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Stefan Weber

Bekannter Plagiatsjäger legt sich mit dem Kanzler an: Hat Merz als Autor geschummelt?

13.06.2025

| Lesedauer: 2 Minuten
Plagiatsgutachter Stefan Weber von der Universität Salzburg wirft dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vor, in seinem Buch „Mut zur Zukunft. Wie Deutschland wieder an die Spitze kommt“ Textpassagen ohne Quellenangabe übernommen zu haben. Von 25 Plagiatsfällen in 18 Textstellen auf insgesamt 317 Seiten ist die Rede.

Die Tatverdächtigen im Visier des bekannten Salzburger Plagiatsjägers Stefan Weber werden immer prominenter – die aktuellen Vorwürfe gegen Friedrich Merz wiegen schwer und eine Glaubwürdigkeitsdebatte wird nicht zu verhindern sein: Merz soll sich laut Weber unter anderem bei Friedrich von Heusinger (Leiter des CDU-Wirtschaftsrats in Brüssel), dem verstorbenen CDU-Bildungspolitiker Hans Joachim Meyer, dem Zeit-Journalisten Martin Spiewak, dem Ökonomen Burkhard Wehner sowie beim früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) bedient haben. Besonders brisant: In mehreren Fällen unterscheiden sich die übernommenen Passagen vom mutmaßlichen Original nur durch geringfügige Anpassungen, wie etwa durch den Einschub „nach Auffassung der meisten Fachleute“.

Einer der auffälligsten Fälle betrifft laut Weber eine Aussage Stoibers zum europäischen Finanzausgleich, berichtete vorab die Berliner Zeitung: Während Stoiber von einem „zu ineffizienten, zu teuren, zu zentralistischen und überaus betrugsanfälligen System“ spricht, wiederholt Merz dies nahezu wortgleich – lediglich sprachlich leicht modifiziert.

Wie relevant sind die Vorwürfe?

Nicht alle Fachleute teilen Webers Bewertung. Der Plagiatsforscher Jochen Zenthöfer aus Luxemburg hat das Gutachten eingehend geprüft und warnt vor voreiligen Schlüssen. Laut seiner Analyse betreffen die beanstandeten Stellen nur 5,7 Prozent der Buchseiten, oftmals handle es sich dabei um Faktendarstellungen, etwa zur Pisa-Studie. In einem Fall werfe Weber Merz sogar fälschlich vor, eine Bewertung übernommen zu haben, die nachweislich von Merz selbst stamme.

Zenthöfer weist zudem darauf hin, dass einige Texte, auf die sich Weber bezieht – wie eine Rede von Johann Böhm vom Juni 2002 – zeitlich kaum als Vorlage gedient haben könnten, da Verlagsmanuskripte in der Regel Monate vor Veröffentlichung eingereicht werden. Auch sei unklar, ob manche Aussagen nicht auf parteiinterne Sprachregelungen zurückgehen, was eine andere Bewertung rechtfertigen könnte.

„Die Übernahmen prägen das Buch weder qualitativ noch quantitativ“, so Zenthöfer gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Vorwürfe seien daher nicht vergleichbar mit prominenteren Fällen wie jenen von Annalena Baerbock oder Alice Weidel, die beide bereits wegen gravierender Plagiatsfälle in der Kritik standen.

Bundeskanzler schweigt

Bundeskanzler Merz selbst schweigt zu den Vorwürfen. Regierungssprecher Stefan Kornelius erklärte gegenüber der FAZ, dass „keine Stellungnahme“ geplant sei.

Stefan Weber hat sich über die Jahre einen Namen gemacht – nicht immer unumstritten. Er war unter anderem maßgeblich an der Plagiatsdebatte um Annalena Baerbocks Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ beteiligt und erhob ebenfalls Vorwürfe gegen AfD-Politikerin Alice Weidel. Auch Österreichs Ex-Justizministerin Alma Zadic hatte wochenlang damit zu tun, die vielen konkreten Vorwürfe gegen sie abzuwettern.

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42 Kommentare

  1. Hat er vielleicht einen blacken Rocker für sich schreiben lassen. Also hätte er garnicht plagiiert. Haltet den Gedanken-Dieb!

  2. Noch ein Beispiel. Schriftsteller leben von ihren Ideen. Was glaubt ihr wie viele Schriftsteller mussten ihre Ideen begraben weil ihnen jemand zuvor kam? Oder haben das jeweilige abgewandelt?

    • Ein Drama auch das.
      Denn wie schreibt es sich inzwischen mit einer Schere im Kopfe?

      • Nun ja, Elftausend Ruten dürfte man heute nicht mehr publizieren. Da macht die Schere zuweilen auch Sinn,oder?

      • Ich habe das Buch gelesen, komplett.
        Es ist tatsächlich ein Drama.

  3. Kann doch niemanden wundern. Er ist und bleibt der Kanzler der zweiten Wahl.

    • Für irgendwelche war er das Nonplusultra.
      Halt nicht für die Deutschen.

  4. Schlussfolgerungen und diese in Worten auszudrücken, sind kein Alleinstellungsmerkmal. Zumal wir alle in etwa den gleichen Wortschatz zur Verfügung haben.
    Vergleichen Sie es mit Lottozahlen. Den Dreier haben viele, den Sechser nur sehr wenige. Selbst bei den Sechsern käme die Stochastik hinzu.

  5. Was das Buch auch immer beinhaltet – daß Merz ein Lügner ist, weiß inzwischen jeder, der seine Aussagen vor der Wahl mit seinem aktuellen Handeln vergleicht.

  6. Wen wundert’s. Der FF kann nur plagiieren.
    Vor der Wahl, kopierte er das Wahlprogramm der AfD, nach der Wahl, das der Grünen Khmer.

  7. Alice Weidel wurde im Gegensatz zu Annalena „Völkerrecht“ Bärbock nicht des Plagiierens überführt. Die Universität Bayreuth hat ihre Doktorarbeit nach gründlicher Prüfung nicht als Plagiat bewertet. Es wurden keine Hinweise auf vorsätzliches oder grob fahrlässiges wissenschaftliches Fehlverhalten festgestellt. Die Kommission für wissenschaftliche Integrität entschied einstimmig, kein Verfahren gegen Weidel einzuleiten. Alice Weidel selbst wies die Vorwürfe als politisch motivierte Angriffe zurück.

  8. Er ist mit der viel gravierenden Wahlkampflüge durchgekommen dank umfassender Rückendeckung durch die Medien, da wird so ein Kleinkram keine Rolle spielen.

  9. Wenn die Pinocchio-Lügen-Nase so lang geworden ist, dass sie überall anstößt, wirds kritisch.

    Self-promoter mit genügend moneymoney könnten auch einen ghostwriter haben!?

  10. Das würde zu dem Lügner und Betrüger Merz passen. Aber wie z.B. bei Habeck wird das rein gar nichts bringen. Hier gilt nämlich in diesem „Land“ Willkür und zweierlei Mass. Wer hier abgesägt wird oder der Strafverfolgung ausgesetzt wird, das entscheidet die selbsternannte „Elite“ aus Kartell-Politik, „Justiz“, Medien und Wirtschaft. Ekelhaftes System.

  11. Merz ist leider ein Blender. Das „Buchschreibenlassen“ als Vervollständigung des Kanzlerdaseins passt da ins Bild. Das Land geht vor die Hunde und Merz gefällt sich im Absondern von wirkungslosen Statements zum Zeitgeschehen. Mehr passiert nicht.

    • Natürlich ist er ein Blender. Als Maskottchen von BlackRock war es exakt sein Job.

  12. Und ich dachte, die Epoche der „Vergesslichen“ sei mittlerweile zu Ende.
    Tse, tse, so kann man sich täuschen.

  13. Merz schummelt doch nicht! Wie kommt man nur auf so was? Tststs…

  14. Unser baumlanger Fritz hat durch seinen in der Geschichte der Bundesrepublik einmaligen und unverschämten Wahlbetrug die eigene Glaubwürdigkeit massiv beschädigt. Was immer an seinem Geschreibsel abgekupfert war, ist irrelevant. Sein ohnehin folgenloses Elaborat, enthält mit Sicherheit jede Menge fremde und schlaue Gedanken, die aber keinerlei Rückwirkung auf seine links-grüne und verantwortungslose Politik haben. Gedanken, die keinen Faden zur Tat spinnen, sind letztlich bedeutungslos.

    • Naja, es taugt aber immerhin für alle „Fernseh-Experten“, die immer mit dem Rücken zu einem vollen Bücherregal Interviews geben.

  15. Der Plagiatsforscher Jochen Zenthöfer ist „zufälligerweise“ CDU-Mitglied, wie Stefan Weber auf Twitter veröffentlicht. 😉

  16. Mutig, aber völlig irrelevant!
    Die alle können sich erlauben was sie wollen, es gibt keinerlei Konsequenzen. Maximal wird das Buch, wie bei der Ausnahme-Wortakrobatin, zurückgezogen.
    Es ist mittlerweile wie bei den „Majestäten“ des 16. – 17. Jahrhunderts. Abgehoben, inkompetent, arrogant, unangreifbar, rachsüchtig, maßlos, leichter Hang zum Größenwahn und unfähig zur Selbstreflektion.

    Das ging solange, bis der Volkszorn überkochte und sie zur Guillotine geführt wurden, oder ins Exil flüchten mussten. Das kommt wieder………

  17. „Bundeskanzler Merz selbst schweigt zu den Vorwürfen.“
    Vielleicht kann er sich daran nicht mehr erinnern!
    So wie er sich an viele Aussagen und Versprechen vor der Wahl nicht mehr zu erinnern scheint ……..seit ich gelesen habe, dass die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken ab dem 65. Lebensjahr stark zunimmt – Merz wird im November 70 – halte ich diese Problematik bei Merz nicht mehr für gänzlich ausgeschlossen!

    • Weil Biden in diese Richtung tendierte sollte man Merz aber nicht wegen Krankheit aus der Verantwortung lassen. Wiewohl die Position, die er erreichte, wohl ähnlich aufgehängt sein wird.
      Hier wie dort ist allerdings noch unklar, wer führt.

      • Ja, das mit der partiellen Demenz scheint so‘n Bundeskanzlerding zu sein.

    • Soll das jetzt eine entschuldigende Ausrede sein?

      • Heute würde er wohl das Gegenteil schreiben (…).

  18. So und ich behaupte mal, dass Fritzchen dieses Buch genau wie Lenchen NIMALS selbst geschrieben hat!!!
    Der wird es noch nicht mal gelesen haben!
    Und es ist eh Wurstsuppe den seit Gutenberg haben Plagiate KEINE Konsequenzen mehr! Sie sind eher ein Ritterschlag für Politclowns geworden!

  19. Ein Buch zu verfassen ist doch heutzutage ein Kinderspiel, man muß sich nur hinsetzen und Eckdaten chronologisch auf die Reihe bringen und für viel Geld den Ghostwriter bemühen, was dann allerdings zur Folge hat, daß dieser aus der Unkenntnis der Abläufe heraus Dinge mit einander vermischt und dann das Plagiat zum Hilfsmittel wird und den Auftraggeber beschädigt.

    Wer falsch Zeugnis ablegen will, sollte es deshalb selbst tun, denn nur der Lügner kennt seine eigenen Schwächen und dann wird es problematisch und in der heutigen Zeit erst recht, weil alles durch die Digitalisierung offenkundig ist und der Schummler schneller entlarvt ist als er glaubt, was früher noch angenehmer war und gestohlenes Gedankengut nicht leicht zu entdecken war, denn dazu mußte man den ganzen geistigen Dschungel durchforsten um die Schlange der List zu finden, was heute weit durchsichtiger ist und vergleichbar mit LIDAR ist, wo mit Laserstrahlen alles entdeckt wird, was sich unter dem Gebüsch versteckt.

    • Glauben Sie, daß Her Merz (mit, oder ohne Ghostwriter) auch nur eine Seite seines „Buches“ ansatzweise rezitieren könnte?

  20. Ist es nicht egal was Merz schrieb oder versprach? Er macht doch das Gegenteil davon. Wenn überhaupt. Ich stehe dazu: meiner Meinung nach, ist das ein Lügner und Blender, welcher sich in die vorherige Regierung nahtlos einfügt.

  21. Das hat keine Konsequenzen. Habecks Diss. wurde durchgewunken, Baerbock wurde in eine top Position befördert, Voigts und Habecks Ehefrau Diss. werden ausgesessen. 🎓

  22. Ich mag den ja auch nicht, doch so langsam geht mir diese kleinteilige Sache gegen den Strich.

    • Geistiger Diebstahl.
      Wo fangen Sie an mit der Gesetzestreue?

    • Al Capone wurde auch wegen zweifuffzich Steuerrückstand weggesperrt. Man muss halt was draus machen

    • Dann haben Sie wohl noch nicht mitbekommen, wie „kleinlich“ dieser Saat, respektive seine Handlanger sind, oder?

  23. Ich denke, dass egal wer es ist und welche Werk es ist – wenn man heute lange und tief genug sucht, wird man was finden und zwar überall. Das einzige Problem was ich hier sehe, ist die Liebe der Deutschen zu dem Stück Papier mit dem Stempel. Ob solche Papierstücke sehr wertvoll in der Art des Regierens sind, ist zu bezweifeln. Erfahrung aus dem echten Leben, ist da deutlich wichtiger. Moral und Charakter auch.

  24. So ein kleines Bisschen Plagiat erscheint mir weit weniger schlimm als die massiv undemokratischen Aktion, ein Gesetz, die Verfassung gar, mit einem deutlich abgewählten Parlament zu ändern.

  25. Gibt’s tatsächlich noch Bereiche wo Merz nicht schummelt? Bei Merz kann man ohnehin jede Glaubwürdigkeitsdebatte, die mit seinem politischen Handeln in Zusammenhang steht, schnell vergessen.

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