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21.000 Sitzplätze sollen wegfallen

Laut Bericht drastische Kürzungen im Fernverkehr geplant – Deutsche Bahn dementiert

von Redaktion

27.06.2025

| Lesedauer: 2 Minuten
Wird es weniger Sitzplätze geben – oder mehr? Laut „Spiegel“ plant die Deutsche Bahn einen Abbau von Sitzplätzen und Zügen bis 2036. Das Magazin beruft sich dabei auf ein streng vertrauliches Papier. Der Konzern spricht von Missverständnis, die tatsächlich verfügbaren Sitzplätze würden sogar steigen.

Ein vertrauliches Konzernpapier sorgt derzeit für Unruhe: Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, plant die Deutsche Bahn (DB) drastische Einschnitte im Fernverkehr. Demnach sollen bis zum Jahr 2036 nicht nur Züge ausgemustert, sondern auch Zehntausende Sitzplätze abgebaut werden. Besonders stark betroffen: die Intercity-Flotte.

Aus dem 98 Seiten umfassenden Dokument geht hervor, dass die derzeit rund 265.000 Sitzplätze im Fernverkehr auf 244.000 schrumpfen sollen – ein Rückgang um rund 8 Prozent. Besonders gravierend sei der geplante Einschnitt bei Intercity-Zügen: Dort sollen fast die Hälfte der aktuell 55.000 Sitzplätze entfallen. Die Bahn will laut Spiegel durch den Verkauf und die Verschrottung von Zügen Kosten senken – auch, um einem möglichen EU-Beihilfeverfahren zuvorzukommen.

Konkret betroffen sind unter anderem Hochgeschwindigkeitszüge wie der ICE 3 und die neigetechniktauglichen ICE-T-Züge. Auch 27 Doppelstockzüge des Typs IC2 stehen zur Ausmusterung. Zudem sollen geplante Neuzugänge zur Flotte verzögert oder ganz gestrichen werden.

Die Bahn selbst widerspricht dem Bericht allerdings vehement. In einer Stellungnahme betont der Konzern: „Die DB will keine 21.000 Sitzplätze im Fernverkehr streichen.“ Vielmehr würden die tatsächlich für Fahrgäste verfügbaren Sitzplätze bis 2036 steigen – insbesondere im ICE-Bereich. Bei den Sitzplatzzahlen handele es sich um die Sitzplätze im Bestand, nicht aber um die „reale Verfügbarkeit“ der Sitzplätze für die Kunden im täglichen Bahnalltag, teilte die Bahn dem Spiegel auf Anfrage mit. Zum „Bestand“ gehören Züge, die teilweise nur selten zum Einsatz kommen oder bereits veraltet sind. Diese Fahrzeuge müssten aus Effizienzgründen ohnehin ersetzt werden, so die Bahn. Ältere Züge seien wartungsintensiv und oft nicht zuverlässig einsetzbar.

Auch von einem Rückzug aus der Fläche will die Bahn nichts wissen: „Wir stehen weiterhin ganz klar zu einem Verkehrsangebot in der Fläche“, heißt es. Die Strategie sehe vor, moderne Züge mit höherer Zuverlässigkeit einzusetzen – was letztlich die Verfügbarkeit für Fahrgäste erhöhen soll.

Hintergrund der Sparüberlegungen ist offenbar auch der Druck aus Brüssel: Für ehemalige Staatsbahnen wie die DB gelten strenge Regeln bei der Subventionierung defizitärer Geschäftsbereiche. Um einem möglichen Verfahren der EU-Kommission zu entgehen, will das Unternehmen offenbar seine Finanzen in Eigenregie sanieren – notfalls mit spürbaren Einschnitten.

Was bleibt, ist ein widersprüchliches Bild: Interne Unterlagen zeichnen das Bild eines rigiden Sparkurses, während das Unternehmen nach außen hin Optimismus und Ausbaupläne kommuniziert. Ob und wie viele Sitzplätze letztlich wirklich wegfallen – und wie das Bahnfahren der Zukunft in der Fläche aussehen wird – dürfte sich erst in den kommenden Jahren zeigen, mit spürbaren Konsequenzen für die Fahrgäste.

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21 Kommentare

  1. „Wir stehen weiterhin ganz klar zu einem Verkehrsangebot in der Fläche“, heißt es.“
    In der Fläche vielleicht ja, aber in der Dichte??
    Die Deutsche Bahn ist seit Jahren im Verfall begriffen. Finanzmisere, Quoten, Gendergaga, Bürokratie … das Übliche eben. Um den Verfall zumindest zu verlangsamen, werden die das Angebot beschneiden müssen.
    Geliefert, wie bestellt.

  2. Umsetzung des WEF-Plans mit den 15-Minuten-Städten. Deshalb vermutlich auch jetzt die Initiative zum Autofahrverbot in Berlin.
    Fernverkehr braucht man dann nicht mehr und ist nur noch der Elite vorbehalten, die über Ausnahmen vom Verbot verfügt.

  3. Diese EU kann weg. Hälfte der Beamten in Brüssel entlassen und zurück zur EWG.

  4. Die Bahn wird absolut überbewertet. Kein anderes Land der Welt erklärt sie zum „Gemeinwohl“ Man könnte wie z.B. in UK einen großen Teil des Betriebes einstellen und niemand würde es merken. Darum ist das eine Leer-Meldung. (wann bin ich das letzte Mal Bahn gefahren? laß mich überlegen – ahh mit der Harzquerbahn auf den Brocken)

    • Da muss ich wiedersprechen. In Japan werden kleine Linien sehr oft von den angrenzenden Städten und Gemeinden unterstützt und am Leben erhalten. Natürlich nicht zum Selbstzweck der Strecken, sondern um Touristen anzulocken und denen die Anreise zu erleichtern. Die Anreise in den sauberen und doch fast immer auf die Minute pünktlichen Zügen erleichtert es für „Stadtmenschen“ in die Natur und das Hinterland zu kommen.
      Ja, man muss die spezifischen Eigenschaften des Landes auch miteinrechnen, ein direkter Vergleich mit Deutschland würde den Rahmen hier sprengen.

      Dass die Bahn jedoch Sitzplätze im Intercity-Bereich aufgeben will ist klar. Auf den meisten Strecken sind die Züge nicht langsamer als der ICE, aber es fehlt der Express -Zuschlag auf den Preis.
      Lustig wird das ganze wenn man den neuen „ICE“ anschaut. Das ist nichts anderes als ein IC mit auflackierten Rennstreifen

  5. Die DB würde schon funktionieren, wenn man sie denn ließe … zu viele Parasiten saugen das Unternehmen aus .. zu viel Wasserkopf, zu wenig BAHN … man installierte sogar noch BEAUFTRAGTE mit fettem Gehalt in Paris und London + anderswo , welche von der Politik zugewiesen werden … und kein Mensch weiß, was die Gegenleistung dabei ist … typisch STAATBETRIEB UND PLANWIRTSCHAFT – jetzt macht man wieder auf KLEINE BAHN …

  6. Das passt doch prima.
    Der Nahverkehr wird zurück geschraubt.
    Benzin, Diesel und Auto werden so teuer, dass keiner sich das fahren mehr erlauben kann.
    Der Slogan:

    „ Wir bleiben zu Hause“ der ist ja schon geübt.

    Der Bahnvorstand sollte mal eine kleine Reise nach China machen.
    Dort kommen die Züge pünktlich. Die Bahnhöfe sehen aus wie die Lobby eines erstklassigen Hotels. Auf den Toiletten kann man vom Fußboden essen und jeder hat ein Ticket und die Fahrt bezahlt.
    Der Respekt vor den Schaffnern und Sicherheitsleute ist groß. Es wird kein Müll irgendwo hin geworfen und Graffiti ist auch nicht zu sehen.
    Ach so, zum Kauf einer Fahrkarte ist ein Personalausweis erforderlich der wird kontrolliert beim Eingang und beim Ausgang.

    • Da muß man nicht so weit fahren. Polen reicht. Moderne Nahverkehrszüge, aber auch neue und gut ausgebaute Straßen, helle und nicht gruselige Parkhäuser in den Städten.

    • Das ist auch in Japan so. Und keine Talahons am Bahnhof, man kann sich da gefahrlos aufhalten.

  7. Lustig, parallel zum Kampf gegen den Individualverkehr wird die vermeintlich einzige Alternative – die Bahn – auch abgebaut. Logisch wäre doch diese massiv auszubauen, natürlich wieder mit einem neuen Sondervermögen. Die einzige Erklärung ist daß der Staat in Wirklichkeit die individuelle Bewegungsfreiheit als solche bekämpfen will und wir nur deren Symtome sehen

    • Es gäbe auch andere Optionen – kleinere Tür zu Tür Busse mit 10-15 Plätzen die auf Bestellung über Handy App fahren wie in Südamerika.

  8. Was interessiert den Bahnfahrer die Zahl der geplanten Sitzplätze bis 2036.

    Wir haben 2025.

  9. Also wird es weniger Sitzplatzkapazitäten werden, aber die Zahl der real zur Verfügung stehenden Sitzplätze wird zunehmen. Dann ist ja alles gut. Man sage mir Bescheid, wenn´s soweit ist. Dann fahre ich auch wieder mit der Bahn. Ach so: wir erreichen dann vermutlich auch seltener den Zielbahnhof, aber wenn wir ihn erreichen, sind wir pünktlicher.

  10. Man kann das auch als weiteren Schritt in Richtung Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Bürger sehen. Die Untertanen sollen Steuern zahlen und haben ansonsten gefälligst den Mund zu halten. 15-Minuten-Städte sind das Ziel, der Pöbel soll kein Auto haben, Fernreisen per Bahn braucht er auch nicht und Flugreisen schon mal gar nicht. Er soll arbeiten, Steuern zahlen und dann nach Renteneintritt möglichst schnell sozialverträglich frühableben.

  11. Alles halb so wild. Die reichlich mit Schwartenbemalung versehene Kommunistenführerin im Bundestag namens Reichinnek hat doch schon die Lösung der Bahnprobleme vorskizziert. Die DB AG muss verstaatlicht werden! 🙂

  12. „moderne Züge mit höherer Zuverlässigkeit“

    In der Praxis sind gerade die „modernen“ Züge viel häufiger ausgefallen, z.B. wegen defekter Klimaanlagen, funktionsunfähigen Toiletten, defekter Elektronik und anderen Problemen.

    Das führte zu menschlichen Dramen und Gesundheitsproblemen bei den Fahrgästen, die bis zu 5 Stunden in den Zügen bei extremer Hitze gefangen waren, bis sie endlich evakuiert wurden.

    Zudem gab es ab 2019 lebensgefährliche Qualitätsmängel an der Fahrzeugstruktur der neuen „ICE4“-Fahrzeuge von Siemens (defekte Schweißnähte), weshalb diese erst gar nicht ausgeliefert werden konnten und dann ab 2024 schon wieder beim „ICE3neo“ von Siemens, der ebenfalls nicht ausgeliefert werden konnte.

    • Volker Pispers zitiert in seiner Comedy den fiktiven Verkäufer eines elektrotechnischen Gerätes an den Kunden mit den Worten
      „Soll es funktionieren? Oder darf es was von Siemens sein.“
      und erzählt von den Bekenntnissen eines „Siemensianers“ aus der „Teppichetage“, mit dem er an der Bar einer Hotellobby ins Plaudern gekommen war.
      Der habe Pispers gefragt, ob der wüßte, wie sie ihre Produkte bei der Auslieferung nennen würden.
      Pispers verneinte.
      „Wir nennen sie Bananenprodukte.“
      Und fügte auf den fragenden Blick von Pispers erklärend hinzu:
      „Reift beim Kunden …“

      • Na dafür funktioniert bei Siemens die innerbetriebliche Dokumentation 🙂

  13. Wer gesund und unversehrt bleiben möchte, sollte sich die Bahnfahrt ohnehin mehrmals überlegen;-) Inzwischen ist auch in Bahnhöfen und Zügen ein Scheitern der sog. illegalen Massenmigration unübersehbar. Aber wer weiß, wenn wir wirklich „kriegstüchtig“ werden, fahren auch wieder mehr Soldaten Zug, das könnte einen positiven Effekt haben…

  14. „Ältere Züge seien wartungsintensiv und oft nicht zuverlässig einsetzbar.“
    Wenn das die Bewertung ist, dann hat die Bahn offenbar nur solche Züge.

  15. Vlt sollte man die ganze Bahn als Waffe erklären, dann wäre es vlt laufen irgendwann? Anders gesehen, denke ich, dass das ganze Militärkramm wird einfach eine Opfer der Korruption und Inkompetenz sein, da hilft das auch der Bahn nicht.

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