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Von den Parteien verschlafen

Der Protestwähler oder die Wähler-Metamorphose

06.10.2017

| Lesedauer: 2 Minuten
Der Protestwähler ist ein ehrenwerter Wähler, nicht mehr und nicht weniger als allen anderen bekannten und benannten Wählerarten.

Protestwähler wollen viele AfD-Anhänger für ihre Wähler bei dieser Bundestagswahl nicht hören. Die Meinungsführer-Medien vergessen auch, dazu zu sagen, dass die FDP natürlich wenigstens die Hälfte der Stimmen für sie der Protestwahl verdankt: bei dieser Wahl und vielen davor. Die Frontfigur Lindner hat sicherlich zum Ergebnis beigetragen als Gesicht des Protests gegen Merkel und Co. Programme spielten nie eine große Rolle. Dass Parteien sich nach Wahlen in der Regel nicht daran halten, ist allgemein bekannt.

In den 1960ern war es noch so wie zu Beginn der politischen Parteien im 19. Jahrhundert. Das begann sich in den 1970ern grundlegend zu ändern, bis heute nur noch Reste davon da sind. Eine Partei zu wählen, war damals eine Entscheidung fürs Leben. Nicht umsonst wird am Sonntag gewählt. Dann gingen die ordentlichen Leute sowieso in die Kirche. Die ganz Ordentlichen vor der Messe ins Wahllokal, die nicht so Ordentlichen danach. Die große und lange immer größer werdende Zahl der Arbeiter musste nachmittags, nach der Frühschicht, wählen gehen. Die meisten Nachtschichtler gaben nachmittags ihre Stimme ab. Denn wenn man am Sonntag als Arbeiter rausging, dann im Anzug.

NICHTWAHL IN NEUER DIMENSION?
Die Wähler haben mehr Macht, als sie denken
Die Beziehung der Wähler zu ihrer Partei war der zu einer Konfession nicht unähnlich. Der Bäcker wählte nun mal die FDP, der Arbeiter die SPD, der Bauer die CDU. Und viele nahmen diese parteipolitische Konfession mit, auch wenn sie in andere Gesellschaftsschichten sozial aufstiegen. Nicht wählen war unanständig. Die Stimmabgabe ein Bekenntnis. Nicht selten wurde es als Anstecker am Sakko-Revers getragen. Dass auch Frauen politisch öffentlich Flagge zeigten von prominenten Ausnahmen abgesehen, begann vereinzelt erst Ende der 1960er.

Der „normale“ Wähler war ein Stammwähler. Der Wechselwähler, genau so wie der Stimmensplitter trat zum ersten Mal mit der Bundestagswahl 1967 ins Licht der Öffentlichkeit, eigentlich erst richtig mit der vorgezogenen von 1972, als Anhänger der Regierung Brandt-Scheel, der sozialliberalen Koalition, massiv für Stimmen-Splitting warben.

DIE BERLINER WäHLEN DIE GROßE KOALITION AB
Immer mehr Wechselwähler
Von da an erodierten die Wähler-Parteien-Beziehungen. Die Zahl der Stammwähler sank kontinuierlich parallel zu den massiven Veränderungen in der sozialen Schichtung. Am deutlichsten spürten es die Sozialdemokraten, mit der Abnahme der einfachen, angelernten Arbeiter, dann aber auch der Facharbeiter und parallel dem steten Wachstum des Staatssektors von Beamten und anderen Öffentlich-Dienstlern auf der einen und der Entstehung der Agrar-Industrie neben und über den „Bauernstand“ hinweg.

Die Parteienstrategen fingen an, die Stammwähler in Kernwähler und Stammwähler zu unterscheiden. Stammwähler geben ihre Stimme nie einer anderen Partei, gehen aber nicht immer zur Wahl. Kernwähler sind Stammwähler, die immer ihre Stimme für ihre Partei abgeben. Die letzten öffentlich zugänglichen Zahlen dazu gab es bei der Kampa 1998. Damals waren SPD wie CDU bei je 20 Prozent Kernwählern angekommen. Inzwischen dürften das eher 15 sein.

Protestwähler wollen – wie eingangs gesagt – nach dieser Bundestagswahl viele AfD-Anhänger für ihre Wähler nicht hören. Ihre Partei wäre ihres guten Programmes und ihre guten Kandidaten wegen gewählt worden. Dazu drei Bemerkungen:

Erstens: Das Wachsen des Anteils der Wechselwähler ging einher mit dem Motiv, GEGEN jemanden zu stimmen, nicht FÜR.

Zweitens: Mehr als die Hälfte der FDP-Wähler bei dieser Bundestagswahl sind Protestwähler. Die Kernwähler der FDP liegen zwischen ein und zwei Prozent.

Drittens: Der Protestwähler ist ein ehrenwerter Wähler, nicht mehr und nicht weniger als allen anderen bekannten und benannten Wählerarten.

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34 Kommentare

  1. Viele AfD-Wähler außerhalb Bayerns hätten CSU gewählt, wenn sie es könnten.
    Viele hätten die CDU von vor 1990 gewählt. Oder eine CDU mit den Werten von beispielsweise Hrn. Bosbach.
    Viele hätten vielleicht auch FDP gewählt. Aber Hr. Lindner hat sich erst wenige Wochen vor der Wahl dazu entschieden, gegen Merkels Flüchtlingspolitik zu sein. Das war nicht vertrauenswürdig.
    R2G war keine Alternative zur AfD.
    Umgekehrt: Die Juristen des deutschen Bundestages haben im Mai festgestellt, dass die Grenzöffnung 2015 ohne eine rechtliche Grundlage stattfand. Weder CSU, noch AfD haben dagegen geklagt. Sie sprachen zwar von Rechtsbruch und haben es bei Worten beruhen lassen. Was Recht ist und was nicht, entscheiden aber Gerichte. Eines ist aber sicher: Die Humanität steht nicht über dem Recht.

  2. Gut ausgedrückt, Herr Goergen.
    Dem stimme ich aber nicht zu:
    „Der Protestwähler ist ein ehrenwerter Wähler, nicht mehr und nicht
    weniger als allen anderen bekannten und benannten Wählerarten.“

    Denn eigentlich sollte jede Wahl eine Protestwahl sein.
    Wer wählt, was er immer wählt. hat eigentlich nicht wirklich zwischen verschiedenen Positionen gewählt und widerspricht damit dem Wahlprinzip.

    Jemanden, der sich von Gewohnheit befreit und Lethargie löst, um anderen Konstellationen zu Mehrheiten zu verhelfen, hat sich doch wesentlich stärker mit seiner Meinungsbildung beschäftigt.
    Das sind doch die Leute, die eine Demokratie aktiv tragen.

    Die anderen sind doch nur ein fixer Posten.

    Wie etwa „Wischwasser nachgefüllt“ auf der KFZ-Werkstattrechnung.
    Steht immer drauf; birgt keine Überraschung, macht den Kunden nicht arm und den Meister nicht reich.

    Wer eine politische Entwicklung in einer Nation bewerten will, braucht dazu nur die Wechsel/Protestwähler zu betrachten.
    Alle anderen sind irrelevant.

  3. Zurecht: Denn das Ende der Monarchie hatten wir in D. schon vor geraumer Zeit.
    Sie schreiben: „Sie weiß schon dass der Bürger nicht einfältig ist“. Da bin ich mir nicht sicher. Wenn dies so wäre, dann muss sie daran glauben, daß man den Bürger einer noch-nicht-Autokratie mit SED-Methoden in der Spur halten kann (ÖR, MSM, Informationsdiät).

    • Sie weiß das schon, hält sich aber für das Maß aller Dinge, sowie fehlerlos wie der Papst. Und das genau ist das Problem bei Herrschern.

  4. Das betreibt man heute mittels Entfreundungen. Und ich meine ‚real life‘. Es ist tatsaechlich interessant zu sehen, in welch betraechtlichem Umfang eine einfache Meinung das Umfeld personell restrukturieren kann :D.

  5. Die Pfründe schmelzen dahin, der Fuchs ist im Hühnerstall.
    Die innerparteilichen Querelen gewinnen täglich an Fahrt.
    Die AfD wirkt, so einfach ist das.

  6. Na ja, es soll auch noch Menschen geben, die Parteiprogramme lesen und auch einmal reflektieren, was nach den letzten Wahlen von den Wahlprogrammen eingehalten oder umgesetzt wurde.
    Jetzt kann man natürlich auch sagen: Wer für etwas anderes ist, ist automatisch ja auch gegen das Andere…….
    Und unser Wahlrecht bei der BT-Wahl lässt ja auch differenziertes Wählen mit Erst- und Zweitstimme zu. Also doch ein paar Möglichkeiten mehr, als nur „gegen“ etwas zu sein.

  7. Seit den 60ern wechselt das westdeutsche Stimmvieh mehr und mehr zwischen parteipolitischen Einhegungen hin und her. Davon profitierten neue Parteien. Nach der Wende89 kam das ostdeutsche Stimmvieh hinzu, was sich traute gegen ihre DDR-Regierung zu rebellieren. Womöglich kommt da noch mehr?

    Seltsam, dass keine Partei hinreichend identitätsstiftend ist, um dieses wachsende Freiheitsstreben der Wähler einzuhegen. – Hat 89 nicht die Freiheit gesiegt?

  8. Protest ist kein Alleinstellungsmerkmal. Jede Wahl ist eine Entscheidung FÜR eine Gruppierung und gleichzeitig GEGEN alle übrigen. Ist das dann „Protest“ gegen die übrigen? Da können doch Teile davon durchaus zustimmungswürdig sein. Im Saldo liefert jedoch die gewählte Gruppierung/Partei die besseren Aussichten. Das Philosophieren über den Charakter von Protestwählern, Wechselwählern und dergleichen ist ein unergiebiger Streit um des Kaiser’s Bart.

  9. Hallo Herr Goergen, es ist schön, daß Sie versuchen, den „Protestwähler“ zu rehabilitieren. Allein halte ich das für sinnlos, denn das Wort wurde eigens erfunden (so wie der „Rechtspopulist“) in absichtlich negativer Konnotation einer Wahlabstimmmotivation.
    Einen Protestwähler kann es überhaupt nur geben, wenn man davon ausgeht, bzw. unterstellt, daß EIGENTLICH jeder SEINE Partei hat, sozusagen von Natur aus. Und es einer willentlichen Handlung bedarf, wider dieser natürlichen Zumessung zu handeln.
    Also so wie früher, nur auf die heutige Gesellschaft übersetzt: Urbane Akademiker, ev. Kirchenleute, Studenten, Medienleute: Grüne. Hausfrauen, Facharbeiter, Beamte (nicht Lehrer): CDU. Malocher, eingebürgerte Türken, Alt-68er: SPD. Ostdeutsche, ehemals SED-Kader: PdL. Weiße alte Männer: AfD. Urbane Hipster, Rechtsanwälte, SAP-Berater: FDP. Usw.
    Stimmt aber nicht, obwohl natürlich, das ganze wie jedes Vorurteil einen wahren Kern hat.
    Denn selbstverständlich gehören wir alle irgendeinem Milieu an, das für die eine oder andere Formation eine Vorliebe oder Disposition hat. Sonst hätten die Grünen in Berlin-Kreuzberg nicht 40 % und in Berlin-Zehlendorf die FDP nicht 15 %.

    Doch wählt man „aus Protest“? Das würde bedeuten – und das wäre nötig, um die Existenz von affektgesteuerten Wählern zu unterstützen, daß eine Partei wieder verschwindet, wenn ihr Kernanliegen erfüllt ist. Oder auch – wenn ihre Wählerklientel einen kollektiven Meinungswandel durchläuft.

    Aber auch hier zeigt die Vergangenheit, daß das scheinbar nicht so ist. Die Grünen entstanden um die beiden Themenkomplexe NATO-Nachrüstung (globaler dem westdeutschen Nachkriegsanspruch auf pazifistische Politik) und der Ablehnung der Atomkraft (globaler einer für das deutsche Bildungsbürgertum schon seit dem 19. Jahrhundert typischen Skepsis gegenüber Technik). Beide Themen haben sich erledigt, zuletzt sind die Grünen aber wieder stärker geworden. Werden Sie jedoch für Ihr Programm gewählt? Wer kennt das? Kaum einer. Aber sie vertreten ein zwar hedonistisches, dennoch postmaterielles, strikt postnationales und globalistisches Lebensgefühl. Dafür werden sie gewählt.

    Inwieweit AfD und FDP nur taktisch gewählt wurden, um sie bei nächst sich bietender Gelegenheit wieder gegen die Union oder SPD auszutauschen, weiß ich nicht. Ich, AfD-Wähler seit 2013, werde ich beide vorgenannten Parteien nicht mehr wählen. Natürlich ist nichts in Stein gemeißelt. Aber ich möchte keine Einwanderung, keine multikulturelle Gesellschaft, keinen Euro, raus aus der EU. Das wollte ich schon vor 2013 nicht, nur gab es niemanden, der mich, neudeutsch, dabei „abholte“. Die NPD kam nie infrage. 2012 dacht ich noch, ich würde verrückt, wäre der einzige Mensch der Welt, dem es so ging. Dann kam Bernd Lucke und seitdem wähle ich AfD. Und glauben Sie mir: ich hoffe sehr, daß die AfD nie dazu kommt, wesentliche Teile ihres Sozialprogrammes umzusetzen, denn würde ich das, wäre ich eher SPD- oder PdL-Wähler. macht mich das zu einem Protestwähler?
    Mein Milieu ist das der städtischen akademischen bürgerlichen Mittelschicht, an sich wäre ich ein archetypischer Grünwähler. Aber die habe ich nicht mal als 18jähriger gewählt.

    lange Rede kurzer Sinn: Es gibt sicher Wechselwähler, die taktisch wählen. Dennoch liegt in jeder Wahl immer ein Bekenntnis. ich bin links, rechts, grün, alternativ, Unternehmer, Sponti, Mann, Frau. Ich glaube nach wie vor, daß dies eine Wahlentscheidung weit eher determiniert als bloße Tagespolitik. Genau deswegen versuchen die Parteien uns Wähler im Wahlkampf ja auch emotional und nicht argumentativ zu packen. Natürlich hat die Flutung des Landes mit Muslimen viele Deutsche empört, aber so viele waren es auch nicht, die daran eine Wahlentscheidung knüpften, sonst wäre die AfD, die das als einzige klar ablehnte, durch die Decke geschossen. Zudem wußte jeder, der NICHT AfD, PdL oder eine der „sonstigen“ Parteien wählte, daß er damit Merkel mitwählte. Dennoch haben nur ca. 26 % dediziert gegen Merkel gestimmt.

    Was sagt uns das alles? Es gilt nach wie vor: Bevor er eine Revolution macht, kauft sich der Deutsche eine Bahnsteigkarte. Auch 2017.

  10. Ich stimme Ihnen zu, Herr Goergen. Unzufriedenheit und Enttäuschung beginnen auch immer zuerst, sich in Protest zu artikulieren.

    Vor allem bin ich auch froh über Ihre dritte Bemerkung („Der Protestwähler ist ein ehrenwerter Wähler…“), denn scheinbar ist diese Erkenntnis keine Selbstverständlichkeit mehr im postdemokratischen Deutschland, wenn schon selbst Wolf Biermann den Ostdeutschen unterstellte, Demokratie und Freiheit nicht zu schätzen.

    Der Cicero hat dazu heute einen Offenen Brief von der früheren Bürgerrechtlerin Angelika Barbe an Wolf Biermann veröffentlicht, der nicht nur mir aus der Seele spricht, sondern auch den Finger zielgenau in die Wunde legt.

    http://cicero.de/innenpolitik/offener-brief-an-wolf-biermann-von-politischer-kultur-kann-hierzulande-keine-rede-sein

  11. Selbst ich als CDU-„Kernwähler“ (nicht am 24. September) muss mir eingestehen, dass ich mir rational nie so ganz klar war, warum ich ausgerechnet diese Partei wähle. Ich habe mich „irgendwie am besten aufgehoben“ gefühlt bei dieser Truppe. Die Summe der Erfahrungen und Einsichten spült einen halt an eine bestimmte Position. Das Bemerkenswerte ist nur, dass unter Merkel III. das nicht mehr funktionierte. Wofür steht diese Frau? Sicher, sie ist sprachlich derart unbeholfen, dass sie es nicht ausdrücken könnte, selbst wenn sie es wüsste. Ich bin mir aber inzwischen vollkommen sicher: Sie weiß es nicht. Sie hat keinen blassen Schimmer, wo das hinführen soll, was sie tut. Und daher kommt auch das Gefühl des „Aufgehobenseins“ nicht mehr zustande, so lange sie die Fäden zieht. Nun hat AM sicher eine sehr biedere Jugend verbracht und meint, im gesetzten Alter noch einmal den Hippie rauslassen zu müssen. Kann ja alles sein – die Triebkräfte unseres Handelns liegen ja weitgehend in dunklen Tiefen der Seele. Aber was mich absolut fassungslos macht: Wie kann diese Frau denn all die gestandenen Konservativen, die es in den C-Parteien zweifellos noch gibt, derartig ausschalten? Der Opportunismus ist von AM ganz gewiss aus der Flasche gelassen worden, aber er hat die ganze Führungsriege befallen wie die Krätze. Oder „wie die Pest“ wäre vielleicht treffender. Ich habe noch vor Wochen gedacht: Wirst mal alternativ wählen- das werden sie dann schon verstehen! Aber in den letzten Tagen ist mir klar geworden, dass eine tiefreichende Entfremdung stattgefunden hat. Scheidung! Du musst dir eine neue Heimat suchen! Keine Ahnung, wie repräsentativ diese meine Geschichte ist- aber es könnte durchaus sein, dass der vorletzte Sonntag das Ende einer weiteren Volkspartei eingeläutet hat. DIESE CDU brauchen sicher nur ganz wenige- und an DIESER dürren Pappel werden sicher auch die Blattläuse bald keine Freude mehr haben.

    • Das nennt man dann wohl massiven Vertrauensverlust in die CDU. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Die letzten Jahre der Politik und deren Vertreter haben bei mir zu einem überhöhten Misstrauen gegen Politik, Justiz und Medien geführt, da man sich auf keine einzige, gemachte Aussage mehr verlassen kann.

  12. Wenn jede Partei in ihrem Programm einige Punkte hat, die nicht deckungsgleich mit dem Interesse des Wählers sind, so wählt der Wähler gegen die für ihn schlechteste Partei und nicht eine Partei, die ihm gefällt. Denn es gefällt ihm keine. Ja, dadurch ist es ein Protestwähler. Aber – um Protestwähler zu sein, muss er sich mit dem Programm auseinandersetzen, und sei es nur via Wahl-o-mat.
    Es gibt keine Partei, die bereit ist die alten Werte (Ordnung, Disziplin, Sauberkeit, Fleiß) hoch zu halten und trotzdem eine Vorstellung von der Zukunft hat, und diese auch bewusst beeinflussen will. Keine Partei, die bereit wäre die „Sozialhilfehöhe“ von einer Lebensleistung abhängig zu machen. Keine Partei, die z.B. darauf bestehen würde, dass die Deutsche Bahn ihre Anteile an der ungarischen Bahn verkaufen könnte, und mit dem Geld das deutsche Schinennetz incl. Bahnbrücken und Bahnhöfen saniert.

  13. „Der Protestwähler ist ein ehrenwerter Wähler, nicht mehr und nicht weniger als allen anderen bekannten und benannten Wählerarten.“
    Ich würde hier widersprechen. Es gibt bei den verschiedenen Wählerarten sehr wohl eine Hierarchie.
    Der Protest- bzw. Wechselwähler ist meiner Meinung nach sogar der bessere Wähler, weil bei ihm davon ausgegangen werden kann, dass er sich bezüglich seiner Wahl vorher auch Gedanken gemacht hat.
    Mein Verständnis von einer idealen Demokratie gestaltet sich so, dass die in die Regierung / ins Parlament gewählten Parteien / Abgeordneten ein Legislaturperiode lang Zeit haben, sich nach Kräften zu bemühen, die Interessen ihrer Wählerschaft zu vertreten. Wenn sie diesem Anspruch nicht, oder nur halbwegs gerecht werden, werden sie bei der nächsten Wahl nicht wieder gewählt. Dann wird jemand anderem diese Aufgabe anvertraut.
    Die Motivation vieler Stamm- / Kernwähler „Ich wähle so, weil ich (oder meine Eltern) schon immer so gewählt habe(n).“ , unabhängig davon, was die jeweiligen Volksvertreter vor der Wahl für eine Unsinn verzapft haben, bedeutet meiner Meinung nach, den Tod einer jeden Demokratie.
    Auch die vor jeder Wahl rauf- und runtergebeteten Beschwörungen, wie wichtig es doch für jeden Bürger sei, zur Wahl zu gehen und dort sein Kreuz zu machen, halte ich für absoluten Blödsinn. Für jemanden, der überhaupt kein Interesse an Politik und auch keine Meinung hat, gehört es sich, dass er auch nicht zur Wahl geht, sondern dies Anderen überlässt, die eine wohlüberlegte Meinung zu dem haben, was sie wählen, oder auch abwählen wollen. Ein verantwortungsbewusster Nichtwähler zu sein, ist absolut nichts Verwerfliches.

  14. Herr Goergen,Sie haben die Katalogisierung der Wähler sehr gut aufgedröselt und eine Lanze für die ungeliebten“Protestwähler“ gebrochen.
    Den einzelnen Parteien ihre Wählerschaft anhand der sozialen Schichtung zuzuteilen,das war wie Sie sagten ja ab Mitte der siebziger so langsam vorbei.
    Wenn Ich mich zurück besinne,war es zum Beispiel in meiner Familie und Verwandtschaft irgendwie niemals vorhanden.
    Mein Großvater väterlicher Seite,der war Unternehmer,wählte SPD.
    Mein Großvater mütterlicher Seite war KFZ-Meister bei Henschel,wählte aber FDP.
    Mein Vater war angesteckt von seinem Vater ein SPD Wähler,meine Mutter wählte wie mein Vater.
    Mein Vetter väterlicher Seite war von frühester Jugend ein FDP Mann,später im Landtag,viele Jahre auch Minister in Landtagen.Aber er galt immer als schwarzes Schaf in der Familie,warum auch immer;Ich weiß es nicht.
    Ich war und bin ein geflecktes Schaf in der familiären Herde,also CDU und FDP,was auch nicht immer einfach war in den letzten zwanzig Jahren.

    Und seit Mai und September bin Ich ein „unbeliebter“ Protestwähler,wähle AfD.
    Aber hat das nicht einen Grund? Liegt der Grund nicht bei denen und ihrem Gebaren,die sich über die „Protestwähler“ beklagen??

    In der derzeitigen Verfassung und dem Handeln der „dummen“ Frau aus der Uckermark,ist für mich die CDU nicht wählbar.
    Mit dem Wiederaufstieg durch die gute und fleißige Arbeit des Christian Lindner,kann Ich der FDP die eine Stimme gönnen,was daraus wird muss Ich sehen.
    Und nun warten Ich einmal ab,wann die CDU sich aus dem Würgegriff der Erika Merkel und ihrer Bande befreit,und dann schauen wir mal wie mein Wahlverhalten dann ist.
    Ich fühle mich also im Moment missverstanden,denn Ich bin doch Wechselwähler geworden,aber wenn das heute schon Protest ist,dann soll es mir auch recht sein!

  15. Drückt das Wechselverhalten nicht generell einen Protest aus. Man ist unzu-
    frieden mit der aktuellen Politik und wählt eine andere Partei in der oft trüger-
    ischen Hoffnung. NUN WIRD ES ANDERS.
    Gerade war ich in einem Kernland der „Abgehängten“ für ein paar Tage im
    Urlaub und habe mit manchen dieser Gruppe reden können. Es waren Leute die dem Klischee des Abgehängten in keiner Weise entsprachen. Meistens kam heraus mir geht es gut. Ich möchte diese Politik, deren Hauptverantwortliche
    Merkel ist nicht. Die vielen Mitverantwortlichen wurden nicht vergessen.
    Als wesentliche Gründe für die Wahl kritallisierten sich heraus;
    -Die sogenannte Eurorettungspolitik verbunden mit der Griechenlandrettung
    und den zahllosen Rechtsbrüchen. Niemand wurde gefragt. Aber zahlen
    müssen wir. Keine Zinsen, gestiegene Bankkosten, zu geringe Investitionen
    in die Infrastruktur usw.
    -Am wichtigsten dass unkontrollierte Hereinlassen von s,g, Flüchtlingen aus
    aller Welt. Die dadurch massiv angestiegene Kriminalität. Eine Regierung
    die diesen Kontrollverlust noch rechtfertigen will und Kritiker beschimpft ist
    nicht akzeptabel
    -Die als Sturzgeburt zu bezeichnende Energiewende. Usw.
    -Merkels Unberechenbarkeit mit allen Wenden in ihrer Politik. Die von ihr
    zum Ausdruck gebrachte Gleichgültigkeit gegenüber ihren Fehlern und
    diesem Land. Die von der Politik geforderte politische Korrektheit
    wirkt in der Praxis wie eine Zensur, die man noch gut in Erinnerung hat.

    Diese Regierung hat zu offenkundig das Volk ignoriert als das sie von ihm
    nicht endlich dafür bestraft werden muss. Nach allem was jetzt durch-
    sickert ist aber von einer Umkehr noch nichts zu sehen. Der Unmut muss
    sich noch stärker artikulieren. Es ist wie fast immer, man ist nicht willens
    oder in der Lage etwas zu ändern, denn Schuld an allem ist das undankbare
    Volk. Verzeihung nur das Pack.

  16. Was wir in den letzten 10 Jahren in der Bundespolitik erleben mußten spricht eher dafür, die Legislaturperiode des Bundestags auf 2 Jahre zu verkürzen, statt auf 5 Jahre auszudehnen – nur so behält der Wähler/ Steuerzahler einen Einfluß auf die Parteien und deren oft fragwürde (Nicht-/) Entscheidungen.
    Und, natürlich ist das Wort „Protestwähler“ nicht mehr als eine Schutzbehauptung der gescheiterten Parteien. Allein der Blick auf die aktuelle Stromrechnung (wie immer nett aufgeschlüsselt) zeitg ein Bild des katastrophalen Scheiterns der GroKo Parteien, hier im Rahmen der sogenannten „Energiewende“. Man muß nicht immer das Migrationsthema, incl. ungesteuertem/ unkontrollierten Einreisens bemühen.. Es gibt viel mehr an Themen mit für uns täglichen Auswirkungen. Ich denke, der aktuelle Abwanderungstrend von der großen Parteien wird sich verstetigen und ist unumkehrbar. Die Mandate „liegen aktuell auf der Strasse“, für den Nächsten, der sie sachkundigt aufnimmt..
    Zur alten FDP- Hülle, bei der gerade wieder einmal ein Kurzzeit- Versuch läuft, sie schillernd „aufzupeppen“, wurde, denke ich, alles in Ihrem Kommentar gesagt.

  17. Dadurch, daß der Protestwähler ehrenwert ist, gibt es nicht weniger Leute, die die AfD wegen des Programms gewählt haben. Zum einen kann sich auch Protest im Programm niederschlagen, zum anderen gibt es wohl keine Partei, die dermaßen genau unter die Lupe genommen wird, wie die AfD. Wer sich mit dem Gedanken getragen hat, die AfD zu wählen, sah sich einer massiven Kampagne gegenüber, die AfD ganz nach rechts einzuordnen. Gewiß nicht alle, aber doch sehr viele, die letztlich AfD gewählt haben, haben sich zuvor vergewissert, daß die AfD nicht rechtsradikal ist, denn auch wer protestieren wollte, wollte noch immer nichts mit Rechtsradikalen zu tun haben. So ist das Programm der AfD sicherlich vielmals studiert worden, so wurden die Kandidaten der AfD sehr genau angesehen, und erst danach fiel die Entscheidung, tatsächlich AfD zu wählen.

    • Mit den Programmwählern wäre die AfD nicht im Bundestag. Die FDP auch nicht. Die Grünen ebenfalls nicht.

      • Auch Protestwähler können sich am Programm orientieren. Wenn die AfD-Wahl Protest sein sollte, dann war es ein bewußter Protest mit der AfD bzw. mit dem AfD-Programm. Irgendwie protestieren konnte man auch mit der NPD, der FDP oder DIE PARTEI, MLPD, ödp usw.; die AfD-Wähler haben sich aber für die AfD entschieden. Warum nicht um des Programms willen (das sich meinetwegen gut zum Protest eignet)? Warum müssen sich Programmwahl und Protestwahl gegenseitig ausschließen?

      • Ist die Wahlentscheidung für die AfD, auch wenn man nur weiß, dass die für die Schließung der Grenzen und Einhaltung geltenden Rechts ist, keine „Programmwahl“? Aus meiner Sicht definitiv ja.
        Und ohne die medienübergreifende Hass- und Diffamierungskampagne gegen die AfD hätte nach meiner Einschätzung die FDP auch diesmal wieder Probleme mit der 5% – Grenze gehabt. So mancher hat sich danach nicht getraut, AfD zu wählen, und da der Herr Lindner ja zuletzt auch ein wenig auf die AfD-Linie bezgl. Zuwanderung eingeschwenkt ist, hat man halt die FDP als „anständigere“ Alternative gewählt. Dass das alles typisch FDP- Lindner heiße Luft war, wird sich bei den Koalitionsverhandlungen erweisen.

    • Welcher Partei hätte ich denn meine Stimme geben können ,
      wenn ich doch 100%ig gegen die unrechtmäßige Migrantenschwemme
      bin?
      Ob ich deswegen als Rechtsradikaler beschimpft werde ,ist mir völlig
      gleich ,ich habe nämlich positive Charaktereigenschaften und ein Rückgrat.

  18. Ja, früher wurde das oft in der Familie vererbt.

  19. Leihstimmen existieren nur in der Arroganz von Parteien, die erstens meinen, Wahlberechtigte, die sie einmal wählten, seien damit in ihren Besitz übergegangen, und zweitens, würden sich zum Wählen anderer abkommandieren lassen.

    • :-))))) Völlig Ihrer Meinung, liber Herr Goergen, ähnliches gilt natürlich für die (Ab) Wertung von Stimmen als Proteststimmen etc…

      Und- die Verortung abgehängt oder verführt ist geradezu unverschämte Wählerbeschimpfung, Diffamierung und Mobbing!

  20. Dann hätte ich ja aus Protest auch die FDP wählen können. Hab‘ ich aber nicht.
    Mir müssen Sie daher nicht erklären, was ich da gewählt habe. Ich habe nämlich nicht alternativ gewählt, sondern die einzige Partei, die sich wieder um den Wähler kümmern möchte, was für mich schlicht alternativlos IST! Alle anderen Wahlen davor versprachen daher stets nur das kleinere Übel wählen zu können. Mithin möchten die Altparteien mit dem Ausdruck Protestwähler ja nicht nur die Intelligenz der AfD-Wähler beleidigen, sondern die AfD gleich mit, denn das sind dann ja wohl die Schmuddelkinder der Politik. Dass sich allerdings sämtliche Altparteien zu Schmuddelkindern entwickelten, ficht die nicht an!

    • Ja, das Konzept des „Kleineren Übels“ kenne ich auch zur Genüge. Ich habe gewählt was die größte Übereinstimmung mit meiner Weltanschauung hatte. Diese ist jedoch nie 100%, daher bin ich momentan nur noch Parteimitglied in der ev. Kirche (aus den Zeiten in denen es dort zufürderst ums Christliche ging). Da ich aber kein Mitglied irgendeiner Partei sein möchte, wird sich das demnächst gravierend ändern.

  21. Sehr richtig Herr Goergen.

    Mit dem Idiom Protestwähler möchte man ja eh nur aussagen, dass diese Wähler keine legitimen Positionen haben.

  22. Egal wen der Wähler wählt, er hat immer schuld. Selbst als es die AfD noch gar nicht gab, hieß in der Berliner Runde nach jeder Wahl, der Wähler hat unsere Politik nicht verstanden.
    Wie wäre es, wenn Politiker nicht die Wählerwanderungen analysieren würden, sondern ihre Politik und ihr Rechts- und Demokratieverständnis mal auf den Prüfstand stellen würden ?

  23. Herr Goergen, Sie führen aus, dass der sog. „Protestwähler“ ein ganz normaler Wähler ist, halt ein Wähler, der aus Protest gegen das übrige Angebot, eine andere Partei wählt. Ja, so ist es.

    Das Wesen einer Demokratie sollte ja sein, dass man je nach eigener Einschätzung, eventuell auch mal etwas Anderes wählt, zum Zwecke eines Wechsels, Wandels der politischen Richtung oder eine Abwahl der Regierenden erzielt.
    Es wäre schöner, wenn man dabei die Auswahl unter verschiedenen fantastischen und engagierten Parteien und Programmen hätte.
    Leider ist das seit geraumer Zeit nicht mehr so.
    Einige wählen dann leise murrend das vermeintlich kleinere Übel und andere wählen dann das, was ihrem Unmut die grösstmögliche Sichtbarkeit am Wahlabend garantiert: dieses Jahr also FDP und AfD.
    Stehen sie dann gar nicht wirklich hinter diesen beiden Parteien?
    Womöglich.
    Aber ist das wirklich wichtig? Nein.
    Wichtig ist, dass diese Wähler überhaupt nicht mehr hinter den anderen Parteien stehen; denn sonst hätten sie weiterhin ihre Stimmen der CDUCSUSPDLINKEGRÜNE-Partei gegeben.
    Egal ob nun aus Überzeugung oder Protest oder Tageslaune heraus:
    Es wurde zu einem gewissen Prozentsatz kein Weiter-so gewählt.
    Damit das die Richtigwähler nicht womöglich nachdenklich macht, wird diesen Richtigwählern erklärt, dass die anderen eben nur „Protestwähler“ sind, so wie sie zuvor eben nur „Wutbürger“ waren.
    Fairerweise könnten die Einheitsparteien auch sagen:“Eure Stimmen haben gar keine Bedeutung; denn ihr seid ja nur gegen uns.“

    Das wäre dann aber vermutlich etwas zu deutlich.

  24. Wer »für« eine bestimmte Politik stimmt, hat doch stets eine Vorstellung davon, »gegen« was er abstimmt. Und bei jeder Wahl gab es für mich Teile des Wahlprogramms meiner jeweils favorisierten Partei, die nicht meine Zustimmung fanden, so dass ich mich nun als AfD-Wählerin nicht mehr und nicht weniger als »Protestwählerin« sehe als früher.

    Vor Schröder wählte ich die SPD um des sozialen Ausgleichs willen. Nach der Agenda 2010 fiel meine Wahl deshalb auf die Linke. Zwischendurch habe ich auch mal die Grünen gewählt, solange ich mir einbildete, dass diese für Belange des Naturschutzes einträten. Ich sehe mich insofern konsequent als »Für-Wählerin«.

    Die brutale, tier- und naturschutzwidrige Verschandelung der Landschaft mit Windmühlen und entsprechende Lobbypolitik brachten mich zuerst gegen die Grünen auf. Der zunehmend aggressive Umgang mit Kritikern der Islamisierung öffnete mir schließlich die Augen, dass das gesamte linke Spektrum einschließlich der Grünen hinter der Fassade einer steten Opferrolle schon lange zum mächtigen, unterdrückenden, erdrückenden Establishment verkommen war, das für mich zuvor allein die ewig mauschelnde CDU repräsentiert hatte.

    Nun sagt der Herr Goergen sicher: »Bingo: Also diesmal aus Protest AfD gewählt!«. Stimmt aber nicht. Auch diesmal habe ich die Partei gewählt, die für mich die notwendige ausgleichende Kraft darstellt. The times, they are a-changin‘.

    Meine Haltung als Wählerin war – soweit ich die Lage durchschauen konnte – stets die des »melancholischen Lemmings« aus einer Metapher, die Martin Lichtmesz in seinem Traktat »Unsichtbare Gegner« formuliert: »Wer ist gesünder, der melancholische Lemming, der aus der Masse ausschert, und sich müde an den Straßenrand setzt, oder seine Artgenossen, die mit blindwütigem Volldampf auf die Klippe zusteuern?«

    Also vergebe ich meine Wählerstimme FÜR das Überleben und damit gleichzeitig GEGEN den Untergang.

  25. Der gute Werner Finck sagte ja mal: „Alles Grundsätzliche ist grundsätzlich verdächtig.“ Was ist also besser, die Prinzipientreue früherer Tage oder die heute als Freiheit verstandene Beliebigkeit? In früheren Zeiten folgten die Parteien CDU und SPD einem klaren Kompass. Der prinzipientreue Wähler konnte bedenkenlos die ihm zusagende Richtung „christlich-konservativ“ oder „sozialdemokratisch“ wählen. Die FDP war die erste Partei, bei der es mit der Richtung etwas schwieriger war: wirtschaftsliberal, nationalliberal, sozialliberal… Wie hätten wir’s denn gerne.
    Doch heutzutage ändern sich die Richtungen der Parteien unablässig, folgen dem medialen Goodwill, dem Effekt und seinem Widerhall und der Political Correctness. Prinzipien? Von gestern! Standpunkte? Austauschbar. Die Hauptrichtung? Opportunismus.
    Kein Wunder, das man dem ganzen nur noch als (reichlich frustrierter) Wechselwähler folgen kann. In den 80ern gehörte der Protest den Grünen, ab Mitte der 90er der SED äh pardon LINKEN und zurzeit ist es die vielgescholtene AfD, bei der man zumindest die Richtung (unabhängig von der Richtigkeit der Richtung) erkennen kann.
    Ich ziehe folgenden Schluss: bei mehr Prinzipientreue und Zuverlässigkeit in Bezug auf Programmatik und politischem Standort der einzelnen Parteien würde auch die Spezies „Wechselwähler“ geringer werden.
    Oder um Goergens Duktus aufzugreifen: bei mehr Prinzipientreue und Zuverlässigkeit kann ich FÜR eine Partei stimmen. Bei der opportunistischen Meinungskakophonie aller Mainstream-Parteienvertreter, die täglich durch Talkshows, Interviews und Twitterstatements ins Unerträgliche verstärkt wird, bleibt dem geschundenen Wahlvolk doch gar nichts anderes übrig, als GEGEN die schlimmsten dieser Spezies zu stimmen!

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