Als ich Hans-Dietrich Genscher 1968 in seinem Bundeshausbüro zum ersten Mal traf, gab mir ein hochgewachsener Mann die Tür in die Hand, den ich nicht erkannte. Das ist der Helmut Kohl, sagte Genscher, der wird Bundeskanzler. Genscher peilte die Koalition mit Kohl für nach der Bundestagswahl 1969 an. Dazu kam es nur nicht, weil Scheel und Brandt ihm einen Strich durch die Rechnung machten.
Kohl gehört zu den Spitzenpolitikern, die ich emotional nie einschätzen konnte. Ich kannte praktisch das ganze Team um Generalsekretär Geißler recht gut (ein besseres gab es in keiner Parteizentrale). Von ihnen hatte ich denselben Eindruck. War Helmut Kohl unnahbar? Emotional berührt haben Kohl selbst wohl nur wenige wie Mitterand, Gorbatschow und Bush senior – und am Ende seiner Tage Willy Brandt. Aber vielleicht war Kohl von seiner eigenen Rolle berührt, nicht von den anderen.
Hart habe ich ihn in Erinnerung. Etwa Heiner Geißler gegenüber, der allerdings auch nicht zimperlich war, und auch gegen Norbert Blüm. Profis werden mich belächeln und sagen, anders kommt man nicht nach oben und bleibt nicht dort. Das weiß ich. Und trotzdem gibt es Unterschiede.
Der Kanzler der Einheit ist ihm als Geschenk in den Schoß gefallen und er hat es angenommen. An Heldengeschichten glaube ich nicht. Aber selbstverständlich wird Kohls Heldengeschichte der deutschen Einheit in den Geschichtsbüchern stehen. Dafür sorgen schon jene, die davon ihr eigenes Mitheldentum ableiten, das mit der Zeit immer größer wird.
Kohl leitete die Wende ökonomisch ein, Schröder vollendete sie und das allein trägt Merkel politisch bis heute (noch).
Helmut Kohl verkörpert wie kaum ein anderer den Traum der Kriegskinder vom vereinten Europa. Das war ihm unübersehbar ein Herzensanliegen. Vielleicht ist dies, was mir von ihm bleibt.
Danke! Wenn Sie Zeit haben, schauen Sie sich das Video aus 2003 (ausgerechnet mit dem Spiegel) aktuell in Spon an. 90 Min. hat unser verehrter Altkanzler über Dinge gesprochen, die nie veröffentlicht wurden. Ich habe eine noch bessere Sichtweise bekommen. Gruß in die Ferne.
Er hat sich auch dafür eingesetzt, dass die Deutschen aus der Soviet Union diese endlich verlassen und nach Deutschland einreisen durften.
Wer weiß, welche Verfolgung und welches Leid noch die Generation meiner Großeltern und Urgroßeltern erlebt haben aufgrund ihres christlichen Glaubens und der deutschen Nationalität, der versteht, dass wir Kohl ewig dankbar sein werden. Er hat nicht nur an die Deutschen in de BRD gedacht, sondern auch die in Unterdrückung lebenden.
in einen Rückblick auf sein Leben wurde erwähnt, der Euro war eine Bedingung für die Wiedervereinigung um d. zu Schwächen? kann ich kaum glauben, passt aber zu der aktuellen Forderung des iwf, die Inflation muss in d. steigen, um uns noch mehr zu enteignen
Hat nicht Helmut Schmidt gesagt, wer Visionen hat, müsse zum Arzt? Vielleicht war das auf Kohl und seinen Traum von einem vereinten Europa gemünzt. Wie auch immer: Indem Kohl sich von Mitterrand und Delors den Euro aufdrängen ließ, hat er Europa ein vergiftetes Erbe hinterlassen, dass alles andere, nur keinen Frieden bringen dürfte.
Schmidt hat auch viel Unsinn erzählt! ein kluger weiser Mann hält sich im Alter zurück. z.b. Kohl hat das gemacht;)
Ich habe einmal 2 Meter neben Kohl gestanden, als die
Kanzlerlimousine beim Kirchentag 1995 in Hamburg vor dem damals noch
bestehenden alten Volksparkstadion ankam. Dass die Limousine sich so nah an mir
vorbeischob, war wohl nur in einer noch sichereren Zeit und beim Kirchentag
möglich, bei dem auch die Politiker wussten, wie sicher und sauber es dort
zuging: Nach dem Kirchentag mit ca. 120.000 Besuchern war die Großstadt Hamburg
so sauber wie vorher – das gibt es bei keiner Großveranstaltung von diesem Ausmaß.
Bei aller Trauer und Verachtung für den seit Jahrzehnten fortschreitenden
Prozess der links-grünen Unterwanderung des Ev. Kirchentags habe ich diese
Veranstaltung immer bewundert wegen der Diszipliniertheit der Massen, die mir
als Zeichen dafür erschien, dass „christliche“ Massen sich von
anderen doch irgendwie positiv unterscheiden. Naja, das heutige Gutmenschentum
ringt mir diese Bewunderung immer weniger ab…
Zurück zu Helmut Kohl: Selbst durch die verdunkelten
Scheiben der Kanzlerlimousine konnte ich die Umrisse der mächtigen Gestalt
Helmut Kohls und sein Gesicht erkennen. Seine Präsenz erinnert stark an die
Statur des einstigen Eisernen Kanzlers Bismarck, so wie es mir von meinem
Geschichtslehrer vermittelt wurde. Bismarcks Ururenkel Busso v. Bismarck ging in
meine Klasse auf der Insel Föhr, so wie auch viele andere Sprösslinge des
deutschen Adels, nebst vielen Nachkommen der Polit-Prominenz des „Dritten
Reiches“ (z.B. Barthold v. Rippentrop, der in der Unterstufe des Gymnasiums
in meine Klasse ging – und der schulbeste Hundertmeterläufer war). Vielleicht
ist es mit auf diese Statur Kohls zurückzuführen, dass dieser Kanzler
Deutschland noch einmal „Gewicht“ in der Welt gab: Die Politiker
aller Großmächte, inkl. George Bush sen., der auch nicht gerade klein von
Gestalt war, mussten physisch zu ihm aufschauen. Man könnte sich Otto v.
Bismarck auf dem berühmten Gemälde von der Reichsgründung im Spiegelsaal von
Versailles beim besten Willen nicht als Menschen von der Durchschnittsgröße
Schmidts oder Schröders vorstellen (ca. 175 cm). (Napoleon oder Friedrich der
Große hatten allerdings große Präsenz trotz ihrer geringen Körpergröße).
ALs Helmut Kohl das Kanzleramt von Helmut Schmidt übernahm,
lebte ich für ein paar Jahre in England, so dass ich die deutschen Ereignisse
nicht hautnah mitbekam. Als ich 1987 zurückkehrte, erschien mir Deutschland
stark verändert, die Sprache hatte sich vergröbert, und mit den ersten
Einwanderungswellen als Folge des Kosovokrieges (in Größenordnungen ganzer
Ruhrstädte) kamen erste Ängste auf. Die
ersten Ankömmlinge aus der ehemaligen DDR, die aus der ungarischen Botschaft
geflohen waren bei echter Lebensgefahr, fanden in unserer Kirchengemeinde Asyl
und erzeugten bei uns ein Glücksgefühl, das sich dann durch die Folgeereignisse
noch steigerte.
Als die Abstimmungen ergaben, dass die deutsche Hauptstadt
Berlin werden würde, kamen mir die Tränen. Und nie wieder habe ich eine
derartige Glücksstimmung einer Stadt im sonnigen August erlebt wie im Berlin des
August 1995, anlässlich der Reichstagsverhüllung durch Christo und Jeanne-Claude
(eine Luftaufnahme des silbrig-glänzenden Reichstags mit den Menschenmassen
davor (und dem Brandenburger Tor im Hintergrund) hängt in meinem Wohnzimmer.
Nach allen aufeinander folgenden Alpträumen von Eurorettung,
Energiewende und „Grenzöffnung“ am 4./5. September steht mir dieses
sonnenbeschienende Berlin vor Augen, mit dem Traum eines friedlichen
wiedervereinten Deutschlands. Dieser Traum erscheint ausgeträumt, unter einer
Kanzlerin A. Merkel, von der niemand weiß, ob sie nun das Werk Kohls,
„sein“ Europa, gefährdet (wie er als schon schwer behinderter Mann
geäußert hat), oder ob sie, ebenso wie Kohl selbst, doch eigentlich nur ein
ausführendes Organ ganz anderer Mächte darstellt, die schon lange, wohl
mindestens seit Otto v. Bismarck, Ziele verfolgen, auf deren Weg die deutsche
Einheit, so verlockend sie uns seinerzeit erschien, nur ein Zuckerstückchen in
einem Wein voller Wermutstropfen war, auf einem Weg, der uns alle in eine
Zukunft führen könnte, in der alle Hoffnungen auf eine Welt freier und
glücklicher Völker begraben sein werden – wenn die Menschen nicht aufwachen und
sich dagegen wenden!
Dem Menschen Helmut Kohl, trotz den angedeuteten Einschränkungen, mein ehrendes Angedenken! Seinen beiden Söhnen wünsche ich Frieden und Versöhnung mit ihrem Vater, auch wenn es ihnen zu Lebzeiten des Vaters nicht vergönnt war.
Ein Großer ist von uns gegangen. Er war 1989 der richtige Mann am richtigen Ort. Ohne die Demos von uns, hätte er nicht seine geschichtliche Aufgabe lösen können. Er war aber der, – im Gegensatz zur SPD (außer Brandt) – der nicht gezögert hat und die Aufgabe nach dem GG angenommen hat. Er war es, der begriffen hat, dass man schnell handeln musste. Ich habe an Kohl seine europäische Idee geachtet. Sie war völlig anders, als das, was Merkel zelebriert. Unter seiner Führung gab es die EU der Regionen. Da ich damals in RP lebte, war diese Politik der Regionen für mich erlebbar. Nicht für umsonst hatte Kohl gesagt, dass Merkel seine EU kaputt macht. Sicherlich hat er Fehler gemacht. Menschen mache Fehler, aber das Positive überwiegt bei ihm. Immer wenn es wirklich drauf ankam, hat er i.d.R. richtige Entscheidungen getroffen. Sein größter Fehler war Merkel als Ziehkind aufzunehmen und in hohe Positionen zu bringen. Sie hat seine Politik konterkariert und alles kaputt gemacht, was Kohl aufgebaut hatte.
Kohl selbst sprach immer von der Gnade der späten Geburt. Er wollte damit immer erklären, weshalb er nie beim Militär dienen mußte. Er war einer der sogenannten weißen Jahrgänge.
Jetzt hat er die Gnade des frühen Todes, denn jetzt muß er nicht mehr miterleben wie Europa vollständig abgerissen wird. Ich bin schon so alt, daß ich alle 7 Kanzler der BRD erlebt habe. Der beste war Kohl nicht, aber auch nicht der Schlechteste. Obwohl er sehr viel Mitverantwortung hat, daß der schlechteste Kanzler (weiblich) Deutschlands überhaupt auf diese Position kam, dazu noch eine sozialisierte Kommunistin.
Danke Herr Goergen. Als Nachkriegskind habe ich die gesamte Amtszeit von Bundeskanzler Helmut Kohl miterlebt. Ausgerechnet in SPON bin ich einem 90-minütigen Video begegnet, Interview 2003, das mir viele offene Fragen beantwortet hat. Ja, der Traum von einem vereinten Europa, ist das, was bleibt. Ich erinnere mich noch an einen Schüleraustausch mit FRA und dasss wir danach uns alle als Europäer fühlten. Der Kanzler und Historiker Kohl wird in die Historie eingehen. Wenn nicht er – wer dann? Ich freue mich für Sie, dass Sie Gentscher und Kohl persönlich haben kennengelernt. Das Spiegel-Interview hat mir u. a. in Erinnerung gebracht, dass Kohl ja in linksgrüner Hochzeit die Kanzlerschaft übernommen hatte. Helmut Schmidt/Gentscher, Helmut Kohl/Gentscher – auch keine einfache politische Zeitspanne.
Ich bedauere, dass er noch miterleben musste, dass sein Traum vom Europäischen Haus Risse bekommen hat, möglicherweise zum Albtraum wird.
Das stimmt. Kohl tat es für das Vaterland. Das sagte er so und so war es.
Kohl hatte eben auch ein Vaterland. Frau Merkel nicht, ihres ist untergegangen. Unseres möchte sie zerstören.
Sehr geehrter Herr Goergen, auch mir kam Kohl gelegentlich hart vor, ich würde das etwas genauer als rücksichtslos charakterisieren. Wie Adenauer werfe ich ihm eine Frankophilie auf Kosten der wichtigeren Beziehung zu Großbritannien vor. Auch war er mehr der Macher als der Architekt. Aber die Einheit ist ihm nicht in den Schoß gefallen, das war eine Flanke der Gechichte (Sie haben richtig gelesen) und er hat das Ding fest entschlossen reingemacht.
Das konnte er nur, weil er noch daran gelaubt hat, obwohl er Honecker kurz zuvor erstmalig mit allen Ehren in Bonn empfangen hatte. Jeder andere mögliche Kanzler und ganz bestimmt ein Lafontaine, der sich gerade angeschickte, das zu werden, hätte diese historische Stunde wahrscheinlich vertändelt, versemmelt und versaut. Ausgerechnet ein Pfälzer hat das wichtigste Erbe Preußens gerettet, die nationale Einheit. Er hat sie dann allerdings an den Euro gekettet und der funktioniert nicht.
Die Jahre unter Dr. Helmut Kohl waren mir wesentlich lieber als die Jahre unter Frau Dr. Merkel.
Eine zeitliche Begrenzung der Kanzlerschaft würde ich für die Zukunft sehr begrüßen. Wir Deutschen können anscheinend nicht anders als „bekannt“ zu wählen.
Herr Goergen, warum sehen sie sich nicht das Resultat aus der Politik Kohls an? Deutsche Einheit, wäre so oder so gekommen, denn sie war nur dem wirtschaftlichen Zusammenbruchs des Ostblocks geschuldet.
Die Einführung des Euros bedeutet den Abstieg de Deutschen in die Unterklasse…der deutschen Bürger.
Die Transferunion wird von Merkel und Macron manifestiert…
Europa kann nur mit selbständigen Staaten funktionieren, die eigenständig über die sozialen Zustände in ihren Ländern und den Wert der Währung entscheiden können.
Der Versuch, ein neues Volk zu installieren, zu dumm zum Denken aber intelligent genug, um zu arbeiten…der Plan wird scheitern.
Wer googeln kann, wird die Urheber dieses Plans feststellen können.
In unserer kleinen Serie geht es darum, dass jeder Autor kurz sagt, was für ihn persönlich von Kohl bleibt.
die Russen hätten uns aus heutiger Sicht das Leben sehr schwer gemacht. Ich habe aufgeatmet, als sie weg waren. vorher würde noch ordentlich eingebrochen und mitgekommen, was ging. drei Messgeräte für 15 tsd Euro.
Danke Helmut Kohl.
Die letzten Jahre müssen sehr schmerzhaft gewesen sein:
– Die Wahlniederlage 1998
– Der Dolchstoss Angela Merkels und der Partei
– Der Freitod seiner Frau.
– Der Sturz und der Rollstuhl 2008
– Die Abwendung des eigenen Sohnes.
„You want it darker
We kill the flame“
(Leonard Cohen)
P.S.:
Ich werde am Wolfgangsee eine Kerze für Sie anzünden.
Habe mir gerade 90 Min. lang das letzte Interview aus 2003, ausgerechnet mit dem Spiegel (dbate), angeschaut. Er spricht über vieles, was wir nicht wußten. Erst wenn man einen solchen Menschen verloren hat, weiß man, was man hatte.
Ich stimme wiederum in allen Punkten mit Ihnen überein. Ich werde in Ungarn für Bundeskanzler Helmut Kohl eine Kerze anzünden. Auch im Namen der Ungarn, die ihm viel zu verdanken haben. Ich empfehle Ihnen das Video.
Nicht seine Söhne haben sich abgewendet, sondern ER hat nach seiner erneuten Heirat den radikalen Bruch vollzogen. Es gab da mal ein sehr interessantes Interview mit seinem ältesten Sohn im Zeit-Magazin.
Ich denke Frau und Sohn haben unter der Karriere gelitten.
Ich habe durchaus auch Verständnis für den Sohn.
Das ist der Preis des Erfolges.
Also wenn ich das Interview seines Sohnes richtig in Erinnerung habe haben er bzw. seine neue Frau allen Kontakt abgebrochen.
Als eine 1974 Geborene sind mir die Kohljahre eine Kindheitserinnerung und dann eine Bleischwere, die es abzuschütteln galt. Die Jahre danach (Politik interessierte mich damals nur sehr, sehr peripher), so leicht, so schön, die Welt offen, Europa, neue Bundesländer, der Ostblock, so viel zu entdecken.
Was wäre alles möglich gewesen.
Frieden. Auch mit Russland.
Chance vertan.
Stattdessen: Euro, Hartz 4, entfesselte Finanzmärkte, Neoliberalismus, die Jugoslavien-Kriege.
Kohl ist der Inbegriff der alten Bundesrepublik. Ich vermisse ihre Sicherheit.
Er hat die Türen zu einer möglichen Freiheit augestoßen.
Das verdient Achtung.
Sein schlimmstes Vermächtnis ist Merkel.
Ihr Weg und der seine sind miteinander verknüpft. Kohls Mädchen.
Seit 1945 gab es keinen Politiker in Deutschland, der dem Land
und Europa so sehr und so nachhaltig geschadet hat.
Die von Ihnen gewünschte Freiheit gab es schon in den 90er Jahren unter Kohl. Das änderte sich erst mit der ersten rot-grünen Regierung und dem Kommunisten Trittin. Da hätte Kohl noch die Chance und Möglichkeit gehabt eine kommunistische Merkel zu verhindern. Das ist es was ihm anzukreiden ist.
Selbst den Frieden mit Rußland hat es gegebn, bis sich Mitte der 00 Jahre ein gewisser Putin anschickte wieder dem Größenwahn zu verfallen. Denn es war Putin der wieder Krieg in Europa anfing. Dazu noch mit einem Staat, dem sein Vorgänger (und damit der Staat Rußland) in den 90er Jahren Souveränität und Unabhängigkeit schriftlich garantierte!!! Dafür hat die Ukraine seine Atomwaffen abgegeben und wie sieht es heute aus? Hätte die Ukraine die Atomwaffen nicht abgegeben, der Russe stände nicht wieder in der Ukraine und der Krim. Das muß man einfach als Fakt erkennen. Der Rechtsbrecher ist und bleibt Putin, das heißt aber nicht, daß man nicht mit ihm reden sollte. Während des kalten Krieges gab es auch immer Gespräche der westlichen Nationen mit der UDSSR.
Die Nachricht vom Tode Helmut Kohls betrübt mich sehr, ja, sie bestürzt mich. Mit ihm geht, nach Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher, der dritte maßgebliche Repräsentant der Bonner Republik meiner Kindheit und Jugend. Sein Tod macht mir bewusst, dass der Geist der alten Bundesrepublik nunmehr wirklich Geschichte ist – auch das Grund zur Trauer.
Verzeihen Sie bitte, lieber Herr Goergen, aber ich kann der inzwischen häufig zu lesenden Interpretation, Kohl sei die Wiedervereinigung in den Schoß gefallen und die damit einhergehende Andeutung, jeder Hans Wurst im Bundeskanzlerbungalow hätte die Einheit Deutschlands in Friede und Freiheit erreicht, nichts abgewinnen. Man sollte sich die damalige Situation in Erinnerung rufen, in der die politisch Agierenden in der Bundesrepublik, nachdem sie sich lange schon mit der Teilung abgefunden hatten und die Wiedervereinigung nur Thema in Sonntagsreden konservativer Kreise war, von den Ereignissen vollkommen überrascht und dementsprechend konzeptlos waren.
Helmut Kohl gebührt das Verdienst, die Gunst der Stunde erkannt und ergriffen zu haben, die Wiedervereinigung – Wunsch der Mehrheit in der noch existierenden DDR – voranzutreiben und gegen alle Bedenkenträger im In- und Ausland, gegen die Bedenke bei Parteifreunden und politischem Gegner, gegen die Bedenken der westlichen Verbündeten, gegen den anfänglichen Widerstand aus Moskau, gegen die Vorbehalte in den Medien, gegen alle Zweifler, Zögerer und Zauderer durch- und innerhalb nur eines Jahres umgesetzt zu haben. Hätte die von ihm geleitete Regierung, bei der Hans-Dietrich Genscher und Rudolf Seiters besonders hervorzuheben sind, damals nicht Nägel mit Köpfen gemacht, wer weiß, wie die Entwicklung dann ausgesehen hätte. Bei allen Schwierigkeiten, Ungerechtigkeiten und Enttäuschungen, die mit dem Wiedervereinigungsprozess auch einhergingen, und trotz der enormen unmittelbaren und mittelbaren Kosten, speziell in Hinsicht auf den Verzicht der stabilen D-Mark als eigenständiger Währung, dürfen wir uns so glücklich schätzen, als Volk wieder vereint zu sein – wenn auch die heutige Bundeskanzlerin nurmehr von den „länger hier lebenden“ sprechen mag. Das aber ist ein ganz anderes trauriges Kapitel…
Das russische Militär wäre ohne Kohl nie aus Deutschland abgezogen.
Russland hätte Merkels Europa so nicht kommen lassen.
Ruhe in Frieden, Helmut Kohl. Keiner hat nach Adenauer unsere deutschen Interessen besser vertreten, als Sie. Frau Merkel hat Sie gestürzt, mit ihr kommt Deutschland nicht mehr vor. Das wäre Ihnen als überzeugter Europäer nicht passiert.
Ich vermisse keinen Politiker, aber wenigstens kann ich Ihnen für die Zeit Ihres Engagements, auch für mich, herzlich danken.
Bei Frau Merkel fällt mir nicht Spendenaffäre, sondern nur Abwrackprämie ein.
„Das russische Militär wäre ohne Kohl nie aus Deutschland abgezogen.“
Na ja, Deutschland hat das bezahlt: Bau von 45.000 Wohnungen für die russischen Truppen in deren Heimat, 15 Mrd. DM „Rückkehrhilfe“ plus 5 Mrd. DM zinsfreies Darlehen plus 25 Mrd. DM für die Sanierung der kontaminierten Militäreinrichtungen in der DDR.
Das gehörte zum Deal. Ohne dieses Geld keine Wiedervereinigung. Bitte berücksichtigen Sie das.
…“Der Kanzler der Einheit ist ihm als Geschenk in den Schoß gefallen und er hat es angenommen.“ …Der Preis dafür war die Aufgabe der D-Mark.
Und die Öffnung der Grenzen für jedermann, denn nach 90 wurde die Migrationspolitik immer mehr verschärft.
Lieber Herr Goergen,
mit dem Europa von Helmut Kohl konnte ich gut und sicher leben.
Mit seinem Tod wird auch das Land und Europa, welches ich noch erleben durfte
zu Grabe getragen.
Wer sich im „Merkelland“ umschaut, sieht, dass mit Helmut Kohl ein großer
Europäer gestorben ist, der auch gerade die kleinen Mitgliedsstaaten und deren
Bürger geachtet und nicht bevormundet hat.
Hi Daniela, auch Ungarn trauert um Helmut Kohl, dem sie viel zu verdanken haben. Ich bedauere unsere deutschen Mitbürger, die überwiegend negative Erinnerungen mit Kohl verbinden. Dabei hat dieser Staatsmann, wie auch Adenauer, Schmidt und Gentscher unsere gute Reputation weltweit positiv geprägt. Menschen, die unser Selbstbewußtsein wieder gestärkt haben. Gruß aus der Ferne und Gute Nacht!
Danke, Daniela – das sehe ich ähnlich wie Sie. Kohl mochte wohl bei der „Parteienfinanzierung“ keine sauberen Karten haben – verglichen mit dem, was heute hier so abläuft, war er die „letzte ehrliche Haut“ unter den Politikern. Ein Politiker, gewiß nicht fehlerfrei, dem aber das Wohl (Gesamt)Deutschlands am Herzen lag, der noch von Deutschen und „von meinen lieben Landsleuten“ sprach und nicht von „denen, die schon länger hier leben“.
Mit fortschreitender Amtszeit des Scheinriesen Grökaz wird sein Schatten immer länger werden.
De mortuis nil nisi bene.
Dennoch: es war die Person Helmut Kohl, um deretwillen es mir über all die Jahre unmöglich war, bei Wahlen mein Kreuz bei der CDU zu setzen. Was bliebe von diesem Mann, wäre nicht in die Zeit seiner Kanzlerschaft der Zusammenbruch des Ostblocks gefallen?
Anekdote am Rande: am 13. Juni 2014 war ich Gast bei einer Buchvorstellung. Der Autor plauderte aus dem Nähkästchen seiner früheren Tätigkeit als Beamter u. a. in der Personensicherung, wodurch er sehr engen Kontakt zu einigen politischen Größen erhielt. Sein Fazit: für einen Franz-Josef Strauß würde er sich heute noch ohne Zögern in die Schußbahn eines möglichen Attentäters werfen, bei Helmut Schmidt käme dies wohl zu spät, weil er sich dies höchstwahrscheinlich erst noch durch den Kopf gehen ließe. Bei Helmut Kohl? „Da ginge ich in Deckung“. Abseits des Politikers existiert eben auch immer eine sehr menschliche Seite…
Helmut Kohl hatte sicher große Verdienste, er hat aber auch vielfach Fehlentwicklungen den Weg geebnet, die uns heute böse auf die Füße fallen. Aus landsmannschaftlicher Verbundenheit muss ich sagen: Seine beste Eigenschaft düfte gewesen sein, dass er Pfälzer war. 😉
Ohlala ich bin Bayer. Muß ich auch mit dem Pfälzer landsmanschaftlich verbunden sein? Immerhin war die Pfalz auch einmal bayerisch.
Streng dynastisch betrachtet war es umgekehrt und Bayern einmal pfälzisch, weil dereinst die bayerische Linie der Wittelsbacher ausstarb und von der kurpfälzischen Linie beerbt wurde. 😉
Ansonsten ist festzustellen, dass jeder Pfälzer sein kann, der will – wenngleich in Bayern die Franken vom Dialekt her mit den Pfälzern noch am nächsten verwandt sein dürften.
Ich dachte immer, dass Kohl der schlechteste Kanzler Nachkriegsdeutschlands war – bis Merkel kam.
Unter Kohl versank Deutschland in einer quälenden Lähmung. Keine Reformen, dazu Korruption und Zwielichtiges bis zum Abwinken.
Die Einheit hat er dankbar aufgefangen und sich ihr nicht in den Weg gestellt – das ist alles, was ich Positives über Kohl denke.
Allerdings hätte wir ohne die Wiedervereinigung auch keine Altstasischwemme und keine Merkel – allerdings auch keine tapferen Sachsen in Dresden…
Kohl war als Kanzler kein Macher, Kohl war ein Verwalter
Trauer empfinde ich keine, Freude auch nicht – er ist mir mittlerweile einfach egal.
Manchmal frage ich mich, was wäre wenn Merkel plötzlich stürbe.
Würde ich trauern, erleichtert sein, feiern?
Ich bin Vater, habe 4 Kinder und habe Angst um deren Zukunft in Deutschland – deshalb glaube ich, ich wäre erleichtert wenn dieser Alptraum endlich vorüber wäre…
„Manchmal frage ich mich, was wäre wenn Merkel plötzlich stürbe.
Würde ich trauern, erleichtert sein, feiern?“
Einen 12 Jahre alten Scotch würde ich aufmachen und versuchen, die Erinnerungen an die Politik der letzten 12 Jahre aus dem Gedächtnis zu löschen. Einige Zeit später, vom Tageslicht geweckt und wieder zu mir gekommen, würde ich mit der Stimme von Karl Lagerfeld sagen: Angela Merkel? Ich kenne diese Person nicht. Ich habe diesen Namen noch nie gehört.
Merkel ist nur ein Rädchen. Wenn sie nicht mehr ist, ändert sich die Politik nicht. Das zu denken, ist naiv.
Dass es für eine Änderung der Politik ausreichen würde, dass Merkel weg ist, behaupte ich doch nicht. Sicher ist nur: solange sie dranbleibt, wird die Demontage der Republik munter fortgesetzt.
Ich würde aus dem Feiern nicht mehr rauskommen.
Falls Sie die Jahre der Merkelkanzlerschaft herunterspülen wollen, dann fürchte ich, wir brauchen etwas gereifteres als einen 12-jährigen.
Lieber Vater von 4 Kindern.
Ich weiß zwar nicht so recht warum, aber ich musste ein Tränchen verdrücken bei Ihren Zeilen.
Ich bin zwar schon eine ältere Großmutter, aber Sie schreiben mir aus der tiefsten Seele – möge der Merkel-Alptraum endlich enden, egal wie – für unsere Kinder und Enkel – dafür bete ich jeden Abend…
Manche leuchten in der Geschichte auch erst so richtig, wenn nach ihnen jemand das Licht ausknipst.
Kohl wollte die Einheit und als sich ein Zeitfenster öffnete hat er hart gearbeitet, dass sie realisiert wurde. Wäre in der entscheidenden Zeitspanne ein anderer Kanzler gewesen, etwa La Fontaine, der die Einheit mehr als skeptisch betrachtete, hätte sich ein Zeitfenster eventuell wieder geschlossen. Aber das sind Spekulationen.
Hätten wir heute noch eine Union, die dem verpflichtet wäre, was Helmut Kohl als wesentlich ansah und nicht die Merkel-Union, wäre eine konservative Alternative
im Bundestag nicht notwendig.
Die FAZ hat ein Bild wieder gezeigt, auf dem La Fontaine, Willy Brandt, Genscher, Helmut Kohl, Richard v. Weizsäcker und de Maiziere zu sehen ist. Hinter Kohl Erika Steinbach auf der Tribüne. Steinbach ist heute nicht mehr in der CDU sondern empfieht eine andere alternative Partei zur Wahl.
Dem verstorbenen Altkanzler gebüht Respekt bei allen Licht-und Schattenseiten seines politischen Lebens.
„Wäre in der entscheidenden Zeitspanne ein anderer Kanzler gewesen, etwa La Fontaine, …“
wäre der CDU (und dem ganzen Land) womöglich eine Frau Merkel erspart geblieben,
wäre womöglich die EU noch stabil, …
hättehätteFahrradkette
Obwohl ich Kohl nicht mochte, habe ich großen Respekt vor seiner historischen Weitsicht, seiner Professionalität und seiner Fähigkeit, die Gelegenheit beim Schopf zu packen.
Was auch immer Ungutes er getan haben mag: mit der überaus konsequenten Entscheidung seiner Frau Hannelore gegen das Weiterleben mit ihm und mit dem finalen Dolchstoß seines Ziehkindes Angela war er auf eine Weise über die Maßen gestraft, wie man es seinem schlimmsten Feind nicht wünscht.