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Krankenkassen-Report:

Ein Viertel der Heranwachsenden hat psychische Probleme

23.11.2019

| Lesedauer: 3 Minuten
Wir müssen unseren jungen Leuten wieder mehr zutrauen - und mehr zumuten.

Es sind alarmierende, nicht nur alarmistische Nachrichten, die der „Kinder- und Jugendreport 2019“ der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) soeben veröffentlicht hat. Auf der Basis der Abrechnungsdaten von 786.574 bei der DAK in den Jahren 2016 und 2017 versicherten Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren
leidet jedes vierte Schulkind (exakt 24 Prozent) unter psychischen Problemen und Auffälligkeiten: darunter je zwei Prozent an einer diagnostizierten Depression oder einer Angststörung. Hochgerechnet sind laut DAK-Report insgesamt etwa 238.000 Kinder in Deutschland im Alter von zehn bis 17 Jahren so stark betroffen, dass sie einen Arzt aufsuchen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Depressionshäufigkeit 2017 um fünf Prozent gestiegen. Vor allem im späten Jugendalter bekommen die Betroffenen auch regelmäßig Antidepressiva: Mehr als jedes vierte Mädchen und jeder sechste Junge im Alter zwischen 15 und 17 Jahren nimmt ein entsprechendes Arzneimittel ein. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte begrüßt den neuen Report, warnt aber zugleich: „Im Report sehen wir nur die Spitze des Eisbergs. Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus“, sagt Verbandspräsident Dr. Thomas Fischbach.

Allerdings krankt der „Report“ daran, dass hier nur von den je zwei Prozent Heranwachsender mit depressiven oder Angst-Störungen gesprochen wird. Welche Symptome die anderen 20 Prozent kennzeichnen, wird nicht dargestellt, also etwa wie ausgeprägt folgende Störungen sind: Essstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen, autistische Störungen, aggressives Verhalten, Impulsivität, Schlafstörungen, Suchtprobleme.

Wie auch immer: Die Zahlen sind alarmierend. Über Ursachen ist damit aber noch ziemlich wenig ausgesagt. Nur so viel weiß man: Jungen und Mädchen mit krankhaftem Übergewicht sind 2,5- bis 3-mal häufiger von einer depressiven Störung betroffen als Gleichaltrige mit normalem Körpergewicht. Auch das familiäre Umfeld kann ein Faktor sein: Kinder seelisch kranker Eltern sind deutlich gefährdeter (3,3-fach), selbst eine depressive Störung zu entwickeln. Kinder suchtkranker Eltern sind ebenfalls signifikant häufiger betroffen (2,4-mal häufiger) als Gleichaltrige aus suchtfreien Elternhäusern.

Überhaupt stellt sich die Frage: Mit welcher Kindheit und Jugend haben wir es heutzutage zu tun? Woher kommen diese Entwicklungen? Ist es nur ein Klagen über die Jugend, das wir seit fünftausend Jahren als Ausdruck eines Generationenkonflikts sehen?

Lassen wir die Zahlen Zahlen sein und fragen ganz unbefangen, was die Hintergründe dieser offensichtlichen Entwicklung sein könnten. Schließlich ist es mit einer pauschalen Beschreibung des Problems und ohne Rücksicht auf eine notwendige je individualpsychologische Analyse nicht getan. Was könnte – rein hypothetisch, da und dort provokant formuliert – eine Rolle spielen?

Erstens: Die Neigung Heranwachsender zu psychischen Auffälligkeiten könnte damit zu tun haben, dass ihre erwachsenen „Vorbilder“ selbst immer häufiger solche Symptome tragen – und sich damit auch gelegentlich „outen“. Burnout-(Selbst-)Diagnosen sind ebenso angesagt wie das „Einwerfen“ von vermeintlich stimmungsaufhellenden Präparaten und der Gang zum Psychotherapeuten nach der Methode „rent a friend“. Hinweis aus der DAK: Die Anzahl der Fehltage insbesondere wegen Depression haben sich bei den Erwachsenen seit 1997 mehr als verdreifacht („DAK-Psychoreport“).

Zweitens: Die Neigung Heranwachsender zu psychischen Auffälligkeiten könnte damit zu tun haben, dass sie überfordert sind. Aber nicht durch gestiegene schulische Anforderungen. Letztere sind bei immer besseren Noten und immer geringer gewordenen Quoten an Sitzenbleibern niedriger als früher. Es ist eine andere Art von Überforderung, nämlich die – politisch gewollte – Erwartungshaltung vieler Eltern, das eigene Kind müsse unbedingt Abitur, Bachelor, Master stemmen. Kinder werden damit in Bildungsgänge gestoßen, denen sie nicht gewachsen sind.

Drittens – und kein Widerspruch zu Punkt 2: Die Neigung Heranwachsender zu psychischen Auffälligkeiten könnte damit zu tun haben, dass sie von „Helikoptereltern“ und „Curling“-Eltern „gepampert“, also in Watte gepackt werden und ihnen jedes Stäubchen aus dem Weg geräumt wird, statt sie angemessen herauszufordern und damit ihre Resilienz (Kraft zum Wieder-Aufrappeln) zu fördern.

Viertens: Die Neigung Heranwachsender zu psychischen Auffälligkeiten könnte damit zu tun haben, dass ihnen ständig Schulstress eingeredet wird und sie diesen Stress dann auch noch empfinden – auch nach so mancher Krankenkassen-Studie. Laut „DAK-Präventionsradar 2017“ ist es angeblich fast jeder zweite Schüler (exakt 43 Prozent).

Fünftens: Die Neigung Heranwachsender zu psychischen Auffälligkeiten könnte damit zu tun haben, dass sie nicht mehr zur Ruhe kommen, dass sie keine Muse und Muße mehr finden, weil sie ständig medial und mittels „social media“ unter Dampf stehen. Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen ist pro Woche mehr Zeit im Netz unterwegs oder an Spielkonsolen gefesselt, als Zeit für Schule und Hausaufgaben aufgewendet wird. Das geht oft bis tief in die Nacht hinein (siehe Schlafdefizit) und eskaliert vor allem an Wochenenden, die damit zum totalen medialen Stress werden und am Montag im berühmt-berüchtigten Montagssyndrom enden.

Sechstens: Die Neigung Heranwachsender zu psychischen Auffälligkeiten könnte damit zu tun haben, dass sie nur noch eine sterbende Welt prognostiziert und Schuldgefühle oktroyiert bekommen, wenn sie nichts gegen Klimawandel und Co. tun. Auch das kann depressiv machen.

Unter’m Strich: Jammern über die jungen Leute bringt nichts. Wir brauchen in Öffentlichkeit, Politik, Schule und Familie ein Umdenken im Umgang mit unseren jungen Leuten. Sie für die Zukunft stark zu machen heißt eben auch: Fördern und Fordern! Ihnen etwas mehr zumuten, weil man ihnen etwas mehr zutrauen kann!

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48 Kommentare

  1. naja ….also….ich habe „gedient“ (Pionier)….wir waren jeden Tag draußen und rödelten uns rund….das einzige was ich der BW als Charakterbildend zugestehe….ist das erlernen der „Kameradschaft“….was nichts mit Freundschaft zu tun hatte. Für den anderen einstehen….Leute aus anderen Sozial- und Bildungsschichten treffen….und mit ihnen auf engstem Raum für 15 Monate auskommen müssen….das war für alle eine Herausforderung (8 Mann in einer Stube). Außerdem….das Zusammenhalten gegen die Dienstgrade….die zumindest bei uns….als der „Feind“ gesehen wurden (und nicht der Russe…wie damals vorgesehen). Ich habe die Zeit damals als „eine verlorene“ angesehen……heute zurückblickend, habe ich in den 15 Monaten viel über mich und andere gelernt.

  2. Mit Konsequenz in der Erziehung würde es nicht so ausufern. Immer nur Strafen wie Handy- oder Taschengeldentzug anzudrohen bringt das Gegenteil zum gewünschten Verhalten, wenn der Sprößling merkt, das die Sanktion nie kommt oder nicht in der Härte. Selbst erlebt bei einer Mutter: Wegen Ladendiebstahl wurde 1 Woche Fernsehverbot ausgesprochen worden (weil das Lieblingskind ja noch so klein war, galt das nur für das ältere Kind), das Verbot war am nächsten Tag schon wieder Geschichte. Und so ging und geht es weiter und die Mutti heult mir zunehmend die Ohren voll über ihre Rotzgören, die ihr den Finger zeigen, wenn sie nur ihr benutztes Geschirr vom Esstisch zum Geschirrspüler bringen sollen. Aber wenn ich auf das fehlende Durchziehen der Konsequenzen aufmerksam mache, bin ich das empathielose Arschloch das den lieben Kindern ja nur Böses will. Na bitte, wer sich gern weiter auf der Nase rumtanzen lassen möchte…

  3. Das mag vielleicht teilweise für das Kinderferienlager Namens BW zutreffen. In der richtigen deutschen Armee, in der es wesentlich härter zuging, und in der ich 3 Jahre gedient haben, wurde auf Kadavergehorsam gedrillt. Das hatte nichts mit Sozialkompetenz zu tun sondern mit Brechen der Persönlichkeit. Übermäßige Sozialkompetenz konnte ich aber auch nicht bei den Typen entdecken, die ich später als ehemalige Längerdienende der BW wahrnahm. Der gelernte Befehlston ist nun mal keine Sozialkompetenz, sondern das ist Unfähigkeit, mit Leuten umzugehen. Überfordertes Feldwebelgeplärre ist noch lange keine natürliche Autorität.

  4. Natürlich bringt eine kranke Gesellschaft kranke Menschen hervor. Nichts daran ist verwunderlich.

  5. Da ich in diversen einschlägigen Foren unterwegs bin (darunter Hilferuf.net), gibt es ein Aspekt, der in diesem Artikel nicht wirklich angesprochen wird:

    Wir sind eine Gesellschaft (geworden), die verliebt in ihre Probleme ist. Statt Probleme wirklich zu lösen, wird besonders im Internet lieber in seinem persönlichen Safe Space die Wunden geleckt. Da gibt es dann Leute die dann seit Jahren ein und den selben Thread zu Themen wie Depression, Singledasein etc. geschrieben, wo natürlich alle anderen Schuld sind außer sie, aber nicht wirklich gehandelt und sich dann gewundert, warum sie immer noch depressiv, single usw sind. Naheliegendste Ratschläge wie mal vor die Tür zu gehen, werden ignoriert oder gleich gemeldet, weil es „ein persönlicher Angriff“ sei.

    Genau diesere mangelnde Wille zu Eigenverantwortung ist meiner Ansicht nach die Urwurzel vieler psychischer Probleme.

    • Ganz so einfach ist es leider nicht, obwohl Sie sicher in einigen Punkten nicht falsch liegen. Ernsthafte psychische Probleme können schon recht einfach anmutende Aufgaben wie vor die Türe gehen verunmöglichen. Dinge, die für Gesunde selbstverständlich sind, können nicht geleistet werden – für Gesunde verständlicherweise oft nicht nachvollziehbar. Das ist dann ungefähr so, als wenn man einem, der mit einer Lähmung im Rollstuhl sitzt rät: Steh doch einfach mal auf.

      • Wer in Internet 24/7 rumjammern kann, kann mit derselben Energie vor die Türe gehen. Solche Menschen geht es einfach zu gut und sind nicht mit jenen zu vergleichen, denen es WIRLICH !!! so schlecht geht, dass garnichts machen, im Bett liegen und sterben wollen.

  6. Eine Ursache psychischer Erkrankungen bei Kinder und Jugendlicher eine grenzenlose Erziehung. Kinder suchen Grenzen, sie wollen Grenzen aufgezeigt bekommen. Die Gleichgültigkeit, die Abschaffung von Werten und Gtenzen in der Gesellschaft verunsichern und tragen zu depressivem Verhalten bei. Auch die Aufhebung der Geschlechterrollen und die damit einhergehende Unsicherheit ist für Kinder pures Gift. Wie sollen Eltern Werte vermitteln, wenn diese Werte bei teilen der Gesellschaft suspekt sind.

  7. Ich würde bei der heutigen Ganztagsschule auch depressiv werden. Damals schnell Hausaufgaben hingeschmiert und ab nach draussen. Als Schlüsselkind hatte man auch alle Freiheiten. Ich bin auch mal in der Oberstufe 2 Wochen nicht mehr zur Schule gegangen. Als ich mich dazu wieder durchgerungen hatte, musste ich mir von einigen Lehrern 45 Minuten vor allen Leuten das Wort zum Sonntag anhören „Einige meinen sie könnten hier kommen und gehen, wie sie lustig sind.“ Ähm nein, ich fühlte mich überfordert und hatte Angst vor der Schule.

    Vermutlich hatte ich damals schon eine bipolare Störung, auch wenn sie erst später voll durchgeschlagen ist. Ich bin auch schon mal 1 Jahr nicht mehr aus meiner Wohnung gegangen, weiss dann nicht mehr ob es „Zeitspanne“ oder „Zeitspange“ heisst. In der manischen Phase kann ich z.B. sowas (es darf nichts intellektuelles sein) – oder überhaupt nichts.

    https://www.youtube.com/watch?v=B3az5nOAvMo&t=8s

  8. So sehr ich die Auswahl unserer medienlandschaft schätze: Die Kinder könnten auch Spielball diverser Medien geworden sein. Seit Jahren werden in Film und Funk nur noch Extreme bemüht. Inzwischen wird ums Überleben geschrieben. Unverantwortlichkeiten werden in Kauf genommen, weil wegen dem Deckmantel der Pressefreiheit keine Verantwortung übernommen werden muss.

  9. Nur ein Viertel? Es gab mal Zeiten hier, da hatten fast 100% eines Jahrgangs von jungen Männern ein Problem: Die mussten in den Krieg ziehen, um sich dort ihre Traumata ab zu holen. Christliche Symbole auf polnischen Soldatenfriedhöfen in DE seien dort selten zu finden, beklagt ein polnischer Diplomat. Kein Wunder: Nach dem 30-jährigen Krieg 1.0 haben sich beim 30-jährigen 2.0 von 1914 bis 1945 wiederum christlich geprägte Länder grausame Dinge angetan. Allen voran die mit dem Tatzenkreuz, „Eisernes Kreuz“ auf dem Schild. Es wird Zeit, dass der Messias endlich wirklich kommt. Wir jammern auf eigenartigem Niveau.

  10. Die Zahl der zu therapierenden Kinder steigt mit der Zahl der Therapeuten. In unserer Zeit ist man nur „in“ wenn der Nachwuchs an mindestens einer Modeerkrankung leidet, noch besser wenn eine Gluten Überempfindlichkeit, sonstige Allergie oder
    Laktose-Intoleranz hinzukommt.
    Hat schon mal jemand die Eltern auf das Münchhausen-Syndrom untersucht?

  11. Lieber Herr Kraus,

    nicht zu vergessen sind auch ganz normale Stimmungsschwankungen, die durch physische Veränderungen hervorgerufen sein können.

    Pubertät, hormonelle Veränderungen und manchmal auch der Frust, daß sich der „schicke Hase“ aus der Nachbarklasse nicht einen Deut für einen interessiert… früher jedenfalls ein Kernproblem -:)

  12. Siebtens: Die Neigung Heranwachsender zu psychischen Auffälligkeiten könnte damit zu tun haben, dass sie unter unerkannten Mikronährstoffdysbalancen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Schadstoffbelastungen leiden, die sich auf den Gehirnstoffwechsel, das hormonelle Gleichgewicht und entzündliche Prozesse auswirken. Einige im Artikel genannten Punkte können bei Betroffenen noch als Verstärker wirken.

    Stichworte Leaky Gut, Darm-Hirn-Achse, Wohngifte, Duftstoffe, Alltagschemikalen in Körperpflege- und Reinigungsmitteln und mütterliche Vorbelastung.

    Leaky Gut (durchlässige Darmschleimhaut) kann dazu führen, dass pathogene Abbauprodukte aus dem Darm in den Blutkreislauf und damit in den Gehirnstoffwechsel gelangen, wo sie ihr unheilvolles Werk verrichten. Zutreffend z.B. bei (tatsächlichen und nicht eingebildeten) Unverträglichkeiten bestimmter Proteine wie Gluten (Getreide) und Kasein (Milchprodukte).

    Da bei solchen Störungen zahlreiche Auslöser eine Rolle spielen, die geradezu typisch für die moderne Gesellschaft sind, verwundert auch die Zunahme psychischer Störungen bei Jugendlichen nicht.

  13. Neuntens: Die Neigung Heranwachsender zu psychischen Auffälligkeiten könnte damit zu tun haben, dass ihnen gute Werte (Ernsthaftigkeit im Lernen, Familie, Selbstständigkeit, Fairness, offener, an der Suche nach Wahrheit orientierter Austausch …) ausgeredet und schlechte Werte (Ideologien, Zerstörung von Familie und Gesellschaft, Abwertung der üblichen und Aufwertung fremder oder seltsamer Lebensweisen, Frühsexualisierung, Gefühligkeit statt Wissen …) eingeredet werden und sie zwar spüren, dass hier etwas falsch ist, aber geistig (noch) nicht durchdringen, was passiert.

  14. Es handelt sich um Wohlstandsverwahrlosung! Es fehlt an Zuwendung durch die arbeitenden Eltern. Das ist die Kehrseite, wenn beide Elternteile berufstätig sind und mit ihrer eigenen „Selbstverwirklung“ oft schon überfordert sind.

  15. Achtens (siebtens schrieb schon ein anderer Forist): Die Neigung Heranwachsender zu psychischen Auffälligkeiten könnte damit zu tun haben, dass sie in kaputten Familien oder nicht funktionierenden Patchworkfamilien oder mit Eltern, die sie als Last empfinden, aufwachsen.

  16. „Allerdings krankt der „Report“…“
    Immer wenn irgendeine „Ausbildung“ vereinfacht und Leistungen zur Kassenleistungen wurden, kommen auch die entsprechende Diagnosen und schon sind wir ein Volk an Kranken.
    Lasst die Kinder einfach in Ruhe und haltet die Hobbypsychologen fern von ihnen. Bereits im Kindergarten denken Kinderpflegerinnen, sie könnten diagnostizieren, Hausärzte verodnen ADHS Pillen und der Sportunterricht fällt dafür regelmäßig aus.

  17. Unsere Gesellschaft ist zutiefst anomisch geworden und das bekommen auch und grade die jüngeren Generationen mit, selbst wenn sie es nicht aktiv beobachten.

  18. Die Kiddis werden von Erwachsenen zu dem gemacht, was sie heute sind.

  19. Es hat schon vor vielen Jahren angefangen, da hatte ich immer mehr Klienten deren Kinder nicht mehr zur Schule gingen. Die saßen daheim vor dem PC und haben sich die Weltuntergangsszenarien angesehen. Ging los mit 9/11 und Bush.
    Verheerend war diesbezüglich auch die Agenda 2010. Die Eltern im Niedriglohnsektor haben ihr Selbstwertgefühl verloren. Früher sind sozial schwache Eltern deutlich besser mit ihren Kindern klar gekommen.
    Für alle gebe ich nur noch eine Maxime aus: Vergessen sie Erziehung.
    Wir alle müsen nur noch eins: Vorleben, Vorbild sein. Alles andere interessiert die Kids nicht mehr. Und sie haben Recht.

  20. Unsere Kinder haben es deshalb so schwer, weil wir es ihnen so leicht machen. Amerikanische Pädagogen.

  21. Schaut euch doch das öffentliche Bild einer Familie an. Sollte er vorhanden sein, ist der Mann immer das **. Jungs werden in Fummel gesteckt- soll sich sein Geschlecht selbst aussuchen. So richtig „hip“ sind bunte Mehrgeschechtsinhaber. Vater Mutter Kind sind fast schon verdächtig „nazi“. Schrill, laut, dumm und offen wie ein Rohr ist die Devise. Wer das nicht kann – selber schuld

  22. Schulstress? Stressig werden sie durch Lehrer gemacht! Da kommen Grundschulkinder heim und erzählen völlig gestresst vom nahen Weltuntergang durch Verbrennung der Erde! Also, wird gehüpft, das marginale CO2 als Teufelszeug vom Lehrer quittiert…und dann sollen Kinder nicht neben der Verblödung nicht auch noch unter „Angsstörungen“ leiden? – Der Stress kommt noch, liebe Kinder und Jugendliche; dann nämlich, wenn ihr feststellt, dass ihr für den wahren Stress im Beruf oder mangels Qualifikation in der Dauerarbeitslosigkeit merkt, dass ihr durch links-drehende Lehrer nicht aufs wahre Leben vorbereitet wurdet!

  23. „Ein Viertel der Heranwachsenden hat psychische Probleme“ !

    Wie kann das denn sein, …“in dem besten Deutschland das wir je hatten“ ?!

  24. Wenn ich morgens zur Schule komme (Lehrer), dann stelle ich immer wieder fest, daß man gefühlt keinem Kind mehr zutraut die Anfahrt mit Bus und Bahn selbstständig anzutreten. Bei Elterngesprächen wird mir „klar gemacht“, daß ich von 17 jährigen wohl kaum erwarten kann, daß sie sich auf Klausuren mittels Buch vorbereiten, da sie ja gar nicht wüssten, was sie im Buch zu lernen hätten! Kinder werden trotz durchgehend ausreichender Leistungen mit Nachhilfe auf das Gymnasium getrimmt, weil alles andere ja angeblich keine Zukunftsaussichten bietet. Natürlich geht es solchen Kindern schlecht, mir ginge es nicht anders, bekäme ich trotz regelmäßigen Lernens und entsprechendem Freizeitverzicht ständig vor Augen geführt mich eher am unteren Ende zu befinden.
    Hinzu kommt, daß wahnsinnig viele Kinder heutzutage bei sämtlichen Erwachsenengesprächen dabei sind und teilweise sogar mitreden dürfen. Vom Medienkonsum fange ich gar nicht erst richtig an, nur soviel: Bei uns gibt es vermutlich keinen einzigen 12-jährigen, der nicht weiß was ein Gangbang ist.

  25. Meine Wahrnehmung ist, daß viele Kinder heutzutage überbetreut sind, vor allem zeitlich. Eltern nutzen aus unterschiedlichen Gründen das Angebot der Ganztagbetreuung. Die Angebote in Kindergarten und Schule sind auch nicht schlecht, aber eben immer betreut. Das ist nicht gut für Kinder. Kinder lernen Selbständigkeit, wenn sie nachmittags tun, was ihnen in den Sinn kommt. Ergo keine Basis, psychische Probleme durch Entfremdung zu bekommen. Das Problem ist weniger die quantitative Leistung, sondern die überbordende Betreuung – also gar keine Zeit für Freiheit, und keine Zeit, Selbstbestimmung zu üben und erlernen.

  26. Immer wenn ich solche Zahlen lese, vermute ich dahinter den Alarmismus von Leuten, die daraus ein Geschäft machen wollen. Wer natürlich aus problematischen Verhältnissen kommt, oder Drogen nimmt der hat schnell Probleme.

    Es ist eindeutig eine Erziehungsfrage, das alte Sprichwort „Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen“. Der Nachwuchs in meiner Sippe ist da recht normal, alle haben studiert.

    Leben wir nicht in einem „Reichen Land“ wo so was nach modernsten Standards behandelt wird. Oder will Schäuble da Resourcen verweigern und für seine „Wolkenkuckucksheime“ haben….

  27. Schulstress eingeredet bekommen? Lieber Herr Kraus, man merkt, dass sie keine Kinder im sSchulpflichtigen Alter haben, welche sie durch den Schulirrsinn begleiten müssen. Beispiel G8: Mein Sohn ist auf dem Gymnasium, er ist gerade mal 11, 6. Klasse und drückt von 8 bis 14:30 die Schulbank – ohne Mittagsessen, jeden Tag. Danach muss er noch Hausaufgaben machen, die er – und er ist echt fix – mit zwei Stunden veranschlagen darf, (manche seiner Freunde machen zum Teil vier bis sechs Stunden), am Wochenende sind es schon mal pro Tag vier Stunden, (pro Fach 20 Minuten). Innerhalb von 8 Wochen hat er 18 Noten bekommen, nächste Woche schreibt er an einem Tag zwei Vokabeltests, an drei weiteren Tagen hintereinander in drei Hauptfächern. Er muss mit 17 sein Abitur machen.
    Das alles hat mit lernen, verinnerlichen, wiederholen, reifen, begreifen nichts mehr zu tun. Das ist ein Stoffabhecheln. Freundschaften pflegen? Vielleicht einmal die Woche, aber nur für eine Stunde. Alle haben ja keine Zeit.
    Nee, so habe ich mit 11 (da war ich in der 5. Klasse) nicht gelernt.
    Und ich kenne Kinder, die diesen Stress nicht bewältigen können. Und ja,ich kenne Kinder, die in der 7. Klasse burnout haben. Weil sie einfach nicht mehr können.

  28. In einer Gesellschaft, die vier mal Merkel wählt, muß es zwangsläufig zu psychischen Störungen kommen.

  29. Ich glaube nicht, daß die Häufigkeit der Störungen zugenommen hat. Mir scheint eher die Durchpsychologisierung der Gesellschaft für eine größere Breitschaft gesorgt zu haben, sein eigenes Leiden für behandlungsbedürftig zu halten. Die Möglichkeit, es könne sich um eine Phase handeln, die man mit Hilfe von Freunden und Gesprächen selbst bewältigen kann, wird allzu leicht aus dem Blick genommen, die Vielzahl der Therapeuten freut sich über die Kassenleistung. Glücklicherweise schadet das solange nicht, wie keine Pillen eingenommen werden. Die Zahlen dazu haben mich wirklich erschreckt. 25% der 15 bis 17- jährigen Mädchen nehmen Antidepressiva? Und 15% der Jungen? Wenn das stimmt, ist es geradezu eine Medikamentenepidemie. Ich kann das beim besten Willen nicht glauben!

    • Doch, das mit den Pillen sollten Sie glauben. Ihre Argumentation ist auch ganz zutreffend. Das psyhotherapeutische Kümmern ist ein Markt, auf dem viel Geld verdient wird. Wenn ihr Gartenland verseucht ist hilft auch kein Unkrautjäten oder ein Aspirin. Der Grund und Boden ist für Kinder anno 2019 verseucht.

  30. Sicherlich hat zu der Steigerung der Anzahl der unter psychischen Störungen zusammengefassten Kinder und Jugendlichen auch, dass die Abweichung von ‚Normal‘ immer enger gefasst wird. Was früher noch als normal galt, gilt heute als gestört. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann würde ich heute mit Ritalin abgeschossen werden, als Jugendliche wohl wg. einer autistischen Störung als therapiebedürftig gelten. Die Ausweitung der Diagnosen psychischer Störungen, bei gleichzeitiger Abnahme der Toleranz von Verhalten in der Gesellschaft, führen zwangsläufig zu einer Zunahme des Patientenkreises.
    Neben den im Artikel benannten Faktoren spielen mMn auch und insbesondere viele pädagogisch überforderte Lehrer, ein Sozialsystem, das Leistungen gerade bei Kindern an eine seelische Behinderung knüpft, und natürlich die Psycho- Industrie eine tragende Rolle. Wenn man sieht, wie alleine die Erweiterung der Diagnose ‚Autismus‘ auf ‚autistische Störung‘ im ICD zu einer massiven Fallzahlsteigerung geführt hat… Die ‚Schubladisierung‘ der Gesellschaft schreitet voran.

    • Aber wir sind doch eine total tolerante Gesellschaft mit dem besten Deutschland das wir je hatten, oder etwa doch nicht?!

      • honky tonk
        Wenn man das richtige, also das politisch, medial, kirchlich, moralisch Gewollte unterstützen, dann wird jeder Mist toleriert. War in Deutschland schon immer so. Allerdings werden nun auch nur graduelle Abweichungen vom Gewollten entweder pathologisiert, denunziert oder strafrechtlich sanktioniert. Auch da sind wir tolerant.??

    • “ bei gleichzeitiger Abnahme der Toleranz von Verhalten in der Gesellschaft“, und bei 140 zu 80 kriegen wir alle Betablocker. Die haben einen Knall. Betablocker sind genauso wie Psychopharmaka ein reines Geschäftsmodell der Pharmalobby. Interessant finde ich da immer links/grün mit ihrem Toleranz- und Aktzeptanzgeschwafel. Jedes hyperaktive Kind und jeder Autist braucht unsere Aktzeptanz und Toleranz und unser Wohlwollen. Die Spezialheime und -betreuungen schießen Jahr für Jahr aus dem Boden. Eltern werden für überfordert und unfähig erklärt.
      Immer fragen, wem nützt es? Eine Geldmaschiene für die Wohlfahrtsverbände AWO, Caritas, Diakonie und dem Paritätischen mit seinem kommunistischen Geschäftsführer. Und natürlich der Pharmaindustrie.

  31. »[…] auch das kann depressiv machen.«
    Damit machen Sie mit einem Satz alles kaputt, was Sie zuvor mühsam und sorgfältig aufgebaut haben. Denn sofern sie das ernst meinen, haben Sie vom Krankheitsbild Depression gar nichts verstanden, schade. Als Betroffener empfindet man dann stets einen Stich, weil einem bewußt wird, daß die allermeisten Nichtbetroffenen es – durchaus ohne böse Absicht – mit Frust und Genervtsein gleichsetzen.

    • So hat er das wahrscheinlich gar nicht gemeint, „depressiv machen“ und eine pathologische Depression ist nicht gleichzusetzen. Wenn psychisch labile Kinder einer weinenden Greta zugucken, die vom baldigen Weltuntergang schwafelt, dann kann das diese allerdings schon sagen wir mal berühren.

    • Lieber Schukow, eine Depression ist eine schwere Krankheit. Bei Vielen bleibt sie sogar lebenslang, mit Phasen wo es mal besser geht und dann wieder abwärts. Pillen können manchmal helfen, oft auch nicht. Auf ein solches Leben muß man sich so gut es geht einstellen, so wie jemand ohne Beine oder anderer schwerer chronischer Krankheit. Was im Artikel angesprochen wurde ist ein epidemisches Ausmaß an Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen. Das hat mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun, ist eher ein Geschäftsmodell.

  32. Gerade läuft im Deutschlandfunk die wöchentliche Sendung zu Kinderbüchern.
    Gut, DLF hat nicht so die Reichweite und die vorgestellten Bücher sind Neuerscheinung, welche heute Jugend nicht mehr interessieren dürften – aber: Derlei Propagandaliteratur gibt es schon länger und so verwundert mich gar nicht, wenn da eine Generation verstörter Neurotiker heranwuchs.

  33. Das wundert mich nicht! Wer jeden Freitag für den eigenen wirtschaftlichen Abschwung demonstriert, der kann nicht ganz dicht sein!

    • Mami und Papi machen das schon, man braucht doch nur zu verlangen.

  34. Ein Viertel? Sind das diejenigen, die sich Freitags immer zum Hüpfen treffen?

  35. Es kommt ein hoher Prozentsatz von Schulverweigerer dazu, sowie Kinder und Jugendliche mit selbstverletzendem Verhalten. In der Suchtproblematik spielt Internetsucht eine immer größere Rolle, sowie PTBS bei jugendlichen Migranten.

  36. Das Problem ist nicht die Jugend. Das Problem ist der Deutsche, generell.
    Er ist nun mal wie er ist. Er läuft allem hinterher was die Obrigkeit für gut oder für schlecht hält.
    Es gibt noch ein paar Deutsche, die noch klar denken können, die Ursache und Wirkung klar trennen können.
    Familien, die ihren kindern kein Fernsehen bieten, Familien die sich informieren , die gegen den Strom schwimmen, ja diese Familien gibt immer noch.
    Auf diese Familien setze ich meine Hoffnungen.

    • Das haben schon die Grünen erkannt: „Deutschland muss von außen eingehegt, von innen heterogenisiert, quasi ‚verdünnt’ werden“

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