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Kurzserie: Was bleibt von Helmut Kohl?

Was mir in Erinnerung bleibt. Helmut Kohl: kein Nachruf.

17.06.2017

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Währungsunion zum absurden Kurs von 1:1 wiederholte Kohl in der EU. Das größere Desaster nach dem kleineren gefährdet bis heute Europas Einheit. Die Verkörperung der Bonner Republik hat die Bonner Republik beendet.

Alles andere wäre Heuchelei: Kohl war nicht mein Idol. Er ließ mich feuern, weil ich seine Politik kritisch begleitete. Ich folgte ihm in jenen historischen Jahren nahezu auf Schritt und Tritt. Am Tag, als die Mauer fiel in Warschau, und er sich sofort laut Gedanken darüber machte, ob man ihm einst Denkmäler errichten würde. In Moskau im Frühjahr darauf, als Gorbatschow grünes Licht zum Ende der DDR gab und Kohl in blauer Strickjacke auf dem Rückflug Krim-Sekt kredenzen ließ: „Auf Deutschland“. An Jausentischen rund um St. Gilgen. Wo er mich im Sommer 1990 morgens um sechs persönlich aus dem Bett klingelte, weil er gehört hatte, De Maiziere, der letzte Ministerpräsident der DDR, wolle die Volkskammer den sofortigen Beitritt zur BRD beschließen lassen; er wollte sofort im Fernsehen den Unsinn beenden.

Seine größte Leistung waren die zehn Punkte Ende November 1989. Die Vereinigung wurde als Ziel definiert, der Prozess sollte jedoch über „konföderative Strukturen“ über Jahre gestreckt, das Wünschbare solide vorbereitet werden. Ich bleibe berechenbar, lautete die Botschaft an die Verbündeten und an Moskau. An die Westdeutschen: Ich handle in eurem Interesse. An die Ostdeutschen: Wenn euch einer heimholt, dann ich. Um seinen eigenen Plan hat er sich spätestens im Wahlkampf um die DDR-Volkskammer nicht mehr geschert und die Währungsunion zum absurden Kurs von 1:1 gegen den Rat fast aller Ökonomen versprochen.

Das Modell machte später auch dank Kohl Schule auf EU-Ebene. Dem kleineren Desaster folgte das größere, das bis heute Europas Einheit gefährdet. Der große Europäer hat Europa nicht bloß gestärkt. Die Verkörperung der Bonner Republik hat die Bonner Republik beendet. Dass er sechzehn Jahre lang Kanzler bleiben konnte, ist nicht sein Verdienst. Nach acht Jahren hatte er seine Zukunft hinter sich, als der Mantel der Geschichte vorbei rauschte, Kohl zupackte und ihn zu zwei weiteren Legislaturperioden trug. Dann war auch seine Partei am Ende. So sehr, dass Angela Merkel als Retterin erschien. Auch sie ist eine Folge der Kohlschen Regentschaft. Für sie war er ein persönlicher Glücksfall. „Ich verneige mich vor seinem Angedenken“: Dieser absurde Schlusssatz ihres Nachrufs enthält vermutlich unbedacht eine tiefere Wahrheit. Sie verneigt sich nicht vor Helmut Kohl, sondern vor seiner historischen Wirkung. Die allein bleibt ihr in Erinnerung.

Man wandert nicht als Charakterriese in die Geschichtsbücher. Auch nicht der Riese Kohl. Er zahlte seinen Preis. Genauer: Andere zahlen ihn.

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51 Kommentare

  1. Zum Stichwort Rentenkassen und der Larmoyanz von Ulrich Bohl wegen der durch den Umtausch so eminent benachteiligten Ostler: Die – auch schon vor der
    Vereinigung – nach dem Fremdrentengesetz errechneten Renten von ehemaligen DDR-Bürgern waren teils wegen ihrer in den Dokumenten lückenlos (also ohne
    Arbeitslosenzeiten, die es im Westen häufiger gab) aufgeführten Arbeitszeiten (Versicherungsunterlagen gab es in der DDR ja nicht), aber auch wegen der erzielten Arbeitsentgelte im Endergebnis nicht selten viel besser gestellt als die originär Westrenten. Das ist die eine Seite der Medaille: Wenn man sich – angesichts solcher Vorteile – dann vergegenwärtigt, wie oft um die prozentuale Anpassung an den westlichen Standard gerungen wird, fragt man sich schon, ob die Befeuerung dieses Themas wirklich diese Brisanz aufzuweisen hat, mit der einige Abgeordnete immer wieder hausieren gehen. Damit soll die Tatsache jedoch nicht ausgeblen- det werden, daß sich die Zeiten (für Beschäftigte und
    Beschäftigung wie auch Versicherung) nicht unerheblich seit der Vereinigung verändert und damit die Ausgangs- lage verschlechtert haben. Vielfach aber trifft das aber auch eine Klientel der alten Bundesländer, die mit ihren
    Rentenansprüchen auch ziemlich schlimm dran sind. Woraus sich aber schon wieder der Frust ableitet, daß ihnen – den zu kurz gekommenen – ihre Geringverdiens- te oder ihre dokumentierten „Ausfallzeiten“ auf die Füße fallen und mit einer Rentenhöhe konfrontieren, die kaum zum Überleben taugt, während „Papierlose“ ihnen zeigen, daß es auch ganz andere Maßstäbe gibt, die vormals für Einheimische bestenfalls als Phantom anzusehen gewesen wären.

  2. Thema verfehlt. Setzen. Ich habe nur Fakten beschrieben
    und nicht geweint. Aber vielleicht kannten Sie ja den Osten besser als jemand der dort gelebt hat und die DDR immer kritisch gesehen hat. War nach der Wende nicht unüblich. Falls Sie ein Auto zum renomieren brauchen tun Sie mir eigentlich leid. Im Übrigen heiße ich nicht Pohl.

  3. Sorry,
    mit genügend Abstand wird man erst das katastrophale Wirken der 68-er entdecken, welches mit den Entscheidungen aus der rot-grünen Zeit zu einem furiosen Finale führen wird.
    Deutschlands Zukunft ist jetzt schon vorgezeichnet:
    Vergreisung und allgemeine Dekadenz der Gesellschaft infolge der Kinder- und Familienfeindlichkeit, der Genderisierung,
    Verarmung der Gesellschaft infolge des Bildungs-Desasters, der grandiosen Technikfeindlichkeit und somit dem unvermeidlichen Zusammenbruch der sozialen Absicherungssysteme.
    Niedergang der alten Gesellschaft infolge der Auflösung der Jahrhunderte alten kulturellen Basis.
    Wegbereitung für eine folgenreiche Besiedlung durch andere Kulturen.
    Und das alles bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Viele der heute Geborenen werden es noch erleben.

    Helmut Kohl und Merkels „Geschwurbel“ interessieren da längst nicht mehr.

  4. Super Beitrag, Herr Herles, und fuer diejenigen, die damals vor und nach der ‚Wende‘ medial intensiv dabei waren u die Aera bewusst erlebt haben, genau und real auf den Punkt gebracht! N.B Waren damals lange vor der Wende in der DDR, Bonn, Berlin sowie waehrend der Maueroeffnung. Berlin /Invalidenstr/ Glienicke-Bruecke, ferner nach der Wiedervereinigung, der – viel zu schnellen- Währungsunion, vorgezogenen Bundestagswahlen usw mit unserem Bonner TF1- Studio (spaeter Berlin) dabei, und selbstredend die Jahre vorher auch sehr viel und nah dran incl zahlreicher aktueller Berichte, Interviews mit Kohl incl diverser deutsch französischer Gipfel usw. Kohl stand schlecht da (man munkelte gar ueber ein moegliches Misstrauensvotum gegen ihn damals) hat die Gunst der Stunde genutzt, verfuegte sicherlich ueber eine Vision zu Europa ( ob diese nun?… wohl eher nicht…). Seinen Hauptverdienst sehe ich persoenlich in der Aktivierung der Deutsch- Französischen Freundschaft, den Kulturgipfeln (aus den u a auch arte hervorging, sowie die Deutsch- Französischen Brigaden, die in der Ursprungsform auch nicht mehr existieren leider, weil nicht EU-konform usw…

  5. „Ich verneige mich vor seinem Angedenken“

    Eine großartige, ja geniale Bekundung. Die Verschwurbelung ist perfektioniert.
    Ist die Trauergemeinde noch im Wachkoma oder schläft sie schon?

  6. Es gehört sich nicht, beim Ableben schlecht über den Menschen zu reden. Das ist aber auch die einzige Ausrede um über Kohl keine schlechten Worte zu verlieren. Eine europäische Lichtgestalt ist er bei Leibe nicht gewesen. Eher, wie im Artikel erwähnt, ein durch die Nachfahren der IG-Farben protegierter Nutznießer der Zeit.

    Ohne die Wende wäre es wahrscheinlich gewesen, daß man ihn mittels Mißtrauensvotum vorzeitig abgekanzelt hätte, den Kanzler.

    Den Euro hat er sogar nach eigenen Worten, „wie ein Diktator auch gegen den mehrheitlichen Willen der Deutschen und anderer Europäer eingeführt“. Mit dem Resultat, daß mit dem Euro immer mehr Diktatur in die Demokratische Verpackung Einzug in Europa gehalten hat, sodaß die aktuelle Kamera wieder auferstanden ist, der Überwachungsstaat kurz vor der Vollendung steht, Denunzianten wieder Hochkonjunktur haben. Von den diktatorischen Anwandlungen seines Ziehmädchen mal ganz zu schweigen.

    Kohl, Nein Danke, …………….. Leider neigen viele Menschen dazu vergangene Politiker zu lobhudeln. Siehe Uraltkanzler Schmidt. Diesem Mann verdanken wir in Deutschland, die Einführung des Schuldgeldsystems. Sicher ist kein Mensch nur schlecht, oder nur gut, aber es gibt Fehler die nur schwer verzeihlich sind, weil Abermillionen Menschen wegen deren Irrtümern nun leiden.

  7. Und was macht Merkel am 17.6. ? Sie hat eine Privataudienz beim Papst und holt sich Rückendeckung für ihre Flüchtlingspolitik. Dabei ist sie Protestantin, aber wenn es ihrer Ideologie dient ist es ihr egal ob Pabst oder Mazyek. Jeder der ihr hilft die Deutschen zu vern….. ist wohl ihr lieb und teuer ?

    Sie sollte sich schämen, am heutigen Tag nicht bei den Deutschen zu sein und der Toten von 17.6. und den Mauertoten zu gedenken.

    • Sie ist so protestantisch wie der Papst katholisch. Erinnert mich irgendwie an den Bedford-„Strohmer“ + Marx. Lebenslang haben auch wir in Westdeutschland den 17. Juni gewürdigt und der 1953 gefallenen Mitmenschen gedacht.

  8. Es ist schon grotesk, dass man Kohl angesichts unserer heutigen politischen ersten Reihe zu Gute halten muss, dass er seine Wahlversprechen überhaupt weitgehend einfüllte. Das waren noch Zeiten, in denen die Wahlprogramme tatsächlich die Messlatte folgender Regierungspolitik waren… Und heute? Es ist zum … , man wird nur noch vera… .

  9. Wikipedia z.K.:

    Für Konteninhaber galten ab 1. Juli 1990 folgende Sonderregelungen:

    Im Verhältnis 3:1 konnten alle Konteninhaber tauschen, die nicht Bürger der DDR waren (also Westdeutsche oder Ausländer)

    Im Verhältnis 2:1 konnten alle Konteninhaber tauschen, die Bürger der DDR waren.

    Zusätzlich konnten sie folgende Freibeträge im Verhältnis 1:1 tauschen:

    2000 M für Kinder bis einschließlich 14 Jahre (Stichtag war dabei der Tag der Währungsunion)

    4000 M für Erwachsene

    6000 M für Rentner über 60

  10. Merkels verquaster Satz: „Ich verneige mich vor seinem Angedenken“ ist
    mir auch sofort aufgefallen. Man könnte ihn ihr als vielleicht einem Augenblicksstress geschuldet durchgehen lassen, wenn sich nicht doch der Verdacht aufdrängte, daß Merkel in ihrer ideologisch verkniffenen Abschottung von aller Weltrealität und der ihres Volkes nicht einmal eines einfachen Gefühls und seines sprachlichen Ausdrucks fähig ist. Was ist so schwer daran zu sagen: ‚Ich bewahre Helmut Kohl ein zutiefst dankbares Angedenken‘ oder etwas staatstragender: ‚Deutschland und auch Europa schulden Helmut Kohl über alle Parteien und Grenzen hinweg große Dankbarkeit und ein ihn ehrendes Angedenken‘? Vielleicht konnte Merkel, diese Erz-Opportunistin und anschließend Rechthaberin und Verdummerin par excellence, diesen Satz auch deshalb nicht richtig konstruieren, weil sie schon einen anderen – bei gleichem Anlaß – über sich antizipierte: ‚Das deutsche Volk wird an dem von ihr angerichteten Schaden noch über viele Generationen hinweg schwer tragen und sich vor ihr keineswegs in ehrendem Angedenken verneigen‘.

    • Das schafft nur jemand, der auch Empathie für das deutsche Volk empfindet. Ich denke auch, dass sich später niemand mehr vor ihr verneigen wird, im Gegenteil man wird vor ihr aussp……

    • Kann sich jemand vor einem Angedenken verneigen? Wie soll das gehen?
      Man kann sich vor einer Person verneigen, der man gedenkt, indem man sich verneigt.

      Merkel hat ihren Sermon vom Zettel abgelesen. Worte in freier Sprache hat sie sie nicht gefunden, entweder weil sie dessen unfähig ist oder ihr Gedenken ist eh geheuchelt , wenn man ihr beschädigtes Verhältnis zu Helmut Kohl als dem von ihr gestürzten politischen Ziehvater berücksichtigt.

  11. Kohl hat eine Mauer eingerissen.
    Merkel hat eine neue, diesmal eine „geistig-moralische“ Mauer hochgezogen.

    Diese Mauer trennt nicht mehr Ost und West, nicht mehr Sozialismus und Kapitalismus, sondern „gute Menschen“ von so genannten „Rechtspopulisten“.

    Dieser „Anti-populistische Schutzwall“ ist eine Mauer der „moralisch Hochmütigen“, und hat nicht nur Deutschland wieder gespalten, sonder ganz Europa.

    Die „offene Gesellschaft“, die den demokratischen offenen Diskurs mit Andersdenkenden voraussetzt, gehört der Vergangenheit an.
    Selbst die friedliche Versammlungsfreiheit Andersdenkender ist nur noch im Schutz von Polizeitausendschaften möglich.

    Trotz aller berechtigter Kritik wünsche ich mir das Deutschland zu Zeiten Helmut Kohls zurück.

    • Zu Ihrem letzten Satz , die Zahl derer, die sich das auch wünschen, wird steigen, je länger Merkel regiert.

    • Die Zeit, ja! Herrn Kohl, nein!

      Man erzählt zwar gern die Mähr, die Einführung des Euro – von Herrn Kohl betrieben (mit Unterstützung seines Vasallen, Herrn Schäuble, der auch vor Lügen und Denunziation renomierter Kritiker nicht zurückschreckte) – wäre die Gegenleistung an Frankreich zur Zustimmung zur Wiedervereinigung gewesen. Um das neue große Deutschland zu schwächen.
      Vielleicht war Herr Kohl ja ein Genie. Denn Genau des Gegenteil ist der Fall.
      Daß Herr Kohl sich in der Person von Frau Merkel irrte, möchte ich ihm nicht vorwerfen. Das tut die überwiegende Zahl der Deutschen ja auch.

      • Also zunächst zur Mähr, damit ist es nicht weit här; denn da gibt es wohl einige Fakten, die man nicht einfach beiseite schieben kann, weil es einem nicht in den Kram paßt oder weil man schlicht die Gnade der späten Geburt als Grund für die Unterbe-lichtung anführen kann. Allein die dokumentierten Aussagen der damaligen westlichen Staatsoberhäupter zu ihrem Mißtrauen gegenüber den Deutschen an sich und besonders im Hinblick auf die dräuende Vereinigung würden wohl genügend Fragen aufwerfen. Auch der spätere Umgang mit den Wahlregeln zum Europäischen Parlament, die partout darauf aus waren, die Vermehrung der (deutschen) Einwohner sich nicht in den Mandaten niederschlagen zu lassen, sprechen für sich oder für
        die Schlafmützen, die meinen, daß es genüge, nur die Hände vor die Augen zu halten, um greifbare Objekte als nicht existent einordnen zu können. Wahrscheinlich wird sich Kohl beim inthronisieren seines Mädchens im Kabinett nicht geirrt haben. Kam es ihm doch mit Sicherheit lediglich darauf an, sie als Feigenblatt und Vorzeigevertretung für die neuen Länder vorweisen zu können. Weiter hat er da nichts bedacht. Die Strafe für diesen Leichtsinn folgte dann ja auch auf dem Fuße. Ausba- den müssen wir Europäer alle seine Geniestreiche, ob es nun sein Vorgehen in Brüssel oder sein Taktieren im Regieren war.

  12. Die wahre Tragödie ist aber, das er das GG missachtete und dem deutschen Volk keine neue Verfassung ermöglichte.
    Ohne die kann es kein neues Deutschland geben….es ist immer noch die alte BRD mit allen sich daraus ergebenden Einschränkungen, die hier jeder direkt erfahren kann.
    https://www.youtube.com/watch?v=5QI7PprDHn4

    • Wenn ich mich nicht täusche, war der Verzicht auf eine neue Verfassung möglichen Reparationsforderungen geschuldet. Deshalb der Beitritt der DDR.

      • Das erinnere ich nicht so. Allerdings habe ich mich immer gewundert, dass weder Brandt noch Schmidt etwas zu unserer Souveränität geäußert haben. Das 2+4-Abkommen wurde von den Außenministern der Siegermächte + Gentscher und Meckel (DDR) unterzeichnet. Da die Besatzer der USA noch präsent sind, stelle ich unsere Souveränität infrage. Aber das können andere besser beurteilen. Der Mammon hat in so fern eine Rolle gespielt, dass Gorbatschow in den Buchpublikationen von Frau Krohne-Schmalz m. W. geäußert hat, dass die Sowjetunion ihren „Bruderstaat“ nicht mehr in dem erforderlichen Ausmaß finanziell unterstützen kann und weitere Kredite aus der BRD willkommen wären. Und am 40. Parteitag der DDR fiel dann der Satz „wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“.
        Wie man es drehen und wenden will, Kohl hat zum Wohle aller entsprechend reagiert. Das ist meine Meinung.

      • Die Reparationsforderungen sind rechtlich lange erledigt…schon lange vorher. Abgelehnt haben die Politiker und die Beamten eine neue Verfassung, zusammen mit den westlichen Siegermächten. In dieser Verfassung hätten die genannten alle Privilegien verloren…die Souveränität wäre realisiert worden…NSA und CIA hätten hier nicht mehr uneingeschränkt handeln können…
        Das GG deswegen von seinen Vätern, Carlo Schmidt unter anderem, mit einer begrenzten Haltbarkeit versehen worden.
        CDU und SPD haben Privilegien bekommen, die ihnen die Herrschaft sichern sollen…und daran halten sie fest, umjeden Preis.

  13. So ist das… De Mortuis nihil nisi bene….
    viele, die Kohl zu Lebzeiten als „Birne“ geschmäht haben, überbieten sich nun in retrospektiver Verklärung und politischer Verzückung.
    Gut, dass Herr Herles auch auf den Preis -die Kosten – Kohl’scher Abenteuer hinweist!

    • Der Preis -die Kosten- Schröderscher Abenteuer scheint niemanden zu interessieren, scheint niemandem aufzufallen.
      Da vermisse ich den „Einsatz“ eines investigativen Journalismus.

  14. Ich hab hier noch nicht viel Gutes über Kohls Leben gelesen.
    Auch in den anderen redaktionellen Beiträgen, weswegen ich mich mit dem Dazufügen von weiteren Ärgernissen zurückhalte.

    Aber soviel möchte ich noch anmerken:
    Er ist weit hinter dem geblieben, was er als Staatsoberhaupt in dessen Machtfülle und seiner unfaßbar langen Regierungszeit diesem Land hätte geben können.
    Er war als Egozentriker immer Kanzler um seinetwillen und nie im allgemeinen Interesse Deutschlands.

    Eine Eigenart, die es einer geistig viel flacheren Figur wie Merkel später erlaubt hat, ihr Zerstörungswerk an unserer Nation zu beginnen.

    • „geistig flache Figuren“???
      Sorry, geht´s nicht noch besser?
      Ein kleiner Hinweis: nur CDU-Kanzler waren bisher auch Promovierte.
      Es ist medial offenbar zeitgemäß, nicht mehr darauf hinzuweisen, welche desaströsen Folgen aus der Ära davor ein Helmut Kohl zu schultern hatte. Wie rasant ansteigende Massenarbeitslosigkeit, ausufernde Staats-Schulden, geplünderte Rentenkassen, eben hochgradig politisches Versagen, um die Wichtigsten zu nennen, welches Helmut Kohl bei Amtsantritt vorfand.
      Ab 1990 waren Billionen aufzubringen für die Sanierung sozialistischer Irrtümer, sozialistischer Hinterlassenschaften.
      Es empfiehlt sich schon, nicht nur negativen Meinungsbildnern zu folgen.

  15. Menschen, die mit Helmut Kohl zu tun hatten, beschrieben ihn anders, als das Bild der dumpfen „Birne“, das in vielen Medien von ihm skizziert wurde. Ich wüsste gerne, ob er sich in Angela Merkel so sehr getäuscht hat, oder ob alles einem Plan folgt(e).

    • Helmut Kohl hat sich nicht getäuscht.
      Eher folgt es einem Schröder-Plan, welches Schröder selbst formulierte:
      „BILD, BamS und Glotze reichen, um Wahlen zu gewinnen“
      Auch wenn Fr. Merkel die Kanzlerin ist, gewonnen hat immer LINKS.
      Und das schon seit fast 20 Jahren.
      Und wo ein Gerhard Schröder Recht hat, ja, da hat er Recht.
      Ein Blick zurück reicht.

  16. Als Kohl Staatsoberhaupt war, hatte ich mit Politik noch nichts am Hut. Da wurde noch mit Begeisterung Seilchen gesprungen.
    Ich weiß aber noch, dass ich seinerzeit öfter gebannt vor dem Fernseher stand und Birne mir Angst einflößte. Es war etwas in seinem Blick, seine Statur, ich fühlte großes Unbehagen. Als meine Mutter mir dann erklärte, dass es sich um den Bundeskanzler handelt, verstand ich die Welt nicht mehr.
    Ich verstand nicht, dass er tatsächlich vom Volk gewählt wurde. Heute habe ich dieses Gefühl auch hin und wieder bei bestimmten Politikern. Jedoch kann ich heute natürlich für mich ergründen, warum ich das so empfinde. Aber wer diese Leute wählt, ist mir heute noch genauso schleierhaft wie vor drei Jahrzehnten. 🙂

  17. Andere hätten die Sache mit der Wiedervereinigung vergeigt. Lafontaine sowieso, überhaupt die Sozis. Egon Bahr z. B.. Und natürlich die, die Deutschland als „mieses Stück S.. “ bezeichnen.

    Das war das einzige Mal, dass ich CDU gewählt habe. Allerdings ging die Zonengrenze auch mitten durch meine Heimatregion.

    Ich bin ja mal gespannt, was dereinst über uns Angela im Nachruf zu lesen steht. So ich es denn noch erlebe. Angst davor braucht sie ja mangels Kindern nicht zu haben.

    • Erwarten Sie keinen positiven Nachruf. Dafür sorgen die Links-Medien.
      Bei Kohl schon heute zu beobachten.
      In der SPD dagegen gibt es nur „Licht-Gestalten“.
      Schöne heile Welt.

  18. Klasse, Herr Herles, das ist auf den Punkt all das, was man den nun einsetzenden Lobhudeleien für den engegenzusetzen hat, von dem die Misere, in der wir uns heute befinden, ausgegangen ist. Helmut Kohl hat uns den Euro beschert: wissentlich! gegen! den! Willen! der! Deutschen! So etwas nennt man heute Merkel-Politik. Warum wohl? ER hat uns auch sein! Mädchen Merkel beschert. Auch das ist kein Zufall. Es führt ein direkter Weg der Kontinuität (sicher auch der Brüche, aber eben auch! der Kontinuität) von Kohl zu Merkel. Kohl hätte nach 8 Jahren ausgetauscht gehört.

    • In Deutschland gab es keine Volksabstimmung über die Währungsunion, da Frankreich die Einführung des Euros und den teilweisen Verzicht auf nationale Souveränität als Gegenleistung für die deutsche Wiedervereinigung forderte.

      • Aus dem teilweisen Verzicht ist aber inzwischen ein vollständiger Verzicht geworden. Es gibt schließlich nur noch „die Mannschaft.“

      • Danke Frau Hartmann – so habe ich das auch in Erinnerung.

  19. Tja ! Damals dachte ich, schlimmer als mit Kohl kann es niemals werden.
    Da habe ich mich wohl geirrt.

    Noch nie hat ein Kanzler soviel Schaden innerhalb so kurzer Zeit angerichtet, wie AM.

    Wenn dann diese ihr scheinheiliges Statement zu dem Ereignis abgibt, kann ich mich gegen den Brechreiz kaum wehren.

  20. Einem Fanclub „Helmut Kohl“ wäre ich auch nicht beigetreten, aber danach
    wurde es durch A.M. nur schlimmer .
    Auf Grund der unterschiedlichen Leistungsfählgkeit haben Sie mit den Um-
    tauschkursen sicher recht. Es war eine politische Entscheidung die im Fall
    der deutschen Wiedervereinigung getroffen wurde. Im Übrigen wurden nur
    2000,- Mark der DDR 1:1 umgetauscht der Rest im Verhältnis 2:1 so
    dass für viele Ostdeutsche ein realer Geldverlust entstand.
    Der enstand zumindest gefühlt, ich denke sogar real, bei der Einführung
    des EURO noch einmal.
    Soweit ich mich richtig erinnere wurde der Euro in Griechenland unter
    Schröder bar jeglicher Vernunft mit der Begründung “ Man kann dem Land,
    das Europa die Demokratie gebracht hat nicht den EURO verwehren.
    Die Unvernunft ist also in der Politik breiter gestreut. Das erleben wie jetzt
    auch wieder.

    • „Einem Fanclub „Helmut Kohl“ wäre ich auch nicht beigetreten, aber danach wurde es durch A.M. nur schlimmer .“

      Wohl wahr.

      Unter Schröder hatte ich nie so wirklich das Gefühl „ach, ein Jammer, dass der Kohl nix mehr zu sagen hat“ (okay, da stand ich auch noch weiter links).

      Unter Merkel habe ich es die ganze Zeit. Zu dem Unheil, das sie angerichtet hat, kommt noch das Problem dazu, dass man nicht CDU abwählen kann, um sie loszuwerden (was im Falle eines SPD-Kanzlers getan worden wäre). Und hier erscheint Helmut Kohl, der letzte konservative Kanzler, durchaus im besten Licht.

  21. Man wandert nicht als Charakterriese in die Geschichtsbücher

    Die Charakterriesen sind immer die Kritiker.

    Trotzdem gut, dass man gegenüber jemandem, der neben sich ordentlich abgehlozt und damit sowohl der eigenen Partei als auch dem Land langfristig geschadet hat, nicht nur Freundliches sagen muss. Ich denke, die Erkenntnis ist nicht falsch, dass der gegenwärtige Zustand immer eine Folge der Vergangenheit ist. Denkmäler sollte man erst mit 100 Jahren Abstand aufstellen.

    • Die Charakterriesen sind immer die Kritiker……. Wie Recht Sie haben…..
      „dass der gegenwärtige Zustand immer eine Folge der Vergangenheit ist“
      Welche Vergangenheit meinten Sie denn?
      Zwischen Helmut Kohl und Angela Merkel lag auch noch eine Regierungszeit Schröder. Dessen katastrophalen Weichenstellungen zu den heutigen sogenannten Krisen in Deutschland und besonders in Europa hat wohl kaum jemand zur Kenntnis genommen, gar verstanden.
      Oder gab es da etwa keine gravierenden politischen Weichenstellungen? Offenbar nicht, herrscht im heutigen Blätterwald totales Schweigen.
      Ein merkwürdiges und schauriges Schweigen. Erinnert so an Honecker…..
      Sorry.

  22. Man könnte ohne Altersmilde auch zugespitzt sagen, dass Kohl während seiner Kanzlerschaft bei manchen Entscheidungen mehr Glück als Verstand hatte und bei anderen Entscheidungen weniger Glück. Vermutlich wird deshalb nostalgisch nicht von den Hinterlassenschaften der Treuhand und der De-Industrialisierung der aufgelösten DDR gesprochen.

    Der Euro als Nachfolger der Europäischen Währungseinheit ECU wurde wohl sehr optimistisch eingeführt als dem EWS noch eine überschaubare Anzahl an Staaten angehörte, darunter auch das UK, das dem Euro dann aber aus wirtschafts- und währungspolitischer Vernunft nicht beitrat. Richtig reingeritten wurde die EU und darunter insbesondere die €-Ländergruppe dann aber durch Grüne&SPD.

  23. Alles gesagt, treffend jedes Ihrer Worte. Die persönlichen steht mir nicht an zu kommentieren, gleichwohl kann ich diese nachvollziehen.

    Dabei: Den Preis, den andere zahlen, ist nichts weniger als die Suppe, die wir jetzt alle auslöffeln. Eine kleine Magenverstimmung haben wir schon.

    • Manche können jetzt schon nicht mal mehr löffeln, wenn sie verstehen was ich meine.

  24. Helmut Kohl stirbt genau einen Tag vor dem 17.6., der an den Volksaufstand in der DDR erinnert. Genausowenig wie sich Merkel vor Kohl verneigt, verneigt sie sich vor den Opfern des 17.6. , warum wird dieser Tag so vehement verschwiegen oder nur am Rande erwähnt ( abgeschafft als Nationalfeiertag) und immer wieder nur über die Wiedervereinigung geredet ? Vielleicht weil es Menschenopfer gab, Täter von damals wieder im Bundestag sitzen und Merkel mit diesem Regime mehr liebäugelt als wir ahnen ?

    • Nach eigener Angabe war sie wohl zu 30 % überzeugt und zu 70% Opportunistin.
      Wenn man noch ein paar Prozentpunkte der nachträglichen Besxhönigung einplant, dann war sie wohl zu mindestens 50 % vom DDR-Regime überzeugt.

      Ihren neuen Lieblinhsspruch „Mauern lösen keine Probleme“ hat sie nach meiner Kenntnis in der DDR jedenfalls nicht geäussert.

      Und ob UvdL im 3. Reich wirklich den Mut gehabt hätte, alle Hitlerbilder abzuhängen darf auch bezweifelt werden.

      • Und ihre Dissertation ist nicht auffindbar. Warum wohl ? Dabei hätte ich sie gerne mal gelesen. Ob sie da auch so verschwurbelt geschieben hat , wie sie heute redet ? Ob sie überhaupt wissenschaftlichen Standards genügen würde oder ein Geschenk des Regiems war ? Eine Dissertation hebt man doch auf , Merkel ist doch nicht ausgebombt und ausgeplündert worden wie meine Mutter 1944 ? Und geflüchtet aus der DDR ist sie ja auch nicht.

  25. Herr Herles, nur um korrekt zu bleiben, 4000 Ostmark konnte man 1:1 tauschen, der Rest wurde 2:1 getauscht. Ansonsten gebe ich Ihnen recht.

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