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EUROPÄISCHE WÄHRUNGSUNION

Eine echte Reform der Eurozone

18.10.2017

| Lesedauer: 2 Minuten
Nach der Bundestagswahl stellte Frankreichs Präsident Macron seine (teuren) Ideen für Reformen in der EU vor – die vor allem Deutschland bezahlte. Dabei sollte Kanzlerin Merkel endlich darauf achten, dass der, der zahlt, auch die Ausgaben kontrolliert.

Die Wahl ist gelaufen. Jetzt gilt es, das Wort an die neue, alte Bundeskanzlerin zu richten, die in ihrer vierten Legislaturperiode vor der Wahl stehen wird, den Euro zu reformieren oder zu begraben. Eine echte Reform muss an der Governance ansetzen, denn dort liegt die tiefere Ursache für die Probleme unserer Wäh­rung.

Das heißt:

  • Vollmacht und Verantwortung müs­ssen in Einklang gebracht werden. Wer zahlt, schafft an. Wer für die Folgen der in der Europäischen Zentralbank (EZB) getroffenen Entscheidungen haftet, der muss auch das entsprechende Stimm­gewicht haben. Das bedeutet: 26 Pro­zent der Stimmrechte müssen bei der Bundesbank liegen.
  • Unabhängigkeit ist nicht das Glei­che wie das Fehlen jeder Kontrolle. Die EZB ist zu einer Schattenregierung des Kontinents geworden, ohne jede Kon­trolle durch das Volk. Angesichts des kompletten Fehlens einer stabilitäts­orientierten Kultur bei der südlichen Mehrheit des Zentralbankrats braucht es auch eine diesen Namen verdienende demokratische Kontrolle.
  • Die Selbstbedienung an der Super­gemeinschaftskasse namens Target 2 ist eine unkontrollierte Verschiebung von Lasten und Risiken zugunsten der Ausgabensüchtigen und zulasten der verantwortungsvoll Wirtschaftenden in Europa. Es ist unwahr, dass ohne Target 2 eine Währungsunion unmög­lich ist. In den USA müssen diese Sal­den regelmäßig von den regionalen Mitgliedern der Zentralbank Fed ausge­glichen oder mit Sicherheiten gedeckt werden.
    Geld soll von Nordeuropa nach Süden geschickt und Risiken von Süden nach Norden verlagert werden.
  • Der Maastricht­-Vertrag braucht Zäh­ne. In 136 Verstößen gegen den Vertrag haben sich Europas Politiker die Selbst­absolution erteilt. Dieses „Ego me ab­ solvo“ wird bestenfalls noch garniert mit zehn Ave Angela zur Vergebung aller stabilitätspolitischen Sünden. Das kann Sanktionen aber nicht ersetzen. Es bedarf automatischer Sanktionen, die von Geldstrafen über den Verlust des Stimmrechts im EZB­-Rat bis zum Verlust des Anspruchs auf Transfers aus der so freigiebig sprudelnden EU-­Sub­ventions-­ und Sykophanten­-Alimentierungs-Kasse reichen. Regeln sind ohne ein funktionierendes Sanktionsregime sinnlos. Würde der Vertragsverstoß aber zum Verlust von Stimmrechten und Alimenten führen, wäre es mit der Politik organisierter Verantwortungs­losigkeit schnell vorbei!
  • Keine neue Transferunion: Die For­derungen von Emmanuel Macron sind Scheinlösungen, im besten Fall nutzlos, im realistischen Falle sogar schädlich. Dazu gehören die angestrebte Trans­ferunion und die Vergemeinschaftung von Risiken ebenso wie die Einrichtung eines europäischen Finanzministers mit einem bundesstaatlichen Budget.

Das Verschieben von Lasten und Risiken an Deutschland, das ebenso wie die gescheiterte Governance der EZB Macht von der Verantwortung für die Folgen trennt, kommt in vielerlei Gewand daher: über Eurobonds und EU-­Einlagensicherung bis zur Errich­tung eines EU­-Währungsfonds unter dem Dach des ESM. Sie alle sollen Geld von Nordeuropa nach Süden schicken und im Gegenzug Risiken von Süden nach Norden verlagern.

Der geforderte EU­-Finanzminister ist dabei ein demokratietheoretischer Wechselbalg: Kann er selbst Steuern er­heben und Schulden machen, dann fragt sich, auf welcher demokratischen Legiti­mationsgrundlage das erfolgen soll. Soll er den Ländern skalische Vorschriften machen, wird seine arbiträre Hoheit die Souveränität aller EU-­Staaten unter­graben. So geht das nicht, Frau Merkel. Schlechte Governance wird nicht durch noch schlechtere Governance geheilt.

Darf Deutschland diese Reform ver­langen? Von Deutschland wird seit Beginn der Eurokrise Solidarität gefor­dert. Wir müssen sie gewähren. Nie­mand aber kann Nordeuropa zwingen, ökonomischen Selbstmord zu begehen. Solidarität muss eine Gegenleistung haben, und die heißt: funktionierende, demokratisch legitimierte Governance zum Vorteil aller. Die Alternative ist – sehr schlicht –, dass die Kanzlerin in ihrer letzten Amtsperiode dem Zerbre­chen des Euro präsidieren wird.

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16 Kommentare

  1. Die NWO ist nicht „links“oder „rechts“. Sie benutzt alles, was geht und wirkt. So einfach.

  2. Governance verstehe ich als eine Art von übereingekommenem Grundmuster von Regel-Mechanik („Betriebssystem“), mittels dessen die Globalisten „ihre“ Politik, die sie in den Hinterzimmern von „Klima“- und anderen Konferenzen aufeinander abstimmen, den einzelnen Regierungen als alternativlos und als Teil eines „neuen“ Denksystems andrehen. Nichts anderes als verlogener Neusprech, der das alte Motto: „einer muß bestimmen, also am besten wir“ in eine zeitgenössische moralisch-verantwortlich und kompetent klingende Pseudo-Attitüde kleidet.

    Je mehr von diesen Blasen-Begriffen, desto entleerter die Sinnhaftigkeit, aber leider auch die autonome Kritikfähigkeit von Politik. Es ist ein Kaperungssystem: sie verändern Sprache, Denken, Methoden, Werte, Voraussetzungen. Alles wird aufgelöst und fluide. Neue Weltordnung eben. burn it down!

  3. Sehe ich auch so, aber es erzeugt nur Hass und Ablehnung auf der Seite derer, die das Geld willig nehmen. Dieser Preis ist zu hoch.

  4. Das Wesen des Gordischen Knotens ist, dass er unauflösbar erscheint. Viele Ökonomen und Volkswirtschaftler haben in Akribie die Problemlagen des Euro in einer entsetzlichen Schärfe dargestellt. Ob nun H.W. Sinn, Thilo Sarrazin oder viele Andere. Oft schrecken sie davor zurück, den Euro abzuwickeln, weil die Konsequenzen sehr schmerzhaft sind. Andererseits werden die Probleme durch Hypotheken auf die Zukunft nur vergrößert. Die hier genannten Maßnahmen, könnten eine einigermaßen gemäßigte Rosskur sein, aber sie dürften politisch kaum durchsetzbar sein, auch wenn sie noch so vernünftig argumentieren.

    Ich vermute viel mehr, dass man eben weiterhin hoch pokert, dass die Blase eben erst platzt, wenn man selbst ausgestiegen ist.

  5. „Die Alternative ist – sehr schlicht –, dass die Kanzlerin in ihrer
    letzten Amtsperiode dem Zerbre­chen des Euro präsidieren wird.“ – Hr. M. Krall

    „Die macht mir Europa kaputt“ – Hr. H. Kohl. – Machtpolitisch eine richtige Einschätzung.

  6. „Eine deutsche Vormachtstellung innerhalb eines EU-Staatskonstruktes
    würde die Geister zu neuem Leben erwecken, von denen wir hofften, sie
    nach der letzten Megalomanie gebannt zu haben.“

    Weshalb WÜRDE…?
    Merkel hat den Stab von Obama übernommen und organisiert nun den Globalismus mit Macron.
    Und, Sie liegen falsch – es ist keine deutsche Vormachtstellung. Die Deutschen haben ja nichts zu sagen. Es sind ein paar Eliten-Familien, die hier ihre Feudalherrschaft als Brüsseler / Berliner „Demokratie“ inszenieren.

    Wenn Sie Wimmer und Effenberger gelesen haben, dann geht es doch immer nur um Interessenkreise, würde ich so sagen.

    Und das ist das Problem. „Deutschland“ oder „Frankreich“ oder „U.S. of A.“ sind doch nur formaljuristische Hüllen für ein weltweites, quicklebendiges Feudalsystem-Kartell, das uns sowieso stets ausbeutet, hinters Licht führt und als Kollateralschäden hinterläßt…

  7. Man spricht und schreibt immer noch so über Deutschland, als ob Deutschland und damit das Deutsche Volk mit Reifen durch die Welt fährt….dabei kommt Deutschland schön längst auf den Felgen daher gegurkst.
    Negativzinsen = Wertlose Währung = Euro.
    Energiewende = Vernichtung der Deutschen Volkswirtschaft.
    CO2 und Kernenergieverbot = Vernichtung der freien und offenen Wissenschaften (Naturwissenschaften) in Deutschland.
    Rot-Grüne Merkel Politik = Mangel und Armut für die Deutsche Gesellschaft.
    Illegale Einwanderung = Vernichtung der Deutschen Kultur, von deutscher Bildung, Fleiß und Disziplin = ausradieren der deutschen Strebsamkeit nach einen besseren Leben = Fortschritt.
    Gender statt Bildung, Offene Grenzen statt Schutz und Sicherheit der Grenzen zum Schutz und für die Sicherheit der Gesellschaft.
    Deutschland hat schon längst sein Tafelsilber verscherbelt und wird mit jeden EURO, Energiewende, CO2 Verbot, Gender, illegale Einwanderung JAHR an Wohlstand abnehmen und an Mangel und Armut zunehmen.

  8. Hier wird davon ausgegangen, dass Merkel Kanzlerin ist. Sie ist derzeit aber nur geschäftsführtende Kanzlerin. Mich würde also zunächst interessieren, ob innerhalb dieser Vorgaben überhaupt solche weitreichenden Vereinbarungen getroffenen werden können. „Geschäftsführend“ definiere ich mit verwaltend.

  9. Herr Priess, glauben Sie mir: Die Franzosen wissen genau, dass sie die geschlachtete Kuh dann nicht mehr melken können, doch das ist denen die Sache wert. Wenn die deutsche Kuh endgültig erledigt ist, knallen bei denen die Sektkorken. Endlich den ewig besseren Konkurrenten aus dem Weg geräumt, endlich die erste Geige in Europa spielen dürfen!

  10. Tja, wie wird man diejenigen los, die das Geld und die Macht haben?

    Ein Blick in die Geschichtsbücher hilft:
    die Mächtigen sind per Definition eine kleine Gruppe, die allerdings Polizei und MIlitär zum Schutz ihres Systems zur Verfügung hat.

    Das Volk sind viele, unvergleichlich mächtiger als die kleinen Eliten, aber vereinzeilt und dadurch geschwächt. Was es braucht ist also ein höchst erbostes Volk, ein charismatischer Anführer, und Polizei/MIlitär mit ebenfalls erheblichen Hass auf die Eliten und der Tendenz überzulaufen.

  11. Wurden Ironie und Sarkasmus zur Verteidigung benutzt, war dies immer schon ein Hinweis auf den Stand der Ado­les­zenz des Totalitarismus.

  12. Die Problematik der Eurozone hat sich seit der Gründung und insbesondere seit der Krise von 2008 nicht geändert. Ich werde deshalb hier nicht erneut begründen, warum der Euro eine Fehlkonstruktion ist.

    Das Einfachste und auch für den Rest der Eurostaaten Beste ist aber der Austritt Deutschlands aus dem Euro. Dann können wir uns das ganze Klein-Klein (Verfassung der EZB, Targetsalden, europäischer Finanzminister usw.) sparen. Die Krisenländer können endlich anfangen, ihre Wirtschaft, besonders ihre Leistungsbilanzen, zu sanieren, ohne von einem großherrlichen, ökonomisch-dummdreisten Deutschland daran gehindert zu werden. Und Deutschland muss die Aufgabe angehen, seine tendenzielle Unterbeschäftigung, die es bisher in die Krisenländer exportiert hat, selbst zu lösen.

    • Frage: was haben Draghi, Juncker, Macron und Merkel gemeinsam..?
      Vielleicht die Agenda?
      Zusatzfrage: wessen Agenda?

  13. Nein Herr Krall, too little, too late.
    Abschaffung des staatlichen Falschgeldmonopols (Fiat Money) und der von der Politik geschaffenen Falschmünzereien (Zentralbanken) ist zu fordern.
    Die Vertragspartner in (Waren-) Austausch-, Werk- oder Arbeitsverträgen müssen untereinander bestimmen, was zwischen ihnen als Zahlungsmittel (Medium der Vertragserfüllung) dienen soll. Das dürften dann Gold- und Silbermünzen sein.
    Mit einem Schlag wäre die Übeltäterei des Parteienstaates vorbei, weil nur mit wertlosem Papierfalschgeld und deren Massenherstellung zu „finanzieren“.

  14. „Von Deutschland wird seit Beginn der Eurokrise Solidarität gefor­dert. Wir müssen sie gewähren.“
    Nur mal ganz blöd gefragt: Warum?
    Ist das auch wieder etwas „Alternativloses“?

    „Nie­mand aber kann Nordeuropa zwingen, ökonomischen Selbstmord zu begehen.“
    Schön und gut. Dagegen hilft jetzt dies hier?
    „Solidarität muss eine Gegenleistung haben, und die heißt: funktionierende, demokratisch legitimierte Governance zum Vorteil aller.“
    Was ist das, ausser einer Worthülse?

    „Die Alternative ist – sehr schlicht –, dass die Kanzlerin in ihrer letzten Amtsperiode dem Zerbre­chen des Euro präsidieren wird.“
    Mal ganz schlicht gedacht: Wieso soll das Ende der Merkelkanzlerschaft und ein Ende des Euros nicht ein doppelter Gewinn für eine Zukunft Europas sein?

    Mit dem Euro würde die undemokratische EU verschwinden.
    Mittlerweile denke ich, dass die EU und ihr Euro eine reale Gefahr für die Europäer und den Frieden und die Freiheit in Europa darstellen.
    Ich wünschte, das sogenannte Europaparlament würde sich auflösen müssen, bevor die Länder Europas einander spinnefeind werden und bevor die Demokratie für den Götzen namens „Euro“ immer weiter abgeschafft wird.

    Ein EU-Raum unter der Herrschaft von Frankreich und Deutschland, die den anderen Mitgliedsstaaten im Vasallenstatus vorschreiben, wie zu wirtschaften ist, nachdem man die widerspenstige Visegrad-Gruppe am liebsten rausgeekelt hat, das ist eine reine Horrorvorstellung.

    Merkel sagte: „Zerbricht der Euro, zerbricht Europa“.
    Es ist andersherum: Europa wird am Euro zerbrechen. Nicht nur die EU.
    Schafft den Euro ab, solange es noch nicht zu spät ist!

    • Ich stimme Ihnen zu und bedanke mich für Ihren sehr guten Kommentar.
      Als Kind habe ich gelernt „Geld regiert die Welt“, wenn das stimmt, dann
      regiert die EZB Europa, ohne demokratische Legitimation der europäischen Bürger.
      Und das BvfG stützt diesen Kurs der EZB, bei den Anleihenkäufen, wie heute zu lesen war.

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