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Ausgetrickst von den Eigenen

Der Schulz-Bubble und die Hannover-Mafia

11.09.2017

| Lesedauer: 7 Minuten
Während das Kanzleramt in weite Ferne rückt – hat Martin Schulz eine reelle Chance, in der Geschichte der deutschen Demoskopie unsterblich zu werden.

Folgt man den Demoskopen – also jenen, die im Sinne des griechischen Wortstamms das Staatsvolk ausspähen – dann hat der von der SPD auf den Thron eines angeblichen Kanzlerkandidaten gehobene Martin Schulz bestenfalls noch die Chance, gelegentlich im Kanzleramt seine Chefin zu besuchen. Noch realistischer allerdings scheint angesichts der jüngsten Trends, dass ihn seine Partei nach dem verlorenen Wahlgang wie einst seinen Vorgänger Peer Steinbrück in Schimpf und Schande vom Hof jagt. Vielleicht bekommt er noch eine kleine Chance, künftig die geschrumpfte SPD-Bundestagsfraktion zu leiten, während das Stehaufmännchen Sigmar Gabriel und seine Hannover-Mafia in der Fortsetzung der GroKo die Ministerämter unter sich aufteilen. Sie werden das dem Mann aus Würselen im Ernstfall als große Chance verkaufen, das nächste Mal nicht mehr gegen die dann aussortierte Angela Merkel, sondern erfolgreich gegen irgendeinen Unions-Frischling antreten zu können.

Doch selbst zu dieser Endverwendung darf Ex-Mister-Europa nicht zu nah an die 20-Prozent-Marke heranrutschen. Noch schlechter als seine erfolglosen Vorgänger, von denen es einer immerhin ins Schloss Bellevue brachte – dann wird Schulz darüber nachdenken dürfen, einen Untergangsroman über „The Rise and Fall of the House of Martin“ zu schreiben. Und dabei zuzuschauen, wie sich die „Diadoch*innen“ der SPD, die sich bereits in Stellung bringen, um das zerstörte Erbe des Willy Brandt streiten und den Job des Sargträgers der alten Tante zu übernehmen.

Immerhin, selbst wenn er sich nach dem 24. September zwangsweise aus der Politik verabschieden muss, hat der Sozialdemokrat eine realistische Chance, nicht in Vergessenheit zu geraten. Denn er hat zumindest für die Demoskopie politischer Entwicklungen etwas schier unfassbares geschafft: Die Schulz-Blase, oder, um uns der in der Demoskopie gebräuchlichen Sprache der Angelsachsen zu bedienen, der „Chulz-Bubble“.

Auf der Blase der Euphorie

Als die SPD durch den Coup des Überlebenskünstlers Gabriel Anfang des Jahres ihren potentiellen Verlierer ausguckte und ihn mit einem 100-Prozent-Ergebnis zum neuen Messias erklärte, rasten die Befragungswerte Schulzens raketengleich in die Höhe – um dann innerhalb von nicht einmal fünf Monaten wieder auf den Vorschulzwert vom Januar zurück zu fallen. Das verlangt nach Antworten. Antworten auf Fragen an den Kandidaten, an die Demoskopen – aber auch an die Bürger dieses Landes.

Beginnen wir mit den Fragen an die Demoskopen. Wirft man einen Blick auf die seinerzeit vorgelegten Basiswerte, drängt sich der Eindruck auf, dass es bei den Zahlen der Monate März bis Juni nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Doch auch wenn man durchaus dem einen oder anderen Staatsvolk-Ausspäher unterstellen darf, eine gewisse Affinität zur SPD zu haben – die gesamte Breite der Befragungen lässt Manipulation ausschließen. Und so sind wir nun bei der Frage nach dem Wahlvolk.

Wie kann es sein, dass sich bis zu zehn Prozentpunkte – das ist bei rund 60 Prozent aller Befragten, die überhaupt eine Aussage machen, immerhin jeder Siebzehnte – einer Welle hingeben, die zur Blase wird? Wie kann es sein, dass in einer hochpolitischen Demokratie immerhin fast fünf Millionen Bürger sich von einer kurzfristigen Euphorie begeistern lassen, einen ihnen offenbar nur wenig bekannten Politiker hochleben lassen – um ihn nach nur wenigen Wochen fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel?

„SANKT MARTIN“ UND SEINE FREUNDE
Der Spiegel seit 12 Wochen auf Schulz-Trip
Es macht wenig Sinn, an dieser Stelle darüber zu spekulieren, ob wir es mit einer Bevölkerungsgruppe zu tun haben, die möglicherweise mit politischer Betrachtung gänzlich überfordert ist? Ob der Bubble vielleicht ein Anti-Merkel-Reflex war, der im tatsächlichen Angesicht des Kandidaten schnell nachließ? Ob eine SPIEGEL- und MSM-affine Leserklientel willenlos ihren Vorschreibern folgte – ohne jede Reflexion dessen, was ihnen an Denkvorkost geboten wird? Überlassen wir die Beantwortung dieser Fragen einigen Doktoranden, deren Lebensziel in der Ausspähung liegt und die zu diesem Thema eine anspruchsvolle Dissertation produzieren könnten.

Hart gelandet

Blicken wir statt dessen auf den jetzt schon gescheiterten. Rein menschlich betrachtet, kann man für Schulz nur noch Mitleid aufbringen. Auf der exzellent inszenierten Welle sozialdemokratischer Solidaritätseuphorie gestartet, sah er sich bereits an der Spitze von Rot-Rot-Grün oder Rot-Grün-Gelb oder notfalls auch Rot-Schwarz mit mindestens eineinhalb Beinen in der „Waschmaschine“ gegenüber dem Reichstag amtieren.

Schulz, der Überflieger und geheilte Gewohnheitstrinker, der aus seinem persönlichen Absturz zu Jugendzeiten die Story eines willensstarken Stehaufmännchens zauberte.

Schulz, der Fraktionschef, der einen sich an der eigenen Hybris verschluckenden Bunga-Bunga-Berlusconi in die Schranken wies.

Schulz, der Europa-Parlamentarier, der sich mit den Großen dieser Welt auf Augenhöhe wähnte und daraus seinen Anspruch erwachsen ließ, selbst ein ganz Großer sein zu müssen.

Aber auch Schulz, der Vertragspartner, der sich zum Zeitpunkt, als er seinen Teil eines Paktes mit den Christdemokraten im EP einlösen sollte, an die Absprache nicht mehr erinnern mochte.

Und nun eben Schulz, der in wenigen Tagen auf dem harten Boden der politischen Realität landen wird.

Die Mafia aus Hannover

Hat er etwas falsch gemacht, der Schulz? Wieviel am Absturz aus der Blase fällt in seine eigene Verantwortung? Und wer sind die anderen, die an seinem Untergang klammheimlich mitgewirkt haben?

Medien: Gestern Merkel-treu, heute Schulz-verträumt
Um uns dieser Frage zu nähern, gilt als erstes die Feststellung: Solange Schulz im Straßburger Europa-Parlament unterwegs war, störte er die Kreise der heimischen SPD nicht. Ganz im Gegenteil: Gelegentlich ein Quentchen große, weite Welt aus Euroland nach Berlin strahlen lassen – das gefiel Gabriel und den Seinen. Als nun allerdings unvermutet Schluss war mit dem Egotripp des Fast-EU-Präsidenten, wurde der Rheinländer zur Bedrohung. Er bedrohte die seit Jahrzehnten sorgsam aufgebaute Vorherrschaft jener Hannover-Mafia, die die Geschicke der SPD seit dem Tandem Struck-Schröder fest in den Händen hält und Sozialdemokraten aus anderen Landesverbänden nur dann mitspielen lässt, wenn sie die Vorherrschaft der heute dominierenden Herren Steinmeier, Gabriel und Oppermann akzeptieren.

Genau diese Vorherrschaft der Niedersachsen war zunehmend mehr bedroht. Sie war bedroht dadurch, dass die Partei in ihrem Nachhängen an langjährige, wenngleich auch in unserer Verfassung nicht vorgesehene Traditionen nach einem Kanzlerkandidaten verlangte. Denn hier war das hannoversche Personenkarussell ausgereizt.

Ein Reigen der Gescheiterten

Nachdem Gerhard Schröder über einen „suboptimalen“ Nachwahlauftritt von seiner Partei in die Wüste der russischen Gazprom entlassen worden war, musste Frank-Walter Steinmeier ran. Damals konnte sich die SPD noch ein wenig Hoffnung machen, die noch nicht ewig amtierende Merkel abzulösen. Doch Steinmeier scheiterte 2009 mit einer Wählervernichtung von 11,3 Prozentpunkten kläglich – angeblich an seinen eigenen Beißhemmungen – und wurde dennoch von der Hannover-Mafia gnädig aufgefangen und zum ständig besorgten Schaulaufen als Außenminister abgestellt.

Dann kam jemand, der nicht der Hannover-Mafia angehörte – und dessen von Sachkenntnis geprägtes Ego die Niedersachsen hätte elegant an die Wand spielen können, wäre er im Wahlkampf erfolgreich gewesen.  Und so wurde Peer Steinbrück von vornherein auf das Gleis ins Aus gesetzt – die Partei verweigerte sich seinen inhaltlichen Zielen und machte ihn trotz eines kleinen Zugewinns von 2,7 Prozentpunkten nach der Wahl 2013 zum Hinterbänkler. Im September 2016 zog der langjährige SPD-Spitzenpolitiker und Freund von Ex-Kanzler Helmut Schmidt die Konsequenzen und verzichtete auf das Bundestagsmandat.

Ein Hannoveraner hätte sich opfern müssen

2017 wäre nun nach Stand der 2016er-Dinge wieder jemand aus der Hannover-Mafia an der Reihe gewesen. Prädestiniert war der Parteivorsitzende und Vizekanzler – wer, wenn nicht Gabriel, hätte den Stab zum Sturm auf das Kanzleramt in die Hand nehmen müssen. Das aber wäre das Aus für die Hannoveraner in der SPD gewesen – denn der ehemalige Pop-Beauftragte der SPD war zum Jahresende 2016 alles andere als ein Popstar der Bürgerzustimmung. Dennoch hätte sich der Mann aus dem verträumten Vorharz-Städtchen Goslar opfern müssen – um nach einer verlorenen Bundestagswahl in Schimpf und Schande vom Hof gejagt zu werden.

Ein Thomas Oppermann allein mit einem Hubertus Heil im Schlepptau aber macht keine Hannover-Mafia mehr – Schröders sorgsam geschmiedete, absolute Vormachtstellung in der Sozialdemokratie wäre am Ende gewesen.

Da kam der West-Westfale aus Brüssel wie ein Geschenk. Es war absehbar, dass die Hybris des Europa-Überfliegers den Martin Schulz zum Konkurrenten um den Parteivorsitz machen würde – vor allem dann, wenn ein Gabriel sich als erfolgloser Kanzlerkandidat verschlissen hätte. Und so strickte der damalige Bundesminister der Wirtschaft ein geniales Modell. Es passte zu dem ausgebildeten Gymnasiallehrer, hierbei ein wenig va banque zu spielen. Denn es hätte ja auch schiefgehen können.

Gabriels Überlebensstrategie

Gabriel wusste: Um Schulz zu verhindern, musste er ihn in sein eigenes Unglück laufen lassen. So präsentierte er nach dem Wegloben (im Politik-Jargon eigentlich „entsorgen“ – aber das darf PC-mäßig nicht mehr öffentlich gesagt werden) Steinmeiers auf den Präsidentenstuhl in einem Überraschungscoup seinen eigenen Rückzug vom Parteivorsitz, um sich selbst gleichzeitig in das Außenamt zu katapultieren. Dessen politische Vortänzer sind aus unerfindlichen Gründen fast immer bei der Bevölkerung ganz oben auf der Beliebtheitsskala – und so gelang es wider dem Erwarten jener, die seine Performance 2016 in Erinnerung hatten, auch Gabriel, nun sogar Merkel und Schäuble zu toppen, während Schulz ins Bodenlose abrutscht.

NACH DEN DEMENTIS DIE NäCHSTEN NEWS
Gabriel – wie lange noch?
Gleichzeitig schickte der frühere Ministerpräsident Niedersachsens Schulz in die Feuerlinie. Ex-Mister-EP sollte den Kanzlerkandidatenjob übernehmen – und das sollte ihm mit dem Parteivorsitz der SPD versüßt werden. Der Martin aus Würselen konnte nicht nein sagen – er sah sich selbst auf der never-ending Erfolgsstraße nach oben und als Retter der SPD. Die Parteitagsregie und das Freudenfeuer in den grünsozialdemokratischen Medien taten das ihre, um den angeblich so Politik-erprobten Europäer in jede Falle laufen zu lassen, die Gabriel ihm aufstellen konnte.

Ein Irrtum namens Gerechtigkeit

Erst verpasste die Parteizentrale im Willy-Brandt-Haus dem Kandidaten mit der „Gerechtigkeitsdebatte“ zwar einen Wahlkampfschwerpunkt, der das sozialdemokratische Herz zutiefst erfreut – der jedoch angesichts der wirtschaftlichen Prosperität der Republik der überaus großen Mehrheit links an dem vorbei geht, auf dem sie im Allgemeinen zu sitzen pflegt. Auch die anderen, von der Wahlkampfzentrale vorgegebenen Themen vermochten nicht zu verfangen – wie auch, wenn wie bei der Union um das den Bürgern am meisten auf den Nägeln brennende „Flüchtlings“thema ein riesengroßer Bogen der vorgeblichen Unvolksverunsicherung gemacht wird. Als dann noch die zugegeben wenig innovative Katharina Barley durch den Stabschef der Hannoveraner, Hubertus Heil, abgelöst wurde, gab es für Schulz keine Rettung mehr.

Da half nun auch der plötzliche Umschwenk des langjährigen Türkei-Befürworters nicht mehr, die EU-Beitrittsverhandlungen mit den Muslimbrüdern aus Ankara zu beenden. Beim Volk hatte sich Schulz längst ins Abseits gespielt – und die offen zur Schau getragene Ablehnung des Schulzensen Erdogan-Kurses beim EU-Außenministertreff im Baltikum lässt nun selbst den Unbedarften erkennen, woher der Wind im Kampf um die SPD-Führung weht.

Anfängerfehler des Überfiegers

Schulz, der angeblich so erfahrene Politiker, hat einen unverzeihlichen Anfängerfehler gemacht. Er hat darauf vertraut, dass seine Kollegen in der Parteiführung es ehrlich mit ihm meinen. Er hat in einer Anwallung nostalgischer Gefühle darauf vertraut, dass die früher als Markenzeichen der Sozialdemokratie vorangetragene Solidarität auch heute noch gilt. Doch er war offenbar zu lange fort, um zu begreifen, was hinter den Kulissen der SPD in den vergangenen zwei Jahrzehnten abgelaufen ist.

Dabei hätte ihm schon ein Blick in die Erkenntnisse des ersten Politikwissenschaftlers der Neuzeit, Niccolo Machiavelli, sagen können, dass die erste Prämisse eines neuen Mannes in der Führung die Besetzung aller relevanten Posten mit eigenen Leuten ist.

Bei seiner Wahl zum Parteivorsitz hätte er das als Bedingung durchsetzen können – und müssen. Statt dessen arbeitet er immer noch mit dem Personal der Hannoveraner. Und wo deren Solidarität allein schon deshalb liegt, weil sie das Groß-Reinmachen spätestens nach einem Wahlerfolg des Martin Schulz erwarten – darüber dürfte doch kein Zweifel herrschen.

Und so wird Schulz nach dem Wahltag von Glück reden dürfen, wenn ihm noch ein paar sozialdemokratische Brosamen zugeworfen werden. Das Außenamt allerdings hat bereits Gabriel für sich gechartert – und auch deshalb muss Schulz gegen Merkel verlieren. Denn unter dem Job des Vizekanzlers und Außenministers würde es der frühere EU-Parlamentarier nicht machen. Da Gabriel dieses seit Schulzens Marsch nach Berlin wusste, durfte dieser nun ein Zwischenspiel geben. Wie schrieb schon Shakespeare? Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan – der Mohr kann gehen.

Am 24. September wird Schulz zum Mohren der Sozialdemokratie – und zum Gegenstand der kritischen Betrachtung dessen, was als jener Chulz-Bubble perfekt beschrieben ist. Immerhin etwas – frühere SPD-Kandidaten waren sogar für die wissenschaftliche Betrachtung gänzlich uninteressant.

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40 Kommentare

  1. Liebe Frau Gmeiner, alle Versuche der Blockflöten, die AfD durch die übliche oder noch verschärfte Diffamierung aus dem Reichstag herauszuhalten, werden nichts fruchten. Sie sind schon längst gescheitert. Das erträgliche Maß des Polit-Wahnsinns dieser Blockflöten ist für eine große und noch wachsende Zahl von Wählern längst überschritten. Diese werden die richtige Antwort geben.

  2. Mein Vater war diese Tage an einem GrünInnen ? Stand und hat sich dort mit Wahlhelfern unterhalten. Der Stand zeigte fast keine Resonanz, im Gegenteil viele Leute winkten ab und sagten EUCH kann man doch nicht mehr wählen (wie recht diese hatten).
    Dann machten diese Wahlstandbetreiber folgende Aussage:
    Man munkelt, dass die AFD die SPD überholen würde!
    Das wäre echt der Hammer, würde aber die Beißreflexe erklären!

  3. Richtig. Die Parteien haben sich schon seit längerer Zeit DEN STAAT ZUR BEUTE gemacht. Und das ist es auf was alles hinausläuft.
    Wie sagte Erika Steinbach auf einer AFD Veranstaltung: Wer in einem Land lebt, wo man ohne Anglerschein angelt und bestraft wird, aber Hunderttausende ohne Ausweispapiere in ein Land strömen und nichts passiert, wird von Idioten regiert.

  4. Ich gebe zu, nicht den ganzen Aufsatz zu Ende gelesen zu haben. Er ist mir nämlich zu lang geraten und das auch noch bei mir: einem Lesemuffel.
    Schon WIEDER nicht; wie bei so einigen Aufsätzen, da sie obendrein hinterher auch noch schlicht eine Benotung erfahren wollen.
    Was mich also stört, ist die traurige Tatsache, dass hier über Leute referiert wird, die es eigentlich nicht wert sind, sich mit ihnen zu befassen. Und warum ist das wohl so? Nun ich vermute, dass die Benotung am Ende überaus gut tut! Sonst hätte ich nämlich für Selbstdarsteller kaum ein Wort übrig! Und das betrifft zumindest SÄMTLICHE Politiker heute allemal. Und schon deswegen mag ich eigentlich keine ellenlange Aufsätze, die diesem Ideal nahe kommen könnten, die aber keine Grenze zur Langeweile kennen! Nun, in meiner Welt haben manchmal meine Frau und wahlweise ich das tragende Wort. Dissens, Diskurs. Abstraktion, Konkretisierung. Beleidigung, Kompliment. Hass, Liebe. Leben, Ableben. usw. usf.
    Wir sprechen ALLES an und finden… KEINEN Ausweg. Aber es gibt Hoffnung, denn wir zwei beide sind nach über 25 Jahre immer noch zusammen und benötigen dabei keinerlei Parteigänger, noch deren Analytiker.
    Wenn das aber sein muss, nämlich Parteien und deren Politiker, nebst deren Kritiker (?), dann kann ich nicht mehr Demokrat sein, sondern muss vernünftigerweise für eine Dikatatur einstehen. Denn nur in einer solchen würde noch für ein Kasperletheater freiwillig bezahlt werden. Brot und Spiele aber gebrauche ich nicht. Sie sind dann doch eher/mehr Theater als Beruhigung der Massen und zeichneten für einen heutigen Untertan dann doch für die Beleidigung des Intellekts verantwortlich. Soviel sollten zukünftige Diktatoren jedenfalls bereits verinnerlicht haben.
    A` pro·pos Massen. Eigentlich fühle ich mich in der Masse bislang recht wohl. Es ist nämlich die Masse, dessen Sprache ich spreche, in der ‚Kultur‘ eigentlich gar keine so grosse Rolle spielt, in der ich nur 112 rufen muss, um behütete zu sein, ohne dass ich ‚Dialekt‘ können muss, in der man heftig über ‚richtigen‘ Wurstsalat streitet, in der man KUMPEL ist, obwohl man bereits die Weisswurstgrenze überschritten hat, in der (ganz besondere Erwähnung) ÜBERALL Bier getrunken wird und in der es am ‚Ende des Abends‘ überhaupt gar keine Massen mehr gibt. Sondern nur noch (…) -hier dürfen jetzt Worte anstelle ‚Mitbürger‘ eingefügt und über das Wort Masse im detail diskutiert werden.
    Puh, jetzt habe ich aber auch schon sehr viel geschrieben. Asche auf mein Haupt.
    Mein Angebot für (…) ist daher: Ich brauche keine Politschausteller, noch Analysen davon.
    Schliesslich machen wir alle nämlich täglich unsere Arbeit. Und wir lassen uns täglich nicht dabei erwischen, politisch zu schauspielern, nicht wahr?
    Nichts für ungut, Herr Spahn. Ihren Aufsatz lese ich bei Gelegenheit. Einen ‚Oskar‘ für irgendeinen Politiker kann ich aber (noch immer nicht) vergeben.

    • Sie sollten den Artikel lesen bevor Sie kommentieren. Nur soviel: Ein „Oskar“ wurde nicht vergeben.

  5. Inwiefern in dem Satz von Herrn Gauland, gegen Frau Özoguz gerichtet,
    juristisch, der Straftatbestand der „Volksverhetzung“ zu sehen ist, ist mir
    ein Rätsel.
    Wenn es überhaupt eine justiziable Möglichkeit geben würde, wäre das
    der Tatbestand der Beleidigung, ein Antragsdelikt, diesen Antrag
    hätte Frau Özoguz stellen müssen.
    Aber mit der AfD und ihrer Politik gegen die Zwangsgebühren, hat sie
    sich bei den ÖR keine Freunde gemacht.

  6. Werter Herr Spahn,
    wie immer handelt es sich um einen ausführlichen und kompetenten Beitrag. Was ich vermisse, ist die Schlußfolgerung. Meine ist folgende: Wir haben hier einfach fast nur noch Politker/innen, die dann, wenn sie ihr Mandat verlieren, finanzielle oder statuelle Probleme bekommen könnten. Was wir brauchen sind Leute, die aus eigener Überzeugung Politik machen und die dann, wenn die Mehrheit ihren Ideen nicht folgt, die Politik wieder verlassen. Das setzt natürlich voraus, daß es sich um wirkliche Persönlichkeiten handelt, denen es um die Sache geht und nicht um ihr eigenes Ego oder um finanzielle Vorteile. Genau diesen Typus von Politikern haben wir jetzt. Die fangen mit 16 an in den Jugendorganisationen, dann werden Netzwerke geschmiedet bis zum Bundestag. Aus eigener Erfahrung kenne ich jemanden aus meiner alten Schule, der wollte unbedingt Schülersprecher werden und wurde es auch. Über den haben wir damals nur gelacht. Heute sitzt er im Bundestag und ist ein führender Mann der SPD. Er hat Jura studiert mit Abschluß und keine Ahnung von der Juristerei.

  7. Alles auf Siegmar Gabriel zu schieben, ist auch falsch. Und soo beliebt ist er als Außenminister auch nicht. Merkel hat bei neuen GroKo-Verhandlungen sehr wohl die Möglichkeit, Schulz gegen Gabriel auszuspielen. „Ihre“ Außenpolitik macht Gabriel, anders als Steinmeier, nicht, und Merkel verzeiht nie.

    Aber Schulz hat die Wahl mit etwas ganz anderem verloren. Seiner eigenen Feigheit. Er hätte nämlich schon seit ca. Anfang März dieses Jahres Bundeskanzler sein können, und nicht erst ab dem 24. September. Wenn er das gewollt hätte, hätte die er (die SPD) kurz nach seiner Nominierung die Koalition platzenlassen müssen. Das wäre nicht nur ein Putsch gegen Merkel (die die SPD – und Deutschland – so ein für alle mal losgewesen wäre), sondern auch gegen die grauen Eminenzen (also die besagte Niedersachsen-Mafia) in der SPD gewesen, die er damit auf dem falschen Fuß erwischt hätte – die Basis wäre ihm jubelnd gefolgt. Schulz hat (bzw. hätte) im noch amtierenden Bundestag eine klare rot-rot-grüne Mehrheit gehabt und hätte mehr als ein halbes Jahr als Kanzler Zeit gehabt, den Beweis zu führen, daß Linke es besser können als die Pseudo-Grünlinken der CDU. Auch wenn man das getrost anzweifeln kann – die gesamte MSM-Presse wäre ihm gefolgt, der Spiegel, die SZ und der ÖRR vorneweg und hätten eine Hofberichterstattung betrieben, die weltweit vermutlich nur vom kubanischen Parteiorgan Granma überboten wird. Der Haushalt für 2017 war längst beschlossen, Geld wäre in der Kasse gewesen. Zur Not hätte RRG einen Nachtragshaushalt beschlossen, und eine höhere Staatsverschuldung hat linke Wähler noch nie geschreckt. Mögliche linksparteiliche Minister wie Wagenknecht oder Kipping hätten einen Teufel getan und durch Querschläge diese Sache versaut, eher wären die Querschüsse von den Grünen gekommen, oder der SPD. Antiamerikanischer oder antiisraelischer als Gabriel kann auch kaum auftreten. Aber ich denke, die hätten durchgehalten. Der Rest ist Spekulation.
    Dazu war er zu feige und Gabriel zu gerissen. Wenn sie es denn je gewollt haben – eine tatsächlich linke Regierung. Die Chance ist durch, alle Umfragen, egal mit welchen Imponderabilien versehen, sagen aus: Das linke Lager dümpelt bei 40 Prozent, maximal. Dazu muß man wissen, RRG hatte auch 2013 keine genuine Mehrheit, aber der historische einmalige Fall, daß gleich zwei Parteien (AfD und FDP mit je 4,9%) knapp an der 5%-Hürde scheitern, ließ fast 17 % der Wählerstimmen unter den Tisch fallen. Das ist etwas, was auch nicht mehr wiederkommen wird. Ich fasse bis heute nicht, daß die SPD das im Frühjahr so einfach hat liegenlassen.
    Der Größenwahn, die SPD wieder auf 40 % zu bringen, den unterstelle ich ihm nicht. Aber die 100 % vom Parteitag waren so wie die 15 Minuten Applaus für Merkel. Beide verstanden es als ein „Weiter so“. Und, egal wie weit oder fern die Umfragen vom tatsächlichen Wahlergebnis liegen, soviel ist sicher: Eine Mehrheit hat nichts gegen weitere vier Jahre unter der größten Kanzlerin aller Zeiten.
    Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

  8. ICH hoffe, dann noch da zu sein – aber die SPD werde ich NIE wieder wählen, selbst wenn ich 100 Jahre als werde. Die CDU wahrscheinlich auch nicht, aber das würde ich nicht so kategorisch ausschliessen, wenn Merkel erst einmal zum Teufel gejagt ist-

  9. Schulz auch Mister 100 % genannt ist kein Mohr der seine Schuldigkeit getan hat, sondern ein Don Quijotte. Wer solange in der SPD sein opulentes Dasein gefristet hat, muss doch die Fallstricke kennen, die seinerzeit „Onkel “ Herbert Wehner installiert hat. Die Fakten die ihn eigentlich belasten sollten, nämlich seine unselige Kumpanei mit dem größten Europäer aller Zeiten, dem Luxemburger Zaunkönig Juncker, sind doch zu seinem Glück nie zur Sprache gekommen. Er ist der weitere Sargnagel am am Untergang der SPD. Darum ruhe Sanft, und genieße den Ruhestand in Würselen.

  10. Buddeln Sie mal im TE-Archiv nach,Anfang Februar,bei Hugo Müller-Vogg.

    Da habe Ich das,was jetzt abläuft so ziemlich genau beschrieben.
    Und,das der Siggi der „Held“ im Hintergrund ist,musste doch allen klar sein,denn er mag unbeliebt sein,aber blöd ist der Mann nicht!

    Und nein,Ich bin kein SPD Anhänger,Ich bin heimatloser konservativer,auf der Suche,aber wohl nicht mehr lange.

  11. Es gibt gute Clowns und nicht so gute Clowns.
    Am schlimmsten sind Clowns die einen zum Weinen bringen.

    • Kennen Sie eigentlich politisches Kabarett? Hier wird alles auf den Kopf gestellt. Nicht der Clown ist der komische, sondern das Publikum. Und eigentlich sollte nun der Clown weinen…
      Aber wieder lacht das Publikum, obwohl es eigentlich weinen sollte!
      Irgend etwas scheinen die ’schlimmsten‘ Clowns also von ihrem Geschäft zu verstehen. Am Ende bleibt aber hoffentlich nicht allen das Lachen im Halse stecken.
      Von jetzt bis irgendwann fühlen Sie sich daher bitte von mir zu irgendeinem Kabarett eingeladen. Und wir schauen uns dann und wann nur zustimmend an, um die Apokalypse des Lachens zu empfinden.
      Einverstanden?

  12. Spekulationen, Verschwörungstheorien, kriminalisierendes Vokabular, Verbalinjurien wer dieses Niveau der politischen Auseinandersetzung mag, dem sei es gegönnt.

  13. “ Noch realistischer allerdings scheint angesichts der jüngsten Trends,
    dass ihn seine Partei nach dem verlorenen Wahlgang wie einst seinen
    Vorgänger Peer Steinbrück in Schimpf und Schande vom Hof jagt.“ Sie meinen „entsorgen“?

    • „Rückstandslos entsorgen“, um im SPD-Sprech zu bleiben.

  14. Und warum hat Gabriel nicht – angesichts der Mehrheitsverhältnisse im BT – die Koalition aufgekündigt und sich selbst zum Kanzler gemacht? Die SPD will ja gar nicht regieren, denn das hieße ein bißchen, Verantwortung zu tragen. Das kann von denen keiner. Die sind ja dauermüde von den Schlachten am Kalten Buffet.

  15. Nicht nur bei der alten/neuen Chefin, sondern auch bei Gazprom-Schröder, der den ehemaligen EU-Politiker sagt, wie er ganz nebenbei noch gut dotierte Posten ergattern kann. Beide haben fast keinen Charakter, obwohl sie doch Sozialisten sein wollen. Sie werden auch für die ev. ausgeschiedenen SPD-Minister sorgen müssen. Das kleine Nadelgeld, welches sie erhalten, reicht nicht zum Leben :-(.

  16. Wenn man das so liest, könnte einem der Mr. 100% Schulz schon ein wenig
    Leid tun…..(Finde gerade das Emoji mit den Krokodilstränen nicht)
    Aber mit dem Spitzenpersonal dahinter:
    Manuelas Doppelmoral: Sohn-Schule; läuft mit bei zweifelhaften Gruppen im
    Aufstand gegen Rechts
    Fr. Högls lustiger Winkerei bei Schulzrede zu Barcelona
    Hr. Stegner….den überspringe ich jetzt bewusst
    Mein absoluter Favorit der Heiko, der sich nicht mal bei den Linken beliebt
    gemacht hat, mit seinem „HEIKO’S MEINUNGSDURCHSETZUNGSGESETZ“
    Und dann wäre da noch Fr. Özuguz…aber das könnt ihr bei Tichy selber nachlesen

  17. Wer macht denn diesen Bubble-Effekt:
    Die Presse in Einigkeit mit den Demoskopen. Die Demoskopen würden nicht offensichtlich manipulieren, steht hier. Die Art der Fragestellung kann aber schon Manipulation sein, genauso wie die Überschriften der Presse offen manipulieren. Die Gesamtheit der freien Bürger, für die diese Wirtschaftszweige vorgeben zu sprechen, wird hier aus ideologischen wie wirtschaftlichen Gründen misshandelt.
    Es wird schon als wahr gesetzt, was nicht klar ersichtlich ist. So werden fake-news von der 4ten Gewalt hinterhältig produziert und leider allzu oft zur Wahrheit gemacht.
    Die Bürger sind die Luft der Bubble-Macher. Sie sind ihnen sprichwörtlich Luft!

  18. Es ging nur darum, die AFD-Werte zu senken, die zeitweise eingebrochen ist, sich nun vor der Wahl aufgrund Schulz Inkompetenz aber wieder ihren alten Werten nähert.

  19. „Durch das Abkommen mit der Kanzlerin nicht ueber Einwanderung zu streiten hat sich die SPD selbst kastriert.“
    Einen Streit darüber hätte es so oder so nicht gegeben, weil Schulz ein Fan der Willkommenskultur ist.

    • Der redet jetzt eigentlich ganz anders, als wie er noch in Brüssel war. Wieso das denn? :o)

  20. „Das einzige Thema, mit dem er gegen Frau Merkel hätte punkten können, wurde ihm verwehrt.“
    Das wurde ihm nicht verwehrt, er hat es selbst abgelehnt, das Thema anzusprechen.

    • Nicht nur werwehrt, mir nicht bekann, daß es nur einen Millimeter mehr nach „rechts“ geht bzgl. der Standpunkte der „SpezialSpezialisten“ der SPD zum Thema, Masseneinwanderung/Wirtschaftsflüchtlinge usw., Euro ganz zu schweigen. Nein, die wollten auch nicht ansatzweise….

  21. Eher ein Sancho Panza…
    Aber wetten, dass der Herr, auch wenn er nichts rafft, den Karlspreis kriegen wird? Oder hat der den schon?

  22. Interessanterweise ist ein früherer, mit Pauken und Trompeten Gescheiterter jetzt sogar Bundespräsident. Deutschland – ein Narrenschiff!

  23. Mein Freudscher Verleser: „Hangover-Mafia“, auch nicht schlecht, oder?

  24. Es geht noch besser: Sigmar Gabriel im Interview mit T-Online (Ströer Gruppe)
    „Damit ist die SPD auf die schiefe Ebene geraten…“
    Ich könnte glatt den Posten von Marionetta Slomka übernehmen.
    Für den Spaß würde ich sogar auf die Kohle verzichten.
    Na GEZ Zahler ist das ein Angebot?

  25. Früher, etwa als der alte Augstein noch lebte, hätte man einen so scharfzüngigen und erfrischend boshaften Artikel im SPIEGEL lesen können. Gottseidank gibts heute den Einblick (und die Achse).

    • Der „Mohr“ — ogottogottogott — rassistisch, schon Shakespeare. :o)

  26. Nicht Shakespeare sondern Schiller und genau:
    „Der Mohr hat seine Arbeit (nicht Schuldigkeit, wie immer wieder falsch zitiert) getan, der Mohr kann gehen.“

  27. Dann wollen wir mal hoffen, dass nach dem 24. September alle Spezialdemokraten ohne Regierungsjob sind. Das wäre nicht nur gerecht, sondern auch noch sinnvoll.

    • Und diese Jobs übernehmen dann schwarze Sozialisten vom Merkelbeklatschverein, Grünbolschewisten und Amateure von der FDP – auch kein wirklich beruhigendes Szenario.

      Dann lieber wieder GroKo mit 2 Oppositionsparteien im Parlament, da bleibt dann wenigstens noch die Hoffnung, das es nicht für die volle Legislaturperiode reicht. Die beiden Blockparteien könnten dann 2021 vom vollkommen desillusionierten Wähler eventuell die Plätze zugewiesen bekommen, die ihnen gebühren:

      Spezialdemokraten = 10 -15%
      Merkelbeklatschsekte = 20 – 25 %

      Ps.: Das sind natürlich nur sehr optimistische Hoffnungen.

      • Na ja, es gibt immer noch das Dallas-Szenario, auf das man hoffen kann.

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