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Engel Aloisius

G8 oder G9 – Vom Ende einer Realsatire

10.04.2017

| Lesedauer: 3 Minuten
So hoffen wir denn im Interesse des gymnasialen Anspruchs sowie seiner Schüler in Bayern und über Bayern hinaus auf gute Eingebungen des Münchners Alois Hingerl im Himmel, der angeblich als Götterbote die bayerische Staatsregierung berät.

Acht Jahre Gymnasium oder neun? Kein bildungspolitisches Thema hat die Öffentlichkeit seit Jahrzehnten so in Atem gehalten wie diese Streitfrage. Nun, es gibt – wenige – ökonomische Gründe für ein G8; und es gibt – viele – pädagogische, entwicklungspsychologische Gründe pro G9. Diese Gründe abzuwägen, reichen 4.000 Zeichen an dieser Stelle nicht aus. In der „hohen“ Politik spielen Gründe und Argumente ohnehin eher selten eine Rolle. Hier geht es um sachfremde Motive, die mit Pseudoargumenten kaschiert werden. Zum Beispiel das Motiv, dass man ja Wahlen verlieren könnte und deshalb urplötzlich wieder Sachargumente vorgibt.

Was also sind bzw. waren die Motive, einem ehemals vergleichsweise intakten Gymnasium die 13. Klasse wegzuamputieren? Bei Reichsminister Bernhard Rust war das Motiv 1936/37 eine entsprechende Anordnung Hitlers: Man wollte mit einer Verkürzung des Gymnasiums mit einem Schlag zwei Jahrgänge an Abiturienten und damit an Offiziersanwärtern haben. In der DDR war das Motiv ab 1949 die Anpassung des Bildungssystems an das sowjetische Vorbild mit zwölf Jahren bis zum Studium. Die Länder der 1949 gegründeten Bundesrepublik stockten das Gymnasium – übrigens gegen den Willen der Westalliierten – ab Beginn der 1950er Jahre wieder auf neun Jahre auf. Für Helmut Kohl waren es bei einem entsprechenden CDU-Parteitagsbeschluss 1981 und im Kontext mit der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) von 1987 europapolitische Motive für eine Kappung der 9. Gymnasialklasse: Angeblich kamen alle anderen europäischen Länder schneller zum Abitur (wenn man es denn mit diesem Begriff so benennen wollte). Dann kam die Wiedervereinigung. Ein paar neue Länder waren stolz auf „ihre Errungenschaft“ (siehe 1936/37!) einer zwölfjährigen Schulzeit bis zum Studium mit acht (!) Prozent eines Jahresganges. Andere neue Länder lavierten je nach Farbkonstellation der Landesregierung zwischen acht und neun Jahren hin und her.

Nun, steter Tropfen höhlt den Stein. Und so machten sich bald nach der Jahrtausendwende alle „alten“ Länder (Ausnahme: Rheinland-Pfalz mit 12,5 Jahren) auf zum G8. Besonders hervortat sich dabei Bayerns damaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), der zwar selbst 14 Schuljahre bis zum Abitur benötigt hatte, der aber ab Herbst 2003 nach einem 60-Prozent-Ergebnis bei der Landtagswahl vor lauter Kraft nicht mehr meinte laufen zu können. Kopf- und konzeptionslos zog er im Frühjahr 2004 das G8 für Bayern durch. Stoibers Durchpeitscher war sein damaliger Staatskanzleichef Erwin Huber, später selbst vorübergehend CSU-Vorsitzender, der alle Einsprüche gegen ein G8 mit so umwerfenden „Argumenten“ wie den folgenden plattmachte: „Wenn man einen Sumpf trockenlegen will, darf man nicht die Frösche fragen.“ Oder nochmals Huber: „Wenn ich meine Tochter in der 12. Klasse an einem Schultag erst um 9 Uhr aus der häuslichen Dusche kommen sehe, dann weiß ich, dass es im neunjährigen Gymnasium Leerlauf gibt.“ (Vater Huber war sich da wohl seiner erzieherischen Verantwortung nicht so ganz bewusst.)

Nun also gilt in Sachen Gymnasium nach 13 Jahren permanenter Reformen der Reformen der Reformen: „ROMA LOCUTA, CAUSA FINITA“. (Rom, in diesem Fall Horst Seehofer höchstpersönlich, hat gesprochen, die Sache ist beendet.) Endlich, möchte man erleichtert aufatmen. Ehe man aber jetzt glaubt, dass nun alles wieder in Butter ist, sollten noch einige entscheidende Fragen geklärt werden: Ist es wirklich sinnvoll, dass die vermutlich maximal zehn Prozent Schüler, die nach acht Jahren Abitur machen wollen, ausgerechnet die 11. Klasse auslassen? Wird das neue G9 ein in die Länge gezogenes G8 light? Was ist 2025, wenn es in Bayern außer ein paar „Springern“ gar keinen Abiturjahrgang gibt, weil die letzten „G8er“ 2024 mit Abitur verschwinden und erst 2026 die ersten „G9er“ ihr Abitur machen?

So hoffen wir denn im Interesse des gymnasialen Anspruchs sowie seiner Schüler in Bayern und über Bayern hinaus auf gute Eingebungen des Münchners Alois Hingerl im Himmel, der angeblich als Götterbote die bayerische Staatsregierung berät. Er möge die Einsichten mitbringen, dass wir deutschlandweit wieder ein Gymnasium brauchen, das Atteste der Studierbefähigung und nicht nur der Studierberechtigung vergibt.

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26 Kommentare

  1. Nichts für ungut, aber wenn man auf so einem hohen Ross sitzt, was Bildung angeht, sollte man tunlichst nicht in jedem Einzelfall das/dass falsch machen.

  2. Gut, zunächst einmal habe ich damals den Dreisatz tatsächlich auch erst auf der FH richtig gelernt – traurig genug. Aus mir ist trotzdem halbwegs was geworden 😉
    Das Problem aber ist doch, dass wie überall alle gleich gemacht werden sollen und so soll halt auch ein Jeder Abitur machen, ob er was auf der Pfanne hat oder nicht. Und wehe es wird den Eltern gesagt, dass ihr Kind besser zur Realschule ginge…ohje.
    Es wird Zeit, dass die Gleichmacherei ein Ende nimmt. Man kann Männer und Frauen nicht gleich machen, ebenso wenig Schlaue und nicht so Schlaue und erst recht nicht Behinderte und Nichtbehinderte.
    Aber diese dämliche Politik der vergangen Jahre hat einfach auch verblödet und man meint man könne nicht zurück. Aber warum nicht?
    Es wird Zeit, dass Kinder auch wieder etwas von ihrer Jugend haben und damit meine ich nicht, dass sie rumdaddeln sollen, sondern vielmehr, dass Jugendliche auch mal wieder in Vereine gehen und dort so etwas wie Sozialkompetenz mitbekommen. Aber auch hierfür bedarf es Eltern, die ihren Kindern auch noch etwas mitgeben wollen und das sind Werte und nicht das neueste Handy…

  3. Zu diesem Thema ist eigentlich auch schon alles gesagt.
    Dadurch, dass Hinz und Kunz wie selbstverständlich ihre Hochschulreife (ob nun nach 12 oder 13 Jahren) erlangen, sinkt selbstverständlich das Bildungsniveau. Wenn das Abitur heute unverzichtbar ist, um einen Ausbildungsberuf zu ergreifen – wofür zu meiner Zeit der Realschulabschluss locker gereicht hat – stimmt etwas nicht.

    Aber wie soll Bildungspolitik auch anders aussehen, wenn in den Kabinetten oftmals Leute sitzen, die in ihrem Studium nicht viel gerissen oder sich Doktortitel erschlichen haben? Ich bin mir sicher, dass die vielen Studienabbrecher, die heute den Anspruch haben, dieses Land zu führen, damals neidvoll und wohl auch mit Verachtung auf die strebsamen, leistungsbereiten und erfolgreichen Mitstudierenden (vor allem in den Ingenieursfächern) geblickt haben. Diese Bildungspolitik, die eigentlich eine Verblödungspolitik ist, entspricht genau dem Naturell dieser damals Gescheiterten. Man möchte mit möglichst wenig Einsatz an die gebratenen Tauben kommen. Leistungswille ist etwas für olle konservative Spießer. Aber schon der Volksmund weiß: ohne Fleiß kein Preis.

    Der nächste Schritt ist das Absenken der Anforderungen an den Hochschulen, denn legte man die alten Maßstäbe an, dürften wohl mehr als die Hälfte der heutigen Abiturienten gar nicht studieren. Da dann aber wieder Druck von der Politik zu erwarten ist, wird eben auch dort das Niveau gesenkt.
    Deutschland, das Land der Dichter, Denker und Tüftler. Es war einmal…

  4. Sehr geehrter Herr Schneider!

    Sie haben vollkommen Recht mit Ihrem letzten Satz.
    Das Bildungssystem krankt vor allen Dingen daran, dass es immer weniger Bildung vermittelt (wer braucht schon Dreisatz- oder Prozentrechnung??).
    Dass sich immer mehr eine „Durchwinkementalität“ an den Schulen breit gemacht: Egal wer sich anmeldet – er wird bis zum Abschluß durchgewunken.
    Das Leistungs- und Bildungsniveau ist mittlerweile derart im Keller, dass es peinlich ist, wer heutzutage alles ein Abitur oder Fachabitur bekommt.
    Dies alles ist allerdings GENAUSO politisch gewollt – damit man sich damit schmücken kann, wie viel Schüler eines Jahrgangs heute welchen (hohen) Bildungsabschluß haben.
    Die einzige Ressource, die Deutschland hat(te) – nämlich Bildung – wird auf Grund von links-rot-grünen Ideologien schlichtweg verramscht. Die mittel- bis langfristigen Konsequenzen dürften klar sein.

    Übrigens – ich bin Lehrer an einem kfm. Berufskolleg und weiß also so grob, wovon ich spreche.

    • Dann werden Sie, lieber Herr Eickelbaum, vielleicht nachempfinden können, welche Empfindungen mich als Mitglied diverser Prüfungsausschüsse (ebenfalls im kfm. Bereich) umgetrieben haben.

      Wobei: für mein eigenes Abitur (1979) habe ich keinen wirklichen Stolz empfinden können. Allzu deutlich hatte ich vor Augen, wie leicht es schon seinerzeit war, diese „Allgemeine Hochschulreife“ zu erlangen – ohne aber wirklich „reif“ zu sein. Stelle ich dem jedoch meine späteren Erfahrungen gegenüber, so will mir scheinen, dass ich letztendlich doch noch ein besseres Ende für mich herausholen konnte.

      • Sehr geehrter Herr Schneider!

        Ich kann Ihnen nachempfinden – und wie! Auch ich war bis 2012 insgesamt 14 Jahre Mitglied zweier Prüfungsausschüsse für den Groß&Außenhandel bei der IHK Essen. Was man da teilweise so alles erlebt hat …

        Danach war ich für 3 Jahre im Ausland an einer dt. Schule tätig – seit 2015 wieder hier im Lande.

        Ob man insgesamt mit Bestehen des Abiturs schon „reif“ ist (egal zu welcher Zeit gemacht) – nun ja , darüber lässt sich sicherlich streiten. Ich z.B. selber habe mich erst richtig reif und erwachsen gefühlt zu dem Zeitpunkt, als ich meine kfm. Lehre abgeschlossen hatte mit 22 Jahren.

        Jedoch sollte das Abitur (und auch das Fachabitur) zumindest ein Leistungsnachweis sein. Und das ist es schlichtweg nicht mehr.
        Wenn ich im Fachabitur die heutigen Prüfungsaufgaben im Fach BWL mit denen vergleiche, die wir noch vor ca. 20 Jahren gestellt haben als ich junger Lehrer war, dann ist das heute nur noch ein Witz.
        In 20 Jahren kann sich dann wahrscheinlich auch jeder Affe aus einem Zoo anmelden – der bekommt dann auch seinen Abschluß, wenn das so weitergeht.

  5. Abgesehen davon, dass durch die abgesenkten Anforderungen an den Gymnasialbesuch und an das Abitur nach objektiven Maßstäben auch mindestens 50% der heutigen „Abiturienten“, und zwar egal ob G8 oder G9, in keinster Weise den Ansprüchen genügen, die man eigentlich an das Abitur stellen müsste, es ist primär die politische Indoktrination, die hier eine rolle spielt. alle sollen „gleich“ sein, Talent und besondere Leistungsfähigkeit werden als „elitär“ diskriminiert! Gleichheit wird ausschliesslich als Ergebnisgleichheit verstanden, nicht als Chancengleichheit!

    Um solche Ziele zu erreichen, müssen eben die Klugen, Leistungsfähigen dumm gehalten werden, weil das geht! Umgekehrt Dumme und Leistungsunfähige klug zu machen funktioniert ja leider nicht.

    Auch hier wieder, wie bei der Migrationsfrage IRRES LINKES DENKEN!

  6. Worüber ich mich wunderer und wundere und wundere. Ich wurde im April 1961 nach 8 Jahren Volksschule, katholische Bekenntnisschule, mit 14 in die Berufsausbildung (Ausbildung!) entlassen. Zu meinem 70sten hat mir ein Schulkamerad ein Heftchen mit ca. 300 Aufgaben für Rechnen und Raumlehre geschenkt, das wir damals im Unterricht zu Übungszwecken benutzten. In diesem Heftchen findet sich der gebrochene Dreisatz, gerne auch mit mehreren Gliedern. Da wird in einer Aufgabe von Gramm über Tonnen auf Kilogramm gewechselt. Da gab es Aufgaben mit Volumen und Oberfläche für Kugel und Kegel. Selbst Aufgaben am Kegelstumpf enthält dieses Heftchen. In der Prozentrechnung musste einmal im Hundert und einmal vom Hundert gerechnet werden. Ich frage mich, wie der Lehrer von damals uns diese Fülle an doch teilweise schwierigem Stoff vermitteln konnte; vermitteln in einem Klassenzimmer, in dem 3 Jahrgänge, 6. 7. und 8. Klasse, saßen. Zu erklären ist das vielleicht nur, weil der Dorfschullehrer keine Mathematik zu unterrichten hatte; sein Lehrplan verlangt nur – siehe oben – Rechnen und Raumlehre. In den neuen Zeiten muss das schon ein bisschen elaborierter einherkommen. Mathematik. so verlangt es die neue Hochstapelei, ist schon das Addieren einstelliger Zahlen.

    Mit 35 habe ich mein Abitur nachgeholt. Und es hat Freude gemacht. Richtig viel Freude. Es hat mir, dank ausgezeichneter Lehrer, neue Welten geöffnet.

  7. Gegenfrage: Was nutzt ein perfekt ausgereifter Mensch Ihrer Prägung der Gesellschaft, wenn er kein gefestigtes Grundlagenwissen und keine Selbstentwicklungskompetenz hat? Im schlimmsten Fall geht er in die Politik und richtet dort fulminante Schäden an.

  8. Man kann in Bayern oder sonst wo im Westen das G9 bis G15 herbeireden und auch durchführen. Die faktischen Ergebnisse werden dadurch nicht besser, vor allem oberhalb des Weißwurst-Äquators. Wenn die verlängerte Gymnasialzeit dafür verwendet wird, in ewigen Projekttagen und -Wochen einzelne unterhaltsame Aspekte der Bildung zu bearbeiten und ansonsten mehr Wert auf Rhetorik- und Selbstdarstellungskompetenzen gelegt wird statt auf Wissen, Logik, Lernmethodik und Selbstorganisationstechniken, dann haben wir als Ergebnis eben die letztens beklagten Bildungsschlechtleister mit Defiziten schon in der einfachsten Mathematik, welche unfähig, aber beurkundet die Unis stürmen und dann ge-ext werden.

  9. Ich möchte hier mal eine Lanze für das G8-Abitur brechen. Natürlich hatte die bundesweite Einführung keinen bildungspolitischen Grund. Genau wie die Bologna-Reform und die Aussetzung der Wehrpflicht diente sie m.E. überwiegend dazu, der Wirtschaft schnell akademisches Frischfleisch (noch formbar) zuzuführen, welches normalerweise annähernd 30 Jahre gereift war.
    Andererseits kann man nur schwer leugnen, daß das achso gebildete Bayern in bildungstest mittlerweile stets hinter mindestens 2 klassischen G8-Ländern logiert. Und diese Länder sind nicht dafür bekannt, das Abitur zu verschenken.
    Vielleicht wäre es sinnvoll für Bayern, sich über die Jammerlappen (Allen voran HB, B und NRW), die auch mit 10 Jahren kein ordentliches Abitur zustandebekämen, zu erheben und das beste aus der Situation zu machen. Oder eben von der gottgegebenen bildungspolitischen Kompetenz gebrauchzumachen und die G9 wieder einzuführen. Ob das jedoch reicht, den Zonis an der Nordgrenze den Rang abzulaufen, wage ich zu bezweifeln.

  10. „Das Problem ist doch wohl eher das heute auch Dick und Doof Abitur
    machen sollen, und das natürlich auch bestehen müssen. Also wird
    gestreckt, Anforderungen werden auf das kleinste nötige Maß minimiert
    und schon haben bei uns auf einmal fast alle Abitur“
    Ich stimme Ihnen zu – davor schützt jedoch kein G8! Im Gegenteil, diese Entwicklung mitsamt der Absenkung des Erwartungniveaus hat auch und mit dem G8 an Fahrt aufgenommen.

    • Nein, aber dafür Cyanogenmod und Konsorten.

      Man mag es mögen oder nicht: Die Zeiten ändern sich eben, und mit ihnen die Relevanz gewisser Themen.

      • So beginnt das Vergessen der eigenen Geschichte und Kultur…

  11. Wie kann man nur ausgerechnet die Klasse 11 streichen! Da wird doch Stoff durchgenommen, der im Studium in MINT-Fächern enorm wichtig ist.

  12. Und weshalb sieht er seiner Tochter zu, wenn sie aus der Dusche geht? Leerlauf in der Ehe?

  13. „In der DDR gab es schon immer G8. Anstatt deren Lehrpläne einfach zu kopieren…“
    Blasphemie! Wie können Sie auch nur daran denken, bewährte Verfahrensweisen aus der DDR im Westen zu adaptieren!? Dies konterkariert den ganzen Vereinigungsprozess! Schämen Sie sich. (Ironie aus)

  14. In Sachsen gilt über die Wende hinaus weiterhin G8.
    Bisher gab es damit keine Probleme; inzwischen besuchen auch die Enkelkinder ein Gymnasium und dass häusliches Lernen dafür unabdingbar ist wird wohl auch für G9 zutreffen.
    MMn ist es viel trauriger, dass das Bildungswesen föderal gestaltet wird und keine einheitlichen Standards gelten.

  15. Nö, es waren Verschlechterungen. Hinlänglich diskutiert.
    Verbesserungen waren das nur für die erzieherischen Narrative der Technokraten. Aber die begründen einem ja auch, daß CO2 die Erderwärmung bewirkt…
    Alle anderen haben auch vorher zu Millionen die deutsche Sprache gut erlernt.
    Wenn zuhause natürlich nur nichtdeutsch gesprochen und den ganzen Tag auf der Playstation gedaddelt wird, ist es schon etwas schwieriger, mehr als drei Minuten Aufmerksamkeitsspanne im Frontalkortex zu halten. Da muß dann die kulturmarxistische Weltgerechtigkeitstheorie ran, in der alles für Alle gleich sein soll, oder so, schon klar.

    Senioren waren dann alle, die zu dem Zeitpunkt schon Abitur hatten bzw. die deutsche Sprache aktiv beherrschten? Steile These!

  16. Man kann viel dummes Zeug in acht oder neun Jahren lernen. Ich gehöre dem Jahrgang an, der 1967 nach zwei sog. Kurzschuljahren, (wegen der Einschulung im September statt im April) Abitur gemacht hat und es hat mir/ uns nicht geschadet. Wichtiger ist der Leistungslevel und im reziproken Vehältnis die Abiturientenquote. Die lag damals in BW bei 8 Prozent. Und das obwohl man durch Förderung der ländlichen Gymnasien eine Bildungsoffensive in Gang gesetzt hatte, d.h. das ländliche Bildungsreservoir angezapfte. Ich bin eher dafür, den Stoff zu entrümpeln und das Abitur mit sechzehn Jahren abzulegen. Dann noch zwei Studiengänge mit drei bzw. vier Jahren und fertig ist die Grundausbildung spätestens mit dem zwanzigsten Lebensjahr. Es macht wenig Sinn, in einer Welt in der die Halbwertzeit des Wissens ständig abnimmt, so lange wie heute für die Grundausbildung zu verwenden. Lebenslanges Lernen wäre besser. Da aber meistens Politiker und öfter auch Sitzenbleiber über Bildungspolitik reden, wird’s wohl nichts damit.

  17. Ich habe als Lehrer in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die Umstellung von G9 auf G8 mitgemacht. Daß der Lehrstoff von neun Jahren auf acht Jahre verteilt und dadurch der Leistungsanspruch an die Schüler erhöht würde, war Propaganda. Tatsächlich wurde mit G8 der Anspruch deutlich gesenkt. Ziele waren dabei die Erhöhung der Abiturquote durch geringeren Anspruch und die Senkung der Kosten durch Einsparung bei den benötigten Lehrkräften.
    Wenn man die Lehrpläne aus den achtziger Jahren wiedereinführen würde, könnte man im neunjährigen Gymnasium ein Bildungsniveau wiederanstreben, das in Deutschland schon einmal normal war und das unserem technologieabhängigen Land bitternötig anstünde; zu erwarten ist das Gegenteil: Die neuen G9-Curriculen werden das Abitur zum Larifari-Abschluß machen.

  18. 100% Zustimmung. Und die G8 – 1936 Verknüpfung ist eine Frechheit. Jeder weiß ja, dass es sich bei dem neuen Bundesland, welches schon immer G8 hatte, um Sachsen handelt. Da zu betonen man sei auf eine 1936/37-Errungenschaft stolz, ist Nazi- bzw. Dunkeldeutschland-Keule pur.

    Die G8-Einführung ist ein Musterbeispiel der Inkompetenz von allen Beteiligten gewesen. Von den mimosenhaften Eltern/Schülern, welche von 8h-Schultagen traumatisiert waren (hey – an der Uni hat man auch nicht weniger Unterricht. Es sei denn natürlich man studiert Journalismus oder Geografie mit 4 SWS); über die Lehrer bis hin zu den Kultusministerien, die es nicht gebacken kriegen einen vernünftigen Lehrplan von Klasse 10 bis 12 aufzustellen. Und von den Behauptungen, es sei nicht möglich den Stoff der Klassen 11-13 auf die Klassen 11-12 (bzw. einen Teil auch auf Klasse 10) zu verteilen, glaube ich kein Wort. Mein Cousin hat vier Jahre nach mir G9-Abi in Brandenburg gemacht. Er hatte WENIGER Lehrstoff in 3 Jahren als ich in den 2 Jahren bei meinem G8-Abi. Die hatten fast das gesamte 13. Schuljahr so gut wie nichts mehr zu tun. Abifahrt und ein bisschen Prüfungsvorbereitung – das wars.

    • Sie haben natürlich Recht, wenn Sie auf die offensichtlich gewollte Verknüpfung zwischen G8 und 1936 als Nazi-Errungenschaft hinweisen. Andererseits wurde zu der Zeit auch ganz anders ausgesiebt, da konnte nicht jeder Knallkopf auch gegen die Empfehlung des Lehrers, nur weil es die Eltern wollen, aufs Gymnasium, wie das heute der Fall ist. Da wurde auch gepaukt, dass die Schwarte krachte und weil sich auf dem Gymnasium eben wirklich nur überwiegend leistungsfähige und intellektuell begabte Schüler befanden, konnten diese das auch in 8 Jahren schaffen!

      Dies ist kein Plädoyer für die Nazizeit, lediglich der Hinweis auf ein Fakt!

      Aus dem angeblich restriktiven deutschen Schulsystem gingen zwischen 1901 bis heute 31 Nobelpreisträger in Chemie, 28 in Physik und 25 in Physiologie/Medizin hervor.

      Alle diese Nobelpreisträger entstammten noch dem „alten“ Schulsystem, in dem der Zugang zum Gymnasium noch mit dem Bestehen einer Eignungsprüfung errungen werden musste, und in dem das Abitur wirklich noch Studierfähigkeit bescheinigte!

      Von den sogenannten Abiturienten, die aus dem „reformierten“ Schulsystem stammen, wird es keiner auch nur annähernd so weit bringen. Einen Nobelpreis für Gendertheorie oder Namentanz gibt es gottseidank nicht!

  19. Die Antwort wird vielen nicht gefallen. Es liegt an den „DDR-Lehrern“. Die konnten den Stoff und waren auch durch moderne Schulbücher nicht zu erschüttern. Ein Indiz dafür ist auch, dass die Englisch-Kenntnisse schlecht geblieben sind, auch wenn sie sich verbessert haben.
    Mittlerweile gehen diese Lehrer in den Ruhestand und die Leistungen in Sachsen passen sich auch in den MINT-Fächern dem bundesdeutschen Durchschnitt an.
    G8 in Sachsen liegt vorallem am Finanzminister, der mehr nicht finanzieren will. Die Nachteile von G8, nämlich wenig freie Zeit für Schüler an Gymnasien, sind auch in Sachsen spürbar.

  20. Thoma sei mein Zeuge: Alois Hingerl berät die bayerische Landesregierung eben nicht, denn er ist im Hofbräuhaus hängengeblieben. Wer weiß, was er zu sagen gehabt hätte…

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