<
>
Wird geladen...
Zynisches Spiel der Retter

Menschenfischer Sea-Eye erneut tief in libyschen Hoheitsgewässern

15.08.2017

| Lesedauer: 2 Minuten
Vor der Küste Libyens geht das Verwirrspiel um angebliche Rettungsschiffe, Schlepper und Beobachtungsschiffe weiter. Gleichzeitig erhöht die EU den Druck auf Libyen - und die Schlepper suchen neue Routen nach Deutschland via Spanien.

Gerade erst verkündete die Sea-Eye NGO ihren vorübergehenden Rückzug aus dem Seenotrettungsgeschäft, da fuhr die Sea-Eye am 14. August laut AIS-Tracking Webseite Vesselfinder erneut 5-10 Kilometer weit in libysche Hoheitsgewässer ein. Aktuell bewegt sich das Schiff wieder Richtung Malta. Es kann also durchaus nicht die Rede davon sein, dass sich die NGOs aus dem Seerettungs-Geschäft zurückgezogen hätten. Oder man wollte ein letztes Mal demonstrieren, dass man kann, was einem untersagt wurde. Oder vesselfinder hat falsche Daten weitergegeben. Auch das wollen wir hier nicht gänzlich ausschließen. Denn erstaunlicherweise ist diese untersagte Annährung an die libysche Küste im marinetraffic-Portal nicht nachvollziehbar.

Die C-Star der Identitären Bewegung beobachtet derweil drei weitere NGO-Schiffe, die allerdings respektvollen Abstand zur libyschen Küste halten. Unterwegs sind hier zur Zeit die Phoenix, die Aquarius und die Golfo Azzuro, die sich gestern von Malta kommend heute bis auf wenige hundert Meter an die C-Star heran navigiert hat. Offensichtlich wollte man den Spieß umdrehen und dem Schiff der „Rechten“ einen unangemeldeten Besuch abstatten. Vielleicht ja kreisen sogar die Rettungsschiffe um die C-Star in der Hoffnung auf einen Maschinenschaden um dann ihrerseits zu Helden der Seerettung an der C-Star zu werden.

Aber das alles sind offensichtlich Nebenkriegsschauplätze in Sandkastenformat.  Denn einer der mächtigsten Akteure in Libyen, General Chalifa Haftar, hat der EU gerade ein Grenzsicherungspaket geschnürt, dessen Preis mehr als drei Mal so hoch sein soll, als jenes von fünf Milliarden Euro, welches man dem gestürzten Machthaber Gaddafi einst verweigerte bevor man gegen ihn in den Krieg zog. Haftar will damit punkten, dass er nach eigenen Angaben mehr als dreiviertel des Landes kontrolliere. Also auch die Küsten schützen könnte und so weitere Migration nach Europa verhindern. Dafür wünscht er sich auf die kommenden 20-25 Jahre verteilt 17 Milliarden Euro in Waffen, Munition, gepanzerten Fahrzeugen, Hubschraubern, Nachtsichtgeräten und für befestigte Anklagen zur Küstensicherung. Sein Argument: „An die Türkei werde ja mehr bezahlt.“

Bedenkt man nun, dass laut der – im wesentlichen von westlichen Regierungen, Stiftungen und Konzernen finanzieren – International Crisis-Group das Schleppergeschäft alleine in Libyen 1-1,5 Milliarden Dollar jährlich einbringen soll, bekommen die Blätter in diesem Poker um die Ärmsten der Armen eine neue Hausnummer.

Dabei sollen es nicht  nur die Schlepper sein, die profitieren, auch viele kleine Leute vom Taxifahrer bis zum Lebensmittelhändler verdienen ordentlich am gewaltigen Migrationsstrom Richtung libysche Küste. Die Interessenlage ist also auf allen Ebenen kontrovers, eine Lösung des Problems kaum in Sicht. Zudem müssen sich auch bei den Schlepperorganisationen mittlerweile große Vermögen angehäuft haben, von denen man leider annehmen muss, dass diese ebenfalls zukünftig ansteigend eingesetzt werden, um den Geldhahn am Laufen zu halten.

Das Geplänkel der NGOs mit den Identitäten vor der Küste ist in diesem Gerangel dann sicher das allerkleinste Problem. Dennoch bleiben die Helferschiffe wichtiges Nadelöhr dieses milliardenschweren Geschäftsmodells. Bleiben die Transferschiffe weg, wird sich das irgendwann auch bei jenen Afrikanern herumsprechen, die einen der teuren Plätze auf den unsicheren Schlauchbooten der Schlepper buchen. Aber bis diese Boote nicht mehr bestiegen werden, bis die Küsten Kilometer für Kilometer militärisch gesichert sind, werden weitere tausende Menschen elendig ertrinken ohne je eine Chance gehabt zu haben, ihr Traumziel Europa zu erreichen. Wer will dieses Opfer nun der Weltöffentlichkeit erklären oder gar moralisch vertreten?

Wie unsere Reporterin aus Spanien berichtet suchen sich die Schlepperorganisationen neue Routen via Spanien nach Deutschland.

Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

20 Kommentare

  1. Wir sollten unbedingt Entwicklungshilfe bei den Behörden Ugandas beantragen und fachliche Beratung für unsere Behörden.

  2. @Markus: Aber das ist doch billigste moralische Erpressung
    bis hin zu handfester Nötigung.
    JEDER, wirklich jeder Meinungs-Dissident ist neuerdings ein „Rassist“ oder „Nazi“. Übersetzt heißt das: Wenn du dich nicht unserer Deutungshoheit unterwirfst und mitmachst bei dem, was wir wollen, bist du Persona non grata und wir machen dich fertig. Wir denunzieren dich in aller Öffentlichkeit und
    stellen dich an den Pranger!

    Es ist eine massive Nötigung des Mobs, wie in den 30ern, als
    Leute mit Schildern rumlaufen mußten, auf denen Sachen standen wie: „Ich Vaterlandsverräter habe bei Juden eingekauft“. Bloß mit umgekehrtem Vorzeichen. Aber die Blockwart-Mentalität, das aggressive Denunziantentum und die dummdreiste Mitläufer-Haltung ist haargenau dieselbe.

    Es ist ein Hinweis auf die Macht des Unbewußten. Vermutlich
    wurde dieses perfide Denunziantentum wie ein Wanderpokal unbewußt zwischen den Generationen der Deutschen weitergegeben und taucht jetzt in dieser nervtötenden
    Form wieder auf.

    Freud sagte mal, moralisches Gesülze sei ein Ausdruck von
    fehlgeleiteter Aggression. Genau das merkt man diesen Leuten mit ihrem beifallheischenden und aufdringlichen Gutmenschentum auch an. Sie würden einem, wenn man sie kritisiert, am liebsten direkt eine reinhauen. Daher bestehe ich jetzt immer darauf, daß nur noch auf Faktenbasis und ohne aggressives
    Moralisieren diskutiert wird. Andernfalls breche ich das Gespräch sofort ab.

  3. … um sodann die Einkommensquellen im kontinentalen Hinterland für ihre Unternehmen der Sozialindustrie weiterhin sprudeln zu lassen. Und der Michel zahlt ohne Murren seine Abgaben an einen Staat, der dieses Geld verantwortungslos raus haut, als wäre der Nachschub unendlich.

  4. Da ist sie mal wieder, die Moral der Gutmenschen, die sich zu schade sind, Lösungen zu wählen, weil sie „militärisch“ sein könnten: lieber bezahlen sie andere, nämlich echte Gewalttäter, in Form von Waffenlieferungen in Höhe von 17 Mrd. Euro. Nun gut, sie haben es in diesem Fall noch nicht getan, aber sie ermutigen Diktatoren und Erpresser, ihnen solche Forderungen zu stellen. Und teilweise (siehe Türkei) kommen sie den Forderungen der Diktatoren auch nach.

    Es bleibt dabei: die wirklich moralische Politik ist eben nicht die der jetzigen Regierung und ihrer sogenannten NGOs. Eine wirklich moralische Politik schafft klare Rechtmäßigkeiten und Verbote und sorgt dafür, dass diese Regeln auch eingehalten werden. Eine moralische Politik verleitet nicht Hunderttausende dazu, ihre Ersparnisse Schleppern zu geben, wodurch (zusätzlich zu den Drogenbanden) eine weitere Form der organisierten und gewalttätigen Kriminalität geschaffen wird. Eine moralische Politik führt nicht zu Tausenden von Ertrinkenden im Mittelmeer, und sie verlockt nicht Hunderttausende junger Männer, nach Europa zu kommen, die mit ihren Fähigkeiten dort nur einen menschenunwürdigen Platz finden können, nämlich einen in der Wohlfahrt oder der Kriminalität.

    Und es sind die linken Unterstützer dieser absolut unmoralischen Politik, die sich erdreisten, Kritikern ihrer Maßnahmen „Rassismus“ vorzuwerfen – ein Vorwurf, dem auch durch Regierung, Bundespräsident und Medien kaum widersprochen wird. Deutschland und Europa haben komplett ihren moralischen Kompass verloren.

  5. Haben sie eigentlich bei Sea-Eye nachgefragt, was es mit dieser Annäherung an das libysche Hoheitsgebiet auf sich hat?

    • Angeblich musste man vor dem Wetter in einen tunesischen Hafen flüchten habe ich an anderer Stelle gelesen. Ich kann nur die vesselfinder-Tracks auswerten. Deshalb ja der Konjunktiv im Text. Danke für Ihre Nachfrage!

  6. Mit „moralischer Verantwortung“ meint der Artikel hier die NGOs, die dann für den Tod vieler Opfer verantwortlich sind, da die ja für die Aufrechterhaltung des Stroms sorgen.

    Ich gebe aber zu, wenn mit „moralisch“ argmentiert wird, dann ist es ja meistens so, dass die Linken uns damit den Mund verbieten wollen. Sie befinden sich aber hier nicht bei einem Mainstream-Medium, sondern bei Tichys Einblick.

    Da muss man sich erstmal umgewöhnen. Das sollte aber nicht schwer sein. Ich halte die Überführung und Aufnahme der Migranten sowieso für unmoralisch. Erstens kommen nur die Stärksten und zweitens könnte man mit dem ganzen Geld in den betroffenen Gebieten viel mehr erreichen.

    Sie sehen, man kann moralisch relativ einfach gegen die Gutmenschen argumentieren.

  7. Kurz nach dem die C Star die „Verfolgung“ der Aquarius eingestellt hat, muss etwas passiert sein. Die Aquarius befand sich schon wenige Stunden später auf dem Weg nach Pozzallo.

  8. … sie wissen, dass die Staatsanwalten als Beamte an Weisungen gebunden sind ? Glauben Sie, hier würde die Regierungspolitik konterkariert bzw. würden sich Merkel & Co. von jemandem vorwerfen lassen, sie behinderten die Arbeit der Seenotretter ? Die die Bevölkerung ? Sonnt sich unverändert im ihrer grenzenlosen Gutheit.

  9. Halten Sie sich auch an die FB + TW Seiten von #DefendEurope und der Identitären Bewegung. Dort erfährt man auch viel Neues.
    Leider ist die Küste von Libyen sehr lang und die libysche Küstenwache mit Schiffen nicht bestens ausgerüstet. Es werden also immer NGOs durchschlüpfen können.

    Außerdem ist unsere heilige GröKaz doch laut eigener Aussage gerade dabei, mit Libyen einen Deal analog zu dem mit der Türkei auszuhandeln. Sich also wieder erpressen zu lassen, statt selbst etwas zu unternehmen, um die Mittelmeerroute zusammen mit Italien zu schließen.
    Man könnte nur noch schreien.

    • Ich muß in letzter Zeit schon laut losschreien, wenn ich die
      Bundesraute nur im TV sehe oder ihre Stimme höre. Ich glaube, ich bin
      mittlerweile schon körperlich allergisch gegen sie. Wem´s genauso geht, es gibt ein Heilmittel: ABWÄHLEN!
      Oder nach Art. 20 intervenieren, denn mit wählen allein wird es mMn nicht klappen, das Volk ist zu blöd dazu.

  10. Nehmen Sie mal z.B. UGANDA, dort sind Flüchtlinge willkommen – jedenfalls wenn sie aus Eritrea stammen, 1 Millionen sind schon dort. Finanziert wird das Ganze selbstredend vom Westen, aber für vergleichsweise Peanuts.
    Die die nach Deutschland kommen sind i.d.R. lediglich Versorgungssuchende und die BRD lässt das auch noch so durchgehen.

  11. Ich verstehe was Sie meinen….

    Mit der gleichen Logik der „moralischen Verantwortlichkeit“ hätte man auch seinerzeit die jungen Männer, die während des Großen Goldrauschs nach Alaska gezogen sind, dort Leben und Gesundheit riskiert – und in vielen Fällen verloren haben – als „Armutsflüchtlinge“ deklarieren können. Macht aber niemand, auch die Geschichtsschreibung unternimmt keinerlei Schritte zur „Aufklärung“ in dieser Richtung, weil: Die wollten ja bloß ein besseres Leben für sich!

    Genau wie ein armes Kind aus den Favelas Sao Paulos, das versucht ein Fußballstar zu werden, um seiner ärmlichen Herkunft zu entfliehen. Wenn auf dem Weg „zur Spitze“ was schiefgeht (Verletzung; Erpressung durch Gangs, die auch was vom Kuchen abhaben wollen…. und Schlimmeres…), habe ich noch nie gehört, dass hier besonderes Mitgefühl aufkommt. Denn: Fußballer bekommen es doch sowieso „vorne und hinten reingesteckt“…

    Das einfache Wirkprinzip: Ich bin nicht mit meinen Lebensumständen zufrieden, also riskiere ich etwas – setze eventuell sogar alles auf eine Karte – um meine Lage zu verbessern… Nach Gangsta-Logik: „Live rich or die trying!“

    Das jeweilige Start- und Ziel-Niveau mögen sich unterscheiden, aber die Logik ist doch immer die Gleiche.

    Dass wir uns nicht falsch verstehen: Hilfe, mit Verstand geleistet, ist OK! Aber, „Jeder soll nach seiner Façon selig werden, wir sorgen und zahlen bedingungslos dafür!“, das ist blanker Unsinn! Das lasse ich mir nicht einreden!!!!

  12. Also wir haben den Screen hier vorliegen. 14. August 12:55 Uhr auf Vesselfinder. Nur können wir von hier aus nicht einsehen, warum ein Schiff die Hoheitsgewässer befährt und wenn es Grenznah ist, ob nun vor Libyen oder Tunesien. Noch weniger, wenn die Trackingspur mitten in der 12 Meilenzone abreißt. Also klar: Sie könnten Recht haben.Oder eben nicht. Danke Ihnen!

  13. 😉 Schönes Bild:
    „Der arabische Schleuser sitzt im Straßencafe, trinkt schwarzen Tee mit viel Zucker und kaut auf einem Zahnstocher.“

  14. Gebt ihm die 15 Mrd. – kurbelt unsere Waffenindustrie etc. an, verhindert den Zuzug, und man bedenke, dass in Griechenland für WESENTLICH mehr
    EU-Geld Nix (ausser Banken anzufüttern) rausgekommen ist. Aber bitte, liebe EU schließt den Vertrag so, dass eine Kontrolle der Gelder nicht möglich ist – bitte bitte

Einen Kommentar abschicken