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Meinungsumfragen

Sind alle Umfragen wertlos?

09.01.2018

| Lesedauer: 5 Minuten
Fritz Goergen hat sich kritisch mit dem Wert von Umfragen auseinandergesetzt – am Beispiel einer von mir zitierten Insa-Umfrage. Was ist an der Kritik berechtigt, und was nicht?

Etwas vorweg, das nicht den Beitrag von Fritz Goergen betrifft: Die meisten Zeitgenossen, insbesondere Politiker, reagieren auf Umfragen so: Wenn ihnen das Ergebnis passt, zitieren sie sie gerne. Wenn es ihnen nicht passt, zweifeln sie den Wert von Umfragen an, verweisen auf methodische Schwächen oder erklären gleich rundheraus Umfragen für wertlos.

Ich habe das stets anders gehalten. In dem Artikel, auf den Goergen Bezug nimmt, habe ich auf eine Umfrage verwiesen, bei der mir einige Ergebnisse sympathisch sind (etwa die Positionen der meisten Deutschen zur Einwanderungspolitik) und andere unsympathisch (etwa die Positionen zur Reichensteuer, zur Bürgerversicherung oder zur Solidarrente).

DEMOSKOPIE
Aktuelle Umfragen: So denken die Deutschen Anfang 2018
Diejenigen, die Ergebnisse von Umfragen in Zweifel ziehen, verweisen auf „bessere“ Informationsquellen, wie etwa Gespräche mit dem Taxifahrer, die Meinung in ihrem Bekanntenkreis oder in Internetforen. Das allerdings ist unwissenschaftlich. Hier wird von Einzelmeinungen, die überhaupt nicht repräsentativ sind, auf die Meinungen in der Bevölkerung geschlossen. Das Problem wird noch verstärkt dadurch, dass Viele in ihrem Umfeld mehr Gleichgesinnte als Andersdenkende haben. So ist es zu erklären, dass manche AfD-Wähler denken, „alle“ bzw. „das Volk“ würde so denken wie sie. Der Eindruck kommt zustande, weil sich diese Bürger, so wie viele andere auch, vor allem mit Gleichgesinnten unterhalten und im Internet in jenen Foren bewegen, die überwiegend von Gleichgesinnten gelesen und kommentiert werden. Tatsache ist: Viele denken so wie sie – aber eben nicht die Mehrheit. Bei den letzten Wahlen waren es 13 Prozent, also eine beachtliche Größe, aber eben doch eine Minderheit. Wer die „wahre Volksmeinung“ eher aus Gesprächen im Bekanntenkreis ermitteln will als aus repräsentativen Bevölkerungsumfragen, kommt immer zu falschen Ergebnissen.

Die Schweigespirale

Fritz Goergen meint: „Die Schweigespirale war noch nie so groß wie in den 2010er Jahren. Nie vorher haben die Leute in derart großer Zahl bei Umfragen nicht mehr gesagt, was sie denken, sondern wovon sie zu wissen glauben, welche Antwort von ihnen erwartet wird.“ Die Schweigespirale gibt es, seit es Menschen gibt. Elisabeth Noelle-Neumann, mit der ich viele Jahre eng befreundet war, hat sie entdeckt. Und ich habe in meiner zweiten Doktorarbeit ein Methodenkapitel über „sozial erwünschte Antworten“ geschrieben, weil ich das Thema für hoch relevant halte. Belege dafür, dass die Schweigespirale noch nie so bedeutsam war wie heute, gibt es dagegen nicht. Aus eigener Beobachtung habe ich jedoch den Eindruck, dass viele Bürger heute sogar eher bereit sind, sich zu „politisch unkorrekten“ und nonkonformen Meinungen zu äußern als vor einigen Jahren. Das linke Deutungsmonopol ist glücklicherweise nicht mehr unangefochten.

Telefonumfragen

„Umfragen sind spätestens seit der Umstellung von der persönlichen Befragung des physisch anwesenden Gegenübers auf telefonische nicht mehr wert, als die Ergebnisthese der Ersteller des Fragebogens vor Beginn der Befragung. Kommt nicht raus, was gewünscht wird, ‚korrigieren’ das die Demoskopen durch ‚Gewichtung’ und ihre Auftraggeber durch selektivere Interpretation denn je.“

UMFRAGEN ALS PR-INSTRUMENT
Meinungs-Umfragen? – Meinungsverbreitung
Goergen macht hier einen Punkt, der bedenkenswert ist. Telefonische Umfragen haben Schwächen. Daher schätze ich besonders das Allensbacher Institut für Demoskopie, das immer noch persönliche Befragungen macht. Aber man darf das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Führende Institute wie Infratest dimap, Forschungsgruppe Wahlen und Forsa arbeiten mit Telefonumfragen. Und ihre Ergebnisse sind im Großen und Ganzen trotzdem in Ordnung und stimmen auch mit denen, die z.B. von Allensbach in persönlichen Befragungen erhoben werden, weitgehend überein. Die Frage der „Korrekturen“ und der „Gewichtung“ bei Umfragen hat allerdings, anders als hier nahegelegt, nicht das Geringste damit zu tun, ob die Umfrage telefonisch oder persönlich erfolgt.

Gewichtungen in der Stichprobe sind dann notwendig, wenn Umfrageinstitute z.B. herausgefunden haben, dass weniger Befragte angeben, beim letzten Mal eine bestimmte Partei gewählt zu haben, als es tatsächlich laut Wahlergebnis waren. Dann werden Korrekturen in der Stichprobe vorgenommen, weil ansonsten das Ergebnis verfälscht würde. Das geschieht, wenn es methodisch notwendig ist, bei Face-to-face-Umfragen ebenso wie bei telefonischen Befragungen.

Wie fragen Meinungsforscher?

„Es ist unseriös, die Leute etwas zu fragen, wenn man wissen muss, dass sie nicht wissen können, was ‚Bürgerversicherung’ bedeutet. Das Gleiche trifft auf die ‚Solidarrente’ und die ‚Reichensteuer’ zu – und das ‚Kooperationsverbot’ für Bund und Länder in der Bildungspolitik. Wie viel Prozent Berufspolitiker und Berufsjournalisten könnten das selbst verständlich erklären?“ Ich stimme Fritz Goergen zu: Es wäre ganz und gar unsinnig, die Menschen zu fragen, ob sie für oder gegen das „Kooperationsverbot“ oder die „Bürgerversicherung“ sind, ohne diese Begriffe zu erklären. So werden auch Befragungen nicht gemacht. Ich kenne nicht die genaue Fragestellung von Insa, vermute jedoch, dass sie sich anlehnt an das, was im FOCUS-Bericht darüber zu lesen war. Hier wurde z.B. bei der Frage zur Bürgerversicherung erklärt: „Gemeint ist das Ende der privaten Krankenversicherung“. Bei der Frage zur „Solidarrente“ wurde erklärt, dass die SPD die Renten von Bürgern, die für Ansprüche oberhalb der Armutsgrenze nicht lange genug gearbeitet haben, mit Steuermitteln auffüllen will. Der Begriff „Kooperationsverbot“ wurde bestimmt nicht verwendet, sondern ich habe ihn für die informierten Leser von TICHY verwendet, um zu erklären, worum es ging.

Bei Befragungen kann man den Befragten keinen Nachhilfeunterricht erteilen und ausführliche Erörterungen voranschicken. Man muss aber versuchen, Begriffe, die nicht jeder kennt, in wenigen Worten zu erklären. Und genau das machen die Institute – manchmal besser und manchmal weniger gut.

Sind alle geschlossenen Fragen „Suggestivfragen“?

Fritz Goergen kritisiert: „Die Institute stellen den Befragten keinen ‚offenen Fragen’, sondern ‚geschlossene’ – Suggestivfragen also. Hoch unseriös, um es höflich auszudrücken.“ Hier geht alles durcheinander, um es ebenfalls höflich auszudrücken. Würde das stimmen, was hier steht, wäre die gesamte wissenschaftliche Meinungsforschung seit 80 Jahren „hoch unseriös“, denn mehr als 90 Prozent aller Befragungen arbeiten mit geschlossenen Fragen. Das hat mit Suggestivfragen nicht das Geringste zu tun. Eine geschlossene Frage ist eine, bei der Antwortmöglichkeiten wie etwa „Stimme zu“, „Stimme teilweise zu“ oder „Stimme nicht zu“ vorgegeben sind. Offene Fragen werden überall auf der Welt von Instituten nur ausnahmsweise gestellt. Meist ist es sinnvoller, geschlossene Fragen zu stellen, also danach zu fragen, ob sie einer bestimmten Ansicht ganz, teilweise oder nicht zustimmen. Eine geschlossene Frage kann (ebenso übrigens wie eine offene Frage) natürlich eine Suggestivfrage sein – dann ist sie unzulässig, weil sie eben eine bestimmte Antwort nahelegt und damit das Ergebnis manipuliert. Aber es ist einfach falsch, die Begriffe „geschlossene Frage“ und „Suggestivfrage“ als Synonyme zu verwenden.

Was misst Meinungsforschung?

Meinungsforschung misst Meinungen. Ob diese Meinungen durch Propaganda, einseitige Medienberichterstattung oder informierte Prozesse der Meinungsbildung zustande gekommen sind, ist eine zweite Frage, die jedoch in der Regel nicht Thema von Umfragen ist. Umfragen messen Ergebnisse von Meinungsbildungsprozessen. Natürlich kann ich der Ansicht sein, wie Fritz Goergen sie vertritt, dass sich Menschen Meinungen bilden, ohne alle relevanten Tatsachen zur Kenntnis genommen zu haben. Das ist sogar meistens so. Es kann auch durchaus sein, dass sie zu anderen Meinungen kommen würden, wenn sie andere Informationen zur Verfügung hätten. Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Aber das ist eine ganz andere Fragestellung, die nichts mit der Ermittlung des Meinungsbildes zu tun hat, sondern mit der Analyse, wie dieses zustande kommt. Goergen schreibt: Meinungs-Umfragen, so wie sie hierzulande im Auftrag von Medien durchgeführt werden, sind kein Mittel zu erkennen, was ‚die Deutschen denken’, sondern in welchem Umfang bei ihnen angekommen ist, was sie denken sollen: Propaganda-Wirkungskontrolle, in der heutigen Terminologie öffentliche PR-Wirkungskontrolle und damit selbst PR.“ Ich führe dieses Argument auf den Kern zurück: Goergen meint, die Bürger seien durch die Medien manipuliert. Und die Umfragen würden nur das Ergebnis dieser Manipulation messen. Folgen wir ihm einen Moment bei dieser Argumentation: Ist es nicht zuerst die Aufgabe der Meinungsforschung, zu messen, was bzw. wie die Befragten denken, unabhängig davon, wie das zustande kommt und ob es richtig oder falsch ist? Was wäre denn die Alternative? Zu messen, wie die Menschen denken sollten? Das hätte allerdings mit Meinungsforschung nicht mehr das Geringste zu tun.

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74 Kommentare

  1. Einerseits erklären Sie das Gespräch mit dem Taxifahrer als unwissenschaftlich, argumentieren dann aber „mit Ihren Beobachtungen“ weiter. Das aber nur am Rande. Find ich witzig.

    Ich denke, die Wahrheit liegt in der Mitte. Zunächst einmal fällt auf, dass in Umfragen viele Fragen gestellt werden, die Suggestivfragen sind oder eine Antwort erzwingen, die man so eigentlich gar nicht geben möchte. Dann werden Umfrageergebnisse so interpretiert, wie es politisch opportun ist. Ich habe es auch beim Beitrag von Herrn Goergen geschrieben: 45 Prozent für Kanzlerin: sie ist beliebter als zuvor. Petry nur noch 45 Prozent der AfDler hinter sich, ihr Ende. Es spielt keine Rolle ob ich die eine sympatisch oder nicht finde. Mit solchen Headlines fühle ich mich für blöd verkauft.

    Aus „haben Sie etwas gegen Ausländer?“ (natürlich nicht, ich leb ja selbst im Ausland) wird dann schnell „Deutsche haben nicht gegen Migranten“. Vertrauen Sie auf Ihre Rente? Ja, muss ich ja wohl oder übel, aber mit enormer Skepsis. So könnte ich aber nicht antworten.

    Unter diesen Aspekten (und viele Umfragen werden so geführt, ich hab extra bei einigen mitgemacht) sind diese Umfragen nichts anderes als Meinungsschrott, denn auch die Auswertung und die Ergebnisse werden so präsentiert werden, wie es eben ins ideologische Bild passt. Ich kann Sie aber verstehen, dass Sie für Umfragen eine Lanze brechen, wenn Sie mit Frau Noelle befreundet waren. Das Allensbach Institut ist für mich eins der wenigen, dem ich einen Rest von Objektivität und Neutralität zugestehe. Aber parteigebundene Umfrageinstitute sind zum reinen Propaganda-Werkzeug alá Goebbels verkommen.

  2. Sh Herr Zitelmann: Goergen hat meiner Meinung nach eine ausserordentlich gute Darstellung der Realität gegeben. Wie die funktioniert können Sie täglich in Welt und FAZ Online (leider!) verfolgen. Es geht gerade nicht um neutrale Befragungen und „neutrale Befragungstechniken“.., es geht um massive Beeinflussung der Leser. Wenn ihnen das schwer einleuchtet, dann folgender Vorschlag:
    * listen Sie einmal über 10 Tage in den erwähnten online- Medien die gestellten Fragen (aber mit genauer Formulierung!) auf,
    * verdauen Sie den Inhalt, und
    * dann versuchen Sie diese „Fragenkreationen“ mit den jeweils wirklich aktuellen Problemen auf eine Ebene zu bringen..
    Ergebnis: Geht nicht.., Grund: die „Befragungs-Fragen (tolle Kreation, nicht?) definieren, was im Detail wichtig sein SOLL.., setzen also einen für sie oft einen völlig irrelevanten Kontext, und versuchen auch oft schon die Antwort zu platzieren..

  3. Der letzte Absatz als versuchte Widerlegung von Goergen ist nicht stimmig. Der doch ganz entscheidende Punkt wird hier überhaupt nicht adressiert: der vorgegebene inhaltliche Radius einer offenen wie geschlossenen Frage und die dadurch gegebene Beschränkung der Antwortmöglichkeiten. Jeder der schon einmal bei SPON, Civey oder WEON mitgemacht hat, weiß das. Und irgendwann macht man dann nicht mehr mit.

  4. Ein Institut, dass dauerhaft falsche und manipulierte Ergebnisse liefern würde, hätte bald alle Reputation verloren. Ein Institut wie Allensbach, das ich sehr schätze, arbeitet seit Jahrzehnten seriös. Natürlich trifft das nicht für alle Institute im gleichen Maße zu – so wie es in jeder Industrie bessere und schlechtere, seriöse und weniger seriöse Marktteilnehmer gibt.
    Leider schreiben hier viele Leute (ich meine ausdrücklich nicht Sie) über das Thema, die davon offensichtlich so viel verstehen wie ich von Quantenphysik – nämlich rein gar nichts. Leute, die sich wissenschaftlich mit diesen Themen befassen, würden nur verständnislos den Kopf schütteln bei vielen Leserzuschriften,

    • Woran bemessen Sie, @Dr. Dr. Zitelmann, denn (wissenschaftlich), wer „seriös“ auf diesem Feld arbeitet? Wie gelangen Sie an das dafür nötige Wissen? Welche Kriterien und Maßstäbe legen Sie an? Wie wichten Sie die Kriterien und warum gerade so, wie Sie es (vielleicht) tun? Sieht fast danach aus, dass wir uns mal gründlich darüber unterhalten müssen, was wissenschaftliche Methodik im Bereich der „exakten Wissenschaften“ erfordert.

      Wie fließt es in Ihre Meinungsbildung und das Gesamtbild über die Demoskopie ein, wenn Umfrageergebnisse nicht auf eine zweite Art verifiziert werden können, weil eine Breitenbefragung ähnlich einer Parlamentswahl anschließend gar nicht stattfindet und folglich kein Vergleich zwischen Umfrage und quasi Tatsache möglich ist?

      Wieviel Glaube und wieviel Wissen steckt ihn Ihren Äußerungen über Wissenschaft und Demoskopie – und welchen Wert haben damit Ihre eigenen Meinungen im Vergleich zu den (notwendigerweise viel kürzer zu fassenden) Meinungen der Leser? Glauben Sie, dass Ihre Meinung fundierter oder gründlicher Recherchiert ist? Ich kenne Sie aufgrund Ihrer zahlreichen anderen Artikel nämlich so, dass Sie es sich oftmal sehr einfach machen und die Rettung in der extremen Vereinfachung suchen, wo man natürlich immer recht hat (weil man bei einer Wahl zwischen schwarz und weiß nun mal immer weiß wählt), aber damit gegen Schatten boxt, die von keinem gemeint waren. Ich vermisse bei Ihnen ernsthaft die Wissenschaftlichkeit und auch die Seriosität in der Diskussion. Sich auf die Wissenschaft zu berufen, so wie -Sie- es machen, gehört ebenfalls zu den Vereinfachungen.

  5. Endlich ein Artikel, der sachlich beschreibt, worum es bei Umfragen geht. Neutral betrachtet sind sie eine wissenschaftliche Messmethode, bei der es Qualitätsstandards gibt.
    Ob diese immer eingehalten werden, ist eine andere Frage. Sie zu stellen, ist wichtig.
    Das gilt für Umfragen ebenso wie für wissenschaftliche Studien.

    Leider neigen viele Menschen dazu, dem zu vertrauen, was sie selbst glauben und dem zu misstrauen, was von ihrer eigenen Überzeugung abweicht. Das wird u.a. in der Theorie der kognitiven Dissonanz sehr gut beschrieben.

    Dass Umfrageergebnisse sehr gut benutzt werden können, um die Schweigespirale zu festigen, indem der Mehrheit vorgegaukelt wird, sie sei eine Minderheit, steht außer Frage.
    Diese Absicht aber ausnahmslos allen zu unterstellen, die eine Umfrage in Auftrag geben, grenzt für mich schon an Paranoia.

  6. Sorry, aber wenn ich mir die Auftraggeber so mancher Umfragen betrachte, fällt es mir schon auf Grund von Lebenserfahrung sehr sehr schwer, von Objektivität auszugehen.

  7. Herr Zitelmann, zum Thema Meinung und Gesinnung: Ist es nicht so, daß wir meistens schon eine Meinung bereits haben, BEVOR wir vollständige oder wenigstens ausreichende Informationen dazu haben? Ist nicht genau das, was im Politsprech immer mit „Differenzierung“ gemeint ist?
    Die Frage, ob jemand links, rechts, konservativ, progressiv, liberal oder radikal ist, hat oft nur recht wenig mit den unmittelbaren Lebensumständen zu tun, sondern ist, wie ich schon häufiger gelesen haben, zumindest teilweise genetisch als Veranlagung codiert und angeboren – so wie auch, ob man schüchtern ist oder eine Rampensau, ob man ruhig oder aggressiv ist, Narzisst oder Altruist, oder eben auch intelligent oder dumm ist. „Ausstrahlung“ zu haben, zum Beispiel, ist angeboren und nicht erlernbar, eine Binsenweißheit. Dafür spricht auch, daß über die Jahrzehnte die Zahl an Linken und Rechten, in jedem Fall antagonistisch gesinnten Kohorten nicht abnimmt, sondern erstaunlich stabil ist: Jeweils rund 40 % der Menschen sind eher links, bzw. rechts. Es liegt im Rahmen des Zeitgeistes, wie sich dann konkret manifestiert.
    Die große Frustration jeder Generation ist die Erkenntnis, das weder die Linken noch die Rechten ausrottbar sind – sie wachsen immer wieder nach, und relevant für unser heutiges politisches Klima dürfte eher der demographische Wandel, also die ständig zunehmende Überalterung sein. Die Vorgänge von 1968 usw. waren ja auch sehr stark davon getrieben, daß erstmals seit 1914 wieder eine nicht von einem Krieg dezimierte kopfstarke junge Generation bereitstand, die dann wie ein Tsunami über die Alten fegte – genau das, was heute nicht passiert, die Einzelkindergeneration der Millenials langweilt sich in Blümchenstudien und Wohlstand, ist aber auch damit konfrontiert, immer in der Minderheit zu sein – ethnisch, und gegenüber den Alten und kinderlosen Berufsjugendlichen. Das prägt die Meinung im Lande eben auch und es wäre nicht wirklich ausgemacht, ob eine heutige Alterskohorte der 18 bis 30jährigen, mindestens doppelt so kopfstark, wirklich so brav grünlinks ihren Eltern folgen würde. 1933 haben sie das jedenfalls nicht getan.

    Das hat jetzt nicht unmittelbar mit dem Thema Umfragen zu tun, in Ihrem Beitrag antworteten Sie ja auf den Kollegen Goergen und verteidigen die Empirie. Unbestritten – und so will ich Herrn Goergen beispringen, ist aber, das die meisten Institute – wie übrigens auch die Journalisten – nur noch ein eingeschränktes, oft gar kein Interesse mehr daran haben, zu sagen, WAS IST – also zu dokumentieren, zu berichten, sondern Meinung zu MACHEN. Insa streicht nicht umsonst eine gewisse Nähe oder Sympathie zur AfD heraus, so wie alle anderen Institute mental im grünlinken Juste Milieu einzuordnen sind. Das macht in der Summe die Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit aus..

    • “ Ist es nicht so, daß wir meistens schon eine Meinung bereits haben, BEVOR wir vollständige oder wenigstens ausreichende Informationen dazu haben?“
      Damit weisen Sie zu Recht auf ein Problem und gleichzeitig auf ein Dilemma hin. Dazu passt der Satz: „Ich lasse mir doch nicht durch Fakten meine Vorurteile nehmen!“

      Aber wer soll und will entscheiden, was in Ihrem Sinne „vollständige oder wenigstens ausreichende Informationen“ sind? Glaubt nicht jeder, der eine Meinung hat, sie sei ausreichend begründet? Damit sind wir auch bei dem Problem, dass wir die reale Welt überhaupt nicht komplett erfassen können, sondern dass wir andere benötigen, die uns Informationen zur Verfügung stellen, womit wir u.a. bei dem Thema „Medien“ sind.

  8. „Sind alle Umfragen wertlos?“ – Hr. R. Zitelmann

    Welche Wahl habe ich? Bei geschlossenen Antworten kann ich > Stimme zu, Stimme teilweise zu und Stimme nicht zu alle Stimme teilweise zu < ankreuzen – ohne irgendeine Differenzierung auszuführen, was ungemein die Informationsverarbeitung vereinfacht!
    Wenn wir einen Tauschwert für die Umfrage annehmen, hat die Umfrage für Anbieter und Nachfrager einen Wert – was nicht auf Unabhängigkeit hindeutet!
    Die Wissenschaft lehrt einem Methodik und überprüft das Wissen – im Studium. Danach können "Gelehrte" das Wissen anwenden, um ihr Dasein zu gestalten: d. h. Seriösität ergibt sich aus dem konkreten Tun!

  9. Ich würde insoweit zustimmen, dass die Umfrage-Industrie nicht per se unseriös arbeitet, denn das eigentliche Problem, auf das Herr Zitelmann leider nicht eingeht, ist vielmehr die oftmals unseriöse Darstellung und Interpretation dieser Umfragen in den Medien, aber auch durch Politik, Lobbyverbände, etc. Viele Medien nutzen die Umfragen (und Statistiken) im Sinne der eigenen Agenda für manipulative Schlussfolgerungen, die sich aus den Zahlen und/oder der Fragestellung eigentlich gar nicht begründen lassen.

    Nun lässt sich das Argument von Herrn Zitelmann schwerlich widerlegen, dass „manche AfD-Wähler denken“ würden, „alle“ hätten die gleiche Meinung wie sie, denn zwei AfD-Wähler, also „manche“, die das denken, wird es vermutlich irgendwo geben. Ansonsten halte ich es aber derzeit für fast unmöglich, als Konservativer, als Rechter oder auch nur als Kritiker der Masseneinwanderung wirklich in einer Filterblase zu leben, denn um dem herrschenden Zeitgeist und Mainstream in Deutschland zu entkommen, müsste man schon als Einsiedler in einer Höhle wohnen. Die Rufe „Wir sind das Volk“ sind doch offensichtlich als bewusste Provokation gedacht und nicht als wörtliche Tatsachenbeschreibung. Viel logischer ist es anzunehmen, dass die, die selbst wie der Mainstream denken, ungleich schneller in eine Filterblase geraten, denn um dieser zu entgehen, müssten sie sich ja aktiv um die Gegenmeinung bemühen.

  10. Kurze Zeit habe ich in einem Meinungsforschungsinstitut gearbeitet.
    Die Praxis zeigte, man hat gar nicht die Zeit etwas zu erklären. Es wird
    nämlich mitgehört. Anschließend kommt dann desöfteren Kritik “ Das
    hat zu lange gedauert“ also nicht erklären sondern ja oder nein. Worum
    es im Detail geht ist nicht wichtig. Sondern in möglichst kurzer Zeit
    Interviews zu führen. TIME IS MONEY ist die Devise. Qualität ist
    sekundär. Zuoft lagen z.B. Wahlergebnisse neben Umfrageergebnissen
    als das man sie wirklich ernst nehmen kann. Sie sind bestenfalls
    Manipulationshilfen für die Politik. Die Veröffentlichung der Werte ist
    für völlig Uninformierte gut. Die Mehrheit würde so wählen. DANN WIRD ES
    JA WOHL RICHTIG SEIN SO ZU WÄHLEN.
    Wie leicht das funktioniert. Ein Beispiel:
    Fusion Berlin-Brandenburg. Ich war dagegen mit dem Argument “ Aus 2
    Armen entsteht kein Reicher. Beide Länder sollen vorher ihre Haushalte
    in Ordnung bringen.
    Die simple Antwort. Ich bin dafür, Stolpe SPD und Diepgen CDU“ also
    damals noch erkennbar unterschiedliche Parteien“ wenn dann trotzdem
    beide dafür sind muss es ja wohl gut sein. Man muss also immer die
    Uninformiertheit und Naivität als Kenngröße einbeziehen, dann kann
    man mit Umfragen und deren Veröffentlichung steuern.

  11. Wann ist denn eine Umfrage repräsentativ? Das ist sie doch nicht deshalb, weil in der Kantine des „Befragungsinstitutes“ die Hausnummern einer Straße ausgewürfelt werden, in der man die Leute befragt. Repräsentativ ist sie dann, weil man Umfragewerte präsentiert, welches zum gewünschten Ergebnis passt. 54% der Deutschen wollen mehr Europa. 80% würden das eigenen Auto stehen lassen, wenn der Nahverkehr besser ausgebaut ist. 90% sehen in Multikulti eine Bereicherung. Mit diesen angeblichen Befragungen will man den Leuten weiß machen, dass es doch nach der Mehrheitsmeinung geht, und man sich wissenschaftlicher Methoden bedient, um gute Politik zu machen. Schon bald werden sich Mehrheiten angeblich Befragter für die Bargeldabschaffung aussprechen. Da muss ich kein Hellseher sein. Diese angeblichen Ergebnisse sind nur das Feigenblatt für einen Meinungsbolschewismus, der letztlich auch mit einem NetzDG seine Blüten treibt, und in sozialen Netzwerken nur noch die Claqeure zu Wort kommen lässt. Alles andere wird wegzensiert, oder die Umfrage ist nicht repräsentativ. Sie haben recht Herr Zitelmann, die Umfragen sind wertlos, und wenn überhaupt, fanden sie unter dubiosen Umständen statt. Wenn mir in Funk und Fernsehen ein Umfrageergebnis angekündigt wird, wurde ich bisher nie enttäuscht.

  12. Wie wäre es mit einem Zwiegespräch hier auf TE zwischen Herrn Goergen und Ihnen?

    • Fände ich auch toll!
      Bitte den Vorschlag aufgreifen!!

      • Ich bin sofort dabei. Und schlage vor, wir nehmen noch einen Vertreter eines seriösen Umfrageinstitutes (z.B. Allensbach) dazu oder einen Professor, der sich mit dem Thema wissenschaftlich befasst.

  13. Umfragen können heute nicht mehr zuverlässig sein, da weder die richtigen Fragen gestellt werden, noch die Menschen über die Situation dieses Landes richtig informiert sind.
    Richtig ist, würden die Menschen die Wahrheit kennen, die AfD wäre über 50 %.
    Durch Propaganda und Falschinformation werden die Bürger getäuscht…bei Energiewenden, Sozialversicherung, Europa und Zukunft.
    Gutes Beispiel ist der Betrug bei der Arbeitslosenstatistik…
    https://rettung-fuer-deutschland.de/blog/?p=3786
    Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Menschen aufwachen…Umfragen können in so einem Umfeld keine Antworten geben.

  14. Die Kernfrage wäre für mich: „Was ist die öffentliche Meinung überhaupt wert in einer gelenkten Demokratie, in der die Demokratielenkung so widerspruchslos läuft wie hier ?“

  15. Die Frage ist etwas dämlich und ebenso falsch formuliert gestellt, weil das für wen nicht angegeben ist. Des zweiten ist wertlos zweifellos das falsche Wort, „vertrauenswürdig“ oder „realitätsbeschreibend“ wären die richtigen Worte anstatt „wertlos“.
    Wertlos sind sie sicher nicht, jedenfalls für Parteien, Regierungen und Interessengruppen, die mucho Staatsknete in solche Umfragen (die ja eigentlich eine Art Gutachten sind) investieren.
    Für den damit zur Stimm- oder Geldabgabe zu bewegenden Bürger sind sie eher nicht vertrauenswürdig und beschreiben nur in den seltensten Fällen die Realität (dieser Bürger).
    Wie ich immer zu sagen Pflege: Wenn Gutachten ein Ergebnis hätten, das ich als Auftraggeber nicht gut finde, dann handelt es sich um ein Schlechtachten, für das ich nicht gewillt bin, gutes Geld auszugeben.
    Solche Schlechtachten füllen zwischenzeitlich, wie selten zu lesen ist, jedoch die Schubladen der Führung der politischen Klasse — bezahlt von den Steuern, die just beim Bürger unter Strafandrohung abgepresst werden.

  16. Ich gebe Ihnen recht mit Ihrem Artikel hier. Meinungsumfragen sind recht schwierig durchzuführen und noch schwieriger auszuwerten bzw. für den Laien gar nicht lesbar, da er meist die Umfrage selbst dahinter nicht kennt (also z.B. die Fragestellung/-formulierung gar nicht in die dargestellte Grafik interpretieren kann etc.pp).

    Was mich viel mehr interessieren würde, wurde von den Autoren, Lesern oder Kommentatoren hier schon mal jemand zu einer solchen Umfrage befragt? Oder kennt jemand einen solchen? In meinem Bekanntenkreis gibt es weder ersteres noch zweiteres und es nähren sich Zweifel daran, dass diese Umfragen überhaupt wirklich mit realen Personen stattfinden. Vor allem wenn ich die Umfragen sehe in Bezug auf die Frage zur „Zufriedenheit mit der Arbeit von Frau Merkel“. Da gibts hier auf TE ja auch einige Beiträge dazu.
    Wenn ich mir dann anschaue wie viele Umfragen täglich veröffentlicht werden, müssten täglich 100tausende Menschen befragt werden. Wie gesagt, in meinem Bekanntenkreis kennt niemand jemanden davon. Wer sind diese Menschen, die da befragt werden? Findet die Befragung zu jeder Statistik auch wirklich statt? Oder wird hier zu einem großen Teil einfach aus anderen Umfragen interpoliert und interpretiert? Ich glaube dieses Thema ist ein sehr heikles in diesem Land und sollte mal von einem investigativen und vor allem unabhängigen Journalisten angegangen werden. Mich interessiert das sehr. Sie auch?

  17. Sehr geehrter Herr Zitelmann,

    ich beantworte Ihre Frage mit einem klaren JA, weil vor der Meinungsumfrage Meinungen gemacht werden von den Meinungsmachern., also von außen. Diese Umfragen sollen überprüfen, ob die gemachte Meinung, also die Manipulation, bei den Zielgruppen angekommen ist. Und das ist wertlos, weil darin kein Wert enthalten ist! Nun hat aber jeder Mensch seit ewigen Zeiten einen eingebauten absoluten inneren Kompass, der ihm sagt, was richtig und falsch ist, was Wahrheit und was Lüge. Beispielsweise Politik machen nach Wahrheit und nicht nach Meinungsumfragen führt zum Ziel. Wenn man den absoluten Maßstab wieder einführt, werden gleich zwei Branchen arbeitslos, die der Meinungsmacher und die der Umfrager oder Rundfrager. Meine Devise lautet: Richtfunk statt Rundfunk!

    MfG

  18. Sehr ambitioniert, Ihren Kollegen Goergen so zu kritisieren und das Gemurkse z.B. eines Genossen Güllners so vehement zu relativieren, OBWOHL die Vorhersagen zur BT-Wahl und die zur US-Wahl schon so eklatant daneben lagen! Sportlich und unerwartet, hier bei TE sowas zu lesen.

  19. +

    *..an ihren Taten sollt´ ihr sie erkennen* (…und nicht an ihren Befragungen…) – das steht doch schon in der Bibel.

    Solange es Leutz gibt, die die Hälfte ihrer Lebensarbeitszeit dafür opfern, dass sie nicht über ihr eigenes Schicksal selbst zu bestimmen brauchen und wichtige Entscheidungen anderen überlassen können, sich die Hilfe von ‚Oben‘ erbeten dürfen ** dafür an den Polik-Kult glauben und alle vier Jahre an dessen Ritualen teil haben dürfen . ..manche sogar während des Jahres- an Umfragen teilnehmen um die Leutz zu unterhalten…

    …sooolange hat die Bundeskanzlerin recht: „….die Leutz leben gut und gerne hier…“ und gehen gerne zum Arbeiten und sooolange wird sich soooviel ändern,

    wie beim Raider: …

    der heißt jetzt Twix und geändert….

    – hat sich nixx!

    +++

  20. Umfragen wurden und werden heute benutzt um die Meinungsbildung zu steuern, ganz im Interesse der Auftraggeber. Höchste Zeit der neuen Technik und Fälschungssicherheit, der Blockchain, mehr Beachtung zu geben.
    In der Blockchain gibt es bereits erste Umfragetools, die definitiv die ganzen Umfrageinstitute auf den Kopf stellen werden, doch sicher wird es speziell in Deutschland wieder sehr sehr lange dauern, bis sich die Politik dazu drängen lassen wird, diese auch zuzulassen;)
    Schaut euch mal dieses Intro Video von Clearpoll an, einer der ersten Umfragetools der Blockchain… das wird, nein, dass muss die Zukunft von Umfragen sein, denn bei diesen Umfragen kann nicht manipuliert werden, was wie ich denke, einigen Politiker den Angstschweiss auf die Stirn treiben dürfte, wie auch allen Gesinnungs Medienhäusern…
    https://youtu.be/IPSmIZ6rzg0
    Höchste Zeit diese Revolution der Wahrheitsfindung mit allen Mitteln zu unterstützen…

  21. Ich habe vor Jahren mal so eine Umfrage mitgemacht (Telefon). Dauert nur 5 Minuten, naja dachte ich, kann man mal machen. Ging ganz normal los, diverse Fragen, Alter, Beschäftigung usw. , dann kamen Fragen zu Vermögen und solche Sachen, die ich verweigert habe und als dann weit über 10 min überschritten waren, hatte ich die Faxen dicke und hab aufgelegt. Nun die Frage, wurde da weiter schön selbst eingetragen und trotzdem abgerechnet? Früher gabs ja noch Geld, wenn einer persönlich rumlief und Omas befragt hat (120DM, hat damals ein Kumpel von mir gemacht), heute gibts bestimmt auch noch irgendwelche Provisionsmodelle.

  22. “ Aber es ist einfach falsch, die Begriffe „geschlossene Frage“ und „Suggestivfrage“ “

    Da hat der Autor zwar recht, aber er ignoriert geflissentlich, dass bei geschlossenen Fragen oft mit der Wortwahl Schindluder getrieben wird. So ist die Frage: „Sind Sie für eine Bürgerversicherung?“ zwar keine direkte Suggestivfrage. Allerdings weckt die Wortwahl „Bürgerversicherung“ positive Assoziationen in den meisten Befragten, weil sie eben gar nicht wissen, was eigentlich dahintersteckt hinsichtlich Motivation, Inhalt und langfristige Auswirkung. Es stimmt zwar, dass wohl tatsächlich die Mehrheit den MSM (noch) glaubt und damit natürlich auch bei Umfragen den entsprechenden Aussagen zustimmt. Aber das hat eben auch viel mit Manipulation und Begriffsverwirrung zu tun. Die klare Mehrheit z.B. ist dafür Menschen in Not (Flüchtlingen) zu helfen oder Wohlhabende stärker zu belasten als Ärmere. Die wenigsten wollen aber tatsächlich in einem islamisch geprägten Land leben – was ja die Konsequenz einer fortgeführten Einwanderung von Muslimen ist. Genauso verstehen auch die meisten Menschen, dass man die Steuern nicht zu hoch schrauben kann (auch nicht für „Reiche“), weil die sonst ganz schnell arm oder ausgewandert sind. Sie sind nur nicht in der Lage zu verknüpfen, dass die schönen Worte, denen sie zustimmen, in die Tat umgesetzt oft zu Konsequenzen führen, die sie strikt ablehnen. Sie erkennen die verbale Manipulation nicht und/oder denken nicht über die Konsequenzen nach.

    PS: Ein Punkt zu Forsa: Zu glauben, dass ein aktives und bekennendes SPD-Mitglied wie Güllner mit seinen Umfragen keine SPD-Klientel-Politik macht (genauso wie zb. auch ein „neutraler Präsident“ Steinmeier), ist Naivität in Reinstform.

    • Bei offenen Fragen kann genauso durch die Art der Fragestellung manipuliert werden wie bei geschlossenen. Da gibt es doch nicht den geringsten Unterschied. Nur, dass bei der Auswertung von offen gestellten Fragen die Manipulationsmöglichkeiten ungleich höher sind.

  23. Auch wenn man erklärt, dass mit der Bürgerversicherung die Abschaffung der privaten Krankenkassen gemeint ist, wissen die meisten Befragten immer noch sehr wenig über die Folgen dieser Aktion bis in die letzte Konsequenz. So wird die Bürgerversicherung mit Abschaffung der Zweiklassenmedizin beworben, doch das wird ganz bestimmt nicht die Folge sein, denn wer es sich leisten kann, wird entsprechende Zusatzversicherungen abschließen. Und schließen nicht genügend Menschen diese Zusatzversicherungen ab, dann wird es auf der Einnahmenseite bei Ärzten und Krankenhäusern ein großes Minus geben, was mittelfristig zu steigenden Kosten führen wird und damit auch wieder zu steigenden Beiträgen.
    Nein Herr Dr. Zittelmann, die meisten Menschen wissen nicht, über was sie abstimmen, da die wenigsten das Ganze bis zum Ende durchdenken (können). Dementsprechend kommt es nur auf die Verpackung an.

    • So ist das nunmal: Die meisten Menschen habe keine Ahnung. Einverstanden. Aber was ist denn Ihre Alternative? Auf Umfragen zu verzichten, weil die Menschen keine Ahnung haben? Oder jeden Befragten, bevor er antwortet, erstmal einen Grundkurs über die Sachthemen absolvieren zu lassen? Wäre die Befragung dann repräsentativ? Nein: Umfragen messen Meinungen, wenn sie gut sind. Und diese Meinungen kommen natürlich meist zustande, ohne dass die Leute, die sie sich gebildet haben, wirklich fundierte Sachkenntnisse haben. Trotzdem haben sie Meinungen, die auch politisch wirksam sind, so etwa bei Wahlen. Also ist es doch keine schlechte Idee, zu versuchen, diese Meinungen zu messen? Was meinen Sie?

      • Ich fände die Alternative, auf Umfragen zu verzichten, sehr sinnvoll!

        Denn, wenn einige Experten, die sich wirklich mit den Thema (hier Bürgerversicherung) auskennen, damit beschäftigen, das ganze bis zum Ende durchdenken, und dann zu der Ansicht (nicht Meinung), getragen von Fakten, kommen, dass es für die Volkswirtschaft, für den überwiegenden Teil der Bürger, sinnvoll ist, sie einzuführen, oder sie eben nicht einzuführen, dann halte ich das für bedeutend vernünftiger, als eine Umfrage unter Menschen vorzunehmen, deren Antwort dann aus dem Bauch kommt.
        Politik soll das beste für alle, oder für die überwiegende Mehrheit machen, und nicht die Ergebnisse von Umfragen umsetzen.
        Es mag sein, dass Politiker, gemessen an Managern in der freien Wirtschaft, schlecht bezahlt sind. Diese Politiker werden aber dafür bezahlt, das Beste für alle zu tun, und nicht dafür, sich nach Umfragen zu richten.
        Wenn Politiker das Volk, den Souverän, beteiligen wollen, dann bitte mit einer Volksabstimmung, der eine sinnvolle Aufklärungskampagne voraus gehen sollte. Und nicht eine Umfrage auf Basis populistischer Sprüche.

  24. Auf Civey ist die Auswertung zur Frage „Welche Partei haben Sie bei der Bundestagswahl 2017 gewählt?“ seit Monaten gesperrt, mit folgender Begründung, siehe hier:

    https://civey.com/umfragen

    „Danke für Ihre Stimme! Nach der Bundestagswahl gönnen wir Ihnen und uns eine kleine Verschnaufpause, zeigen Ihnen aber ganz bald wieder wie gewohnt das Umfrageergebnis in Echtzeit.“

    Will man hier etwas verbergen?

  25. Umfragen sind so wertvoll, wie sie die richtigen Ergebnisse liefern. Aber gerade dies ist infrage zu stellen. Nach Wahlen kann man wenigstens noch mit den Prognosen vergleichen. Bei anderen Umfagen gar nicht! Allein die Tatsache, dass mit mathematischen Verfahren Fehler ausgebügelt werden müssen, ist allein schon Hinweis auf eine prinzipielle Schräglage und kann heißen:
    • dass die Representativität allgemein eben doch stärker hinkt als man Glauben machen will
    • dass Fragen suggestiv beeinflussten
    • dass Leute keine wahre Auskunft geben
    • dass Fehlerkorrkturverfahren sich auf Erfahrungen der Vergangenheit beziehen, die aktuell nicht mehr gelten. Und beim nächsten Mal können die neuen Erfahrungen schon wieder veraltet sein.

    Apropos Auskunftsfreudigkeit und Ehrlichkeit. Eine Denkfrage: Unter welchen Voraussetzungen werden die Auskünfte wohl unehrlicher – wenn man das gestiegene Misstrauen in den Datenschutz sowie den ökonomisch-existenziellen „Vernichtungskrieg“ gegen Träger unliebsamer Meinungen bedenkt, den wir heutzutage erleben?

    • Was mir bei vielen Leserbriefen fehlt – nicht nur bei Ihrem-. ist die Alternative zu Umfragen. Die Meinungen der Bevölkerung aufgrund von Einzelgesprächen im Freundeskreis erraten? Mich ärgert auch die Arroganz mancher Leserbriefschreiber, bei denen man merkt, dass sie sich niemals ernsthaft damit beschäftigt haben, aber dennoch alles besser wissen als sämtliche Wissenschaftler, die sich ernsthaft damit befassen.

      • Da Sie von „vielen“ reden aber mich direkt ansprechen, @Dr. Dr. Zitelmann, möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich selber Wissenschaftler bin, also gerade zu der Spezies gehöre, der Sie mehr zutrauen als anderen.

        Gegen Wissenschaften als solche würde ich freilich nichts einwenden. Aber bei diesem Thema geht es konkret um die Herstellung des gläsernen Menschen und seine Möglichkeit, ihn zu manipulieren. Ein Glück, dass Umfragen keine perfekten Ergebnisse liefern! Eine bessere Alternative, die diese Mängel beseitigt, würde ich überhaupt nicht begrüßen. Verlangen Sie also keine von mir oder den „vielen“. Es gibt einfach Dinge an Personen, auf deren öffentliches Wissen man aus Gründen der Wahrung ihrer Integrität besser verzichten (wollen) sollte. Es gibt leider aber auch Wissenschaftler, die sich bedenkenlos oder arrogant darüber hinwegsetzen.

        Ergo: Es kommt – neben brauchbaren wissenschaftlichen Methoden, womit auch ihre potentiellen Mängel implizit angeprochen sind – nicht nur darauf an, ob man Wissenschaftler ist, sondern für welchen Zweck man arbeitet. Ein die Bevölkerung ehrlich und objektiv wissender machender Wissenschaftler ist ein ganz anderer Fall als einer, der Politikern oder werbenden Unternehmen hilft, Menschen zu durchleuchten und daraufhin zu manipulieren.

        PS: Lassen Sie doch wissen, ob und wie weit, wie ernsthaft, vielleicht sogar wissenschaftlich, Sie sich mit diesem Thema beschäftigt haben. Sie schrieben zwar diesen Artikel, aber die Wissenschaftlichkeit oder eine wissenschaftliche Prüfung (mit Nennung Ihrer dazugehörigen Methode) ist darin nicht zu erkennen. Wo Wissenschaft hingehört hätte, liefern Sie Ihre Meinung. Messen Sie sich doch mal an Ihren eigenen Forderungen.

        PSS: Bei Ihnen finde ich den oftmaligen Gebrauch der Vokabeln „alles“, „sämtliche [Wissenschaftler]“ ziemlich unpassend und weit neben dem, was gemeint war bzw. was ist. Mit solchen Worten wie auch anderen polarisierten Extremen liegt man fast immer daneben oder in einer Nische neben der Hautpsache.

      • Verbot von manipulativen und Suggestivfragen. Meinungsumfragesinstitute müssten Umfrageaufträge von neutralen Dritten im Losverfahren erhalten und dürften auch nicht wissen, wer der Auftraggeber ist. Dazu müssten Umfragen zusätzlich über mindestens zwei oder drei Institute durchgeführt werden.Fällt dann über einen längeren Zeitraum bei einem Umfrageinstitut auf, dass Ergebnisse auffällig schöngeredet werden und von anderen Umfragen regelmäßig abweichen und der Leiter vielleicht auch noch eine entsprechende eigene Meinung kundtut, dürfte er keine Aufträge mehr annehmen und dürfte seine eigenen Umfragen nur noch ähnlich wie „Kommentar“ im Journalismus kennzeichnen. Nach einiger Zeit würden am Geldverdienen interessierte teilnehmende Institute sicherlich ein hohes Maß an Neutralität an den Tag legen.

      • Sie wollen Suggestivfragen bei Meinungsumfragen verbieten? War’n Witz. Oder? Notabene: Suggestionen sind nicht, was man sagt, sondern jemanden denken lässt. Ohne Gewähr natürlich, dass es klappt. Ich sehe schon die Spürtrupps vor meinem geistigen Auge, die Suggestivfragen ausfindig machen, nach Gusto alles dafür halten können und Institute, die ihre Umfragen vorher staatlich absegenen lassen müssen. Ein Fall für den Justizminister, ein neues Gesetz zu schaffen, welches nach NetzDG abermals Äußerungen unterbindet.

        Nein, Suggestionen kommt man nur durch Sensibilisierung der Empfänger bei. Sie müssen letztlich selber aufmerksam sein und auf sich aufpassen, damit sie Fragestellern nicht auf den Leim gehen.

  26. Ich finde es schon sehr unpassend für Artikel auf der TE-Website, wenn hier ein Autor in jedem seiner veröffentlichen Artikel auf Bücher und Doktorarbeiten hinweist, die er selber verfasst hat und verkaufen will. Eigenmarketing muss sein, aber etwas weniger aufdringlich, dann kommt so etwas besser an und dann sind solche Advertisingaktionen vermutlich auch erfolgreicher.

  27. Nur zu einem Aspekt: Gerade bei vergleichsweise knappen Wahlergebnissen, wie der Trumpwahl oder dem Brexit, erweisen sich Telefonumfragen als gänzlich ungeeignetes Mittel der Vorhersage. Wenn sie dennoch verbreitet werden, geht man nicht fehl, dahinter eine politische Absicht zu vermuten.
    So wurde montatelang -wohl nicht ungewollt- die Halluzination verbreitet, der Wahlsieg von Hillary Clinton wäre sicher. Immer wieder wurden die Umfragen der „großen“, „erfahrenen“ und „seriösen“ Unfrageinstitute wie Gallup zitiert, immer wieder genüsslich voneinander abgeschrieben. Aber es gab -um bei diesem Beispiel zu bleiben- auch eine Reihe von kleinen Instituten wie Rasmussen, die das Ergebnis fast exakt voher gesagt haben. Aber diese kannten ihre (repräsentativen) Befragten auch seit längerer Zeit.

  28. Ich bezweifle die Repräsentativität von Umfragen. Denn, wird sie per Direktfrage gestellt, so dürfte die Umfrage in erster Linie in Städten gemacht werden, so fehlt die Meinung von 50% der Bevölkerung die auf dem Land lebt. Wird sie telefonisch durchgeführt, ist es eine Frage der Uhrzeit wen man erreicht. Vormittags werden wohl eher H-4, und Rentner zu erreichen sein. Nachmittags kommen die Lehrer hinzu. Am frühen Abend errreicht man dann evtl. schon einen Großteil, der arbeitenden Bevölkerung, wobei alle mit längerem Arbeitsweg und Verkäuferinnen (bis 20 oder sogar 22 Uhr) immer noch nicht da sind. Am späten Abend dürften Studenten leicht erreichbar sein. Morgends um 8:30 kann man wahrscheinlich die meisten Manager erreichen. Will man aus der Landwirtschaft jemanden erreichen liegt es zudem an der Jahreszeit, oder man ruft bereits morgens von 6 (Fütterzeit) an, was wohl kaum gemacht wird 🙂
    Somit kann man allein über die Uhrzeit in der angerufen wird eine gewisse Vorauswahl der gewünschten Bevölkerung vornehmen. Das gleiche geht auch bei der Strassenbefragung. Uhrzeit, Gegend in der die Befragung stattfindet sind mit verantwortlich wie die Antworten höchst wahrscheinlich ausfallen.

    Dann nehme ich mal die Bürgerversicherung. Von Ihnen bereits erläutert mit „Gemeint ist das Ende der privaten Krankenversicherung“. Nö, das würde genau das nie und nimmer bedeuten. Ein Großteil der Menschen, die heute freiwillig in der privaten Krankenversicherung versichert sind, würden schlicht weiterhin Zusatzversicherungen bezahlen, die Ihnen den gleichen Status wie bisher sichern würden. Es würde halt nur teurer für sie, das ist alles.
    Viele Fragen sind eben nicht mit einem, oder zwei Sätze zu erläutern. Die Umfrageinstitute sind aber genau dazu gezwungen. Also liegt es auch dabei daran, was soll die Umfrage ergeben, dementsprechend wird die Erläuterung gewählt werden.

    Bleibt für mich das Fazit, dass man durch Uhrzeit, Gegend, Erläuterung und Fragestellung sehr gut das Ergebnis einer Umfrage bereits vorher beeinflussen kann. Für mich ein Grund keiner einzigen Umfrage zu vertrauen. Ich erkenne an Umfragen nur, in welche Richtung mich der Beauftrager der Umfrage indoktrinieren möchte. Daraus wiederum kann ich dann auch Schlüsse ziehen.

    Ich bin mir sehr sicher, eine Umfrage von der privaten Versicherungswirtschaft in Auftrag gegebene, käme bei der Frage zur Bürgerversicherung auf eine andere Prozentzahl, als eine von der SPD in Auftrag gegebene, selbst beim gleichen Umfrageinstitut 🙂

    Allerdings muss selbst ich zugeben, dass Wahlumfragen schon relativ nah am Endergebnis liegen: http://www.wahlrecht.de/umfragen/archiv/2017.htm . Ob das nun daran liegt, dass die Wähler sich auch von Umfragen beeinflussen lassen? Das würde ja dann alle Wähler und alle Parteien betreffen …

    • Wissen Sie eigentlich, dass auch die Prognosen um 18 Uhr am Wahlabend nur das Ergebnis von Umfragen sind? Warum liegen die meist so richtig, dass sie später nur unwesentlich korrigiert werden müssen? Weil die Meinungsforscher alle (ganz im Gegensatz natürlich zu den Leserbriefschreibern) Idioten sind, die nichts von ihrem Handwerk verstehen und die sich noch nie Gedanken gemacht haben über die Themen, die Sie hier ansprechen?

      • Nö, Herr Zitelmann, ich bin selbstverständlich nicht gebildet genug dafür, um das zu wissen. So etwas wissen nur Sie!

        Sorry, aber halten Sie mich ernsthaft für so blöd?
        Ich gehe davon aus, dass Sie auch wissen, warum es Prognose und nicht Umfrage heißt. Da werden die Wähler nämlich direkt nach der Wahl vor dem Wahllokal befragt. Somit grundsätzlich telefonisch nicht möglich.

      • Sehr geehrter Herr Zitelmann,

        ich habe mir gerade alle Kommentare durchgelesen. Kann es sein, dass Sie gestern einen schlechten Tag hatten? Kein Kommentator war der Ansicht, lieber seine Bekannten oder den „Taxifahrer“ fragen zu wollen. Ich glaube Ihnen gerne, dass Ihnen das in Ihrem Leben schon passiert ist, aber solche Antworten streicht man dann schlicht. Sie aber bemühten den brühmt berüchtigten Taxifahrer gestern nochmals in einigen Antworten auf Kommentare. Zwar mit dem Hinweis, diesen Kommentator nicht wirklich zu meinen, aber damit werden Sie dem Schreibes des Kommentars doch nicht gerecht.
        Ja, sichlich passiert es Ihnen als Autor immer wieder, dass Kommentatoren etwas schreiben, dass nicht zum eigentlichen Thema Ihres Artikels passt, aber, das kann man doch dann nicht irgendwem vorhalten. Und davon sollte man sich auch den Tag nicht verderben lassen.

        Nun noch einmal zu Ihrer Antwort an mich. ZUr Frage 1 werde ich mich nicht weiter äußern, die schreibe ich einfach Ihrer Laune zu, ansonsten gilt meine Antwort weiter unten. Zu Frage 2: Das Ergebnis liegt näher am tatsächlichen Ergebnis, weil nur noch tatsächliche Wähler befragt werden und nicht mehr potentielle Wähler, unter denen sich nun mal auch Nichtwähler befinden, die das im Voraus vielleicht nicht zugeben.
        Ich gehe absolut nicht davon aus, dass Meinungsforscher Idioten sind. Im Gegenteil, die kennen mit Sicherheit noch viel mehr Differenzierungen, als ich sie in meinem Ursprungskommentar genannt hatte. Damit können Meinungsforscher sicherlich für eine tatsächlich repräsentative Umfrage sorgen. Allerdings bezweifle ich, dass sie das immer tun 🙂
        Sei es nun, dass der Kunde vorher durchblicken läßt, welches Ergebnis er gerne sehen würde, oder sogar für ein bestimmtes Ergebnis zahlt. Auch Meinungsforscher sind nur Menschen, als solche haben sie selbst immer auch eine eigene Meinung. Diese Meinung kann auch einfließen in die Fragestellung, oder eine der vielen anderen Varianten die ergebnisbeeinflussend sind.

        Ich bezweifle den Wert politischer Umfrage für die Allgemeinheit.

        Die einen werden vom Ergebnis einer Umfrage beeinflusst, die anderen glauben generell keiner Umfrage mehr, die sie in ihrer Blase nicht bestätigt. Beides ist nicht dienlich zur politischen Willensbildung.

        Schlimmer noch, sind Umfragen, wie die zur Bürgerversicherung, denn die verlegen die Verantwortung bei einer evtl. Umsetzung dieser Versicherung, zurück an die Allgemeinheit, statt sie dort zu verorten, wo sie hingehört: beim Parlament, dass ja darüber abstimmen muss und im Zweifelsfall ein etwas größeres Wissen über die Auswirkungen hat, als die Umfrageteilnehmer.

        PS:
        von mir haben Sie eine positive Bewertung erhalten, da ich es grundsätzlich positiv sehe, wenn ein Autor bereit ist Kommentare zu beantworten.

        und nun wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag, zumindest einen besseren als Gestern 🙂

  29. Mich interessieren diese Umfragen schon sehr lange nicht mehr.
    Meistens sind es doch nur irgendwelche bestellten Instrumente, die der Regierung, oder Organisation XY Bestätigung liefern sollen, oder Rechtfertigung.
    Und selbst wenn das Gegenteil herauskommt, scheren die sich doch sowieso nicht darum.
    Niels Ruf hat es letztens mal sehr treffend ausgedrückt. Sinngemäß sagte er: „Wie eine Bertelsmann Studie herausgefunden hat, haben 9 von 10 Menschen bei einer Gruppenvergewaltigung Spaß.“
    Ich denke, dass fasst des hervorragend zusammen.

    • Bzgl. Studien teile ich Ihre Meinung. Aber Umfragen sind doch noch mal etwas anderes.

      • Ist dasselbe. Alleine durch die Art der Fragestellung kann man den Interviewten in die gewünschte Richtung drängen.
        Beispiel: „Sind Sie dafür Kriegsflüchtlinge aufzunehmen“. Da werden wohl die meisten ja sagen.
        Würde man aber fragen: „Wären Sie dafür Migranten aus wirtschaftlichen Gründen aufzunehmen.“
        Und das war jetzt ein sehr plumpes und plakatives Beispiel. Das läuft in der Regel sehr viel subtiler ab.
        Von daher gut vergleichbar, denke ich.

  30. „Hier wurde z.B. bei der Frage zur Bürgerversicherung erklärt: „Gemeint ist das Ende der privaten Krankenversicherung“.“. Da haben wir es doch schon. Erklärt wurde also gerade nicht, dass bei der Bürgerversicherung in Zukunft für alle Versicherten alle Einkunftsarten, also z.B. Mieteinnahmen, Dividenden etc. zur Beitagsbemessung herangezogen werden und damit erneut in die private Vorsorgemodelle der Bürger eingegriffen wird. Ich habe mich an meinem Arbeitsplatz umgehört (das „Taxifahrer“-Modell). Kaum einer wusste das. Das Staunen war groß.

  31. Lieber Herr Zitelmann,
    .
    spannende Diskussion hier…
    .
    Ich gebe hier nur zu bedenken, dass sich Hr. Goergen – zumindest in weiten Teilen – darauf bezieht, was solche Meinungsumfragen eigentlich nüchtern betrachtet sind und ich finde er hat recht: Wirkungskontrolle für die mediale Propaganda.
    Sie dagegen nennen das „die zweite Frage“ und widmen sich also in der ersten Frage dem Zustandekommen der Ergebnisse solcher Umfragen.
    Schnittmengen zwischen Frage 1 und 2 machen Sie am Beispiel der Bürgerversicherung fest. Und gerade dies ist ein sehr passendes Beispiel dafür, dass Goergen richtig liegt.
    Zwar können und sollen Umfrageinstitute nicht die fehlende Bildung vieler Mitbürger nachholend reparieren, bevor sie fragen. Jedoch ist die gelieferte Erklärung eben gleich ebenso Propaganda (die private KV wird abgeschafft). Eine Vielzahl von Bürgern werden dies befürworten, weil sie selbst nicht privatversichert sind und es gegen die „Reichen“ geht. Dass unser ganzes Gesundheitssystem wesentlich von den sog. Privatpatienten lebt und eine Einheitskasse ohne Wettbewerb zu schlechteren Leistungen und höheren Kosten führt, spielt keine Rolle und viele wissen es nicht. Und dann kommen solche Antworten zustande.
    Ebenfalls bei Goergen bin ich betreffs der Schweigespirale. Man hat es bei Trump, Brexit und hierzulande bei den LT-Wahlen in BaWü und Sa-Anhalt gesehen. Paradebeispiele für Goergens Argumentation. Es geht ja nicht um „die Mehrheit“ – es geht um halbwegs verlässliche Datenerhebung auf wissenschaftl. Grundlage. Und genau hier versagen die Umfrageinstitute in letzter Zeit grandios.

  32. „Und ich habe in meiner zweiten Doktorarbeit ein Methodenkapitel über „sozial erwünschte Antworten“ geschrieben…“
    Diese „wichtige“ Aussage des Autors ist so ziemlich das einzig Konkrete in dem Artikel!
    Allein schon die Probleme der Telefonbefragung sind inzwischen so groß, daß sie diese wertlos machen: Da ein immer mehr wachsender Teil der (insbesondere jüngeren) Bevölkerung nur noch ein Handy hat, ist die Auswahl der Angerufenen verzerrt. Hin zu kommt ein wachsender Teil, der nicht am Telefon Auskunft geben will!

  33. Zweiter Nachtrag: ein weiteres Indiz, dass diese Umfragen zur Meinungsmanipulation eingesetzt werden, ist, dass anders als früher solche Umfragen bis kurz vor den Wahlen gestattet werden. Das weist darauf hin, dass damit Wähler beeinflusst und evtl. mobilisiert oder auch demobilisiert werden sollen. Ich plädiere da für eine Karenzzeit von 2 Monaten vor jeder Wahl, in der solche Ergebnisse nicht veröffentlicht werden dürfen. Ob die Parteien sich damit munitionieren, spielt dabei keine Rolle.

  34. Nachsatz: Vergessen habe ich noch zu erwähnen, dass bereits in der Art der Frage eine Manipulation liegen kann. Auch da bin ich ganz bei Herrn Goergen, auch wenn ich dies nicht unbedingt daran festmache, ob die Frage offen oder geschlossen gestellt wird.

    Es ist aber ein Unterschied, ob ich frage: Sind Sie nicht auch der Meinung, dass jedem Flüchtling geholfen werden muss? Ja/Nein

    oder

    Muss jedem Flüchtling geholfen werden? Ja / Einigen / Nein

    • Natürlich ist das ein Unterschied. Die Art der Fragestellung entscheidet. Ich empfehle das Buch von Dr. Petersen zu diesem Thema. Ein dickes Buch mit lauter klugen Gedanken. Nein, so dumm sind die Demoskopen nicht, dass sie das nicht wüssten. Und alle für Halunken zu halten, die vorsätzlich manipulieren, geht auch völlig an der Wirklichkeit vorbei.

  35. Vor Jahren wurde ich einmal telefonisch befragt. Die Schwächen einer solchen Befragung liegen für meine Begriffe in der beengten Auswahl der Antwortmöglichkeiten, die exakt vorgegeben sind und bei Nichtzustimmung nicht ausgelassen werden können.

    Differenzierte Antworten für die Bewertung komplexer Bereiche sind nicht möglich, etwa bei der Frage nach der Bewertung der Arbeit einer Partei/Person/der Kanzlerin. Man kann nur den Grad einer Gesamtbewertung angeben, aber nicht einen Teil der Arbeit als sehr gut, einen anderen Teil als schlecht bewerten. Also möchte man gerne passen, aber das ist nicht möglich.

    Dann macht der Interviewer einen Vorschlag und kreuzt diesen an, obwohl er so nicht zutrifft. Meist ist das dann eine Aussage im mittleren Bereich, was sich dann als „überwiegend gut“ oder “ eher gut“ darstellen dürfte (bei einer Auswahl zwischen „überhaupt nicht gut“, „überwiegend nicht gut“, „eher nicht gut“, „eher gut“, „überwiegend gut“, „sehr gut“…).

    Das hieße, wenn ein erheblicher Anteil der Befragten bspsw. die politische Arbeit der Kanzlerin grundsätzlich gut bewertet, ihre Arbeit in der Flüchtlingspolitik jedoch maximal ablehnt, dann steht am Ende ein „überwiegend gut“ oder „eher gut“, oder, je nach Fragestellung ein „überwiegend zufrieden“ oder „eher zufrieden“. Im Ergebnis der Umfrage suggeriert dies, die Mehrheit der Bürger stünde hinter ihrer Flüchtlingspolitik.

    • Genau diese Erfahrung habe ich auch mal mit einer telefonischen Umfrage gemacht.
      Obwohl ich mit meiner politischen Meinung nicht hinterm Berg gehalten habe, hatte ich nicht Eindruck, dass diese Befragung meine Meinung auch nur annähernd abbildet. Entscheidende Fragen wurden nicht gestellt, andere Fragen ließen keine ausreichende Differenzierung zu, viele Fragen konnten eigentlich nur zustimmend beantwortet werden. Nach der Auswertung befand ich mich dann wahrscheinlich im Bereich „überwiegend zufrieden“.

  36. Sehr geehrter Herr Zitelmann, ohne Ihre Kompetenz auf diesem Gebiet in Frage stellen zu wollen, bin ich dennoch, was die Intention der meisten Meinungsforscher angeht, anderer Meinung als Sie, insbesondere, wenn sie aus öffentlichen, von Parteien verwalteten Kassen bezahlt werden.

    Wissenschaftlichkeit, so kenne ich es aus dem Bereich Naturwissenschaften, beweist sich durch objektives Abwägen von These und Antithese. Dabei werden die Kriterien der Beweisführung offengelegt und diskutiert. Bereiche, in denen dies mangels harter Fakten nicht möglich ist, wie z.B. in der Soziologie, können daher kaum wissenschaftlich genannt werden. Sie sind allenfalls Lehren, mit dem Risiko, auch Irrlehren zu sein (Irrwissenschaften gibt es nicht, wenn Wissenschaft ehrlich, logisch und ehrenhaft betrieben wird). Es ist ja nicht etwas schon deshalb Wissenschaft, weil man wissenschaftliche Methoden oder Mathematik darauf anwendet. Sonst wäre ja z.B. auch die Astrologie „Wissenschaft“!

    Dies wird in der nach Ihrer Einschätzung „wissenschaftlichen“ Meinungsforschung aber gerade nicht praktiziert. Ganz im Gegenteil halten die Institute ihre Algorithmen, mit denen sie die Rohergebnisse der Umfragen „gewichten“ (ich sage ganz wie Herr Goergen dazu „manipulieren“) geheim! Wer so etwas geheim hält, hat etwas zu verbergen! Denn was wäre denn so schlimm, wenn jeder nachvollziehen könnte, wie das Umfrageergebnis, das publiziert wurde, zustande kam? Es wäre nur schlimm, wenn herauskäme, dass diese Korrekturfaktoren willkürlich und tendenziös eingesetzt würden. Bei Civey, die sowohl die Rohdatenergebnisse als auch die danach gewichteten Ergebnisse publizieren, kann man die zum Teil erheblich großen Diskrepanzen direkt erkennen.

    Und diese großen Diskrepanzen zwischen den Vorhersagen und den tatsächlichen Wahlergebnissen, insbesondere für die AfD, die stets deutlich zu niedrig herauskam (was man natürlich auch wieder durch die Schweigespirale erklären könnte) weisen in die Richtung.

    Sich beim Verschweigen wesentlicher Teile der Methodik auf „Geschäftsgeheimnis“ zu berufen ist hingegen lächerlich!

    • zumal die stat. Methoden für Qual. bzw. binomale Merkmale ziemlich anfällig und begrenzt sind. grob stimmen die wahlumfragen schon. aus methodischer Sicht muss man den Fragebogen und die Stichprobe genau kennen. das Ergebnis gilt immer nur für die Bedingungen.

  37. Herr Goergen hat vollumfänglich recht.
    Darüberhinaus dienen industriell beauftragte Umfragen der Meinungsforschung, weil sie auch negative Ergebnisse zur Meinungsbildung berücksichtigen.
    Politisch beauftragte Umfragen diene nahezu ausschließlich der Meinungmanipulation, weil sie – wie unsere Staatsratsvorsitzende – ergebnisorientiert sind.

  38. Ich habe über Monate und Jahre die Umfragen verglichen. INSA lag immer sehr nah am tatsächlichen Wahlergebnis.Völlig daneben lag stets Forsa, und hat erst kurz vor den Wahlen seine Ergebnisse korrigiert, ja man kann sagen notgedrungen angepaßt.

    • Forsa liegt u. a. deshalb daneben, weil die ausschließlich Festnetzumfragen machen. Wer hat denn heutzutage überwiegend Festnetz? Das ist ja wohl die ältere Generation. Hinzu kommt noch, dass die Anrufe tagsüber erfolgen, wo der normale Mensch arbeiten geht, um die noch nicht so lange hier Lebenden zu versorgen (ha! Ich nicht mehr…) Wenn ich den sehr geehrten Herrn Güllner so schwadronieren höre, kann ich mir lebhaft vorstellen, daß die „repräsentative“ Auswahl der gefragten Bürger nicht den Bevölkerungsschnitt darstellt, sondern den Wunsch des Auftraggebers gepaart mit den politischen Gesinnungen eines Herrn Güllner. Die Institute können ja nach Belieben selektieren. Wählt man nur Menschen Ü50 mit einem Jahresgehalt über 100.000 Euro, wohnhaft in guten Wohngebieten, erhält man natürlich ein völlig anderes Ergebnis als mit 20jährigen Arbeitslosen, die in Brennpunkten wohnen.

      Es stimmt, daß Forsa kurz vor den Wahlen seine Ergebnisse angeglichen hat. In den Wochen zuvor lag die AfD lt. Herrn Güllner bei 6-7% und er frohlockte bei jeder sich bietenden Gelegenheit, die AfD würde sang- und klanglos von der 5%-Hürde gefressen werden. Vermutlich zähneknirschend musste er zuletzt mit den Zahlen hochgehen, während seine geliebte SPD immer weiter absoff. Aber alle anderen Institute sind aber auch hochgegangen, was die AfD betrifft. Am realistischsten bewerte ich ebenso wie Sie, Karl-Heinz, INSA.

      Ich bin davon überzeugt, daß all diese Umfragen hoch manipulativ sind.

  39. Ihr Plädoyer für die Seriösität der Meinungsforschung in Ehren, Herr Zitelmann. Ich habe jedoch den Eindruck, dass Sie hier auf einer ganz anderen Ebene argumentieren, als Herr Goergen. Niemand zweifelt doch an, dass die Vorgehensweisen und Methoden der Meinungsforschung ihre Berechtigung haben. Hätten sie das nicht, wäre Meinungsforschung wertlos. Es ist aber ebenso klar, dass sich durch die Auswahl und Zusammenstellung der Fragen, die Art der Fragestellung, die Art und Größe der Stichprobe (Repräsentativität) und die statistischen Methoden der Rohdatenaufbereitung, nahezu unendliche Manipulationsmöglichkeiten bieten.
    Und dann gibt es da Zeitdruck, Kostendruck, die Erwartungshaltung bzw. das Ziel der Auftraggeber, der eigenen Chefs, die zugrundeliegende These und natürlich politische Interessen. Dient die Umfrage also beispielsweise dazu, einer Partei Hinweise zu geben, warum die eigenen Klientel plötzlich eine andere Partei wählen, oder geht es darum eine These durch Umfragen zu belegen?
    Und natürlich sind Menschen manipulierbar. Berichtet die Mainstreampresse ein paar Wochen in eine bestimmte Richtung, wird ein Großteil der Menschen dieser Richtung folgen. So halten z.b. die meisten Menschen in Deutschland Trump für einen gefährlichen und vermutlich …gestörten Volltrottel. Was denken Sie, würde passieren, wenn man plötzlich von den Erfolgen dieses Präsidenten, von den zugrundeliegenden Strategien und vielleicht auch mal etwas persönlich Positives über ihn und seine Familie berichten würde? Das Meinungsbild würde sich sehr schnell drehen – ganz klar. Und da sind wir schon bei einer der Kernthesen von Herrn Goergen, nämlich dass Meinungsumfragen bestenfalls den Erfolg von dem messen, was die Meinungsmanipulatoren in Politik und Medien in den Wochen davor erreicht haben. Und dann gibt ja diese wunderbare Wechselwirkung: Die Veröffentlichung eines bestimmten „Meinungsbildes“ bestärkt genau dieses Meinungsbild, trägt also selbst zur politischen Meinungsmanipulation bei (und kann sich dabei sogar auf „wissenschaftliche Methoden“ berufen). Und da sind wir dann bei einer weiteren Kernthese, nämlich, dass Meinungsumfagen längst selbst zu einem Instrument politischer Meinungsmanipulation geworden sind. Und noch dazu zu einem ziemlich Wirkmächtigen.
    Und was die Schweigespirale anbelangt: Es mag sein, dass sich heute mehr Menschen trauen, eine „abweichende“ politische Meinung zu einem politischen Thema zu äußern. Aber auch nur, weil hier schon einiges aufgebrochen wurde und diese abweichenden Meinungen längst nicht mehr so abweichend sind.

    • Alles was Sie sagen stimmt. Und nichts habe ich bestritten. Natürlich sind Menschen manipulierbar. Wir messen Meinungen von Menschen, die von Medien beeinflusst sind. Die oft nicht auf Sachkenntnis basieren usw. Aber dennoch ist es sinnvoll, diese Meinungen durch Umfragen zu messen. Dass es Institute gibt, die dabei sachgerechter und methodisch reflektierter vorgehen als andere, würde auch niemand bestreiten. Dass man Ergebnisse manipulieren KANN, würde auch niemand bestreiten. Aber pauschal zu erklären, all die Umfragen seien nichts wert und man solle sich lieber darauf verlassen, was einem der Taxifahrer oder die Bekannten sagen (so lese ich es in manchen Leserbriefen) halte ich nicht für besonders klug. Besonders ärgert mich, wenn pauschal allen Instituten entweder Manipulationsvorsatz oder Dummheit unterstellt wird – und zwar von Menschen, die sich ganz offensichtlich noch nie in ihrem Leben ernsthaft damit befasst haben und deren Wissen = o ist. Damit meine ich ausdrücklich nicht Sie – denn auf solche Leute antworte ich gar nicht.

  40. Hallo Herr Zitelmann,
    ich bin einigermaßen überrascht, dass Sie hier eine Gegenrede zu Herrn Goergen geschrieben haben. Allerdings ist es ebenso hilfreich, wie auch der Artikel von Herrn Goergen, beide Seiten zu hören und sich eine Meinung bilden zu können, wobei ich in meinem ganzen 53jährigen Leben noch nie zu meiner Meinung von einem der Institute befragt wurde.

    Ausschlaggebend ist doch, wer befragt wird. Bei Ergebnissen über Umfragen erhalte ich als Endkonsument darüber keinerlei Informationen, außer dem schwammigen: „Breiter Querschnitt“ und oft keine Angabe zur Anzahl der Befragten. Manchmal jedoch sind da von 1.000 bis 2000 Menschen die Rede.
    Sorry, aber das soll stellvertretend für über 80 Millionen Menschen sein?
    Auch muß man bedenken, dass ein breiter Querschnitt verfälscht. Wir haben nun mal nicht gleich hohe Anteile in der Bevölkerung von z.B. Lehrern, Müllbeseitigern, Studenten, Juristen oder sonstigen Arbeitenden oder Nichtarbeitenden. Und wer ist denn per Telefon wann erreichbar?
    Wird auf dem Festnetz angerufen oder dem Smartphone?
    Nach gründlicher Überlegung teile ich doch eher die Meinung von Herrn Goergen.

    • Da muss ich Sie korrigieren: Es ist seit Jahrzehnten erwiesen – und Konsens unter Wissenschaftlern, die sich damit befassen – dass man erstaunlicherweise mit 1000 oder 2000 Befragten Ergebnisse bekommt, die vertretbare Abweichungen haben. Warum das so ist, können Ihnen die Wissenschaftler erklären, die sich seit 80 Jahren ernsthaft weltweit damit befassen. Was mich stört, ist, dass manche Leser (nicht Sie, denen antworte ich gar nicht), die offenbar keinerlei Ahnung haben und sich noch nie im Leben mit diesen Themen befasst haben, klüger sind als alle Wissenschaftler der Welt. Die Demoskopen Leute sind weder alles Idioten und Dummköpfe noch alle willfährige Lakaien ihrer Auftraggeber – so scheint es aber in mancher Leserzuschrift. Ich weiß nicht, in welchem Beruf Sie arbeiten, aber vermutlich würden Sie sich auch ärgern, wenn man alle in Ihrem Beruf tätigen Menschen letztlich abqualifizieren würde, ohne selbst etwas davon zu verstehen. Ich kann Ihnen versichern, dass sich die Demoskopen über all die Fragen, die Sie aufwerfen, Gedanken machen und denen das keineswegs entgangen ist. Ich empfehle einfach jedem, der sich eine begründete Meinung bilden will, auch mal mit Meinungsforschern zu sprechen. Ich habe es oft getan. Überhaupt nicht verstehen kann ich, wie viele Leserbriefschreiber ihren Mitmenschen pauschal absprechen, sich begründete Meinungen zu bilden, selbst aber eine Meinung über etwas haben, mit dem sie sich ganz offensichtlich noch nie befasst haben. Ich schreibe dies nicht an Sie persönlich gerichtet, sondern nur, weil Sie mir vernünftig und guten Argumenten zugänglich erscheinen. Herzliche Grüße zt

      • Werter Herr Zitelmann, vielen Dank für die Erläuterungen, Sie haben ein Stück weit mein Mißtrauen besänftigt. Ich möchte noch eine Lanze brechen für diejenigen Kommentatoren, die Ihnen nicht oder kaum zustimmen können. Das Mißtrauen in Deutschland gegenüber Politik und Meinungsumfragen in diesem Zusammenhang ist mittlerweile wohl so groß geworden, dass man Meinungsforschungsinstitute als Handlanger empfindet und ihnen nicht mehr über den Weg traut. Diese Menschen sind zutiefst entäuscht von allem, was einer ungeliebten Politik den Weg bereitet, dass macht wütend, mich übrigens oft auch. Und manchmal ist das eben auch ungerecht.
        Gruß Sonni B.
        PS. Ich war fast zwanzig Jahre lang Gesellschafter-Geschäftsführerin eines mittelständischen Elektrounternehmens mit 20 Mitarbeitern, dies nur zur Ihrer Frage meiner Berufstätigkeit. Seit Mitte letzten Jahres bin ich Privatier und versuche mich umfassend zu informieren, denn jetzt habe ich die Zeit dazu.

  41. Meinungsumfragen sind das eine und die Realität etwas ganz anderes…und eben diese Realität fällt diesen Realitätsverweigeren von CDU, SPD, CSU = grün-sozialistische Merkel Groko von Tag zu Tag mehr auf die Füße. Der Vertrauensverlust in Union und SPD…in die Grün-Linke Merkel Politik bekommt somit von Tag zu Tag mehr Nahrung….die Erodierung der Macht nennt man das auch.

  42. Auch ich bin der Meinung, dass Meinungsumfragen gerade zu neuen und komplexen Themen lediglich den Stand der Berichterstattung, bzw. das, was davon hängen geblieben ist, wiedergeben können. Nur, was / wem nutzt eine solche Befragung dann? Wird ihr Ergebnis dafür genutzt, die Bevölkerung besser zu informieren? Oder nutzt die Befragung nur dem Design einer politischen Kampagne, um den Bürger über den Tisch zu ziehen? Und ist der, der am politischen Ziel interessiert ist auch daran interessiert, den Bürger über die Nebenwirkungen aufzuklären?

    Wenn in der Schweiz eine Volksabstimmung stattfindet, dann gibt es öffentliche, ausführliche und gut verständliche Darstellungen der Pros und Cons. Eine Befragung und Abstimmung auf einem solchen Niveau ist dann einigermaßen neutral und frei vom Verdacht der Manipulation. Wenn aber hier die Medien zusammen mit linken Parteien linke Thesen unterstützen, keine Aufklärung betreiben, dann kann der Zweck einer Umfrage nur Manipulation sein.

  43. >Diejenigen, die Ergebnisse von Umfragen in Zweifel ziehen, verweisen auf „bessere“ Informationsquellen, wie etwa Gespräche mit dem Taxifahrer, die Meinung in ihrem Bekanntenkreis oder in Internetforen. Das allerdings ist unwissenschaftlich. Hier wird von Einzelmeinungen, die überhaupt nicht repräsentativ sind, auf die Meinungen in der Bevölkerung geschlossen.

    Also wenn man mit einem derart platten Strohmann die Wissenschaftlichkeit einer Aussage in Zweifel ziehen muss, stellt sich mir da doch die Frage nach dem getroffenen Hund.

    >Die Schweigespirale gibt es, seit es Menschen gibt. Elisabeth Noelle-Neumann, mit der ich viele Jahre eng befreundet war, hat sie entdeckt.

    Ist die arme Frau denn schon so viele tausend Jahre alt?

    • Offenbar ist ihnen der Klassiker der Literatur über die Demoskopie, nämlich Noelle-Neumanns Werk über die Schweigespirale nicht bekannt. Darf ich fragen, wie viele Bücher Sie über das Thema gelesen haben? Man sollte nicht andere Menschen wegen unfundierter Meinungen kritisieren und zugleich über Themen sprechen, mit denen man sich ganz offensichtlich nicht befasst hat.

      • Ihnen ist schon aufgefallen, dass es eine methodische Kritik an ihrer Kritik war, die sich einfach nur ihres eigenen Fehlers bedient, um ihn aufzuzeigen, oder?
        Oder ist ihnen das im Eifer ihres Kreuzzugs gegen die ganzen dummen Nichtwissenschaftler die irgend ein Buch nicht gelesen haben entgangen? Sie scheinen ja gerne und viel Zeit mit der Jagd nach ihren eigenen Strohmännern zu verbringen.

  44. „Goergen meint, die Bürger seien durch die Medien manipuliert“
    Wenn auch nur den geringsten Zweifel daran haben, haben Sie nichts verstanden.

  45. Wer zahlt, schafft an.

    Und da die Bürger keine Institute beauftragen, dienen ausnahmslos alle Meinungsumfragen Manipulationszwecken.

    Deshalb bleibe ich bei meinem gestrigen Kommentar, dass zumindest der Öffentlichen Hand Meinungsumfragen gesetzlich untersagt werden sollten.

    • Was ist Ihre Alternative zu Umfragen, um herauszufinden, was die Leute denken? Und wer „darf“ Ihrer Meinung nach welche in Auftrag geben. Sie schreiben nur, wer es nicht darf, nämlich die „öffentliche Hand“. Die meisten Umfragen sind übrigens nicht von der „öffentlich Hand“ in Auftrag gegeben,.

      • Wozu brauchen wir denn die Umfragen? Oder anders, mir würde ohne Unfragen nichts fehlen, Ihnen anscheinend schon, sonst würden Sie nicht nach einer Alternative fragen. Was bringen Ihnen die Erkenntnisse von Umfragen?

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