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Herles fällt auf

Komm Heiliger Geist! Gedanken zu Pfingsten

07.06.2025

| Lesedauer: 3 Minuten
Der Ruf nach „Zusammenhalt“ dominiert den öffentlichen Diskurs und spaltet dabei mehr, als er eint. Wo zwanghafter Konsens gefordert wird, verkümmert der demokratische Streit, und aus Vielfalt wird Schweigen.

Die Klagen über die gespaltene Gesellschaft sind vor allem eins: Beweis für ein gesichert gespaltenes Bewusstsein. Der neurotische Zustand der Klagenden ist daran zu erkennen, dass sie echte Gefahren übersehen und hysterisch auf vermeintliche Gefahren starren. In Wahrheit spaltet der permanente Ruf nach dem großen WIR – weil er Konsens verlangt. Zwanghafter Konsens aber umgeht notwendige Auseinandersetzungen, diskriminiert Andersdenkende.

I.

Keine noch so schwachbrüstige Politiker/Pastoren/Moderatoren-Rede ohne das Wort „Zusammenhalt“. Es ist selbst ein nicht sehr elegant zusammengehaltenes Wortpaar. Zusammengehalten werden soll, was nicht zusammengehört. Zusammenhalt wird verwechselt mit: Alle haben mehr oder weniger die gleiche Meinung. Man sagt heute lieber Haltung statt Meinung. Weil Haltung moralischer klingt. Über Meinungen lässt sich streiten. Haltungen aber sind richtig oder falsch, gut oder schlecht. Der Haltungsvertreter beendet den Diskurs, ehe er beginnen kann. Denn das Wahre und Gute ist alternativlos. Die Gegenhaltung kann nur böse also unannehmbar sein. So funktioniert weder Demokratie noch „Zusammenhalt“.

II.

Der Tell-Hut auf der Stange, den heute jeder grüßen soll, ist eine Kappe, auf der „Zusammenhalt“ steht. Es ist die wahre Autorität, der sich alle beugen sollen. Das große WIR feiert das Kollektiv, diffamiert Selbstdenker als Querdenker und nimmt dem Individuum die Freiheit. Damit sind vor allem die regierenden Parteien (plus die heimlich mitregierenden Grünen) hauptsächlich beschäftigt. Sie halten zusammen, obwohl sie nicht zusammengehören. Sie teilen die irrige Auffassung, dass die Wähler nur gefälligst „demokratisch“ wählen sollten und das Maul halten. Demokratisch ist für sie eine Haltung, die einzige erlaubte.

III.

Demokraten beschädigen die Demokratie, wenn sie die Mühen der demokratischen Auseinandersetzung verachten. Zensoren tarnen sich als Friedensstifter. Sie säen Misstrauen und Missgunst. Die Folge ist Blasenbildung. Die Meinungsblasen, in der sich viele Bürger aufhalten, schützen davor, etwa in Frage zu stellen. Man will mit Andersdenkenden nichts zu tun haben, ihnen nicht zuhören oder gar mit ihnen streiten. Man lehnt sie ab. Das muss genügen. Je mehr die Blasen zusammenhalten, desto weniger hält das Ganze zusammen. Im Großen wie im Kleinen: Die anderen werden aussortiert, auch aus dem Freundeskreis. Offen zu sagen, was man will, sei nur noch in der eigenen Blase möglich, glauben viele.

IV.

Bertold Brecht schrieb das „Lied des Speichelleckers“. Es beginnt so:

Meine Seele kommt in Aufruhr
Alles in mir revoltiert
Wenn ich einen Menschen sehe
Der mit Recht von Jedermann gemieden wird.

In der zweiten Strophe heißt es:

Was der immer auch getrieben
Darauf kommt es gar nicht an.
Er ist oben nicht gut angeschrieben
Damit ist er für mich abgetan.

Sind wir ein Land von Speichelleckern? Immer noch?

V.

Die meisten Bürger reagieren auf den Zwang zum Konformismus mit Anpassung und Leisetreterei – sie gehen dem Konsens aus dem Weg, indem sie gar nicht mehr meinen, und bald auch nicht mehr denken. Denken ist unbequem, macht Schwierigkeiten. Wer will schon gecancelt oder auch nur schräg angesehen oder als Schädling der Demokratie beschimpft. werden. Wer sagt, was er denkt, kann es tun, aber er eckt an. Wer nicht sagt, was er denken soll, sowieso. Wir leiden auch unter Bekenntniszwang. Das ist das Paradox des Zusammenhaltens um jeden Preis: Es stärkt nicht den Zusammenhalt, es führt zur stillschweigenden Vereinzelung. Das ist keine Frage von links und rechts. Die Links-Rechts-Spaltung ist sinnlos, wenn sie nur dazu dient, Andersdenkende auszugrenzen. Diejenigen, die am lautesten Zusammenhalt fordern, grenzen am wirkungsvollsten aus.

VI.

Geist, ob heilig oder profan, ist eine Kraft, die in Frage stellt, die sich auf nichts verlässt, außer auf den Segen der Skepsis. In diesem Sinne leben wir in einer unseligen Gesellschaft, die Friedhofsruhe für erstrebenswert hält, weil sie zu faul, zu träge, zu dekadent ist, Streit zu ertragen. Das Pfingstwunder besteht übrigens nicht darin, dass plötzlich alle dieselbe Sprache sprechen, sondern darin, dass alle einander trotz ihrer Vielsprachigkeit verstehen.


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46 Kommentare

  1. Vielleicht fällt dem Verfasser was auf, wenn ich das hier mal zitiere:

    „„Wir haben uns für die neue Legislaturperiode viel vorgenommen, um den Abbau von Diskriminierung in unserer Gesellschaft weiter voranzutreiben. Der Aufbau der Meldestellen ist dabei ein erster wichtiger Schritt. Mit diesem bundesweit einzigartigen System von Meldestellen wollen wir insbesondere auch die Diskriminierungsvorfälle registrieren, die unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen und deswegen nicht in den polizeilichen Statistiken erfasst werden. Damit bekommen wir ein noch umfassenderes Bild und können wichtige Schlüsse für Intervention und Prävention ziehen. Ich freue mich, dass wir für die vier weiteren Meldestellen erfahrene und gut vernetze Träger gefunden haben, die sich jetzt um den Aufbau der Einrichtungen kümmern,“ erklärte Ministerin Josefine Paul.
    Sie können das in Gänze hier nachlesen.
    In letzter Zeit bestreiten Stimmen aus dem ÖR, dass diese alte Republik einer DDR-2.0 immer ähnlicher werde.
    Und so nimmt die Verdummung der Bevölkerung weiter ihren Lauf, den hält weder Ochs noch Esel auf.

  2. Wenn „Demokraten“ die Demokratie beschädigen sind sie dann noch Demokraten? Ich denke hier haben viele, einschließlich Herrn Herles, nicht verstanden was Demokratie bedeutet. Allerdings gehört auch zur Demokratie eine Bevölkerung, die Demokratie leben möchte und das auch will.

  3. Vielleicht gibt es unabgesprochen doch mehr Zusammenhalt und Herdentrieb im kritischem Denken, als uns eigentlich bewusst ist. Beispiele:

    -E-Auto-Verweigerung bei Vielen;
    -Bargeld-Bezahlen als bewusstes Zeichen;
    – Boykott von Wärmepumpen und anderer angeblich klimawandelschonender Dinge
    und ja,
    -auch im Supermarkt scheint es ein bewusstes oder unbewusstes Einkaufen zu geben, was die Mehrheit mehr zur Kassiererin zieht, als an ein technisches Gerät

    https://www.merkur.de/verbraucher/supermarkt-phaenomen-wird-hitzig-diskutiert-kunde-fuehlt-sich-schief-angeschaut-wie-kann-er-nur-93774734.html .

    Vielleicht gibt es noch mehr Beispiele, die Anderen einfallen?

    Was mir auch auffällt, ist der Trend zu YouTuber-Formaten von oft jungen Männern, die das normale Leben der Menschen im Ausland darstellen, so wie man es früher (also sie noch nicht selbst) noch von den Journalisten kannte:
    Nichts Aufgehübschtes, kein Instagram-Must-See, sondern „Gelsenkirchen“* oder „Afghanistan“ („Freiformation“). Immer mehr Menschen, auch international, wollen Authentizität, nichts Künstliches, Unehrliches mehr, richtige Emotionen, nicht groß Zurechtgeschnitten, sondern ehrliche, unmanipulierte Einblicke in das Leben Anderer, mit denen sie sich auch identifizieren können oder zumindest die anderen Menschen besser verstehen lernen und so viele Ähnlichkeiten erkennen oder teils auch Empathie entwickeln.

    Es scheint so ein Schwarmdenken zu entstehen, aus dieser Zeit, in der jetzt mehr und mehr die Masken fallen und die Menschen doch mehr nachdenken und hinterfragen, als man in seiner eigenen Bubble vermuten mag.
    Was ja auch eigentlich sogar das ursprüngliche Ziel der Linken mit der Einführung des Internets war: Die weitere Demokratisierung und „Bewusstseinserweiterung“ durch dieses Medium, in dem Menschen ihre Lebens- und Gesellschaftskonzepte im Austausch und Miteinander auf ein anderes Level bringen. So es keine Zensur gäbe, klänge das doch gar nicht so schlecht als Intention.

    Das hat jetzt vordergründig gesehen nicht viel mit Pfingsten zu tun, aber eigentlich ist die Message, wenn auch nicht religiös, eine der ältesten der Welt:
    Wie schafft man es, die Menschen in den Zustand des gemeinsamen Spirits zu bringen?
    Und meine Frage: Wie schaffen es die Menschen, dass wenn Jemand diese Fähigkeit hätte, diese nicht (wieder) missbraucht würde, sondern zum Guten für Alle nutzen würde?
    Ich denke: Zeit, Verständnis und Raum für eigene Erfahrungen, sowie friedvoller Umgang miteinander wären schon mal eine gute Voraussetzung.

    (Ich unterlasse jetzt schon wieder einen Buchtipp zu hinterlassen, aber es ist schon bizarr, dass ich gerade heute genau damit wieder konfrontiert wurde und das zum wiederholtem Male in den letzten Jahren. Und auch A.Wallasch schrieb heute über ein Thema, worüber wir zum Frühstück sprachen. Ich denke tatsächlich, dass sich viele Menschen derzeit mit ähnlichen Themen auseinandersetzen und unabhängig voneinander wachsen und diese Zeit uns alle resilienter macht und irgendwie in die selbe Richtung führt. Und ich bin keine Esoterikerin, nur offen und neugierig.)

  4. Die Nation ist ohnehin im Eimer, „Zusammenhalt“ kann es in ihr nicht geben. Am besten man teilt sie: für jene, die das „Wir“ beschwören, den grün-woken Sozialismus und die, die einfach ihr Leben eigenverantwortlich und nicht von einem aufdringlichen Gesinnungsstaat belästigt leben wollen.

    • Ja, klar gibt es den Zusammenhalt, Antifa. Eingehakt marschieren. Waren das nicht dieselben Leute, die in der Praxis des Arztes Conzelmann waren, ihn fesselten und dann zu Tode quälten?

  5. Ich will gar keinen Zusammenhalt mit Antidemokraten, die die einzige Opposition verbieten wollen. Ich will einen funktionierenden Rechtsstaat mit Meinungsfreiheit, Grenzschutz und stabilem Geld. Und meine Ruhe vor staatlichen Übergriffen. Für Zusammenhalt sorgen schon meine Familie, meine Freunde, meine Kollegen und (mit Einschränkungen) die Dorfgemeinschaft. Mehr „Zusammenhalt“ macht mich kirre.

  6. Also dieser Artikel passt ja nun so garnicht zu dem, was der Autor normalerweise von sich gibt. Wo wird denn die andere Meinung respektiert, der Zusammenhalt gefördert, die Demokratie gestärkt, wenn ich mir seine ständigen negativen Äußerungen zur AfD, zu Trump vergegenwärtige? Da wäre dann tatsächlich ein Pfingstwunder wünschenswert…

  7. Mein Großvater sagte oft: „Viele Menschen haben Angst davor, zu denken, weil sie fürchten, daß ihr kleines Gehirn davon Falten bekommt. Die meisten Menschen bevorzugen ein absolut glattes Gehirn. Sie sind also – im wahrsten Sinne des Wortes – noch nicht einmal „ein-fältig“. Dem kann ich mich nur anschließen.

    • Wenn mehre Daumen nach oben geben könnte, ich würde es tun !

    • ein „geschmunzeltes“ dickes Dankeschön an Ihren Herrn Großvater.
      Ja, damals hatte man seinen Kopf noch zum Denken verwendet. Ist leider in der Folgezeit den Deutschen ausgetrieben worden.

    • Und ich sag so: Viele Deutsche haben Angst vor der eigenen Meinung.

  8. Wieder ein Artikel von Ihnen, den man an jede (Kirchen-) Tuer nageln sollte. (Nicht Ihr erster, lieber Herr Herles) Chapeau!

  9. „Der Ruf nach „Zusammenhalt“ dominiert den öffentlichen Diskurs und spaltet dabei mehr, als er eint.“
    Das ist doch alles nur noch krank. Die EU und ihr System ist doch durch und durch nur noch korrupt. Ein Haufen rotgrüner korrupter Linksextremisten. Kein vernünftiger Mensch versteht so was, die EU wird jeden Tag widerlicher.
    So soll die EU-Kommission (Leitung von der Leyen) Umweltverbände dafür bezahlt haben, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf geheime Verträge. Ziel soll es gewesen sein, die Öffentlichkeit von der Klimapolitik der EU zu überzeugen. Die Verträge sollen aus dem Jahr 2022 stammen, das Geld soll 2023 ausgezahlt worden sein. Einzelne Organisationen sollen bis zu 700.000 Euro erhalten haben.
    Konkret soll etwa die Organisation ClientEarth 350.000 Euro an Steuergeldern erhalten haben, um deutsche Kohlekraftwerke in Gerichtsprozesse zu verstricken. Der Verband Friends of the Earth soll Geld für eine Kampagne erhalten haben, um das Handelsabkommen Mercosur zwischen Europa und Südamerika zu verhindern.
    Dafür gibt es dann den Karlspreis.

  10. In weiten Teilen gebe ich Ihnen recht, Herr Herles.
    Allerdings lasse ich mir meinen Restverstand nur sehr ungerne als „Blase“ unter jubeln. Oder befinde ich mich schon dort, wenn ich steif und fest behaupte, daß 1+1=2 sind?
    Und ich stimmte Ihnen sogar noch mehr zu, wenn Sie weniger „man“ und noch weniger „wir“ verwenden würden, also diese unerträgliche Verallgemeinerung unterliessen. Es ist nämlich noch nie so gewesen, daß die Mehrheit immer recht hat/hatte, nur weil es dort mehr Haltung und Meinung auf einem Haufen gibt.

  11. „In diesem Sinne leben wir in einer unseligen Gesellschaft, die Friedhofsruhe für erstrebenswert hält, weil sie zu faul, zu träge, zu dekadent ist, Streit zu ertragen.“ Aber die „Friedhofsruhe“ wird durch Zwang und Staatsterror von den Herrschenden durchgesetzt, nicht weil die Gesellschaft „zu faul“ etc. ist. Daher hat ein offener Widerstand keine Chance, weil er von grünlinken Fanatikern in Richterrobe rabiat unterdrückt wird, weil auch nur jeder Anschein von möglichem politischem Widerstand unterdrückt wird (s. die Demonstrationen von 2020, „Rollatorputscher“ und Umgang mit anständigen Ärzten). Insofern kann ein Widerstand gegen die nackte Gewalt nur asymmetrisch durchgeführt werden. Und dies erscheint infolge der Meinungsdiktatur nicht an der Oberfläche. Daher ist es m.E. falsch, die „Gesellschaft“ zu beschimpfen, anstatt nach den Urachen diese Verhaltens zu fragen. Zum Vergleich: Auch im Biedermeier wurden die Menschen von den Herrschenden unterdrückt, viele wagten es einfach nicht, sich öffentlich zu äußern, und wer es trotzdem riskierte (s. die Göttinger Sieben und die Veranstalter des Hambacher Festes), musste schwerwiegende Verfolgung erleiden.

  12. Ein gut geschriebener, wahrer Artikel.
    Es erstaunt mich allerdings jede Woche, wie Herr Herles es versteht, die Regierenden scharf zu kritisieren, aber dabei konsequent das Wort „AfD“ zu vermeiden, die er nicht mag. Wer sonst sollte die Alternative zur derzeitigen Regierung sein?
    Naja, nach eigenem Bekunden liest Herr Herles ja nicht die Kommentare, die unter seinen Artikeln stehen. Sollte er aber vielleicht doch mal tun.

    • Herr Herles meidet die AFD m.E. deswegen, weil er denkt, damit die Aufmerksamkeit aus Bonner Fernsehzeiten irgendwann wieder zu bekommen, weil er einen 3. Weg sucht. Aber es gibt keinen 3. Weg der demokratischen AFD und den sie verbieten wollenden Antidemokraten. Ein bisschen Meinungsfreiheit ist so absurd wie ein bisschen schwanger.

  13. Allen ist tief im innern klar, dass sie Passagiere auf der Titanic sind, dienen reagieren so, die anderen anders. Alle wissen, dass die Rettungsboote nicht reichen.

  14. „Denken ist unbequem, macht Schwierigkeiten.“ Keineswegs. Schwierigkeiten machen kann allerdings zu äussern, was man denkt. Und zwar erhebliche, von sozialer Ächtung bis zum Verlust des Arbeitsplatzes. Angehörige des öffentlichen Dienstes riskieren Abmhnungen wenn nichts Schlimmeres. Betriebs-/Personalräte fordern die Belegschaft unverblümt dazu auf, unliebsame Äusserungen zu melden. Es ist billig, vom sicheren Port eines wohlversorgten Pensionisten, den Bürgern Anpassung und Leisetreterei vorzuwerfen. Nicht ohne Grund drängen Regierungen und EU auf noch schärfere Überwachung der soziale Medien. Die Daumenschrauben werden stetig angezogen, voll unterstützt durch die herrschenden Monopolparteien. Und so wird letzlich die FDGO zu „UnsererDemokratie“ pervertiert.

  15. Sehr gut geschrieben und beschrieben. Die Forderung nach Zusammenhalt dient im Grund der Ausgrenzung!

  16. „weil er Konsens verlangt“. Ja, es ist nicht zwanghafter Konsenz, der Zusammenhalt fördert. Dazu muss ich mir nur kleine Gruppen wie Familien ansehen. Konsens zu verlangen, befördert mindestens das innere Auseinanderfallen, wenn nicht gar die äußere Trennung.
    Gerade Aktivisten explodieren aufgrund von Zwang. Wollen aber durch Zwang Zusammenhalt schaffen? Gerade Aktivisten jeder Art explodieren, sobald etwas verlangt wird. Wollen aber durch Zwang Zusammenhalt schaffen? Vielleicht hat der Einzelne Sendungsbewußtsein. Ohne Toleranz oder Verhandlungswillen. Aber weiter oben steht das Fördern von täglichem Aushandeln mit Jeder gegen Jeden. Kopf durch die Wand. Also das Gegenteil von Rechtsstaat.

  17. „Haltung“ ist etwas, das man von anderen übernommen hat, deswegen ja auch die Phrase „eine angemessene Haltung einnehmen“. Man hat sich damit selbst ein Brett vor den Kopf geschraubt (und ist auch noch stolz darauf). Das Gegenteil davon ist „eine eigene Meinung haben“. Für diese eigene Meinung wird es auch Gründe geben. Darüber kann man diskutieren. Aber mit einer Haltung geht das nicht. Wenn schon in den Schulen Haltung vermittelt wird, werden aus diesen keine selbstbestimmten Bürger hervorgehen. Sondern Bürger, die mit einer Demokratiesimulation schon zufrieden sind.

    • Im Westen unseres Vaterlandes will und soll man ständig irgendwelche Haltung zeigen oder Zeichen setzen, was immer damit gemeint ist.
      Wie conditioniert muss man sein um solchen sinnlosen Schwachsinn mitzumachen ?
      Warum sollte man sich mal fragen, kommt man im Osten ganz gut ohne solchen Popanz aus.

  18. Die Gaben des Heiligen Geistes sind: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.
    Ja, lasst diese Gaben über uns kommen und bei einigen besonders stark einsickern. Von „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch den Verstand“ sind wir momentan sehr weit entfernt.

  19. Konsens ist nur über Dissens möglich.
    Harmonie, echte Harmonie, ist kein Selbstgänger, sondern muß erstritten werden. Hört sich paradox an, ist aber in der Realität so. Ohne Streit gibt’s keine Harmonie.
    Krampfhafter Konsens ist dagegen überaus langweilig. Umso unterhaltsamer ist das, was Musk und Trump grad abziehen. Da scheppert‘ s mal richtig laut, und hinterher gehen sie bestimmt zusammen was trinken.
    In Deutschland dagegen wird die konstruktive Kraft des Dissens nicht erkannt oder gar gewertschätzt – im Gegenteil, der Andersmeinende gilt als Störenfried und wird ausgegrenzt. Das ist unwürdig und infantil.

  20. Alles richtig, Herr Herles, aber die Deutschen waren mehrheitlich schon immer so. Die Mehrheit im Land besteht auch heute noch aus politisch apathischen und harmoniesüchtigen Mitläufern, denen man nur rund um die Uhr mitteilen muss, was als Meinung von der Obrigkeit gewünscht ist. Das Geschwafel vom Zusammenhalt bedient diese Reflexe. Viele wählen nach persönlicher Sympathie, weil sie so gut wie keine politische Urteilskraft besitzen, denn die würde ja voraussetzen, dass man sich mit politischen Fragestellungen ernsthaft befasst. Die meisten unserer Mitbürger bringen gar nicht den Elan auf, sich mit der „öffentlichen Sache“ zu beschäftigen. Mitlaufen und nachplappern, was vorgeplappert wird, ist doch viel einfacher. Die Konsens- und Toleranzerzwinger haben es leicht mit der willfährigen Hammelherde, die sich so gern als bürgerliche Mitte bezeichnen lässt. Wer sich ein kritisches Bewusstsein in Bezug auf die politischen Zustände im Land bewahrt hat, gehört zu einer 20 bis 25-prozentigen Minderheit, die man früher als den „mündigen Bürger“ bezeichnete. Die Corona-Panik-Pandemie hat gezeigt, wie es um die mentale Verfassung der Mehrheit der deutschen Bürger bestellt ist.

  21. So, so, die Dauer Spalter aus #Politik, #Medien, #Gesellschaft, die alles bekämpfen was nicht ihrem #Narrativ folgt wollen #Zusammenhalt?
    Daraus wird nichts, solange man nicht fähig ist eine andere #Meinung als solche zu akzeptieren und man diese mit Diskriminierung bekämpft!
    Diese Diskussions- und Streitkultur, nach dem Motto „ihr habt unserer Haltung/Meinung zu folgen, kann kein hilfreicher Diskurs um den besten Weg entstehen.

  22. Zusammenhalt wird ja deswegen verlangt, weil man hinterher dann sagen kann: Ihr habt ja das auch mitgetragen und mitgemacht.
    Der Zusammenhalt wird von jenen bemüht, die nicht überzeugen können und deshalb überreden wollen.

  23. Nehmen sie Haltung an!!! Wer gedient hat kennt das, in Ost wie West. Hände an die Hosennaht, Brust raus, Bauch rein, Blick geradeaus!!
    Antreten zum kollektiven Gehirn ausschalten heißt die Devise. Unser Leben besteht aus Propaganda, aus reinen Schlagworten. Man nehme irgendeine Gazette, schneide alles was sofort als Propaganda erkennbar ist raus und man wird das Ergebnis nicht mehr in den Händen halten können. Der Baras steckt in den Deutschen drin, den kriegste nicht raus.

  24. Zu III.: Das sagt ausgerechnet derjenige, der in UNZÄHLIGEN Artikeln die legitime Opposition verächtlich macht und ausgrenzt. Und derjenige, der vom abgepressten Ruhegeld aus der Quelle der Öffentlich-Verächtlichen Bedürfnisanstalten, die DIE Spalter schlechthin sind, allerprächtigst lebt. Und jetzt zu Pfingsten fällt ihm ein, daß der Diskurs das Ganze doch erst lebendig macht. Das ist richtig und die Kenntnis ist alles andere als neu, aber da sollte der Autor mal ganz vorne und zuerst bei sich selber anfangen. So eine widerwärtige Heuchelei.

  25. Wer den Herausforderungen des Lebens in der DDR genannten und von den Sowjets besetzten Zone Deutschlands, standhalten wollte, dem blieb nichts anderes übrig als sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Das war nichts besonderes, weder Last noch Mühe, ganz selbstverständlich für die Meisten.
    Nur die Hansel , die unmittelbar vom System gelebt haben , glaubten allen ernstes, sie würden sich damit einen Gefallen tun, wenn sie auf das Selberdenken verzichten.
    Nach der Wende, war es überraschend, wie viele meiner Landsleute im Westen Deutschlands, es den SED-Hanseln nachtun, freiwillig und ohne Zwang. Statt selbst zu denken machen es sie sich bequem und plapperten und plappern noch heute das nach , was Tagesschau und Bild-Zeitung als Tagesparolen verlautbaren.

  26. Tja, seit über 10 Jahren wähle ich und unterstütze ich die AfD. Was „ernte“ ich dafür? Hass und Hetze und Verleumdungen für mich „Gesindel“ (ungestraftes Zitat Merz !!) aus den Reihen der echten (??) Demokraten von schwarz bis dunkelrot.
    Da verwundert es nicht, wenn man sich einen Zusammenhalt mit diesen Figuren nur selten vorstellen kann.

  27. Das Bild der Blasen sehe ich vor mir, Seifenblasen die sich verbinden, Zellen bilden, immer größer werden, bis sie spritzend zerplatzen. Aus der Traum. Leider nur Seifenblasen. Oder eine Allegorie auf Deutschlands Zukunft? Trotz alledem: Ein schönes Pfingstfest den Autoren, Lesern und Kommentatoren auf TE.

  28. In der jetzigen Situation in diesem Land – betreffend Politiker, Medien und einen viel zu großen Anteil der (sich im Tiefschlaf befindenden) Bevölkerung fällt mir zu diesem Thema nur der alte Spruch ein:

    HERR, wirf Hirn vom Himmel…
    oder große Steine…

    ABER BITTE – TRIFF !!!

    (Bei einem nicht kleinen Teil der oben genannten dürfte wohl Option 2 die angemessenere sein…)

  29. > Wer will schon gecancelt oder auch nur schräg angesehen oder als Schädling der Demokratie beschimpft. werden.

    Typische Michel-Sicht – woanders wird unabhängige Meinung höher angesehen.

  30. Herr Herles, die Extremisten aller politischen Strömungen werden Ihre Gedanken zu Pfingsten missdeuten und Sie loben. Das Blöde daran ist, dass diese gar nicht merken, dass sie extremistisch sind. Die glauben, dass ihr politischer Extremismus Freiheit für alle bedeute.

  31. Da wird ein Zusammehalt beschworen, also Olaf Scholzens „unterhaken“ und gleichzeitig wird weiter gespalten. Die Boomer,, Rentner sind die Feindbilder Nummerr 1 im Land. Die SPD kommt immer wieder mit ihren „Besserverdienenern“ „Superreichen“ um die Kurve, für Linnemannarbeiten die Rentner zu wenig, steigen die Krankenkassenbeiträge sind die Alten die Kostentreiber … usw. usw. usw. Kurz: die Spalter der Gesellschaft fordern von der Gesellschaft Zusammenhalt. Das ist zynisch.
    Die meisten Bürger reagieren auf den Zwang zum Konformismus mit Rückzug ins Private.

    • Geschichte wiederholt sich doch. Nicht immer als Farce, aber öfter als
      Tragödie. Und diese Tragödie erlebe ich nach der DDR nun zum
      zweiten Mal – nur diesmal weit schmerzlicher und wütender. Was bleibt,
      beschreibt treffend Ihr letzter Satz. Nur in der DDR hatten wir noch ein
      Ventil – und das hieß West-Fernsehen. Und das beschrieb, wie es war
      und ist. Und Haltung kannte nur das Militär.

      • Das Westfernsehen läuft jetzt auf „X“.
        Sortieren, was Realität ist, muss man selbst – aber das war ja beim „Westfernsehen“ damals auch schon „der Fall“.

      • An dieser Stelle muss aber mal gesagt werden: Wir haben doch Roland Tichy, seine Seite und seine vielen begabten Mitarbeiter. Man sollte sie vielleicht nicht mit den Jüngern Jesu vergleichen, aber so eine Art Feuerzunge haben sie- vielleicht nicht über den Kopf aber auf der Zunge und im Gehirn. An dieser Stelle darf ich mich bedanken, und das an Pfingsten besonders herzlich.

    • Allerdings. Ich finde es abstoßend, wie wir Boomer zum „Boo-Mann“ gemacht werden, sind es doch wir, die wir den Laden mit unserem erlernten und praktizierten Pflichtbewußtsein und unserem nachhaltigen Denken NOCH am Laufen halten. Ganz ehrlich: Wenn ich diese Jungen von Work-Live-Balance schwadronieren höre, wird mir übel und denke mir: Wenn wir mal weg sind – und ich meine damit nicht RENTE, sondern ganz weg – dann werdet Ihr erst merken, daß WIR euch eure Work-Live-Balance erst ermöglicht haben. Das ist – mir schon klar – auch Spalterei in jung und alt, allerdings geht mir die Arroganz dieser Generation so derart auf den Sender, daß ich denke, daß das auch mal gesagt gehört.

  32. Ein echtes Statement für Meinungsfreiheit und demokratische Auseinandersetzung.
    Ein Treffer zu Pfingsten, Herr Herles.
    Leider stecken wir in Deutschland immer noch in linksgrün-autokratischen Verhältnissen fest, die alles unterdrücken und verbieten wollen, was ihrer „Haltung“ nicht entspricht. Die typischen Undemokraten.

  33. Vielleicht wird manchem Leser nun klar, warum die letzten 30er eskalierten.

    • Weil damals die roten und die braunen Sozialisten um die Vorherrschaft kämpften, Die einen wollten unter der sowjetischen Flagge marschieren und die Welt erobern und die zweiten wollten unter eigenen Flagge marschieren und die Welt erobern.
      Heute geht der Kampf um die Entschiedung: woker Weltsozialismus oder pluralistische Freiheit.

      • Das war nur möglich, weil die ökonomischen Zustände genauso menschengemacht, wie heute, katastrophal waren.

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