalb natürlich freudig aufgegriffen von der örtlichen Presse).
    Im Gegenzug sollte dann jeder Kölner eine Art ÖPNV-Abgabe zahlen, egal ob er Bus und Bahn nutzt oder nicht. „Bus-und-Bahn-GEZ“.
    Da zeigte sich wieder, was die linke Ecke der Gesellschaft unter „Solidarität“ versteht, nämlich „Wir gönnen uns was schönes, und ihr da bezahlt es!“. Für die eigene Klientel wäre es natürlich ein feines Leckerli gewesen (damals schon über 90,- Euro für das Monatsticket gespart), und die Kosten wären der Allgemeinheit aufgebrummt worden.
    Gottseidank verschwand das Thema sehr schnell in der Versenkung.
    Auch aus einem anderen Grund wäre diese Idee heute garnicht mehr zu verwirklichen: Der ÖPNV in Köln stößt heute schon an seine Kapazitätsgrenze. Auf welche Weise die zusätzlichen, zu erwartenden neuen Nutzer von Bus und Bahn befördert werden sollten, ist nicht erkennbar.
    Dass dennoch die Umweltministerin Frau Hendricks mit ihrer unglaublichen Expertise und ihrer ausgesprochen weitreichenden Vorliebe für ein vernunftgeleitetes, faktenbasiertes, marktwirtschaftliches Handeln die Idee wieder aufgreift, überrascht mich allerdings kein bisschen.
    Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf!

  7. Mal ganz grundsätzlich: Der corpus delicti sind EU-Grenzwerte, die noch nie einen Stand der Wissenschaft repräsentierten. Anstatt von einer idiotischen Idee in eine andere zu verfallen sollte der Ministerrat der EU die Kommission zu einer Korrektur auffordern. Die Kommission macht das zwar sehr ungern, es wäre aber nicht das erste Mal.

    • Vielen Dank für den Ministerrat der EU! You make my day!

  8. Das Problem am Nahverkehr ist nicht der Preis, sondern die Fahrgäste und die Pünktlichkeit.

    • Das Problem ist sehr wohl der Preis, das zeigt schon die hohe Schwarzfahrerquote. Hier in Frankfurt kostet die Monatskarte nur für das Stadtgebiet (kleiner als Berlin-Neukölln) ca. 90 €. Das ist kein Pappenstiel, auch nicht für Normalverdiener, zumal es bei den meisten obendrauf kommt, das heißt niemand, der mit dem ÖPNV pendelt, verzichtet allein deswegen auf ein Auto.
      Auch der steigende Anteil der Nur-Radfahrer speist sich in erster Linie aus der Gruppe der ÖPNV-Benutzer.
      Natürlich gibt es auch andere Gründe, mangelnde Pünktlichkeit (kann ich für Busse und U-Bahnen hier in der Stadt eher nicht sagen, die S-Bahn ganz sicher schon) die gnadenlose Überfüllung in den Stoßzeiten (dazu drängeln sich dann gerade im Winter zahlreiche Radfahrer mit ihren Zweirädern in die Bahnen) und der Zwang, es mit Mitfahrern aushalten zu müssen, die eine Zumutung sind. Aber ich kenne etliche, denen die öffentlichen Verkehrsmittel einfach zu teuer sind. Das betrifft nicht nur Pendler. Wenn Sie von Frankfurt nach Mainz mit dem RMV mit Einzelfahrkarte fahren, sind Sie hin- und rück mit 17 € dabei. Für eine Strecke, die in Berlin der von Spandau nach Marzahn entspricht, da zahlen sie weniger als 6 €. Mit meinem Diesel komme ich für 17 € bis nach Köln.
      Ich möchte aber hinzufügen, daß ich strikt gegen ÖPNV zum Nulltarif bin.

      • Gut, ich kann in dieser Hinsicht nur auf meine Erfahrungen im ländlichen Bereich zurückgreifen. Wie es in Ballungsräumen läuft weiß ich persönlich nicht. Ich bezahle circa 35€ für eine Wochenkarte. Dafür sind die die Anbindungen die absolute Katastrophe. Internet, App und die physischer Fahrplan sagen jeweils etwas anderes und nichts stimmt. Teilweise kennen die Fahrer ihre eigene Strecke nicht.

    • Das stimmt nicht. Bei uns kostet dieFahrkarte 3,20 Pro Person. Als Familie also 12,80Euro hin und 12,80 zurück in die Stadt für knapp 17 Minuten Fahrt. Das ist null Konkurrenz für das Auto.

  9. Wie Leistungsfähigkeit rapide abnehmen kann, lässt sich an den zwangsfinanzierten Fernsehsendern hübsch beobachten. Natürlich geht man jetzt auf die Suche nach Geldquellen, Erhöhungen der Benzin- und Heizölsteuer sind doch auch schon angedacht. Weiteres wird folgen. Glaubt wirklich irgendjemand noch, dass die mehr als 50 Milliarden pro Jahr für die Bewältigung der Migrationskrise einfach aus dem Haushalt genommen werden können?

  10. Guter Vorschlag, dass die Städte ihren Fuhrpark auf Elektroantrieb umrüsten sollen. Denn schließlich machen ja diese Fahrzeuge den meisten Verkehr in Städten aus. Und diese Busse und LKWs haben ja auch einen viel höheren Stickoxidausstoß als jedes Dieselauto, denn die halten sich ja auch nicht an die Grenzwerte….

    • Auch für Busse und Lkw gilt die Euro6-Norm. Bei Stadtbussen ließe sich das relativ elegant lösen, indem man auf Erdgasantrieb umstellte. Allerdings sind die Fahrzeuge teurer und eine Infrastruktur zum Aufgasen muß auch erst erstellt werden, die Investitionen scheuen gerade private Betreiber, die Ausschreibungen gewinnen müssen, die nur über den Preis laufen.

    • Ein normaler Bus kostet 200 T€ ein E-Bus 600 T€. Letzterer kann im Winter nicht richtig heizen und im Sommer klimatisieren. Das istSpinnerei.

  11. In Schaffhausen hat einmal für ein paar Monate die Aufschrift „Irgendwann fährt auch dieser Bus mit Sternenenergie“ die städtischen Busse verziert. Ach ja, die Sterne schicken keine Rechnung.

  12. Eigentlich könnte man mal darüber nachdenken, die Einnahmen der GEZ von den ÖR weg hin zum öffentl. Nahverkehr umzuleiten.

  13. Das Dilemma der Verkehrsbetriebe. Die Migranten lösen größtenteils keine Fahrscheine. Also fahren sie umsonst. Kontrollen und Bestrafung sind unverhältnismäßig teuer. Also muss man im Gegenzug alle Bürger kostenlos fahren lassen. Um nicht das Gesicht zu verlieren.

  14. Ich habe das schon einmal überschlagen:
    Laut Medieninformationen nimmt der Öffentliche Pernsonennahverkehr mit Ticketverkäufen ca. 12 Mrd. € jährlich ein, was aber noch nicht die Kosten deckt. Nehmen wir einmal 15 Mrd Kosten aktuell pro Jahr an. Bei örtlichen Versuchen mit kostenlosem Nahverkehr hat sich die Fahrgastzahl meist vervier- bis verfünffacht. Macht dann jährliche Kosten von 60-75 Mrd. €.
    Macht pro Einwohner ca. 800-900€, die durch Steuern finanziert werden müssen.

    Heißt für jemanden mit 60.000€ Jahresgehalt (netto ca 30.000) ca. 2000 € Steuern zusätzlich.

    • Beim RMV in Hessen beträgt der Kostendeckungsgrad aus Fahrscheinverkäufen weniger als 55% – den Rest zahlt schon jetzt das Land Hessen, also der Steuerzahler. Anderswo dürfte es kaum besser sein, denn im Rhein-Main-Gebiet erlaubt die hohe Kaufkraft, vergleichsweise hohe Fahrpreise durchzusetzen.
      Es reicht aber nicht, bei den Kosten nur den Landesanteil durch die Zahl der Steuerzahler zu teilen.
      Denn der ÖPNV ist unterfinanziert, selbst im wohlhabenden Hessen. Die Infrastruktur stammt mit wenigen Ausnahmen entweder aus der Zeit noch vor dem 1. Weltkrieg (insbesondere Eisenbahn) oder wurde in den 1960er Jahren gebaut, dann kam 1968 und seitdem sinken die Infrastrukturausgaben so schnell wie die Sozialetats steigen. Hier in Frankfurt gibt es das gleiche Problem wie in München: Der gesamte S-Bahnverkehr muß durch einen zweigleisigen Tunnel. Wenn sich dann mal wieder ein Idiot vor einen Zug wirft oder ein Zug liegenbleibt, steht Südhessen still. Eine halbe Million Pendler jeden Tag hat allein Frankfurt am Main. Seit 40 (!!) Jahren plant man, die Bahnstrecke Richtung Norden viergleisig auszubauen, damit sich Fern- Güter- und S-Bahnverkehr nicht mehr ein Gleis teilen müssen. Aktuell scheitert es an Klagen von Anwohnern wegen ihres gestörten Schrebergartenidylls, das kennt man ja auch aus Berlin (Dresdner Bahn) Wer aber soll das bezahlen? Es muß immer der Steuerzahler bezahlen, und ich habe auch nichts dagegen, aber es muß auch klar werden, daß Mobilität ein knappes Gut ist, das weder verschenkt noch verschleudert werden kann.
      Wofür ich wäre: Eine City-Maut wie in London für Frankfurt, von mir aus nur Mo – Fr von 6 bis 19 Uhr. In der Höhe der Monatskarte für den Autohalter. Die Einnahmen werden zweckgebunden für den ÖPNV verwendet. Und Radfahrer werden nicht mehr von allem freigestellt, sondern müssen ihre Räder zulassen und einen Obolus für die Straßeninfrastruktur zahlen. Nebenbei hört das asozialen Verkehrsverhalten der Radler auf, denn durch die Kennzeichen sind sie nicht mehr anonym.

    • Der ÖPNV ist sowieso stark subventioniert. Seine Betriebskosten könnten allein schon durch realistische Absenkung der Gehälter seiner Vorstandsvorsitzenden ( mehrere Hundertausende € p.a. ) angepasst werden. Zzgl würde der unsinnige Apparat zur Kriminalasierung der sog. Lesitungserechleicher ersatzlos entfallen. Ich befürworte die kostenlose Benutzung des ÖPNV für jedermann.

      • Herr Burkhard, warum nur ÖNPV? Warum nicht auch kostenlose Brötchen, Pullover, Windeln? Ich habe nur ein begrenztes Gehalt und erwarte von der Gesellschaft, daß sie meinen Konsum schützt.

    • Das ist Unsinn diese Berechnung. Es fallen hohe Fixkosten an. Bei einer Erhöhung des Fahrgastaufkommens sinken die spezifischen Preise stark. Absolute Zuwächse halten sich in Grenzen.

      • Ich glaube nicht, dass die spezifischen Preise stark sinken werden. Ja, man hat Fixkosten, aber der Fixkostenanteil ist bei weitem nicht so groß, dass es sich signifikant auswirkt.

    • Sie haben einen kleinen Fehler in ihrer Berechnung, auch wenn sich die Fahrgastzahl vervier- oder verfünffacht steigen die Kosten nicht um diesen Faktor.
      Die Transportmöglichkeiten im öffentlichen Nahverkehr haben ja (im Moment) auch Leerfahrten und sind nicht immer voll besetzt, trotzdem muss aber der Fahrer und Kontrolleure voll bezahlt werden, der Treibstoff und die laufenden Kosten der Fahrzeuge ebenso. Bei etwa einer Vereineinhalbfachung bis Verdoppelung der Fahrgastzahlen würden die Kosten nicht Signifikat steigen (vielleicht max. 10-15%), da ab etwa dieser Zahl die Transportmöglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs voll ausgenutzt wären.
      Von ihren 15 Mrd.€ ausgehend würde eine Vervier- bis Verfünffachung der Fahrgastzahlen eher jährliche Kosten in Höhe von 35 – 50 Mrd. € allerhöchstens 60 Mrd. € bedeuten.
      Ansonsten haben sie natürlich Recht, das die Kosten voll, mit einem zusätzlichen „Bonus“ zum stopfen anderer Finanzlöchern, auf die Steuerzahler umgelegt werden, wodurch ihre ca. 800€ pro Einwohner durchaus wieder im Bereich des denkbaren wären.

      • Sie vergessen, dass von den 80 Mill. Bürgern gerade einmal 15 Millionen Nettosteuerzahler sind. Ziehen wir noch einmal etwa ca. 5 Millionen davon ab, die nur knapp über dem Existenzminimum leben, bleiben noch etwa 10 Millionen. Das bedeutet doch einfach nur, das die Zinsen weiterhin bei 0% bleiben werden und die Inflation diesen riesigen Schuldenberg schon irgendwie tragen wird. Aber who cares. Wieso ist nicht gleich alles umsonst? Lebensmittel sollten auch gratis sein. Dann sind wir bald alle rausgefressene Fettsäcke und schaffen es dann nicht einmal mehr uns die Schuhe selbst zu binden. Wunderbare neue Welt

      • Ich bin gar nicht auf die zusätzliche Steuerhöhe der Nettosteuerzahler eingegangen, ich habe nur angemerkt, das die Berechnung so nicht stimmig ist.
        Wie sie nun auf 0 Zinspolitik, oder Gratislebensmittel kommen ist mir schleierhaft?
        Angestellte im öffentlichen Nahverkehr arbeiten ja nicht auf Provisionsbasis, oder? Wenn es so wäre, dann würde die Rechnung von Arthur Dent natürlich stimmen, aber da es sich um Angestellte mit festem Gehalt handelt, kann eine Vervier- oder Verfünffachung der Fahrgäste nicht die Gesamtkosten der öffentlichen Nahverkehrsbetriebe um den gleichen Faktor steigern.

        Angenommen, sie arbeiten in einem Angestelltenverhältnis mit fixem Gehalt und fertigen 1 Auto pro Woche sind aber damit nur 1 Tag dieser Woche beschäftigt und sitzen den Rest der Woche nur gelangweilt auf der Arbeit und die Maschinen laufen auch den Rest Woche ungenutzt weiter. Jetzt kommt ihr Arbeitgeber und sagt ihnen, das sie jetzt 2 Autos in der Woche fertigen sollen. Steigert das etwa ihren Lohn oder die Lohnkosten ihres Arbeitgebers? Nein, da sie ja Angestellter mit einem fixem Gehalt sind. Da sie jetzt 2 Autos in der Woche produzieren sinken auch die Preise für diese Autos, da sich die Lohnkosten sowie die Kosten für die Maschinen (Wartungs- und Energiekosten) nun auf 2 Autos aufteilen.

        Wird ihnen vielleicht jetzt deutlicher, warum die einfache Vervier- bzw. Verfünffachung der Kosten in Arthur Dents Berechnung nicht stimmt?

        Was hat dieses nun mit einer alles „Gratis-Welt“ zu tun?
        Dies ist nur einfachstes Wirtschafts 1×1.

  15. Gratis-Nahverkehr: Kostenlos kann in einer demokratischen Marktwirtschaft keine Leistung sein.
    Diese Domäne haben haben wir aber allerspätens 2013 verlassen, nicht zuletzt unter devoter Hilfe der F*D (nicht jedoch Herrn Schäffler). The EUdSSR is looming, dem 100%-Schulz konnte es nach eigener Aussage gar nicht schnell genug gehen, drot hinzukommen.
    Das wird nicht gut enden (dabei ist der staatsfinanzierte ÖPNV nur ein geringes Problem, ebenso wie die Ankündigung, Schwarzfahren (Diebstahl von Beförderungsdienstleistung) künftig nicht mehr juristisch zu verfolgen).
    Sic transit gloria germaniae!

  16. Hm, wenn die schon länger hier lebenden mehr Fahrrad fahren, essen sie ja auch mehr. Möglicherweise auch mehr von dem, was die Regierung nicht so gerne sieht, was insbesondere die weltfremden Grünen in eine Krisse stürzen dürfte.
    Ausserdem atmen die Radfahrer mehr, was ja wieder dem Klima schadet. Und was ist mit dem Gummiabrieb der ganzen Fahrradreifen? Verursacht der nicht Feinstaub?
    Schwierig zu lösen, diese ganzen Widersprüche.

  17. Diese ganzen in den letzten Jahrzehnten entstandenen „künstlichen Märkte“, die vom Wettbewerb abgekoppelt sind. Steuergeld finanzierte Pseudomärkte, während die echten Industrien vom Grünen Zeitgeist abgebaut werden. Ein neu erfundenes Perpetuum Mobile, wie ein naiver Menschenschlag sich das so vorstellt.

    Ein Bevormundungs-Nanny-Sozialismus mit entmündigten und finanziell ausgepressten Bürgern.

  18. ob die 50 Milliarden EURO/Jahr für Fremde ausreichen würden, den öffentlichen Nahverkehr für ALLE kostenlos zu machen? Das ist ja auch ein beliebtes perpetuum mobile der Ökonomie

    • Nein, die würden nicht ausreichen. Wenn man die Kosten überschlägt kommt man auf ca. 60-75 Mrd. € (Aktuell ca. 15 Mrd. € – allerdings hat sich die Fahrgastzahl bei Versuchen mit kostenlosem ÖPNV oft verfünffacht)

  19. Solange die Finanzierung wenigstens noch teilweise – über die Fahrpreise – an die Akzeptanz der Fahrgäste gekoppelt ist, ist eine halbwegs angemessene Pflege des ÖPV politisch gewährleistet. Fällt dieser Zusammenhang weg, so werden die verantwortlichen Politiker den dann bedingungslos subventionierten ÖPV auf Dauer verkommen lassen, weil das von ihnen verwaltete Geld ja so oder so hereinkommt. Eine erhöhte Akzeptanz des Gratis-Angebots wird deshalb nur kurze Zeit andauern; längerfristig überlastet man den vorhandenen ÖPV damit nur, die Qualität (Verfügbarkeit, Komfort, Zuverlässigkeit, Sicherheit) wird schlechter, und am Ende wird ein verwahrloster, unattraktiver, immer weniger akzeptierter ÖPV stehen.

    • Vor allem lehrt die Erfahrung, das das von Politikern verwaltete Geld niemals ausreicht.

  20. Der Staat erhebt nicht deshalb Steuern, um Dienste anzubieten, er bietet Dienste an, um Steuern erheben zu können.

  21. “ Nein, Dienstleistungen müssen einen Preis haben, sie ausschließlich über Steuern zu finanzieren, mindert die Leistungsfähigkeit der Anbieter, weil sie unabhängig von ihrer Leistung Transfers des Staates erhalten. “ Man schaue einfach wöchentlich nach Berlin, das sollte alles sagen.
    Was den Gedanken mit dem kostenlosen Nahverkehr betrifft: grundsätzlich halte ich es für eine gute Idee und mMn waere das finanziell machbar, unter der Voraussetzung, das Geld nicht mehr a priori in der Welt zu verteilen bzw vorrangig nach Brüssel zu schicken.

  22. Schon als ich diese Meldung Anfang dieser Woche las, war mein erster Gedanke: die neue DDR nimmt langsam Formen an.

  23. Nur zu, schlagen wir ein weiteres Subventionskapitel auf, in dem der Topf stets zu klein, und die Ansprüche der Zugangsberechtigten in den Himmel wachsen. Was dem Bürger nicht gesagt wird ist, dass jeder zum Club der Finanzierer dazu gehört. Nicht umsonst sind die Reallöhne heute 7% niedriger als 1973. Ein Staat sollte Staat sein, und nicht zum Sozialstaat degenerieren.

  24. Es wäre schön, wenn Politiker nicht über das Ausgeben anderer Leute Geldes nachdenken würden, sondern den Bürger zu mehr Eigenverantwortung und Absicherung seiner Lebensrisiken bewegten. Der Nanny-Staat als Selbstverständnis der Generation Handy und die anstrengungslose Grundversorgung in vielen Lebensbereichen macht die empfangenen Leistungen eben nicht kostenfrei.

    Deutschland sollte sich auf Kernaufgaben wie Verteidigung, Verwaltung, Bildung, Gesundheitsversorgung und die Erhaltung des Rechtsstaates konzentrierten und dem Einzelnen dafür den Großteil seines Einkommens zur selbst bestimmten Verwendung belassen.

    Da wo Wettbewerber um den Kunden ringen müssen, wo unterschiedliche Leitungs- und Preismodelle den Kunden zur Auswahl zwingen, da ist die Orientierung der Unternehmensleistung an den Kundenwünschen gewährleistet. Das setzt aber ein Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen voraus, das den meisten Politikern heute abgeht. Erzieher, Sozialpädagogen, Theaterwissenschaftler, Theologen und eben auch Physiker sind scheinbar mit der Vokabel Kundenorientierung nur insofern vertraut, als das Leistungen vordergründig nichts kosten dürfen. Dem Konsumenten wird die Rechnung natürlich auf anderem Wege präsentiert.

    Es gibt nichts zum Nulltarif, oder wie Trump sagt:“ There’s nothing like a free lunch“.

    • Warum sollte Gesundheitsfürsorge zur Kernaufgabe des Staates gehören? Dann können Sie gleich weiter machen mit all dem sozialistischen Unfug, der aktuell als ‚Daseinsfürsorge‘ definiert wird. Klassische Kernaufgaben des Staats sind alleinig die 3 Säulen innere Sicherheit, äussere Sicherheit & Justiz- nich mehr nicht weniger!.

  25. Ich bin für das bedingungslose Grundeinkommen und die kostenlose Nutzung von ÖNV.
    Für die Grundbedürfnisse der Bevölkerung sollte unser Sozialstaat sorgen. Neben den bekannten Argumenten ist für mich ein Punkt wichtig. Befreit vom Existenz- und Zeitdruck können die Menschen sich mehr gesellschaftlich engagieren und die bekannten derzeitigen Zustände anprangern.

    • Danke, perfekt formuliert. Ich hätte es mit meiner Neigung zu Ironie & Sarkasmus nicht treffender formulieren können;-). Hut ab!

  26. Keine Angst – das ist nur eine Nebelkerze. Das Modell des kostenlosen Nahverkehrs wurde bereits mehrfach auf kommunaler Ebene ausprobiert. Funktioniert hat es nie. Die Kapazitäten haben nie für die Bewältigung des durch den Wegfall der Beförderungsgebühr gesteigerten Bedarfes gereicht.
    Diese Testergebnisse werden aktuell geflissentlich unter den Teppich gekehrt. Die ganze Blase dient also nur dazu ein bisschen das Gewissen zu beruhigen (Wir habens doch versucht!) um das Thema dann Ad Acta legen zu können.

  27. Ich halte davon überhaupt nichts. Mitarbeiter können über ihre Arbeitsstätte subventioniert werden. Fahrten zu Bewerbungsgesprächen werden vom Amt übernommen etc. Wer nicht arbeiten geht und nicht arbeitssuchend gemeldet ist, hat auch keinen Anspruch seine Ausflüge bezahlt zu bekommen.

    Zudem sehe ich die Qualität des Unternehmen in der Nahverkehrsbranche gefährdet. Busfahrer haben einen verantwortungsvollen Job und der sollte auch entsprechend bezahlt werden. Da herrscht heute schon ein großer Kampf um qualifiziertes Personal. Sollen die zu Dumpinglöhnen arbeiten?

    Das wird dann wohl wieder über die lieben Steuerzahler finanziert. Ergo: Es zahlen wieder die, die der Gesellschaft zuträglich sind. Mittlerweile steht offensichtlich jeden Tag wieder einer unserer Eliten mit ner dummen Idee auf.

  28. Und ich dachte, die Testphase mit kostemlosen Nahverkehr läuft schon seit 2015. Die Probanden: Die, die noch nicht so lange hier sind.

    Kann es sein, dass dieser Vorschlag jetzt kommt, weil seit dieser Zeit, die Gewalt gegen Kontrolleure massiv zugenommen hat und die Bahn und die ÖPNV-Regionalbetriebe keine Leute mehr finden, die sich beim Kontrolieren zusammenschlagen, anspucken und bepöbeln lassen möchten? Ausserdem würde man doch dann ohne diese lästigen Kontrollen viel weniger Kleinkriminalität in die Statistik bekommen (bzw. man müsste sie schon gar nicht mehr unter den Tisch fallen lassen).

    • Ich glaube, das ist nur der klassische kommunistische Modus Operandi: Man besticht den Wähler mit dem Geld, das man ihm vorher weggenommen hat.

    • Paßt schon, die Probanden, die noch nicht so lange hier sind. Und erst der bereits einrollende Nachzug – braucht sich mit Fahrkarte-ziehen und womöglich bezahlen gar nicht erst beschäftigen.
      Wenn ich nicht müsste, würde ich den ÖPNV nichtmal für umsonst benutzen und ich schätze, dass viele die es ausprobieren, sehr schnell sehr „bedient“ sind: unzuverlässig hoch 10, dreckig, gefährlich.

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