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Eine historische Gestalt mit vielen Facetten

Walther Rathenau zum 150. Geburtstag am 29. September

von Gastautor

29.09.2017

| Lesedauer: 4 Minuten
Rathenau war eine vitale, komplexe Persönlichkeit. Seine Begabungen, Fähigkeiten, Interessen und seinen starken Ehrgeiz bündelte er mit einem beeindruckenden Gestaltungswillen und setzte ihn ein in wirtschaftlicher, politischer und künstlerischer Verantwortung.

Schon für seine Zeitgenossen zeigte Rathenau verschiedene Gesichter, die sie schwer in Einklang bringen konnten. Heute scheint sich der Vorgang im historischen Rückblick zu wiederholen. Wie kann es sein, dass sich ein Monarchist für die Republik totschießen lässt, ein Jude gegen seine eigene Religion polemisiert und ein liberaler Großkapitalist auf Sozialreformen in der Wirtschaft drängt? Die kaum noch übersehbare, im Detail sehr ergiebige Rathenau-Literatur versieht ihn deshalb regelmäßig mit Etiketten wie „zwiespältig“ oder gar „schillernd“, „paradox“. An solchem Eindruck hat auch der in Moskau aufgefundene Nachlass nichts grundsätzlich ändern können.

Literaturkennern ist Rathenau aus dessen „raffinierter Persiflage“ (Ernst Schuling) in der Figur des Dr. Paul Arnim in Robert Musils opulentem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ von 1930 begegnet. In Wahrheit war Rathenau eine vitale, komplexe Persönlichkeit, der seine Begabungen, Fähigkeiten, Interessen und seinen starken Ehrgeiz mit einem beeindruckenden Gestaltungswillen bündelte und in wirtschaftliche, politische und künstlerische Verantwortung transportierte. Der alle partikularen Loyalitäten und Bindungen (Familie, Betrieb, Amt, etc.) umgreifende Horizont seiner Aktivitäten war, schlicht gesagt, sein Land. Das Auge des heutigen Betrachters ist dafür trübe geworden, findet an Golo Manns emphatischer Beschreibung „er war der heißeste Patriot und einer der ganz wenigen geistig schöpferischen Staatsmänner der Epoche“ kein Vorbild mehr. (Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jh., 1958)

EIN BLICK AUF DIE SACHLAGE.
Wie demokratisch das Kaiserreich wirklich war.
Schon früh musste Rathenau in die Fußstapfen seines Vaters Emil treten, welchem es gelungen war, aus einer Hinterhoffabrik (im heutigen Berliner Wedding) Weltunternehmen aufzubauen, wie die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft AEG, die Berliner Elektrizitäts-Gesellschaft und die Telefunken GmbH. Sohn Walter avancierte, nach naturwissenschaftlichen und philosophischem Studium mit Promotion, zu Leitern der elektrotechnischen Werke in Neuhausen/Schweiz und Bitterfeld in den Jahren 1889 bis 1899. Von 1900 bis 1902 gehörte er zum Vorstand der AEG, danach war er von 1902 bis 1907  Geschäftsinhaber der „Berliner Handelsgesellschaft“, einer Bank. Irgendwann saß er in etwa hundert Aufsichtsräten.

Parallel dazu betätigte er sich spektakulär als Schriftsteller. Er forderte einerseits die Juden (die Rathenaus waren eine längst säkularisierte Familie) auf, sich kulturell an die modernen deutschen Lebensformen anzupassen; andererseits kritisierte er die Ausschließung von Juden vom Staatsdienst. Eine Reaktion auch auf das ihm verweigerte Offizierspatent nach seiner Einjährig-Freiwilligen-Dienstzeit beim kaiserlichen Heer. Als überaus erfolgreicher Buchautor problematisierte er die „Entseelung“ im technischen Großbetrieb, und er entwarf radikale gemeinwirtschaftliche Modelle der Wirtschaftsordnung. Wenig Resonanz fanden seine Appelle, endlich Führungskräfte aus der Wirtschaft zu politischen Entscheidungen heranzuziehen. Er selbst war nur in inoffizieller Mission in Deutsch-Ostafrika unterwegs.

TEIL 3 VON 3 - WIEDERKEHR DES KULTURPESSIMISMUS
Deutsche Kontinuität: gegen Freiheit und Marktwirtschaft
Die wachsenden Spannungen zwischen den Großmächten erfüllten ihn mit Sorge. Er glaubte, sie durch eine europäische Zollunion unter deutscher Vorherrschaft entschärfen zu können. Er schrieb dazu 1913: „Gleichzeitig aber wäre dem nationalistischen Hass der Nationen der schärfste Stachel genommen … Das ist nicht der Weltfriede… aber es ist Milderung der Konflikte, Kräfteersparnis und solidarische Zivilisation.“ Als der befürchtete Ernstfall im August 1914 eintrat, suchte er in der Kriegszielfrage – vergeblich – mäßigend auf den Reichskanzler Bethmann-Hollweg einzuwirken.: „Das Endziel wäre der Zustand, der allein ein künftiges Gleichgewicht Europas bringen kann: Mitteleuropa geeinigt unter deutscher Führung gegen England und Amerika, gegen Russland andererseits politisch und wirtschaftlich gefestigt. Das Opfer, das wir zu bringen hätten, bestände im Verzicht auf französischen Landerwerb und in Ermäßigung der Kontribution.“ .

Mit Kriegsbeginn übernahm Rathenau die Organisation der Rohstoffabteilung im Kriegsministerium; die Behörde hatte er selber vorgeschlagen. Er löste die Aufgabe glänzend, eine offizielle Anerkennung blieb nach seinem Rücktritt im Mai 1915 verletzenderweise aus. Er hielt aber Kontakt mit führenden Militärs, vor allem (bis zum späten Bruch) mit Ludendorff. Während des Krieges äußerte sich Rathenau zurückhaltend, um dann ausgerechnet kurz vor der Novemberrevolution zu einer „totalen Mobilisierung aller Kräfte“ aufzurufen, man müsse aus einer Position der Stärke in die Friedensverhandlungen gehen. Solche Sprünge verwirrten die Öffentlichkeit. Er selbst vermerkte lakonisch: „Die Alten sahen in mir die Revolution, die Jungen in mir die Reaktion.“

NAIVE SELBSTüBERSCHäTZUNG DAMALS WIE HEUTE
Erster Weltkrieg: Interessen und Kriegsschuld – Ursachen und Folgen
Nach einigem Zögern berief ihn die neue sozialdemokratische Reichsregierung 1920 in die Sozialisierungskommission, hatte er sich doch in Theorie und Praxis in Sachen Planwirtschaft ausgewiesen. Zwar zerschlugen sich Rathenaus Hoffnungen auf Umsetzung seiner ordnungspolitischen Konzepte schnell, doch begann damit seine eigentlich politische Laufbahn (er war inzwischen Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei geworden, der auch Theodor Heuss angehörte), gleichzeitig alle Positionen in der Wirtschaft niederlegend. An den Reparations-Konferenzen von Spa und London (1920/21) war er schon beteiligt. Im Jahr 1921 berief ihn Reichskanzler Joseph Wirth zum Wiederaufbauminister und bestimmte ihn zum Leiter der deutschen Delegation weiterer Konferenzen in Wiesbaden und Cannes. Im zweiten Kabinett Wirth übernahm er am 1. Februar 1922 das Außenministerium. Mit dieser exponierten Stellung betrat Rathenau vulkanischen Boden der noch gänzlich ungefestigten Weimarer Republik: die Haltung gegenüber dem Versailler Vertrag. Auf der Konferenz in Genua im April setzte er (gegen den Magnaten Stinnes) einen Verständigungskurs durch. Am Rande der Konferenz schloss er in Rapallo den ersten Vertrag mit Sowjetrussland; völlig überraschend, denn Rathenau war für seinen Westkurs bekannt. Die Gründe lassen sich im Nachhinein nicht mehr einwandfrei ausmachen.

DER STAAT FREIHEITSGARANT ODER GEGNER?
Wie Libertarismus und Zivilgesellschaft den Staat in die Zange nehmen
Jedenfalls zog sich Rathenau nunmehr endgültig den Hass rechtsradikaler und antisemitischer Kreise zu, die in ihm den „Erfüllungspolitiker“ par excellence ausmachten. Dabei ist die Bezeichnung nicht abwegig, sah er doch als Ökonom voraus, dass damit Deutschland besser fahren würde als mit heroischem Widerstand, wie das Jahr 1923 mit Inflation und Ruhrbesetzung zeigen sollte. Am 22. Juni 1922 erlag er den Folgen eines Attentats auf der Fahrt ins Auswärtige Amt. Reichspräsident Ebert erhob ihn zum „Märtyrer der Demokratie und der Republik“, ein Bild, das in seiner einseitigen Betonung der Staatsform die Schwierigkeiten mit der Bewertung von Rathenaus Lebensleistung verdeutlicht. Er empfand sich primär als ein Diener des Gemeinwesens, in welchen Aktivitäten er immer er auch involviert war, ob als Manager, Politiker, Maler oder Schriftsteller..

Diese Gebrochenheit in der Einschätzung zieht sich bis in die Gegenwart. Der Westen ehrte den Industriellen und Weimarer Politiker, der Osten den Russlandfreund und staatsozialistischen Theoretiker. Und heute? Die peinlichen Vorgänge um die Weiterfinanzierung der Rathenau-Gedenkstätte im Schloss Bad Freienwalde im Nordosten Berlins, seinem früheren Zweitwohnsitz, belegen, dass keine in sich einheitliche Rathenau-Lobby existiert, die sich geschlossen in der öffentlichen Meinung bemerkbar machte. (s. Internet und Lokalpresse). Daran wird auch die gerade erscheinende 70-Cent-Sonderbriefmarke gewiss nichts ändern.


Dr. Rainer Waßner ist Soziologe und Dozent i.R. an der Universität Hamburg. Er ist Autor mehrerer Bücher zur Sozial- und Zeitgeschichte.

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8 Kommentare

  1. Rathenau ist in seiner Leistungsfähigkeit und in seinem Handeln ein Solitär.
    Es ist eine Schande, wie es mit ihm zuendeging.

    Eine Schande ist es auch, dass der Landkreis Märkisch-Oderland dessen kulturelles Erbe nicht weiter pflegt, obwohl er ( bzw. der Rechtsvorgänger) genau diese Verpflichtung bei der Übernahme des Grundstücks übernommen hatte.
    Wenn man auch noch weiß, dass der Landkreis durch falsche Gestaltung von Mietverträgen für Flüchtlingsunterkünfte zweistellige Millionenbeträge verschwen-det hat, wird das ganze nicht besser.

    Das mit den Mietverträgen ging in etwa wie folgt: der Landkreis hat 5-Jahres-Verträge für Flüchtlingsunterkünfte geschlossen. Die stehen jetzt leer. Also muß alleine der Landkreis das aus seinen Mitteln zahlen. Das Land erstattet keinen Cent. Belastung bis zu 28,5 Millionen innerhalb von 5 Jahren.

    Das Geld für Rathenau war im Kreisetat da. Nur der Landkreis hat es schamlos, schändlich und dumm verschwendet.

    Natürlich gibt es viel Leerstand im Oderbruch in Randlage. Natürlich ist da Bevölkerungsschwund. Natürlich profitieren da Eigentümer von, die sonst nicht wüßten, wohin mit dem Leerstand und wie ihn finanzieren.

    Aber die guten Freunde im Landratsamt haben den verarmenden Grundstückseigentümern vor Ort gut aus der Patsche geholfen.
    Nur leider auf Kosten der Bürger, für die weniger Geld da ist
    und zu Lasten der Rathenau-Gedenkstätte, die man sich
    nun leider nicht mehr leisten kann.

    Wie wäre es, wenn diejenigen, die Mieten für Leerstand erhalten,
    einfach mal 10 % zusammenlegen, und für Rathenau spenden ?
    Oder sind die Spendengelder schon in andere Richtungen geflossen ?

    Die Mutter von Rathenau soll sich nach dessen Ermordung
    sinngemäß wie folgt geäußert haben:

    Niemals hätten die Mörder ihn umgebracht,
    wenn sie ihn in seiner Persönlichkeit und Güte
    wirklich gekannt hätten.

    Der Landkreis hat jetzt aber seine Wertentscheidung getroffen:
    es ist wichtiger Leerstand für künftige Flüchtlinge zu finanzieren,
    als das Gedächtnis von Rathenau zu pflegen.

    Weil der Landkreis Märkisch Oderland schon so viele
    große Söhne hat, dass es auf einen wie Rathenau
    nicht mehr ankommt.

    Nun ja Brecht und Waigel haben die in der Märkischen Schweiz
    – echt besuchenswert ! Buckow – ja auch noch.
    Dort aber will der Landkreis ein zusätzliches Gebäude
    so bauen, dass das Ensemble aus Brecht-Weigel-Haus
    See und Wald zerstört wird.

    Irgendwie besteht da noch ein bisschen ästhetischer und kultureller
    Nachholebedarf in Seelow im Landratsamt.

    Wem noch weitere Kulturdenkmale in Märkisch-Oderland einfallen,
    die der Landrat abservieren sollte, bitte melden.
    Die beiden größten hat man sich schon mal vorgeknöpft.

    Schloß Neuhardenberg gehört der Sparkassenstiftung.
    Da kommt der Landrat so leicht nicht ran.
    Aber vielleicht möchte er ja über den Verwaltungsrat
    „seiner“ Sparkasse auch noch ein paar gute Ideen
    an die Stiftung herantragen.

    Es wäre an der Zeit, dass im Landratsamt das Bewußtsein
    geschärft wird, dass es dort nur wenige kulturelle Glanzlichter gibt,
    dass sie Geld kosten und dass sie gut und authentisch
    gepflegt und erhalten werden müssen.

    Das Erbe von Generationen muß für die künftigen Generationen erhalten werden. Das ist Eure Aufgabe im Landkreis. Das könnt nur Ihr leisten. Oder zerstören. Und wenn Ihr es zerstört, dann wächst Euch nichts Rettendes zu,
    sondern Ihr selbst und Eure Nachkommen verarmen geistig und kulturell.

    • Die haben gerade den Dreißigjährigen Krieg „abgearbeitet“, eine sureale Mischung, die ostelbischen Friedensstifter, Hans Georg von der Marwitz CDU „Beständigkeit zählt“ auch im Dummen, sind auch wieder da. Täglich grüsst die Energiewende mit unläufigen Windmühlen, Abzocker vom Feinsten, EWE und EVN (höchste Durchleitungsgebühren und Wasserpreise in der Republik) lieben die Gegend. Gibt es Suncity eigentlich noch? Ja, Tropical Island!, oder war das Cargolifter? In Brandenburg geht es unaufhörlich in Richtung neues Ruhrgebiet. Guten Morgen Dirk Badtke

      • Zu Stolpes Zeiten hieß dieser wunderschöne Landstrich hier ja „kleine DDR“. Nun ist es aber an der Zeit für die Menschen zu verstehen, was das heißt.

        Das Wasser und Strom hier teurer sind, als in Bayern, zeigt, wie hoch diese kostbaren Güter in Brandenburg wertgeschätzt werden. Beim Wasser wurden alle Grundstückseigentümer erneut für den Wasseranschluß verbeschieden. War zwar verfassungwidrig. Das interessiert die Zweckverbände aber einen Dreck.

        Das Tropical Island liegt n i c h t in Märkisch-Oderland, sondern im Landkreis Dahme-Spreewald. Da Schönefeld mit dazugehört, geht es denen ganz gut. Dem Land allerdings nicht, dass von Luftschiffen träumte und Millionen abschreiben mußte. Da ja aber nur 25 % vom Land kommen und 75 % aus der EU, ist das kein Drama.

        Es sei denn, man denkt daran, wieviel weniger wir in die EU einzahlen müßten ohne mißlungene Projekte.

        Wenn auch in Brandenburg nicht alles schick ist,
        es wird immer noch besser verwaltet und regiert als Berlin
        (bzw. weniger schlecht).

        Dort herrscht auch 27 Jahre nach der Wende Subventions.-mentalität pur. Keiner erwirtschaftet irgendwas. Alle wollen nur Steuern verballern. Die Ostberliner waren daran gewöhnt, die Bezirke der „DDR“ zu plündern, damit die „Hauptstadt“ gut aussieht. Die Westberliner waren daran gewöhnt, mit Bundesmittel zugesch(m)issen zu werden. Diese Subventionsmentalität lässt in Berlin kaum eigenständige unternehmerische Initiative erwachsen. Ganz im Gegenteil hat mit Schering ein Konzern mit überregionaler Bedeutung seine Selbständigkeit verloren.

        Wenn die Berliner nicht lernen , eigenständig zu wirtschaften, wächst hier trotz Umzug der Bundesregierung, der Ministerien, der Behörden und des Bundestags und der Lobbyisten auf Dauer kein Gras mehr. Mangelverwaltung pur an vielen Stellen in den Bezirken, trotz bis zu 5 Milliarden jährlich aus dem Länderfinanzausgleich lassen einen einfach nur sprachlos zurück. Auch Rathenau wäre aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen.

  2. Kleine Korrektur: In Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ erscheint Walter Rathenau nicht als Doktor Paul Arnim sondern als Dr.Arnheim, siehe Kapitel 26 „Die Vereinigung von Seele und Wirtschaft…“

  3. Dank dem Autor und anderen, die hier immer mal wieder einen historischen Exkurs zelebrieren!
    Zu Rathenau kann man noch die Äußerungen Ernst von Salomons sozusagen als speziellen Zeitzeugen aus seinem Buch „Der Fragebogen“ anführen. Von Salomon, der wohl einen aktiven Part rund um den Fememord Rathenaus als Mitglied der Freikorps spielte, bekannte danach, dass dieser Mord vom Politischen aus betrachtet ein großer Fehler war, der auf einer eklatanten Fehleinschätzung der Rolle Rathenaus beruhte, besonders was seine Rolle um den Vertrag von Rapallo betraf. Schon damals war die Einschätzung seiner Person mit tragischen Auswirkungen für ihn und für Deutschland schwierig. Das politische Klima in Deutschland nach dem verlorenen Krieg war aufgeheizt: Dolchstoß, französische Revange, polnische nationalistische Großmachtsanwandlungen mit Übergriffen auf die deutsche Bevölkerung Schlesiens und Ostpreußens und das Erstarken der Linken führten zu einer Radikalisierung der Monarchisten, in deren Augen die Politiker, denen die undankbare Aufgabe der „Verhandlungen“ mit den Siegermächten zukam, Verräter waren.
    Nichtsdestotrotz wurden in der DDR ziemlich viele Straßen und Plätze nach ihm benannt und im sozialistischen Geschichtsunterricht an den Schulen wurde er, sicher aus dem vom Autor schon hervorgehobenen Grund, gewürdigt.

    • Ernst von Salomon, der in den Mordanschlag auf Walter Rathenau verwickelt war und deshalb zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, hat in seinem Roman „Die Geächteten“ die Hintergründe dieses Anschlags geschildert und sehr bald den Fehler und seine persönliche Fehleinschätzung erkannt und bedauert.

      Rathenau war Patriot und darüber hinaus ein Mensch mit vielen Begabungen und Fähigkeiten ohne Scheuklappen und Denken in Schubladen und Vorurteilen.

      Man sollte der AfD empfehlen, falls sie eine Parteistiftung plant, diese „Walter Rathenau-Stiftung“ zu nennen, um damit diesen außergewöhnlichen Menschen, der sich um Deutschland in besonderer Weise zu seiner Zeit verdient gemacht hatte, zu ehren.

  4. Politiker, wie Walther Rathenau gibt es heute nicht mehr, obwohl wir dringend wenigstens einen bräuchten. Für ihn stand immer das Wohl seines Landes im Vordergrund, heutzutage dagegen, geht es nicht um unser Land, sondern nur darum Ideologie durchzusetzen. Ich habe mich immer wieder mit Rathenau beschäftigt, und bei allem, was ich über ihn erfahren habe, wollte er sein Land einen, alles unter einen Hut bringen, während heutige Politiker mit ihrer links-grünen Ideologie und dem sogenannten „Kampf gegen Rechts“ das Land eher spalten, was man liebend gerne der AfD anlastet. Sicherlich darf man dabei nicht vergessen, daß Deutschland einen verlorenen Krieg verarbeiten mußte, und das Volk im Großen und Ganzen in Kaisertreue und Kommunisten getrennt war. Vielleicht sollte man das Leben dieses herausragenden Politikers mehr beachten und würdigen, zumal ich denke, daß wir uns heutzutage wieder Verhältnissen wie in der Weimarer Republik annähern. Die erste Deutsche Republik endete im III. Reich. Ich hoffe, daß der Berliner Republik ein Ende im Sozialismus erspart bleibt.

  5. Interessanter Artikel ! Was dieser Mensch mit interessierter Intention und entsprechender Bildung bewegt hat. Beeindruckend.
    Ein unverdientes, schlimmes Ende, gesetzt von Leuten die mit aller Selbstverständlichkeit zerstörten.

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