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Die CDU gewinnt Wahlen, die SPD regiert

Helmut Kohl: Der letzte Kanzler gegen rot-grün

17.06.2017

| Lesedauer: 4 Minuten
Der sechste Kanzler der Republik, der Wiedervereinigungskanzler, war die letzte Instanz der Konservativen. Nach 16-jähriger Kanzlerschaft Helmut Kohls färbte sich das Land auch an der Spitze grün-rot.

Helmut Kohl ist der Mann, ohne den der Wiedervereinigungsprozess Deutschlands 1989/90 in Turbulenzen geraten wäre. Helmut Kohl hatte schon 1982, als er durch sein erfolgreiches Mißtrauensvotum gegen Helmut Schmidt Bundeskanzler wurde, auf seine ganz persönliche Art, wenig intellektualistisch, aber sehr straight die verworrene Hinterlassenschaft der sozialliberalen Koalition Helmut Schmidt/Hans-Dietrich Genscher geordnet. Die Republik wurde durch sein So-Sein in ruhigere Gewässer gesteuert.

Da hilft ein Blick zurück auf den hysterisierten Fanatismus, mit dem die jungen Grünen und altgewordenen 68er den sogenannten Nato-Doppelbeschluss bekämpften: Es ging um Nachrüstung durch Installation von Pershing II-Raketen auf dem Boden der Bundesrepublik gegen die Vorrüstung der sowjetischen Seite durch Installierung von SS 20-Raketen auf dem Gebiet der DDR. Dagegen tobte der Kampf: auf den Straßen, in den Universitäten, in Kirchen, Gewerkschaften und überall im Land. Das hat die Bundesrepublik damals wenig günstig beeinflusst; und der Mechanismus der kollektiven Erregung hat sich seither perfektioniert und das Land destabilisiert.

Die Gesellschaft war schon damals gespalten. Es ging um nicht weniger als den atomaren Weltfrieden oder besser, um das Gleichgewicht der gegenseitigen atomaren Abschreckung. Das „linke“ Lager, in dem auch damals Ostberlin noch propagandistisch mitmischte, hatte die Gesellschaft regelrecht enthirnt. Helmut Schmidt hatte seine SPD nicht mehr im Griff; ein gewisser Oskar Lafontaine und der Säulenheilige Erhard Eppler und die ihren hatten die SPD entkernt. Auch die FDP war damals Stasi-unterwandert, siehe das unheilvolle Spiel ihres Stasi-Bundestagsabgeordneten William Borm und seinen Leuten, die sich de facto für die atomare Überlegenheit des Unrechtsregimes Ostblock damals einsetzten. Sie alle scheiterten an Kohl.

Heutzutage tönen viele, dass die Mehrheit der Gesellschaft friedensbewegt, pazifistisch gegen die Nato-Nachrüstung gewesen wäre, was ich entschieden bezweifeln möchte. Der laute Teil der Gesellschaft war tatsächlich gegen die Nachrüstung, die sich aus der Rückschau unbestreitbar als richtig und als einzige Handlungsalternative erwiesen hat.

Kanzler Helmut Kohl brachte die Sache, die Helmut Schmidt formuliert und begonnen hatte, im Dezember 1983 zum Abschluss. Pershing II-Raketen und  Cruise-Missiles, die wurden nachgerüstet. US-Präsident Ronald Reagan, das rote Tuch der Linken weltweit und eben auch Kanzler Helmut Kohl hatten im Kalten Krieg dem Warschauer Pakt gezeigt, dass der Westen abwehrbereit ist und sich nicht durch irregeleitete Kräfte im eigenen Land so einfach destabilisieren läßt.

Helmut Kohl hat dem Westen einen großen Dienst erwiesen. Auch beim Krisenmanagement in Sachen Vereinigung von BRD und DDR war er der Mann, den die Geschichte in der Stunde brauchte.

SPD-Kanzlerkandidat Lafontaine, der die SPD nachhaltig in eine historische Krise getrieben hat, von der sich die gute alte Tante bis heute nicht erholt hat, hätte jedenfalls den Wiedervereinigungsprozess torpediert und verstümmelt.

Helmut Kohl war der Kanzler, der die Grünen und die 68er aussitzen wollte – die dann allerdings ihn erfolgreich ausgesessen haben. Joschka Fischer, erster grüner Vizekanzler und Außenminister, sagte mir in einem Interview im April 1998, das er mir in seinem Bonner Abgeordnetenbüro gegeben hat, ganz klar im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl: Wir schicken die Konservativen jetzt in die Opposition! Zu diesem Zeitpunkt kämpfte Helmut Kohl nach 16 Jahren Regierungszeit noch ernsthaft um seine Wiederwahl. Er hatte die Zeichen der Zeit nicht mehr erkannt.

Ich habe Helmut Kohl im Januar 2000 im Abgeordnetenhaus der CDU Unter den Linden/Wilhelmstraße getroffen. Obwohl Merkel bereits die CDU-Fäden in der Hand hielt, residierte Helmut Kohl noch in der Königinnen-„Suite“: Das Gebäude war das Bildungsministerium einer gewissen Margot Honecker gewesen, und Helmut Kohl hatte sein Büro in eben dem Bonzentrakt Margot Honeckers aufgeschlagen. Edel, aber nur noch geduldet.

Ich hatte Kohl um ein Strategiegespräch gebeten, weil ich wissen wollte, wie er und die CDU die Lage einschätzten, wenn ich meine Recherchen zu der extremen Gewaltvergangenheit Joschka Fischer veröffentlichen würde und ob überhaupt eine solche Veröffentlichung gegen die eiserne Mehrheitsmeinung in den deutschen Medien machbar ist.

Helmut Kohl hatte sich Zeit genommen, war hoch interessiert und voller Elan. Ihn drückten damals schwarze Kassen der CDU. Helmut Kohl bezeichnete diesen Joschka Fischer mir gegenüber als ein „Krebsgeschwür“ im Deutschen Bundestag. Ein sehr hartes Wort. Für ihn waren die Fronten klar. Für seine Nachfolger nicht mehr. Dabei ging es weniger um Personen, sondern um eine Haltung zu Staat und Gesellschaft. Seither folgt die Union wie willenlos jeder grünen Regung, nimmt sie, wie die Energiewende, sogar vorweg.

Helmut Kohl war, wie in den Pressekonferenzen seiner letzten Amtsjahre schon zu besichtigen war, ein launiger Typ. Ich war überrascht, wie gelassen und frei er von allen 68er-Blessuren war. Kohl war weder positiv noch negativ angefixt, obwohl er zu diesem und jenem Protagonisten eine sehr klare Meinung hatte. Und er wusste auch einiges zum Beispiel über die Unterstützerkreise der RAF, die, wie er sagte, auch an der Hamburger Elbchaussee saßen und anderen vornehmen Orten der Republik.

Er erzählte mir, wie sich die 68er, Journalisten, Politiker, Karikaturisten – man erinnert sich an den Dauerwitz, dass die „Birne“ nicht lange im Amt bleiben würde – in allen Medien an Kohl abgearbeitet hatten. Er lachte darüber. Vielleicht unterschätzte er den rot-grünen Mainstream, der nach ihm vieles mitgerissen hat und noch weiter mitreißt.

Damals habe ich auch mit vielen hochrangigen Politikern über das Thema gesprochen, unter anderem mit Wolfgang Schäuble oder mit Wolfgang Gerhardt, den damaligen FDP-Chef und Fraktionschef im Bundestag, aber auch mit Michael Glos, Johannes Rau und Gregor Gysi und mit vielen Mediengewaltigen, Chefredakteuren, Intendanten wie WDR-und ARD-Chef Fritz Pleitgen. Sie alle waren in Sachen Grün, in Sachen 68 betroffen. In seiner Gelassenheit zeigte sich die Ausnahmepersönlichkeit Helmut Kohls.

Helmut Kohl hat den Euro durchgesetzt. Jedenfalls wäre der Euro ohne oder gegen ihn nicht zustande gekommen. Er wollte den europäischen Traum mit dem schnöden Mammon zusammenschweißen, sicher in bester Absicht, aber gewiss auch um der eigenen Unsterblichkeit willen. Leider ist der Euro für die einen Volkswirtschaften zu teuer und für die anderen zu billig, was zu einer ständigen Zerreißprobe in der Eurozone führt. Kohl hat die Wirkung eines falschen „Bimbes“ unterschätzt. Das war vermutlich sein historischer Fehler. Es gibt einen zweiten.

Denn wir verdanken ihm ja alle auch noch Kanzlerin Angela Merkel, die eben nicht, wie gescherzt wird, die letzte Rache Erich Honeckers ist, sondern viel eher die letzte Rache Helmut Kohls. Er war der letzte Kanzler vor rot-grün. Gertrud Höhler schreibt zu Recht in Ihrem neuesten Buch: Angela Merkel habe das Kunststück fertig gebracht, dass die CDU wieder Wahlen gewinnt, aber die SPD regiert. Kohl wird darüber in seiner gelassenen Art laut gelacht haben.

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39 Kommentare

  1. endlich schreibt Bettina Röhl wieder. Ihre Texte sind einfach die Besten hier!

  2. Die Pax Arabica bzw der Islam wird diese Klammer sein, die Europa zusammenhalten wird (als Anexus zu einer riesigen islamischen Landmasse in Asien und Afrika).

    Demographie lässt da keinerlei Zweifel. Bei allen wichtigen europäischen Staaten wird der Bevölkerungsanteil von (jungen, dynamischen, gläubigen, aggressiven) Moslems von ca. 40% in etwas gleichzeitig erreicht (ca 2050), und dieser Pan-Europäischen im Glauben geeinten Masse aggressiver junger Männer haben die zersplitterten überalterten Europäer nichts mehr entgegen zu setzen, insbesondere weil die Moslem von mächtigen schlauen und verschlagenen Eliten unterstützt werden – den Eliten des Westens

    Den meisten Diktatoren der Geschichte reichte eine glühende Anhängerschaft von 40% um den schwächeren Rest der Bevölkerung locker zu unterdrücken.

  3. Ja, ich wundere mich auch immer, wieviel Agressionspotential in den Deutschen steckt, ist man mal auf der Autobahn unterwegs.
    Seine bürgerlichen Rechte und Pflichten aber einmal mit der gleichen Vehemenz wahrzunehmen machen die Leute dann aber nicht. Warum???
    Helmut Kohl war ein engagierter Staatschef für Deutschland, nicht mehr und nicht weniger.
    Die Leute leiten daraus aber eine Vollkasko- Anspruchshaltung an diesen projezierten Universalübervater ab. (Das kann man hier in etlichen Beiträgen herauslesen)
    Die Meisten haben glaube ich nicht verstanden, dass sie in einer Demokratie leben und sich deshalb für ihre Interessen engagieen müssen. Wenn alles von oben bestimmt wird ist das eine Diktatur. Die Politik kann von unten gemacht werden, wenn die unteren denn auch etwas tun.
    Nicht nur Rosinen picken.
    Anderenfalls und so wie es aussieht behalten die Blender, Granden und Heuschrecken weiterhin das Kommando.

  4. Danke, liebe Frau Röhl, für Ihren hervorragenden Beitrag! Einmal eine ganz andere Art der Betrachtung!

  5. Danke Frau Röhl, – ich freue mich immer, von Ihnen zu lesen.
    1982 war ich alles andere als glücklich darüber, dass die „Birne“ an die Regierung kam… .
    Habe die Zeit intensiv erlebt.

    Im Nachgang muss ich eingestehen, – ich wäre froh, einen wie ihn noch zu haben.
    In Erinnerung bleibt mir, wie sich Schmidt und Kohl im Bundestag die Hand reichen.
    Es waren die letzten Kanzler mit Kriegserfahrung.

  6. Kohl ist der Prototyp eines Mächtigen, der nach 16 Jahren schmerzlich feststellen musste, dass eine zu lange Amtszeit die politischen Augen vor den Veränderungen erblinden lässt. Merkel mit ins Boot seiner Sympathie zu holen war sein Kardinalfehler. Als er es merkte, war es zu spät.
    Beide werden in die Geschichte eingehen: Der eine als Kanzler der Einheit, die andere als Kanzlerin, die Deutschland mitsamt Europa an die Wand gefahren hat.
    Dafür werden die Schulzens nicht mehr gebraucht. Merkel allein reicht schon.

    • Der Witz ist, das Helmut Kohl, Pragmatiker der er war, damals weder Bock auf Frauen- noch auf Ossiquote hatte, und deswegen Merkel geholt hat – nur 1 Regierungsposten dem Quotenwahn geopfert statt 2.

      Der zweite Witz ist, dass Kohl für die Einheit Deutschlands die Auflösung Deutschlands versprechen musst – also die endgültige Zersetzung des gerade erst wiedervereinten.

  7. Ein weiteres Bildnis:
    Helmut Kohl stand mit beiden Beinen im richtigen Leben.
    Helmut Schmidt stand mit beiden Beinen im richtigen Spiegelsaal.
    Nun denn….

  8. Der Euro ist nicht in Schwierigkeiten, weil es ihn gibt, sondern weil nicht alle Mitglieder für eine Teilnahme geeignet sind. Kohl ließ sich von Chirac erpressen, daß Italien dabei sein müsse. Griechenland hat erst Schröder reingelassen.

    Eine Eurozone bestehend aus dem ehemaligen DM-Block plus Frankreich wäre machbar gewesen und die Verträge hätten unbedingt eingehalten werden müssen. Zusammen mit einer wirklichen Stabilitätspolitik der EZB wäre der Euro heute eine sehr solide Währung, eine beachtliche Weltwährung. Dann wären auch GB und DK vielleicht gerne beigetreten. Das hätte Europa wirklich sehr gestärkt.

    Sehr geehrte Frau Röhl, schön wieder was von Ihnen zu lesen! Es stimmt, Kohl bürstete zeitlebens gegen den 68er-Strich. Mit ihm ist nun auch die alte Union ganz formal endgültig Geschichte. Was bleibt ist nur dieser verkommene Merkelladen, der Schaden auf Schaden türmt und unsere Zukunft gefährdet.

  9. Liebe Frau Röhl, vielen Dank für diesen Artikel distanzierter Sachlichkeit.
    Kaum jemand der Erlebnisgeneration des WK II wie eben auch Helmut Kohl käme zu anderen Schlussfolgerungen über die Prioritäten in der Politik wie sie bis dato auch in seiner Ära gesetzt wurden.

    Kohl hatte wohl nicht so das Händchen für die Wirtschaft- den Bimbes, wie ich las.
    Das würde auch passen zu den blühenden Landschaften in Mitteldeutschland: auf heute entsiedelten und abgerissenen Ortsteilen, überdimensionalen Lagerhallen und Logistikzentren und den hochmotivierten Wochenendpendlern gen Westen.

    Kohl hatte dies wohl erkannt und die Bezeichnung Freizeitgesellschaft für den Westen formuliert.

    Aber er konnte auch nicht auf allen Hochzeiten tanzen.
    Wo blieben denn da die uneigennützigen Berater und Experten für die planungslos gewordene DDR Wirtschaft??
    Nein, etwas Wermut muss bei der ganzen deutschen Wohlstandseuphorie schon sein, so als Motor für Initiative und Aufschwung.

    Auch hat Kohl als Kriegskind und Historiker bestimmt gewusst, dass sich eine Wirtschaft generell, weil nunmal Existenzgrundlage und Wertschöpfungskette, auch mal ohne talentierte Politiker von alleine zu entwickeln vermag.

    In dem „Gärtlein“ Euro und Europa der Nationalitäten für saubere und einvernehmliche Zucht zu sorgen, mein ich, liegt sein Vermächtnis für seine Nachfolger, Wohl an.

    Nix für wohlfeile Jammersusen.

  10. Kohl hat, wie viele andere auch, das aggressive-besessene Durchhaltevermögen von Grün-Rot unterschätzt. Ist ja sympathisch, dass Kohl über die grün-rote Daueraggression gegen ihn lachen konnte. Aber er hätte es ernster nehmen müssen. Schon deshalb, weil es widerwärtig und ehrverletzend war. Massiv aus allen öffentlich-rechtlichen und sonstigen Medienkanälen wurde die geballte Meinungsmacht missbraucht, um Kohl destabilisieren, zu diffamieren. Nichts war zu mies, nichts zu tief. Der Unterschied zu heute ist nicht groß, lediglich, dass nur noch die Schlangengrube übrig geblieben ist. Alles sonstige Leben, das sich nicht der Herrschaft der Schlangen beugen wollten, wurden vergiftet.

  11. Nachtrag: Mein Vater, Jahrgang 1927, etwa Generation Kohl, hat sich von Zeit zu Zeit draussen gerne mit Gartenbauarbeitern der städtischen Grünanlagen über die Arbeit unterhalten und sich damit immer seine „Erdung“ geholt 😉

  12. Helmut Kohl war studierter Historiker. Man kann ihm also fundiertes Basiswissen über historische Abläufe unterstellen. Soweit ich weiß hatte er es auch nicht nicht nötig,seine Doktorarbeit zu verstecken.
    Er hat Helmut Schmidts Steilvorlage gut verwertet und mit “ seiner“ Wiedervereinigung Deutschlands sicherlich seinen Doktorvater geehrt.
    Kohl war der Fachmann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sicher wird es noch einige Zeit dauern bis man hierzulande seine historische Lebensleistung zu sehen vermag. Es ist ja alles gut gegangen.

      • Ja, denn wir leben alle noch leidlich und Europa wurde nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des RGW nicht schon wieder ein Kriegsschauplatz. Bis auf leider Jugoslawien.

      • Ja, wenn Sie sich damit zufriedengeben, daß Europa noch kein Kriegsschauplatz ist, dann, ja dann, ist wohl in Ihrem Sinne alles gut gegangen. Herzlichen Glückwunsch.

  13. Anscheinend ist nicht mehr bekannt, was das Wort Wiedervereinigung bedeutet. Hoffentlich gehts in Corea mal andersrum.

  14. Netter Nachruf, Frau Röhl.

    Helmut Kohl war unbestritten eine Persönlichkeit. Und sein Traum, dass der Mantel der „Gechichte“ ihn streifen solle, ist in Erfüllung gegangen. Es wird viele geben, die ihn für imposanter als Adenauer einschätzen.

    Aus meiner Sicht zeigt sich die Tragik Kohls an zwei Haupteigenschaften:
    er war zum einen ein begnadeter Instinktpolitiker, der politische Situationen, Ereignisse und Personen mit hoher Geschwindigkeit richtig einschätzen konnte. Er war ein brillanter Populist und Verkäufer des politisch Machbaren. Zum
    anderen aber war er auf dem Gebiet Wirtschaft ein absoluter Dilettant. Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Euro-Einführung auf starke und schwache Länder wurden auch damals in Fachkreisen schon richtig und korrekt vorhergesagt. Kohl hat dies, wie Sie richtig schreiben, vollkommen falsch eingeschätzt – sein Wirtschaftsverständnis bewegte sich auf dem Niveau des Oggersheimer Schleusenwärters. Und genau damit hat er seinem Traum vom geeinten Europa den größten Bärendienst erwiesen. Denn ein rot-grünes Schuldeneuropa kann nicht und wird nicht funktionieren.

  15. Wenn das stimmt – was ich aber bei Frau Röhl nicht bezweifle – dass Joschka Fischer Herrn Helmut Kohl ein „Krebsgeschwür“ genannt hat, dann bleibt mir zunächst die Spucke weg. Aber bei diesem ****** wundert einen dann doch nichts mehr. – Merkel ist die Rache Honneckers, das habe ich schon vor Monaten so geschrieben, mit Fischer als AA-Chef begann aber bereits der Abstieg Deutschlands. Merkel vollendet nur noch. Sie ruiniert alles, was Helmut Kohl aufgebaut hat. Wir alle gucken dabei noch zu. Tragik der Geschichte.

  16. Schön Sie wieder zu lesen hier, Frau Röhl. Ja Kohl, er war irgendwo in-between, nicht so fit, wie er teilweise verklärt wird, aber auch nicht so „dumb“, wie er von Linken und Kabarettisten oft dargestellt wurde. Halt der Mann aus Oggersheim, wohnhaft gewesen im Bungalow……

  17. „Denn wir verdanken ihm ja alle auch noch Kanzlerin Angela Merkel, die
    eben nicht, wie gescherzt wird, die letzte Rache Erich Honeckers ist,
    sondern viel eher die letzte Rache Helmut Kohls.“

    Eher die Rache *an* Helmut Kohl, denn so begeistert war er von der Frau ja auch nicht.

  18. Klasse, nicht die letzte Rache Honeckers….

    Schön wieder von Ihnen zu lesen Frau Röhl!

  19. Heute haben wir die Links-Grünen, wie die Laus im Pelz, überall sitzen. Sie sind alt und fett geworden, sitzen an denselben Futtertrögen wie die, die sie bekämpfen. Das ertragen zu müssen, bedeutet dasselbe, als wenn man einem alten Ex-Nazi beim Treiben zusehen müsste.

  20. An Helmut Kohl wird der Unterschied zwischen guter Absicht und gutem Ergebnis überdeutlich.

    Um die Wiedervereinigung der Nation Deutschland zu erreichen, hat er den Westmächten das Aufgehen Deutschlands im Super Staat Europa versprochen, und de facto haben die Deutschen 1990 ihre eigene Abschaffung bejubelt – sie merken es bloß erst jetzt.

    Und alles im Sinne des staatsmannischen Historikers, der unbedingt neue Kriege zwischen Nationen in Europa verhindern will – und dabei die anderen Kriegserzeugenden Trennlinien zwischen Klassen, Rassen, Religionen, Ideologien und Kulturen völlig übersieht.

    • Zu den „kriegserzeugenden Trennlinien“ wird zwanghaft behauptet – so auch von Helmut Kohl-, dass Nationalstaaten die Ursache für ständige Kriege waren (Stichwort Erbfeind Frankreich). Die Gegenthese ist aber plausibler (und politisch inkorrekt): Alle großen Kriege (vom 30-jährigen Krieg über beide Weltkriege bis zur Kriegsserie in Nahost seit 1950-ern) hätten ohne international agierenden Bündnisse diese Größenordnung nie erreichen können. Nur zum Beispiel: Ohne ein „vereinigtes Europa“ hätte Napoleon den Russlandfeldzug 1812 nie wagen können, denn Franzosen waren weniger als 50% in der Truppe (s. Wikipedia Russlandfeldzug).

  21. Gut Sie wieder zu lesen. Großartiger Bericht und wie immer mutig aufklärend. Sozusagen als Zeitzeugin habe die genannten Fakten zu Helmut Kohls politischer Vita in gleicher Erinnerung. Deutschland und Europa haben ihm viel zu verdanken. Nicht zuletzt unser Leben in Freiheit. Das sehen meine Freunde von Amerika bis Russland ebenso. Danke Frau Röhl.

  22. „Helmut Kohl hat den Euro durchgesetzt“ … aber Margaret Thatcher hat Recht behalten. Für sie bedeutete die Einführung des Euro nichts anderes, als die Etablierung eines europäischen Bundesstaates durch die Hintertür.
    Kohl hat die deutsche Einheit erreicht, leitete damit aber gleichzeitig die Zersetzung und Abschaffung der deutschen Nation ein.
    Kohls „Mädchen“ ist nun die Totengräberin…

    • Die „Abschaffung“ der deutschen Nation begann bereits, als Deutsche nach Versailler Vertrag ihre Heimat verlassen mussten! Kohl hat versucht, den Erosionsprozess und seine Ursachen zu stoppen.

    • Die Briten haben aber auch zuvor schon nach Frankfurt gesehen:
      Was macht die Bundesbank!

    • Klar, und glaubt eigentlich irgendeiner ernsthaft, ohne Kohl hätte es die Deutsche Einheit nicht gegeben? Das fände ich geradezu lachhaft. Kohl war Getriebener der Ereignisse, er hat sich erst treiben lassen, dann Kapital daraus geschlagen für seine Wiederwahl – auf Kosten der Steuerzahler (1:1-Wechselkurs). Die Deutsche Einheit wäre nicht zu verhindern gewesen, nicht durch Thatcher, nicht durch Mitterand, nicht durch die SPD, die sogar mit Willy Brandt einen aufrichtigeren Befürworter in ihren Reihen hatte als Kohl einer war.

    • Ich habe niemals Helmut Kohl gewählt und ich wähle auch nicht Angela Merkel, die Kanzlerin der Rechen und Autobahnraser, aber ich bin Europäer und schlage die Weiterentwicklung der EU zu einem Bundesstaat vor. Gut, daß wir die Engländer (hoffentlich bald) los sind.

  23. Nun ja, streng genommen hat Adolf auch nur zwei historische Fehler begangen: er hat den Rechtsstaat ausser Kraft gesetzt und den Krieg angefangen.

    Zwei reichen schon, um die Karre richtig an die Wand zu fahren.

    • Nein, er hat noch mindestens einen weiteren Fehler gemacht. Hitler hat den Antijudaismus von seiner privaten Obsession zur Staatsdoktrin gemacht. Die Folgen sind nicht zu unterschätzen.

    • Adolf wusste nicht wann Schluss ist … Saarland, Österreich, Tschechien, was wollte er denn noch mehr?

      Vermutlich ging es wie heute auch nur ums Geld, und um einen faktischen Bankrott zu verschleppen Opfern die Eliten doch gerne mal ein paar Millionen der Volksameisen.

      • Ich empfehle hierzu das Buch „Die Magie des Geldes“ von Hjalmar Schacht – da ist das Ganze mit der wirtschaftlichen Situation des III.ten Reiches, von berufener Seite, ETWAS differenzierter, dargestellt. Das mit der angeblichen, wirtschaflichen Notwendigkeit des Kriegführens ist auch eine Mär des Schuldkomplex-behafteten deutschen Mainstreams.
        Fakt ist, dass Hitler von Wirtschaft keine Ahnung hatte und deshalb sicher NICHT aus wirtschaftlichen Gründen Krieg führte.
        Warum dieser Mann, nach der Tschechei, weiterhin eine relativ aggressive Aussenpolitik führte, die dann in den WK II mündete ist allerdings völlig unverständlich und irre.

      • Vorkriegsgeschichte.de zu lesen ist für jeden empfehlenswert, der sich auch über die Zeit vor dem Beginn des 2. Weltkrieg faktengestützt informieren möchte.

    • Es gibt qualitativ Unterschiede … .
      Haben Sie den Kältewinter 1946
      in einer zerbombten deutschen Stadt
      überleben müssen, oder meckern Sie
      über den Euro!?

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