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Ja - aber

Auf der Suche nach dem verlorenen Feind

03.04.2017

| Lesedauer: 10 Minuten
Die Verantwortung für das Erstarkung der Demagogen ist auch bei den Eliten zu suchen, die zu leichtfertig meinen, ihre elitäre Weltsicht, deren Offenheit und letzte Ungewissheiten vielleicht eine Elite auf Dauer erträgt – sei auch für die Mehrheit gut und gültig.

Unter Philosophen ist es üblich, in der pluralistischen Gesellschaft so etwas wie den End- und Zielpunkt moderner sozial-politscher Entwicklung zu sehen. Diesen Standpunkt vertritt eine Wiener Philosophin namens Isolde Charim mit viel Beredsamkeit. Ihr zufolge sei es ein natürlicher und wünschbarer Prozess, dass sich Identitäten auffächern, verschmelzen und ins Amorphe auflösen, so dass jeder Mensch sozusagen in verschiedenen Spielfiguren auf der sozialen Bühne erscheint. Die ganze Buntheit der Welt darf und soll sich in jedem einzelnen Individuum spiegeln.

Der Mann ohne Eigenschaften

Was der für diese Vision begeisterten Wiener Philosophin dabei entgeht, ist die Kehrseite der Medaille. Zwangsläufig werden von einer solchen Amalgamierung alle Gegensätze und narrativen Eindeutigkeiten ausgelöscht, welche die Menschen früher einmal durch Traditionen, Nationalität, Glauben etc. mit holzschnittartiger Bestimmtheit prägten. Sie werden im selben Individuum vermischt, verrührt und schließlich eingeebnet. Was daraus entsteht, ist der Mensch ohne Eigenschaften. Kulturelle Verschiedenheit wird zur bloßen Verkleidung, die sich jeder nach eigenem Geschmack und Gutdünken schneidert, wohl wissend, dass sie jederzeit gegen eine andere ausgetauscht werden kann. Wer so zwischen verschiedenen Identitäten wie zwischen Karnevalsmasken wechselt, der identifiziert sich mit keiner von ihnen, weil keine von ihnen in seinen Augen einen bedingungslos sinnstiftenden Wert repräsentiert.

Der Ja-Aber-Intellektuelle

Anders gesagt, führt uns Isolde Charim den von Musil in seinem berühmten Roman beschriebenen Menschen vor Augen, den typischen Intellektuellen unserer Zeit, dessen Wesensmerkmal eben jene multiple Identität ist, mit der er in einer Welt der „allgemeinen Relativität“ am besten zurechtkommt. Die typische Reaktion, die der Intellektuelle jedem eindeutigen, festgezurrten Standpunkt entgegenhält, ist das „Ja – aber“ – das Grundprinzip allen Relativismus. Es gibt für ihn kaum einen Gegenstand der öffentlichen Diskussion, der in ihm nicht ein Schwanken zwischen Gegensätzen auslösen würde – eben das „Ja – aber“, das er oft mit einem ausweichenden „Jein“ auf die kürzeste denkbare Formel bringt.

Eigentum

Diese Grundformel des allgemeinen Relativismus gehört als unablösbares Wesensmerkmal zur multiplen Persönlichkeit. Wozu diese ihre Meinung auch äußern mag: Sie tut es auf charakteristische Art mit einem „Ceterum censeo“. Nehmen wir etwa das Eigentum. Seit Jean-Jacques Rousseau gibt es eine vorwiegend linke Tradition, die im Eigentum den Ursprung aller sozialen Verderbnis erblickt. In der Tat bezweifeln nur ideologisch hartgesottene Realitätsverweigerer, dass die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, wie sie weltweit ebenso wie innerhalb Europas besteht, eine akute Gefahr für den Zusammenhalt der Gesellschaft bildet – auch für den der Europäischen Union mit ihrem unerträglichen Gegensatz zwischen einem verarmenden Süden und einem reichen Norden. Andererseits weiß jeder ökonomisch halbwegs Gebildete (mit Ausnahme doktrinärer Marxisten), dass überall auf der Welt erst die Institution des persönlichen Eigentums und dessen Schutz vor willkürlichem Zugriff den kometengleichen Aufstieg moderner Staaten ermöglicht hat. Der gebildete Intellektuelle kann gar keine andere Haltung als die des Ja-aber beziehen.*1*

Neoliberalismus

Oder nehmen wir den sogenannten Neoliberalismus und den von diesem propagierten freien Handel. Einige können das fragliche Wort nicht über die Lippen bringen, ohne zugleich von „Wahnsinn“ zu reden, womit sie durchaus im Recht sind, wenn man an die Verwüstungen denkt, die ein ungezähmter ökonomischer Egoismus in manchen Teilen der Welt anzurichten vermochte.*2* Doch wer diesem Urteil sein ceterum censeo, eben ein „Ja-aber“ entgegenhält, ist keinesfalls weniger im Recht, denn ein bedeutender Teil der heute lebenden Menschheit, vor allem die asiatischen Tiger und China, verdanken ihren kometengleichen Aufstieg – ihr Wirtschaftswunder – im Wesentlichen dem Freihandel und der neoliberalen Deregulierung. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass außer Deutschland auch ganz Nordeuropa in der Gesamtbilanz ebenfalls zu den Profiteuren gehört. Angesichts solcher Widersprüche fällt es einem intellektuell redlichen Beobachter schwer, sich auf eine eindeutige Meinung festzulegen. Er wird einräumen, dass Eigentum manchmal zum Verbrechen wird oder der Neoliberalismus zum Wahnsinn, dass aber beide in anderen Fällen die Grundlage für Wohlstand und Reichtum bilden. Frohlocken und vorbehaltlose Verdammnis sind gleich fehl am Platze. Es kommt darauf an, Vorzüge und Versagen je nach Situation und Einzelfall sorgfältig gegeneinander abzuwägen bzw. sich darüber im Klaren zu sein, dass unter Umständen den einen nützt, was den anderen schadet – jede Verallgemeinerung erweist sich als Fehler.

Bofinger contra Fuest

In der Spiegelausgabe vom 27.3.2017 diskutierten zwei deutsche Starökonomen, Peter Bofinger und Clemens Fuest, unter anderem über soziale Gerechtigkeit. Bofinger fragte: „Stellen Sie sich vor, Sie sind 50 Jahre alt, haben das halbe Leben Ihrer Firma gedient und auch immer Beiträge in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt. Und dann kommt die Restrukturierung und der Rauswurf, und nach 15 Monaten finden Sie sich auf der untersten Stufe der Gesellschaft bei Hartz IV wieder. Bei Leuten, die nie gearbeitet haben und über keine Qualifikation verfügen. Ist das gerecht?“ Darauf Fuest: „Es geht um ein Abwägungsproblem, das bei den Hartz-Reformen im Mittelpunkt stand. Absicherung ist wichtig. Aber wir wissen aus vielen Untersuchungen, dass längere Zahlung von Arbeitslosengeld auch die Dauer der Arbeitslosigkeit verlängert.“

Der durchschnittliche Leser schwankt keinen Augenblick, welche Position er hier als sympathisch, mitfühlend und auch gerecht bewertet.

Doch abermals ist ein Intellektueller, der sich das abwägende „Ja-aber“ zu eigen macht, weniger schnell mit dem Urteil. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich zum Exportstaat gemacht, einen Gutteil ihres Reichtums verdankt sie der Qualität ebenso wie den Preisen der von ihr in alle Welt ausgeführten Produkte. Das bringt sie natürlich in Abhängigkeit von anderen Staaten, die mit ähnlichen Produkten und Preisen ihre Konkurrenten sind – vor allem also den Staaten mit geringeren Löhnen, niedrigeren Steuern oder laschen Umweltauflagen. Bofinger wäre vorbehaltlos im Recht, wenn es diesen äußeren Druck nicht gäbe. Aber weil es ihn gibt und weil sich Deutschland durch seinen Export diesem Druck freiwillig ausgesetzt hat, ist die Bundesrepublik ein großes Arbeitshaus, eine gewaltige Produktionsmaschine, die permanent auf vollen Touren und mit höchster Anspannung laufen muss, um die eigene Stellung in der Weltwirtschaft zu behaupten. Längere Arbeitslosigkeit, da hat Fuest Recht, kann sich ein Staat nicht leisten, der äußerem Druck so stark ausgesetzt, so von ihm abhängig ist. Denn die Konkurrenten drängen den Exportstaat Deutschland mitleidslos aus dem Markt, wenn er sich Mitleid mit der eigenen Bevölkerung leistet. Daher das „Ja-Aber“ von Clemens Fuest, das zweifellos auf ökonomische Grausamkeit und offensichtliche Ungerechtigkeit hinausläuft.

Religion

Oder betrachten wir ein ganz anderes Thema, das aber für die Intellektuellen aller Zeiten immer das heikelste war: die Einstellung zur Religion. Typischerweise schreckt der Mensch ohne Eigenschaften vor jedem vorbehaltlosen Bekenntnis zurück. Er mag sich keiner der offiziellen Gottheiten unterwerfen – weder Jahwe noch Allah oder „unserem Herrn Jesus Christus“. Typischerweise ist er allerdings auch nicht so naiv, der Wissenschaft – seit der Aufklärung eine Art von Ersatzreligion – die Lösung aller Rätsel zuzutrauen (wie noch Bertrand Russell oder Richard Dawkins). Er ist sich bewusst, dass es eine Dimension der Wirklichkeit gibt, die sich aller menschlichen Deutung entzieht. Schon die einfachsten Fragen des Kindes, warum und wozu wir überhaupt da sind, gehören zu diesem Geheimnis. Dieses Wissen macht ihn tolerant – der Religion gegenüber wie auch deren ideologischem Ersatz. Von seinem Standpunkt der allgemeinen Relativität aus betrachtet, sind sie für ihn, was sie schon für den großen Aufklärer Lessing waren: tastende Versuche, das letzthin Unerkenn- und Unerklärbare in menschliche Erzählungen und deutbare Bilder zu übertragen. Am liebsten würde er morgens Christ, mittags Muslim, am Abend Jude sein, alle religiösen Identitäten zeitweise übernehmen, aber sich von keiner vereinnahmen lassen, weil das Geheimnis des Lebens ihm größer erscheint, als jede von ihnen es darzustellen vermag.

Vor Lessing gab es schon Rumi

Isolde Charim hält den Menschen, der alles in sich absorbiert, ohne sich von irgendetwas vereinnahmen zu lassen, also den Menschen ohne Eigenschaften, den Menschen mit multipler Identität, für eine Errungenschaft der Moderne. Da ist sie freilich im Unrecht. Diesen Menschen, den kosmopolitischen Intellektuellen, den die Nazis ebenso abgründig hassten wie der IS und überhaupt sämtliche politischen, religiösen und moralischen Fundamentalisten, hat es von jeher gegeben. Gotthold Ephraim Lessing hatte einen genialen, wunderbaren Vorläufer namens Dschelal ed-Din Rumi, der ein halbes Jahrhundert vor ihm im 13. Jahrhundert lebte. Statt Nathan, den Weisen, zu beschreiben, der keinem Ring die absolute Geltung zuerkennt, aber sie doch alle zu würdigen weiß, beschrieb Rumi die eigene multiple Identität in den folgenden Versen:

„Was soll ich tun, o ihr Muslime? Denn ich kenn mich selber nicht: Weder Christ bin ich noch Jude, und auch Pars und Muslim nicht;

Nicht von Osten, nicht von Westen, nicht vom Festland, nicht vom Meer, Nicht stamm ich vom Schoß der Erde und nicht aus des Himmels Licht.“

Mystiker als erste Kosmopoliten

Die multiple Persönlichkeit, die jedem verfestigten Bild – in diesem Fall jedem verfestigten Gottesbild – ihr mutiges „Ja-aber“ entgegensetzt, trug damals einen anderen Namen. Solche Menschen wurden als „Mystiker“ bezeichnet, weil ihre Weltsicht den gewöhnlichen Gläubigen mysteriös bis unverständlich erschien. Die Mystik ist in Indien zweitausend Jahre alt. Sie bezeichnet, wie Rudolf Otto in seinem berühmten Buch beschrieb, eine universale Wahrheit, da man ihr auf der ganzen Welt begegnet: Ihr und dem Menschentyp, der sie in höchster Form repräsentiert, denn dieser Typ ist eben nichts anderes als der multiple Intellektuelle.

Gefährdete Existenz

Eine gerade Linie führt von den Mystikern früherer Zeiten zu dem modernen kosmopolitischen Intellektuellen einer Isolde Charim, der keine bestimmte Identität besitzt, weil er alle Identitäten in sich umgreifen möchte. Es sind die wissendsten, die geistig am weitesten expandierenden, in diesem Sinne auch die kostbarsten Menschen, die über die Distanz von Jahrtausenden eine gemeinsame Sprache reden. Aber es sind auch die am stärksten gefährdeten – davon scheint die Wiener Philosophin nichts zu ahnen, sonst würde sie nicht den End- und Zielpunkt der Geschichte in dieser Entwicklung sehen. Mystiker und Kosmopoliten wurden immer wieder grausam verfolgt *3* – und es ist einzusehen, warum es dazu kommen musste.

Das Unverständnis der Menge

Mit einer Lehre, die alles für möglich und denkbar hält, weil sie jeden eindeutigen Standpunkt relativiert, hat eine Bevölkerungsmehrheit nie etwas anfangen können. Diese Mehrheit will wissen, ob Eigentum richtig ist oder nicht, ob Freihandel gut ist oder schlecht, ob man gleichgeschlechtliche Liebe, Euthanasie oder Abtreibung dulden soll oder nicht, ob man die Grenzen schließen soll oder offenhalten. Früher war es – und ist für viele immer noch – von existenzieller Bedeutung, ob Gott Allah heißt oder Jahwe und ob man sich mit Schweinefleisch ernährt oder koscher oder sich über alle Vorschriften hinwegsetzt. Eine Mehrheit der Bevölkerung verlangt eindeutige Antworten und klare Entscheidungen für das eigene Handeln – und diese bekommen sie immer nur von einer konkreten Religion, einer konkreten Kirche, Sekte oder politischen Gemeinschaft, aber niemals von dem Menschen an sich, dem Menschen ohne Eigenschaften, dem Mystiker oder dem alles verstehenden Kosmopoliten.

Isolde Charim vergisst, dass der Mensch der vielen Identitäten, die dieser alle mit gleicher Empathie in die Arme schließt, eine Ausnahmeerscheinung ist. Der Mensch, der alles versteht und am Ende vielleicht sogar alles verzeiht, gehört einer Elite an, einer Minderheit, die niemals und nirgendwo zur Mehrheit wurde, weil er dieser die elementaren Gewissheiten nimmt, für die und von denen sie lebt.

Freiheit und Polizei

Der Mann ohne Eigenschaften – Verkleidungskünstler mit wechselnden Identitäten, der sich zu keiner von ihnen eindeutig bekennt, weil der vollkommene Mensch für ihn alles ist: alle jemals realisierten kulturellen Ausformungen, Anschauungen, Hoffnungen – lebt in Wahrheit ein geistiges Leben außerhalb der realen Gesellschaft. Wenn es ihm dennoch gelingt, seine Vorstellungen in diese hineinzutragen, dann verlangt er dieselbe Freiheit, die er für sich selbst reklamiert, auch für die anderen, anders gesagt, begründet er die permissive Gesellschaft. Folglich werden auch in dieser alle gewachsenen Sitten, Traditionen und Standpunkte relativiert und im eigenen Wirkungsbereich mit der Zeit effektiv unterdrückt, weil eben alle nur möglich und deshalb letztlich beliebig sind – immer konfrontiert mit einem sie in Frage stellenden „Ja-Aber“. Dieses Bestreben wächst der permissiven Gesellschaft schließlich so an den Leib, dass sie am Ende in akute Gefahr gerät, auch ihr eigenes Fundament zu relativieren. Sie ist so duldsam, so grundsätzlich tolerant, dass sie selbst jene in ihrer Mitte duldet, die nur darauf lauern, sie fundamentalistisch aus den Angeln zu heben. Der grundsätzlich tolerant-permissiven Gesellschaft erscheint selbst die eigene Toleranz am Ende nicht mehr als Wert an sich – das „Ja-Aber“ drängt sich dazwischen.

Wohin das am Ende führt, hat ein so kluger Dichter und Philosoph wie Paul Valéry hellsichtig erkannt. Die Leute, so sagte Valéry sinngemäß, gieren nach Freiheit, sind unersättlich danach. Mit Vergnügen reißen sie eine Barriere von Moral und Tradition nach der anderen ein – bis sie es dann irgendwann mit der Angst bekommen und die Polizei herbeirufen.

Auf der Suche nach dem verlorenen Feind

Der Punkt, wo die auf solche Weise erzeugte Unsicherheit vielen als unerträglich erscheint, ist meist viel früher erreicht. Auch wenn gar keine wirklichen Feinde vorhanden sind, stehen jetzt Demagogen auf, die nach ihnen suchen und sie zur Not frei erfinden. Denn im Grunde wird ja nach Namen für die unterschwellig vorhandene Angst gesucht. Ob Lega Nord, Front National, die AfD oder die österreichische FPÖ zählt letztlich wenig. Auch der Unterschied zwischen Rechts und Links ist eher nebensächlich. Was für die Menge zählt, ist etwas anderes, nämlich die Sicherheit eines eindeutigen Weltbilds, die sie sich von politischen, moralischen oder ideologischen Instanzen erhofft. Das Einschwören auf deklarierte Feinde – erfundene oder reale -, ist dabei ein Mittel der Wahl, dessen sich außer den genannten rechtsradikalen Parteien auch autoritäre Staatsoberhäupter bedienen, Wladimir Putin zum Beispiel auf höchst raffinierte, der neue amerikanische Präsident dagegen auf vergleichsweise primitive Weise.

Hauptfeind Liberalismus

Es ist kein Zufall, dass alle diese Bewegungen einfache Lösungen propagieren und ihren Hauptfeind im Liberalismus sehen, unter dem sie genau jene Haltung des permissiven „Ja-Aber“ verstehen, die für sie die Auflösung aller Gewissheiten bedeutet. Isolde Charim scheint daran zu glauben, dass die moderne Gesellschaft auf dem Weg ihrer Befreiung von allen historisch gewachsenen Identitäten immer weiter voranschreiten wird. Dagegen war Paul Valéry überzeugt, dass sie irgendwann nach der Polizei rufen wird. Ich bin mit Frau Professor Charim der Meinung, dass eine Gesellschaft, die sich nach ihren Vorstellungen entwickelt, ein Ideal verwirklichen würde, zumal ich selbst ja zum Lager der Kosmopoliten und Ja-Aber-Intellektuellen gehöre. Trotzdem fürchte ich, dass Paul Valéry sich durch Realismus auszeichnet und mit seiner historischen Hellsicht deutlich im Recht ist. Denn die geschichtliche Realität spricht unmissverständlich dafür, dass Gesellschaften in ihrer Entwicklung immer zwischen zwei entgegengesetzten Polen schwanken: Eine durch bornierte Regeln allzu sehr kujonierte Bevölkerung wird gegen das Zuwenig an Freiheit irgendwann rebellieren. Sie wirft ihre Fesseln ab und wird, kaum dass sie dabei erfolgreich ist, zunehmend permissiver – solange bis das daraus bestehende Unbehagen und die daraus erwachsende Desorientierung aus ihr selbst jene Kräfte hervorbringen, die wieder auf die Einschränkung von Freiheit, auf neue Gewissheit, neuen Glauben, neue Unterwerfung zielen – ein dauerndes Auf und Ab.

Verantwortung

Eine solche Sicht wirft natürlich die Frage der Verantwortung auf. Der Mensch der vielen Identitäten, der Kosmopolit, ist vor allem innerhalb der Eliten zu finden, selten unter jenen Menschen, die sich dem täglichen Arbeitskampf stellen müssen. Die Verunsicherung, die ein Übermaß an Freiheit bei Menschen bewirkt, die sie als eine Infragestellung ihrer Gewissheiten erleiden, kommt deshalb in aller Regel von oben.

Meiner Ansicht nach ist daraus der Schluss abzuleiten, dass die Verantwortung für die Erstarkung der Demagogen auch bei den Eliten zu suchen sei, also bei jenen Menschen, die etwas zu leichtfertig meinen, dass ihre eigene Weltsicht – eine elitäre Sicht, deren Offenheit und letzte Ungewissheiten eben auch nur eine Elite auf Dauer zu ertragen vermag – auch für die Mehrheit gut und gültig sein müsse. Weil das bis heute niemals so war und wohl auch in Zukunft nicht zu erwarten ist, wiederholt sich Geschichte auf traurige Weise: Schlägt das Pendel in der einen Richtung zu weit aus, dann ist damit zu rechnen, dass das auch auf der anderen Seite geschieht.

1 Aufschlussreich ist das Buch von Daron Acemoglu und James A. Robinson: „Why Nations fail“.

2 Egbert Scheunemann zählte für mich bis vor kurzem zu jenen Fundamentalideologen, die keiner Differenzierung fähig sind. Ich muss mich korrigieren. Sein kurzer Bericht über Griechenland ist hervorragend und viel ausgewogener als der von ihm sonst so unermüdlich wiederholte Refrain vom „neoliberalen Wahnsinn“ vermuten ließ. Das gilt insbesondere für seine Ausführungen über Vor- und Nachteile von Privatisierungen.

3 Indien war von jeher und ist bis heute jenes Land, wo sich der geistige Kosmopolitismus am freiesten entfalten konnte. Dass er dort auch am wenigsten durch Verfolgung gefährdet war, erklärt sich aus einer gesellschaftlichen Eigenart, die wir bei uns auf keinen Fall dulden wollen: der religiös stipulierten menschlichen Ungleichheit. Aufgrund dieser geburtsbedingten Ungleichheit kam die mystische Relativierung und Vervielfältigung der eigenen Person nur für die höchsten Kasten in Frage, in der Masse der Bevölkerung herrschte von jeher die krasse Eindeutigkeit ganz konkreter Glaubens- und Handlungsimperative.

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74 Kommentare

  1. P.S.:
    Ich kenne Niemanden, der so klar wie Karl Popper erkannt und artikuliert hat, in welchem Ausmaß Rationalismus, Naturwissenschaften und Technik Europa seit der Renaissance geformt hat.
    Im Gegensatz zu all dem Unsinn, dass unser Wohlstand auf der Ausbeutung der 3. Welt basiert, hat er als einer der ganz Wenigen unsere technischen Errungenschaften wie Medizin, Elektrizität, Mobilität, Kommunikation als Segen für die gesamte Menschheit erkannt und entsprechend hervorgehoben.

  2. Danke für die Antwort.
    Ich respektiere durchaus ihre Anschauung und denke, dass wir gar nicht so weit auseinander liegen.
    Das Thema ist allerdings zu komplex um es auf diesem Weg weiter zu diskutieren.
    Trotzdem vielen Dank für Ihre interessanten Kommentare.

  3. Ich habe mir nochmal ein paar Gedanken gemacht, was Sie an Karl Popper stören könnte.
    Eventuell rührt Ihre Abneigung daher, dass neuerdings ausgerechnet die Grünen (Kretschmann, Özdemir) immer wieder Poppers „offene Gesellschaft“ zitieren, und diese offenbar mit den Grünen Vorstellungen einer „Multi-Kulti“ Gesellschaft verwechseln:
    1. Karl Popper hat die (insbesondere deutschen) Grünen verachtet und bis zu seinem Tod gehofft, dass diese wieder von der politischen Bühne verschwinden.
    2. Karl Popper hielt unsere „wissensbeflissene Kultur“ die seit der Renaissance auf dem Rationalismus und den Naturwissenschaften basiert für eine überlegene „Leitkultur“
    3. Karl Popper hat den Satz geprägt, dass wir westlichen Demokratien ausnahmslos für unsere Staaten verantwortlich sind und jedwede Einmischung in andere Staaten als Kolonialismus abzulehnen ist.
    4. Karl POPPER hat den Islam als Religion abgelehnt
    5. Karl Popper war der Ansicht, dass sich fast alle Probleme unserer Zeit auf die Bevölkerungsexplosion in der dritten Welt zurückzuführen sind. Er war sicher nicht der Ansicht, dass die Probleme dieser Bevölkerungsexplosion durch ungebremsten und unkontrollierte Zuwanderung NACH Europa gelöst werden könnten.

  4. Der Relativist als Mystiker?!
    Das kann ich nicht wirklich verstehen. Denn der Mystiker relativiert ja nicht alltägliche Aussagen, sondern er kontempliert Sätze der Offenbarungen und Erleuchtungen, versucht durch sie hindurchzustoßen zu tieferen Schichten „unaussprechlicher Worte“ (Paulus). Er sucht ein Erkennen, das sich nicht mehr mit der alltäglichen Sprache ausdrücken lässt. Mit Albernheiten wie „Vielleicht ist ja das, was für mich rot aussieht für dich grün“ wird sich ein echter Mystiker kaum beschäftigen.

    Im Wesentlichen beschreibt der Artikel oben das postmoderne Dilemma, das schwanken lässt zwischen der gewaltsam-totalitären Umsetzung einer Utopie und dem „Anything goes“ als letztendlich auch totalitärem, aber zunächst fürs Individuum weniger schmerzhaftem Gegenpol.
    Mit 1789 hat man erstmals einen totalen Traditionsbruch einen Ausstieg aus dem historischen Raum, in dem man sich befand und aus dem man kam, versucht – mit verheerenden Folgen.
    Die Folgen der Revolution waren Nationalismus, Kommunismus, als Melange daraus Nationalsozialismus und als verwzeifelt-aggressive Reaktionen darauf diverse Faschismen und gemäßigt reformerische Modelle.
    Meist verlegt der geschichtsunkundige Zeitgenosse diese „Folgen“ in einen anderen Zusammenhang und begreift v.a. nicht, dass Nationalismus vor 1789 in Europa völlig fremd war – weil das Konzeot der Volkssouveränität nicht gegeben war, sondern nur monarchische Souveränität.

    Seither ist uns nicht mehr klar, ob wir systemimmantent reformieren oder restaurieren oder aber immer neue Traditionsabbrüche („Dekonstruktionen“, „Umstürze“) inszenieren. Das ist die postmoderne Krankheit, aber auch die Staatstheorie Carl Schmitts, der den Feind als konstitutiven Faktor für jeden Staat benötigt, ist nur typisches Symptom der Postmoderne. Dass überhaupt jede sachliche Abgrenzung im „Feind“-Modus gedacht wird, ist an sich narzisstische Pathologie unserer Zeit.

  5. In diesem Zusammenhang möchte ich mal wieder auf das Böckenförde-Dilemma verweisen, was besagt, dass dem Liberalismus inhärent die Entwicklung totalitärer Strukturen ist. Es ist im Prinzip derselbe Gedankengang, den der Autor hier vorträgt, wenn er sich auf Valéry bezieht:
    „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er
    selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der
    Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er
    einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern
    gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des Einzelnen und
    der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Andererseits kann er diese
    inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt mit den Mitteln
    des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren suchen, ohne
    seine Freiheitlichkeit aufzugeben und – auf säkularisierter Ebene – in
    jenen Totalitätsanspruch zurückzufallen, aus dem er in den
    konfessionellen Bürgerkriegen herausgeführt hat.“ ( Dr. Ernst-Wolfgang
    Böckenförde (Bundesverfassungsrichter von 1983 bis 1996) „Staat,
    Gesellschaft, Freiheit“, 1976, Suhrkamp, S. 60.)

    Sehr gut wird dieser Prozess des „Selbstmords des Systems“ von M. Kleine-Hartlage in „Die liberale Gesellschaft und ihr Ende.“ (Antaios Verlag, 2015)
    beschrieben. Danach ist dieser utopistisch-universalistische Gedanke zwar für den naiven Gutmenschen äußerst attraktiv – Gesinnungsmoral ist aber verantwortungslos.

  6. Dieser Artikel ist für mich ein Paradebeispiel des Relativismus. Anscheinend vertritt der Autor die Meinung, dass Gesellschaften im Prinzip ohne Regeln, dafür aber mit einem hellen Bewusstsein des „ja, aber“ überleben könnten. Man stelle sich nur eine entsprechende Rechtsprechung vor: Der Angeklagte ist zweifellos ein Massenmörder! Ja, aber…
    Es gibt viele Bereiche, in denen ein „ja, aber“ unakzeptabel ist! Ein weiterer Bereich ist die Medizin: Dieser Patient muss dringend an seinem Tumor operiert werden, sonst stirbt er! Ja, aber…

    Diese ja, aber-Haltung kann nur elitär sein, weil sich nur Eliten leisten können, sie zu haben. Menschen, die im Arbeitsprozess stehen, die ihr täglich Brot verdienen müssen, die Verantwortung für Angehörige haben, können sich diesen Relativismus nicht leisten. Der Anspruch dieser Eliten, die soweit es die politische betrifft, auch noch von dem Geld leben, das andere erwirtschaften müssen, auf das ganze Volk ausdehnen zu wollen, ist bestenfalls zynisch, ich halte es persönlich sogar für verbrecherisch! Denn wem alles gleich gültig ist, dem ist bald alles gleichgültig!

    Schon am Anbeginn der Menschheit lebten Menschen in Gruppen zusammen, die sich Regeln gaben, weil diese das Überleben sicherten. Diese Erkenntnis, dass das Überleben von der Konformität mit der Gruppe abhing, ist den heutigen „Eliten“ völlig verloren gegangen. Da diese an die Spitze der Macht gelangt sind, fühlen sie sich und sind es leider auch zunehmend, von der Zustimmung oder Ablehnung der Gruppe (hier indigene Bevölkerung) unabhängig geworden. Dies ist auch ein Ergebnis der Politik, die Rückkopplungskreisläufe zwischen den Machtausübern und dem regierten Wahlvolk, die als Steuerungselemente hätten dienen können, sukzessive ausgeschaltet wurden.

    Heute treten wir gerade in eine neue, bislang nicht so sichtbare Phase ein: den offenen Rechtsbruch durch die Regierenden, die Grundgesetz, Strafgesetzbuch und Sozialgesetzbuch vorsätzlich missachten.

    Wenn wir denen dies alles so durchgehen lassen und weiterhin diese Leute brav wählen, dann haben wir das Elend, dass dadurch entstehen wird, nicht anders verdient!

  7. Wenn sich die katholische Kirche doch nur auf den Glauben und die Spiritualität beschränkt hätte !!
    Ohne die Naturwissenschaften würde die katholische Kirche auch heute noch dogmatisch daran festhalten, dass die Erde in 7 Tagen erschaffen wurde, den Mittelpunkt des Kosmos bildet und der Mann vor 6000 Jahren von Gott aus Lehm geformt wurde – die Frau danach aus der Rippe des Mannes.
    Erst als die Erkenntnisse von Naturwissenschaftlern wie Galileo, Giordano Bruno (wurde vor 417 Jahren als Ketzer verbrannt), Darwin etc. nicht mehr ernsthaft bezweifelt werden konnten, verdrehte die Kirche ihre Dogmen schrittweise und behauptete, dass die Bibel nicht wörtlich zu nehmen sei.

    Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Sie sich ernsthaft mit Popper und Naturwissenschaften auseinandergesetzt haben. Falls doch, würde mich interessieren, worin ihre Kritik an Popper besteht. Gerade Poppers Philosophie bei der Lösung realer Probleme extrem hilfreich.
    Seine Abhandlungen über das Induktionsproblem, die Falsifizierbarkeit, die Grundprobleme der Erkenntnistheorie und die Logik der Forschung sind wegweisend.
    Seine Schriften über Demokratie, die offene Gesellschaft und den Historizismus sind aktueller den je.
    Auch seine 3-Welten-Theorie überzeugt mich wesentlich mehr, als der Leib-Seele Dualismus der Religionen.

    Karl Popper war „kritischer Rationalist“.
    Als Agnostiker lehnte er sowohl den „arroganten“ Atheismus ab, als auch die jüdische und die christliche Religion, obwohl er den moralischen Lehren dieser beiden Religionen durchaus Respekt zollte.
    Ich teile ihre Meinung nicht, dass die meisten Menschen wirklich im Sinne des kritischen Rationalismus und Agnostizismus von der Begrenztheit unseres Wissens überzeugt sind.
    Ein Großteil macht sich hierüber kaum Gedanken und hängt der „Religion der Beliebigkeit“ an, was sich in der Aussage wiederspiegelt „schon irgendwie an „irgendeine“ höhere Macht oder ein höheres Wesen (Gott ?) zu glauben“.
    Wenn man so will ist diese Position „nix genaues weiss man nicht“ natürlich auch eine Art Agnostizismus.

    • Es ist immer wieder interessant zu erleben, wie sich Menschen die sich für aufgeklärt halten, und Philosophie und Wissenschaft besonders hochhalten, völlig unsouverän an der Kirche abarbeiten. Wie das Kind das für sich entdeckt hat, daß es gar keinen Weihnachtsmann gibt, und nun nicht müde wird, die eigene Erkenntnis jedem mitzuteilen.

      Kirche, Glaube, Spiritualität ist das eine, Philosophie und Wissenschaft das andere. Beides kann nebeneinander existieren. Das Christentum gehört nunmal zu unserer kulturellen Identität, und ja, vor 400 Jahren waren die Sitten halt etwas rauer. Aber wir holen uns jetzt gerade ja Fachleute für die Sitten der guten, alten Zeit ins Land, und brauchen sicher nicht mehr lange auf die Verbrennung der ersten Ungläubigen zu warten. Unter kräftiger Beihilfe unserer Kirchen wohlgemerkt. Und letztendlich ist es auch die Dauerkritik der auch so Aufgeklärten, die die Kirche zu einem Gutteil zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Wir haben unserer christliche Identität nachhaltig beschädigt, und das unter tatkräftiger Hilfe der Philosophie.

      Was dieselbe angeht ist diese oft besser zur Schaffung realer Probleme geeignet, als zu deren Lösung – wenn man einmal von der Wissenschaft selbst absieht. Das Poppers Schriften derzeit aktueller denn je sind, gibt zu größter Skepsis gegenüber Popper Anlass, bedenkt man den derzeitigen Zustand unserer Gesellschaft. Das der gute Mann in SPD-Kreisen recht beliebt und Soros ein großer Befürworter Poppers Theorien ist, vervollständigt das Bild.

      Popper Weltbild, seine philosophische und weltanschauliche Basis sehe ich von protestantisch-sozialistischem Denken geprägt, deren maximales Ergebnis die Findung des kleinsten gemeinensamen Nenners ist. Seine Grundeinstellung ist destruktiv und Ergebnisfeindlich. Falsifikation vor Verifikation, Intuition vor Beobachtung, Minimierung der Leids vor Maximierung des Glücks, egalitäre Gesellschaftsstruktur, Abschaffung der Nationalstaaten, minimalisierte Demokratiedefinition, Kritik vor Befürwortung, offene Gesellschaft als extremer (nicht hilfreicher) Gegenentwurf zur totalitären Gesellschaft.

      Insgesamt ist damit Karl Popper bewußt oder unbewußt, einer der wichtigsten Wegbereiter zur Zerstörung unserer westlichen Gesellschaft wie wir sie kennen.
      Poppers 3-Welten-Theorie halte ich für unvollständig und holzschnittartig und kann als wissenschaftliches Konstrukt grundsätzlich nicht mit religiösen Konzepten verglichen werden.

      Die Begrenztheit des eigenen Wissens ist ein Allgemeingut welches den weniger gebildeten Menschen m.E. oft wesentlich klarer ist als dem eitlen von seiner eigenen Intelligenz geblendeten Wissenschaftler bei dem die vorgebliche Demut mehr Pose als Wahrheit ist.
      Angesicht Ihrer stets sehr guten Kommentare, kann ich Ihre Begeisterung für Karl Popper eigentlich nicht nachvollziehen.

      • Schwierig auf Ihren umfangreichen Kommentar zu antworten.
        Im einigen Punkten stimme ich Ihnen übrigens durchaus zu.

        1. Es ist richtig, dass Spiritualität und Wissenschaft nebeneinander existieren können.
        Gott sei dank hat sich das Christentum ja mittlerweile weitestgehend auch von der Konkurrenz zur Naturwissenschaft verabschiedet.
        Das war zu Darwins Zeiten noch völlig anders. Und noch vor 300 Jahren versuchte die Kirche die Fossilienfunde im Hochgebirge noch als Beweis für die Sintflut zu nutzen.
        Heute hat sich das Christentum aber leider auf die „Ethik“ und „Moral“ zurückgezogen. Hierzu braucht es aber meines Erachtens keine Religion – Ethik und Humanismus sind hier ebenso zielführend.
        Was ich vermisse sind transzendentale Aussagen.

        2. Dass der Islam keine Alternative darstellt, ist für mich völlig unstrittig.

        3. Dass SPD-Politiker wie Helmut Schmidt und Thilo Sarrazin Anhänger Poppers sind, widerlegt seine Philosophie nicht im Geringsten.
        Auch Wagner und Nietzsche werden durch Hitler nicht widerlegt.
        Popper war Anti-Marxist und Anti-Hegelianer innerhalb, insbesondere weil er den Historizismus (auch eines Herbert Spencers) ad absurdum geführt hat.

        Popper hat die GRÜNEN entlarvt umd mindestens so verabscheut wie ich – insbesondere deren Technikfeindlichkeit und Unredlich kein bezüglich Ihres Machtstrebens.
        Den REST ihrer Argumentation gegen Popper kann ich absolut nicht nachvollziehen.
        Er war wie ich der Meinung, dass die Demokratie die beste Staatsform ist und es uns gelungen ist, den im historischen und globalen Massstab besten Staat zu schaffen.
        Er war wie ich auch der Meinung, dass wir nicht am Elend der anderen Völker Schuld tragen, so wie das heute bei Generation „Schneeflöckchen“ zu Lehrmeinung gehört.

        Poppers 3-Weltentheorie erhebt keinerleider Anspruch auf Vollständigkeit. Sie hat mir aber bezüglich diverser Fragen (Mathematik, Musik,…) durchaus Anregungen geliefert, auf die ich bislang keine Antwort hatte.

        4. Bezüglich Eitelkeit und Demut gebe ich Ihnen teilweise recht.
        Im Alltag ist vermutlich der Durchschnittsbürger tatsächlich demütiger als der durchschnittliche Wissenschaftler, der durchaus Titel und Nobelpreise anstrebt.
        Allerdings sind die meisten Durchschnittsbürger wohl auch jenseits des Alltags „naive Realisten“, die glauben unser Mesokosmos mit seinen 3 Dimensionen und der linearen Zeit bildet in etwa die Realität ab. Hier sind die Naturwissenschaftler als „kritischen Rationalisten“ wesentlich demütiger, da Sie trotz ihres für menschliche Maßstäbe gigantischen Wissens, viel besser um unsere generelle Begrenztheit wissen als die „naiven Realisten“.

        Trotzdem:
        Vielen Dank für ihre Kommentare, auch wenn wir nicht in allem ünereinstimmen.

  8. Die sogenannten Starökonomen sind Luschen…ohne besondere Qualifikation.
    Als Techniker kenne ich die Regeln der Ökonomie sogar besser.
    Sie Folgen einer unveränderlichen Logik. Wenn ein System auf Dauer seine Funktionen nicht erfüllen kann muss es weg.
    Basteln und verändern kann man es niemals, denn es hat seine natürlichen Grenzen, über die es niemals gehen kann.
    Rentensystem Schweiz Österreich ist komplett anders und funktioniert deswegen auch auf Dauer.
    H4 kann so nicht funktionieren, da es so nur Zeitarbeit und prekäre Beschäftigung unterstützt. Zeitarbeit muss wesentlich teurer wie reguläre Beschäftigung sein und H4 darf nur die minimalen Bedürfnisse erfüllen…allerdings mit dramatisch höheren Schonvermögen. Dazu muss es eine Mindest- und Höchstrente geben…sodass auch ein Niedriglöhner später leben kann.
    Lieber Herr Jenner…es sind in der Mehrzahl keine Demagogen im Umlauf sondern Realisten, die begriffen haben, dass Leute wie Fuest und Co nur kleine Lichter sind…
    Ansonsten hätten sich sich schon lange für die Abschaffung des Euros eingesetzt, der in spätestens 10 Jahren die Katastrophe verursachen wird…und dann in der Mottenkiste der Geschichte verschwinden wird…hoffentlich ohne Bürgerkrieg.

  9. Den Beitrag finde ich durchaus wertvoll, vor allem in der heutigen Zeit, wo nach einfachen Lösungen gesucht wird, und man nicht bereit ist, die Wahrheit in der Gegenmeinung wahr-zu-nehmen. Allerdings stehe ich bestimmte Aussagen kritisch gegenüber:

    – Es wird von „Eliten“ gesprochen, als ob die wirtschaftliche, intellektuelle und wissenschaftliche „Elite“ ein homogenes Gebilde darstellen würde. Bei genauer Betrachtung merkt man, dass jeder dieser Eliten bei unterschiedlichen Themen unterschiedlich „weit“ im „Nein – Ja – Jein“ Gefälle sind. Unterschiedliche Menschen, inclusive die „Elite“, haben persönliche Interessen, die nichts mit „Wahrheit-Aberglaube“ „Fortschritt-Rückständigkeit“, sondern einfach mit persönliche Präferenzen und Interessen zu tun haben. Beispielsweise erklärt dies vorzüglich, wieso die Wirtschaftselite eher pro Einwanderung eingestellt ist: sie wird oft mit den positiven Auswirkungen verwöhnt, kann sich allfällige negative Auswirkungen elegant entziehen.

    Und das führt mich zum Punkt 2:

    – Es wird ignoriert, dass Personen die Subjektivität ihres eigenen Ichs leben (der eigenen Vergangenheit, des eigenen Körpers, der eigenen Familie, des Heimatlandes usw.). Dies hat nichts mit „Elite“ zu tun, sondern mit Individualität und sogar positiv betrachtet: mit Mündigkeit zu tun. Ad absurdum: klar können die moisten Menschen intellektuell Begreifen, dass die Präferenz für die eigene Familie, für die eigene Kultur, fürs eigene Volk, subjektiv und schliesslich willkürlich ist — trotzdem würde aber kaum jemand bereit sein, beispielsweise die eigene Familie für eine willkürlich gewählte Familie irgendwo in dieser Welt zu opfern.
    Ergo entpuppt sich der utopische Wunsch nach unendlichen, „liquiden“ Identitäten (mindestens zum Teil) als genau das: eine schöne, auch für die „Elite“ unerreichbare Utopie.

  10. Meiner Meinung nach durchläuft ein Mensch im Idealfall einen Reifungsprozess, d.h. er klärt für sich bestimmte Begriffe. Z.B was ist Toleranz wirklich, ständiges Nachgeben oder Relativieren? Sicher nicht – trotzdem wird uns dies tagtäglich so verkauft.

    Erst durch die gefestigte Meinung werden wir vom „vom Blatt im Wind“ dem manipulierbaren zum handelnden, gefestigten Individuum. Warum sollte ich diese hart erarbeiteten Erkenntnisse durch ein ständiges „Ja Aber“ auf Null setzen? Das heißt ja nicht das Verschließen vor anderen Erkenntnissen. Dieses ständige Relativieren entkernt im Grunde doch die Leute, die sich dann – welch Wunder – leer und verloren fühlen.

    Die Klärung der Begriffe, deswegen bin ich bei Tichys. Dankeschön noch mal.

    Was ist denn der böse Neoliberalismus wirklich. Hätten wir hier in Deutschland tatsächlich einen Liberalismus, würden die Banken pleite gehen, der Energiemarkt wäre frei und die Migranteninvasion würde nicht stattfinden, da keiner für sie zahlen würde. Und der Totenschein für die EU wäre schon längst ausgestellt.
    Nix liberal, Planwirtschaft pur. Gutmenschensozialismus fände ich wesentlich passender.

    Die einfachen Lösungen wären schlecht. Das wird in meinen Augen eine Sache in ihr komplettes Gegenteil verdreht. Die Behauptung, dass nur die, die die Krisen verursacht haben, in der Lage wären die „komplexen“ Bedingungen zu durchschauen. Die ständige Abfolge von Krisen bestätigt diese Kompetenz leider nicht.
    Beispiel für einfache Lösungen: Balkanroute dicht machen, Konsequente Abschiebungen nicht Asylberechtigter.
    Zum Abschluss noch etwas ganz böses: Sich ganz einfach ans geltende Recht halten.

  11. Leben heißt sich entscheiden. Eine Philosophie des sowohl als auch mag intellektuell ein reizvolles Spiel sein. Praktisch können sich allerdings nur diejenigen damit vergnügen, deren Existenz gesichert ist, sei es durch eigene Erfolge, sei es durch die Gesellschaft, die sie trägt.
    Vom Anbeginn der Menschheit an war es völlig unmöglich, dieses sowohl als auch zu leben.
    Gehe ich heute auf die Jagd?
    Lege ich Vorräte für den Winter an?
    Schütze ich meine Vorräte oder meine Gruppe vor Überfällen?
    Sammle ich Feuerholz?
    Mit wem verbünde ich mich?
    All diese Fragen sind existentiell. Ein sowohl als auch gibt es nicht.
    Oder eben nur für die Eliten, die von der Arbeit anderer leben können.
    In diesem Sinne ist die vorliegende Betrachtung dekadent. Oder im besten Falle in den Bereich der Kunst zu verorten. Kunst mag anregen, erklären, bereichern, beglücken und erfüllen.
    Aber Beethoven, den ich sehr schätze , hilft keinem Chirurgen dabei, ein Leben zu retten. Hier endet dann das sowohl als auch.

    • Sehr richtig.

      Kein Lebewesen kann ohne die möglichst realitätsnahe Einordnung in seine Umgebung überleben. Aufgrund des Intellekts, ist der Homo Sapiens ( wahrscheinlich ) die einzige Spezies auf dieser Erde, die darüber reflektieren kann. Diese Einordnung ist damit aber elementarer Bestandteil der Identitätsfindung, die ja nur ein Lebewesen mit einem aktiven Bewusstsein erfahren kann.

      Der Kosmopolit kann sich eine realitätsferne Identitätsfindung leisten, weil unsere Gesellschaft ihn von den wesentlichen Zwängen des Überlebenskampfes befreit. Das habe ich als Abgehobenheit ohne Bodenhaftung bezeichnet.

  12. H. Jenner bezeichnet sich ja selber als Angehörigen der Ja-aber-Intellektuellen oder Kosmopoliten. Er begründet vorher langatmig die differenzierende Position dieser Klasse von Menschen und übersieht etwas, dass er mit seiner Einordnung selber eine klare Position bezieht, ein festes Weltbild hat, was er ja angeblich nicht hat.

    Die Wahrheit ist aber, dass sich der typische Kosmopolit und Intellektuelle über die profanen Fragestellungen des einfachen Volkes erhaben fühlt und stellt. Er kann sich ja mit seiner differenzierenden Haltung, die er gerne auch als Attitüde einsetzt, absetzen von den angeblich einfachen Wahrheiten.

    Es gibt auch keinen „Mann ohne Eigenschaften“ oder jemand mit „vielen Identitäten“. Wenn H. Jenner sich mal eine Stunde still in die Ecke setzen würde, mal ehrlich in sich gehen, würde er feststellen, dass auch er lediglich den Intellekt hat, sich seine persönliche Identität selber zu stricken. Während große Teile der Bevölkerung das machen lassen und sich einer Identität anschließen, dem Zeitgeist folgen.

    Insofern ist Fr. Charim eine typische Vertreterin einer völlig abgehobenen intellektuellen Klasse ohne jegliche Bodenhaftung, die glaubt über den Realitäten zu stehen. Darin sehe ich die eigentliche Kritik von H. Jenner.

    H. Jenner selber hat diese Bodenhaftung nicht gänzlich verloren, wie er mit seinem Beitrag erkennen lässt. Gut so.

  13. „Stellen Sie sich vor, Sie sind 50 Jahre alt, haben das halbe Leben Ihrer Firma gedient und auch immer Beiträge in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt. Und dann kommt die Restrukturierung und der Rauswurf, und nach 15 Monaten finden Sie sich auf der untersten Stufe der Gesellschaft bei Hartz IV wieder. Bei Leuten, die nie gearbeitet haben und über keine Qualifikation verfügen.“

    Kein Argument, aber immerhin Rabulistik.

    mfg

  14. Redet der Autor wirklich von Mystikern oder doch eher vom liberalen Traum des universal aufgeklärten (im klassichen SInn) Individuums, welchen er als unrealistisch erkannt hat und jetzt trost in esoterischen Ideenräumen sucht?
    Was mich stutzig macht ist, dass er erst sagt es gehe um das hineinfühlende Verstehen aller Positionen, sich dann aber flugs plumper Kampfrhetorik wie „Rechtsradikalismus“ bedient. Was würde Isolde Charim dazu sagen? Und die Nazis durften natürlich auch nicht fehlen, denn ohne diese kommen moderne Philosophen zwecks Koordinatensystem auch kaum aus.
    Zu der Einschätzung, unsere Eliten wären sozusagen erleuchtete Mystiker sage ich mal nur so viel: Beruhen viele historischen Katastrophen nicht auf Elitenprojekten, die auf einem „neuen Menschen“ beruhten (z.B. Sozialismus, diverse Religionen, Imperialnationalismus) und stets zu Massakern an denen geführt haben, die nicht in diese neue, „bessere“ Welt passten? Wenn der Autor das wirklich ernst meint bekomme ich Angst, ehrlich, denn eine „Elite“, die so über den Rest denkt …

  15. Hochinsteressant. So ziemlich das Beste und Anregendste was ich seit langem gelesen habe. Dostojewskis geniale Legende vom Grossinquisitor nimmt allerdings die Gedanken von Paul Valéry schon vorweg.

  16. Front National, AfD, FPÖ = rechtsradikale Parteien?
    Leben Sie in einem Kokon, Herr Jenner, sind schlecht informiert?
    Hätten Sie geschrieben: „Ich empfinde … als rechtsRADIKALE Parteien“ wäre Ihr Satz zu akzeptieren.

  17. Hallo Herr Jenner,
    in Ihrem surrealen Artikel möchte ich die Kontroverse Bofinger-Fuest herausgreifen.
    Warum wird der von der Politik gewollte Zustrom von meist jungen muslimischen
    Männern, nicht unter ökonomischen Gesichtspunkten diskutiert ?
    Mit welchem Recht erhalten diese Zuwanderer Alimentation aus den Kassen der Beitragszahler ? (Arbeitgeber/Arbeitnehmer)

    Selbst wenn man die demografische Lüge als Argumentation heranziehen wollte,dann wäre dies eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und müßte von Steuereinnahmen finanziert werden.
    Dies gilt natürlich auch für die medizinischen Kosten der Zuwanderung, wenn Politik ohne Legitimation dies tut, dann wäre eine staatliche Flüchtlings-Migranten-Krankenkasse die logische Konsequenz gewesen.
    Einseitig wieder die Beitragszahler der GKV zu belasten ist unsozial und auch
    undemokratisch.
    Lediglich aus wahltaktischen Gründen hat Herr Schäuble im Herbst 2016 einen
    Millionenbetrag in den Risikostrukturausgleichstopf einbezahlt, sondern wären die Zusatzbeiträge schon im Januar 2017 exorbitant angestiegen.
    Die Wähler sollten ja ruhig bleiben.
    Rein ökonomisch betrachtet ist Merkels Umsiedlungsprojekt, insbesondere mit
    jungen, muslimischen Analphaten nichts als wirtschaftlicher Wahnsinn.

    • Richtig. Meine einzige Vermutung, warum diese Umsiedlung neben der inzwischen bekannten UN Resettlement Initiative stattfindet, ist, dass hinter den Kulissen sehr viel gedealt wird. Im Islam erhält ja nur der Erstgeborene etwas, die restlichen junge Männer müssen schauen, wo sie bleiben in den ohnehin überfüllten Ländern ohne Arbeit. Also sind wir das Überlaufventil – wir müssen den Jüngere-Söhne-Überschuss finanzieren. Die Frage ist, warum? Vielleicht, weil es sonst Krieg gibt? Weil man uns sonst noch mehr Menschen schickt? Keine Ahnung. Irgendwann wird es aber herauskommen.
      Eins ist jedenfalls klar. So wird sich nichts in den Herkunftsländern ändern. Die Frauen werden weiter am Fließband gebären, denn wir haben ja den „Überschuss“ aufgenommen. Es ist auch interessant, dass immer wieder von Perspektivlosigkeit und unserer Schuld wegen Waffenexporten etc. gesprochen wird, aber nie von den echten Ursachen, die erst zu den mangelnden Perspektiven und Waffengebrauch führen: Unterdrückung der Frauen, Gebärzwang, Stammeskultur und damit Überbevölkerung und Streit um Resourcen – alos Waffen.
      Wann werden mal Verhütungsmittel oder die vielen Geburten als Ursache erwähnt? Schweigen im Restwald!
      Genauso, wie in Deutschland wieder Schweigen zur Situation herrscht. Der unsägliche, selbstgerechte Kommentator im Stern hat die AFD schon für tot erklärt und jeden Widerstand wieder als abgrundtief Böose erklärt. Gleichfalls werden Trump und seine bösen, weißen Männer als aussterbende Rasse erklärt. Der Autor des Artikels über eine abgeschobene Mexikanerin kann es kaum erwarten, bis die Zukunft der bunt gemischten Linken in den USA das Ruder übernimmt.
      Schon lustig: Ich kann es kaum erwarten, bis die abgehalfterten Alt-68er mit ihren schmierigen Pferdeschwänzen in die Rente abtreten.
      Noch ein letzter Bezug um Artikel: Ich lese gern intellektuelle und philosophische Beiträge. Dieser ist jedoch etwas verworren. Im Grunde beschreibt er das, was ich jeden Tag in meinem gentrifizierten Viertel sehe und höre: Erwachsene Frauen in coolen, doofe Pippi-Langstrumpf-Strumpfhosen mit Kleinkindern in sündhaft teuren Ökolappen zur Abgrenzung gegen das niedere Volk. Die Mamas sitzen dann mit Baby und neuer Kugel im Café und produzieren gedankliche, hohle Gehirnmasturbation, während Papa mit dem ungepflegten, so süß verstrubbelten Haar und ausgeleiertem Pullover im Damenclo das Baby wickelt. Also warum diese Beschwerden? „Uns geht es doch gut. Wir haben auch ein Haus gefunden. Kaufen und renovieren wir direkt mit dem Erbe. Daher haben wir auch wenig mit dem Prekariat zu tun. Wie machst Du eigentlich Dein frisches Apfelmus?“

  18. Total alberne Elitenverklärung. Lächerlich.

  19. Sehr geehrter Herr Jenner, die „Permissivität liberalisierter Gesellschaften“ führt nicht einfach so zu einem Unbehagen beim orientierungsbedürftigen Fußvolk, sondern tatsächlich zu einer Destabilisierung der Verhältnisse. Soziale Verbindlichkeiten und Vertrautheiten gehen verloren in einem babylonischen Gewirr neuer Unübersichtlichkeiten. Dazu kommen dann die verheerende Wirkung einer ungestalteten Migration, die in ihren Folgen gar nicht mehr zu übersehen ist, und die Herausforderungen der Globalisierung.

    Die Beziehungen untereinander werden ständig infrage gestellt, werden immer wieder zu Machtfragen. Dafür werden enorme Energien verschwendet. Der Staat soll diesen Hexenkessel mit der eisernen Klammer seines Gewaltmonopols zusammenhalten und muß dafür erheblilch mehr Aufwand treiben als in einer tradierten Konsensgesellschaft. Trotzdem steigt die Kriminalität, die Gewalt im Alltag und es füllen sich die Gefängnisse.

    Die gescheiterten Migranten verbleiben in ihrer Ethnie und verschaffen sich Sicherheit und Vorteile durch ihre tribalen autoritären Strukturen, ihre Gewaltbereitschaft ist überdurchschnittlich. Die liberalsierten Individualisten aus zerstörten Familien sind hier im Nachteil der Vereinzelung. Das können sich nur noch abgeschottete Eliten leisten. Die Kleinen Leute bilden Wagenburgen und fordern -zu Recht- ihr Land zurück. Gleichzeitig wachsen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die sich als überfordert und unzuverlässig erwiesene Rechtsstaatlichkeit kommt in Verruf und wird zunehmend selber als eine Gefahr wahrgenommen.

    Bei der Beurteilung der Proteste in ganz Europa führt für die verantwortlichen Eliten kein Weg an einer angemessenen Selbstkritik vorbei. Sie werden zu der schmerzhaften Einsicht kommen müssen, daß sie versagt und einen ungeheuren Schaden angerichtet haben in nur einer Generation, daß sie mit der „Komplexität“ ihrer Projekte notorisch überfordert sind (mit der der Welt sowieso, es reicht nicht einmal für ein Gutes Regiment), daß sie gewaltige Hypotheken auf unsere Zukunft aufgenommen haben. Kleine Leute ausplündern (Harz4) im Wege fadenscheiniger Abwägungen, das können sie gerade noch und kriechen dann bei Putin unter. Ansonsten veruntreuen sie Riesensummen, um private Gläubiger rauszuhauen oder illegale Migranten zu versorgen, von denen sie sich haben umrennen lassen.

    Medial promovierte Ja-aber-Politmarketingfiguren der Ignoranz und Moralität wie Schulz, Merkel oder Macron sind in dieser Lage einfach nur erbärmlich, sogar eine Le Pen wirkt da plötzlich fast wie Johanna von Orleans.

  20. Herr Jenner, Ihr elitärer Kosmopolit ist in meinen Augen einfach nur ein Mensch, der sich nicht entscheiden, nicht festlegen mag. Jemand, der in Café 20 Minuten braucht um sich zu überlegen, ob er nun Kaffee, Tee, Cappucchino oder vielleicht doch lieber eine Coke möchte. Der in der Pizzaria den Betrieb aufhält, weil er gerne eine Spezial-Pizza bestellt, denn er möchte gerne die Frutti de Mare, oder doch lieber den Prosciutto mit Rauke?
    Er findet alles gut und überall das Aber. Nichts scheint ihm gut genug, er wäre gerne Chrisst, aber da fehlt das koschere Essen, Er wäre gerne Jude, aber da fehlen ihm die vier Frauen und Moslem kann er nicht sein, weil ihm dort der gute Cognac zum Feierabend fehlt. Er möchte alles. Wenn er studiert, dann mag er sich nicht festlegen, so studiert er, ob seiner großen Intelligenz, nacheinander drei verschiedene Studienfächer, meist alle drei ohne Abschluß.
    Nein, der Mensch hat nicht überlebt, weil er im Angesicht eines Säbelzahntigers sowohl den Weg nacht rechts, als auch den Weg nach links gut fand, sondern weil er sich ganz schnell für einen von beiden endschied.

    Alles gut, aber nichts gut genug zu finden, kann nicht das Ziel sein.

  21. Vielleicht habe ich nicht alles geistig hinreichend durchdrungen was der Autor hier sagt – aber es geht für mich immer wieder nur auf PLATON zurück – der Weg von der „unheiligen“ Demokratie zur Diktatur.- Ich werfe hier einfach mal noch einige gewagte Gedanken ins Spiel, die ich vielleicht gar irgendwo unterwegs aufgelesen habe (ungeordnet):
    Das existenzielle Streben der Menschen ist darauf gerichtet:
    Erst (ich) meine Familie (Sippe) ,dann mein Land ( Lebensumfeld, Heimat) dann die Welt (Umwelt) erhalten (retten).- Nicht umgekehrt.
    Der Mensch kann nur in der Gemeinschaft leben oder überleben.
    Das grenzenlose Gehirn des Menschen ist gleichzeitig dessen Untergang
    (Macht, Gier, Drogen … ) wenn keine ressourcenschonende Begrenzung durch Ideologien, Religionen,Traditionen erfolgt, die die Natur als „Werkzeug“ angeboten hat.- Siehe Naturvölker.
    Das Selbstzerstörungspotential der menschlichen Existenz und der Gesellschaften hat sich durch die Zusammenschaltung von Millarden Gehirnen über das Internet vervielfacht. Ein SUPERVIRUS kann alles zerstören – bis zum RESET in Vorzivilisationen. Die Digitalisierung der Gehirne führt zur „Entkernung“ überlebenswichtiger Fähigkeiten des Individuums.
    Die Rettung und Erhalt unserer überheblichen „Zivilgesellschaft“ erfolgt nur durch Begrenzung (Wachstum, Ressorcen) und Unterwerfung (Ideologie/ Religion) des Geistes.
    Vielleicht handelt der ISLAM als aufstrebende Weltreligion instinktiv gegen die „westliche, zerstörerische Globalisierung und hat das Potential, ressourcen-und energieschonende Gegenentwürfe zu liefern, die auch radikal durchgesetzt werden (Rückkehr in die Vergangenheit).Und trotzdem: der Islam gehört nicht zu Deutschland.-
    So, jetzt muss ich weiter nachdenken …
    Alle wollen nochmal auf dem Partydeck der TITANC feiern. Die im Maschinenraum auch, die Türen sind verrammelt. Zwei Kapitäne rufen im Nebel auf der Brücke: Land in Sicht.- Dann können sich nicht einigen, ob sie Links oder Rechts am Eisberg vorbeifahren wollen, sie wählen die Mitte. – Die Plätze in den Rettungsbooten haben sie sich gesichert. Sie warten nur noch auf den Crash.

  22. „… Wiener Philosophin dabei entgeht, ist die Kehrseite der Medaille.“ – Hr. G. Jenner

    Eine kognitive Erweiterung, die alle Menschen umfasst, könnte bestenfalls in abstrakter Allgemeingültigkeit – womögl. einer Weltformel – enden. Alles andere scheitert an und in der Praxis.

  23. Die „Eliten“ sind die Demagogen. Das scheint ja echt schwer zu kapieren zu sein. Meiner Fresse.

  24. Robert Musil hat seine „Mann ohne Eigenschaften“ als Ingenieur und Techniker in die Literatur eingeführt. Nicht ohne Grund. Eigenschaftslosigkeit im Sinn von „weltanschaulicher“ und religiöser Neutralität ist wohl eine der Grundvoraussetzungen um empirisch zu forschen. Aus dem Ingenieur wurde der Ingenieur seiner Selbst, also Ulrich, wie ihn die Leser des „Mannes ohne Eigenschaften“ auf über 1000 Seiten dieses grandiosen Romans einer ganzen Epoche schließlich kennen lernen konnten.

    • Richtig, aber weitergeführt, als Protagonist einer Weltanschauung universaler Perspektivität ohne leitendes Prinzip, landet man eben dort, wo die Postmodernen und die Elitehäschen der Sorte Charim lungern und hoppeln, darum ging es mir. Es ist ein zentraler Unterschied, ob man im Bewusstsein der Grenzen seines Erkenntnis- und Urteilsvermögens in Verantwortung der Wirklichkeit gegenübersteht oder ob man einfach alles für gleichwertig und ein soziales Konstrukt erklärt, das man seiner Genusssucht unterstellt. Der Protagonist des „Mann ohne Eigenschaften“ ist eben auch ein Menetekel, so habe ich ihn immer gelesen. Nicht ohne Grund endete die Epoche im Ersten Weltkrieg und grandiosen Zivilisationsbruch, und zwar retrospektiv mit regelrechter innerer Logik. Alles schrie nach dem erlösenden Erlebnis, und seien es das Morden und der Tod. Analog wird es morgen kommen, wenn weite Teile der sog. Intelligenz, ihrer selbst überdrüssig und ohne inneren Halt, das reinigende Gewitter des Islam begrüßen werden, siehe Houellebecq.

      • Absolut grandios.

  25. Ich höre immer nur Elite, Elite, Elite …. und frage mich, wer das eigentlich ist. Im obigen Artikel wird gesagt „Der Mensch der vielen Identitäten, der Kosmopolit, ist vor allem
    innerhalb der Eliten zu finden, selten unter jenen Menschen, die sich
    dem täglichen Arbeitskampf stellen müssen.“ Warum sollten aber gerade jene, die produktiv nichts zum Gemeinwesen beitragen eigentlich Elite genannt werden? Handelt es sich dabei nicht vielmehr um Angehörige einer postmodernen Priesterschaft, deren Hauptinteresse im Erhalt ihrer Privilegien besteht und in der Konstruktion eines Weltbildes, das sie als unersetzlich erscheinen läßt ? Während die vielen kosmopolitischen Billiglöhner von Land zu Land ziehen müssen um ihre Familien ernähren zu können…

    • Elite, Elite, Elite-Eiscreme gab’s die nicht mal?
      Scheint mir mittlerweile die einzige Elite zu sein die zu was gut ist ;-))

    • Die sogenannten Eliten mit den multiplen Identitäten und Perönlichkeiten findet man gerne in der forensichen Psychiatrie.
      Augenscheinlich gibt es dort nicht mehr genügend freie Plätze, deshalb
      hat man diesen Personenkreis mit den Kosmopoliten, in der Berliner Republik, der größten „Freiluftpsychiatrie“ untergebracht.
      Die Bonner Republik war auch nicht perfekt, aber heute würde ich mir sie
      zurückwünschen. Aber ich weiß natürlich dass, das Leben kein Wunschkonzert ist. Das müssen die Links-Grünen auch endlich kapieren.

    • Als „Elite“ verstehen sich diejenigen, die alle Veränderungen mitmachen, die als Trend angesagt sind (laut ARD). „Weltelite“ sind diejenigen, die keinem Land und keinem Volk verpflichtet sind. Hier geht Eigennutz vor Gemeinwohl. Für die „Eliten“ erscheint das wie eine grenzenlose Freiheit. Auch privat ganz „frei“: Als „Elite“ findest du „Liebe“ in jedem armen Land der Welt. Diese Entsolidarisierung macht aber die Mehrheit vogelfrei: Sie müssen dagegen kämpfen, überflüssiges Menschenmaterial zu werden, von Robotern und Billiglöhnern ersetzt zu werden.

  26. Ein sehr interessanter Artikel, dem ich in weiten Teilen nur zustimmen kann.
    Das kosmopolitische und hochindividuelle Alphatier, dass sich seine Identität selbst zusammenbaut und seinen Weg jederzeit selbst zu bestimmen vermag, ist eine gesellschaftliche Randerscheinung. Der häufig durch diese Lebensanschauung eintretende persönliche Erfolg, führt es oftmals in die Führungspositionen dieser Welt. Schließt das kosmopolitische Alphatier nun von sich auf alle anderen und versucht ihnen den gleichen Lebensweg zu eröffnen, begeht es den entscheidenden Fehler:
    Die Mehrheit der Menschen möchte Orientierung und klare Regeln. Nimmt man ihnen diese Regeln einfach weg und sagt ihnen, sie sollen einfach so sein wie sie sind oder sich kulturell frei bedienen, verkennt man völlig, dass Orientierung und klare Regeln ein essentieller Teil ihres jeweiligen Ichs sind und immer waren. Über Jahrtausende gewachsene Kulturen und ihre respektiven Regeln des Miteinanders kann man nicht von einen auf den anderen Tag einfach abschaffen. Schafe werden nicht plötzlich dadurch zu Alphatieren, dass man ihnen den Hirten wegnimmt. Im Gegenteil: Sie suchen sich einen neuen Hirten, der sie von ihrer Orientierungslosigkeit befreit und ihnen den Weg aufzeigt.
    Es hat einen Grund, warum Religionen und modernere Rechtsformen bis heute essentieller Bestandteil der menschlichen Existenz sind. Ohne ein geregeltes Zusammenleben entsteht Chaos. Der Klimawandel mit der Erde als zentralem und lebensstiftenden Gott (als global einende Ersatzreligion) hat jedoch kläglich versagt. Kein Wunder: Weder das Klima noch die Erde sind eine „Person“ und fallen damit als Identifikationsfigur für einen durchschnittlich gebildeten oder wenig gebildeten Menschen aus. Mit einem Gott, einem Führer oder einer Führungsgruppe von Personen können sich die meisten Menschen hingegen identifizieren, da alle drei genannten Entitäten den Menschen entweder spiegeln oder sogar aus ihren eigenen Reihen entstehen.

    • „Die Mehrheit möchte Orientierung und klare Regeln“: so ist es. Und das ist nichts Schlechtes. Diese Mehrheit macht einen Deal mit der Elite: Ihr gebt Führung und Orientierung, wir geben Arbeit und Gefolgschaft. Das ist der natürliche Mechanismus einer Gruppe oder Gesellschaft, der in der Regel Vorteile für alle erzeugt. Es ist aber wohl unvermeidlich, dass dieser Mechanismus immer mal wieder in die Pervertierung führt. Die deutsche Mehrheit der Gegenwart folgt den Tonangebern noch, obwohl es sich bei diesen inzwischen und eine Anti-Elite handelt, die ihre Untertanen im Grunde nur noch ausbeuten und schädigen. Der nächste logische Schritt wäre also die Bauernrevolte.

      • Sehr gut beschrieben.

    • Das kosmopolitische hochindividuelle Alphatier halte ich für Unsinn, der Rest ist o.k.

      • Denken Sie an die ganzen Börsengurus dieser Welt. Die sind überall zu Hause und kommen doch niemals wirklich irgendwo an. Schaffenskraft um ihrer selbst willen, ohne Sinn und Zweck.

      • Es ist wohl eher das Geld der Börsengurus, welches überall zu Hause ist. Sie selbst sind es nur in ihren Kreisen, und in die sind sie ganz sicher nicht durch Individualismus sondern durch gezielte Anpassung gekommen. In allen Lebensbereichen werden Menschen an die Spitze gespült. Grundvoraussetzung ist immer ein nicht zu unterschätzendes Maß an Anpassung und einzelne besonders ausgeprägte Fähigkeiten, von denen andere auch profitieren. Börsengurus, Spitzenmanager, Sportler, Künstler. Alle bedienen in irgendeiner weise „ihr Publikum“. Diese Menschen bringen gewisse Grundvoraussetzungen mit. Keinesfalls jedoch haben Sie sich Ihre Identität selbst gebaut, nein, sie ist entstanden und zwar nicht ohne Hilfe von anderen. Im nachhinein werden dann solche Karrieren und Personen aufgrund ihrer erreichten Position gern mystifiziert. Nicht die Lebensanschauung führte zum persönlichen Erfolg, sondern umgekehrt der Erfolg/die Fähigkeiten führten zur Lebensanschauung. Die oft auch nur als solche verklärt wird.

      • Das widerspricht nicht wirklich meiner Äußerung von oben. Im Gegenteil.
        Zitat:“….und in die sind sie ganz sicher nicht durch Individualismus sondern durch gezielte Anpassung gekommen.“
        Stellen sie sich jemanden vor, der über die Kontinente reist und bei dem von den verschiedensten Lebensvorstellungen und Kulturen etwas auf sein Ego abgefärbt hat. Mit „Anpassung“ haben Sie die Sache durchaus gut getroffen. Daraus resultiert dann aber ein sehr individueller Charakter, den sie, auf eine bestimmte Lokalität beschränkt, nicht finden werden. Der Kosmopolit ist das Resultat seiner Heimat- und Rastlosigkeit. Sich in so einem so weiten Umfeld nach oben zu arbeiten erfordert dabei schon ein gewisses Maß an Ellenbogen und Abenteurertum.

      • Sie ergehen sich, wie der Autor auch, in der Betrachtung einer philosophischen Kunstfigur. Da diese nur geringen Bezug zur Realität hat, ist es müßig über deren Sinnhaftigkeit zu spekulieren. Gefährlich wird es immer dann, wenn versucht wird, solche Gedankenmodelle in die Realität zu übertragen.

    • „Das kosmopolitische und hochindividuelle Alphatier, dass sich seine Identität selbst zusammenbaut und seinen Weg jederzeit selbst zu bestimmen vermag, ist eine gesellschaftliche Randerscheinung.“
      Darauf eine Strophe Wolf Biermann, marginal abgewandelt:
      Und sag mir mal: Wozu ist gut
      Die ganze Alphatierebrut?
      Sie wälzt mit Eifer und Geschick
      Dem Volke über das Genick
      Der Weltgeschichte großes Rad
      – die hab ich satt!

      • Das Schlimmste was einem passieren kann, sind Alphatiere, die nach Feierabend die Welt verbessern wollen. Wer sich selbst verwirklichen will, soll das tun. Wer sich dadurch selbst verwirklichen will, dass er andere verwirklicht, ohne diese um Erlaubnis gebeten zu haben, gehört weggesperrt.

      • Die im Artikel angeführte Isolde Charim z.B. gehört nicht zur Gruppe der Feierabend-Alphatiere, sondern lebt kosmopolitische Elite hochprofitabel im Hauptberuf. Zwei, drei Klicks, und man steht bis zu den Knien in dem Sumpf aus Think Tanks und Stiftungen, die z.B. Forschung über die „moderne [sic!] Nomaden-Kultur“ finanzieren (Diaspora als „Lebensmodell“, gerne auch in zig genderistischen Varianten). Im Hintergrund die erste, zweite und dritte Generation von allem, was in Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus und der uns medial servierten Soziologie Rang und Namen hat.

      • Zitat:“Zwei, drei Klicks, und man steht bis zu den Knien in dem Sumpf aus Think Tanks und STIFTUNGEN,…“

        Darauf wollte ich hinaus. Vieles von dem, was hier gerade schief läuft, wird mit privaten Geldern massiv gestützt. Insbesondere in den USA und von dort aus in den Rest der Welt. Selbst bei uns ist oftmals privates Geld der Antrieb und beileibe nicht nur Steuergeld.

  27. Hat jetzt „Die Zeit“ oder „Die Welt“ hier Einzug gehalten. Bei manchen Passagen fühlt man sich in die abgehalfterten Blätter versetzt.
    Zu einem Beispiel frage ich mich ob die Starökonomen auch weiter gedacht haben, als nur zu dem arbeitslos gewordenen 50 jährigem, der nach einem Jahr in Harz 4 landet. Der sich letztendlich dem Markt stellen muss und sagen wir es mal salopp, Pech gehabt hat.
    Wie sehen diese Ökonomen denn die Millionen hereinströmenden und schon hier weilenden, völlig ungebildeten und inkompatibelen Menschenmassen, die sich in Hartz 4 und zusätzlicher Vollversorgung mit Wohnung, Strom und Heizung bestens eingerichtet haben.
    Hätten wir die nicht an der Backe oder auf unserer Tasche liegen, könnten sich für arbeitslos gewordene Ü50 neue Chancen eröffnen. Es wäre genug Geld für ein Arbeitslosengeld nach alten Muster vorhanden und man könnte ihn weiter qualifizieren und somit fit für den Arbeitsmarkt machen.
    Denn jemand der über 30 Jahre lang gearbeitet hat, möchte sich nicht unbedingt vom Staat etwas schenken lassen, sondern sein Brot selbst verdienen.
    Zum Rest ließe sich auch noch einiges Anmerken. Aber eins ist der Artikel. Etwas „verkopft“. Allein mit sowas wäre Deutschland nicht da wo es heute wirtschaftlich steht.
    Wo wir politisch stehen hat mit Sicherheit etwas mit solch verkopften Diskussionen zu tun, die sich nur die selbsternannten Eliten leisten können, die nicht mehr erkennen können wo unten und oben ist.

    • Sie haben mit Ihrer ersten Antwort genau das geschrieben, was mir bei dieser Passage d. Autors durch den Kopf ging. Die allererste Frage wäre, wie der Staat überhaupt angesichts von Massen ungebildeter usw. Ausländer überleben kann, meine Antwort: gar nicht. Die soziale Frage wäre an die beide „Star Nationalökonomen“ als erstes gewesen, wieso ein junger, gut gebauter brauner SchickiMicki „Flüchtling“ hier das Geld kriegt plus Fahrkarte für überall usw. wie der eben 40 Jahre gearbeitete Dt. Arbeitslose etc.
      Dies Typen sind krank in der Birne, ich meine die Oekonomen, Bofinger ist ein linker Spinner u. Träumer u. Fuest ist erst neu im Münchner IFO Institut u. traut vermute ich, nicht Klartext zu reden u. „eiert“ in Diskussionen nur rum.
      Ich habe zugegeben nichts mehr gelesen. Was ich heute in der Stadt Ludwigshafen am Rhein sah u. in einer regionalem Zeitung online dort über einen gestrigen Überfall/Schlägerei mit arab. Beteiligung las, bedeutet für mich, daß der Autor das alles lassen kann, zu spät……..

    • Denen gehts nur um Masse, nicht um Klasse!
      Der aus Gründen der „Freizügigkeit“ arbeitslos gewordene ü50 Jährige kriegt keine Kinder mehr und erzeugt somit keine Sklaven für das System. Sklaven für das System sind aber das A und O, obwohl uns dauernd erzählt wird,

      a) wir sind zuviele Menschen auf dem Planeten

      b) er geht deshalb kaputt

      c) wir müssen verantwortungsvoller mit den Ressourcen umgehen

      d) die Industrie 4.0 braucht viel weniger und besser qualifizierte Leute.

      Tatsache ist: die sogenannten „Eliten“, die nur Sockenpuppen des deep state und seiner korporatistisch beigestellten Konzerne sowie der internationalen Zins-Mafia sind, BRAUCHEN Menschenmaterial, damit ihre elende Maschine aus Konsum, Schuldversklavung und obrigkeitshörigem Hierarchiedenken weiter funktioniert, denn nur so können einige sehr Wenige die Geschicke von Millionen und Milliarden Menschen lenken, indem wir uns durch Unterwerfung unter ihr System selbst knebeln und in Verteilungskämpfen um Brosamen paralysieren.
      Wir sollen nicht frei sein, deshalb werden Ängste, Neid, Status- und Besitzdenken geschürt, deshalb müssen wir unsere Lebenszeit damit verbringen uns einzuordnen, und den Rest, das scheinbar Beste für uns herauszupicken.

      Das ist alles widernatürlich. Normal sind gesunde Beziehungen innerhalb von Familien, Vertrauen, sich kennen und eine Gemeinschaft bilden. Die einzige Gemeinschaft, die wir bilden sollen, ist die der Konsumenten / Zinsschuldsklaven, die sich gegenseitig die Ellenbogen reinrammen, wenn nicht Schlimmeres. Und genau dieses ‚divide et impera‘ wird von den Mächtigen geschürt, die Politik ist nur ausführendes Organ dieser Agenda, obwohl sie eigentlich für das Volk gedacht ist. Sie wirkt jedoch nur, das Volk im Zaume zu halten und auf jeden Fall zu regulieren, seine freien Kräfte zu paralysieren. Dafür werden wir schon als Kinder indoktriniert, von der Kita an, damit wir dieses System mit zu bilden helfen, das uns versklavt.

      Warum das alles falsch ist? Das will ich euch sagen: seht euch ein Kind an. Das sprüht vor Lebenslust, es weiß ziemlich genau, was richtig und was falsch ist, es tut nicht absichtlich Böses, es will nur leben. Und dann vergleicht, wie Menschen sich täglich auf diesem Planeten verhalten, wie weit entfernt vom Leben-lassen alle sind. Und jetzt soll mir einer sagen, das ist richtig. Das ist es NICHT. Man muß anfangen, zu begreifen, daß die böse Idee der Motor dieses Systems ist, der Haß und Neid treibt es an, nicht das Miteinander, nicht die Freiheit ( die ja überall plakatiert wird in den Medien, die grenzenlose „Freheit“ des Konsumenten, währenddessen sterben die Insekten, die Natur und alles geht kaputt, durch Konzerne). Es ist Sklaverei. Siehe Orwell. Ja, dahin sind wir gekommen.

      Es ist höchste Zeit, die Augen auf zu machen und zu sehen, wer unsere Verführer und Verderber sind. Ja, sogar die Kirchen. Das sagt alles, oder? Es muß eine neue Weltordnung her, in der Tat. Für die Menschen, nicht für für die Mächtigen.

      • Toll, ich bin erbaut!

  28. Sehr interessante Überlegungen.
    Allerdings scheinen wir uns derzeit wieder in einer Bewegung hin zu mehr klarer „Wahrheit“ zu befinden: diese gelten sowohl links (mit der gemeinsamen Ablehnung „rechter“ und „Nazis“) als im „bürgerlichen Lager“ (mit der gemeinsamen Ablehnung „linksgrüner Spinnereien“ als staatsgefährdend, ja sogar -feindlich) als vorzugswürdig.
    Noch absoluter dagegen die „Wahrheiten“ der welterobernden „Terroristen“ aus dem Orient…

    Da hat man es schwer mit dem „ja-aber“…

  29. Lessing hat uns mit seiner schwärmerisch naiven Ringparabel ein faules, desaströses Ei ins Nest gelegt, von dem Europa erst jetzt, in dieser aktuellen Gegenwart, heimgesucht wird. Es ist die ebenbürtige, ‚religiöse‘ Gleichstellung des Todeskults mit dem Juden- und Christentum. Hätte sich doch nur stattdessen der Realist Voltaire durchgesetzt. Was würde uns erspart bleiben.

    Womit wir direkt bei der Ideologie jener Isolde Charim sind. Während diese Leute uns von unseren Wurzeln und Identitäten wie Unkraut ausreißen wollen, uns zu Wirbellosen zu degenerieren, greift der von Lessing verklärte dritte Ring, ungeniert nach der Macht in Europa. Sich seiner beiden Methoden bedienend: Täuschung und Gewalt.

    Die Protagonisten des Todeskults würden den Aufsatz von Gero Jenner zufrieden zur Kenntnis nehmen. Die Menschen mit wohltemperierten Selbstgefälligkeiten von der tatsächlichen Bedrängnis abzulenken und in endlosen Wiederholungschleifen der immerselben, sattsam abgestandenen Analysen zu halten. Den auf den Straßen in Millionenstärke junger, verrohter und gewaltbereiter Männer stehenden Feind übersehend. Und deren Drahtzieher, hüben wie drüben. So muss Untergang.

    • A
      Ganz richtig, Islam ist Todeskult mit gänzlicher Ausrichtung auf „jenseitige“ Lebensformen und Vorstellungen von Paradiesen und Höllen und zudem Projektion von eigenen Machtansprüchen auf einen allmächtigen Allah, der keine anderen Götter und „Mitbewerber“ in seiner Gesellschaft duldet.

      Im Juden-und Christentum sind z. Teil ähnliche Machtansprüche zu verorten, allerdings gilt dem „Leben“ und zwar dem diesseitige Leben die Hauptbemühungen dieser Religionen, dem Judentum noch mehr als dem Christentum.

      Alle drei sind monotheistische Religionen, wenn auch das trinitarische Christentum in Anlehnung an die Messiaserwartungen des Judentums –

      hier ist der Messias bereits erschienen, dort wird er erwartet, (zumindet von den orthodoxen Juden) – mit der Aufforderung zur Nächstenliebe, altindischen Religionsvorstellungen „Tat twam asi“ (das bist du) oder buddhistischen , wo sogar die Vorstellung der Existenz eines eigen Ichs geleugnet wird, vielleicht am nächsten kommt.

      Dass Religion, gleich welcher Art und Herkuft bei den jeweils Gläubigen
      ein Akt der Vorstellung ist und somit in den Gläubigen selber angesiedelt ist, das haben allerdings die Mystiker aller Religionen erkannt, inclusive der sehr friedferigen muslimischen Sufis.

      • Selber gehöre ich keiner Religion an. Gleichwohl ich eine Gottesvorstellung habe, die sich jedoch auf die Forschung der Physik und Astronomie stützt.

        Das Juden- und Christentum sind die kulturellen Grundlagen unserer westlichen Zvilisation. Das soll jetzt rasch beendet werden. Der Islam lehnt diese Grundlagen ab und fordert seine Anhänger dazu auf, das Leben der Juden und Christen, sofern sie sich nicht unterwerfen und Schutzgeld zahlen, vorzeitzig zu beenden. Agnostiker und Atheisten sind von der Möglichkeit des Dhimmitums jedoch ausgenommen, sie gilt es in jedem Fall zu finalisieren.

        Das Judentum verfolgt ausdrücklich keinen Machtanspruch. Die Mission bzw. das Missionieren, im Islam Jihad genannt, ist dem Judentum ein Gräuel. Das ist der große aber leider unbekannte/unverstandene Unterschied. Das heutige Christentum missioniert zwar ebenfalls, doch heute im Sinne der islamischen Unterwerfung. Keiner hat das bildfälliger demonstriert, als die beiden höchsten deutschen Prälaten, bei ihrer Kreuzabnahme vor dem Islam, in Sichtweite Golgathas.

      • Völlig richtig, Das Ablegen ihrer religiösen Insignen,nämlich ihrer Kreuze auf dem Jerusalemer Tempelberg war neben dieser skandalösen Tatsache ein Symbol der Unterwerfung hinsichtlich des Machtanspruches des Islam.

        Betford.Strohm und Kardinal Marx sind in die Geschichte ihrer Religion eingegangen als unwürdige weichgespülte Kapitulanten. Man kann sie nur verachten.

      • … in Sichtweite Golgathas. Das darf nochmals betont werden.

      • In Sichtweite Golgathas, und wie schön sie sich so ökumenisch vertragen, nicht wahr, in ihrem üblen, gotteslästerlichen Tun. Mögen sie dereinst vereint an einem warmen Plätzchen schmoren.

      • Das Problem mit Orthoxdoktrinen Sichtweisen ist, das man wesentliches nicht zu betrachten vermag. Ich bin absolut nicht Religiös, habe keine Problem mit Religion und habe meinen eigenen Glauben an Gott. Woran ich nicht Glaube ist, das eine Religion Probleme mit meinen Glauben an Gott hat.

        Gottes Wort in der Heiligen Schrift, Koran:

        2:62: Diejenigen, die glauben, und diejenigen, die dem Judentum angehören, und die Christen und die Säbier – wer immer an Gott und den Jüngsten Tag glaubt und rechtschaffen handelt, – die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, und keine Furcht soll sie überkommen, noch werden sie traurig sein.

        2:136 Sagt: Wir glauben an Gott und an das, was zu uns (als Offenbarung) herab gesandt worden ist, und an das, was zu Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen herab gesandt wurde, und (an das,) was Moses und Jesus gegeben wurde, und (an das,) was den Propheten von ihrem Herrn gegeben wurde. Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von ihnen, und wir sind Ihm ergeben.

        2:256 Es gibt keinen Zwang im Glauben. Die Wahrheit ist nun klar vom Irrtum zu unterscheiden: wer das ablehnt, was neben Gott verehrt wird und an Gott glaubt, der hat sich an das festeste Seil geklammert, das niemals reißen wird. Und Gott ist Allhörend und Allwissend.

        3:113-114 Sie sind nicht (alle) gleich. Unter den Leuten der Schrift ist eine standhafte Gemeinschaft, die Gottes Zeichen zu Stunden der Nacht verliest und sich (im Gebet) nieder wirft. Sie glauben an Gott und den Jüngsten Tag und gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche und beeilen sich mit den guten Dingen. Jene gehören zu den Rechtschaffenen.

        3:67 Abraham war weder ein Jude noch ein Christ, sondern er war Anhänger des rechten Glaubens, einer, der sich Gott ergeben hat, und er gehörte nicht zu den Götzendienern.

        4:123-125 Es geht weder nach euren Wünschen noch nach den Wünschen der Leute der Schrift. Wer Böses tut, dem wird es vergolten, und der findet für sich außer Gott weder Schutzherrn noch Helfer. Wer aber, sei es Mann oder Frau, etwas an rechtschaffenen Werken tut, und dabei gläubig ist, jene werden in den Garten eingehen, und es wird ihnen nicht ein Dattelkerngrübchen Unrecht zugefügt. Wer hätte eine bessere Religion, als wer sein Gesicht Gott hingibt und dabei Gutes tut und dem Glaubensbekenntnis Abrahams folgt, (als) Anhänger des rechten Glaubens? Und Gott nahm sich Abraham zum Freund.

        5:68 Sag: O Leute der Schrift, ihr fußt auf nichts, bis ihr die Tora und das Evangelium und das befolgt, was zu euch (als Offenbarung) von eurem Herrn herab gesandt worden ist. Was zu dir (als Offenbarung) von deinem Herrn herab gesandt worden ist, wird ganz gewiss bei vielen von ihnen die Auflehnung und den Unglauben noch mehren. So sei nicht betrübt über das ungläubige Volk!

        29:46 Und streitet mit den Leuten der Schrift nur in bester Weise, außer denjenigen von ihnen, die Unrecht tun. Und sagt: „Wir glauben an das, was (als Offenbarung) zu uns herab gesandt worden ist und zu euch herab gesandt worden ist; unser Gott und euer Gott ist Einer, und wir sind Ihm ergeben‘.“

        Glaubensverkündung und Berufung des Islam:
        http://www.derletzteprophet.info/abschiedspredigt-al-khutba-al-wada

      • An welche Version von „Gott“ soll man glauben? Ist es die jüdische Version, die christliche oder die islamische, die hinduistische, die buddhistische?
        Echt ist nur das Eigentliche, das Original – also „Gott“ selbst. Eine Version kann nur ein Abklatsch sein.
        Es gibt kein Ding ein zweites Mal auf der Erde, auch wenn es so aussieht. Religionen beziehen sich die Ausnahmeerfahrung von deren Gründern – Buddha, Jesus, Mohammed, Propheten… Was diese Menschen gesagt haben, hat man niedergeschrieben, damit dieses Wissen nach deren Tod erhalten bleibt.
        Nach Jesus eigener Aussage wäre er „immer in der Welt“ und „man müsste nach Gott suchen, dann würde man ihn finden“. Also für jeden möglich, fernab von verstaubter Kirche, heiligen Schriften, Weihrauch und Ritualen.
        „Aber viele sind gerufen und wenige sind auserwählt“, soll Jesus gesagt haben.
        Was immer das alles bedeuteten mag, man ist auf einem Weg: man lebt.

  30. Worin soll der Vorteil des Verlustes von Eigenschaften und der Aufgabe von Identitäten denn konkret bestehen? Mal abgesehen davon, daß jede Authentizität verschwindet, entsteht das, was ein australischer Freund einmal für sein Land beschrieb: Wir haben Multi-Kulti, das ist alles und in der Summe gar nichts. Außerdem stellt dieser Prozess jeden Sozialstaat infrage, denn warum soll mir dann ein bedürftiger Bewohner um die Ecke näher sein als ein hungernder Inder in Thailand? Wer da Konzept macht, der hat keinen Plan und es erinnert an Nietzsches Klage über die, die schon Gesinnung für einen Teil der Wahrheit halten.

    Über solche Prozesse droht der Zerfall in Gruppen- und Einzelinteressen und ein rücksichtsloser Kampf um Vorteile und Pfründe ohne Vorbehalt wie in Hollywood Endzeitfilmen…

  31. Die multiple Persönlichkeit ist ein in psychologischer Hinsicht ein Fall für den Psychater, wenn der Leidensdruck zu groß wird. In den meisten Fällen entstehen multiple Persönlichkeitsmuster durch traumatische Erlebnisse in der Kindheit.

    Etwas völlig anderes ist das Wissen des Intellektuellen um die Komplexität und Vielgestaltigkeit von Welterklärungsmustern, wie sie z.B. Religionen bieten oder seit der Neuzeit die naturwissenschaftlichen Angebote zum Verständnis von Sein und Seiendem. Philosophen von Platon bis Heidegger oder auch Rumi waren ebenfalls bemüht, die Welt zu erklären für diejenigen, denen orthodoxe Vortellungen von Religion und deren Narrative nicht genügen und genügten.

    Das HIn.und Her-Zippen zwischen verschiedenen Vorstellungen und Lebensmustern, heute Ziegenhirte und morgen Mitglied eines teams zur Erforschung von klonierten neuen Lebensformen dürfte wohl die absolute Ausnahme sein und bleiben lol.

    Ubrigens der „Mann ohne Eigenschaften“, unser lieber Ulrich, hatte sehrwohl eine Eigenschaft, die ihn zum Eigner seiner selbst machte, nämlich die Eigenschaft, keine zu haben.

    • Diejenigen, die von der Komplexität der Welt eine Idee haben, und zwar auf der Basis von Wissen, Kompetenz, intellektueller Sorgfalt, Redlichkeit und ganz altmodischer Bildung, ordnen sich nach meiner Beobachtung in der Regel nicht unter die sog. Intellektuellen ein. Da findet sich zumeist die Ausschussware, heute mehr denn je mit dem Überhandnehmen sog. Studierter. Helmut Schelsky schrieb seinerzeit von der „Priesterkaste der Intellektuellen“, hatte dabei aber Formate wie Adorno oder Horkheimer im Auge, nicht die Wicht*innen von heute. Heidegger ist übrigens zusammen mit Foucault und Derrida die Hauptquelle des zerstörerischen Geschwafels, das Komplexität nur mit einer Mischung aus Beliebigkeit, Dogmatismus und Wortphantasien zu begegnen vermag. Ich halte mich mehr denn je an die Naturwissenschaften und die seriöse Philosophie, die gibt es nämlich sehr wohl noch, ebenso wie eine seriöse empirische Sozialwissenschaft. Sicher nicht an sog. Intellektuelle.

      • Mir ist natürlich bewußt, dass der Begriff des „Intellektuellen“ heute ziemlich diskreditiert ist, z.T. aus sehr nachvollziehbaren Gründen, wie sie z.B. Schelky benannt hat und Intellektuelle sich kaum noch selber als solche bezeichnen. Ich habe diesen Begriff eigentlich nur deshalb verwendet weil sich Gero Jenner dieser Bezeichnung bedient hat, um einenTypus zu bezeichnen, den er in Robert Musils „Mann ohne Eigenschaft“ glaubte entdeckt zu haben.

        Der Begriff des Intelletuellen und diejenigen die als solche bezeichnet wurden ,hatte allerdings nicht immer diesen schalen Beigeschmackt, den wir heute damit verbinden

        Musil war ohne Zweifel ein Intellektueller aber er war auch Künstler und Schriftsteller und damit mehr als ein bloßer Intellektueller., ähnlich wie etwa Gottftied Benn, der sich selber vielleicht ironisch als Intellektualisten bezeichnet hat und in seiner autobiographischen Schrift „Lebensweg eines Intellektualisten“ seinen eigenen Werdegang als solcher auf beindruckende Weise seinen Lesern nahegebracht hat.

        Intelligenz und Intellektualität müssen nicht deckungsgleich sein und sind es heute vielleicht weniger denn je.

        insofern kann ich Ihnen durchaus zustimmen.

        Heidegger ist ein Fall für sich und für viele heute ungenießbar, nicht nur wegen seiner politischen Verstrickungen und Fehleinschätzungen sondern auch wegen seiner „Privatsprache“ die oft als völlig unverständlich und verschraubt
        daherkommt. Aus dem Meer des „Geschwafels “ bei Heidegger tauchen allerdings nicht selten Inseln eines luziden Verständnisses von Sein in umfassendem Sinn auf wie kaum bei einem anderen Philosophen der Neuzeit.

        Dazu mehr zu sagen, ist allerdings kaum angemessen in einem Forum wie diesem, dass anderen Zwecken dient

  32. Die Verantwortung geht immer von einen selbst aus…die Eigenverantwortung…und breitet sich dann in seinen nahen Umfeld auch auf andere aus…Familie, Nachbarschaft, Gemeinde, Stadt, Landkreis, Bundesland…
    Eigentum hilft ungemein dazu sich Verantwortlich und auch Selbstbestimmend zu behaupten…Eigentum verlangt dem Menschen sehr viel Selbstdisziplin ab..und lehrt ihn auch den Respekt vom Eigentum anderer….sich eine eigenes Heim aufzubauen, es zu unterhalten und es für die nächste Generation zu bewahren verlangt sehr, sehr viel Arbeit, Einsatz, Kampf, Respekt und Verantwortung ab. In einer Welt, wo es kein Eigentum mehr gibt, da wird es auch keinen Respekt, keine Verantwortung und keine Disziplin mehr geben…das Recht des Starken hat hier Vorrang…der Starke macht was er will und andere haben sich unterzuordnen…in einer Eigentumsgesellschaft ist man mit sich selbst beschäftigt…Eigentum aufzubauen, zu pflegen, auszubauen…im Rahmen seiner Möglichkeiten.

    • Wahre Worte, sehr wahre Worte. Wirken heutzutage leider wie von einem anderen Stern und werden weder verstanden noch gewünscht.
      Halt die Worte einer abzuschaffenden Bürgergesellschaft.

    • Eigentlich ist es so einfach. Nur einen ganz kurzen Text, um alle marxistischen Wunschvorstellungen auszutreiben. Verstehen tun es trotzdem nur die Wenigsten.

  33. Zum Thema Religion:

    1. Weder Russel noch Dawkins trauten der Wissenschaft die Lösung aller Rätsel zu.

    2. Weder die Wissenschaft noch irgendeine Religion gibt eine sinnvolle Auskunft darüber, warum und wozu wir überhaupt da sind.
    Meines Erachtens liegt der Grund darin, dass es sich um eine schlecht gestellte Frage handelt.
    Eine Lösung des Dilemas bietet der Ansatz, das Leben nicht als „prästabilisiert“, sondern als „poststabilisierend“ zu betrachten.

    3.Als Alternative zu der Position alle religiösen Identitäten zu übernehmen, bietet sich der Ansatz alle konkurrenzierende Religionen der Menschheitsgeschichte in Frage zu stellen.
    So landet man automatisch beim Agnostizismus, der in aller Bescheidenheit Poppers Maxime folgt:
    „Ich weiß, dass ich nichts weiss und kaum das“
    Welche eine vornehme Position im Vergleich zu denjenigen, die ganz genau zu wissen glauben, dass ihr Glaube der richtig sei.

    • Eine kluge Betrachtung.

      Eine kosmoplitische Elite mit multiplen Identitäten ist letztlich entwurzelt. Es sind die schönsten Gesellschaftstheorien zum Scheitern verurteilt wenn sie die Rechnung ohne den Menschen machen wie er ist. Der Versuch, sich eine Gesellschaft zu basteln mit Menschen wie sie sein sollen wird niemals langfristig gelingen und wird regelhaft in der Repression enden wovon sich diese dann wieder befreit. Insofern ist dem Autor mit seiner Prognose zyklischer Perioden von Freiheit und Repression zuzustimmen.

      So fürchterlich kompliziert ist die Sache nach meinem Dafürhalten nicht. Wenn wir bzw. die Gesellschaftstheorither damit Schluß machen uns selbst zu überhöhen und uns als freies Wesen ohne Herkunft (im evolutionären Sinn) zu sehen welches sein kann was es will Kraft seines Willens oder durch Erziehung dann wäre schon viel gewonnen. Der Mensch ist Produkt einer vieltausendjährigen evolutionären Selektion. Was für uns Glück bedeutet, was wir wollen und was uns zufrieden macht ist tief in uns angelegt.

      Zu den menschlichen Grundtrieben gehört selbstverständlich über die primären Bedürfnisse hinaus das Bedürfnis nach Eigentum. Außerdem nach Abgrenzung. Der Wunsch nach einer Gruppenzugehörigkeit welche sinn- und identitätsstiftend ist. Ein starker Wunsch nach Sicherheit. Hierzu gehören selbstverständlich alle auch negativ konnotierten Affekte.

      In einer entwickelten Gesellschaft werden die Bedürfnisse befriedigt, die Affekte werden zur Befriedigung der Bedürfnisse so kanalisiert, dass sie letztlich nutzbringend und effizienzsteigernd wirken.

      Eine vollständig offene Gesellschaft mit bindungslosen Individuen und dann noch entwickeltem Sozialsystem auf dem Boden einer Solidargemeinschaft geht am Menschen wie er ist völlig vorbei. Sie wird scheitern.

      Warum das so schwierig ist zu erkennen will mir nicht in den Kopf. Allein schon das Modell der EU, gestartet mit den besten Vorsätzen, macht die Rechnung ohne den Menschen wie er ist und wird scheitern. Desto mehr Nivellierung, desto stärker die Zentrifugalkräfte. Insofern ist der „Biologismus“, in der postaufklärerischen Phase in welcher wir uns gegenwärtig befinden, wieder stärker zu beachten. Die Sozialwissenschaften können ohne biologistische Betrachtungsweise bzw. ohne die Rechnung mit dem Menschen zu machen wie er ist, wenig Hilfreiches beitragen.

      • Ich stimme Ihnen zu.
        Wenn ich noch ergänzen darf, so ist der Mensch nicht nur Teil einer über viele Millionen Jahre andauernden Evolution, sondern seit einigen Jahrtausenden auch Teil einer kulturellen Evolution.
        Wie Konrad Lorenz so schön formulierte: „Ein Mensch ist kein Mensch“.

      • Das entscheidende ist das der Lernprozess immer auch eine Erfahrungskomponente hat! So ist es zu erklären, daß es Schichten der Gesellschaft gibt, die sich immer weiter von der materiellen Produktion entfernen. Da der Anteil der Menschen immer mehr abnimmt, die zu diesem LebensBereich eine Verbindung haben, wird das ganze immer problematischer! Dadurch muss jede Generation bestimmte Erfahrung immer wieder machen! Eine Weitergabe durch theoretische Inhalte ist nicht 100 % sicher.

    • Ja, ja, der gute Karl Popper.
      Bescheidenheit ist die schlimmste Form der Eitelkeit.

      • Im Prinzip haben Sie recht.

        Nietzsche hat es auf den Punkt gebracht:
        „Wer sich selbst erniedrigt will erhöht werden“.

        Sicher war auch Popper im Alltag nicht von Eitelkeiten frei.

        Allerdings bin ich der Meinung, dass Philosophen und Naturwissenschaftlern schon die prinzipielle Begrenztheit unseres Wissens absolut klar ist.
        Oder können Sie sich vorstellen, dass Philosophen und Naturwissenschaftler analog zum Papst eine „Unfehlbarkeit“ für sich beanspruchen ?

        Ich vermute, dass sich Popper persönlich (zu Recht) relativ zu den meisten anderen Menschen durchaus als Geistesriese gesehen hat.
        Im absoluten Maßstab war ihm aber im Vergleich zu den meisten „Normalsterblichen“ wesentlich bewusster, wie extrem begrenzt auch sein Wissen ist.

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