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Politische Gesäßgeographie

Links und Rechts kennt keinen Dialog

22.10.2017

| Lesedauer: 3 Minuten
Ich plädiere dafür, die verdummende politische Gesäßgeographie nicht mehr mitzumachen, das Gedankengefängnis „links und rechts“ zu verlassen. Wer die Gesäßgeographie mitmacht, bleibt in ihr gefangen.

Mit der Einordnung von Rainer Zitelmann kann ich leben: «Seit es die Bezeichnungen „links“ und „rechts“ gibt, gibt es immer einige Überschlaue, die uns erzählen, das seien Begriffe von gestern, diese seien längst obsolet.» Allerdings behaupte ich nicht, die Begriffe Links und Rechts seien längst obsolet, sondern haben immer schon irregeführt, indem sie den Anhängern das politischen Denken ersparen, wie „Marken” den Konsumenten die eigenständige Beurteilung von Produkten abnehmen.

Zitelmann wird nichts dagegen haben, wenn ich seine politische Selbsteinordnung innerhalb der FDP nationalliberal nenne. Das Zitelmann-Zitat ist für mich doppelt interessant, weil ich eine Rezension seiner Dissertation über Hitler vorbereite, die er vor 30 Jahren summa cum laude ablegte, und die, so viel sei hier schon einmal angemerkt, damals unter den vorhandenen Hitler-Biographien eine völlig neue Dimension beleuchtete: die sozialpolitischen und wirtschaftspolitischen Teile von Hitlers Weltanschauung. Dass Zitelmann die Arbeit schrieb, als er sich selbst vom Marxismus löste, sei erwähnt.

EINE ZEITREISE
Rainer Zitelmann: Vom Roten Banner über Liberales Manifest zum Millionär
In der Gegenwart wimmelt es in den Social Media von den erbittert vorgetragenen Einordnungen Hitlers und des Nationalsozialismus als – wie lange allein üblich – „rechts“, nun aber immer häufiger „links“. Wer von Zitelmanns Doktorarbeit oder meiner Rezension die Bestätigung einer der beiden Stempel oder ein teils-teils erwartet, wird sich enttäuscht abwenden. Was ich in den unglaublich unzähligen protokollierten Äußerungen Hitlers zwischen seiner Bewunderung von Stalin und seiner Verachtung für die völkisch-nationale Bourgeosie in Deutschland gelesen habe, stützt keine der beiden Deutungen. Wohl aber ist die Quellenfülle von Zitelmanns Werk für mich eine beeindruckende Bestätigung, dass Links und Rechts nicht nur bedeutungslos für die politische Erkenntnis sind, sondern diese systematisch verhindern: sie und jeden Dialog.

Nein, Links und Rechts markieren keine politischen Positionen, zwischen denen – auch nur intellektuell – ein Dialog stattfinden könnte, eine Debatte möglich wäre. Nein, wer sich selbst „links“ und „rechts“ einordnet, hat damit – bewusst und/oder unbewusst – den anderen als Dialog-unfähig eingestuft. Ganz nach Rosa Luxemburg gibt es für beide nur Debattenfähige innerhalb von „links“ und innerhalb von „rechts“. Der jeweils andere wird „bekämpft“. Debattiert wird nur noch über die „richtige” Bekämpfung des Feindes.

DAS DIKTAT DER EINGEBILDETEN WIRKLICHKEIT
Rufe aus der Echokammer
Tomas Spahn schrieb die Tage: „Wahrheitsansprüche aber – das lehrt bereits der Blick auf jenes, was der Mensch unter Religion zu verstehen sucht – werden zu Totalitätsansprüchen. Wer die Wahrheit für sich beansprucht, der kann, da es nur eine einzige Wahrheit geben kann, keine andere neben der seinen zulassen. Und so wird jeder, der die Wahrheit für sich beansprucht und sie damit ihres Wahrheitscharakters beraubt, zwangsläufig zum Diktator seiner persönlichen Weltsicht – der die Weltsicht des Anderen nicht zulassen kann …”.

Dass „links“ in der als leider sicher zustande kommenden Koalition der Unvereinbarkeiten in der Sache den Ton angeben wird, heißt nicht, dass „links“ gesiegt hat. Es bedeutet aber auch nicht, dass „rechts“ politische Raumgewinne verzeichnen würde. Vielmehr graben sich beide in ihren Stellungen weiter ein,  bewerfen sich mit dem Üblichen und perfektionieren lediglich ihre Wurftechniken. Ein Dialog ist ausgeschlossen. Und die allermeisten Medien denken nicht im Traum daran, das zu ändern. Sie werfen nur weiter mit.

SPALTUNG DER GESELLSCHAFT
Nein, es geht nicht ohne Dialog
Alexander Wallasch will den Dialog immer noch für möglich halten, weil es ohne ihn nicht geht. Das ehrt ihn. Damit gehört er zu jener Minderheit „links“, die es gibt, von denen aber neben ihm fast alle vorziehen, öffentlich zu schweigen. Mit seiner Empfindung anlässlich einer journalistischen Entgleisung jenseits des Üblichen, liegt er wohl richtig: Offensichtlich geht es um so etwas wie eine Sehnsucht nach der letzten Schlacht.” Die sich selbst als „links“ verorten, sind dabei, den Ideologie-Krieg zu verlieren. Allerdings nicht gegen „rechts“, auch wenn das dort etliche fest glauben wollen. Nein, beide verlieren gegen die Wirklichkeit des Lebens. Sie bahnt sich immer ihren Weg, auch wenn es dahin regelmäßig wegen Links und Rechts viel zu viel kostet, materiell, ideell und menschlich.

Ich plädiere dafür, die verdummende politische Gesäßgeographie nicht mehr mitzumachen, das Gedankengefängnis Links und Rechts zu verlassen. Ich halte eine andere Unterscheidung für maßgebend: Wer und welche Position wird der Freiheit des einzelnen und der Gleichheit vor dem (legitimen) Recht als alleinigem Maßstab gerecht. Legen Sie dieses Messlatte bitte an, Sie werden sich wundern, wie regelmäßig sich Links und Rechts in Luft auflösen.

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28 Kommentare

  1. Herr der Ringe, das bevorzugen ziemlich viele…

  2. Der Fall mit Herrn Bergmann, ist wohl leider so passiert.
    Soll´ ich jetzt wie die Linken hinsichtlich des G20-Gipfels argumentieren (Äquivvalent: „Das war doch gar kein Rechter !“ oder „Der wurde doch provoziert !“ oder „Von rechts geht nie Gewalt aus !“) ?
    Das tue ich ganz sicher nicht, die Peinlichkeit überlasse ich Euch.
    Vermutlich war es wirklich ein Rechter.
    Gewalt ist, in jedem Fall, – ausser im Falle von wirklicher Notwehr (Wie auch im Gesetz vorgesehen), abzulehnen.
    Wenn Sie aber nur noch einen Funken Fairness und nur ein wenig Interesse an wahrheitsgemässer Darstellung haben, – wissen Sie -, das das so zu formulieren wie Sie, in keinster Weise, der Gesamtsituation entsprach.
    Das Niederschreien, eine völlig infantile und undemokratische, wie auch gewaltätige Verhaltensweise kam eindeutig von linken Störern und von Seite der Rechten kam immer wieder der Aufruf zur Diskussion.
    Das belegen die Videos eindeutig.
    Ajo und: Kompliment für Ihren Forennamen … OMG

  3. So wie die ganzen braunen Steinewerfer und Auto-, Mülltonnenanzünder, Scheibeneinschmeißer, und das nicht unkriminelle Treiben auf brauny-, äh auf indymedia?
    Hee Leute, ich hab wieder einen gefunden, ich darf mir was wünschen! 😀

  4. Ich sehe zu diesem Artikel hier im Kommentarbereich voller Genugtuung überdurchschnittlich viele gute Kommentare, die sich profunder mit Herrn Goergens inspirierender Vorlage befassen.

    Völlig klar, dass differenzierte Gedanken nicht in schwarz/weiß oder links/rechts Draufhau-Manier abgehandelt werden können, und deshalb auch solche Kommentare mehr Text beinhalten müssen.

    Schön, dass dies hier stattfand. Man findet sowas schon selten. Danke an die Kommentatoren und Herrn Goergen für seine Denkanstöße, die in dieser Republik mit ihrer derzeitigen Drift der Auseinandersetzung wirklich nötig sind.

  5. Nee, nicht Frau Kipping, die erklären würde, warum die Stasi notwendig war für den Weltfrieden.

    Außerdem ist das eine, die erklärt warum man dies oder das wegen des Klimas in der Gesellschaft nicht sagen dürfe.

  6. Sie kommentieren etwas, was ich nicht schrieb – siehe: Ich halte eine andere Unterscheidung für maßgebend: Wer und welche Position wird der Freiheit des einzelnen und der Gleichheit vor dem (legitimen) Recht als alleinigem Maßstab gerecht. Legen Sie dieses Messlatte bitte an, Sie werden sich wundern, wie regelmäßig sich Links und Rechts in Luft auflösen.

    • Herr Goergen, das hatte ich schon gelesen, fast(*) original zitiert und dementsprechend kommentiert.

      Sie postulieren praktisch, dass sich Links und Rechts in Luft ausflösen müssten, weil sie in den beiden Standpunkten ein Problem sehen. Sie selber sehen aber auch nur Ihren politischen Standpunkt (die Freiheit des Einzelnen) als Problemlöser. Dies sehen wiederum die Anderen als Problem. So wird das nichts, weil jeder an seinen Prämissen festhält, die im Grunde schon das Ergebnis sein wollen.

      Ich hingegen betrachte die Art der Auseinandersetzung, die Diskurs-Methode als das Problem. Eine andere Ebene. Es ist nicht die inhaltliche.

      —–
      (*) Die „Gleichheit vor dem (legitimen) Recht“ habe ich im Zitat ausgelassen, weil sie auch von Links und Rechts ideell nicht bestritten wird, sofern kein Rassismus im Spiel ist. Wobei noch zu erklären wäre, wo „legitimes Recht“ herkommen soll, wenn noch nicht ausgefochten ist, nach welchem Gesellschaftsmodell und folglich nach welcher rechtlichen Orientierung es geht.

      • Nein, ich rede nicht von auflösen, sondern sich dem Einteilungszwang entziehen.

  7. Ich schätze Ihre Kommentare, Herr Isakovic.

  8. Das mag ja alles sein, nur ändert das nichts am eigentlichen Problem. Die eine Seite sagt, dass es Völker nicht gibt und diese nur „soziale Konstrukte“ sind. Das alle Menschen sich nur äußerlich unterscheiden würden, aber unter der Haut, vollkommen gleich sind. (Gleichheitsideologien wie der Marxismus und die Menschenrechte)
    Da die „andere Seite“ die Deutschen für ein „böses Konstrukt“ hält, sollte dieses aus deren Sicht, besser heute als morgen wieder dekonstruiert werden.

    Für mich steht das Überleben und Fortbestehen des Eigenen, an erster Stelle. Wir haben also zwei unvereinbare Standpunkte. Ich will, das meine Familie, mein Volk und meine Nation überlebt und die Gegenseite will das Gegenteil.

  9. Sorry, da muss ich etwas widersprechen. Ich, der ich 30 Jahre, bis 2014 nur links, also grün, gewählt habe, muss auf ein Büchlein eines bekennenden „Rechten“ aufmerksam machen: “ Warum ich kein Linker mehr bin“ von Manfred Kleine-Hartlage. Es ist in erster Linie die Linke, mit der ein Dialog unmöglich ist, und das liegt daran, dass die Linke utopische Ziele verfolgt, z.B. die der Gleichheit in allen Bereichen. Schon Franz-Josef Strauß warnte mit Leidenschaft vor Rot-Grün und nannte es eine Reise auf einem Narrenschiff Richtung Utopia. Die Linke ignoriert die Realität, wenn sie zur Ideologie, also zu ihrem Utopia nicht passt. Man daher mit Linken nicht reden, weil sie sich nicht an Fakten, an dem Ist orientieren. Und Kleine-Hettlage hat vollkommen Recht, wie damals prophetisch Franz-Josef Strauß, dass die Linke zutiefst zerstörerisch wirkt, da ihr Utopia nie erreichbar ist und sie nicht anerkennt, was eine Zivilgesellschaft „in Echt“ zusammenhält. Und es ist die Linke, die sich mit dem „gut sein“, dem Gutmenschentum gegenseitig belohnen und stimulieren, die mit dem Kampf gegen Rechts die Rechten zwingend braucht. Die Rechte, oder auch der Konservative orientiert sich an der Realität. Aber wir sollten unseren Blick auch auf die USA wenden. Ein sehr, sehr interessanter junger Mann der „neuen Rechten“ ist der Schwule Milo Yiannopoulos. Im Grunde leben wir in einer Zeit des Umbruchs und das gilt für den gesamten Westen inkl. den USA. Seit dem 1960ern hat die politische Linke einen Siegeszug angetreten und sie dominiert den politischen Diskurs insb., weil die meisten Journalisten im Westen eher links sind. Die politische Rechte, von mir aus auch die Konservativen, erobert gerade Terrain zurück und die Linke schlägt, auch mit Gewalt, zurück. Und um es klar zu sagen: im Besitz der ganzen Wahrheit ist nur Gott, und weil der Westen nicht mehr an Gott glaubt, wurde durch die Linke Gott ersetzt durch den Utopismus der Gleichheit, des „Gut Seins“. Leider ist es zerstörerisch, was die Linke tut, man schaue sich nur das Wahlprogramm der Grünen an, und deshalb muss sie bekämpft werden. Und mit Utopisten, die sich nicht an der Realität orientieren, ist ein Dialog im Grunde aussichtslos, denn der jeweilige Linke müsste sein utopisches Ziel verraten und seine Community , und das geschieht nur selten.

    • Milo Yiannopoulos als interessant zu bezeichnen finde ich verharmlosend. Ich halte ihn für den Inbegriff des Dialogverweigerers, eines Menschen, der provoziert und lieber das Spiel mit der Öffentlichkeit treibt, als ernsthafte Dialoge.

      Die grundsätzliche Unterscheidung zwischen Orientierung an dem Ist vs. am Soll ist richtig. Aber man sollte nie vergessen, dass ein Konservativer ohne Werte und einer darauf aufbauenden Vorstellun davon, „wo es vom Ist denn eigentlich hingehen soll“ mindestens genauso gefährlich wäre wie der skizzierte „Linke“

      Von welcher Art von Gleichheit reden Sie denn, wenn Sie es zweimal hier erwähnen?

  10. Man kann natürlich behaupten Links und Rechts hätten ihre Trennschärfe verloren, nachdem die CDU (und in geringerem Mass) alle konservativen Parteien Europas nach links gerückt sind. Und die SPD nach rechts. Man kann von der Sozialdemokratisierung der (nördlichen) Europäischen Gesellschaften sprechen. Man kann es so sehen, dass sich das Pendel in diesen Gesellschaften nur noch zwischen Rinks und Lechts bewegt. Man kann sagen, es herrscht in unseren westlichen Gesellschaften die grosse Koalition der Mitte: CDFDSPGRÜNE. Also CDSP unter Einbindung ihrer linken und rechten Abspaltungen. Ausen vor bleiben nur die „Extremisten“, LINKE und AfD.

    Ein Ergebnis ist die Allparteienherrschaft, der Merkelismus, und, dass Opposition nur noch der temporäre Ausschluss der Randparteien bedeutet, jedoch keine Fundamentalopposition. Die liegt dann nur noch bei LINKE und AfD.

    Es gibt jedoch nach wie vor eine Soziale und eine Nationale Frage. Sie manifestiert sich nur nicht mehr in den Parteien der Mitte, sondern in den Randparteien. Die LINKE stellt die Soziale Frage, die AfD die Nationale. Die Parteien der Mitte suchen beiden auszuweichen. Ist die Konjunktur gut, lässt sich die Soziale Frage relativ leicht unterdrücken. Kein Mensch (ausser der LINKE) interessiert die um sieben Prozent gestiegene Gewinnquote. Werden die Grenzen nicht geöffnet, und knapp zwei Millionen „Flüchtlinge“ ins Land gelassen, stellt sich die Nationale Frage nicht.

    Beide Fragen sind jedoch unabhängig von spezifischen Ereignissen da, sie sind der Elephant im Raum. Und sie gipfeln im Globalismus und der Frage, ob Nationen die Kontrolle über das Kapital/die Wirtschaft haben oder umgekehrt.
    Und diese zentrale Frage muss beantwortet werden. Trump stellt sie in aller Schärfe in den USA. Brussel laviert noch. Merkel hat sich entschieden: Gegen den Nationalstaat und für die globale Wirtschaft. Jamaika ist nichts anderes als die Fortsetzung des Merkelismus. Diesmal ohne die SPD.

  11. Hatte G. Schröder nicht mal gesagt, es gäbe keine rechte oder linke Politik mehr, sondern nur noch vernünftige und unvernünftige?

    Wenn Jennifer Lawrence fordert, 70 Mio. Dollar pro Film zu bekommen anstatt 40 Mio., ist sie dann links?

  12. Sehr geehrter Herr Goergen, sicherlich haben Sie recht, wenn Sie die Einteilung der politischen Landschaft in links und rechts in Frage stellen. Auch Ihr Lösungsvorschlag, einfach zu schauen, wer und welche Position der Freiheit des einzelnen und der Gleichheit vor dem (legitimen) Recht als alleinigem Maßstab gerecht wird, ist sehr pragmatisch.

    Die Problematik innerhalb dieses Lösungsvorschlages ist jedoch, dass das (legitime) Recht gerade von jenen bestimmt wird, die sich selbst politisch entweder rechts oder links verorten und die die Inhalte von Legitimität oder auch Illegitimität definitorisch beanspruchen. Sehr eindrucksvoll im gerade ablaufenden Prozess der Migration zu erkennen, in dem Bürgerrechte wie innere Sicherheit durch Migration außer Kraft gesetzt werden, Kritik daran aber als illegitim, rassistisch oder sogar nazistisch verurteilt wird und sogar schon die Meinungsäußerung dazu kriminalisiert wird (Volksverhetzung, Zensur durch das Netzwerkdurchsetzungsgesetz).

    Desweiteren, und da bin ich ganz bei Herrn Wallasch, halte ich den Dialog für unabdingbar. Nur gehören dazu, wie der Begriff schon sagt, zwei. Ich konnte bisher nirgendwo erkennen, dass die sogenannten linken Kräfte sich besonders viel Mühe gegeben haben, einen solchen Dialog zu führen. Wohl, weil sie zu sehr im Abwehrkampf gegen die Realität sind, die ihre ideologisch und machtpolitisch begründeten Handlungen nicht nur in Frage stellt, sondern oft genug sogar kontrakariert. Ein Dialog mit den Kritikern wäre für sie hochgefährlich, weil sie sofort die Diskurshoheit verlieren würden.

    Denn man mag über rechts denken wie man will – sie sind definitiv näher an der Realität als links.

  13. Weil die Einordnung „Rechts“/“Links“ jeden Dialog im Keim erstickt, plädiere ich für ein Achsenkreuz analog zum Marketing:

    Auf der x-Achse befindet sich die Einordnung von „individuell/freiheitlich“ bis „sozial/kollektivistisch“, auf der y-Achse die Einordnung „national/territorial begrenzt“ bis „global/territiorial entgrenzt“.

    So kommt man wieder ins Gespräch. Probieren Sie’s aus!

  14. Meinen Text habe ich geschrieben, weil es so ist, wie Sie sagen, nicht weil ich das nicht sähe.

  15. „… so wie er sich parlamentarisch faktisch äußert.“ Das muss mir völlig entgangen sein, wenn das in den letzten 60 Jahren stattfand.

    • Das Ihnen unbekannte Konzept nennt sich sprachliche Verwahrlosung – genauer begriffliche Verwahrlosung.

      Virulent und leicht identifizierbar am weitverbreiteten Glauben, Begriffe seien inhaltsleere Hüllen, die sich beliebig mit Inhalten befüllen lassen, da hochgradig korreliert.

      Nein, andernfalls könnten ja halbgebildete Schreiberlinge, die sich ironischerweise als Intellektuelle begreifen würden, Bedeutungen von Begriffen einfach mittels simpler Wiederholung dem jeweils herrschenden Zeitgeist anpassen und Einfluss auf selbigen nehmen.
      Eine Option, die man Schreiberlingen nicht einräumen sollte. Man denke nur an die Konsequenzen, sollte man es doch tun. Menschen würden durch Medienkonsum kein Mehr an Informationen erhalten, sondern würden zunehmend von Halbgebildeten mit Schönschreib-Talent verdummt, politisch manipuliert und würden wahrscheinlich über Jahrzehnte hinweg ansich sinnvolle Begriffe falsch gebrauchen. Oder erst die gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen einer solchen Praxis… Grauenhafte Vorstellung. Finden Sie nicht auch?

  16. Finde Ihr Motto gut. Wo die Freiheitsbeschränkung beginnt, bestimmt der andere. Oder der alte Spruch: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem ander’n zu.

  17. Ohne die herrschenden Sprachregeln zu verlassen, kommt niemand gegen die Regelmacher an.

    • Au weia. Heißt das also: Bankrott der Demokratie wegen Übermacht der Sprachregler?

  18. Mein Text ist selbstverständlich kein Lösungsvorschlag und Ihr Kommentar lediglich die Weigerung, sich von Vertrautem zu lösen.

  19. „Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet.“ Matthias Claudius — zum Beispiel.

  20. Ja, komisch, da gibt auch noch jene, die sich in der „Mitte“ orten, wo soll denn das sein? Mitte Links, Mitte Rechts, Mitte Mitte. Mitte lässt sich überall finden.

    Den Linken und den Rechten geht es nur darum, jeweils ihre Schlacht gegen die andere Seite zu gewinnen. Weil deshalb kein Dialog gewollt ist, geht es bei allem politischen bzw. Ideologischem Tun auch nicht darum, das Wohl des eigenen Landes und der eigenen Bevölkerung (und der eigenen Wähler) zu fördern und erst recht nicht darum rational die Zukunft zu planen.

    Habe heute ein Gruppenbild mit den Personen von CDU, Grünen und FDP gesehen. Wenn man diese Konzentration von Hochintelligenz sieht, da muss man sich fragen, wie können die sich überhaupt miteinander unterhalten?

    • Ich sehe jedenfalls bei vielen sog oder wirklichen Rechten mehr Diskussionsbereitschaft, – als auf der anderen Seite (Siehe: Frankfurter Buchmesse) …

  21. Sehr gut!

    Freiheit des Einzelnen, der die Freiheit des Gegenübers nicht einschränken darf
    und Gleichheit vor dem Gesetz, für absolut jeden!

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