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Polen, immer dazwischen

Verstörungen im deutsch-polnischen Verhältnis – Eine Ursachenforschung

18.02.2018

| Lesedauer: 13 Minuten
Zwischen Russen, Deutschen und Polen liegt mehr europäische Geschichte, als viele im Westen wissen.

Blickt man dieser Tage aus Deutschland auf unseren östlichen Nachbarn, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in Polen manches aus dem Ruder gelaufen ist. Verglichen mit der euphorischen Stimmung nach dem Fall der Berliner Mauer, als maßgeblich mit deutscher Unterstützung die Aufnahme Polens in die EU betrieben wurde, ist das heute von der national-konservativen polnischen Regierung bestimmte politische Klima von EU-freundlich in eisige Ablehnung umgeschlagen.

Was war doch nach der Wende alles möglich gewesen? Der Sprecher der vertriebenen Pommern, Philipp von Bismarck, dessen Stellvertreter ich damals war, packte die Gelegenheit beim Schopf und erreichte es in seiner gleichzeitigen Funktion als Präsident des Wirtschaftsrats der CDU, dass die Soziale Marktwirtschaft Ludwig Erhards in die neu auszuarbeitende polnische Verfassung aufgenommen wurde. So ist die Republik Polen heute das einzige Land der Welt, in dem die deutsche Soziale Marktwirtschaft Verfassungsrang besitzt. Als Dank wurde Philipp von Bismarck auf einem der ehemaligen Familiengüter im pommerschen Külz zur Ausbildung polnischer landwirtschaftlicher Fachkräfte die Gründung einer Europäischen Akademie zuerkannt, die zugleich für Tagungen von Gremien der Pommerschen Landsmannschaft offen sein sollte. Die Pressebilder von der Einweihung zeigten Bundeskanzler Helmut Schmidt und Berthold Beitz einträchtig neben dem polnischen Ministerpräsidenten Mazowiecki und Vertretern des polnischen Episkopats.

Zu jener Zeit Herausgeber der Pommerschen Zeitung gab ich meiner Genugtuung darüber Ausdruck, dass mit dem geplanten Beitritt Polens zur EU auch unser geliebtes Pommern wieder unter das gemeinsame Dach des freien Europa aufgenommen werden würde. Tatsächlich brachte die EU-Mitgliedschaft Polen in dem Vierteljahrhundert, das inzwischen verstrichen ist, eine massive Unterstützung beim Auf- und Ausbau seiner Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Verkehrsinfrastrukturen. Auch haben die polnischen Bürger durch die Freizügigkeitsregelungen im gesamten EU-Raum erheblich an Lebensqualität gewonnen. Vor diesem Hintergrund einer alles in allem gedeihlichen Entwicklung der Reintegration Polens in das freie Europa, die auch die Überführung des deutsch-polnischen Verhältnisses in den Status der Normalität einschloss und der es immerhin zuließ, ein Nato-Bataillon in Stettin unter deutscher Führung zu stationieren, kann man die EU-feindliche Politik der amtierenden polnischen Regierung unter der rechtsextremen Partei Recht und Gerechtigkeit (PIS) nur schwer verstehen.

Polen in Europa

So ist es einerseits ein Zeichen des hohen Ansehens, das Polen in Europa genießt, dass das aus dem ehemaligen Ostblock in das freie Europa gewechselte Land heute mit EU-Ratspräsident Tusk den höchsten politischen Amtsträger der Europäischen Union stellt. Andererseits gilt Ratspräsident Tusk gerade wegen seines die EU repräsentierenden hohen Ranges bei der derzeitigen politischen Führung Polens als Vertreter einer Gegenmacht, der mit Widerstand zu begegnen ist. Das reicht von der totalen Ablehnung der Aufnahme von EU-Flüchtlingskontingenten bis zur Verabschiedung einer Justizreform im polnischen Parlament, die demokratische Verfassungsnormen verletzend dem Justizminister der Regierungspartei erlaubt, nach eigenem Ermessen die Präsidenten der ordentlichen Gerichte auszutauschen. Das daraufhin von der EU-Kommission eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren kümmerte die polnische Regierung so wenig, dass die Eröffnung eines Rechtsstaatlichkeitsverfahrens folgte, das immerhin den Stimmrechtsentzug im EU-Ministerrat zum Ergebnis haben könnte.

Um einen besonders empfindlichen Streitpunkt zwischen der polnischen Regierung und der EU geht es beim Eilverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Sachen Abholzung eines der letzten europäischen Urwälder bei Bialowieza an der polnisch-weißrussischen Grenze. Der Urwald zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist wegen seiner Artenvielfalt unionsrechtlich geschützt. Auch hier betrachtet die polnische Regierung das Eingreifen des EuGH als Einmischung in innere polnische Angelegenheiten.

Wie unterirdisch der Streit zwischen der amtieren polnischen Regierung und der EU inzwischen ausgeartet ist, zeigt die innerpolnische Reaktion auf eine Twitter-Meldung, die Ratspräsident Tusk im Herbst 2017 versandt hatte und in der er die eben genannten Konfliktfelder auflistete, das aus dem Zweiten Weltkrieg herrührende Zerwürfnis zwischen Polen und der Ukraine anfügte und diese Streitpunkte als Gefahr für das friedliche Miteinander der Europäer bezeichnete.
Sofort giftete die nach diesem Vorfall abgelöste damalige polnische Ministerpräsidentin Beata Szydlo zurück, Tusk habe als EU-Ratspräsident nichts für Polen getan, statt dessen nutze er sein Amt, um die polnische Regierung anzugreifen. Parteifreund Ryszard Czarnecki, der immerhin stellvertretender Präsident des Europa-Parlaments in Straßburg ist, setzte noch einen drauf, indem er Tusk als einen „Mann des Kreml“ verunglimpfte, der „an einen Teufel im Messgewand erinnere, der zur Messe rufe“.

Derartige Ausfälle als Entgleisungen politischer Hitzköpfe abzutun, verkennt, dass diese Scharmützel an der Staatsspitze in den Medien und auf der Straße nur allzu bereitwillig reflektiert werden. So beim Marsch der Fünfzigtausend in Warschau aus Anlass des Nationalfeiertages am 11. November 2017. Was der Feier des 99. Geburtstages des freien Polen dienen sollte, geriet unter dem Einfluss rechtsextremer Gruppen zu einer Demonstration unappetitlicher antisemitischer, faschistischer und nazistischer Exzesse, wobei Transparente mit Parolen vom „reinen Blut“ und „weißen Europa“ gezeigt wurden und mit Sprechchören sogar zum „F….“ von Flüchtlingen aufgerufen wurde.

Nach drei Teilungen Polens

Um den tieferen Ursachen für diese im heutigen Europa wohl einzigartige Austragung des politischen Meinungskampfes auf den Grund zu gehen, muss man auf das Datum des polnischen Nationalfeiertags blicken, der sich 2018 zum hundertsten Mal jährt. Am 11. November 1918 war Polen nach drei Teilungen und Besetzungen, an denen seine Nachbarn, das zaristische Russland, das Königreich Preußen und die Habsburger Monarchie (Österreich-Ungarn) beteiligt waren, von den Siegern des Ersten Weltkriegs als unabhängiger Staat wieder errichtet worden. Seine letzte große und unbeschwerte Epoche vor den Teilungen hatte Polen während der Vereinigung mit Sachsen Ende des 17. Jahrhunderts erlebt, als August dem Starken die polnische Krone angetragen wurde und Polen als unabhängiges Teildominium unter der gemeinsamen polnisch-sächsischen Krone von Dresden aus regiert wurde. Der Zufall hat es gefügt, dass ich in meiner Dresdner Zeit nach der Wende als Direktor der Stiftung Frauenkirche mein Büro in einem der Lieblingsgemächer August des Starken im südwärtigen Turm des Residenzschlosses gegenüber dem heutigen Taschenbergpalais hatte. Die an diese Glanzzeit anschließende polnische Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts war durch die Teilungen bestimmt, die mit der Besetzung Schlesiens unter Friedrich dem Großen 1772 begannen. In der zeitgenössischen Geschichtsbetrachtung werden die drei polnischen Teilungen gern den Preußen als dem großen Störenfried der damaligen Zeit angelastet, obgleich Österreich-Ungarn und das zaristische Russland in stärkerem Maße daran beteiligt waren. In Vergessenheit geraten ist auch, dass in den Nachwehen der Französischen Revolution während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganz Europa von einem Freiheitsdrang gegen die absolutistischen Mächte erfasst war, die nach dem Wiener Kongress 1815 wieder das politische Leben bestimmten und gegen die die revolutionären Bewegungen in Frankreich, Belgien, Italien, Ungarn und Spanien aber auch in Griechenland gegen das Osmanische Reich gerichtet waren.

Weithin unbekannt ist im heutigen Deutschland, das sich seine Geschichte gern von den eigensüchtigen Siegern zweier Weltkriege „vorschreiben“ lässt, dass die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts auch hier eine durchgehende Kampfzeit liberaler Kräfte gegen die absolutistischen Vormächte war, die vom Wartburgfest der Studenten 1817 bis zur Revolution im März 1848 dauerte. Jedes Land der Welt würde die 200. Wiederkehr der erstmaligen Proklamation demokratischer Grundrechte durch seine studentische Jugend, wie auf der Wartburg 1817 geschehen, als herausragendes Datum seiner Nationalgeschichte feiern – nur das geschichtsvergessene Deutschland unserer Tage nicht.

Die Polen beim Hambacher Fest

In diese revolutionsschwangere Zeit fiel auch der Aufstand der Polen 1830 gegen das zaristische Russland, zu dem Polen damals gehörte, und der vom Zaren blutig niedergeschlagen wurde. Warum steht eigentlich nichts in unseren Schulbüchern darüber, dass die damaligen polnischen Aufständischen in großer Zahl nach Süddeutschland, vorzüglich in die Pfalz, flüchteten und dort mit der damals schon üblichen deutschen Willkommenskultur begeistert empfangen wurden. Die Polen wurden sogar eingeladen, am Hambacher Fest von 1832 teilzunehmen, wo auf den Zinnen des Schlosses einträchtig nebeneinander die schwarz-rot-goldenen deutschen und die weiß-roten polnischen Flaggen wehten.

Das Solidaritätsempfinden mit den polnischen Flüchtlingen hatte ganz Deutschland erfasst und Richard Wagner veranlasst, eine sie preisende Sinfonie zu komponieren. Auch Fritz Reuter hatte, als er u.a. wegen seiner Teilnahme am Hambacher Fest in Berlin verhaftet worden war, bei seiner Vernehmung vor Gericht seine Beweggründe im engen Bezug zu seiner Polenbegeisterung zu Protokoll gegeben. Der in der Pfalz als liberaler Publizist wirkende Johann Georg August Wirth brachte die übernational und europaweit ausgerichteten Proklamationen des Hambacher Festes auf den Punkt, indem er in seiner Rede ausrief: „Das Volk gönnt das, was es selbst mit seinem Herzblut zu erringen trachtet, und was ihm das Theuerste ist, die Freiheit, Aufklärung, Nationalität und Volkshoheit auch dem Brudervolke: das deutsche Volk gönnt daher diese hohen unschätzbaren Güter auch seinen Brüdern in Polen, Ungarn, Italien und Spanien.“ Die Polenbegeisterung schlug sich sogar in Liedern und Gedichten zu Ehren der polnischen Flüchtlinge nieder: „Polen ist noch nicht verloren! Bald wird’s wieder neu geboren, nicht zum Untergang erkoren kann das edle Polen seyn!“.

Als ich im Rahmen der von Helmut Schmidt nach der Wende gegründeten Deutschen Nationalstiftung dem Vertreter Polens in den Stiftungsgremien die Idee nahezubringen versuchte, die im Jahr 2007 anstehende 175. Wiederkehr des Hambacher Festes von 1832 für eine gemeinsame deutsch-polnische Gedenkfeier zu nutzen, stieß ich auf Unverständnis und Ablehnung. Eine öffentliche Veranstaltung, in der Deutschland als historischer Sympathisant polnischer Flüchtlinge im 19. Jahrhundert hätte gezeigt werden müssen, passte nicht in die Rollenverteilung, in der Polen unverändert durch die Zeiten als Opfer benachbarter imperialer Mächte erschien und bei der nun Deutschland aus der ihm seitens der Polen zugedachten Rolle des ewig schuldbeladenen Tätervolkes hätte heraustreten müssen. Die Ablehnung, ein die gemeinsame Freiheitsliebe der Völker symbolisierendes historisches Datum aus dem 19. Jahrhundert für eine Versöhnungsgeste im beginnenden 21. Jahrhundert zu nutzen, dürfte nur mit Blick auf die rund 150 Jahre währende polnische „Underdog“-Situation zu erklären sein. Dabei waren das Erdulden des staatenlosen Interregnums im 19. Jahrhundert und das Kriegsleid im 20. Jahrhundert das eine, die Sehnsucht nach Überwindung dieser, als tiefe nationale Schmach empfundenen Zustände, das andere.

Eine starke, die Polen gerade in der Zeit ihrer Teilungen verbindende, Einheitsidee war der Panslawismus. Er nahm derart aggressive Formen an, dass schon auf dem ersten großen Panslawisten-Kongress 1848 in Prag die Forderungen nach einem künftigen Polen erhoben wurden, dessen Westgrenze entlang der später tatsächlich erreichten Oder-Neisse-Linie verlaufen sollte. Das war selbst einem Internationalisten und Menschenfreund wie Karl Marx zu harter Tobak, so dass er 1860 in einer Polemik dagegen hielt: „Wir Deutsche verlieren bei dieser (polnischen, Anm.) Operation weiter nichts als Ost- und Westpreußen, Pommern, Schlesien, Teile von Brandenburg und Sachsen, ganz Böhmen und Mähren und das übrige Österreich – und damit unsere nationale Existenz in den Kauf!“

Panslawismus

So verständlich der aggressive chauvinistische Grundzug im Verhalten der Polen gegenüber ihren Nachbarn im Westen, im Osten und im Süden in den Zeiten der Teilungen sowie im Vorfeld und Gefolge des Zweiten Weltkriegs gewesen sein mag – er passt nicht mehr in unsere Zeit, in der die Europäer mit der Bildung der Europäischen Union einen dicken Schlussstrich unter wie auch immer begründete nationale Eigensüchteleien gezogen haben. Dass die Polen, zumindest die Generation, die zur Zeit in der Politik das Sagen hat, dennoch darauf beharren, ihren überzogenen nationalistischen und antieuropäischen Einstellungen zu folgen, hat etwas mit der schon angesprochenen Völkerpsychologie zu tun. Die Polen haben ihre Opferrolle im späten 18. und durchgehenden 19. Jahrhundert sowie im Zweiten Weltkrieg, statt sie nur passiv zu erdulden, in eine aggressiv-widerständige Gegenwehr überführt und sind dabei in ihren geistigen Vorstellungen und sobald möglich auch in ihren Taten selbst zu gewaltbereiten Akteuren geworden, ohne sich das bis heute eingestanden zu haben.

Im Unterschied zu den Deutschen, die eilfertig und devot, nur allzu gern bereit sind, sich zu ihren Untaten in ihrer Geschichte zu bekennen und das Büßerhemd, wo immer es opportun erscheint, überzustreifen, legen die Polen ein genau entgegengesetztes Verhalten an den Tag. Der aus ihrer Leidensgeschichte erwachsene Opferstolz verträgt sich nicht mit einem auch nur kleinsten Zugeständnis, in ihrem politischen, diplomatischen oder militärischen Handeln jemals gefehlt zu haben.

Schon im 19. Jahrhundert gab es eine polnische historische Schule, die Ansprüche auf deutsches Territorium formulierte, die weit über das alte Königreich Polen hinausreichten. So wurde ernsthaft die Ausweitung Polens bis zur Elbe gefordert; die deutsche Hauptstadt sollte von Berlin nach Frankfurt/Main verlagert werden. Kolportiert wurde das Wort eines polnischen Historikers der damaligen Zeit: „Ich wollte, dass Frankreich bis zur Elbe reicht und Polen direkt an Frankreich grenzt.“ Selbst nachdem Polen nach dem Ersten Weltkrieg als selbständiger Staat wieder erstanden war und ihm nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages deutsche Gebiete wie Posen, Westpreußen und das Memelgebiet zugeschlagen worden waren (Danzig wurde aus dem Reichsgebiet als „Freie Stadt“ herausgelöst), gab es keine Ruhe. Der ehemalige FAZ-Korrespondent und spätere Intendant des Deutschlandfunks Dettmar Cramer berichtet in seinen Lebenserinnerungen von einer ihn in Erstaunen versetzenden Entdeckung, als er im Herbst 1939 in Begleitung seines Vaters, der als Verwaltungsbeamter in der Region tätig war, in der damaligen Provinz Danzig-Westpreußen in einem verlassenen Gutshaus der Domäne Gora eine dort aufgehängte polnische Schullandkarte fand, auf der die deutsch-polnische Grenze entlang der Oder-Neisse-Linie verlief und Stettin bereits seinen heutigen polnischen Namen hatte.

Polens Militärdiktatur

Tatsächlich ist Polen in der Zwischenkriegszeit 1919 bis 1939, damals eine Militärdiktatur unter Pilsudski, die aggressivste Macht in Europa gewesen, mit Kriegen gegen seine Nachbarn Russland im Osten und die Tschechoslowakei im Süden sowie mit Grenzverletzungen gegen Deutschland und Vertreibungen deutscher Minderheiten im Westen. Von den Russen sind die Polen für diese Aggression in Gestalt des Landraubs 1920/21 mit der Rückeroberung dieser Gebiete 1939 durch Stalin und der Ermordung von 30.000 Polen bei Katyn bestraft worden, wodurch auf beiden Seiten bis heute Rechnungen offen sind. Dazu hat der ehemalige russische Botschafter in Deutschland Valentin Falin in seinen „Politischen Erinnerungen“ erhellende Ausführungen gemacht.

Auch die Deutschen beantworteten das feindselige Verhalten Polens, wie die Ablehnung eines Korridors zwischen dem Reich und dem durch vorherige Gebietsabtretungen isolierten Ostpreußen, aber auch die polnische Mobilmachung bereits im Frühjahr 1939 und die zunehmenden Ausschreitungen gegen Deutsche, die lange vor Kriegsausbruch zu einer Fluchtwelle von etwa 70.000 Deutschen aus den Grenzgebieten nach Deutschland führten, auf militärischem Wege. Im Unterschied zu den Russen aber haben die Deutschen für den im Rahmen des Hitler-Stalin-Paktes gemeinsam im September 1939 gegen Polen begonnenen Krieg teuer bezahlen müssen, ganz so, wie es der schlaue Fuchs Stalin anschließend vor Kadetten einer Militärakademie ausführte: Wir haben unsere Schäfchen im Trockenen, die Deutschen aber haben jetzt die Engländer und Franzosen als Schutzmächte der Polen am Hals und aus dieser Falle werden sie nicht mehr herauskommen.

Wie recht Stalin behalten sollte, wurde im Potsdamer Abkommen vom Frühjahr 1945 offenbar, wo die Siegermächte des Krieges die Abtretung von einem Viertel des deutschen Reichsgebietes beschlossen. Pommern, das als eines der ältesten europäischen Herzogtümer seit 800 Jahren zum Reich gehört und das allein die Ausdehnung der Niederlande hatte, die restlichen Teile Westpreußens, das südliche Ostpreußen und ganz Schlesien wurden polnischer Verwaltung unterstellt, das Sudetenland fiel an die damalige Tschechoslowakei.

Sicher haben die Deutschen für den zusammen mit Russland begonnenen Zweiten Weltkrieg und für ihre zum Teil grausame Kriegführung, insbesondere für den von Deutschland zu verantwortenden Holocaust, schwere Schuld auf sich geladen. Aber die Deutschen haben sich in den sieben Jahrzehnten seit Ende des Krieges wie keine andere Nation mit Wiedergutmachungsleistungen bemüht, sich dieser Schuld zu stellen. Ohne auf die Russen in diesem Zusammenhang einzugehen, weil das nicht zum Thema gehört, wirft das diesbezügliche Verhalten der Polen Fragen auf, die in das Erklärungsmuster für ihren bis heute ungebrochenen und übersteigerten Nationalismus und Chauvinismus sowie ihr antieuropäisches Agieren hineinspielen. Es muss nicht besonders betont werden, dass durch dieses eigensüchtige und unsolidarische Verhalten das so dringend notwendige Gemeinschaftshandeln der EU in grundlegenden politischen Zukunftsfragen immer wieder unterlaufen wird.

Teil des Erklärungsmusters für dieses Verhalten ist, dass Polen zwar seine Opferrolle immer sehr prononciert herauszustellen geneigt ist, dass es aber unterlässt, über seinen Anteil an den Katastrophen des letzten Jahrhunderts Rechenschaft abzulegen, geschweige denn dafür Verantwortung zu übernehmen. Hierbei soll im Blickpunkt internationaler Auseinandersetzung stehende Verstrickung Polens in den Holocaust außen vor bleiben, weil Aufklärung über dieses bis heute im Dunstkreis der Zeitgeschichte verbleibende Kapitel in erster Linie von polnischen Historikern zu leisten ist. Von deutscher Seite anzusprechen sind in diesem Zusammenhang demgegenüber die nach dem Zweiten Weltkrieg unter polnischer Verantwortung exekutierten größten ethnischen Säuberungen der modernen Geschichte. 14,5 Millionen Bewohner der ehemaligen deutschen Ostprovinzen und deutscher Siedlungsgebiete in Ost- und Mitteleuropa wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Diese Größenordnung entspricht in etwa der Gesamtbevölkerung Skandinaviens zur damalige Zeit. Von dieser Zahl wurden 12,5 Millionen Deutsche von den Polen unter zum Teil grausamen Begleitumständen aus Pommern, West- und Ostpreußen sowie aus Schlesien vertrieben, von denen rund 2,5 Millionen unterwegs ums Leben kamen. Bis heute blockieren die Vertreter Polens in der auf Initiative der Bundesregierung gegründeten Stiftung die Errichtung und Ausstattung einer Gedenkstätte, die speziell an das Leid dieser Menschen erinnern und als Mahnmal gegen Vertreibungen für alle Zeiten dienen soll.

Ostpolen

Das Negieren einer schuldhaften Verstrickung gilt ebenfalls für den von Pilsudski 1920 vom Zaun gebrochenen Krieg gegen das revolutionsgeschwächte Russland, in dessen Verlauf die Westukraine, Westweißrussland und Teile Litauens erobert, das ganze „Ostpolen“ genannt und damit einer der Verursachungsherde des Zweiten Weltkrieges geschaffen wurde. Denn zur Rückabwicklung dieses polnischen Landraubs und gleichzeitig zur Brechung des polnischen Widerstandes gegen den Landkorridor nach Ostpreußen schlossen sich der russische und der deutsche Führer 1939 zum bereits genannten Hitler-Stalin-Pakt zusammen und marschierten beide, der eine vom Westen, der andere vom Osten, im September 1939 in Polen ein. Anschließend wurde sogar in Warschau eine gemeinsame russisch-deutsche Siegesparade abgehalten! Stalin holte sich damals tatsächlich nur die als „Ostpolen“ kaschierten Gebiete zurück, die den Russen 1920/21 geraubt worden waren.
Den angeblichen Verlust dieser propagandistisch als „Ostpolen“ bezeichneten Gebiete, den die Polen als Begründung für die Übernahme der deutschen Ostprovinzen Pommern, West- und Ostpreußen und Schlesien ins Feld führten und den ganzen Vorgang bis heute als „Westverschiebung Polens“ verstehen, hat es tatsächlich gar nicht gegeben. Es ist eine Legende, aus chauvinistischem Übereifer geboren, über die man heute zur Tagesordnung übergehen könnte, wenn sie nicht aktuell mit handfesten Reparationsforderungen der Polen gegenüber Deutschland in Zusammenhang gebracht werden würde.

So absurd es erscheinen mag, dass die Polen nach Übernahme eines Viertels des deutschen Reichsgebiets und der Vertreibung von 12,5 Millionen Deutschen aus ihren ehemals ostdeutschen Heimatprovinzen über 70 Jahre nach Kriegsende zusätzlich noch Reparationen fordern, so ernsthaft muss sich die Bundesregierung mit dieser Forderung auseinandersetzen, denn sie ist mehrfach von offizieller polnischer Regierungsseite erhoben worden. Nachdem der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PIS, Jaroslaw Kaczynski, im Sommer 2017 öffentlich bekundet hatte, dass Polen seine immer wieder erhobenen Forderungen nach Kriegsreparationen von Deutschland erneuern müsse, wurde beim Wissenschaftlichen Dienst des polnischen Parlaments ein Gutachten in Auftrag gegeben, das zu dem Ergebnis kam, dass derartige Forderungen begründet seien.

Die Argumentationslinie des Gutachtens konnte von denjenigen, die an diesem Thema interessiert sind, bereits am 10. Oktober 2017 in der FAZ nachgelesen werden. Im einem Aufsatz der Direktorin des Politikwissenschaftlichen Instituts Zachodni in Posen Justyna Schulz heißt es, dass es unzulässig sei, den Gebietsverlust und die Vertreibung der Deutschen gegen die Reparationsforderungen der Polen aufrechnen zu wollen. Das würde einer Revision der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges gleichkommen. Die polnischen Reparationsforderungen bestünden unabhängig vom Erwerb der deutschen Ostprovinzen, die schließlich nur eine Kompensation für den Verlust der „ostpolnischen Gebiete“ an Russland darstellten. Der amtierende deutsche Außenminister Sigmar Gabriel hat gegenüber seinem polnischen Amtskollegen Jacek Czaputowicz bei dessen Antrittsbesuch Mitte Januar in Berlin jedwede Reparationsforderung zurückgewiesen, aber zugestimmt, eine gemeinsame Expertenkommission mit dem Auftrag einzusetzen, diese Frage „wissenschaftlich zu erforschen“.

  • Bemerkenswert an diesem Vorgang erscheinen drei Dinge:
    dass nach Jahrzehnten deutsch-polnischer Zusammenarbeit und Aussöhnung eine solche, die historischen Tatsachen verfälschende Forderung überhaupt erhoben wird
  • dass sie der traditionell chauvinistischen polnischen Linie folgend keinerlei europäischen Geist atmet und kaum Bereitschaft erkennen lässt, die notwendige Zusammenarbeit bei wichtigen Gemeinschaftsfragen in der EU voranzubringen
  • schließlich, dass diese Forderung in gewissen politischen Kreisen hierzulande auf verständnisvolle Resonanz stoßen könnte und damit angesichts der allgemeinen labilen innenpolitischen Gesamtlage eine weitere Baustelle aufgemacht werden würde.

Der polnischen Furcht vor einem deutschen Revisionismus, der aus der Argumentation der Posener Autorin durchschimmert, ist zu Teilen sicher auf ein verdrängtes schlechtes Gewissen bezüglich nicht eingestandener und ungesühnter eigener Untaten zurückzuführen. Wenn es nur um diese Furcht vor dem Aufkommen deutscher Revisionsgelüste ginge, können darüber ein- für allemal die Bücher geschlossen werden. Spätestens seit der Wiedervereinigung gilt im Einvernehmen aller Parteien des Deutschen Bundestages, dass an der Abtretung der deutschen Ostgebiete an Polen nicht mehr zu rütteln ist. Dieses „pacta sunt servanda“ hatte sich schon seit den Ostverträgen Anfang der 70er Jahre angekündigt und auch die Vertriebenenverbände, allen voran die Pommern, hatten sich dem, wenn anfangs auch zögerlich, letztlich angeschlossen.

Pommern

Zum Beleg dessen zitiere ich aus einem Beitrag in der Pommerschen Zeitung von vor fast 30 Jahren, den ich damals als Stellvertretender Sprecher der Pommerschen Landsmannschaft und Herausgeber der PZ am 21. Oktober 1989, drei Wochen vor dem unerwarteten Fall der Berliner Mauer, unter der Überschrift „Pommern und Polen bilden Schicksalsgemeinschaft“ veröffentlicht hatte:

„Kein Pole, der heute in unserer pommerschen Heimat lebt, die auch die seine geworden ist, muss befürchten, dass die Pommern ihm sein Lebensrecht in unserer alten Heimat streitig machen. Dieses ist keine vordergründige These, sondern eine durch viele menschliche Begegnungen im Laufe von Jahrzehnten untermauerte politische Garantieerklärung. Gleichzeitig aber gilt, dass die Pommern nie bereit sein werden, die geschichtliche Wahrheit zu leugnen: dass ihr Land, das seit über 800 Jahren einen Bestandteil der europäischen Geschichte bildet, bis auf den heutigen Tag nicht aufgehört hat zu existieren. Die Ostsee-Provinz Pommern muss in ihrer eigenständigen Kultur und Geschichte erhalten bleiben. Dazu gehört die Schaffung rechtlicher und kultureller Voraussetzungen, die es den Pommern erlauben und ermöglichen, wenn sie dies eines Tages wollen, wieder dort zu leben, ohne dass das Lebensrecht der heute dort lebenden Polen dadurch beeinträchtigt würde. Hieraus wird klar: Es geht nicht um territoriale Streitigkeiten in der Tradition des 19. Jahrhunderts, und es geht auch nicht um Grenzstreitigkeiten, sondern es geht ganz einfach um die Verwirklichung der Menschenrechte im Rahmen einer europäischen Friedensordnung, die nationale Eifersüchteleien überwunden hat.“

Trotz aller zur Zeit im deutsch-polnischen und im polnisch-europäischen Verhältnis bestehenden Probleme, die hier beschrieben wurden, ist Zuversicht angezeigt, dass sie nicht von Dauer sein werden. Zu sehr hat in den Köpfen der jüngeren polnischen Generation, die nach der Wende aufgewachsen ist, der europäische Geist Aufnahme gefunden.

Im Rahmen der bereits erwähnten von Helmut Schmidt zur Förderung der „inneren“ Wiedervereinigung in Deutschland und in Europa gegründeten Nationalstiftung hatte ich in den Jahren nach 2000 Gelegenheit, ein Projekt mit auf den Weg zu bringen, das Schüler aus Warschau, Berlin und Paris zu gemeinsamer Projektarbeit zusammenführt. Jeweils der 11. Jahrgang eines Gymnasiums in Warschau und in Paris sowie von zwei Gymnasien im ehemaligen Ost- und Westberlin treffen sich seither im Rahmen der „Schulbrücke Weimar“ jedes Jahr für eine Seminarwoche in der thüringischen Stadt Goethes und Schillers mit Vor- und Nachbereitungen zu Hause, um gemeinsam ein vorgegebenes Thema zu bearbeiten. Ich bin sicher, dass die bei diesen Begegnungen unter den jungen Polen, Franzosen und Deutschen geknüpften Bande verhindern werden, dass ihr friedliches Zusammenleben in ihrem gemeinsamen Europa durch unsinnige Reparationsforderungen oder andere nationalistische Provokationen aufs Spiel gesetzt wird.


Der Autor, Publizist und Stiftungskurator, ehem. Generalbevollmächtigter der Deutschen BP AG, em. Honorarprofessor für Angewandte Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg, war in den 70er und 80er Jahren Vorstandsvorsitzender des Pommerschen Zentralverbandes und Herausgeber der Pommerschen Zeitung.

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78 Kommentare

  1. Wer Interesse hat: Ein Buch von dem britischen Autor Richard C. Lucas „Forgotten Holocaust: Poles Under German Occupation 1939-1944. Das Buch ist leider nicht ins Deutsche übersetzt. Es schildert, wie es den Polen unter Naziherrschaft ergangenen ist. Der Autor des Artikels hat „vergessen “ dieses zu erwähnen. Übrigens August der Starke war der schlechteste König, den wir je hatten. Von Glanzzeit kann keine Rede sein.

  2. Wer Interesse hat: ein Buch von dem britischen Autor Richard C. Lucas „Forgotten Holocaust: The Poles Inder German Occupation 1939-1944“. Das Buch ist leider nicht ins Deutsche übersetzt (natürlich nicht ). Es schildert, wie es den Polen unter der Naziherrschaft ergangenen ist. Der Autor dieses Artikels hat „vergessen “ dieses zu erwähnen.
    Übrigens August der Starke war der schlechteste König, den wir hatten, von einer Glanzzeit kann man wahrhaftig nicht reden.

  3. Im Prinzip will Polen schon freundliche Beziehungen zu Deutschland. Wenn aber Deutschland und die EU als ihre Aufgabe ansehen in Polen hineinregieren zu wollen, dann gibt es eben solche Reaktionen.
    Auch Polen weiss, dass Reperationsforderungen wohl ins Leere laufen werden, aber man kann sie stellen und damit Deutschland zumindest politisch in Bedrängnis bringen.
    Meine Schwiegermutter stammt aus Glogau. Heute finden in Glogau aller 14 Tage Gottesdienste in Deutsch statt. Der Wille zum friedlichen Miteinander ist schon da. Aber die deutsche Seite versteht eben den Unterschied zwischen gleichberechtigten Nachbarn und Kolonialherren, die die Welt formen wollen wie sie wollen nicht.

    • Genauso, wie es Polen gibt, die sich über Donald Tusk aufregen….gibt es auch Deutsche, die sich über Angela Merkel aufregen.

      Bestimmte Regierungen und ihre EU-Ausbildungen (bspw. in der EU-Kommision) verfolgen Zielsetzungen der Globalisierung, der Nationalstaatsauflösung und EU Zentralisierung.

      Die Bevölkerungen in Polen und zunehmend auch Deutschland und anderen Ländern wehren sich aber….das sieht man auch an den Veränderungen in den Parteienlandschaften.

      Ich als Deutscher sehe mich nicht als Kolonialist oder Bevormunder…ganz im Gegenteil…

  4. Wenn ich mir so einen beträchtlichen Teil der Beiträge und likes anschaue zu diesem Artikel dann würde mich für Studienzwecke schon interessieren, wie viele deutscher Provinienz und wie viele anderer Nationalität sind.

    Wäre der dt. Anteil hoch könnte man u.U. auf eine nicht unerfolgreiche Erziehung schliessen.
    Ist der dt. Anteil gering wäre vermutlich der polnische Anteil umso höher.

    😉

  5. Anmerkung zu:
    „n) Reparationsforderungen seitens Polen gegen Deutschland sind angesichts der unermesslichen Zerstörung und Millionen an Morden an Polen eigentlich nicht absurd, zumal der Verzicht auf Forderungen 1953 seitens der kommunistischen Diktatoren unterzeichnet worden sind, die nicht legitime Vertreter Polens gewesen sind.“
    Nun, wenn der Verzicht auf Forderungen nur unter Zwang geschah, dann waren die deutschen Ostgebiete doch auch ein „Zwangs-Geschenk“ Stalins, dessen man sich schnellstens hätte entledigen müssen??
    Und dann – nach Rückgabe der Gebiete – könnte man auch gerne über Reparationen sprechen. Oder sind Sie der Ansicht, daß das Land (mit allem Inventar, allen Kunstschätzen, allen Fabriken, vom Wert des Bodens ganz zu schweigen!) völlig wertlos war?
    (Ich „verlange“, wie klar sein dürfte, keine Rückgabe, will nur anhand des Wertes von wirklich seit Jahrhunderten deutschem Land auf die Dreistigkeit von Reparationsforderungen hinweisen.)

    Anmerkung zu:
    „i) Ein Korridor zur Verbindung der Deutschen Gebiete einzurichten, kann kein Staat von einem anderen fordern, zumal dann nicht, wenn gute Seewege bestehen und ja schließlich eine Durchreise durch Polen in keiner Weise abgelehnt oder verunmöglicht wurde. Eine solche Forderung ist vielmehr eine Dreistigkeit, die provozieren soll.“
    Der Korridor ist doch nur entstanden, weil man völkerrechtswidrig Polen einen Zugang zum Meer verschaffen wollte. Und Polen hat sehr wohl schikaniert. Mir wurde von meinen (inzwischen verstorbenen) Verwandten erzählt, daß die Züge von Ostpreußen „ins Reich“ oft beschossen wurden und es ratsam war, sich zu ducken.
    Anmerkung zu:
    „l) Die Vertreibungen der Deutschen aus dem von den Siegermächten westverschobenen Polen sowie den anderen, ehemals Deutschen Gebieten wurden von sowjetischer Seite veranlasst“
    Das soll wohl ein Witz sein. Ich verweise auf die dreibändige Dokumentation des ehemaligen Vertriebenenministeriums „Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße“. Auffallend ist der triumphierende Ton der polnischen Dekrete, in denen von ständig von den „wiedergewonnenen Gebieten“ (und nicht etwa von den zugeteilten) o. ä. die Rede ist.
    In einigen anderen Punkten stimme ich Ihnen übrigens durchaus zu, und ich hege auch keine antipolnischen Gefühle, nur die einseitige Täter-Opfer-Sichtweise, die einige andere hier auch schon angesprochen haben, stört mich.

  6. „Von den Russen sind die Polen für diese Aggression in Gestalt des Landraubs 1920/21 mit der Rückeroberung dieser Gebiete 1939 durch Stalin und der Ermordung von 30.000 Polen bei Katyn bestraft worden“

    Wenn es dem so wäre, würden die Sowjets bis 1990 (!) an Geschichtsfälschung festhalten, wonach das NS-Regime für dieses Massaker verantwortlich war? Ich kann es nicht fassen, dass man eine Ermordung von 30.000 Kriegsgefangenen, demobilisierten Offizieren, also hauptsächlich Ärzten, Angestellten, Lehrern, Unternehmern, Polizisten sowie polnischen Grenzschutzsoldaten als ‚Strafe‘ rechtfertigen kann. Welches Recht rechtfertigt eine solche Tat? Wenn wir dieser absurden Logik folgen, sollen wir demnach das Dresden-Inferno vom Februar 1945 auch als Strafe bezeichnen?

    • Herr Leszek,

      an dieser Stelle bin ich geneigt Ihnen zuzustimmen.
      Ich denke die Eliminierung eines nicht unbedeutenden Teils der polnischen Elite bei Katyn durch die Sowjets war weit mehr als eine „Strafmaßnahme“. Es war ein Neutralisierungsversuch fremder Unabhängigkeitsbestrebungen.

      Auf der anderen Seite denke ich schon, dass alte Rechnungen (und seien sie aus der jeweiligen Sicht auch unrechtmäßig gestellt) immer mit beglichen werden.

      Ich denke mehr wollte der Autor nicht aussagen. Er rechtfertigt nichts…er deutet nur an, dass Racheelemente immer mit reinspielen. Und dass sich nicht nur zwischen Deutschen und Polen, sondern auch zwischen Russen und Polen einiges angesammelt hatte damals glaube ich, ist unstrittig.

      Was Dresden angeht muss ich Ihnen leider mitteilen, dass eine Menge Menschen dies als (gerechte) Strafe ansehen. Die Siegermächte, die keine Verantwortung für den Luftkrieg gegen zivile Ziele übernehmen wollen, obwohl dieser gegen die Haager Landkriegsordnung verstößt, als auch die Historiker oder auch Medien ( Spiegel) entweder unter Verweis darauf, wer den Krieg angefangen habe oder den Luftkrieg angefangen habe. Und es laufen sogar Linke/Antifa hier rum, die auf ihren Körpern sich „Bomber Harris do it again“ gemalt haben.
      Traurig aber wahr.
      Den Dresdenern stellvertretend für die vielen Terrorbomber-Opfer wurde diesbzgl. nie viel Solidarität zu teil.

  7. Einen solchen Artikel hätte ich beim Vertriebenenbund erwartet, aber nicht bei Tichy.

    • Ich bin froh, dass so ein Artikel bei TE erscheint. Wir wollen doch hier nicht die selben Fehler machen, wie beim Mainstream, oder?

      • @Kaeutzchen,
        Jeder soll das Recht haben, seine Meinung zu sagen, auch wenn sie mir unangenehm ist.
        Da der Autor hier aber einen Polen-Eintopf der Größe XXL gebrützelt hat und alle möglichen Zutaten von Edeka benutzt hat, weiß ich nicht, womit ich uberhaupt anfangen soll. An manchen Stellen liegt er m.E. richtig, woanders überrascht er mit Defiziten des Geschichtsunterrichts (Militärdiktatur in Polen fing im Mai 1926, nicht 1919 an – infolge eines Pilsudski-Putsches, bei dem Polen auf Polen schossen und einige Hundert getötet wurden). Woanders liegt er m.E. völlig daneben. Der Abend ist kurz und als Pole fühle ich mich an die Tafel gerufen. Was tun? 🙂
        VG,
        Leszek

      • Alles ist gut Herr Leszek,

        ich ärgere mich nur, wenn reflexartig und dann noch ohne ausführliche Einzelargumentation ein ganzer Text eines Autors in den Müll gekippt wird.
        Und ich bin froh mal etwas Neues und vom Mainstream abgewandtes zu hören/lesen.
        Wenn Sie als Pole sich schon auf den Plan gerufen fühlen, wenn mal (ausnahmsweise) etwas „anti-polnisches“ kommt …was meinen Sie denn, wie ich mich als Deutscher und viele andere auch seit Jahrzehnten fühlen müssen angesichts der einseitigen „anti-deutschen“ Volksneurotiker Flagellanten Geschichtsschreibung/-auslegung der letzten Jahrzehnte ? – und ich könnte da einiges erzählen -.

        Darüber zu sprechen und viel zu lesen ist ein erster Schritt ganz besonders zwischen den Menschen…nicht nur zwischen den Geschichtsschreibern und Medienschaffenden und Politikern…

        Und gerade für diesen Diskurs ist solch ein Text wichtig.

        Wenn da wieder nur gestanden hätte die Deutschen waren gaaaanz PÖSE und die Polen sind die heiligen Flauschmonster von Sankt Irmennau hätten wir Beide doch direkt abgeschaltet, oder?
        Sie, weil alles in Butter ist/bleibt und ich, weil ich genervt in den Sessel falle und mir sage, „Nicht schon wieder, wie öde!“

        Nichts für Ungut…
        🙂

        VG
        Kaeuzchen

      • Der Artikel ist aber wie Mainstream: einseitig, tendenziös und voller merkwürdiger Behauptungen:
        Damit gehts los – Tatsächlich brachte die EU-Mitgliedschaft Polen in dem Vierteljahrhundert,….. 2004 bis 2018 = 1/4 Jahrhundert???

        Den angeblichen Verlust dieser propagandistisch als „Ostpolen“ bezeichneten Gebiete, den die Polen als Begründung für die Übernahme der deutschen Ostprovinzen Pommern, West- und Ostpreußen und Schlesien ins Feld führten und den ganzen Vorgang bis heute als „Westverschiebung Polens“ verstehen, hat es tatsächlich gar nicht gegeben.
        Also Polen ist mit seiner Gesamtfläche und seinen Grenzen immer noch an der gleichen Stelle wie vor dem Krieg?

        Das Negieren einer schuldhaften Verstrickung gilt ebenfalls für den von Pilsudski 1920 vom Zaun gebrochenen Krieg gegen das revolutionsgeschwächte Russland, in dessen Verlauf die Westukraine, Westweißrussland und Teile Litauens erobert, das ganze „Ostpolen“ genannt und damit einer der Verursachungsherde des Zweiten Weltkrieges geschaffen wurde.
        Wie jetzt? Polen Schuld am Weltkrieg ?

        Das sind doch historisch völlig abwegige „Erkenntnisse“.

      • Warum ist das abwegig? Weil man das im besetzten Deutschland nicht in der Schule lernt? Was man in besetzten Ländern lernt, bestimmen die Besatzer. Insofern ist es Wurscht, was Sie und ich im Geschichtsunterricht gelernt haben. Das heißt jetzt nicht, dass der Verfasser zu 100% recht hat. Es heißt nur, dass Zweifel an der offiziellen Version angezeigt sind…

  8. Leider habe ich im Moment keine Zeit, mich mit dem gesamten Text auseinander zu setzen (Arbeit hat Vorrang), dennoch möchte ich auf ein erwähntes Thema hinweisen, um zu zeigen, dass die Angriffswellen Brüssels und Berlins auf die jetzige polnische Regierung (die ja auch peinliche Fehler macht, das muss man ehrlicherweise einräumen) eher ideologisch und politisch bedingt sind und dass es sich dabei gar nicht um sie angeblich bedrohte Rechtsstaatlichkeit handelt. Ich habe bewusst das am wenigsten politische Thema gewählt.

    Es geht um die Abholzung eines der letzten europäischen Urwälder bei Bialowieża. Liest man die westlichen Medien, könnte man meinen, die Abholzung ist ein Ziel für sich, dass es hier darum geht, auf stur zu schalten und es den ‚Brüsselern‘ zu zeigen. Hat man sich eigentlich damit befasst, wieso überhaupt abgeholzt wird? Würde man aus populistischen Gründen eines seiner größten Natuschätze auf dem Altar der ‚polnischen Auferstehung‘ aufopfern? Ich halte das für Unsinn und gerade ökologische Organisationen sollten am besten informiert sein, worum es sich tatsächlich handelt.

    Fast 8 Tausend Hektar von 52 Hektar Urwald insgesamt (Fichten) sind schon vom Borkenkäfer befallen. Es ist eine Invasion, die es so noch niemals gab, seit Białowieża auf der UNESCO-Liste steht. Acht Hektar, das heisst, dass diese, vor allem sehr alte Bäume, insgesasmt schon weit über 500.000, bereits tot sind und dass sich der Borkenkäfer immer weiter ausbreitet und auch jüngere, noch gesunde Bäume angreift. Der Urwald stirbt. Wie man Borkenkäfer umgeht, weiss jeder Forstwirt – man fällt den Baum und bringt das befallene Holz ausser Wald, um es zu vernichten. Es gibt einfach keine andere, wirksame Massnahme. Es stellt sich also die Frage – soll man, wie es die Ökologen wollen, zusehen, wie der Urwald wegen der Seuche komplett ausstirbt, also ‚in die Natur nicht eingreifen‘? Oder darf man handeln, wie es in Forstschulen beigebracht wird, und zumindest den Rest des Waldes für die Generationen, die nach uns kommen, vom Aussterben bewahren? Ich finde es unfassbar, dass sogar dieses Thema im Westen Europas unter die Kategorie „Gefährdung derr Rechtsstaatlichkeit in Polen“ fällt. Als wenn man unbedingt nach einem, irgendeinem, auch völlig absurdem Grund suchte, meine Heimat an den Pranger zu stellen.

    Hier eine Dronenaufnahme von 2015, jeder kann für sich entscheiden, wie Naturschutz hier zu interpretieren ist:
    https://vimeo.com/148006472

    MfG aus Polen,
    Leszek

    • Vielen Dank Herr Leszek für Ihre Informationen zum Thema Urwälder bei Bialowież. Wer die polnische Sprache nicht beherrscht, hat kaum Zugang zu solchen Informationen. Ich finde es sehr wichtig, dass sich Bürger auch aus anderen europäischen Ländern in die Diskussionen einbringen.

      • Leszek hat leider Recht. In allen möglichen Forst- und Gartenzeitschriften wird über die Gefährlichkeit berichtet incl. der Auswirkungen. Das liest aber fast niemand und im Mainstream werden fast ausschließlich Lobbyisten zitiert, die diese Gefahr verharmlosen bzw. sogar abstreiten. Soweit ich weiß (polnische Presse) wurden von polnischer Seite sogar kanadische Gutachten eingeholt und die bestätigen die Vorgehensweise „abholzen“.
        Wenn das Problem allerdings in Deutschland auftaucht, wird abholzen sogar offiziell empfohlen > https://www.merkur.de/lokales/dachau/dachau-ort28553/foerster-warnt-waldbesitzer-im-landkreis-dachau-vor-borkenkaefer-8620020.html
        Es kommt halt darauf, wer wann und wo den Borkenkäfer bekämpft.

      • @Hoffnungslos,
        keine Ursache! Ich mag einfach dieses, Medium und Forum sehr, da es erstens moderatorisch liberal mit verschiedenen Meinungen innerhalb eines zivilisierten Diskurses umgeht. Und zweitens, weil es kein Hort der Links- oder Rechtsextreme ist, die mir gleich abscheulich sind. Sorry für gelegentliche Sprachfehler, die ich immer im Nachhinein entdecke.
        Zum obigen Post habe ich heute eine wichtige Zahkenkorrektur gemacht, sollte vielleicht noch heute freigeschaltet werden, wenn die Moderation es schafft.
        Viele Grüße,
        Leszek

    • Hallo Herr Leszek,

      danke für Ihre Eingaben bzgl. dieses Urwalds. Ich hatte nur mal einen Fernsehbericht darüber gesehen und es war ziemlich uneindeutig. Das Bild das gezeichnet wurde, war in etwa, die Polen roden den unter Vorwand um Geld zu machen.
      Zwar hätten die Förster teilweise Argumente für ihr Einschreiten (Käfer), allerdings würden die Bewohner auch gut verdienen an der Rodung.
      Am Schluss standen Aussagen gegen Aussagen und der Zuschauer weiss nicht was er denken sollte.
      Im Prinzip ist es sowieso Sache der Polen, wie sie mit ihrem Wald umgehen. Da hat sich eigentlich keiner einzumischen.

      Ich stehe dem neutral gegenüber und habe den Verdacht, dass da etwas instrumentalisiert werden soll.
      Insofern sind Eingaben, wie Ihre ein weiterer Baustein…

  9. Danke für ihre historische Analyse und meine Weiterbildung. Ich bin zwar keine Juristin, aber ich habe das Gefühl, das sich die Deutsch-polnische Verhältnisse, mit der Diktaur aus Deutschland und EU entwickelt hatten, genau wie Ungarn, Tschechien und Slowakei. Die Osterweiterung war und ist eine WIN WIN, diese Länder wurden nich aus Barmherzigkeit aufgenommen, die wurden lediglich wegen Matkterweiterung aufgenommen und der Westen Produzieret in diesen und anderen Länder fürs Butterbrot. Es war nie die Rede von Immigration von fremden Kulturen und wie auch jeder, der Internet besitzt, sieht man, was daraus entstanden ist, mit diesen Gefahren wollen die meisten nicht leben. Das ist der Hauptgrund warum um Deutschland rechtskonservative Parteien gewinnen, es ist leider egal, wer in diesen Parteien sitzt,wenn die gegen der Illegale Migration sind, gewinnen sie. Und noch zu Justizreform, wie gesagt, ich bin keine Juristin, aber wenn ich mir so die Justiz und die Urteile in Deutschland anschaue, die Richter, die nach Parteibuch ihre Stellen bekommen und wenn die nicht parrieren, werden sie wegggelobt, ist das genau das gleiche. Die EU hat kein Recht, sich in Polnische oder andere Innenangelegentheiten zu zumischen und alle erziehen will, so war es nicht gedacht. Frau Merkel ist keine Kaiserin der Vereinigten Staaten Europa, obwohl sie sich für eine hält.

    • Wenn ich es also richtig verstehen kann jeder Staat in der EU demokratische Einrichtungen, Gerichte auch die Verfassung in ihrem Bestand wesentlich verändern oder abschaffen.
      Das geht dann die anderen Mitglieder in der EU nichts an! (Die dürfen nicht „erzogen“ werden!)
      Na – dann haben wir doch alles richtig gemacht – oder ?

      Das trifft natürlich nur für Länder zu, welche nicht „Deutschland “ heißen – oder?

      Alle Dinge , die in der EU Charta festgelegt wurden dürfen verändert oder abgeschafft werden – das geht Niemand etwas an (innerpolnische Angelegenheiten), nur die Nettozahlungen – ich denke so 12-13 Milliarden – die müssen weiter fließen! Das steht doch auch so in den Verträgen!

      Leid haben nur die erlitten, die von Deutschen gequält wurden!

      Deutsche haben nach dem verlorenen Krieg nie gelitten, das ist nach wie vor Propaganda!
      (Und wenn – dann hätten sie es verdient!)

      Es tut schon manchmal weh wenn die historisch belegten Fakten nicht einmal benannt werden dürfen!

      Ich habe wirklich gute Freunde in Polen, auch weil diese in dem Land leben aus welchem meine Eltern kamen und die mich offen und freundlich aufgenommen haben!

      Aber die Stimmung dreht sich – Deutscher zu sein – das allein kann schon als reichen einem den Mund zu verbieten! (So ähnlich wie Erbsünde)

  10. Sehr aufschlussreicher Artikel. Nur ein, zwei Ergänzungen. Die Polen übersehen in ihrer eigenen Geschichte geflissentlich Perioden eigener, polnischer Grossmachtbestrebungen und machiavellistischer Expansionsbestrebungen – besonders in der Zeit der Jagiellonen und danach. Das ist überhaupt nicht „Ehrenrühriges“ – alle Nationen verhielten sich so, die meisten tun es heute noch in verkappter Form.
    Aber die ewige „Unschuld vom Lande“ zu spielen ist fast so infantil wie wenn wir Deutsche in kaum zu überbietender Heuchelei uns selbst als reuiges, „ewiges Tätervolk“ stilisieren, um indirekt durch solche Selbsterniedrigung unsere moralische Überlegenheit über andere zu demonstrieren.
    – In dieser Situation trifft sozusagen die polnische „Opfer-Moralität“ auf deutsche „Reuige-Täter-Moralität“. Beides ist miteinander unvereinbar, da jede Seite gewissermassen die „moralische Oberhoheit“ gegenüber dem anderen postuliert.
    Dass die Polen auf solche deutschen Versuche, ihnen den erhobenen Zeigefinger zu zeigen, allergisch reagieren, ist angesichts des der deutsch-polnischen Geschichte mehr als verständlich. Zumal die Polen etwa in ihrer Justizreform nur graduell anders vorgehen, als es im übrigen Europa üblich ist. Auch in den anderen europäischen Staaten werden die obersten Richter nach politischen Gesichtspunkten besetzt, und die darunter teilweise auch. Die Polen gehen bei der Besetzung „normaler“ Richterposten nur graduell „politischer“ vor als wir oder andere Europäer (ich habe vor einiger Zeit hier einmal einen europäischen Vergleich der Richterauswahlverfahren vorgestellt). Westeuropäische Kritik daran wird von den Polen also teilweise zu Recht als ein Fall von „… der sieht den Balken im eigenen Auge nicht“ angesehen.
    – Erschwerend kommt hinzu, dass Polen und Deutsche in Teilen eine völlig gegensätzliche
    Vorstellung von Identität und Nation haben. Da Polen öfters in den letzten Jahrhunderten ohne eigenes Verschulden am Rand der Vernichtung als Staat stand, ist Selbstaufgabe für sie ein völlig unverständliches Verhalten. Die Nation gab stets Heimat und Halt. Wobei man sagen muss, dass diese Einstellung in verschiedenen Graden auf der internationalen Ebene völlige Normalität darstellt.
    Eine nationale Selbstaufgabe, das Wunschbild eines Aufgehens der eigenen Identität in einem Weltbürgertum, diesen feuchten Traum gibt es nur im Westen, und in besonders pubertär-realitätsnegierender Weise in Deutschland.
    – Deutschland und Polen sind also in dieser Hinsicht sozusagen in „natürlichem“ gegenseitigem Unverständnis gefangen, wie Hund und Katze. Allerdings zeigt Deutschland m.E. die bei weitem „freakishere“ Ausnahmeposition in der Selbstwahrnehmung. Polen übertreibt vielleicht den normalen Nationalismus bzw. Patriotismus – während umgekehrt bei uns fast nichts mehr normal ist, nicht einmal das Bild der Geschlechter.

  11. Nichts in Polen läuft falsch oder gar aus dem Ruder. Die BRD ist es, wo die Dinge seit langer Zeit aus dem Ruder gelaufen sind. …

  12. Die Vergangenheit sollte man ruhen lassen, aber jedem sei das Buch empfohlen, der Krieg der viele Väter hatte.
    Fordern kann man alles, auch Reparationen, aber bekommen muss man nichts.
    Den Hauptgrund für das Verhalten der Polen hat Angela mit ihrer Flüchtlingspolitik geschaffen, jeder normale Mensch weiß, das das unbezahlbar ist.
    Die Engländer wissen das, nur 87 % der deutschen Wähler sind schlichtweg zu doof.
    Die polnische Regierung ist ihrem Volk verpflichtet…nicht der EU.
    Und das ist gut so.

  13. Wissen Sie, in Polen gibt es Probleme von „linksgerichteten Historikern“ und in Deutschland auch.
    Eure scheinen anti-polnische Interessen zu vertreten und unsere anti-deutsche.

    Da bei uns die linken/anti-deutschen seit Jahrzehnten dominieren würde ich gerne mal Thesen eurer kennenlernen.
    Vielleicht vertreten linke anti-polnische Historiker ja einen pro-deutschen Kurs. Das fände ich super…..mal was anderes hier…

    Und unsere schicken wir zu euch, die findet ihr vermutlich ganz toll, denn die werden eure Interessen bestimmt hervorragend wahrnehmen…das haben sie hier jedenfalls die letzten Jahrzehnte gemacht.

    In diesem Sinne…Win-Win

  14. Der Autor vertritt leider in weiten Teilen den Standpunkt der Brüsseler und Berliner Führung. Freiheit und Selbstbestimmung bedeutet nicht, all dem zuzustimmen ist, was in Brüssel, Berlin, oder bei der UNO für richtig gehalten wird. Freiheit und Selbstbestimmung muss bedeuten, dass die Menschen eines souveränen Staates ihre Lebensbedingungen selber bestimmen. Nicht in Berlin wird entschieden, wen oder was die polnische Bevölkerung wählt, sondern in Polen. Aber dies Problem ist ja schon beim Brexit nicht verstanden worden.
    Zu den Reparationsforderungen aus Polen: Da die deutsche Regierung ja nur so mit Steuergeldern weltweit um sich wirft, war zu erwarten, dass dies Verhalten Interessenten in aller Welt auf den Plan ruft.

  15. Erschreckend!
    Herr Müller-Michaelis,
    trotz der offensichtlichen Nähe zur polnischen Gesellschaft, haben Sie leider wenig Ahnung von der polnischen Gesellschaft und ihrer Seele.
    Sie reihen sich nahtlos in die deutsche Mainstream-Meinung ein, die die anderen Gesellschaften (polnische, amerikanische, etc.) überhaupt nicht verstehen…Schade!

    • Verstehen denn umgekehrt „Polen“ die „Deutschen“?

      • Das kann und will ich nicht beurteilen, weil es zu pauschal ist.
        Es geht um die Meinung des Herrn Müller-Michaelis, der sich offensichtlich berufen fühlte, einen Artikel zu schreiben. Dann muss er auch Kritik ertragen.

      • SCHNEIDER:
        „[…]ie die anderen Gesellschaften (polnische, amerikanische, etc.) überhaupt nicht verstehen…Schade!“

        KAEUZCHEN:
        „Verstehen denn umgekehrt „Polen“ die „Deutschen“?“

        SCHNEIDER:
        „Das kann und will ich nicht beurteilen, weil es zu pauschal ist.“
        ———————–

        Merken Sie nicht, dass das ein wenig albern ist?

  16. Wie recht Sie haben Herr Hayes, wenn Sie sagen, dass man sich unlegitimierten Befehlen und Drohungen aus Brüssel widersetzt. Das ist genau der Grund warum Großbritannien die EU verlassen hat und die Leute dort in Brüssel lernen nichts daraus.
    Das ganze Konzept der EU ist falsch!!! Ganz einfach gesagt soll man doch die Nationalstaaten das machen lassen was sie in ihrer Verantwortung besser können und Brüssel das, was es als Gemeinschaft besser kann. Aber die wollen einen Zentralstaat ohne Rücksicht auf die nationalen und kulturellen Verschiedenheiten.
    Das geht schief und ist wie man am Brexit sieht schon schief gegangen. Ich selbst bin froh dass sich Länder wie Polen dem energisch widersetzen.
    Aber was will man erwarten wenn man wie bei Schulz, nur die zweite oder dritte Garde nach Brüssel schickt.

  17. Wieso geschichtsverfälschend? Es gibt genug historische Dokumente, die die Situation in Polen vor 39 belegen. Aber das wird irgendwie alles verdrängt. Das hat auch nicht mit einer „pro Nazi“ Haltung zu tun. Im Gegenteil. Was die alles anstellten mit ihren KZs, frage ich mich eher, warum keiner einschritt über viele Jahre. In der Geschichtsschreibung wird dauernd völlig unter den Tisch gekehrt, dass Antisemitismus kein deutsches Problem, sondern damals Zeitgeist in der gesamten westlichen Sphäre war (ich würde mal Churchills Zitate durchgehen oder fragen, wieso die Amerikaner fliehende Juden in Konzentrationslager steckten und die auch so nannten).

    Genauso, wie heute Antisemitismus auch wieder salonfähig wird unter dem Deckmantel der Israelkritik. Alle Beteiligten tragen Schuld. Alle. Aber immer gut, wenn man einen Sündenbock hat – die Deutschen. Und das geht sogar soweit, dass die Deutschen und alle anderen von den Nazis sprechen. Die Nazis waren, die Nazis hatten. Wirklich? Nein! Die Deutschen waren das. Überall wird Schuld weg geschoben. Kein Land arbeitet diese schwarze Ära der Menschheit wirklich auf. Das ist erbärmlich. Und solange keine Aufarbeitung stattfindet, so lange werden sich auch nicht alle ihrer Fehler bekennen. Und davon abgesehen hat sich die Welt keinen Deut geändert.

    Jetzt überfallen wir halt alle gemeinsam völkerrechtswidrig den Nahen und Mittleren Osten. Wir leben in einer einzigen Propaganda und Revision. Und niemand wagt es, endlich mal die Wahrheit auszusprechen.

    Ich verurteile jedwedes Morden. Ob nun von Deutschen, Nazis, Amerikanern, Engländern, Franzosen, vom IS oder sonst wem. Das ist das Problem schon seit dem Ersten Weltkrieg, dass es immer doch nur um nationale Interessen geht – und zwar von allen. Ausnahmslos.

  18. Sehr geehrter Herr Müller-Michaelis, Ihr Artikel ist leider voller Klischeees. Die gegenwärtig die Regierung stellende Partei in Polen bezeichnen Sie als „rechtsextreme“ Partei Recht und Gerechtigkeit (PIS). Diese Partei isz ganz demokratisch gewählt worden – wegen ihres Programm, das sie jetzt erfolgreich umsetzt. In Polen herrscht Rechtsstaatlichkeit, woran sich die PIS auch hält. Hingewiesen sei auf die veränderte Besetzungsregelung des polnischen Verfassungsgerichts; vergleichen Sie dies mit der hier in Deutschland; dann ist leicht zu erkennen, daß es in Deutschland bei der Besetzung der Richterposten weniger demokratisch zugeht als in Polen; in Deutschland bestimmt parteipolitisches Geschacher die Pöstchenbesetzung. Ihre Wertung der PIS als rechtsextrem ist also völlig unsachlich und schlicht falsch. Ihr Wertung ist äußerst tendenziös; auch erscheint in Ihren Äußerungen wenig Respekt vor der Souveränität eines anderen, freien und selbstbestimmten Landes. Die Polen wollen eben (nachvollziehbar) kein Teil des Monsterstaates EU unter Führung dieses Hrn JC Junker sei, dessen Herrschaft nicht demokratisch legitimiert ist. Wir sollten Polen und den anderen Visegrat-Staaten dankbar sein, daß sie die Auflösung der Nationalstaaten mit ihrer Identitätsstiftung durch das Monster EU verhindern. mfG PD

    • Viele Deutsche werden noch froh sein, wenn ihnen mit Polen ein Fluchtland zur Verfügung steht, welches sie nach der fortschreitenden Islamisierung Deutschlands aufnimmt.

      • Wenn die Polen tatsächlich das Europa der Vaterländer verteidigen.., ist das fein.
        Wenn Sie den Hype nur als Spielgeld benutzen um irgendetwas rauszuschlagen wäre es schade.

  19. Bei bestimmten Positionen kann ich Ihnen(wenn auch nicht zwangsläufig wegen des angeführten Arguments) folgen und bei anderen nicht.

    Zunächst die, wo ich mich spontan anschliesse: a) bis inkl. e)

    Ein bischen zu einfach für einen großen Themenkomplex: h), k), m), L)

    Wozu ich nichts (sicher) zu sagen weiss: f), g), m)

    Wo ich teilweise widerspreche: L)

    Wo ich widerspreche: i), j), n), o)

    Erläuterung zu i), j), L), n), o):

    Ihnen ist schon bewusst, dass die Gebietsabtretungen an Polen nach dem 1. Weltkrieg auf Grundlage des Versailler Vertrags stattgefunden haben (sollen). Nur eben genau dieser Vertrag hat das Selbstbestimmungsrecht der Völker vorgeschrieben.

    Und tatsächlich sind die entsprechenden Volksabstimmungen in den zur Disposition stehenden Gebieten auch anerkannt durchgeführt worden.
    Sie gingen zu Gunsten des Deutschen Reiches aus (machen sie sich schlau).
    Das hat die Ententemächte aber nicht gejuckt und die Gebiete vertrags-/widerrechtlich trotzdem den Polen zugeschlagen.
    Deutschland hat damals wiederholt versucht vor dem Völkerbund zu klagen. Erfolglos, denn die Ententemächte hatten den Völkerbund unter ihrer Kontrolle (Grüße and England und Frankreich). Sie waren Beklagte und Richter („den Bock zum Gärtner machen“).

    Das heisst also Polen hat Gebiete widerrechtlich zugesprochen bekommen.
    Klagen dagegen haben nicht gefruchtet.
    Verhandlungen (wo Deutschland sogar verzichtet hätte, wenn wenigstens der Korridor und Danzig geklärt worden wäre) waren erfolglos.
    Zu dieser Verhandlungsgeschichte und der einseitigen Geschichtsschreibung macht übrigens Dirk Kurbjuweit sehr nette Andeutungen in diesem Artikel:

    http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/124956878

    Und außerdem gab es massig Übergriffe und auch Vertreibungen in den widerrechtlich okkupierten Gebieten gegen Deutsche (informieren sie sich mal).

    Was genau, frage ich Sie, also hätte es ihrer Meinung nach noch bedurft einen Krieg gegen Polen zu rechtfertigen?

    Und damit kommen wir auch schon zur Reparationsfrage:

    Aus obigen Ausführungen ist ableitbar, dass natürlich Deutschland für die widerrechtlichen Landnahmen, die ja bereits mit dem seitens der Entente-mächte gebrochenen Versailler Vertrag begonnen haben (und damit legaler Kriegsgrund waren), entschädigt werden müsste.
    Und selbst wenn Deutschland „unerlaubt“ Krieg geführt hätte müssten die Gebiete wieder zurück: „In einem Rechtsgutachten, das hinsichtlich der Sudetendeutschen im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung 1991 erstellt wurde, kam der UN-Völkerrechtsberater Felix Ermacora zu folgendem Ergebnis: „Die Vertreibung der Sudetendeutschen aus der angestammten Heimat von 1945 bis 1947 und die fremdbestimmte Aussiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg widersprach nicht nur der in der Atlantik-Charta und dann in der Charta der UN verheißenen Selbstbestimmung, sondern die Vertreibung der Sudetendeutschen ist Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die nicht verjährbar sind.“ “

    Deutschland hat aber auf die völkerechtlich verpflichtende Rückgabe oder Entschädigung (und dass das so ist weiss/ahnt die Polnische Obrigkeit auch und hat davor Angst) in verschiedenen Zusammenhängen gnadiger Weise VERZICHTET. Umgekehrt hat Polen in verschiedenen Zusammenhängen auf Reparationen verzichtet und das nicht nur 1953 (von wegen Fremdbestimmtheit), sondern auch später (soweit ich weiss im Rahmen der 2+4 Verträge).

    Genaueres (konnte es noch nicht komplett lesen) lässt sich vermutlich hier finden:

    https://www.bundestag.de/blob/525616/211fd144be8368672e98ecd6a834fe25/wd-2-071-17-pdf-data.pdf

    So und jetzt noch eine Anmerkung zu L):

    Glauben Sie wirklich, dass die Vertreibungen von Deutschen nach dem 2. WK durch irgendwelche Russen stattgefunden hat.
    Ich bin mir sicher, dass Polen oder polnische Kommunisten genauso gerne diese Agenda verfolgt und ausgeführt haben, wie sie die Landnahme und Übergriffe nach dem ersten Weltkrieg ausgeführt haben.

    Deshalb glaube ich auch, dass dem durchschnittlichen Polen diese Einseitigkeit seiner Sichtweise und seiner chauvinistischen Aktionen sehr wohl unterbewusst klar sein müssten. Und den Völkerrechtlern unter den Polen ist insgeheim bewusst, dass sie mit einer Aufarbeitung die Büchse der Pandorra öffnen würden. Ob sie da so glimpflich finanziell rauskommen würden, weiss ich nicht (wenn man alles gegenrechnen würde).
    Ich denke, dass Polen anstatt sich dem zu stellen lieber die Flucht nach vorne antreten und einfach noch unverschämter sich in die Opferrolle reinsteigern und Forderungen stellen.
    Gemäß dem Motto: „Frechheit siegt“

    Na dann „Glück auf….und viel Erfolg“. Wird auf jeden Fall spannend.

    Ich empfinde jedenfalls ihren Beitrag als ziemlich selbstgefällig und wenig differenziert.

    • Naja…vielleicht muss ich ja bereits freuen, wenn keine direkte absolute Ablehnung meiner Argumente (Kriegsschuld und unrechtmäßige Abtretungen nach dem 1. WK) stattfindet.

      Allerdings ist es schon ein wenig mager, wenn man sich darauf ausruht, dass alles so komplex ist und dann direkt wieder zurückkehrt zu seiner Ursprungsmeinung, dass der Artikel des Autors ein „schändliches Machwerk“ sei. Eine These auf die sie genauso wenig eingehen, wie auf meine Argumente.

      Nur so kommen wir nicht weiter…
      Jeder kann gegenseitig den Beitrag des Gegenübers als „schändliches Machwerk“ bezeichnen…da stehen dann Aussagen/Positionen/Meinungen gleichberechtigt gegenüber….am Ende aller Tage bringt das niemanden weiter außer dass jeder weiss, wo der andere steht…..naja ist auch was Wert….aber wie viel?

      Übrigens noch ne „nette“ Geschichte:

      Ich habe mal mit einer Geschichtslehrerin gesprochen und gefragt warum Deutschland nach dem Vertragsbruch der Ententemächte (alleine schon wegen der unrechtmäßigen Gebietsabtretungen an Polen) sich noch an den Versailler Vertrag hätte gebunden fühlen sollen.
      Ihre Antwort war „Wenn die eine Partei den Vertrag bricht, berechtigt dies die andere Partei noch lange nicht diesen auch zu brechen.“

      Da bin ich vom Glauben abgefallen…Das ist umso absurder in Anbetracht des Faktes, dass dieser Zustand zwei Jahrzehnte (bis zum Angriff der Deutschen) anhielt und die Klagen vor dem Völkerbund aus bereits erwähntem Grund alle erfolglos blieben.

      Aber wen juckst…wenn es um die Deutschen geht, legt man schon mal gerne spezielle Maßstäbe an.

  20. Polen hat die soziale Marktwirtschaft eingeführt und Deutschland hat sie unter der Regie von Merkel und Schröder abgeschafft. Offensichtlich ist die soziale Marktwirtschaft in Deutschland inzwischen das unverkennbare Markenzeichen des Rechtsextremismus. Zumindest in den linksgrünen Hirnen. Im übrigen hat die Ablehnung der illegalen Masseneinwanderung in Polen nichts mit Rechtsextremismus zu tun, sondern beruht auf der konsequenten Einführung der sozialen Marktwirtschaft, unter anderem der Ablehnung der in Deutschland per Gesetz eingeführten Hungerlöhnerei. Auch der freiwillige Verzicht auf importierte Kriminalität aus Afrika und dem nahen und mittleren Osten hat nichts rechtsextremes an sich.

  21. „Ein jeder kehre vor seiner Tür,
    Und rein ist jedes Stadtquartier.“

    Gegen wen waren die Polen denn im 20. Jahrhundert widerborstig?

    Gegen Nazi-Deutschland und Sowjet-Russland, die nach den früheren Teilungen wieder einmal den polnischen Staat beseitigt hatten.

    Und jetzt sind sie es halt gegen eine EU, die von ihren Eliten ebenfalls als Überwinder der Nationalstaaten verstanden wird.

    Genauso wie bei den Südosteuropäern mit ihren schlimmen Erfahrungen mit einer islamischen (osmanischen) Herrschaft wirken da historische Erfahrungen weiter.

    Und überhaupt: Wenn sich die linksgrünen Eliten, die seit praktisch 50 Jahren in Deutschland den Ton angeben, nur halb so sehr für die deutschen Heimatvertriebenen ins Zeug gelegt hätten, wie sie es jetzt für afrikanische, arabische, pakistanische und afghanische Wirtschaftsflüchtlinge mit offener Verachtung dieses Landes tun, dann würde die jetzige deutsche Polenkritik mit ihrer Forderung nach unbegrenzter Aufnahme muslimischer Migranten weniger hypokritisch daherkommen.

    Die gleichen Gestalten, die nicht einmal im Traum daran gedacht hätten, Rückkehrrechte für deutsche Heimatvertriebene zu fordern, überschlagen sich jetzt, dass Polen orthodoxe und für den Arbeitsmarkt faktisch unbrauchbare Muslime in nicht absehbarer Menge (Quotenregelung!) anzusiedeln habe. Und da wundern wir uns noch, dass die Polen uns und der EU mental zunehmend den Finger zeigen!

    Innerpolnische Feinheiten und solche des deutsch-polnischen Verhältnisses sind mir ziemlich schnuppe angesichts der Islamisierung dieses Landes.

    Wer von deutsch-polnischen Schülertreffen in der Stadt Goethes und Schiller redet, der sollte sich eher Gedanken machen, ab wann die die deutschen Klassen bei solchen Treffen überwiegend aus nichtdeutschen Schülern, die meisten davon orthodoxe Muslime, bestehen werden!

    • Danke für Ihren Beitrag. Ich stimme Ihnen voll zu!
      Wir haben wichtigere Probleme als die deutsch-polnischen Konfliktfelder der letzten Jahrhunderte ausgerechnet jetzt auszupacken und zu bearbeiten.
      Allerdings haben die Polen halt mal wieder ihre Reparationsforderungen gestellt und dann muss man ihnen auch antworten…. unkommentiert möchte ich es jedenfalls nicht lassen.
      Ich habe bereits dazu ein paar Reaktionen hier geschrieben, damit hat es sich für mich auch schon.

      In Kurzform:
      Reparationen fällt aus wegen is´nich´!
      Die Büchse der Pandorra wollt ihr nicht wirklich öffnen…glaubt mir….
      So und nun zurück dazu wie wir die Masseneinwanderungsagenda und die Auflösung der Nationalstaaten durch die EU-Zentralisierungsbestrebungen stoppen können.

      Vielen Dank!

  22. Danke, wunderbarer Beitrag. Die Richtung stimmt. Ich habe Sie in mein Herz geschlossen.

    Lang lebe (das katholische) Polen, nieder mit dieser dekadenten, menschenverachtenden und faschistoiden EU und dem verdammten EuGH. Denn, Europa ist nicht die(se) EU.

  23. Wie einige Leser des TE staune ich über die Geschichtsklitterung- und Fälschung, die ein bekannter Publizist hier betreibt. Fortan wird die Geschichte umgeschrieben, die zugeschütteten Graben wieder aufgerissen- Cui bono?
    Das wird mir nicht ersichtlich- vielleicht um die Flüchtlingspolitik der Polen zu geißeln?
    Obwohl Herr MM am 01.0916 im TE geschrieben hat: „(ist falsch) aus der willkürlichen Entscheidung, massenhafte ungeordnete und unbegrenzte islamische Einwanderung zuzulassen, bekannte, in die Zukunft weisende Entwicklungsfaktoren, wie die bei islamischen Völkern vergleichsweise deutlich höheren Geburtenraten auszublenden und damit die einheimische Bevölkerung einem auf der Zeitachse absehbaren Minderheitenstatus auszuliefern“.
    Und jetzt kommt die an der Berichterstattung der MSM basierende Kritik des Nationalfeiertages in Warschau am 11.11.17:
    „wobei Transparente mit Parolen vom „reinen Blut“ und „weißen Europa“ gezeigt wurden und mit Sprechchören sogar zum „F….“ von Flüchtlingen aufgerufen wurde“-ungehörig!
    Was nun?
    Kommen wir zu dem historischen:
    1. „Landraub im Osten“ 1920-21- Ukraine, Litauen, Weissrussland
    Im Züge der Vertreibung wurden ca. 3,4-3,6 Millionen polnischer Bürger aus Ostpolen
    nach Schlesien und Pommern umgesiedelt, darunter auch meine Familie.
    Meinen Sie- die Menschen hätten die Vertreibung mit Freude hingenommen?
    Polen und Litauen waren von 1385 miteinander durch eine Union verbunden-
    bis 1795, dem Jahr der III Teilung Polens. Die Karten der Teilungen sind für Geschichtsinteressierte in der zahlreichen Literatur einsehbar..
    Im November 1918 hat die deutsche Heeresführung und die Bolschewiki die „IV Teilung“ Polens begangen und beim Rückzug aus Litauen die Ostgebiete den Bolschewiki überlassen. Mit Angriff der Roten Armee auf Wilno (Vilnius) begann der Polen-Bolschewiken Krieg, der nach dem Traktat Ryski 1922 beendet wurde. Die offizielle
    Landkarte nach 1922 ist hier einsehbar,(https://pl.wikipedia.org/wiki/Wojna_polsko-bolszewicka). Übrigens Herr Müller Michaelis- leider kenne ich keine Karte vor 1939 mit der polnisch-deutschen Grenze an der Oder-Neiße, Herr Dettmar Cramer als Sohn eines
    Beamten im besetzten Polen hatte da mehr Glück.
    Ihr Artikel ist voll von emotionalen Unterstellungen, für mich ein graus. Für mich, der seit über 30 Jahren hier lebt und praktiziert ist Deutschland und die deutsche Sprache zur Heimat geworden, Heimat meiner Kinder.
    Mit der Zeit haben wir die Graben zwischen uns zugeschüttet. Freut mich nicht, dass jetzt, im Rahmen einer unklaren politischen Agenda, ( von beiden Seiten betrieben), kommen die Totengräber und Graben die Leichen aus, über die schon längst Gras gewachsen ist.

    • Auf der einen Seite gebe ich Ihnen Recht – von wegen Gras – .
      Auf der anderen Seite ist es anscheinend von Nöten, denn es gibt offenkundlich immernoch Gesprächsbedarf. Sie können bisher unterdrückte Stimmen und Positionen zu diesen Komplex nicht einfach unterdrücken, weil Sie sich mit der etablierten Geschichtsschreibung (All-Round-Narrativ: Deutsche= Täter/schuld, Polen= Opfer/unschuldig) gerne arrangieren konnten.

      Polen und Deutsche müssen zu einem gemeinsamen Geschichtsbild finden.
      Das wird ein langer Prozess. Die Frage ist nur, ist es sinnvoll genau jetzt damit zu beginnen, wo wir doch ganz andere schwerwiegender Probleme haben.

      Und an dieser Stelle verlinke ich ich Ihnen gerne nochmal einen Text, überraschender Weise aus dem SPIEGEL von Dirk Kurbjuweit. Wenn Sie diesen (genau!) gelesen haben, dann werden auch Sie Zweifel entwickeln, ob die etablierte deutsche Geschichtsschreibung denn so seriös und untendenziös abgelaufen ist, wie es immer in der Schule und bei Guido Knopp insinuiert wird:

      http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/124956878

      • Danke für Ihre Antwort, aber wir betrachten das Geschehen unterschiedlich. Man kann persönlich nur dafür verantwortlich sein was man getan oder nicht getan hat, ohne Kollektivschuld Konstrukte.
        Autor (MM) spricht von der Schuld der Polen, weniger von der Schuld der Deutschen (jedem das seine). Das Generalisieren streut dem (unkritischen)
        Leser nur den Sand in die Augen und instrumentalisiert ihn. Letzte Zeit habe ich ganze Menge antipolnischer Pamphlets (Zeit,Welt) gelesen. Die andere Seite bleibt auch nicht wortlos, jedoch viel differenzierter als der übliche MSM-Müll.
        Brauchen wir den Zwist? Ich denke nein. Aktuell wird die Reparationen-Frage regelrecht ausgeschlachtet. Ein Thema, ein Symbol, eine Antwort der polnischen Regierung auf die Forderung der EU/ der Bundesregierung (ist das Gleiche) sich solidarisch zu zeigen und die territoriale Integrität, Selbstbestimmung und eigenständige Kultur auf dem Altar der Großen Kaiserin zu opfern. Damit sie sich nicht so Nackt vorkommt. Damit lässt man die publizistischen Hunde von der Leine los. Wer sich instrumentalisieren lässt ist selber Schuld und nicht bei Sinnen. Ich möchte wissen wie viele Polen nehmen die Reparationen-Forderung ernst: 2-5%? Es ist nur eine unsensible Antwort auf unsensible Forderungen und es reicht schon um den Chor der Gestrigen aus der Schmollecke zu locken.
        Die Konflikte werden konstruiert um die Aufmerksamkeit der Gesellschaft von den wichtigen Problemen des Landes abzulenken. Mich erschreckt etwas anderes: das Deja-vu Gefühl- manches hier in der Gegenwart zu erleben, was ich schon vor über 30 Jahren im warschauer Spätkommunismus erlebt habe.

      • Ich mache es kurz. Ich bin geneigt Ihnen vollumfänglich zuzustimmen. Ich denke ebenfalls, dass die MSM es instrumentalisieren und ggf. auch, dass Polen es als „Druckmittel“ verwenden will (für was genau und was nicht ist aber undurchsichtig).

        Bei einer Sache wäre ich an Ihrer Stelle aber etwas weniger optimistisch.
        Und zwar bei den 2-5%, genauso wie ich instinktiv misstrauisch wäre, wenn jemand die Behauptung aufstellen würde, dass Ameisen zu 95% nur mit einem Beinchen auf die Welt kommen.

        Aber vielleicht irre ich mich ja ….hat irgendjemand spontan einen Zugriff auf Meinungsumfragen innerhalb der polnischen Bevölkerung bzgl. der Akzeptanz von Reparationsforderungen?

        Danke im Voraus für die Mühen!

        VG
        Kaeuzchen

  24. Bereits bei den Ausführungen über Tusk bin ich innerlich ausgestiegen. Ja, er ist Pole, aber er repräsentiert nicht die aktuelle polnische Regierung, ganz im Gegensatz zu seiner ersten Ratspräsidentschaft, in der er aus der polnischen Regierung heraus in sein Amt kam. D.h. wenn der Autor behauptet, Polen stelle momentan den EU-Ratspräsidenten, dann ist das nur in Bezug auf Tusks Herkunft richtig, nicht aber in Bezug auf seine politische Legitimierung. Dieser Zustand, dass ein ranghoher Politiker in der EU keinen Rückhalt mehr aus seinem Herkunftsland haben und trotzdem wiedergewählt werden kann, ist zumindest fragwürdig. Das scheint bei der Umstellung dieses Amtes im Jahr 2010 zu einem ständigen Amt schlichtweg übersehen worden zu sein und diese Fehlplanung macht die EU an dieser Stelle undemokratisch.
    Tusks Stellung wird vom Autor nicht problematisiert, und stattdessen – und das ist meine Kritik – die Ablehnung Polens als deren eigenes Problem dargestellt. Da muss man den Rest eigentlich nicht mehr lesen.

  25. „Von den Russen sind die Polen für diese Aggression in Gestalt des Landraubs 1920/21 mit der Rückeroberung dieser Gebiete 1939 durch Stalin und der Ermordung von 30.000 Polen bei Katyn bestraft worden“

    Das ist aber eine sehr fragwürdige Formulierung, in Zusammenhang mit dem Massenmord von Katyn von einer „Bestrafung“ zu schreiben.
    Im Übrigen sind manche der historischen Ausführungen von Herrn Müller-Michaelis wohl durchaus korrekt (andere eher nicht…), und die polnische Rechte ist in der Tat etwas speziell…aber kann man wirklich glauben, dass es in irgendeiner Form konstruktiv ist, wenn Deutsche anfangen würden, Polen entsprechende Vorhaltungen über „korrekten“ Umgang mit der Geschichte zu machen? Das wird in Polen nur als typisch deutsche Arroganz wahrgenommen und entsprechend negativ bewertet werden.
    Außerdem krankt der Artikel an einer Rückwärtsgewandtheit, die, man verzeihe mir diese offene Bermerkung, wohl auch dem Alter des Verfassers und seiner Tätigkeit im Pommerschen Zentralverband geschuldet sind. Die alten Geschichten von vor über 70 Jahren sind doch heute nur teilweise Grund der deutsch-polnischen Verstimmungen; die aktuellen Fragen wie z.B. die unterschiedliche Bewertung islamischer Einwanderung und der Bedeutung nationaler Souveränität klammert der Artikel hingegen ja aus bzw. wischt diese wichtigen Fragen mit kurzen Bezügen auf „uneuropäisches“ Verhalten, „Solidarität“ etc. weg.
    Insgesamt kein überzeugender Artikel.

  26. Der Autor verweist ja ständig auf seine guten Kontakte und Verdienste; diese seien ihm unbenommen. Er entwertet jedoch seine anderen Aussagen und fordert zur Skepsis heraus, wenn er die aus den Mainstream-Medien bekannten Polen-Klischees zu aktuellen politischen Entwicklungen unkritisch wiederholt. Nur in Kürze:
    Herr Tusk ist nichts anderes als Merkel-Klatschhäschen in Brüssel. Zum Glück widersetzt sich Polen (wie nahezu alle anderen Länder der EU) der Zwangszuweisung von Migranten – Deutschland ist nach wie vor der Geisterfahrer mit offenen Grenzen. In der EU herrscht ein Ungeist vor, das antieuropäische Agieren geht derzeit vom dominanten Deutschland aus! Und zur Frage der Richterschaft: Wer beruft nach welchem Modus die obersten Richter z.B. in Demokratien wie den USA? Schon mal kritisch hinterfragt wie eine Genderprofessor* ans Bundesverfassungsgericht kommt? Parteienproporz, Hinterzimmerklüngeleien. Deutschland meint, Polen, Ungarn, auch anderen Visegrad-Staaten, Österreich, demnächst Dänemark …. Vorschriften machen zu können?
    Trotz allem: Gut daß bei TE solche Beiträge erscheinen und diskutiert werden können!

  27. Es ist zumindest merkwürdig. Brüssel, Deutschland Lieblinge waren in Polen, in Ungarn die Exkommunistische Regierungen! Diese Politiker und Amtsträger haben nach der Wende die Staatsbetriebe für Butter und Ei kaufen können die würden willige Partner bei Ausverkauf, Investition deutschen Firmen. Demzufolge das Ausführliche von Dividenden und Kapital fast doppelt so hoch aus den ehemaligen kommunistischen Ländern, als die EU netto Zahlungen sind. Es ist das Problem! Können die internationale Firmen, über Audi oder Skoda sagen, warum sie in Ungarn oder Tschechien 1/4 der Löhne zählt den Arbeitern die auf den selben Maschinen arbeiten, als die Kollegen in Deutschland? Und. Die EU und Deutschland will vorschreiben, wie sie zu leben haben!

    • Löhne in den jeweiligen Ländern lehnen sich an die Lebenshaltungskosten an.

      Das ist auch in Orndung.

      Leider höre ich von Berichten wo Polnische Arbeiter trupps in transportern mal eben aus Polen übers Wochenende anreisen und dann hier arbeiten und wieder zurückfahren. Der Lohn den sie bekommen ist in einer ähnlichen Größenordnung, wie der Lohn, den die Deutschen bekommen würden für die selbe Arbeit.

      Die Lebenshaltungskosten in Polen sind jedoch wesentlich geringer als in Deutschland, so dass die Polen ein richtig fettes Gehalt bekommen, wovon Deutsche nur träumen können.

      Das ist eine fette Verzerrung und Benachteiligung der deutschen Bevölkerung.

  28. Soll das eine Satire sein, Herr Tichy? Wenn ja dann ziemlich geschmacklos. Das Polen die Verantwortung für den 2WK zu schieben, nennt man Revisionismusi und Relativismus. Aus welcher Müllhalde der Geschichte haben Sie den Autor ausgegraben.

    • Die Geschichte ist nicht nur Schwarz/Weiss, auch nicht in Polen. Das mag Sie verwundern, dafür kann aber die Geschichte nichts…vielleicht aber Ihr Geschichtslehrer?
      Nichts für ungut…

    • Ich weiss nicht, ob der Autor EU-phil oder Europa-phil ist. Aber das soll mich jetzt nicht so sehr stören.

      Ich fand den Artikel sehr schön und eine erfrischende und abwechslungsreiche „neue“ Sicht auf den Komplex.
      Wenn ich schon sehe, dass jemand den Kampfbegriff „Revisionismus“ benutzt wird mir ganz anders. Ist genauso ein Unterdrückungsbegriff wie „Verschwörungstheoretiker“.

      Wenn Sie wirklich denken, dass es eher „Geschichtsschreibung“ und nicht „Geschichtsforschung“ heisst, tun sie mir Leid.

      Einen schönen Artikel kann ich Ihnen empfehlen aus dem SPIEGEL von Dirk Kurbjuweit.
      Wenn Sie diesen aufmerksam zwischen den Zeilen lesen, dann merken Sie, wie „Geschichtsschreibung“ bei uns in der BRD funktioniert und wie nicht:

      http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/124956878

      Ich weiss, dass sich viele Deutsche wohlig im bundesrepublikanischen Flagellantentum eingerichtet haben. Aber auch dafür ist es irgendwann mal an der Zeit diese Nuss zu knacken bzw. regelmäßig in Frage zu stellen. Eine differenzierte und erklärende und ausgewogene Sicht sich zu erarbeiten.

      Das können Sie schon noch verknusen, sonst sind sie bei Zeit-online, taz oder sueddeutsche besser aufgehoben….vielleicht….

    • Hi Jerry ,voellig richtig, Allerdings lerne ich aus sehr gerne von den sachkundigen
      Leserbriefen, aus denen ich mir eine ausgewogene Meinung bilden kann.

  29. Ein hervorragender, sehr informativer Beitrag, der auch historische Tatsachen anspricht, die sonst gerne unter den Tisch gekehrt werden. Besonders der ausgeprägte polnische Chauvinismus.
    Daß sie sich der Merkelschen Willkommenskultur verweigern, finde ich jedoch richtig.
    In der aktuellen historischen Auseinandersetzung sollten die Polen mit äußerst harter Bandage angefasst werden. Leider haben wir solche Politikertypen zur Zeit nicht.
    Solche Gedanken erschrecken einen… Aber man kann sich nicht alles gefallen lassen.

  30. Na ja, dass Kaczynski genau wie sein verstorbener Bruder, ein notorischer Deutschenhasser ist können Sie ja wohl kaum abstreiten. Und das große Teile des heutigen Polen historisch deutsch sind wohl auch nicht.

    • Eloman:

      Ich frage mich manchmal, ob polnische Nationalisten automatisch immer anti-deutsche sein müssen.
      Ich würde mir wünschen, dass dem nicht so ist/wäre.
      Aber irgendwie zieht sich das durch die Geschichte wie ein roter Faden.

  31. So ein Schwachsinn , meine Familie wurde nicht von den Polen aus Stolp vertrieben .Sie flüchteten vor der Roten Armee . Die Oma meiner Freundin lebte friedlich bis zu ihrem Tod 1997 in der nähe von Allenstein .

    • Alle drei Dinge sind passiert.
      – Es sind Deutsche vor allem aus den Ost- und Westpreussischen Gebiete vor der roten Armee geflohen.
      – Desweiteren sind Deutsche zunächst geblieben und wurden dann gezwungen den Schlüssel zu ihrem Haus stecken zu lassen eine bestimmte anzahl an Koffern zu packen um dann am nächsten Morgen mit dem Zug abtransportiert zu werden. Das nennt man Vertreibung.
      – Und es sind und mussten Deutsche teilweise auch bleiben (während andere in der Stadt vertrieben wurden).
      Wie man weiss haben gerade im schlesischen und oberschlesischen Bereich die Polen darauf bestanden, das wichtige Handwerker/Ingenieure/Firmeninhaber von dort vorhandene Schlüsselindustrien bleiben MUSSTEN, damit Sie den nachrückenden Polen alles erklären könnten.

      Ich habe neulich eine Dokumentation dazu gesehen und dort hiess es, das ungefähr 1 Million Deutsche heute noch da leben, aber als Polen.
      Die haben sich, um Drangsalierungen durch Polen zu entgehen neue (polnische Namen) gegeben und leben bis heute da.
      Eine Mutter hat ihrem Kind bis vor kurzem nie erzählt, dass sie eine Deutsche ist, weil es geheim gehalten werden musste. Das Mädel hat immer gedacht, sie wäre Polin.

      Wie gesagt das soll für ca. 1 Million Menschen gelten.

  32. „Das Volk gönnt das, was es selbst mit seinem Herzblut zu erringen trachtet, und was ihm das Theuerste ist, die Freiheit, Aufklärung, Nationalität und Volkshoheit auch dem Brudervolke: das deutsche Volk gönnt daher diese hohen unschätzbaren Güter auch seinen Brüdern in Polen, Ungarn, Italien und Spanien.“

    So stelle ich mir ein Europa der Vaterländer vor. Ich bin aber auch „rrrääächtzzz“…

  33. Sehr geehrter Herr Müller-Michaelis,

    wow, wohl das beste, was ich jemals zum deutsch-polnischen Verhältnis gelesen habe.

    Gestatten Sie mir jedoch einige Anmerkungen, ich wäre da nicht so optimistisch, was die polnische Jugend anbetrifft. Es mag einige geben, die den europäischen Gedanken verinnerlicht haben und vorwärtsgewandt denken, die Mehrheit jedoch nicht. Es lebt das rückwärtsgewandte Geschichtsverständnis, wobei mitunter das wichtigste Ereignis in Polen die gewonnene Schlacht bei Tannenberg ist, dies war 1410. Ferner sind viele, die auf der PiS Seite stehen. Das Kindergeld in Höhe von 500 Zl hat das übrige dazu getan. Nicht vergessen darf man den Einfluss der polnischen katholischen Kirche, sie ist der wahre Spieler im Hintergrund, der den Staat lenkt. Und sie ist erzkonservativ.

    Ich gebe Ihnen uneingeschränkt Recht, wenn es um die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ging. Polen hat damals sogar einen Konflikt mit der Tschechoslowakei vom Zaun gebrochen, es ging dabei um die Gebiete hinter der Olsa.

    Das Thema Reparationszahlungen wird uns sehr lange begleiten. Die ehemaligen deutschen Gebiete sind heruntergewirtschaftet, Oberschlesien liegt danieder, es lässt sich einfach nichts mehr rausholen, ohne dass man vorher ordentlich investiert. Ich vermute, Polen würden zumindest Teile dieser Gebiete gegen Geldzahlungen anbieten, die Polen sind dort nicht richtig beheimatet, es ist eben nicht das „richtige Polen“. Viele kennen auch die Geschichte nicht, weil sie in den Schulen nicht objektiv unterrichtet wird, alles was man dort lernt ist die Taufe Polens um 911, dann die Schlacht bei Tannenberg um 1410, wobei man nach Ansicht der Polen gegen Deutschland und nicht gegen die Kreuzritter gekämpft und gewonnen hat, die Teilungen Polens und natürlich der zweite Weltkrieg. Was unterschlagen wird, das sind die polnischen Pogromme an den Juden, wie in Jedwabne, die regelmäßigen Judenaussiedlungen in den 50er und 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts oder die nach dem Krieg weiterbetriebenen Konzentrationslager, wie zum Beispiel in Swientochlowitz. Angefeindet werden Schriftsteller wie der Herr Gros, die die Wahrheit ans Tageslicht bringen. In Wirklichkeit soll das neue Gesetz die Schriftsteller mundtot machen.

    Ein persönliches Erlebnis, zur Verdeutlichung der Geschichtsblindheit, das ich letztes selbst Jahr erlebt habe. Ich war bei einer Führung in Besucherbergwerk in Hindenburg in Oberschlesien dabei. Der Guide meinte trocken, die Grube und damit diese Stadt war nie unter „zabory“ sprich unter preußischer Besatzung während der Teilung Polens, weil hier ganz einfach Preußen war! Die Polen standen mit offenen Münden herum.

    Es ist nicht einfach zu prophezeien, was in Polen passiert, aber eines ist Gewiss, Ruhe wird dort in den nächsten Jahrzehnten nicht einkehren. Das Land ist mit allen seinen Nachbarn zerstritten, sogar der Austritt Polens aus der EU ist möglich. Sobald das Saldo der
    EU Zahlungen sich zu Ungunsten Polens dreht, werden sie die Mitgliedschaft „aufkündigen“.

    • Danke für Ihren schönen Kommentar!

      Ich hätte auch gerne mehr erfahren im Schulunterricht über die Außenpolitik und Ziele der Polen in den 20igern und 30igern. Und nicht nur von denen.

      Dass deutsche Gebiete nach dem ersten Weltkrieg widerrechtlich an Polen abgetreten worden waren, da laut Versailler Vertrag das Selbstbestimmungsrecht der Völker galt und die entsprechenden Volksabstimmungen alle zu Gunsten des Deutschen Reichs ausgingen.

      Dass Polen in den 20iger bei den Ententemächten angefragt hat, ob es bis Berlin marschieren darf.

      Dass während der 20iger und 30iger Jahre Übergriffe und Vertreibungen im großen Stil an den Deutschen in den widerrechtlich okkupierten Gebieten stattgefunden haben.

      Aber die Meisten haben sich wohlig warm in einem bestimmten einseitigen Geschichtsbild eingerichtet (auch die Deutschen selbst – da muss man sich nicht wundern, wenn das andere/alle auszunutzen wissen).

      Wie schrieb noch der unverdächtige Bertolt Brecht:

      „Immer doch schreibt der Sieger die Geschichte des Besiegten; Dem Erschlagenen entstellt der Sieger die Züge, aus der Welt geht der Schwächere und zurück bleibt die Lüge.“

      Ich habe mal einen schönen Artikel gefunden, der mir wiederholt die Augen geöffnet hat, wie hier in Deutschland Geschichtsschreibung abläuft und wie nicht.
      Ich habe den Artikel schon zweimal weiter oben in anderen Artikeln erwähnt mache es jetzt nochmal. Er ist im SPIEGEL erschienen von Dirk Kurbjuweit. SEHR SEHR LESENSWERT:

      http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/124956878

  34. Was denn schreibt der Herr Müller-Michaelis? Das kann man nur in Deutschland, wo die Geschichtvergessenheit so groß ist, durchgehen lassen.
    Er schrieb: „Tatsächlich ist Polen in der Zwischenkriegszeit 1919 bis 1939, damals eine Militärdiktatur unter Pilsudski, die aggressivste Macht in Europa gewesen, mit Kriegen gegen seine Nachbarn Russland im Osten und die Tschechoslowakei im Süden sowie mit Grenzverletzungen gegen Deutschland und Vertreibungen deutscher Minderheiten im Westen.“ Also bitte! Junges Polen versuchte 1919 den historischen Grenzverlauf zwischen Polen und Russland von 1772 herzustellen. Was ist dabei aggressiv? Und was war Russland 1919? Eine von Bolschewiki Bande im Chaos und Bürgerkrieg versunktes Land mit zahlreichen marodierenden roten Milizen und einer verbrecherischen Ideologie. Und die angebliche Aggression gegen Tschechoslowakei erfolgte nach dem Abtrennung vom Sudetenland durch das Deutsche Reich. Und zwar um die polnische Minderheit in Zaolzie vor den Nazis zu schützen. Und was für eine Vertreibung der Deutschen in der Zwischenkriegzeit stattfand? Verwechselt nicht der Autor mit der Vertreibung NACH dem Zweiten Weltkrieg?

    • Soso, das Olsagebiet wurde also vor den Nazis beschützt. Mein tschechischer Onkel sah das etwas anders, als er noch gelebt hat.
      Nur,da waren damals gar keine Nazis, die einmarschieren wollten, weil Deutschland lediglich das überwiegend deutsch besiedelte Sudetenland angegliedert hat. Was die vertriebenen Deutschen aus der Zwischenkriegszeit betrifft, sind die rund 700 000 Deutschen, die Polen verlassen haben, sicher nicht alle ganz freiwillig gegangen. Eine Quelle?z.B. hier:http://www.expolis.de/schlesien/texte/Vorgeschichte_Vetreibung.html
      Was die Aggressivität Polens betrifft: Litauen, die Ukraine und später die Sowjetunion angegriffen. Das Olsagebiet von der geschwächten CSR abgetrennt. Auch gegen Deutschland wurde vom Diktator Pilsudski schon mal in Paris vorgefühlt, wie es mit einem kleinen Angriffskrieg aussieht.http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1955_4_2_roos.pdf
      Die Opferrolle Polens verkauft sich zwar gut, ist aber historisch eben nicht gegeben.
      Übrigens, Gebiete, die ein paar hundert Jahre vorher irgendwann mal polnisch waren, als Argument zu bringen würde ja bedeuten, D könnte sofort in Schlesien einmarschieren oder Österreich in Südtirol. Wobei in den Ostpolnischen Gebieten ja wohl mehr Ukrainer als Polen gelebt haben.

  35. Bundeskanzler Helmut Schmidt und Tadeusz Mazowiecki als Premier Polens – welche Zeit meinen Sie?

    • @Ralf Schweizer
      Ihre Frage ist berechtigt denn, Helmut Schmidt war schon lange nicht mehr Bundeskanzler als Mazowiecki Polens Ministerpräsident war…

  36. Vielen Dank für den informativen Artikel – wie wenig wir doch über die osteuropäische Geschichte wissen!

  37. Einen so absurden Eintrag habe ich bei Tichy noch nie gelesen. Besonders mißfällt mr, daß die Zeit nach 1945 überhaupt nicht tiefgreifend beleuchtet wird. Sie ist für die heute lebenden Polen viel lebendiger, als das 19. Jahrhundert oder die Zwischenkriegszeit. Der Wille zu nationaler Selbstbehauptung wird vor allem durch die Erfahrung des Protektorats 1945 bis 1989 angefeuert. Ich bin geschäftlich nach 1998 oft in Polen gewesen und weiß wovon ich schreibe.

  38. Ein sehr interessanter und sachkundiger Beitrag. Was Sie über die polnischen Pläne zur Westausdehnung – lange vor ………. Hitler geäußert – schreiben, hat auch Erika Steinbach immer wieder gesagt, und wie wurde sie dafür gescholten, obwohl es jeder in den Geschichtsbüchern hätte nachlesen können.
    Bei den Auseinandersetzungen um das „Zentrum gegen Vertreibungen“ hat die Alternativlose auch nur wieder laviert, anstatt freundlich, aber bestimmt auch deutsche Interessen zu formulieren.
    Um so befremdlicher finde ich angesichts des damaligen watteweichen, duckmäuserischen Verhaltens nun das aggressive Fordern, Polen solle gefälligst eine gewisse Quote der von Merkel grundgesetzwidrig „eingeladenen“ Orientalen und Afrikaner übernehmen. DAS sollte sie nun wirklich den Polen überlassen.
    Was Sie über die „Reparationsforderungen“ schreiben, so empören die mich (als Nachkomme von Ostpreußen, das Haus meiner Großeltern steht sogar noch) ganz besonders. Wie kann man ein Viertel von Deutschland (mit allem Drum und Dran) bekommen und dann noch zusätzlich Geld verlangen? Das kann man nur als Chuzpe bezeichnen.
    Insgesamt vielen herzlichen Dank für die Ausführungen, bei denen mir manches doch noch neu war.

  39. Es gibt ein lesenswertes Buch des polnischen Autors Ryszard Leguto, „der Dämon der Demokratie“, der das kommunistische Polen erlebt und im Untergrund gegen das System gekämpft hat. Er vergleicht es mit der westlichen Demokratie und stellt fest, daß beide Systeme zunehmend gemeinsame Züge aufweisen. Wie im Marxismus, wächst in der westlichen Demokratie eine umfassende, beherrschende Ideologie heran, die unter dem Schleier der Toleranz immer weniger Abweichler duldet. Das Problem geht von Deutschland aus, nicht von Polen!

    • Wissen…Beides ist möglich…
      Auf der einen Seite der berechtigte und bewundernswerte Widerstand der Polen gegen die EU-Zentralisierung/ Bevormundung und gleichzeitig (sozusagen unabhängig davon) die ungerechtfertigten national-chauvinistischen Forderungen der Polen gegenüber Deutschland.

      Deshalb „mag“ ich die Polen dass sie sich von der EU nicht bevormunden lassen wollen und gleichzeitig sehe ich, dass die Polen sich nur zu bequem in der einseitigen etablierten Geschichtsnarativen eingerichtet haben.

      Wenn man mit Polen umgeht muss man das als Deutscher immer im Kopf haben. Dieser fordernde im Opfermythos getränkte Nationalchauvinismus scheint wohl vor allem in Zentral und Ostpolen etabliert zu sein. Je näher man zu Grenze kommt desto eher die Chance, dass man Polen findet dich sich nicht zwangsläufig mit den Reparationsforderungen ihrer Regierung identifizieren können.

      So zumindest meine Hoffnung oder Einschätzung.

      Das heisst nicht, dass ich der PIS nicht in anderen Bereichen sehr positiv eingestellt bin.

      Man kann halt nicht alles haben.

  40. Ich kann mich nur wundern, dass dieser Polenfeindlicher und historisch vollkommen falscher Artikel auf TE erschienen ist. Den zu korrigieren hätte mich eine ganze Woche gekostet, also lasse ich dass. Wer Interesse hat, sich über polnische Geschichte zu Informieren, dem empfehle ich das Buch von dem britischen Autor Norman Davies “ Im Herzen Europas“- erhältlich am Amazon.

    • und ich empfehle 2-teilige ZDF-info Dokumentation,die in ZDF Mediathek zu finden ist:
      -Die Deutschen und die Polen (1) Frieden und Krieg – Nachbarn für 1000 Jahre, und
      -Die Deutschen und die Polen(2) Feinde und Freunde.

  41. in Europa passiert nichts ohne dass die Amerikaner ihre Finger drinn haben. Das war vor den beiden WK so und ist heute wieder so. Dem Souverän wird etwas vorgespielt. Tatsächlich wird eine vorgegebene Agenda abgearbeitet. Nichts passiert in Europa ohne dass es nicht amerikanischen Interessen dient. Man denke nur mal an die Zurverfügungstellung polnischen Territoriums für amerikanische Raketen.

  42. Danke für diesen guten und aufklärenden Artikel.
    Der Artikel müsste der breiten deutschen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

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