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Landwirtschaft ohne Land

Vom Landwirt zum Landschaftsarchitekten?

19.12.2017

| Lesedauer: 5 Minuten
Artenschutz und Landwirtschaft passen nicht zusammen. Es sei denn, man trennt die Nutzpflanze vom Acker. Dann braucht es auch kein Glyphosat mehr.

Selten hätte sie „so einen Müll gelesen“, kommentiert eine aufgebrachte Leserin bei Facebook meine letzte Kolumne, die sich den Mechanismen der Technophobie am Beispiel der Glyphosat-Debatte widmete. Das Bienen- und Insektensterben sei real, schreibt die Dame und fragt sich erbost, ob der Autor „seinen A**** mal auf die Felder bewegt“ habe, denn da kreuche und fliege gar nichts mehr.

Nun ist, wenn ich meine Artikel verfasse, der nächste Acker keine zehn Meter entfernt. Und nach fast zwei Jahrzehnten des Lebens in ländlicher Idylle kann ich keinen Rückgang des hiesigen Artenreichtums feststellen. Ganz im Gegenteil: Ob Insekt, Schnecke, Säugetier oder Vogel, was hier so alles kreucht und fleucht, würde einem kommerziellen Tierpark alle Ehre machen. Natürlich schwanken die jeweiligen Populationsgrößen im zeitlichen Verlauf, vor allem bei den Kerbtieren. In diesem Jahr hatten wir so viele Mai- und Kartoffelkäfer wie noch nie, auch Libellen und Hornissen gediehen prächtig. Falter dagegen gab es deutlich weniger. Da solche punktuellen und subjektiven Einschätzungen nicht durch Messungen nach wissenschaftlichen Standards belegt sind, eignen sie sich nicht zur Ableitung valider Trends. Aber das ist nicht der relevante Aspekt. Die entscheidende Frage lautet vielmehr, ob Artenvielfalt auf den Feldern den Landwirten überhaupt gefällt.

Realitätsferne Vorstellungen über den Ackerbau prägen die Hysterie um ein seit mehr als vierzig Jahren etabliertes Herbizid. Allzu viele Zeitgenossen scheinen den Anblick dicht gewachsener goldener Ähren in der abendlichen Sonne des Spätsommers wirklich als Symbol der Harmonie zwischen Mensch und Umwelt zu empfinden. Tatsächlich aber hat das Feld vor meiner Tür mit der Natur nichts mehr zu tun. Es ist ein Industriegebiet, wie jeder andere Acker auch.

GLYPHOSAT
Technologie-Feindlichkeit mit Progressivität verwechseln
Regelmäßig wird es von großen, schweren Maschinen heimgesucht, deren gewaltige Kraft eine geniale Apparatur zielgenau ausrichtet. Was dort wächst, ist ein rein künstliches Produkt genetischer Manipulationen, implementiert durch Jahrtausende der Züchtung. Notwendigerweise, denn zu karg ist das Nahrungsangebot der Wildnis, um eine große Zahl an Menschen zu ernähren. Die Evolution hat nichts hervorgebracht, das gerne von uns verspeist werden möchte. Also haben wir sie selbst in die Hand genommen, um Pflanzen und Tiere hinsichtlich ihres Nutzens zu optimieren. Feldfrüchte müssen nahrhaft sein. Und nach Möglichkeit uniform, was einer effizienten Ernte, Reinigung, Sortierung, Verpackung, Transportierung und Weiterverarbeitung zuträglich ist. Ihre Fortpflanzung sollte durch den Menschen kontrollierbar sein, ihre Reifezeit kurz, ihr Ertrag hoch. Dazu werden nicht nur die Pflanzen, sondern auch ihre Umgebung umfassend gestaltet. Man achtet auf die Struktur und Zusammensetzung des Bodens, auf seinen Nährstoffgehalt, auf die Wasserzufuhr und greift regulierend ein, um diese Bedingungen zu gestalten. Macht man dies in einem gläsernen Kasten, kann neben der Temperatur auch die Komposition der Luft ideal auf die Bedürfnisse der Pflanze eingestellt werden. Viele Sorten mögen mehr Kohlendioxid, als unsere Atmosphäre gegenwärtig anbietet. Das in den Supermärkten offerierte Obst und Gemüse stammt schon länger zu einem großen Teil aus Treibhäusern.

Man beschützt das, was man so mühsam und aufwendig hegt und pflegt, vor Krankheiten, Pilzbefall und Schädlingen. Und man will es auch nicht einem Wettbewerb um die verfügbaren Ressourcen aussetzen. Konkurrenten, also Unkräuter, werden vernichtet. Entweder brachial mechanisch, oder auf die sanfte, chemische Weise. Der gefräßigen Fauna, ob Säugetier oder Insekt, wird selbstverständlich ebenfalls nicht gestattet, sich in dieses Werk einzumischen. Eine Maismonokultur erscheint so manchem fliegenden Kerbtier als unattraktive Wüste? Prima, genau so ist es häufig gewollt. Auf dem Acker kreucht und fleucht nichts mehr? Das bringt eine produktive Landwirtschaft nun einmal mit sich.

Die Spekulation, Glyphosat verursache ein mutmaßliches Insektensterben, bliebe also selbst dann belanglos, sollte sie sich als wahr herausstellen. Denn die Landwirtschaft an sich reduziert die Artenvielfalt, das ist ihr grundlegendes Konzept. Wer das nicht will, darf seine Lebenszeit gerne wieder dem Jagen und Sammeln opfern. Aber Vorsicht, was wild aufwächst, ist häufig giftig, mitunter wehrhaft und manchmal beides.

SURRENDE SUCHE
Hart aber fair: Kampfansage an die Bienensterbenleugner?
Wir müssen die moderne, industrielle Landwirtschaft akzeptieren, wollen wir auf die Vielfalt auf unseren Tellern, auf Versorgungssicherheit und annehmbare Preise nicht verzichten. Ein Umweltschutz, der ausgerechnet die hiesigen, seit Jahrtausenden durch den Menschen zu seinem Vorteil geformten Landschaften dem Diktat der Biodiversität unterwirft, wird daher nur in faulen Kompromissen und ewigen Debatten enden, deren Ergebnisse einem schwankenden Zeitgeist unterworfen sind. Das eine Pflanzenschutzmittel ist dann erlaubt, das andere nicht, bevor sich die Meinungen nach wenigen Jahren wieder ändern. Da zwingt man die Bauern, mal einen kleineren und mal einen größeren Teil ihres Landes für Blumenwiesen zu opfern, abhängig vom Farbenspiel in der jeweiligen Regierungskoalition. Die Flucht in den ökologischen Landbau verschärft das Problem, denn dessen geringere Erträge erhöhen den Flächenverbrauch. Und auch bei dieser Wirtschaftsweise betreibt man Artenschutz nur sehr selektiv.

Um den Widerspruch zwischen agrarischer Nutzung und der Erhöhung oder zumindest Stabilisierung der Biodiversität kompromisslos aufzulösen, bedarf es einer grundsätzlichen Richtungsänderung. Gelingt Landwirtschaft auch ohne Land? Das Treibhaus weist den Weg. Warum nicht gleich umsteigen auf eine abgeschlossene Halle, in der Obst, Gemüse und Getreide nicht mehr in Humus, sondern in einer zweckdienlich angerührten Nährlösung heranwachsen? In mehreren Stockwerken übereinander unter optimal auf sie abgestimmten Bedingungen, ob Atmosphäre, Feuchtigkeit, Temperatur oder Licht? In Japan wird diese Art der Produktion (2), die sich zudem perfekt für eine vollständige Automatisierung eignet, schon betrieben. Noch begrenzt auf Salat, aber es gibt kein prinzipielles Hindernis, das gegen eine Ausweitung auf andere Arten spricht. Und die Veredelung könnte auch gleich mit integriert werden. Samen rein, Brot raus, ohne menschliches Zutun – das ist eine denkbare Zukunft.

Dieser Salat stammt nicht vom Acker

Das Bild zeigt Salat aus solchen Farmfabriken. Er unterscheidet sich weder optisch, noch auf molekularer Ebene von seinem konventionell gewachsenem Pendant. Er ist nur reiner. Chemische Keulen, ob Herbizide, Pestizide oder Fungizide sind nicht mehr notwendig, denn in die neue Produktion gelangt nichts, was deren Einsatz erforderlich macht. In einer Landwirtschaft ohne Land wäre jede Diskussion über Glyphosat überflüssig. Sein Anwendungszweck würde schlicht entfallen.

ODER DIE VERWöHNTE GENERATION
Glyphosat und die postmodernen Narzissten
Der autarke Betrieb eines menschlichen Außenpostens im Weltall, ob in einer Raumstation oder auf felsigen, atmosphärelosen Himmelskörpern, erzwingt die Landwirtschaft ohne Land ohnehin. Durch sie können Weltraumkolonisten in der Sicherheit leben, den Ausfall einer Versorgungslieferung vom Heimatplaneten zu überstehen. Da zeigt sich ein schönes Kriterium zur Bewertung von Innovationen. Wann immer einem das Neue begegnet, bewerte man es gemäß der Frage, ob es hilft, den Mond zu besiedeln. Im Falle einer zustimmenden Antwort weiß man, dass es sich um eine gute Idee handelt.

Auf der Erde ermöglicht die Landwirtschaft ohne Land, der Natur Flächen in großem Umfang zurückzugeben, um die Biodiversität zu erhalten. Ganze Regionen völlig verwildern zu lassen, wäre aber keine kluge Idee. So viel Raum zur Entfaltung sollte man allerlei aggressiven, uns wenig wohlgesonnenen Spezies, vom Krankheitserreger bis zum Raubtier, schlicht nicht gönnen. Den Landwirten mit all ihren Maschinen und Kompetenzen böten sich daher neue Perspektiven als Landschaftsarchitekten. Gärtner ist ein Beruf mit Zukunft. Die Verwandlung der Felder in gestaltete Parks wäre nicht nur der Erholung dienlich, sie könnte auch Platz für die übriggebliebenen Exemplare unserer Nutztiere bieten. Denn die meisten von diesen benötigen wir nicht mehr, wenn Steaks und Schnitzel aus im Bioreaktor gezüchteten Muskelzellen direkt und ohne Umwege entstehen. Sie finden das noch abwegiger als die Technofarm? Denken Sie an den Mond …

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32 Kommentare

  1. :-))

    vorstellen kann ich es mir, aber ich möchte das für mich nicht haben. Ich baue mein Gemüse selbst an, da gibt es dann so wunderbare Exemplare von Raupen. Sehen wunderschön aus und fressen das Fenchel und Karottengrün. Zum Glück hab ich ja genug Planzen, dass sie da bequem satt werden und noch genug für mich übrig bleibt, auch wenn ich schon mal ein paar dieser Raupen umgesiedelt habe, vom Fenchel zu dem Karotten.
    Nein, ich finde mein selbst gezogenes Gemüse aus dem Garten besser als welches aus der Technofarm. Da könnte ich mich doch nicht daneben legen und mir die Wolken ansehn 🙂

  2. Sie haben recht. Aber falls Sie glauben, Sie – oder andere – könnten mit solchen Artikeln Leute „aufklären“, haben Sie nicht recht. Die Massen von Unverständigen und Bedenkenträgern hat es immer schon gegeben, und es wird sie weiterhin geben. Das ist wie ein eigenes Naturgesetz. Die moderne Landwirtschaft wurde in früheren Jahrhunderten oft in Verordnungen durchgesetzt. Von Karl dem Großen bis Friedrich dem Großen mit seiner Kartoffelanbauverordnung. Anders geht’s nicht.

  3. „Samen rein, Brot raus, ohne menschliches Zutun – das ist eine denkbare Zukunft.“

    Das hat bereits daniel düsentrieb gemacht. Er erfand eine maschine, bei der man auf einer seite erde reingeworfen hat und auf der anderen seite kam milch heraus. Man hat also die etappe der weide und der kuh übersprungen.
    Die micky maus hefte waren also durchaus vorreiter diesbezüglich.
    Gruss aus sachsen

  4. Der Autor legt zu seinem letzten Artikel noch eine Schippe drauf und kommt zu dem Ergebnis, Landwirtschaft -wie wir sie kennen- sei alternativlos, will man nicht Gewächshochhäuser etablieren. Sein immer wieder gepriesenes Mantra „nur industrielle Landwirtschaft könne den Hunger der Massen stillen“ wird von unzähligen Lesern kritiklos hingenommen.

    Wurde in dieser ausufernden Diskussion jemals die Frage nach einer Bedarfsdeckung gestellt? Jeden Abend finden Tonnen von Lebensmitteln ihren Weg in den Müll, sei es weil die Mindesthaltbarkeit oder sei es, weil die tatsächliche Genießbarkeit abgelaufen ist.

    Benötigen wir wirklich Millionen von Schweinen und Hühnern, dass diese in alle Welt exportiert werden müssen.

    Sind die Landwirte allesamt nicht in der Lage zu erkennen, dass riesige Agrarindustriebetriebe enorme Mengen produzieren müssen, um rentabel zu wirtschaften?

    Es ist ein echtes Drama, dass es einer Glyphosat-Diskussion bedarf, um die Sterblichkeit eines kranken Systems zu offenbaren.

    Der Autor möge sich seiner seit Jahrzehnten unveränderten Umwelt erfreuen. Augenscheinlich vermögen dies nur noch Wenige.

    Ansonsten gilt es das System zu ändern und sich nicht ständig an den Symptomen abzuarbeiten.

  5. Jawoll!
    Durch regelmäßige Bodenanalysen lässt sich der optimale Dünge- und Biozideinsatz optimieren. In Zeiten des zunehmenden Aluminium-Eintrags in die Böden, – alles Gute kommt von Oben – , ist durch die Entwicklung aluminiumaufnahmeresistenter Maispflanzen der Fortbestand der Energiewende gesichert, – einen herzlichen Dank an Bayer+Monsantos -, und meine millionenschweren Investitionen in unseren gemeinsamen Biogas-Maschinenring ebenfalls. Allein ein Reifenwechsel am Trecker geht schon nahe an den 5-stelligen Bereich.
    Meine Hausbank (Kreditinstitut) und ich haben keine Zeit für emotionale Wallungen, die Politik wollte es so, wir haben es durchgerechnet, und nun wird geliefert.
    Frohe Weihnachten (glysantin- und glyphosatfrei, wer das Geld dazu hat).

  6. Nun Herr Heller, leider lebe ich in einer Informationswelt wo viele Informationen absichtlich verfälscht sind. Ob Glyphosat für den Menschen ungefährlich ist, kann ich erst entscheiden, nachdem ich es überprüft habe. Dies gilt auch für alles andere, welches mir über meinem Lebensweg läuft!

    Ansonsten habe ich an Ihrem Artikel nicht auszusetzen!

  7. Zuhause im (bescheidenem) Garten darf alles wachsen und surren, wie es will. Dafür bin ich auch damit einverstanden, wenn auf den Äckern Produktivität vor Artenvielfalt geht, was ja, wie Sie richtig ausführen, auch absolut notwendig ist.
    Fleisch aus dem Bioreaktor? Warum nicht? Vielleicht essen dann auch magersüchtige Lakto-Veganer wieder etwas gesünder…

  8. Man muß schon blind sein, wenn einem der erschreckende Rückgang von Schmetterlingen und anderen Insekten ( denen die Vielfalt von blühenden Kräutern und Hecken fehlt) nicht ins Auge sticht. Und man muß schon blöd sein, um dies nicht auf die zunehmenden Monokulturen und zahlreichen chemischen Keulen zurückführen zu können.

    Daß mehrstöckige Gewächshäuser künftighin für unsere Lebensmittelversorgung unerläßlich sind, ist doch nichts Neues. Vor allem auf den „Anbau“ von Algen dürfte es hinauslaufen.

    Des Autors Schnapsidee sind von Landschaftsarchitekten gestaltete Parks ( etwa gar mit geteerten Wegen, Bänken, Kiosks usw?), die der Erholung dienen. Davor bewahre uns Gott bzw. der gesunde Menschenverstand.

    Nein , die Natur sollte möglichst unberührt bleiben. Wälder mit Pilzen, Beeren und Wildobst sollen uns einladen, Wiesen zum Kräutersammeln. Jäger und Wildmetzgereien sollen nicht aussterben. Und auch Kleinbauern ( die das mehr aus Freude an einem Hühnervolk, an Enten, Gänsen und einem Schwein machen ) soll es weiterhin geben, bei denen wir vorbeischauen können.

    • Man muß wirklich schon blind sein, wenn einem die Auswüchse grüner Energiepolitik (Biogas nicht uins Auge fallen.

    • Wie darf oder soll ich denn nun Ihren Vierzeiler interpretieren?
      Deckt sich mein Kommentar mit diesem „verqueren“ Vortrag ?
      Oder hebt er sich wohltuend davon ab, weil ich hier eine in allem um 180 Grad verschiedene Ansicht vertrete?

  9. Solche Artikel sind normalerweise richtig und wichtig, aber angesichts des PISA – gebildeten Landes wohl Perlen vor die Säue.
    Probieren Sie einfach mal aus, wie Sie auf einer Party Stimmung machen können, wenn Sie einfach mal sagen: „Nun hat man Atome sogar in unserer Nahrung gefunden“ 🙂

    Ist aber kaum Schuld der Betroffenen. Wie soll man denn dergleichen auch mit einem Bremer Abitur begreifen? Mit so einem ‚Abitur’wissen wäre man früher durch die Hauptschulprüfung gefallen“!

    • War es Bremen oder Hamburg, das ein Probeabitur in Mathematik um eine ganze Note im Durchschnitt verbessern musste, um nicht ganz so dämlich dazustehen?

    • Ergänzug zu Ihrem Kommentar:

      Na ja, mit PISA alleine hat das nix zu tun. Bin Jahrgang 1952 und in der damaligen Volksschule gab es das Lehrfach Physik, Chemie usw…. nicht!

      Party Stimmung und das beim Thema Klima? Relative und absolute Luftfeuchtigkeit von 60 %, und einige sind dann schon am ertrinken, anderen dürfte es einige Tränen in die Augen treiben:

      http://wetterkanal.kachelmannwetter.com/was-ist-die-relative-und-absolute-luftfeuchtigkeit/

      Weiter hier:

      http://www.luftfeuchtigkeit-raumklima.de/relative-luftfeuchtigkeit.html

      Womit ein Elend der Entscheidungsfindung von Wählern beschrieben ist. Die wenigsten Mitbürger werden, selbst über einfachste physikalische Zusammenhänge, aufgeklärt sein.

      • Leider trifft dies auch für den Großteil unserer Politiker zu. Wenn in sog. Talk-Shows mal naturwissenschaftlicher Sachverstand gefragt ist, herrscht doch gähnende Leere. Ich kann mich noch an so einen Grünen erinnern, der den geringen Wirkungsgrad von Wärmekraftmaschinen beklagte. Der polterte dermaßen rum, dass er wohl den 2. Hauptsatz der Thermodynamik verbieten wollte. In letzter Zeit ging es dann bei der Emission von NOx Gasen drunter und drüber.
        Naja, bei wirtschaftlichen Themen sieht es ja auch übel unter unseren Abgeordneten aus. Da gab es mal eine Umfrage unter Abgeordneten, die den Unterschied zwischen einer Aktie und einer Anleihe erklären sollten. Das Ergebnis war erschreckend.
        Ach ja, ich schrecke bei Parties dann doch Leute lieber damit am Buffet auf, dass in den dort präsentierten Nahrungsmitteln so gemein-gefährlich klingende Stoffe wie Phenylalanin enthalten sind. Da Serin ähnlich wie Sarin klingt, eignet sich diese Aminosäure auch gut als Schocker. In manchen Shampoos ist übrigens Dioxan enthalten (macht die Schaumbläschen kleiner). Auch ein guter Schocker, da es begrifflich ziemlich nah am Dioxin liegt 😉

  10. Kluger Artikel. Nur die Sache mit dem Insektensterben: Als begeisterter Zweiradfahrer erinnere ich mich an Ausfahrten an lauen Sommerabenden in den 70er Jahren, bei denen ich jede Stunde anhalten musste, um das Visier des Helmes von einer dicken Schicht toter Insekten zu befreien. Im letzten Sommer fand ich, wenn es hoch kam, ein halbes Dutzend im Gesichtsfeld. Selbst die Schmetterlingsbäume in meinem Garten locken nur noch hin und wieder den einen oder anderen Falter an. Vor dreißig Jahren war es eine sehenswerte Show aus Schwärmen verschiedener Spezies. Warum Deutschland sich eine Massentierhaltung gönnt, die uns zum größten Käse- und Schweinefleischexporteur Europas macht, ist ebenfalls schwer verständlich, da die Gülle allmählich unsere Trinkwasserbrunnen erreicht. Glyphosat ist tatsächlich eines der harmloseren Gifte. Andere Pestizide schlagen härter zu. Am Ende sind es zu viele Menschen, die zu viel Fleisch essen wollen.

    • Sollten Sie auf dem Land leben, wird Ihnen auch aufgefallen sein, das auf einem Dorf von ca. 300 Einwohnern vielleicht vor 40 Jahren noch 10-15 Betriebe mit Tierhaltung vorhanden waren. Heute sind es statistisch vielleicht 1-5 Betriebe, eher zwei. Die wurden wegsubventioniert, wegrationalisiert und durch Umweltauflagen und Bauauflagen zur Aufgabe gezwungen. Das kann man gut oder schlecht finde. Fakt ist aber: Es gibt weder Misthaufen auf jedem Hof, Brutstätten für Insekten und Tiere, die von denen leben, noch gibt es schlechtes Stall-Management, wodurch die Belastung der Tiere durch Insekten als indirekte Futterquelle oder Wirte nicht mehr gegeben ist.

      Ja, Sie sind früher in die Viecher gefahren, die vorher auf einem Schwein oder einer Kuh gehaust haben und aufgrund schlechterer Hygienemaßnahmen überhaupt existierten. Die Nutztiere gab es vor 40 Jahren viel mehr als heute. Heute gibt es mindestens ein Drittel weniger Rinder/Kühe Schweine. Auch Blutsauger profitierten von offenen Ställen.

      Sie stehen also auf Insekten? Machen Sie eine Bürgerinitiative, und ich garantiere Ihnen, Sie werden sich nächsten Sommer vor Insekten nicht retten können. Und dann denken Sie noch einmal nach.

    • …..unsere Trinkwasserbrunnen im Garten hat die Gülle schon seit 20 Jahren erreicht, seitdem kann man dieses Wasser nur noch zum Garten gießen verwenden!

  11. “ ob der Autor „seinen A**** mal auf die Felder bewegt“ habe, denn da kreuche und fliege gar nichts mehr.“

    So viel Blödheit und Unwahrheit kann man gar nicht adäquat kommentieren. Wo leben solche Leute, die keinen blassen Schimmer haben und ganz klar selbst nie ihren A***** auf ein Feld bewegt haben? Vermutlich nicht auf dem Land.

  12. Ein sehr interessanter Artikel! Von dieser Seite her habe ich das Problem Landwirtschaft /Natur noch nicht betrachtet….

  13. Meine Erfahrung: Viele unserer Mitbürger, die sich so emotional für die Natur einsetzen, haben in Wirklichkeit ein gestörtes Verhältnis zur Natur. Die Natur soll so sein, wie sie sich die Natur vorstellen, nicht so, wie Natur von Natur aus wirklich ist.

    Außerdem bilden diese Menschen sich ihre Meinung auf Glaubensbasis und nicht auf der Grundlage von Wissen. Und Glauben ist eine religiöse Grundhaltung. Glauben und Wissen schließen sich gegenseitig aus. Wer eine andere Meinung hat, als diese Pseudo-Naturschützer, auch wenn er sie begründen kann, der ist ein Böser. Denn wenn die Wahrheit nicht ins eigene Bild passt, dann darf man die auch nicht äußern.

    • Stellt sich die Frage, ob irgendjemand von der „Glyphosat-Verbieten-Fraktion“ es schafft, den eigenen Garten von Unkraut freizuhalten.

    • Das ist halt ein Wohlstandsproblem. Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Es gibt überall Supermärkte und keiner muss in Deutschland mehr hungern. Flächen für die Landwirtschaft sind in Deutschland außerordentlich billig zu haben. Aufgrund der geographischen und klimatischen Bedingungen haben wir es in Deutschland richtig gut. In Japan sieht das schon anders aus, weshalb man dort an den im Beitrag beschriebenen Techniken forscht. Die Landwirtschaft ist weiterhin eine Branche, die in den letzten 100 Jahren eine atemberaubende Entwicklung hin gelegt hat. Jedem Bio-Freak, der nun wieder zurück zur Landwirtschaft von vor 100 Jahren zurück möchte, kann man nicht mit Argumenten kommen. Ich empfehle den Besuch von Ländern, wo es nicht überall Supermärkte gibt und Menschen auch mal verhungern. Wenn man in solchen Ländern war, ändert man seine Meinung zur modernen Landwirtschaft und insbes. auch zur grünen Gentechnik sehr schnell. Wir sind halt auf der Erde jetzt erheblich mehr Menschen als noch vor 100 Jahren. Links-grünen Gutmenschen fehlt halt häufig die Erfahrung, dass es nicht überall so rosig wie in Deutschland aussieht.
      Noch eine Anmerkung zum Insektensterben: Auch in meiner Heimatregion hatten wir in den letzten drei Jahren einen gewaltigen Ansturm an Maikäfern. Ich spiele dann gerne das alte Lied von Reinhard Mai „Es gibt keine Maikäfer mehr“ 😉

  14. Danke Herr Heller! Moderne Landwirtschaft ist nunmal Konflikt mit der „wilden“ Natur. Viele Menschen haben viel Hunger, schlicht naturgegeben. Der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche an der Landfläche von Deutschland liegt bei circa 50%. Aber: 2/3 des Restes ist Wald. Deutschland ist ein grünes Land. Dabei gibt es Raum für Optimierung, kürzlich erst gelesen: Ein Drittel der jährlich für Deutschland produzierten Lebensmittel landet im Müll, so der WWF und spricht von 18 Millionen Tonnen pro Jahr. Das wiederum bedeutet: Ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflächen sind unnötig. Aber: Wieso gibt es in den Supermärkten das hässliche Gemüse nicht zu kaufen, etwas günstiger? Oder wieso bleiben Ideen wie Verschenken der abgelaufenen Produkte lediglich Pilotprojekte im kleinsten Stil?

    • Ich danke für Ihre Erklärungen. Ich weiß weniger als Sie über die Thematik, aber auch mehr als Sie von mir denken. Auch bin ich weder Fan noch Verfechter von Billiglebensmitteln, ihr Ton ist bei mir an der falschen Stelle, das nur am Rande.

      Nun wird dennoch ein Drittel der produzierten Lebensmittel weggeworfen, landet also im Müll. Und zwar bezieht sich das nicht auf die Rohmasse an erzeugten Lebensmittel, sondern das Drittel bezieht sich auf Verkaufsware. Und mit Müll ist Müll gemeint, Ende der Wertschöpfungskette, nicht Weiterverwertung. Maximal noch der private oder kommunale Kompost. Nach meiner Denkweise wurden diese Produkte mitsamt aller Verarbeitungsschritte und inkl. Verpackung umsonst hergestellt, vernachlässigt man den Brennwert der Verpackung im örtlichen MHKW.

  15. Vorschlag für ein Biodiversitätsdurchsetzungsgesetz: ab einer Feldgröße von x / keine Eingriffe in den Feldrand von y-Breite

    • Vielleicht reicht es auch, Biodiesel und sonstige der Energiewende geschuldete Nachhaltigkeitsmaßnahmen wieder abzuschaffen. Wie der Milan sind vielleicht die Insekten doch Opfer der Grünen.

  16. Applaus.
    Jedoch kann auch in der Industriellen Ackerfertigung nachhaltig oder weniger nachhaltig operiert werden. Und das erstere würde ich mir wünschen (angefangen vom Bodenschutz bis zur Minimierung der Menge auf die Pflanzen und den Boden eingebrachter Chemikalien (Optimierung).
    Ich denke das ist ein Petitum dem zuzustimmen ist.
    Heidi-Romantik auf dem Bauernhof ist lange vorbei.

  17. Sehr verehrter Herr Heller, es ist so derartig richtig, was Sie hier schreiben, dass es jedem Tier- und Umweltschützer, ja besonders jedem Klima-Ideologen weh tun muss und dem gewillten Leser die Augen öffnet.

    • Herrn Hellers schwarzer Humor mit dem „sanften“, chemischen Gift versus „brachial mechanisch“ lässt freilich Schauer über den Rücken laufen. Wenn Pflanzen schreien könnten… Bislang galten Giftmorde zumindest in unserer Kultur als heimtückisch. Und dann auch noch die Landwirtschaft ohne Land in diesen Konzentrationslagern für Pflanzen, wo am Ende alles abgemäht wird!

      Darum diese grün-liberale Forderung: Freiheit für den Salat! Weg mit den Gewächshäusern! …und den Nazis! …und den brachial mechanischen Windrädern! Jede Biene, jeder Schmetterling und jeder Vogel denkt das auch.

      Sorry. Aber der dunkeldeutsche Humor, irgendwie schien mir im Namen der Grünen, mitsamt der Auswanderung auf unwirtliche Monde war doch irgendwie inspirierend.

  18. Sehr verehrter Herr Heller, es ist so derartig richtig, was Sie hier schreiben, dass es jedem Tier- und Umweltschützer, ja und besonders jedem Klima-Ideologen weh tun muss und dem gewillten Leser die Augen öffnet.

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