Von diesem Leak ist etwas weniger die Rede als von jenem Gespräch über Signal, in dem Pete Hegseth, JD Vance und andere etwas widerwillig über mögliche Militärschläge gegen die Huthis im Jemen diskutierten. Nun muss man bei jedem Leak auch die Möglichkeit konzedieren, dass es sich um Absicht handeln könnte. Etwa die Absicht, das breitere oder ein Spezialpublikum über gewisse Dinge zu informieren, die man aber nicht auf offener Bühne sagen will oder kann. Je mehr authentisch wirkende Details in einem Leak vorkommen, desto größer ist offenbar der Wille, eine Sache zu untermauern, sie als besonders glaubwürdig darzustellen und somit wiederum die Hürde jeder staatlichen Informationspolitik zu überschreiten – die Möglichkeit, dass Desinformation als solche erkannt wird.
Jetzt – eigentlich schon Ende März, aber es spricht bisher kaum jemand darüber – wurde eine Leitlinie aus dem Pentagon bekannt, die die Unterschrift von Verteidigungsminister Pete Hegseth trägt. Das neue Leak scheint eher jenen informierenden Charakter zu haben als das Huthi- Luftschlags-Leak, obwohl auch das letztgenannte wichtige Informationen zum neuen transatlantischen Verhältnis für die Europäer bereithielt.
Worum geht es also in dieser „vorläufigen strategischen Leitlinie für die nationale Verteidigung“ (Interim National Defense Strategic Guidance), über die die Washington Post zuerst schrieb? Die Leitlinie bestätigt einmal mehr zwei Charakteristika von Trumps Weltsicht. Es wird deutlich, dass die Regierung von Donald Trump ihren strategischen Hauptgegner in niemand anderem als China sieht. In anderen Weltteilen sollen regionale Spieler mehr Verantwortung übernehmen, in Sache Taiwan will das Pentagon engagiert bleiben.
Alter Gegensatz zwischen Land- und Seemacht
Es ist, so sagt die Washington Post, die Vision Donald Trumps, dass man China im Falle eines Konflikts um Taiwan unbedingt Paroli bieten will. Peking solle diesen Krieg, wenn er kommt, nicht gewinnen können, umschreibt die Post den Inhalt. Kurz nach dem angeblichen Leak verkündete Verteidigungsminister Hegseth auch öffentlich bei einem Japan-Besuch, dass die USA zu einer „glaubwürdigen Abschreckung“ zugunsten Taiwans bereit seien. Der japanische Verteidigungsminister Gen Nakatani konnte nicht mehr zustimmen. Peking hat in letzter Zeit seine aggressiven und raumgreifenden Aktivitäten in den anliegenden Meeren intensiviert.
Nun könnte man auf der anderen Seite annehmen, dass dies die Übertragung der Einkreisungsstrategie à la Zbigniew Brzezinski von Russland auf China ist, und die Kritiker dieser Politik werden in Sachen China wohl irgendwann dieselben Einwände bringen wie schon länger in Fragen Russlands. Doch sind diese strategischen Gegensätze zugleich auch älter als die Großmachtpolitik der USA, man kann sie auf den Gegensatz der Land- und Seemacht zurückführen, so wie die Briten im 19. Jahrhundert eine Seemacht und Russland eine Landmacht war. Diesen Gegensatz wird man nicht leicht ausräumen: Die Seemacht versucht die Landmacht zu fixieren und zu begrenzen, weil sie sonst nicht mehr die Hoheit über die Meere hat. Aber China ist natürlich gerade selbst dabei, sich zur Seemacht zu entwickeln. Das könnte das Rezept noch einmal verändern.
Laut dem Papier wollen die USA daneben Bedrohungen der nationalen Sicherheit im „nahen Ausland“ abwehren, wozu das Pentagon etwa Grönland und der Panamakanal zählt. Das war dank Trumps öffentlichen Aussagen schon bekannt. Zudem soll die US-Armee gemäß dem Hegseth- Papier eine aktivere Rolle bei der Bekämpfung der illegalen Migration und des Drogenschmuggels übernehmen. Auch das ist durch Trumps Notstandsdekrete schon möglich. Das Papier ist als „geheim/nicht für ausländische Staatsbürger“ gekennzeichnet. Diese Geheimhaltung ist also schon einmal misslungen, aber vielleicht sollte sie das. Es ist am Ende durchaus denkbar, dass Trump auch mit der medialen Wirkung des Leaks spielen lässt – und Hegseth scheint einer der engsten Vertrauten des Präsidenten zu sein.
Ende des „Weltpolizisten USA“?
Außergewöhnlich an dieser Leitlinie ist, dass sie eine „mögliche Invasion Taiwans“ als einziges Szenario benennt, das die USA in den Aktionsmodus zwingen würde („exclusive animating scenario“), während andere Gefahrenherde sich eher selbst überlassen bleiben sollen. Wörtlich wird aus dem Hegseth-Papier zitiert: „China ist die einzige durchgreifende Bedrohung aus Sicht des Ministeriums, die Verhinderung einer chinesischen Fait-accompli-Einnahme von Taiwan ist – neben der Verteidigung der USA – das einzige durchgehende Szenario des Verteidigungsministeriums.“
Diese Botschaft ist kaum weniger eindrucksvoll für die Europäer als die des Signal-Chats über Huthis im Jemen. Aus beiden Leaks geht im Grunde dasselbe hervor: Wir holen euch nicht mehr die heißen Kastanien aus dem Feuer; sorgt selbst für eure Sicherheit, egal ob es um Handelswege am Suezkanal oder um die Nachbarschaft zu Russland geht.
Aber auch „militante“ Bewegungen im Nahen Osten und Afrika werden das Pentagon von sofort an weniger interessieren, heißt es im Bericht der Washington Post. Solange eine Gruppe nur regional destabilisiert, aber keinen Ehrgeiz hat, internationale Angriffe vorzutragen, dann soll sie nicht mehr Gegenstand der militärischen US-Außenpolitik sein, was ja nur vernünftig klingt. Das war in Afrika schon länger die Richtschnur, nun also auch im Nahen Osten und Europa. Das ist das Neue. Und auch Taiwan soll durchaus mehr zu seiner Verteidigung beitragen, auch das steht in der Pentagon-Leitlinie.
Es wäre das Ende auch des Mythos vom „Weltpolizisten USA“ – mit daran hängendem „militärisch-industriellem Komplex“ – und der Eintritt in eine realistischere Epoche der Außenpolitik. Demgegenüber hatte die Biden-Regierung noch die Allianz mit den Europäern gepflegt, weil das „der größte globale strategische Vorteil“ für die USA sein sollte. Die neue Regierung sieht das anders. Sie definiert die US-Interessen trennschärfer und empfiehlt damit implizit allen anderen dasselbe – vor allem den Nato-Freunden in Europa. Die werden sich nun lange fragen, ob sie noch „Nato-Freunde“ sind, aber Artikel 5 des Nato-Vertrags wurde noch nicht widerrufen.
Übereinstimmung mit konservativem „Project 2025“
Der Teil über Taiwan oder auch die ausgeführten Luftschläge gegen die Huthis zeigen dennoch: Ganz ohne amerikanische Stärke ist auch diese Strategie nicht zu verstehen. Und darin sehen einige inneres Konfliktpotential. An sich bleibt die neue Strategie eine klare Sache: In der Tendenz Hände weg von Russland, Afrika und dem Nahen Osten, dafür große Vorsicht im Hinblick auf China.
Gemunkelt wird nun wieder einmal, ob diese Strategie direkt aus dem Programm „Project 2025“ der konservativen, den Republikanern nahestehenden Heritage Foundation stammt. Dort ist derselbe Dreiklang aus Heimatschutz, Abschreckung einer Invasion Taiwans und mehr Lasten für die Partner zu finden. Eine Ähnlichkeit scheint durchaus gegeben. Ein chinesischer Experte machte hier freilich laut der Pekinger Global Times einen Widerspruch aus: zwischen der America-First-Einstellung Trumps und einem möglichen Abenteuer im Meer zwischen China und Taiwan. Aber mit Isolationismus ist offenbar auch Trumps strategische Wahl nicht gleichzusetzen.
Jedenfalls hat die Sache auch für uns Europäer durchaus Potential, wenn man sich dem angeblichen Leak denn zuwenden würde. Denn natürlich erfahren wir dadurch, dass wir in einer ungemütlicheren Welt leben, in der wir uns selbst verteidigen müssen, und zudem die Beziehungen zu benachbarten Großmächten in die eigenen Hände nehmen müssen. Bisher gab es da sehr viel Marschieren im Gefolge Washingtons, auch in Sachen Ukraine. Nun könnte die Botschaft durchaus lauten: Regelt euer Verhältnis zu Russland, China und anderen auf eure Art, aber tragt dann auch die Konsequenzen. Die Europäer haben derzeit anscheinend noch wenig Lust auf einen Dialog in dieser Richtung. Aber er wird eigentlich auch unmöglich durch die Vielfalt der Standpunkte allein innerhalb der Europäischen Union, die immer wieder unversöhnbar erscheinen. Amerika hat es da besser.

Das Ergebnis einer solchen Politik sieht man im Kaukasus. Armenien hat sich ebenso wie Georgien dem Westen/Europa zugewandt. Aserbaidschan hat im Bündnis mit der Türkei eine umstrittene Region von Armenien erobert. Die USA wollten Armenien nicht helfen. Die Europäer können es nicht. Russland wollte auch nicht. Für Armenien ist jetzt klar: Will es überleben, braucht es den Schutz von Russland. Entsprechend muss es sich verhalten. Das Bündnis mit dem Westen bringt für seine Sicherheit nichts. Gleiches gilt für Georgien. Europäische Politiker können hinreisen und Menschenmassen können vor Ort demonstrieren. Es ändert an der geopolitischen Sicherheitslage dieser Länder gar nichts.
Auch Europa kann sich ohne USA nicht alleine verteidigen. Allerdings glaube ich nicht an den Rückzug der USA. Es ist der Klassiker: Großmacht wird schwächer und möchte sich verschiedener Verpflichtungen entledigen. Allerdings klappt das nicht. Die USA können nicht zulassen, dass eine andere Großmacht die Kontrolle über Europa hat. Dazu ist es wirtschaftlich immer noch zu wichtig.
„sorgt selbst für eure Sicherheit“: Das können die Europäer nicht. Werden sie auch nicht mehr können. D.h. die Europäer werden sich andere Verbündete suchen (müssen). Vielleicht China? Möglicherweise sorgt in ein paar Jahren China mit seiner Flotte für Sicherheit am Suez-Kanal? China ist auch daran interessiert, dass sein Handel mit Europa funktioniert.
Endlich mal frischer Wind im geopolitischen Nebel. An Annäherung zu Russland führt kein vernünftiger Weg vorbei. Sonst wird Russland der Schwerkraft Chinas anheimfallen. Das ist schon mal nicht im amerikanischen und schon gar nicht im europäischen Interesse – denn wir wären als nächste dran.
Bloß, Europa schlafwandelt. Deutschland ist ausgezehrt.
Taiwan ist m.E nicht zu halten. Die Drohung mit einem Weltkrieg deswegen nicht glaubwürdig. Da wird es Verhandlungen geben.
Ende des „Weltpolizisten USA“? Ja bitte!
Lasst die Europäer im kalten Regen stehen. Ich sage das seit Jahren.
Anders wird das nicht funktionieren. Die EU muss sich selbst verteidigen.
Als gemeinsames Verteidigungsbündnis für ein Europa der Vaterländer.
Um einen verpflichtenden Wehrdienst werden wir nicht vorbeikommen. Und, wie beispielsweise in Dänemark, auch für Frauen verpflichtend.
Freiwillig gehen da nur wenige hin, weil ein Krieg möglich ist.
Der Westen, allen voran die EU, war viel zu sehr mit sich selbst, ihren Machtansprüchen und Ideologien beschäftigt, um auch nur annähernd die Entwicklung um sie herum und in der gesamten Welt wahrzunehmen und angemessen zu reagieren. Jetzt haben wir das Dilemma, und um noch zu retten, was zu retten ist, bedarf es eines ganz anderen Politpersonals, und das haben wir ganz offensichtlich nicht in Aussicht, deshalb wird weiter gewurschtelt, und zwar ohne Happy-end.
Ziel ereicht, Wunsch erfüllt:
„Amis raus“
War doch das Motto seit mindestens
60 Jahren. Jetzt ist es auch wieder nicht recht.
Dazu passt nun aber die Drohung an Persien überhaupt nicht!
Wird auch dazu nicht kommen. MIGA ist klar in Kontrolle, und die ganze Region wird in Aufruhr kommen, wenn nicht Krieg, was allerdings uns mehr triftt als die USA. Irak, Libyen, Syrien und wir haben die Probleme bekommen, nicht die USA.
Was genau hat die: „Multilateral Investment Guarantee Agency (MIGA)“ damit zu tun??
Pentagon will Taiwan um jeden Preis sichern – plant Rückzug aus Europa und NahostDann sollte Tramp Erstmal die Demütigung der Republik China rückgängig machen und die Republik China(Taiwan)wieder völkerrechtlich also Diplomatisch anerkennen und eine Botschaft in Washington, D.C einrichten.
Nach der Ankündigung Trumps, dass die Anwesenheit des US-Militärs in Europa zur Verhandlungssache bzgl. der Zoll-Reformen gemacht werden sollen, sind gezielte „Leaks“ natürlich nicht von Nachteil, um es einmal dezent zu formulieren. Der Machiavelli in Trump und Vance wären geradezu dumm, darauf zu verzichten. Erst wenn die Angst in Europa so richtig köchelt, werden ihre Politiker zu großen Zugeständnissen bereit sein. Ob Taiwan (außerhalb der Chip-Industrie) wirklich so wichtig ist wie Europa, wage ich zu bezweifeln.
Die Europäer hätten es ihrerseits in der Hand, in der EU eine Chip-Industrie aufzubauen. Das weltweit mit Abstand wichtigste Unternehmen für die sehr komplexen Maschinen der Chip-Fertigung (Lithographiesysteme für die Halbleiterindustrie) ist ASML in den Niederlanden – seine wichtigsten Komponentenzulieferer sind das ‚who is who‘ deutscher Spezialunternehmen (Optik, Mechanik etc…) sowie Unternehmen innerhalb der EU. Ohne ASML läuft in der Chipfertigung in Taiwan nicht mehr viel. Warum sollte den Europäern nicht gelingen, eine Chipfertigung nicht nur im mittleren Segment, sondern auch im High-End-Segment aufzubauen?
Weil in Europa der Sozialismus herrscht und der hat noch nie etwas wirklich auf die Reihe bekommen, außer korrupte Politiker.
Der US-Strategiewechsel ist in sich logisch und plausibel. Die USA sind inzwischen mit der weltweiten Polizistenrolle überfordert und konzentrieren sich aufs Wichtigste – China. Russland, der Nahe Osten und Afrika sind große regionale Bedrohungen, aber keine für die USA.
Richtig auch, dass Europa sich um seine militärische Sicherheit selbst kümmern soll. Dazu ist es demographisch und wirtschaftlich voll in der Lage. Wenn es nicht will, ist das kein US-Problem.
Blinde Hinwendung zu China ist Europa nicht zu empfehlen: China hält keine Spielregeln ein. (Dazu heute ein informativer NZZ-Artikel.) Auch Europa wird China eindämmen müssen, jedenfalls wirtschaftlich.
Bisher hat sich „Europa“ vor allem selbst eingedämmt – und es reicht damit.
Die Selbstverteidigungsfähigkeit Europas sieht wirklich erbärmlich aus.
Bis die Verteidigungsfähigkeit aufgebaut ist, wird es erfahrungsgemäß 10 bis 15 Jahre dauern. (siehe Kalter Krieg). Seinerzeit rettete uns die Atombombe vor einem konventionellen Krieg mit der UDSSR.
Sollten die USA auch noch aus der Beistandsklausel der NATO aussteigen, steht Europa sozusagen ohne wirkliche Verteidigung da. Die Frage ist: Was wird in dieser Zeit des Verteidigungsaufbaus alles an Gefahrenmomente möglich sein?
Man sollte stets die realen politischen Entwicklungen im Fokus behalten.
Sicherheit lässt sich nicht über Nacht herstellen.
An einem vernünftigen Verhältnis diplomatisch in Richtung Russland zu arbeiten führt meines Erachtens kein Weg vorbei. Ohne Russland ist kein Frieden für ganz Europa möglich.
Der Ukrainekonflikt muss mittel- und langfristig auf diplomatischer Ebene gelöst werden.
Sehe aber keinerlei Bemühungen dafür, weder aus Brüssel noch aus Berlin.
Was sich abspielt ist genau das Gegenteil. Irgendwie hat man sich letztlich auf die Option „Sieg der Ukraine“ verrannt. Eine fatale Situation.
„Der Ukrainekonflikt muss mittel- und langfristig auf diplomatischer Ebene gelöst werden. [Absatz] Sehe aber keinerlei Bemühungen dafür, weder aus Brüssel noch aus Berlin.“
Vor allen Dingen gibt es keine RUSSISCHEN Bemühungen für eine „diplomatische“ Lösung. Putin will die totale Unterwerfung der Ukraine, sonst nichts. Darüber hinaus bedroht er weitere Teile Europas schon jetzt, wie der hybride Krieg im Ostseebereich zeigt (Durchtrennung von Kabeln, Drohnenbedrohung, Überfliegen von Hoheitsgrenzen, Bedrohung durch Raketen in Königsberg). Auch Trump wird bald merken, dass Putin trickst und täuscht und hinhält, aber keinen Frieden will.
> wie der hybride Krieg im Ostseebereich zeigt (Durchtrennung von Kabeln
Offizielle Erkenntnisse der US-Geheimdienste – es gibt absolut keine Belege, dass die Russen mit den Unfällen etwas zu tun haben. Davon gab es schon immer 100te pro Jahr – früher wurden sie nicht für Propaganda missbraucht.
Sie glauben vermutlich heute noch, dass die Iraker mal in Kuwait Babys aus Brutkästen verspeist haben?
Die Verhandlungen in Istanbul vergessen?
Sollte Artikel 5 des Natovertrags von den USA zu Disposition gestellt werden, d.h. im Klartext gekündigt werden, gibt es für EU-Europa zwei Varianten zu reagieren. Erstens, massive Aufrüstung, Aufbau eines eigenen strategischen Atomwaffenpotentials zum Ersatz der ausgefallenen US Garantien, oder alternativ zweitens, Verständigungspolitik mit Russland, geopolitischer Abgleich und Anerkennung gegenseitiger Interessenssphären verbunden mit Rüstungskontrolle, auf konventioneller Ebene Gleichstand der Bewaffung, Panzer, Drohnen, Abwehrmittel u.s.w. Wiederaufbau wirtschaftlicher und sonstiger normaler Beziehungen unter Nachbarn. Also neuer kalter Krieg oder Wiederauflage einer „neuen Ostpolitik“ wie sie seinerzeit von Willy Brandt und dessen Vordenker Egon Bahr angedacht und vollzogen wurde.
Trumps Interesse bezüglich Russland besteht offenbar darin, die derzeit engen Beziehungen Russland/China z.T. wieder aufzulösen, um zu verhindern, dass die USA einer chinesisch/russischen Allianz, angereichert mit dem Iran und anderen, gegenüber steht. Die Eindämmungspolitik Brzesinskis, im Bezug auf Russland, die bis zur Präsidentschaft von Biden galt und die auch mit zum gegenwärtigen Russland/Ukraine Krieg geführt hat (EU und Nato. Mitgliedschaft der Ukraine mittel bis längerfristig) hat ihr Ende gefunden, seitdem geopoltisch China der Hauptgegner der USA ist und Trump mit Russland einen Abgleich ihrer jeweiligen Interessen sucht.
Europa hat zu entscheiden, welcher Weg einzuschlagen ist, Konfrontation oder der Versuch einer Verständigung mittel intensiver Verhandlungen zum Nutzen aller Beteiligten
Zum Ausgleich mit Russland gehören zwei, nämlich vor allem auch Russland. Russland will aber keinen Ausgleich, solange Europa nicht militärisch vernichtend zuschlagen kann. Das wird oft vergessen.
Um eine (vom jetzigen Niveau aus: massive) Aufrüstung Europas kommen wir nicht herum, GERADE WENN wir einen Ausgleich mit Russland anstreben. Das ist nicht „Angstmacherei“, das ist Fakt. Zu denken, dass man Russlands Friedfertigkeit mit Wohlstandsversprechen bekommen könnte, ist irrig: Russlands Führung ist nicht primär an Wohlstand interessiert, sondern an Macht, gemessen an territorialer Ausdehnung.
Gleichstand millitärischer Mittel EU-Europa/Russland, konventionell aber auch atomar/strategische Waffen, was zu unterscheiden ist von taktischen Atomwaffen, ist Grundlage von erfolgversprechenden gegenseitigen geopolitischen Abgleichen Wird von mir nicht bestritten. Gleichzeitig sind aber auch Verhandlungen anzustreben, z.B. was den zukünftigen Status der Ukraine angeht, Garantien für eine Restukraine. Gebietsabtretungen werden nicht zu vermeiden sein, wenn man Realpolitik betreiben und einen Endloskrieg vermeiden will.
Ob Russland über seine urkrainischen Interessen hinaus in Richtung baltische Staaten, Moldawien, Georgien, Polen, Finnland u.s.w. zielt ist ziemlich umstritten. Die Zukunft wird entscheiden, welche strategische Denkschule richtig liegt/lag.
Im übrigen war und ist nicht nur Russland expansiv sondern auch die EU, z.B. in Sachen Ukraine und will die EU-Mitgliedschaft, ähnliches gilt für Moldawien. Nur die Mittel sind unterschiedlich. Russland militärisch, die EU durch Wohlstandsversprechen in Abfolge von Beitritten in den gemeinsamen Wirtschaftsraum
Die britische Times sieht die Rolle des Westens im aktuellen Krieg: https://tkp.at/2025/04/13/times-enthuellt-entscheidende-rolle-britischer-militaerchefs-in-der-ukraine/ Soll das angelsächsische „Diplomatie“ oder vielleicht „feministische Außenpolitik“ sein? Mit dem „vernichtenden Zuschlagen“ scheint es aber nicht zu klappen.
> hat ihr Ende gefunden, seitdem geopoltisch China der Hauptgegner der USA ist und Trump mit Russland einen Abgleich ihrer jeweiligen Interessen sucht.
Leider sind die USA nicht reif genug, dass man ohne eines Hauptfeindes auskommt, den man ständig zu vernichten versucht – oder wenigstens maximal zu schädigen. In Westeuropa geht allerdings die Verarmung inzwischen so weit, dass man sich dringend um eigenen Kram kümmern muss.
Im Krieg führen übrigens die Briten: https://tkp.at/2025/04/13/times-enthuellt-entscheidende-rolle-britischer-militaerchefs-in-der-ukraine/ – Die Times, nicht Är-Ti. In London sagt man ganz offen, dass 1/4 der arbeitenden (!!!) Londoner hungern – und sammelt Spenden. Die Kriegslust immer noch nicht verloren?
Und wenn TMSC seine beiden Chipfabriken in Arizona fertig gebaut hat, wird Trump seine Strategie wieder ändern und den Chinesen ihr Taiwan gegen irgendeinen dreckigen Deal gerne zugestehen..
Na ja, aber China streckt seine Finger doch weltweit aus. Nicht nur nach Taiwan. Ende der Seidenstraße in D, Engagement in Afrika, im Nahen Osten… Darauf haben die USA nun kein Auge mehr? China darf überall weitermachen, nur in Taiwan und auf dem amerikanischen Kontinent einschl. Grönland nicht?
> China darf überall weitermachen
Wieso sollte sich jemand in Buntschland wünschen, dass die Amis etwa die Seidenstraße-Verladestation in Duisburg verbieten? Extremste US-Hörigkeit?
Vernünftige Länder stellen sich gut mit allen Großmächten dieser Welt.
Das erinnert mich an ein dummes und einseitig unprofessionelles Geschäftsgebaren. Sich einseitig überwiegend auf einen „Kunden“ zu konzentrieren.
Das rächt sich immer, wie man jetzt schon an dem wirtschaftlichen Verhalten sieht. … Nun ist klar, dass man nicht auf allen Hochzeiten (politisch militärisch) tanzen kann. Da hätte man sich vor Jahrzehnten Gedanken machen sollen. Aber die Art der USA ist fast überwiegend nur vom Hauptgang bis zur Nachspeise zu denken. … Mehr geht nicht.
Es ist schon mal gut, dass der jetzige und der zukünftige Hegemon von außerhalb Europas kommt. Wenn sich diese beiden die Köpfe einschlagen, müsste man in Europa eigentlich nur schauen mit Russland in Frieden zu leben.
Europa müsste sich bemühen, militärisch unabhängig und verteidigungsfähig zu werden. Für Deutschland bedeutet dies, dass man endlich das Militär so weit aufrüstet, um sein Land verteidigen zu können. Am besten noch mit Atomraketen die nach Moskau, Washington und Peking reichen. Den kleinen Dicken in Pjöngjang lässt man auch in Ruhe, weil man nicht weiß, ob er Atomraketen bis nach Washington leiten könnte. Auch der IRAN will aus diesem Grund die Atombombe, um nicht erpressbar zu bleiben. Dem Hegemon kann man als kleineres und wirtschaftlich schwächerem Land nur dann die Stirn bieten, wenn man in der Lage ist dem Hegemon mit massiven Atomschlägen zu begegnen. Ansonsten wird man diplomatisch immer dem folgen müssen, was einem der Hegemon vorgibt.
Den Verlust der europäischen Gegenküste können sich die USA leisten, ginge dagegen die pazifische Gegenküste verloren, wäre das der Bonebreaking Point für sie als Weltmacht.Der Pazifik war für die Amerikaner auch immer der „Lieblingsteich “ gewesen. Vielleicht deshallb auch Trumps besondere Reverenz an William McKinley, den Präsidenten, der Hawai annektierte und 1898 den splendid little war gegen Spanien führte.
Die deutschen Politiker werden dem deutschen Volk gewiss erneut eine führende Rolle in Europa verpassen.
> Bisher gab es da sehr viel Marschieren im Gefolge Washingtons, auch in Sachen Ukraine. Nun könnte die Botschaft durchaus lauten: Regelt euer Verhältnis zu Russland, China und anderen auf eure Art, aber tragt dann auch die Konsequenzen.
Das kann unmöglich bedeuten, dass man (ohne USA) gegen Russland marschiert – wie es sich das gerade die korrupte Kakistokratie Westeuropas vorstellt. Auch wenn diese Kakistokratie ohne Krieg nicht existieren kann.
Amerika hat es in jeder Hinsicht besser!
Die USA ziehen sich nicht aus Europa zurück oder geben es gar auf, sondern sehen die Bedrohung als gering an – im Gegenteil zu unseren Politikern, die wieder auf der Angsttrommel herumhauen!
Man sollte mal unseren Herrn Merz fragen, wer die militärische Lage wohl bes-
ser einschätzen kann. Er oder die USA.
Die Sprechpuppen, die eine mögliche Aggression Russlands gegen Kerneuro-
pa prognostizieren, sind Profiteure der Schuldenpolitik.
Der Plan klingt ungefähr so realistisch, wie die Krim an die Ukraine anzuschließen. Taiwan gehört nun mal zu China. So steht es in der UN-Resolution 2758 und ist kein Kolonialgebiet der USA. Die Krim, Taiwan, Gaza, das sind die Zankäpfel, um die sich die große Weltpolitik dreht, als ob es nichts Besseres zu tun gibt. Diese Konfliktherde sind es nicht wert, 50 oder 100 Jahre am Köcheln gehalten zu werden. Das sollen die Nachbarn untereinander ausmachen und dauert nicht länger, bis einer unterliegt oder beide kriegsmüde sind.
> Die nun geleakte Leitlinie enthüllt, dass die USA sich fast überall auf der Welt zurückziehen wollen, aber einen letzten strategischen Gegner im Blick behalten: China.
Oft liest man andere Darstellung – die bereiten den Weltkrieg gegen China vor. Sollten Länder Mitteleuropas wie Buntschland und Polen sich nicht lieber rechtzeitig mit Russland arrangieren? Es könnte vereinfachen, die Turbulenzen zu überstehen.
So wie ich das sehe, haben die Amis schlichtweg die Kapazitäten nicht mehr, zumal ein fast ebenbürtiger Gegner mit China entwachsen ist. Ironie des Kapitalismus ist, dass es China mir Technologie-Transfer erst groß gemacht hat. Hinzu kommt die Intelligenz der Chinesen, von dem die Amerikaner nur träumen können. Von den in Europa ansässigen Volker will ich erst gar nicht reden. Sie haben sich einfach verbraucht. Und China hat aus dem Opiumkrieg gelernt. Jetzt heißt die Droge Fentanyl.