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Oft verteufelt – und zeitgemäßer denn je

15. Oktober 1844 – Nietzsche zum 175. Geburtstag

15.10.2019

| Lesedauer: 4 Minuten
Es lohnt, zu seinem 175. Geburtstag Nietzsche zu lesen, zum Beispiel wenigstens (wieder einmal?) ein paar seiner Aphorismen. Es sind oft topaktuelle Zeitdiagnosen auch für das Jahr 2019.

Nietzsche – ist das nicht der mit den zu Kalauern verkommenen Sprüchen? Gelobt sei, was hart macht ... Was uns nicht umbringt, macht uns stärker... Gehst du zu Frauen, vergiss die Peitsche nicht! Allein die Geschichte mit der Peitsche hat Nietzsche bei vielen (w/m/d) Sympathien gekostet, wiewohl diese Aufforderung von einem alten Weiblein (sic!) ausgesprochen wird, wenn sie Zarathustra auffordert: „Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“

Mehr wissen die allermeisten, denen der Name Nietzsche überhaupt schon einmal begegnet ist, nicht. Deshalb ein wenig Nachhilfe: Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken geboren; das ist zwanzig Kilometer vor den Toren Leipzigs und vier Kilometer vom Ort entfernt, an dem der Schwedenkönig Gustav II. Adolf am 16. November 1632 bei Lützen in einer Schlacht gegen das Heer des katholischen Wallenstein fiel. Der auch lyrisch und musikalisch hochbegabte Pastorensohn Friedrich Nietzsche schlug zunächst eine bodenständig unauffällige Richtung ein. Mit 24 Jahren bereits wurde er – dies freilich nur für zehn Jahre – außerordentlicher Professor für klassische Philologie in Basel. Von 1879 bis 1889 dann war er freischaffender Philosoph auf Wanderschaft zwischen Deutschland, der Schweiz und Italien, immer wieder gezeichnet von heftigen Krankheitsschüben. Im Januar 1889 fiel er in Turin in geistige Umnachtung. Mutter und Schwester pflegten ihn bis zu seinem Tod am 25. August 1900 in Weimar. Begraben ist er auf dem Friedhof neben seinem Geburtshaus in Röcken.

Friedrich Nietzsche ist einer der zeitlos großen deutschen Denker. Den Zeitgeist-Surfern heute hätte er viel zu sagen, aber sie würden ihn nicht mögen. Die real amtierenden Kirchenfürsten würde Nietzsche intellektuell und verbal zerlegen, ebenso die politische, die mediale Elite und das politisch-ökologisch-korrekt rundgelutschte Untertanenvolk, das nach Ersatzreligionen und Relotius-Reportagen giert und in dem Flüsterer und Denunzianten noch die Mutigsten sind.

Nietzsche würde heute in dieser unendlich ungeistigen Zeit schnell abgehakt. Verteufelt würde er von den im doppelten Gesinnungsnetz wohlbehüteten Moralakrobaten. Wahrscheinlich wegen angeblicher Nähe zum „Rechtspopulismus”. Aber wie damals würde er sich einer Kategorisierung entziehen. Denn das Widersprüchliche, schwankend zwischen dem rational Apollinischen und dem rauschhaft Dionysischen, das Diametrale war Kernbestand des Werkes, auch der Persönlichkeit Nietzsches.

Vor allem Nietzsches Zarathustra hat sich eingeprägt. Das Werk erschien zwischen 1883 und 1885. Nietzsche selbst sieht darin die „Bibel der Zukunft“. Tatsächlich kann man den Zarathustra als eine Art Anti-Bibel verstehen. Die oft parodierenden Anspielungen auf das Alte und das Neue Testament sowie der phasenweise ausgeprägte Verkündigungs- und Predigtstil weisen darauf hin. Ferner – auch das sind Anspielungen auf die Bibel – kommen vor: ein Abendmahl, Jünger, eine Wüste, das Fasten, ein Ölberg. Von daher verwundert es nicht, wenn Nietzsche den Zarathustra selbst als fünftes Evangelium bezeichnet. Man könnte nach Nietzsche heute meinen, die Evangelien (griech. euaggelion = frohe Botschaft) seien Dysangelien (Unglücksbotschaften). Siehe die CO2-Apokalypsen! Aber damit könnte Nietzsche nichts anfangen. Und die 1,0-Abitur-Vollkasko-Verwöhnten wurden die Anspielungen des höchst bibelkundigen Anti-Christ-Nietzsche nicht einmal im entferntesten erahnen.

Eines der Kernthemen Nietzsches ist die Lehre vom Übermenschen. Damit projektiert Nietzsche die Überwindung des verweichlichten „letzten Menschen“, der als Anti-Übermensch ein Leben ohne (CO2?)-Risiko wünscht. Nietzsches Philosophie ist nicht nur hier eine Philosophie des Anti-Egalitarismus. Im 4. Teil des Zarathustra finden wir diesen Egalitarismus personifiziert: „Der Pöbel aber blinzelt‚ wir sind alle gleich!‘“ Das passt zu keiner Variante von Kollektivismus, weshalb auch die Nationalsozialisten es bald aufgegeben haben, Nietzsche für sich zu instrumentalisieren, auch wenn das Nietzsches Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche (1846 – 1935) gerne so gehabt hätte. Immerhin traf sie sich mit Hitler. Das heißt: Auch die in ihren Reihen dicht geschlossenen Friday-für-Future- und Extinction-Rebellion-Aktivist*Innen können Nietzsche nicht in Anspruch nehmen.

„Macht“ ist für Nietzsche etwas anderes – keineswegs die Macht eines Straßenpöbels. Nietzsches Lehre vom Willen zur Macht – davon hat man mal gehört. Vermutlich hat Nietzsche tatsächlich ein Werk dieses Titels geplant (der Untertitel sollte „Umwerthung aller Werthe“ lauten), dies wegen seiner Erkrankung aber nicht zu Ende gebracht. Von diesem Plan ist letztlich nur der Antichrist als einer von ursprünglich vier Teilen fertig geworden. Aber auch an vielen anderen Stellen geht es Nietzsche um den Willen eines Über-sich-hinaus-Wachsens des Menschen. Vor allem will Nietzsche die Umkehrung der christlich-jüdischen Mitleids- und Nächstenliebe-Moral, die er verantwortlich macht für die Dekadenz der Moderne – und vor allem Europas und des Westens insgesamt. Ob das die obersten deutschen Kirchenfürsten verstehen?

Der Kontrast zum Übermenschen ist für Nietzsche außer dem verweichlichten Menschen vor allem der Staat mit seinen Schleppenträgern. Im Zarathustra-Abschnitt Von neuen Götzen zerpflückt er den Staat: „Staat heisst das kälteste aller kalten Ungeheuer …  der Staat lügt in allen Zungen des Guten und Bösen; und was er auch redet, er lügt … Seht mir doch diese Überflüssigen! Krank sind sie immer, sie erbrechen ihre Galle und nennen es Zeitung … Seht sie klettern, diese geschwinden Affen! … Hin zum Throne wollen sie Alle …Oft sitzt der Schlamm auf dem Thron – und oft auch der Thron auf dem Schlamme …“

Noch zu Nietzsches Lebzeiten wird vor allem Nietzsches Zarathustra zum Kultbuch. Wegen seiner Umnachtung kann es Nietzsche nicht mehr erleben. Nietzsches Gesamtwerk und im besonderen sein Zarathustra beeinflussten – auch in Frankreich – nachhaltig die Philosophie (siehe Heidegger, Jaspers, Foucault, Derrida), die Psychologie (siehe Freud, Klages, Adler, Jung) und die Literatur. Rilke, von Hofmannsthal, Karl Kraus, Musil, Stefan Zweig, die Gebrüder Heinrich und Thomas Mann, Hesse, Döblin, Ernst Jünger, in Frankreich vor allem Gide und Malraux – sie alle waren von Nietzsche mitgeprägt. Gottfried Benn sagt 1950, zum 50. Todestag Nietzsches: „Für meine Generation war er das Erdbeben der Epoche und seit Luther das größte deutsche Sprachgenie“.

Wieder andere stellen den Zarathustra als eines der „fünf titanischen Bücher“ der Weltliteratur gleichrangig neben die großen Weltromane Die Brüder Karamasoff, Krieg und Frieden, Moby Dick und Don Quijote. Jedenfalls hat der Zarathustra vielerlei Spuren hinterlassen. Bei Albert Camus etwa lebt er in dessen Essay Der Mythos des Sisyphos fort. Bei Richard Strauss findet sich Zarathustra wieder in dessen sinfonischer Dichtung des Jahres 1896 mit gleichnamigem Titel. In der dritten Symphonie von Gustav Mahler ist Zarathustra ebenfalls verarbeitet.

Im einem mittlerweile umerzogenen und ent-intellektualisierten Land, zu dem die gehören, „die schon immer hier leben, und die, die neu hinzugekommen sind“, ist aber kein Platz für solche Geistesgrößen. Dennoch lohnt es sich, und sei es zur auf dem Weg der inneren Emigration, zu seinem 175. Geburtstag Nietzsche zu lesen, zum Beispiel wenigstens (wieder einmal?) ein paar seiner Aphorismen. Es sind oft topaktuelle Zeitdiagnosen auch für das Jahr 2019.

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38 Kommentare

  1. Nietzsche scheint auch die marxistische Irrlehre schon gekannt zu haben. Mit einem einzigen Satz fällt er ein vernichtendes Urteil (nach Gedächtnis zitiert): „Das ist eine Spaß- oder Afterphilosophie, die da glaubt, durch ein politisches Ereignis [die kommunistische Revolution L.W.] die Menschen ein für allemal glücklich zu machen“.
    Noch etwas anderes: Als Thomas Mann 1947 das erste Mal wieder europäischen Boden betrat, hielt er in der Schweiz vor dem PEN-Club einen Vortrag über Nietzsche. Titel: „Die Philosophie Nietzsches im Lichte unserer Erfahrungen“. Ich habe den Vortrag ca. 1958 in Originalstimme in einem dritten Radioprogramm gehört – damals waren das noch, heute undenkbar, reine Intellektuellenprogramme. Der Vortrag ist außerordentlich bedeutend, und, Nietzsches Krankheit betreffend, sensationell. Ich glaubte immer, der Vortrag wäre verschwunden. Aber gerade jetzt habe ich gegoogled: er ist als antiquarisches Büchlein zu haben! Bin gespannt, wie der Vortrag 60 Jahre später auf mich wirkt.

  2. Ach, das hat Nietzsche selbst so gesehen, dass der Zarathustra eine „Bibel der Zukunft“ ist?
    Aber es ist keine Anti-Bibel, insofern er evtl. dem Duktus von Jesus Christus folgt:
    „Ich aber sage Euch“ und sich, wenn ich mich richtig erinnere viele Beispiele im Neuen Testament finden, in denen Christus die Menschen zu einer anderen Art Gottesdienst aufruft.
    Christus spricht zur Welt, so wie Nietzsche auch, das birgt alle Wesen, auch Tiere etc.
    Katastrophal, welche Auswirkungen seine selbständige Sicht auf das Christentum hatte, im Sinne des Sapere Aude.
    Die „Loslösung“ des Christentums vom Judentum machte die Juden in Europa evtl. vogelfrei.
    Deshalb darf man die Liebesbotschaft nicht aus dem Zentrum und der Perspektive einer Neuen Lesung des Christentums nehmen oder gar einer neuen Religion.
    Nietzsche wollte generell die Religion überwinden, nicht nur die jüdische, auch die christliche, was dem Moralempfinden in Deutschland jegliche teleologische/theologische Perspektive entzog.
    Das passiert auch bei Kant nicht und auch Nietzsche bleibt nicht bei seinen philosophisch-wissenschaftlichen Aversionen gegen die Religion, landet nicht bei seinen Vorhaben, sondern transzendiert, ohne jedoch seinen Ausgangspunkt, die Theologie, noch seinen Weg von ihr weg, „wieder“ zu ihr hin, sprich Liebe, philosophisch einholen zu können.
    Am wenigsten gelang das seinen Lesern. Nietzsche selbst brach zusammen und deshalb sage ich lieber: Nietzsche ist unglaublich schwierig, ambitioniert und komplex.
    Er gehört nicht an Schulen, eigentlich auch nicht an Universitäten, er sollte nur wissenschaftlichen Kreisen zugänglich sein.
    Ich wollte eigentlich immer nur sagen, auf welch hohem Niveau er sich bewegt, ähnlich wie die Zauberflöte,die auch märchenhaft über sich selbst hinweg täuscht.
    Ich habe mich eigentlich innerlich immer geweigert, Nietzsche zu lesen, aber es wäre nur fair, vielleicht notwendig, ihn zur Kenntnis zu nehmen und ihn dann anzunehmen- in seiner „übermenschlichen“ LIEBE.
    Die KATASTROPHALEN MISSVERSTÄNDNISSE beruhen auch auf dem theologischen Verbot: In der Theologie zu denken, sie selbst zu denken und einer aus diesem Verbot resultierenden veränderten Sprache – hin zur Poesie, die sich aber wieder auch durch die Annäherung an ihren Gegenstand erklärt – die „un-geheuerliche, un-ermessliche“ Gegenwart des Göttlichen.
    Man kriegt es schon auch ein bisschen mit der Angst zutun, allein schon wegen der Verantwortung.
    Aber Christus war möglich.
    Gleichzeitig barg ihn zuletzt aber doch die Schönheit, Wahrheit und Liebe ALLER Kreaturen.
    Mozart vertonte, dass ihr jede Kreatur „opfere“, besser an ihr teilhat.
    Es gibt auch eine teilnehmende Art, mit Nietzsche umzugehen, aber ich bin heilfroh, dass es die wissenschaftlichen gibt, eine Art Netz und Leiter.
    Es geht nicht um Unterschiede, sondern um liebende Gemeinschaft ALLER
    Und wieder nur ein Versuch, aber so kann ich den Artikel nicht stehen lassen.
    Freundlichst

    • Die „Loslösung“ geschieht bei Nietzsche wohl quasi genealogisch, vom Vater auf den Sohn auf den Übermenschen, nicht genetisch.
      Und völlig egal, welcher Herkunft Jesus Christus war, das Christentum entwickelte sich in der zumeist liebevollen Auseinandersetzung/teils eigenen Transformation des Judentums, das ergab dann Jesus Christus als Sohn Gottes.
      Das heisst nicht, dass es nicht auch andere Einflüsse bei Jesus Christus gab, sein Familienbild scheint mir nun mal europäisch, es wird aber in der neuen Religion geborgen, ebenfalls transformiert.
      Ich bin mir nicht sicher, ob Nietzsche je meine Sichtweise in Betracht zog, gewissermassen im Spannungsfeld von „genealogisch“ und „genetisch“, denn er wollte die Transzendenz als Immanenz/Genealogie, als LEBEN, jederzeit allen zugänglich als Teil von Allem, aber im Ergebnis ist es nicht wichtig, weil Nietzsche spricht und tranzendiert. Das kann man nun erforschen auf dem Hintergrund einer wirklich anderen? Sprache.
      Nietzsche hat seine Bedeutung und die Schwierigkeit seiner Arbeit gesehen, aber seinen Missbrauch nicht verhindern können, dazu war er zu krank.
      Nachdem ich ihn gelesen hatte, wollte ich ihn neben notwendiger „Kritik“ auch schützen und weiteren Missbrauch verhindern helfen. Gelesen habe ich ihn erst spät an der Uni, also vielleicht doch für höhere Semester möglich, aber nicht im Sinne von Abhaken eines Bildungskanons, sondern als kritisches Studium. Soviel Respekt und Arbeit sollte man aber eigentlich allen Denkern zuteilwerden lassen. Massenstudium sicher, aber immer mit Respekt und vielleicht sogar Liebe zum Denken.
      Das Christentum wurde in Europa nicht mal eben so angenommen, aber dann doch massgeblich, stilbildend, und grundlegend, die alten Götter hinter sich lassend, deshalb kam ich überhaupt auf andere Einflüsse bei Christus.
      Das Christentum hat auch das Judentum transformiert, die Herausbildung des Islam mitbestimmt, will mir jedenfalls bei Zaid Ibn Amr so scheinen, ein Übriges tat die Diaspora des Judentums in Europa hinzu, die es zu einem Teil Europas werden liess, nicht nur zu einer Herkunft des Christentums.
      Von daher erklärt sich die Ringparabel Lessings der Söhne eines liebenden Vaters.
      Herr Tibi oder Herr Tipi können jetzt einen europäischen Islam einfordern und sollten nicht müde werden, es zutun.
      Er kann aber nicht von heute auf morgen geschehen, zumal die Bedingungen des Zusammenlebens dies auch gar nicht mehr so einfordern, als entweder Assimilation oder Ausgrenzung.
      Wir leben evtl. im modernsten, offensten und aufgeschlossensten Teil der Welt – hoffentlich irgendwann nicht mehr so besonders – es ist m.E. nicht richtig zu sagen, dass wir die Grundlagen unseres Zusammenlebens jeden Tag neu verhandeln müssen, es geht um das Zusammenleben in Europa, aber jeden Tag abgleichen, ohne das wird es schwer.
      Uns ist es doch ein Leichtes und es kann uns auch bereichern, immer jedoch stärker in diese Welt hineinbringen, uns mit ihr verbinden.
      Und leider sind solche schweren Vorkommnisse wie in Halle nicht immer zu verhindern, aber es sollte mich wundern, wenn gerade in Europa nicht auch eine große Liebe und Offenheit für die Welt besteht. Das Entsetzen hat Halle evtl. gelähmt und insgesamt schwer getroffen. Dabei wurde dort weise zum Ende des 2. Weltkriegs verhandelt und Zerstörung von Halle wohl abgewendet. Es starben zwei Menschen, das sind zwei Menschen zuviel, aber die Synagoge hielt und das Zusammenleben in Halle auch.
      Ich kann mir nun in Halle, als der Wiege des Pietismus kein „Zurückstechen“ vorstellen., mindestens hoffe ich auf Umsicht.
      Nächstenliebe bleibt also als ein Pfeiler unserer Kultur, die wir auf die unterschiedlichste Art umsetzen können.
      In anderen Kulturen ist es evtl. stärker die Gastfreundschaft, das Geben den Armen etc. und wenn man richtig schaut, handelt es sich meist um Nuancen, nicht um Unterschiede, vor allem, wenn man einen historischen Blick darauf wirft, wann war das noch bei uns so etc.
      Kommunikation, Lösungen und ein Miteinander sind immer möglich, POLITISCHE KULTUR.
      Krieg ist nie die Lösung, manchmal Not oder Macht.
      Deshalb bin ich auch kein Fan von Bürgerkriegen und dem entsprechender Staatsgewalt, an deren Enden zumeist neue Machtstrukturen stehen.
      Schauen, wie eine Zukunft für alle möglich ist.
      Und Danke für Ihre Aufmerksamkeit

  3. Lieber Herr Kraus,

    mit Gewinn gelesen, wieder einmal etwas gelernt, danke!

  4. Nietzsche wäre heute sicher mehr als frustriert, sähe er die heutige deutsche Misere! Ich weiß nicht, ob uns Nietzsche weiter helfen kann. Das müssen wir schon selber tun! Wir müssen raus aus der Passivität, raus aus der inneren Emigration. Unser Protest muss konstruktiv und viel sichtbarer werden. Nicht mit brutaler Gewalt, sondern mit unseren Argumenten und Ideen müssen wir unser Land zurück erobern.

  5. Einen studierten Philosophen habe ich einmal gefragt: Ist Nietzsche mehr Philosoph oder Poet? Und er meinte: Poet!
    Ich sehe es auch so, vor allem müsste man viel über seinen familiären und zeitgeschichtlichen Hintergrund wissen, um ihn einigermaßen „richtig“ zu verstehen.
    Aber Anregung und Genuss ist er in jedem Falle.

    Für mich das bedeutende an ihm: dass er schon sehr früh vorwegnahm, was heute GESICHERTE naturwissenschaftliche Erkenntnis ist – es ist Illusion zu glauben, der Mensch würde jemals WIRKLICH „moralisch-sittlich“ funktionieren. Heutiger Kenntnisstand ist: der Mensch ist auch nur ein Tierchen! Das Bewusstsein ist eher eine Pressestelle des Gesamtindividuums – eine Illusion, man könne den Menschen beliebig „umprogrammieren“.

    Jedem Haushamster, jeder Topfpflanze versucht man gute, lebenswerte Bedingungen zu bieten. Ausgerechnet den Menschen bestraft man chronisch mit nicht-artgerechten Vorschriften und Lebensbedingungen! Alles im Namen der (Pseudo-) Moral, hinter der letztlich auch nur die Interessen von Gruppen stehen.
    Man wundere sich nicht, wenn aus solcher Deformation, deformierte Gestalten hervorgehen.

    • Ein studierter Philosoph ist der Herr Precht auch…
      Nietzsche war beides. Die Poesie kann ich nur schlecht beurteilen, aber er war einer, wenn nicht der größte Philosoph der neueren Geschichte. Jedenfalls spielt Nietzsche in einer anderen Liga als der total überschätzte Kant, von Herrn Precht wollen wir gar nicht anfangen, das ist nicht mal derselbe Sport.

      • Richtig….bei Prechtlein und auch Augsteinchen fällt mir folgender Aphorismus von Karl Kraus ein: „In Zeiten, in denen die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst (linke) Zwerge lange Schatten.“

        p.s. Das „linke“ in Klammern habe ich hinzugefügt.

    • Das Bewußtsein dürfte eher der Verteiler sein, während das Hirn der Empfänger ist und wer darauf Einfluß hat wird sich der Menschheit nie offenbaren, vermutlich sind es einfach die Gesetze der Natur, unergründlich und niemals eingrenzbar, weil diesem menschlichen Hirn einfach Grenzen gesetzt sind und was wir bisher an Erkenntnissen gewonnen haben ist nichts anderes als ein geistige Krücke und genauso wenig wie wir morgen genetisch nicht mit eigener Körperkraft fliegen können, genauso entzieht sich das Universum unserer Vorstellung, wenn wir auch einem Wimpernschlag gleich uns anmaßen etwas zu wissen und auch der Tod ist ein zusätzlicher Kronzeuge der irdischen Ohnmacht und wer das nicht zur Kenntnis nehmen will soll eben weiter träumen, das geht ehedem auf natürlichem Weg zu Ende und damit auch die Fehleinschätzung, die uns immer schon bestimmt hat, auf allen unseren Wegen.

      • … nun ich ziele vor allem auf die Untersuchungen im Kernspin ab: „der Körper“ hat sich schon entschieden, BEVOR das Bewusstsein eine „Entscheidung“ vorgaukelt.
        Noch krasser allerdings ist, dass die MEISTEN Menschen praktisch ganz auf das Nachdenken verzichten. Die beste Beschreibung der Gründe für ihr Handeln wäre häufig nicht irgendeine vorgeschobene Begründung, sondern ganz einfach „weil die anderen es auch so machen!“.
        Kultur (teilweise kollektive Erlebnisse von vor Jahrhunderten), Religion/Indoktrinierung/Konditionierung, Gruppenverhalten, Körperbedürfnisse etc. sind praktisch nicht zu beeinflussen, jedenfalls nicht mit dem „Moral-Joystick“ vorwärts-rückwärts-linksherum …

  6. Ich liebe Nietzsche und ich muss gestehen, dass ich das Werk „Also sprach Zarathrusta“ zwar gut finde, aber die Werke „Jenseits von Gut und Böse“ sowie „zur Genealogie der Moral“ sehr viel interessanter finde.

    Insbesondere wie klar er Religion, Moral und deren Priester erklärt und wie toll man alles auf die jetzige Situation münzen kann, wieder und wieder und wieder. Mein wirklich absoluter Lieblingsphilosoph, der mich wunderbar unterstützt hat Atheist zu werden und zu bleiben! Ein Muss einmal all seine Werke zu lesen. Zeitgemäß ist er um jeden Fall.

    • Von mir mal ganz abgesehen, hielt auch Albert Schweitzer „Also sprach Zarathustra“ nicht für Nietzsches bestes Buch. Dass diese Ansicht so durchgängig verbreitet ist, hat seinen einfachen Grund darin, dass Nietzsche selbst sein Leben lang dieser Meinung war. Da es aber schwer bis unmöglich ist, in eigener Sache objektiv zu urteilen, sollte man Nietzsches Meinung hier nicht dogmatisch sehen.

  7. Hervorragender Artikel Herr Kraus…..dem gibt es fast nichts hinzuzufügen. Zu empfehlen sind alle Bücher des Meisters, besonders aber „Zur Genealogie der Moral“. Das sollten mal die linken Wessi-Achtel-Silophöphchen Augsteinchen und Prechtlein lesen……aber was fordere ich da…..von illiteraten Eunuchen.
    Ihnen empfehle ich zur Lektüre E.M. Cioran, der in seiner Radikalität den grossen Friedrich noch übertrifft, und natürlich „Nicolas den Grossen“ (Nicolas Gomez Dàvila). Aber vermutlich kennen Sie beide schon (?)

    • Danke für die Empfehlung. Kannte ich noch nicht.
      Aber was die Radikalität betrifft, das ist kein Wettbewerb. Abgesehen davon war Nietzsche keineswegs radikal, sondern nur ein freier Geist, den Fesseln der Sklavenmoral ledig.

      • Ein freier Geist, den „Fesseln der Sklavenmoral ledig“ war doch zu allen Zeiten radikal…..meine ich.
        Wettbewerb? Wie kommen Sie darauf? Daran hatte ich nicht einmal im Entferntesten gedacht.
        Aber: bitte lesen Sie die beiden von mir empfohlenen Autoren, solange das in D. noch möglich ist.

  8. Kleine Leseempfehlung : „Und Nietzsche weinte“

    • Kenne ich. Heute müsste es heissen: „Alle Denkenden weinen“…..derer sind aber nicht mehr so sehr viele anzutreffen, da man allgemein bevorzugt „gedacht zu werden“….und das hat nicht unbedingt etwas mit dem IQ zu tun.

  9. Gott ist tot, soll er gesagt haben und damit dürfte er den Nagel auf den Kopf getroffen haben, denn würde der Allmächtige existieren dürfte aus Gründen der Ratio der ganze menschliche Unsinn nicht existieren und deshalb war er ja auch der Erzfeind der Stellvertreter Gottes auf Erden und dennoch liegt in dieser kurzen und prägnanten Feststellung ein großes Stück Wahrheit und bis zum Beweis des Gegenteils kann man diese These durchaus für richtig halten, unabhängig der jeweils unterschiedlichen Anschauung.

  10. Nun, ich lobe mir Nietzsche als den ehrlichsten Propheten des Fortschritts, wie er seit dem 16. Jh. fortschreitet. Nietzsche fasst die Visionen und „Wissenschaften“ von protestantischen Angelsachsen Hume, Malthus, Hobbes, Darwin und Galton treffend zusammen, sieht den säkularen Staat beliebigen Rechts, so wie er ist, wie auch das Streben des „aufgeklärten“ Menschen nach Perfektion, bei dem der eine Gott und damit auch das Christentum stört. So viel Ehrlichkeit musste in die Nazi-Ecke geschoben werden, damit der „aufgeklärte“ Schoß weiter fruchtbar bleiben kann … Eugenik war noch nie so -in- wie heute, oder?

    • In der moderneren Philosophie kommen ihm an Ehrlichkeit und Radikalität nur Niclolas Gomez Dàvila und E.M. Cioran gleich. Letzterer übertrifft ihn fast gar noch…..finde ich.

      • Danke für die Tipps, ich werde mir dazu eine Meinung bilden … mein Leserückstand im Regal erreicht bald 2 m …

      • Nicolas Gomez Dàvila war Kolumbianer und E.M. Cioran Rumäne, der aber jung nach Frankreich ging und bald auf Französisch schrieb.

  11. Sehr schöner Artikel, Herr Kraus
    hatte ich doch eben jenen Abschnitt über den Staat gemeint, als ich Ihren letzten Beitrag zur Umstellung der Hochschulsprache ins Englische kommentierte. Auf Zarathustra stieß ich beim Studium des Ersten Weltkrieges, da die Engländer sich an ihm hochschaukelten, und ihn als Beweis des Barbarischen in den Deutschen zeihten.
    Ich las als die englische Version von Zarathustra und übersetzte diesen Teil zum Staat ins Deutsche. Dann verglich ich das mit dem Original. Wie sage ich es? Begossener Pudel? Schuster, bleib bei deinen Leisten? Wahrlich ein Meister der Worte.

  12. Nietzsche lohnt sich im Original zu lesen. Er ist alles andere als verquast und schwurbelig, sondern er kann einem richtig den Verstand frei blasen und sei es durch spontanen Widerspruch beim Leser. Ich empfehle die „Genealogie der Moral“, die gar nicht so schwer zu lesen ist. Was mich immer ärgert ist der Umstand, dass sein Übermensch-Konzept regelmässig als Blaupause für den arroganten, über Leichen gehenden SS-Obersturmbannführer herhalten muss. Nietzsche meinte mit seiner Typologie etwas ganz anderes und zwar den lebensfrohen und lebensbejahenden Tatenmensch, der nicht vom Jenseits, von der Erlösung oder vom Paradies im Himmel träumt, sondern der sich auf den Tag und auf seine Mitmenschen freut und darauf, dass es etwas zu gestalten und zu erschaffen gibt. Diese lebensbejahende Energie, die er auch überall in der schöpferischen und sich wandelnden Natur sieht, hat seine ganze Zustimmung und Bewunderung im Gegensatz zu morbiden Religionen und Ideologien, die dem Menschen weiß machen wollen, dieses Hier und Heute sei gar nicht das eigentliche Leben, sondern das käme erst nach dem Tod, nach einer Revolution oder einem sonstigen großen Bruch in der Geschichte.

  13. Empfehlenwert ist Safranskis sinniger Weise „Biographie seines Denkens“ genannte Auseinandersetzung mit Nietzsches Werk.

  14. Nietzsche geht har nicht, ist Hitler – bitte löschen Sie den Artikel.
    Nicht, daß empfindliche Internetnutzer noch auf Idee kommen, selbst mal Nietzsche zu lesen, könnte ja Augen öffnen 😉

  15. „JA ICH WEIß WOHER ICH STAMME,
    ungesättigt gleich gleich der Flamme
    glühe und verzehr ich mich.
    Licht wird alles was ich fasse,
    Kohle alles was ich lasse,
    Flamme bin ich sicherlich!“

    Diese wenigen Zeilen haben mich immer elektrisiert. Sie sagen so unendlich viel aus und beschreiben die Größe eines Individuums, das weit über dem Mainstream lebt. Ein Individuum, von dem Kant forderte, es solle den Mut haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Natürlich konnte keine Massenideologie, weder Sozialismus, noch Faschismus, den Extrem-Individualisten Nietzsche instrumentalisieren. Was mit ihm heute wäre?

    Er könnte gar nicht gelesen werden. Einerseits weil immer weniger Leute wirklich lesen können. Vor allem aber eine andere Facette unserer Bildungskatastrophe wäre schon Grund genug: Da in fast allen Redaktionen die Feminazis (man könnte sie genau so gut Femi-Bolschwistinnen nennen) das Sagen haben würde keines seiner literarischen Erzeugnisse das Lektorat überstehen – es würde nur so weit gelesen werden bis diesen Flintenweibern irgend etwas Frauenfeindliches auffallen würde – und bei deren hysterischer Auslegung ist das alles was nicht von erklärten Eunuchen geschrieben wird. Er würde also im Papierkorb landen, so wie fast alle großen Denker. Wir sind ja sogar schon mittendrin in der after fact-Zensur: einen extrem frauenkritischen Aphorismus von Herder fand man vor 2 Jahren noch über Google – heute ist er von dort verbannt. Ich will ihn hier nicht wiedergeben, denn selbst der TE-Moderator würde ihn wohl kassieren. Schlimm, denn nur über die Diskussion solchen Materials würde man die menschliche Evolution weiter nach vorn bringen können.

    Wir leben in einer schlimmen, in einer katastrophalen Zeit – Sodom und Gomorrha waren noch ein Garten Eden dagegen. Der Mensch soll seiner Würde beraubt, der Mann zumindest intellektuell und charakterlich kastriert werden. Wer einen Rundgang durch unsere Innenstädte macht oder auch nur zehn Sekunden lang Mainstreammedien liest oder hört, der weiß es sofort.

    Auch diese Zeilen von Nietzsche fand ich immer besonders bewegend (ein Auszug aus seinem Gedicht „Die Krähen schrein“): „…was bist Du Narr vor Winters in die Welt entflohn … die Welt ein Tor zu tausend Wüsten stumm und kalt … weh dem der keine Heimat hat…“
    Selbstredend, dass Persönlichkeits-Eu****en wie Augstein oder Relotius so etwas Erwachsenes nicht verstehen würden.

    Für jeden, der darunter leidet, dass unsere Gesellschaft archaische Clans auf Orang-Utan Nieveau protegiert statt eine intellektuelle Elite heran zu bilden, jeden, der den Feminismus und seine diabolischen Auswüchse als gesellschaftliches Krebsgeschwür versteht, jeden, der ein Politestablishment ertragen muss, das in fast allen Punkten ganz genau das Gegenteil von Nietzsches Persönlichkeitsideal ist, für alle jene kann Nietzsche immer noch Zufluchtsort sein.

    • Der letzte Abschnitt ist Weltklasse, der Rest auch gut…….und ich verteile nicht so schnell Lob!

  16. Der „Zarathustra“ das bedeutendste Werk des großen Philosophen? Doch wohl eher die mittlere Periode bis 1882, geprägt durch die genialen Aphorismen, das systematische Infragestellen.

    Aktueller denn je und unbedingt lesenswert Nietzsches Ausführungen zu den Deutschen.

  17. @ Krause
    Für Andere ist Nietsche zweifellos der größte Schocker unter den Philosophen.
    So verzichtete er darauf seine Gedanken systematisch zu entfalten und goss sie statt dessen in die poetische Form der Aphorismen, der seherischen Prophetie, des Bekenntnis oder gar des lyrischen Gedichts.
    Sein Werk ist gekennzeichnet von Widersprüchlichkeiten und Paradoxien, so dass man ihn für entgegengesetzte Positionen in Anspruch nehmen kann.
    Ohne klare, stringente Geistesentfaltung, für Jeden was dabei, in alle Richtungen unterwegs, da kann ein Ende in geistiger Umnachtung, so bedauerlich es ist, dem Ergebnis der totalen Verwirrung, wenn schon kein Ziel so doch zumindest der letzte Haltepunkt bedeuten.

    Gruß
    H.D.

    • Darum geht es doch gerade. Nietzsches Denken ist wie ein helles Licht, das sich in alle erdenklichen Winkel des menschlichen Geistes auszubreiten vermag. Der gewillte Leser kann sich aufmachen wie ein Forscher, all das zu erfahren. Da sind Sackgassen und Irrwege und dennoch ist dort ein Weg. Deswegen braucht es Zeit, um Nietzsche zu ergründen.

      • @ Maruku
        Die erlebte Wonne, sich in einem Labyrinth zu verirren möchte ich Ihnen nicht nehmen.
        Gönnen wir uns gegenseitig die jeweilige subjektive Wahrheit.

      • Ah, Perspektivismus. Geht doch. Jetzt sprechen Sie wie ein Nietscheaner.

      • @ Alexis de Tocqueville
        Innerhalb einer Minute zwei sich widersprechende Aussagen…geht es bei Ihnen auch schon los….das mit der Umnachtung?

        Sorry…….ne, eigentlich nicht!…oder vielleicht doch?

    • Ohne klare, stringente Geisteshaltung? Dann haben Sie einfach nix davon verstanden, sorry.

  18. Nietzsche ist nur was für Freigeister und Feinschmecker. Wer nach der Radtour – selbstverständlich mit Kopfschutz und Healthtracker – Scampi auf Ruccola bestellt, spuckt ihn aus, als wäre er eine versalzene Volgelspinne. Man soll es den Gutmenschen nicht übel nehmen. Sie hassen den Autor des Zarathustra. Die ganze Idee des internationalen Sozialismus, der Willkommenskultur, der grenzenlosen Humanität, der Kindererziehung ohne Schweinefleisch, der Förderung jedweder Überspanntheit, kurz das Gutmenschentum beruht ja in letzter Instanz auf der von Nietzsche beschriebenen Sklavenmoral des Christentums.

  19. Nietzsche lohnt sich wirklich. Allerdings ist er nicht einfach zu verstehen. Man kann zehn Jahre mit diesem Titanen der deutschen Literaturgeschichte und Philosophie verbringen. Und es wird doch nie langweilig.
    Für die heutige Zeit ist er vielleicht aktueller denn je. Es scheinen sich neue Religionen ihren Weg zu bahnen. Aus Vater, Gott im Himmel, wird nun Mutter Erde. Aus dem ewigen Fegefeuer nach dem Tod wird die Apokalypse des Klimawandels. Mit gleicher Inbrunst verbreiten sie ihre Lehre und unterwerfen alles (ja selbst das Leben an sich) ihrer Moral. Das „fragt und fragt und wird nicht müde: Wie erhält sich der Mensch am besten, am angenehmsten? Damit sind sie die Herren von heute.“

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