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Notwendige Anklage im Namen der Kinder

Birgit Kelle: „Das ist für mich keine Aufarbeitung“

von Gastautor

03.08.2025

| Lesedauer: 6 Minuten
Die Bestsellerautorin klagt an: „Generation Depression, krank und dick, schuldig, Versuchskaninchen, Analphabet, Opfer“ – bei den Jüngsten haben die Corona-Jahre tiefe Spuren hinterlassen. Birgit Kelle im Interview mit Stefan Fuchs

Schul- und Kita-Schließungen während der Pandemie verstärkten häusliche Gewalt, Internetsucht und ließen die Selbstmordrate bei Kindern um 400 Prozent steigen. Das soeben erschienene Buch „Die Corona Generation“ von Birgit Kelle und Eva Demmerle zieht eine schonungslose Bilanz und appelliert an Politik und Gesellschaft, endlich Verantwortung zu übernehmen.

Stefan Fuchs: Sie nennen Ihr neues, zusammen mit Eva Demmerle verfasstes Buch eine „Anklage im Namen der Kinder“. Wen klagen Sie an und was ist Ihr Vorwurf?

Birgit Kelle: Manchen erscheint der Begriff Anklage zu hart, aber es ist eine, weil man die Vorwürfe an die Verantwortlichen in Politik, Wissenschaft und Medien erstmal in den Diskurs einbringen muss. Bisher haben wir nicht einmal eine Bestandsaufnahme der Schäden an der jungen Generation, es gibt keinen Anwalt der Kinder. Es gibt niemanden, der die Interessen der Kinder vertritt. Deswegen klagt dieses Buch an, dass sich niemand verantwortlich fühlt oder zur Rechenschaft gezogen wird.

Was wäre an Aufarbeitung erforderlich?

Ein Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag wäre das Mindeste, um das politische Handeln, die Schulschließungen, die Maskenpflicht, den Impfdruck oder das Verweigern von Freiheitsrechten auch schon für Kinder auf seine Sinnhaftigkeit, aber auch auf seine Gesetzmäßigkeit hin zu überprüfen. Der Bundestag hat sich jetzt in eine zahnlose Enquete-Kommission hineingerettet, die keine Rechtsfolgen hat. Das ist für mich keine Aufarbeitung.

Ein zentrales Thema Ihres Buches sind die Schulschließungen. Wie haben Sie die Folgen dieser Schließungen erlebt?

In dieser Zeit hatte ich drei Kinder in der Schule, ein Kind an der Universität. Insofern vier Altersklassen, sodass ich als Mutter gesehen habe, was das im Leben von Kindern und Jugendlichen bedeutet. Wir hatten persönlich noch Glück: Es waren vier Kinder unter einem Dach, also Spielkameraden vorhanden. Die Einzelkinder im Land hatten es deutlich schwerer. Eine wichtige Rolle spielten auch Raumkapazitäten im Haus und der Zugang zu Technik und Geräten für den Online-Unterricht. Ob Eltern die Kinder zu Hause beim Lernen unterstützen konnten und wollten. Da waren wir in einer relativ privilegierten Situation.

GENERATION SCHULDIG?
Wie Kinder zu Pandemietreibern erklärt wurden
Kinder aus sozial schwächeren Familien hatten es schwerer, sind weiter zurückgefallen, erlebten Stress und Gewalt zu Hause. Ich habe realisiert, wie wenig der sporadische Online-Unterricht auffängt. Ich habe gesehen, wie Kinder nicht mehr lernten, wie die Motivation sank, wie die Bewegungsarmut der Kinder zunahm. Ich habe auch erlebt, wie diese Politik der Angst, die bewusst gesteuert war, sich auf Schüler, Lehrer und Eltern auswirkte. Wie diese Angst den Umgang zwischen Schülern und Lehrern später in der Schule auch vergiftet hat. Wie Kinder, die nicht geimpft waren, angegangen wurden. All diese Dinge konnte man persönlich erleben, wenn man Kinder hatte.

In Ihrer Beweisaufnahme ist vieles unstrittig, vor allem im Blick auf den Bildungsausfall. Hinsichtlich der Bewegungsarmut stellt sich aber die Frage der Eigenverantwortung. Es gab in Deutschland nie eine generelle Ausgangssperre. Es stand jedem frei, spazieren zu gehen, zu joggen oder zu radeln. War es zwangsläufig, dass die Kinder dicker wurden?

Doch, das war zwangsläufig so. Selbst die banale Alltagsbewegung fiel weg. Der Staat rief in großen „Stay-at-home“-Kampagnen dazu auf, zu Hause zu bleiben. Selbst die Sportverbände und Prominente unterstützten das. Man sperrte Spielplätze, Sportplätze und Treffpunkte im Freien. Man hat die Kinder systematisch in einen Bewegungsmangel hineingetrieben, den niemand aufgefangen hat. Nicht einmal die Sportlehrer haben ihre Aufgabe erfüllt. Ich hätte erwartet, dass man die Kinder zu Sport animiert und dazu, rauszugehen. Ein Sechs- oder Siebenjähriger, der muss nach draußen, der muss rennen, muss klettern und so weiter. Wenn er keine Spielkameraden hat, mit denen er das macht, bleibt er zu Hause. Die Quittung sehen wir an dem Anstieg von Fettleibigkeit, vor allem bei Jungen. Die Mädchen sind eher magersüchtig geworden durch ihr Abdriften ins Internet.

Die Sportlehrer haben Sie gerade angesprochen. Wie beurteilen Sie die Rolle der Lehrer allgemein?

Es gab Lehrer, die sich sehr engagiert haben. Ohne solche Lehrer wäre Online-Unterricht für viele Schüler technisch gar nicht möglich gewesen. Aber viele Lehrer haben Aufgaben verteilt, die nur notdürftig korrigiert wurden. Das ist kein Unterricht. Hinzu kommen zwei lange Schulschließungsphasen – einmal von 106 und einmal von 176 Tagen –, nicht eingerechnet, wieviel Unterricht zusätzlich ausfiel durch ständige Quarantänen. In der Breite bewerten wir die Rolle der Lehrer sehr kritisch. Lehrerverbände haben sich dafür eingesetzt, die Schulen geschlossen zu halten.

Das Narrativ von den Kindern als Virenschleudern hat bei den Lehrern durchgeschlagen, obwohl es nicht den Fakten entsprach. Viele Lehrer haben sich in dieser Zeit pädagogisch keinen Preis verdient, man kann mancherorts von „schwarzer Pädagogik“ sprechen. In der Zeit der Impfkampagne haben viele Lehrer die ungeimpften Kinder ausgegrenzt und gedemütigt. Das ist ein Totalversagen vieler Pädagogen, das eine eigene Aufarbeitung bräuchte.

Die Angst vor Kindern als „Virenschleudern“ spielte eine zentrale Rolle für die Schulschließungen. Das war, nach Ihren Recherchen, unbegründet, weil Kinder keine Pandemietreiber waren. Wann lagen diese Erkenntnisse vor?

AUßERPARLAMENTARISCHE AUFARBEITUNG NöTIG
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Spätestens im Sommer 2020 wusste man, dass die Corona-Infektion nicht so verläuft wie die Influenza-Infektion. Bereits in China hatten sehr frühe Beobachtungen ergeben, dass Kinder weniger infektiös sind, man also die Erfahrungen von Grippewellen gerade nicht anwenden kann. In zahlreichen Ländern wurden diese Erkenntnisse in Studien bestätigt.

Selbst das Robert-Koch-Institut vermerkt diese Erkenntnis in seinen Protokollen. Trotzdem wurde politisch weiter behauptet, dass Kinder und Schulen Pandemietreiber seien. Die Politik wusste, dass das nicht stimmte, man wollte aber geschlossene Kindergärten, Schulen und Universitäten.

Warum entschied sich die Politik für Kita- und Schulschließungen? Welche Rolle spielte dabei die eigene Kinderlosigkeit maßgeblicher Entscheider?

Ich glaube, dass wir eine Weltfremdheit bei großen Teilen des politischen Personals beobachten konnten. Dass die Lebensrealität von Familien mit Kindern in der Politik nur aus einer Zooperspektive betrachtet wurde, frei nach dem Motto: Mal gucken, wie Kinder so leben. Ich erinnere mich noch an ein Bonmot von Merkel, als es um die Frage ging, dass Kinder in den Wintermonaten bei geöffnetem Fenster in den Klassenzimmern saßen und sie empfahl, man solle zwischendurch Kniebeugen machen und in die Hände klatschen. Ich weiß nicht, ob jemand im Bundeskanzleramt bei Temperaturen von 10 bis 15 Grad sitzen musste, dort wäre der Arbeitsschutz eingeschritten. So redet man nur theoretisch-abstrakt über die Kinder von Fremden, aber nicht über reale Menschen, denen man zu Hause erklären muss, warum ihr Alltag jetzt so furchtbar ist.

Psychische Erkrankungen junger Menschen haben stark zugenommen. Sie verweisen da auf Jonathan Haidts Analyse zur „Generation Angst“, in der es um die Folgen des Smartphones geht. Sie schreiben: „Es ist, als habe man einen Brandbeschleuniger in ein sowie bereits bestehendes Problem gegossen“. Was hat dieser Brand mit Corona zu tun?

„Corona“ traf auf eine Generation, die bereits zu viel am Smartphone und in einer digitalen Welt lebte, die Kinder überfordert. Wir finanzierten schon Aufklärungskampagnen für Eltern, um die Bildschirmzeit ihrer Kinder zu reduzieren. Plötzlich sollten sie aber jetzt sogar ständig für die Schule online sein, war das Handy für die Kinder das einzige Tor zur Welt. Nur so konnten sie noch mit ihren Freunden kommunizieren. Selbst wenn man das als Eltern kontrollieren wollte, war das kaum möglich. Lockdowns, Schulschließungen und die Umstellung auf Onlineunterricht wirkten wie ein Brandbeschleuniger, man hat diese Generation ins Internet hineingestoßen. Die klinisch dokumentierten Fälle von Internetsucht sind um 25 Prozent gestiegen und das ist nur die Spitze des Eisbergs, die in den Statistiken auftaucht. Viele Kinder haben Sozialphobien entwickelt, haben Schwierigkeiten, von Angesicht zu Angesicht mit anderen Menschen zu kommunizieren und Freunde zu finden.

Welche Forderungen an die Politik folgen aus Ihrer Analyse?

Es müssen Menschen Verantwortung übernehmen und ihre Stühle räumen. Ein ganzes Schuljahr ging verloren, die Zahl der misshandelten und sogar getöteten Kinder hinter verschlossenen Türen stieg um 35 Prozent, die Rate der Selbstmordversuche bei Kindern explodierte um 400 Prozent. Für diese gibt es kaum Therapeuten, stattdessen stieg die Zahl der Behandlungen mit Psychopharmaka um 65 Prozent. Wir haben eine steigende Zahl von Kindern, die Schäden von einer Impfung davongetragen haben, die man ihnen für den Fremdschutz Erwachsener aufgedrängt hatte.

Aufarbeitung müsste auch bedeuten, dass man endlich etwas gegen die Schäden tut, die Kindern zugefügt wurden. Wo sind die Gesundheitsprogramme, wo sind die Therapeuten für Kinder, wo die Sonderprogramme, um den Bildungsausfall wieder in den Griff zu bekommen? Alle Verantwortlichen schweigen dazu.

Birgit Kelle, Mutter von vier Kindern, ist freie Journalistin und Expertin in Familien- und Genderpolitik, Bioethik und Bürgerrechten. Eva Demmerle ist Historikerin, Politikwissenschaftlerin und Theologin, lehrt Wirtschaftspsychologie und leitet eine Fundraisingagentur. Sie ist verantwortlich für das Fundraising der Tagespost Stiftung für katholische Publizistik. Stefan Fuchs ist promovierter Politikwissenschaftler.

Dieses Interview von Dr. Stefan Fuchs erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken Autor und Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.

Birgit Kelle / Eva Demmerle, Die Corona Generation. Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht wurden. Mit einem Vorwort von Kristina Schröder, Bundesministerin a. D. Deutscher Wirtschaftsbuch Verlag, Klappenbroschur, 272 Seiten, 20,00 €.


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18 Kommentare

  1. „Bisher haben wir nicht einmal eine Bestandsaufnahme der Schäden an der jungen Generation, es gibt keinen Anwalt der Kinder“. Wohl wahr. So wenig wie für minderjährige Mädchen, die in „Kinderehen“ gezwungen werden, in einschlägig bekannten Gesellschaften, Kinderheirat – Wikipedia und UNICEF prangert Kinderehen an – DW – 07.06.2019 und Kinderehen weltweit: Die wichtigsten Fragen und Antworten und Weltbevölkerungskonferenz: Neuer Anlauf für Frauenrechte – DW – 12.11.2019
    Die UNO, und damit die ganze Welt wissen das, es handelt sich um 650 bis 750 Millionen(!) Betroffene, zumeist muslimische Mädchen. Je nach Schätzung. Sagst du was, dann: AG München, Urteil vom 04.09.2018 – 824 Cs 112 Js 101229/18 – openJur

  2. Leute wie Frau Kelle sind das
    Problem, nicht die Lösung. Sie
    möchte nicht Gerechtigkeit für
    die Kinder, sondern nur ihre
    verdammte Union retten.

    • Und sie sind so gerne „Muttertier“, wie Frau Kelle das selbst so sagt, https://www.amazon.de/Muttertier-Eine-Ansage-Birgit-Kelle/dp/3038481246
      Der verständige junge Mann hält sich da fern, lässt sich sterilisieren; das geht inzwischen auch bei Männern reversibel. Er kann auch sein Zeugs einfrieren lassen, dann ist es nicht so abgestanden, wenn es ihn doch mal reißt.
      Bei Frauen ist das anders, die werden von der Natur, dem alten Luder, alle vier Wochen mit einem Hormoncocktail traktiert, wie sich das kein Mann vorstellen kann. Dagegen ist alles hoffnungslos. Trotz Spirale, Pille schon gar nicht.
      Deswegen sagte schon Karl Kraus (1874 – 1936): „Frauenrechte sind Männerpflichten“ – denn den Frauen ist und war es nicht möglich, „naturaliter“, sich zu befreien. Obwohl sie wissen: Weltbevölkerungskonferenz: Neuer Anlauf für Frauenrechte – DW – 12.11.2019, Zitat: Weltbevölkerungskonferenz: Neuer Anlauf für Frauenrechte, Tim Schauenberg
      12. November 2019
      „Wenn Frauen gesünder leben können und weniger Kinder bekommen, hat das positive Effekte auf die gesamte Gesellschaft. Auf der Weltbevölkerungskonferenz in Nairobi will man deshalb alten Zielen neue Impulse geben“.
      Mit Betonung auf weniger, nicht keine. Die Frauen im globalen Norden machen alles richtig mit ihren 1,5 Kinderchen im Durchschnitt – die im globalen Süden müssen noch lange leiden, horribile dictu. Kinderheirat – Wikipedia und etwa UNICEF prangert Kinderehen an – DW – 07.06.2019
      Und wir im Norden? Fernhalten, wie von einem schottischen Golfplatz verlautet, Schotten dicht. Dann sehen wir weiter, können zusehen, wie die im globalen Süden am eigenen Dreck/daesh ersticken.

  3. Es gab und gibt bisher nur Häftlinge des Corona-Verbrechens, die sich aus gutem Grund nur der Wahrheit und ihrem Gewissen verpflichtet nicht der politischen Willkür des Unrechtsstaates beugen wollten. Die wahren Verbrecher, die aus Profitgründen über Leichen gehen, die noch immer ihre von korrupten Polit-Ganoven eingeräumte Haftungsbefreiung genießen, bleiben unter dem Deckmantel der politmedialen Verdummung der Massen dagegen noch immer unbehelligt. Eine Aufarbeitung des größten medizinischen Verbrechens der Menschheitsgeschichte, die den Namen auch verdient, wird nur mit der Verurteilung ihrer Verursacher und deren Handlanger, auch im Sinne ihrer unzähligen Opfer, ihren unrühmlichen Abschluss finden.

  4. Corona – Strafverfolgung – Art. 6,7 Römerstatut – Wenn deutsche Amtsträger oder staatliche Organe verdächtigt werden, Völkermord gemäß Artikel 6 oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit gemäß Artikel 7 des Römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH-Statut) begangen zu haben, ist Deutschland verpflichtet, diesen Verdachtsmomenten wirksam nachzugehen und eine unabhängige Strafverfolgung sicherzustellen. Diese Verpflichtung ergibt sich aus dem Komplementaritätsprinzip des Art. 17 IStGH-Statut, wonach der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) nur dann eingreift, wenn der betreffende Staat nicht willens oder nicht in der Lage ist, ernsthaft zu ermitteln oder zu verfolgen.
    Deutschland hat die Tatbestände des Völkermords (§ 6 VStGB) und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit (§ 7 VStGB) durch das Völkerstrafgesetzbuch (VStGB) in nationales Recht überführt. Dieses erlaubt nach § 1 VStGB die Verfolgung solcher Straftaten unabhängig vom Tatort oder der Staatsangehörigkeit der Täter und Opfer. Zuständig für entsprechende Ermittlungen ist die Generalstaatsanwaltschaft des jeweiligen Bundeslandes, die auch Ermittlungen gegen hochrangige staatliche Funktionsträger führen kann.
    Allerdings wirft die Struktur der deutschen Strafverfolgungsbehörden in diesem Zusammenhang verfassungsrechtliche und unionsrechtliche Fragen auf. In Deutschland ist die Staatsanwaltschaft Teil der Exekutive und unterliegt der Weisungsbefugnis der jeweiligen Justizministerien der Länder oder des Bundes (§ 146 GVG). Diese Weisungsgebundenheit stellt ein grundlegendes Spannungsfeld zur funktionalen Gewaltenteilung dar, da sie es politisch Verantwortlichen theoretisch ermöglicht, auf Ermittlungsentscheidungen Einfluss zu nehmen – gerade in Fällen, in denen die Strafverfolgung gegen Mitglieder der eigenen Regierung oder Verwaltung gerichtet wäre.
    Diese Problematik ist auch unter dem Blickwinkel des Art. 47 Abs. 2 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (GRCh) zu bewerten, der das Recht auf ein unabhängiges und unparteiisches Gericht in einem fairen Verfahren garantiert. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in seinen Urteilen vom 19. November 2019 (C‑585/18, C‑624/18 und C‑625/18 – sog. „Richterwahlkammer“-Entscheidungen) ausdrücklich betont, dass auch strukturelle oder funktionelle Abhängigkeiten von Justizorganen gegenüber der Exekutive die richterliche bzw. justizielle Unabhängigkeit verletzen können. Zwar betraf der Fall das polnische Justizsystem, doch sind die darin entwickelten Kriterien auf alle Mitgliedstaaten der EU anwendbar.
    Der EuGH stellte klar, dass die Unabhängigkeit eines Gerichts auch dann beeinträchtigt sein kann, wenn äußere Umstände – etwa die politische Kontrolle über Ernennung oder Disziplinarmaßnahmen – geeignet sind, begründete Zweifel an der Unparteilichkeit und Unabhängigkeit der Justiz zu wecken (Rn. 124 ff.). Im Kontext der Staatsanwaltschaft in Deutschland ist besonders relevant, dass der EuGH in früheren Entscheidungen – etwa im Fall „Österreichische Staatsanwaltschaften“ (EuGH, 27.5.2019 – C‑508/18 und C‑82/19 PPU) – zu dem Ergebnis kam, dass deutsche Staatsanwaltschaften aufgrund ihrer Weisungsgebundenheit nicht als „unabhängige Justizbehörde“ im Sinne des EU-Rechts anzusehen sind.
    Vor diesem Hintergrund bestehen ernsthafte Zweifel, ob Ermittlungen gegen politische oder hoheitliche Entscheidungsträger in Deutschland, insbesondere bei Verdacht auf staatlich organisierte Völkerrechtsverbrechen, tatsächlich unabhängig geführt werden können. Wird gegen einen Minister, Bundeskanzler oder hohen Verwaltungsbeamten ermittelt, besteht ein strukturelles Risiko politischer Einflussnahme – sei es durch Weisungen oder durch Nichtaufnahme von Verfahren. Dies kann dazu führen, dass Deutschland im Sinne von Art. 17 Abs. 1 Buchst. a IStGH-Statut als „nicht willens“ zur Strafverfolgung qualifiziert werden könnte.
    Zudem könnte Deutschland völkerrechtlich verantwortlich gemacht werden, wenn es gegen seine Pflicht zur Aufklärung und Verfolgung schwerster internationaler Verbrechen verstößt. Insbesondere die Völkermordkonvention (Art. I, IX) verpflichtet zur Prävention und Bestrafung von Völkermord; eine Staatenklage vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) wäre zulässig. Ergänzend gelten die von der International Law Commission (ILC) entwickelten „Draft Articles on the Responsibility of States for Internationally Wrongful Acts“, die Staatenverantwortlichkeit bei völkerrechtswidrigem Unterlassen vorsehen.
    Fazit: Deutschland ist rechtlich verpflichtet, wirksame und unabhängige Strafverfolgung bei Völkerstraftaten auch gegen eigene Amtsträger zu gewährleisten. Die strukturelle Einbindung der Staatsanwaltschaft in die Exekutive sowie die fehlende institutionelle Trennung wirft jedoch verfassungs- und unionsrechtliche Zweifel an der tatsächlichen Unabhängigkeit der Strafverfolgung auf. In Anlehnung an die Rechtsprechung des EuGH zu Art. 47 Abs. 2 GRCh könnte dies im Einzelfall die internationale Strafgerichtsbarkeit aktivieren – insbesondere dann, wenn der Eindruck entsteht, dass politisch motivierte Straflosigkeit herrscht. Der Internationale Strafgerichtshof wäre in einem solchen Fall gemäß Art. 13 und 17 IStGH-Statut zur Übernahme des Verfahrens befugt.

  5. @Schweigender Gast,
    nicht zu voreilig mit einem Urteil. Viele wählen Union wegen noch aufrechten Politikern in der dritten, vierten und noch weiter hinten liegenden Reihen. Es ist weder naiv noch aussichtslos auf diese hinteren Reihen zu hoffen wie das Scheitern der Verfassungsrichterwahl jüngst überzeugend gezeigt hat. Frau Kelle und vieler gleichermaßen Leidenden sind mitnichten Unionsmitglieder wegen ihrer Führungsriege, die das Rest-Christliche auch noch für den Applaus der pol. Linken und Medien zu opfern bereit sind. Nein ganz bestimmt nicht. Sie sind überzeugt, dass nur von innen heraus Erneuerung möglich ist, nicht durch Flucht. Und da haben sie absolut recht. Es bedarf lediglich eines langen, mitunter sehr langen Atem.

    • Der Wechsel von CDU zur AFD, wäre keine Flucht, sondern eine Ansage an die CDU ob ihrer Verkommenheit.
      Aber unabhängig davon schätze ich das Engagement von Frau Kelle. Wo sie Recht hat, hat sie Recht.
      Anders als Frau Kelle sehe ich die Ursache der verheerenden Maßnahmenpolitik jedoch nicht in Abgehobenheit und Unwissen.
      Bereits seit dem Panikpapier wussten wir wohin die Maßnahmen führen würden. Die tatsäche Krankheitslast konnte man ablesen zB in der Sterbestatistik, im Belegungsregister usw.

      Ich kann keine Rechtfertigung für diese Form des experimentierens mit Menschen, deren Leben und deren Gesundheit finden. Das ist glaube ich seit 80 Jahren geklärt!

      Den Begriff Unwissen ersetze ich mit Ignoranz. Wenn mein Nachbar, verblödet durch ARD/ZDF mit einer Maske durch den Garten läuft, unfähig sich zu informieren, kann ich das als Unwissenheit durchgehen lassen. Bei verantwortlichen Entscheidungsträgern nicht.
      Von wirtschaftlichen Interessen will ich gar nicht erst anfangen. Das nenne ich niedere Beweggründe.

      • Ich bezog mich mit dem vorschnellen Urteil allein auf die (Noch-)Parteimitgliedschaft von Frau Kelle. Dass die sog. C-Pandemie ein abgekartetes Spiel war, konnte jedem schnell klar sein, wenn man mit wachem Geiste sich nicht in den Empörungssog mit hineinziehen ließ, einfach mit zu den „Guten“, Staatshörigen, dazugehören wollte, denn bekanntlich passiert NICHTS zufällig.

  6. Die Politverbrecher müssen noch dran kommen und abgeurteilt werden.

  7. Beim Lesen fiel mir eine besonders groteske Szene ein. Ich wanderte viel mit meinem Hund und es kam die Vorschrift, dass höchstens 2 Personen mit einem Hund gehen dürfen und dass Hundebesitzer sich nicht nähern dürfen. In der weiten Feldlandschaft patrouillierten Polizeiautos (ich sah drei auf einmal, soviele Hunde auf einmal sieht man in diesem Gebiet selten), um diese Vorschrift sicher zu stellen. Ein paar Junge, die sich in diesem normalerweise einsamen Gebiet verabredet hatten, wahrscheinlich um einfach mal normal miteinander zu sprechen, versteckten sich in einem Gebüsch. Ich hätte schreien können über diesen staatlich angeordneten Wahnsinn.

  8. Genau das kam mir auch in den Sinn. Allein durch ihre Parteimitgliedschaft in einer Kartellpartei wird ihr gesamtes Engagement zu 100% entwertet, weil sofort Mißtrauen aufkeimt. Insbesondere bei einem so sensiblen Thema. Wer, wie sie, immer noch in der Lügenpartei CDU bleibt, macht sich komplett unglaubwürdig.

  9. Es wird sich nichts ändern. Die verantwortlichen Politiker (und „Experten“) haben die Hosen voll, dass ihr Unvermögen ans Licht kommt. Egal ob Spahn, Merkel, Drosten, Lauterbach, Wieler, Söder, UvdL etc. haben Dreck am Stecken und sind an einer Aufarbeitung nicht interessiert. Die wissen ganz genau, dass sie Mist gebaut haben und wollen dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden.

  10. Abgesehen davon, dass eine “ richtige “ Anklage voellig anders aussieht , ist der Ansatz natuerlich nicht falsch , aber deutlich zu kurz gesprungen. Es fehlt , wieder einmal , die Einordnung in das Ganze. Tarsaechlich hat diese Aktion des Regimes unter Nutzung des Corona – Narrativs und seiner Chancen im Rahmen der Transformation nicht alle gleichermaßen betroffen. Einige , bestimmte , kamen wenig ueberraschend sehr gut durch und davon. Kinder. Alte, Schwerkranke und Selbständige z.b. wurden besonders hart getroffen. Man darf hier durchaus Vorsatz vermuten, zumindest den bedingten Vorsatz, denn die Taeter wussten, was sie taten und wussten auch um die Folgen. Zudem gab es Folgen, die tatsaechlich noch weit ueber die hier zutreffend beschriebenen hinausgehen. Es ging und geht um das Leben. Diese Kriminellen trieben junge Existezgruender mit ihren Maßnahmen in den Suizid. Inzwischen sollten sich die Hintergründe und Ausmaße soweit herumgesprochen haben , man kann sogar einiges dazu lesen, dass man auch als Mitglied der CDU , die war auch da sehr aktiv, bei der „Anklage “ etwas deutlicher werden kann. Bis hin zur Strafanzeige. Unabhaengig davon, dass diese STA nichts gegen ihre Dienstherren trotz hinreichenden Tatverdachtes, die Straftatbestaende sind bekannt, unternehmen werden. Politisch bleibt die Dissonanz beachtlich , wenn man angesichts dessen, was diese CDU seit vielen Jahren betreibt, in Treue fest zu ihr steht. Von der Opposition ist Frau Kelle trotz deren Positionen und Bemuehungen offenbar wenig angetan. Da passt einiges rein logisch ganz und gar nicht zusammen.

  11. Ich habe noch keine Generationen erlebt, die wie die aktuell jüngeren jede, aber auch jede Belastung im Leben zur Begründung des eigenen akuten oder absehbaren Versagens heranziehen oder von Dritten vorgelegt bekommen.
    Alles wird Belastung, Angst und Lähmung, jedes Problem wird zum lebenslänglich nie wieder aufzuholenden Ausfall, um den man kreist, auf den jede Problemlage zurückgeführt wird. Zum Glück muss ich nicht erleben, wie in 50 Jahren 70-jährige die Probleme ihres Daseins auf Corona und den Druck ins Internet zurückführen werden und natürlich deshalb auch kein Altersvermögen je aufbauen konnten.

  12. Danke, daß sie auf die Parteimitgliedschaft der Dame hinweisen, das hätte man sonst nicht erfahren!

  13. Man spürt förmlich den Ärger Frau Kelles, wenn sie Momente dieser Zeit in Erinnerung ruft. Kinder- und seelenlose Politiker waren das eine, die teilweise maßlose Dumm- und Angepasstheit von Eltern das andere, aber das absolute Versagen der Lehrkräfte und Erzieher sollte ins Rampenlicht gerückt werden. Es fand übelstes Lehrermobbing statt, Ungeimpfte wurden vor versammelter Klasse bereits in den Grundschulen Tribunalen unterzogen, selbst die morgendlichen Tests wurden vor Lehrerzeugen erzwungen. Wie gesundheitsschädlich diese Nasenpopelei war, darüber wird eisern geschwiegen. Die Faulheit der verbeamteten Lehrer sollte ein weiteres Thema sein. Wir erlebten die Abiturvorbereitungen 2020 als nicht stattgefunden. In knapp 3 Monaten wurden 2 E-Mails geschickt! Das war alles! Die Lehrer wurden fürs Nichtstun bezahlt. In anderen Ländern stampfte man innerhalb von wenigen Tagen ein Bildungsfernsehen aus dem Boden. ARD und ZDF kassierten nur GEZ. Nach Ende des Lockdowna rebellierten insbesondere die Lehrer gegen die Schulöffnungen und behandelten die Kinder wie Aussätzige. Dieses menschenverachtende Verhalten vieler sogenannter Pädagogen sollte dringend zum Thema gemacht werden, denn sie tragen eine Mitschuld an Kindesmisshandlungen und Suiziden, weil sie sich nicht schützend vor sie gestellt haben, sondern lieber den eigenen Garten umgestaltet oder im Wohnmobil durch Skandinavien gegondelt sind.

  14. Ohne eine AfD-Regierung wird eine Aufarbeitung NIEMALS passieren. Die Frage ist, ob Frau Kelle so 100% aufrichtig ist, meine ich doch, sie sei immer noch CDU-Mitglied. Da in beiden C-Parteien die Anzahl der Schweinereien sehr hoch ist (Spahn, Merkel, Söder und andere, die sich wider besseres Wissen pro C-Maßnahmen positioniert haben), bin ich diesbezüglich SEHR vorsichtig. Aus dem Dunstkreis der Politik traue ich NIEMANDEM mehr. Würde sie Parteikollegen ans Messer liefern? Wohl eher nicht. Ich will hier nicht Essig ins Harmoniesüppchen kippen, aber außer ihrem Buch hat Frau Kelle bisher nichts geliefert.

    • Bitte? Vier Kinder sind schon mal was, wenn man sich denn kümmert. Abgesehen davon, hören Sie doch mal bei Nius rein. Was soll sie denn liefern?
      Es ist von unserer Seite doch alles gesagt. Nur ist der Druck auf die politischen Instanzen noch nicht hoch genug, da ist es gut, dass derartiges Engagement auch von CDU-Mitgliedern kommt.

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