„Oh selig, oh selig, ein Kind noch zu sein!“ Der Refrain aus Lortzings „Zar und Zimmermann“ ist zum Refrain unserer Gesellschaft geworden, die in zwei Gruppen zerfällt: die einen sind es und die anderen wollen es wieder werden. Wir, die Erwachsenen, die Lehrer und Eltern, wir gieren nach jugendlichen Prädikaten: „lässig, cool, gechillt“. Albern, Blödeln, mit Jugendlichen auf Zeit wieder jung sein, macht für beglückende Momente das Vergangene gegenwärtig. Aber Jugendlichkeit als ersehnter, gar gelebter Dauerzustand macht uns Erwachsene zu Eindringlingen in eine Welt, der wir entwachsen sind, – wir äffen nach, um als das zu gelten, was wir nicht sind. Wir sind Lehrer, Eltern, doch tun alles, als solche nicht wahrgenommen zu werden.
Warum erwachsen werden, wenn ihr nicht erwachsen sein wollt, warum eure Werte annehmen, wenn nicht ´mal ihr zu euren Werten steht, warum sich mit euch auseinander setzen, wenn ihr euch stets zu uns setzt, warum sich auf die Erwachsenenwelt vorbereiten, wenn ihr nichts Besseres zu tun habt, als ihr zu entfliehen. Hallo, ihr Erwachsenen, ihr Lehrer, was wollt ihr? Werdet wie wir: lässig, cool, gechillt. Euch muss man nicht darum bitten, ihr lechzt doch danach, ihr Vorbilder. Vorbild von was, ihr Kopien von uns? Wer sind denn die Vorbilder von heute: wir, – nicht ihr! Wir geben den Rhythmus vor, nach dem ihr tanzt. Zu feige zum Nein, zu faul zum Fordern, zu träge zum Widerstand, euch ernstnehmen, wofür? Euch hat nicht zum Manne, zur Frau geschmiedet die allmächtige Zeit, ihr seid nur gealtert, aber nicht gereift. Jetzt hackt ihr euch in unsere Welt, weil ihr es nicht ertragt, das zu sein, was ihr seid: Lehrer, Eltern, Erwachsene! Ihr Vorbilder? Kopien seid ihr, elende Möchte-Gern-Jugendliche, ihr Botschafter der Erwachsenenwelt, aus der ihr euch ständig verkindlichen wollt. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…“, wir haben schon das Himmelreich, um das ihr euch so bemüht. Willkommen im Club, ihr Kostümierten mit eurer falschen Jugendlichkeit, werdet erst ´mal erwachsen, damit wir euch ernstnehmen!
Und Recht haben sie. Warum halten wir „lässig, cool, gechillt“ nicht unsere Werte entgegen: verlässlich, verantwortungsvoll, engagiert! Unsere Werte verbinden uns mit unseren Mitmenschen, unsere Werte sind auf ein tätiges Miteinander ausgerichtet, unsere Werte sind das Fundament einer lebenswerten Gesellschaft.
„Lässig, cool, gechillt“ heißt doch nichts anderes als Verweigerung der uns gestellten Aufgabe. „Lässig, cool, gechillt“ sind die Werte der Egomanen, die emotionslos um sich kreisen und an ihrer Gleichgültigkeit fast krepieren! Mit denen ist kein Staat zu machen! Lasst uns wieder zu Widerständlern gegen „lässig, cool, gechillt“ werden. Einfach ´mal Nein sagen zu „billig, banal und blöd“, einfach ´mal mutig Ja sagen zu unserer Erwachsenenwelt, zu unserer Aufgabe als Lehrer und Eltern: Widerstand zum Auslebewahn, Widerstand zum Minimalistischen, – Widerstand zu dem Gleichgültigen, was uns Tag für Tag im Unterricht um die Ohren geklatscht wird. Widerstand ändert nicht unbedingt die Jugend, sie hat ein Recht Widerstand dem Widerstand zu leisten, aber genau an diesem Widerstand entsteht Persönlichkeit, Reife, eigene Position. Mit geschönten Noten, verlogenem Gelobe und feigem Geschone schonen wir unsere Nerven, aber drücken uns vor unserer Aufgabe. „Per aspera ad astra“, durch das Raue zu den Sternen, durch Fordern zur Persönlichkeit – in Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Unsere Aufgabe ist nicht, uns zum Jugendlichen zu setzen, um von ihm getätschelt zu werden, sondern seine ausgestreckte Hand zu ergreifen und ihm aufzuhelfen, ihn zu ermutigen, nach oben zu ziehen, zu unseren Werten, in unsere Welt, – behutsam, entschlossen und glaubwürdig: Du gehörst zu uns, wir stehen zu dir!
Klaus Schenck lehrt Deutsch und Religion – Psychologie als Wahlfach.
Sorry, dass ich mir erlaubt habe, etwas mehr über „geil“ zu schreiben. 😉
Zum „Verschwinden der Kinheit“ kommt es auch durch die Frühsexualisierung – das wusste schon der alte Freud.
Passend hierzu ein Interview mit Stephen Fry. (Wear baseball caps only when you play baseball):
https://www.youtube.com/watch?v=eJQHakkViPo
Die Verweigerung der an Erwachsene gestellte Aufgaben fängt schon da an, wo nie für eigenes Tun oder Nichttun die Verantwortung übernommen wird! Schuld sind immer die anderen, die Freunde, die Lehrer – die Schule allgemein, der Chef, das Wetter, die widrigen Umstände usw.usf.
Es treibt mir schon den Blutdruck nach oben, wenn ich in den Nachrichten höre, dass es mal wieder eine Massenkarambolage wegen der Wetterverhältnisse gegeben habe! Nee, die Ursache sind nicht die Wetterverhältnisse sondern schlicht die nicht angepasste Fahrweise einiger Zeitgenossen in ihren verherrlichten und wohl angenommen unzerstörbaren Karossen!
Und solange auch die heutige Generation nicht zur Verantwortung erzogen wird, wird sich nichts ändern. Es wird schlimmer werden, wenn ich verfolge, wie inzwischen Polizei und Justiz auf Straftaten von Jugendlichen reagieren!
Super Artikel! So unerschütterbar logisch! Danke.
Was noch gesagt werden muss: Erwachsensein wird in dieser Gesellschaft leider ungern belohnt. Wenngleich die Bereitschaft zum Belohnen zum Erwachsensein gehört. Geben und Bekommen sind erwachsene Zwillinge.
Die in der Praxis entstandene „Wirtschaftsschule“ mit ihrem Konkurrenzdenken lehrt hingegen, dass der Erfolg größer ist, je weniger man hergibt. Kinder überall, die das Leben für ein Wirtschaftsspiel halten.
Guter Hinweis, danke! Muß ich mal wieder raussuchen.
Einfach mal konsequent ein paar hinter die Löffel geben oder sonst deutlich sanktionieren, wenn der Nachwuchs mit jugendlichem Terror zum Grenzen austesten rumnervt, würde ja schon reichen.
Das darf aber nicht sein, da soll ja der Erwachsene „Ansprech-Partner“ sein, weil Kinder und Teenies sich nur auf „gleicher Ebene“ ernstgenommen fühlen, man soll „die Leute da abholen, wo sie sind“ und dergleichen Konsumenten- und Dienstleistungsdenke mehr, gefördert von den linksgrünen Phantasten.
Jaa, wenn man diesen Schwachsinn von Konsumismus auch überall mitmacht, dann egalisiert sich eben alles, und am Ende hat Jeder immer Recht, irgendwo. Und jeder darf sich rausnehmen, und hin asylieren, wie und wo er will, haben ja alle Recht, irgendwie, das muß man halt aushandeln, auch wenn dann dauernd der Schwanz mit dem Hund wedelt, so ist Toleranz doch erst richtig tolerant, oder?
Da fällt mir ein, ich hab heute noch keinen grünlinken, immer noch nicht erwachsen gewordenen Gesellschaftsauflöser in den A…h getreten. Muß mir gleich noch einen suchen: jeden Tag eine gute Tat!
Alte Pfadfinder-Regel! Nehmen Sie zur Eigensicherung einen Schneidewerkhandling mit. Wenn es geklappt hat (ich meine nicht ‚aufgeklappt‘), melden Sie sich bitte hier im Forum zurück und beschreiben uns den casus, der über das erzieherisch Notwendige dann wohl hoffentlich nicht hinausgegangen sein wird.
Ich wußte es doch: ein hasenfurz schlägt nur politisch korrekt – sich durchs Leben und die faule Frucht vom Baume. Merken Sie es? Wir benutzen schon crypto speach, Ist ja noch nicht verboten. Danach wird’s echt eng. Ein Handy mit blitzschnell ausfahrbarem Dirididirida (Giftstachel) und automatischer Positionsmeldung bei einem Integrationsbeauftragten wäre in diesen unseren Zeiten auch was Nützliches.
https://www.youtube.com/watch?v=q00q4l-AqYU
https://www.youtube.com/watch?v=upK2krVrKPc
Und wieviele Erzieherinnen, SozialarbeiterInnen und sonstige diesem Genre angehörige waren bei diesem Schwachsinn dabei?
Wäre doch mal interessant zu erfahren – auch um zu erfahren, wer da unsere Kinder unter seiner Obhut hat!
„Noch etwas: Ich bin die Mutter und nicht die Freundin meiner Tochter.“
Richtig ! Das Kernproblem sind nämlich nicht nur Jugendliche und Heranwachsende, welche Ansprüche nur an die Gesellschaft stellen und nicht an sich selbst, sondern auch eine verkindlichte Elterngeneration, welche es als bequem erachtet ihrer erzieherischen Verantwortung nicht nachzukommen. Der Publizist und Buchautor Henryk M. Broder hat das einmal sehr treffend formuliert: „Ich habe nichts gegen Kinder, ich habe nur etwas gegen Eltern, die vor ihren eigenen Kindern kapitulieren und dies obendrein noch als pädagogische Meisterleistung betrachten.“
Alles schön und gut, aber wohl schon zu spät. Wie soll im Rahmen einer durchfeminisierten Weichei-Pädagogik mit Erziehern, die auch ihrerseits geistig verschaft (wie ein Schaf) sind, wenig Lust auf Leben, Kraft, Kampf, Eroberung, Bewährung, Selbstbewußtsein, Welt-Neugier einzubringen haben und die meiste Zeit lieber irgendwelche unsozialen Gerechtigkeitslöcher in die Kinderköpfe hineinjammern, ja, wie soll aus einer permanent verkrampften und verpieften Sicht der Welt und des Menschen eine Lust auf Freiheit, Entdeckungen, Abenteuer, Wagnisse, Erfolg denn überhaupt entstehen können, wonach jede Jugend giert? Und zu den herunteregalisierten Restbeständen letzter autochthoner Bildungsatolle kommt jetzt auch noch die ganze Wissens- und Existenzialheiterkeit des immer noch frei in unser Land einreisenden Orients hinzu. Wo soll da noch Rettung vor dem pädagogischen Gesamtabsturz herkommen? Etwa aus der grünroten Bildungsideologie derer, die nicht mal einen Satz mittlerer Länge originell ausformulieren können? Oder vom Wertekonservativismus? Der sich, nur noch ämterbedacht, längst selber zur Hure linker Weltverblödung gemacht hat? Das von Ihnen, verehrter Herr Schenck, mit Recht erinnerte und angemahnte ‚Vorbildsein‘ der Erwachsenenwelt wird, wenn überhaupt, erst über jahrelange Rückkreuzungen heruntergemendelten (dürftigen) Pädagogenmaterials zu gewinnen sein und wohl auch erst, wenn man die linke Bildungsideologie mitsamt ihrer neuen Klientel in die Wüste (zurück)geschickt hat. Wir leben in einer Epoche vorsätzlicher Diffamierung und Zersetzung alles dessen, was dem Menschen zu einem aktiven, eigenverantwortlichen, stolzen und dann auch heiteren Leben Richtung geben könnte und die Gemeinschaft auch viel weniger kosten würde als die Beseitigung all des durch ’soziale‘ Fehlprämierung geschaffenen Unrats allerorten. Ein Singaporer (das sind u.a. auch auf Disziplin und Sauberkeit bedachte Leute) könnte sich, so las ich gestern in einem Kommentar, heute nur noch wundern, wie zugeschissen Berlin, immerhin die Hauptstadt einer vormals großen Kulturnation, inzwischen sei. In Vielfalt zugeschissen, möchte ich ergänzen.
Ich will ja niemanden zu nahe treten. Was mir damals auffiel, als wir zur BRD stießen, waren die Männer, die ich nicht mehr für voll nehmen konnte. Irgendwie waren das keine Männer mehr. Ein Kerl muss ein Kerl sein mit allem was dazu gehört. Was da nun heute so herumläuft und tut, als ob er Mann wäre, ist noch schlimmer. Aber ehrlich, ich will niemanden zu nahe treten. Wenn’s gefällt. Mir muss das ja nicht gefallen.
Was hierzulande als Mann verstanden wird, konnte man ja an dem berüchtigten Sylvester in Köln und anderen Städten erleben! Offensichtlich war da keiner der Begleiter der Frauen willens, die Übergriffe überhaupt abzuwehren, geschweige denn zu verhindern!
Da darf mal wohl schon von Weicheiern sprechen, die bei jeder Widrigkeit unter den Rock der Mama flüchten – ansonsten aber auf dicke Hose machen mit Moped, Smartphone oder Prolloauto!
Sie meinen so mit den Kumpels nach dem Fußball ein paar Bier trinken, in der Kneipe schon mal die Fäuste fliegen lassen, so einen Schimanski Typen?
Ne, der Schimmi ist schon längst in Rente…
Nein meine ich nicht.
Alles Facetten einer fehlgesteuerten, degenerierenden Gesellschaft, die verlernt hat, dass man sich ab und an auch mal gerade machen muss und das Leben eben nicht ein einziger Tranquilizer ist. Kinder wissen es nicht besser und brauchen entsprechend gereifte Personen/Eltern/Freunde um entsprechende Eigenschaften zu erlernen, die über „chillen“ hinausgehen.
Ich empfehle jedem Interessierten die Bücher des Kinderpsychiaters Michael Winterhoff, in denen er die Trägheit und Abhängigkeit von manchen Eltern schildert, die denken durch Nichterziehung bzw. Kumpelbeziehungen würden sie ihren Kindern etwas besonderst gutes tun. Das Gegenteil ist der Fall, da nichtgeforderte Kinder nie bestimmte, wertvolle Eigenschaften ausbilden können. Diese müssen den Kindern erst gezeigt werden.
Aber um dazu in der Lage zu sein müssen die Eltern dies bereits selbst erlernt haben. Aus dem Nichts kommt diese Fähigkeit nicht. Vielleicht kommt das Bedürfnis wieder zum unbeschwerten und verantwortungslosen Kind zu werden gerade aus diesem Nichtkönnen und um die eigene Leere irgendwie zu füllen. Und sei es mit dem letzen Blödsinn.
Gleiches geschieht im Makrokosmos der Gesellschaft. Als Toleranz betitelte Gleichgültigkeit um einen falsche Harmonie aufrecht zu erhalten während die Welt um einen herum zusammenbricht. Diese Konfliktscheuigkeit mit der sich eine ganze Gesellschaft wirklich ALLES bieten lässt ohne aufzumucken.
Sehr richtig Herr Schenk – lernen wir wieder zu fordern und uns mit den Problemen wieder auseinanderzusetzen. Es werden alle daran wachsen.
Längst sind wir überwiegend eine „kindliche Gesellschaft“.
(Robert Bly „Die kindliche Gesellschaft“)
Eine Gesellschaft in der der ELEMENTARE Vorgang des Erwachsen-Werdens nur noch als seines ursprünglichen Sinnes KOMPLETT entleerte Konfirmation/Firmung/Jugendweihe erhalten ist. –
Das „Erwachsen-Werden“ der Reifeprozess im Sinne des tiefenpsychologischen „Durchs-Dunkel-Gehen“ (Schmerz-aushalten, Verantwortung zumindest für sich selbst übernehmen) wird nicht mehr in seiner unbedingten Entwicklungs-NOTWENDIGKEIT zum tatsächlich(!) Erwachsenen erkannt. –
– Alles, wirklich ALLES – wird behauptet – sei heute anders! –
„Das Leben ist Party!“
Und wenn DOCH nicht Party, dann „Mutti“ H I L F!!!
Hotel Mama!
Hotel BRD!
So sind heutige Erwachsene – der „Reife“ nach – sehr häufig noch KINDER. Kinder die meinen, des „elterliche Beschützt-Sein“ übernähme schließlich der „Staat“. –
Staat seinerseits (= Eltern die nichts begreifen) setzt – aus nur VERMEINTLICHER Liebe – den Kindern keine einfachen, verbindlichen Regeln mehr, spricht kein Machtwort mehr, sondern lässt zu, dass die „Kinder“ sich „die Köpfe einschlagen“. –
Siehe diese längst (!) auch bei uns um sich greifende „typisch sozialistische Entmündigung“, gewollte „Verkindlichung“ die Mancher mit DDR-Biographie gut kennt. –
SPIEGEL:
Die 68er sind an der Spitze der Gesellschaft angekommen. Ist das ein beklagenswerter Zustand?
Sloterdijk:
Die verwirrte Generation kann nur Verwirrung weitergeben. Das tut sie erfolgreich.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-31900180.html
Tja, und nun rufen heute die „Verwirrten“ …….“Mutti“ H I L F !!!…
Im Hotel Mama!
PS: Sloterdijks Sicht zur Agenda 2010 zeigt im Rückblick auch an, daß ein guter Philosoph nicht unbedingt ein guter Ökonom sein muß.
Und ich dachte bislang immer,es würde an den Jugendlichen liegen und daran, dass die mit ihrem halben Kopf und einem Auge den ganzen Tag auf dem Smartphone hängen und Wortfetzen wechseln oder sich dabei einen „Jay prollen“…?
Mir fehlt die Vorstellungskraft, dass die aktuelle Kindererziehung derart stark von „laissez faire“ geprägt sein könnte, wie es der Autor – natürlich vom Fach – unterstellt.
Es gibt sie schon auch noch, die wirkliche Erziehung. Die Form, die Grenzen setzt, die Hilfe gibt zum Erwachsenwerden. Abr diese Form wird immer weniger ….
Mangelnde Vorstellungskraft, man könnte es auch fantasielose Ignoranz nennen, scheint in der heute in Deutschland werdenden Diktatur ein zentrales Problem zu sein.
Vielleicht ist es auch nur Feigheit?
Ja, alles richtig.
Aber: das Sein schafft das Bewusstsein. Verantwortung, d.h die Freiheit, sein eigenes Leben zu gestalten, erfolgreich aber auch scheiternd, macht erwachsen und macht Erwachsensein attraktiv. In unserer Gesellschaft aber ist es verpönt, Erfolg zu haben (aus Neidgrün… ähh, wegen der Geräächtigkeit), und vor dem Scheitern schützt einen der Sozialstaat. Und selbst wer Erfolg hat, ist durch Vorschriften, Vorgaben und Überwachung so eingeengt, dass das Gefühl der Freiheit verloren geht (fragen Sie mal Ärzte nach dem Terminus „Therapiefreiheit“). Auch Lust und Qual der Meinungsfreiheit nehmen einem Maas/Schwesig inzwischen ab. In einer solchen Welt ist Erwachsensein unnötig, und Spaß macht es dort sowieso nicht. Warum unseren Kindern etwas als erstrebenswert darstellen, was es nicht ist?
Und was macht der gnädig geneigte Lehrer, wenn seine Welt und Werte gar nicht so weit oben sind, nicht reflektiert, nicht bewährt, wenn seine Kompetenz recht bescheiden ist und sein Habitus wenig überzeugend, wenn alles dies fadenscheiniger wird, je mehr Potential sein Schützling hat und entwickelt? „Ganzheitliche“ Autorität ist unerlässich, aber woher nehmen und nicht stehlen? Gechillte Coole sind natürlich etwas ärgerlich, denn sie spiegeln ja auch etwas.
Das Problem hat, von der anderen Seite, Umberto Eco in „Der Name der Rose“ dargestellt. Dort wurden die Ernsthaften als die Bösen hingestellt. Aber die Bösen hatten recht: wer lacht, hat verloren. Und zwar den Respekt der anderen, ohne den selbst die Respektlosen keine Führung haben. Eine Führung, ohne die es nicht wirklich geht, selbst die Respektlosen merken das mit der Zeit, wollen aber ihren zu unrecht errungenen Mehrwert nicht mehr hergeben. Und so zieht sich dieser religiös motivierte Amerikanismus des allgegenwärtigen „Du“, selbst (und gerade!) dem Chef gegenüber, durch ein Leben, dessen Funktionieren auf Hierarchie aufgebaut ist. Es ist ein gemeinsames Kennzeichen der Ostküstenlinken und der christlich-infantilen europäischen Intellektuellen, dass sie darüber hinaus mit den asozialen Unterschichten eint und zieht sich durch alle Lebensbereiche: auf Schiffen soll nicht mehr der Kapitän verantwortlich sein, es soll abgestimmt werden, der Lehrer fragt die Schüler, wie es weitergeht und jeder Trottel ist ein Meister in medizinischer Diagnostik. Gerne wird als Begründung dieser Gleichmacherei nach unten die Demokratie angeführt und unfreiwillig wird diese mit Ideocrazy gleichgesetzt.
Selbstverständlich kann man lachen und selbstverständlich funktioniert Hierarchie nur dann wirklich, wenn der Leiter als solcher qualifiziert ist.
Mir hat sich ein Spruch meines ehemaligen Chefs eingeprägt, der in einem Gremium nach seiner Fachmeinung gefragt und eine fachlich korrekte Antwort gab, die aber den anderen, die vom Fach keine Ahnung hatten nicht schmeckte, weshalb einer dieser Idioten meinte, über den Gegenstand abstimmen zu lassen. Dazu mein Chef: „Ich lasse mich nicht überstimmen. Auch nicht von der Mehrheit!“ Die Geschichte spielte in der DDR der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und ist heute erst recht aktuell, zeigt aber, dass das Idiotisieren zur Grundausstattung der Verdammten dieser Erde gehört.
„Nur gealtert, nicht gereift!“ Wie wahr hat der Autor das formuliert! Generationen, die nicht erwachsen geworden sind. Die den verblichenen Idealen und feuchten Träumen ihrer Jugend hinterhersehnen. NATO-Doppelbeschluss, AKW Nein danke, gegen Vietnam, gegen das Kapital usw. Natürlich waren sie alle Strassenkämpfer, Hausbesetzer und Gleiseblockierer – zumindest gefühlt. Und dann – dann sind sie gealtert. Haben sich im System eingerichtet, sich von reichlich „Staatsknete“ alimentieren und korrumpieren lassen. Haben sich mit dem System und den Gegnern von früher arrangiert und seine Annehmlichkeiten genutzt und die Früchte der Wirtschaftswunder Aufbaugeneration geerntet, die sie aber immer als alte Nazis beschimpft haben (was diese auch sicher oft waren). Und anstatt sich dann ehrlich einzugestehen, dass man älter geworden ist und eine realistischere Sicht auf’s Leben angezeigt wäre, statt dessen kommen die Lebenslügen, wie hipp, wie cool, wie angesagt man noch ist, bzw. sein will. Und alles ist Bunt, ist Vielfalt, ist Toleranz, ist „Zeichen setzen“, ist Kirchentag, ist bla, bla, bla. Wenn man das nur laut und oft genug brüllt, kann man sich ja von seinem Opportunismus und seiner Bequemlichkeit reinwaschen. Und folgerichtig gebären sie dann den Urtypus einer solchen opportunistischen Spießer- und Verbotspartei wie die Grünen. Wasser, Veggie und CO2 Reduktion predigen und selber SUV fahren, Flugmeilen sammeln und Kriegseinsätze der Bundeswehr befehlen, aber das ganz friedlich, keine Waffen, keine Gewalt, den Gegner umarmen und zu Tode quatschen. Das hat der Nanny-Staat produziert, abgesicherte und umsorgte, unreife Bürger, die keine Ahnung vom wirklichen Leben haben und sich mit Claus Kleber, Günther Jauch und Co. systemkonform täglich selbst sedieren.
Joseph/“Joschka“ Fischer, Ex-Mitglied der Frankfurter ‚Putztruppe‘ (linksradikale Straßenschläger-Truppe ganz aus dem Geist der Antifa) ist auch eine dieser Prachtfiguren linker Weltrettung, die es bis in eine Grunewald-Villa geschafft haben, von wo aus sie dem deutschen Volk regelmäßig die Notwendigkeit seiner Selbstübergabe an den europäischen Totalitarismus erklären und schmackhaft machen.
Als Lehrerkollege kann ich diesen flammenden Appell zur Bejahung unseres pädagogischen Auftrags nur unterschreiben! Allein er wird weithin ungehört verhallen auf dem Meer der Infantilität, in dem wir längst als Gesellschaft steuerlos treiben: „Hauptsache, ihr habt Spaß!“ Passende Buchempfehlung: M. Winterhoff, Mythos Überforderung, das genau die oben skizzierte Grundhaltung thematisiert.
Meine Buchempfehlung hierzu:
Neil Postman
„Wir amüsieren uns zu Tode“
Aber sehr viele Erwachsene sind nun einmal emotional Kinder geblieben. Es ist meine Generation (50+) die es zu oft nicht geschafft hat den eigenen Kindern eine Hilfe beim Erwachsenwerden zu sein. Und heute regen wir uns über die alten Kinder auf ….
„Was bei Kinder kindlich ist, wirkt bei Erwachsenen kindisch“.
© Walter Ludin
(*1945), Schweizer Journalist, Redakteur, Aphoristiker und Buchautor,
Darüber sollte jeder Nachdenken der mit grauen Haaren, Falten, mit der
Sprache der Jugendlichen usw. diese zu imitieren versucht. Man sollte ohne Bevormundung die vom Autor beschriebenen Werte „verlässlich, verantwortungsvoll, engagiert“ seinen Kindern und auch anderen Jugendlichen nahe bringen. Auf Dauer funktioniert keine Gesellschaft die immer nur„lässig, cool, gechillt“ sein möchte.
Zu Ihrer letzten These: da bin ich mir nicht sicher. Wer nur Ja-Sager benötigt, die alle vier Jahre immer nur an der gleichen Stelle ihr Kreuzchen machen und in den Zwischenzeiten zu allem und jedem die Schnauze halten, sind lässige, coole und chillende Untertanen eine sehr gefügige Masse. Wer so durchs Leben geht, sieht nicht mehr, was um ihn herum vor sich geht, weder den Verlust seines Arbeitsplatzes, den Verlust einer angemessenen Bezahlung für seine Tätigkeit, den Verlust, seine eigene Meinung offen zu äußern, den Verlust seiner kulturellen Identität, den Verlust der Sicherheit auf Plätzen und Straßen und und … Die Zukunft ist vorgeplant: die Digitalisierung und Automatisierung wird den Bürger „freisetzen“, die Daseinsfürsorge für ihn besteht darin, ihn ruhig zu stellen, durch lässige, coole … na Sie wissen schon.
Unterschreibe ich!
Noch etwas: Ich bin die Mutter und nicht die Freundin meiner Tochter.
Ich bin nicht übergriffig, ich bin nicht in der sozialen-Medien-Gruppe meiner Tochter, sondern erfahre freiwillig und nur anteilig, was sie von ihrem Leben mit mir teilen will.
Ich stehe mit Rat und Tat zur Seite wenn sie Rat von mir sucht und gleichzeitig weiß ich und sie, dass es niemals intensivere Bindungen gibt als die zwischen ihr und mir. Von Mutter zu Tochter und umgekehrt.
Sie bleibt trotzdem bis an mein Lebensende mein „Kind“, doch meine Lebensaufgabe lautete, dieses Kind zu einem lebensfähigen, auf eigenen Beinen stehenden, in sich ruhenden Erwachsenen zu erziehen. Das ist mir (mit tatkräftiger Hilfe des Vaters) gelungen! Deshalb konnte ich auch loslassen und sie ihr eigenes Leben leben lassen. Deshalb werde ich auch nicht verlassen.
Weil ich diese Einstellung habe, dass es Aufgabe der Eltern ist, Kinder zu selbstständigen Erwachsenen zu erziehen, fand ich schon immer die Anbiederung der Erwachsenen an Kinder für falsch. Kinder lernen von Vorbildern, sie spüren Unstimmigkeiten im Verhalten. Lehrer die einen guten Unterricht gaben waren selten die die keinen Respekt in der Klasse hatten.
Oben – unten
Hand reichen – hochziehen (nicht hinuntersteigen)
Oben ankommen – von neuem beginnen
Sorry, ich habe meine Antwort zu Ihrem sehr gutem Beitrag irrtümlich eine Zeile weiter gepostet und dem geschätzten Mitforisten hasenfurz zugeordnet
„Kinder lernen von Vorbildern, sie spüren Unstimmigkeiten im Verhalten.“
Hierzu der unsterbliche Karl Valentin:
„Erziehung bring eh´nix – die mochen oim sowieso bloß ois noch“
Ist die Grundlage der „Erziehung“ meiner Tochter und sie ist bis jetzt auch ein selbstbewußtes, fröhliches und fleißiges 9-jähriges Mädchen geworden.
Herr Schenck, einen besseren Artikel habe ich zu diesem Thema noch nicht gelesen. Hut ab, alle Achtung! Als ich vor Jahren den Ausbildereignungsschein bei der IHK gemacht habe, hat man uns auch gelehrt, möglichst viel Rücksicht auf die Jugendlichen zu nehmen. Ich bin da völlig anderer Meinung. Sicher, man sollte seine Auszubildenden, als Person achten, aber bauchpinseln hat noch niemandem geholfen. Als Erwachsener sollte man dem Jugendlichen gegenübertreten, nicht, ihn kopieren, sonst verliert man SEHR schnell den Respekt und die Achtung, die insgesamt ohnehin schon schwach ausgeprägt ist. Die Kunst ist, einen guten Mittelweg zwischen laissez-faire und autoritärem Stil zu finden
So ist es. Ich hasse es, wenn Erwachsene Jugendsprache benutzen. Ein 50-jähriger der z.B. etwas „geil“ oder was weiß ich, was man jetzt sagt, findet, ist für mich inakzeptabel. Das kann man mal ganz für sich sagen, aber herausbrüllen? Niemals. Als Mutter die große Schwester der Tochter zu sein, ist so etwas von daneben. Respekt erwirbt man sich damit nicht. Werbung ist der Abklatsch des Mainstreams. Wenn uns dort voller stolz suggeriert wird, dass die Mutter meiner Mutter sowas von jung aussieht, dann ist das voll daneben. Uns wird immer eingeredet jung sein zu sollen, vor allem uns Frauen. Im Leben möchte ich das nicht wieder sein. Und warum sollte ich wie ein unbeschriebenes Lärvchen herumstolzieren, in löchrigen Jeans vielleicht noch dazu? Wie heißt es doch so schön: Von hinten Lyzeum, von vorne Museum. Davor sollte sich jeder hüten. Es ist gut älter zu sein und dazu zu stehen. Das beinhaltet auch Verantwortung zu übernehmen, wie man auftritt und wie man sich zeigt, spricht und bewegt. Man muss nicht das letzte Muttchen im Glied sein, aber als 15-jährige sollte man sich auch nicht mehr fühlen. Das ist würdelos. Ob jemand heute noch weiß, was Würde ist?
Ich habe den Eindruck, Sie z.B. wissen es.
Danke für die Blumen.
Sorry, ich sage auch noch geil…das ist für mich kein Kriterium, der Begriff ist auch uralt u. Allgemeingut.
Geil.
Da widerspreche ich aber: Der Ausdruck „geil“ als „Alltagsbegriff“ kam erst spät in den 80er Jahren auf. Davon mal abgesehen, dass ich den Begriff in der Öffentlichkeit sowieso für voll daneben halte, entlarvt eben auch die Sprache den Zeitgenossen.
Nein, „geil“ ist zwar ein alter Begriff, aber er wurde in einem völlig anderen Zusammenhang damals benutzt und bedeutet etwas ganz anderes. Er ist nicht Alltagssprache gewesen und wurde nur von denen benutzt, denen man nicht im Dunklen begegenen wollte. Meine Erziehung hätte es mir nie erlaubt, solche Begriffe in den Mund zu nehmen.
ja, ja, die Spezies „Teenager-Spätlese“
Liebe Pewi, danke für ihren Kommentar. Also ich bin jetzt 67 Jahre alt, habe notgedrungen(Mama war krank) schon seit meiner Kindheit den Haushalt geführt, nebenbei Schule und Studium abgerissen, und man sieht es mir natürlich an. Ich hasse es, wenn Leute meines Alters sich benehmen wie Kinder, sich kleiden wie 20-jährige. Habe ich es nötig, meine Haare zu färben? Mich mit Gewalt in Klamotten zu quetschen, die meinem Alter nicht entsprechen? Wer nicht in Würde altern kann, tut mir ausgesprochen leid. Ich weiß jedenfalls, dass meine drei Kinder sich nicht schämen, mit mir unterwegs zu sein. Dass sie nach meinem Rat fragen und manchmal auch um meine Hilfe bitten. Und das ist etwas, was mich stolz macht. Und ich weiss auch, dass sie im Notfall für mich und meinen Mann und für sich gegenseitig da sind. Sie haben es schon oft genug bewiesen. Liebe Grüße, Mabell.
Hallo Mabell, erwischt. Ich färbe mein Haar, aber weiß, weil ich gepflegt sein will und nicht so einen Mischmasch aus ekligem Grau (wirklich nicht schön) und weiß auf meinem Kopf haben will. Hat nichts mit Jugend zu tun. *lach* Ich bin auch 67.
Eine schöne Woche wünsche ich. PeWi
Zitat:
„Lässig, cool, gechillt“ sind die Werte der Egomanen, die emotionslos um sich kreisen und an ihrer Gleichgültigkeit fast krepieren.“
Das wäre alles nicht so schlimm, wenn diese Gleichgültigkeit nicht zu allem Überfluss auch noch als „Toleranz“ umd „Weltoffenheit“ moralisch überhöht würde.
„warum mit euch auseinander setzen, wenn ihr euch stets zu uns setzt, warum auf die Erwachsenenwelt vorbereiten, der ihr entflieht.“
Der Autor lehrt deutsch?
In meiner Textversion steht da „warum sich mit euch auseinander setzen, wenn ihr euch stets zu uns setzt, warum sich auf die Erwachsenenwelt vorbereiten, wenn ihr…“
Vielleicht nachträglich dank Ihrer Hilfe, die ein ganz entscheidendes Merkmal des Artikels so unbestechlich erkannt und hervorgehoben hat? 😉
Ceterum censeo Alternationem pro Germania esse eligendam…