Im House of Commons sitzen und stehen Regierende und Opponierende gerade so weit auseinander, dass es zum Handgemenge nicht ganz reicht. Und gelegentlich legen sie sich sogar hin.
https://twitter.com/BarnabyEdwards/status/1169000958589902849?s=20
I.
Rees-Mogg. Natürlich. Wer sonst! Der Schnösel von der ersten Bank, tadellos gekleidet, die Schuhe gewienert, den Scheitel gezogen, ausgestreckt zum Nickerchen. Im Unterhaus trifft Ignoranz auf Arroganz. Am Flegel geht vorbei, was da geredet und beschlossen wird. Er wählt die bequemste Geste der Verachtung.
II.
Da beweist also einer mit Manieren, dass er auf Manieren gerade keinen Wert legt, weil die Commons seines Erachtens keine Manieren wert sind. Ein mit goldenem Löffel im Mund Geborener gibt den Rotzlöffel. Wir sind an einem interessanten Punkt. Manieren – ob im Parlament oder bei Tisch – waren stets auch ein Mittel autoritärer Machtausübung. Sie spiegeln die Herrschaftsverhältnisse in der Familie wie im Parlament. Regeln gelten nämlich für alle, nur nicht für den Herrscher. Der setzt sie bloß. Rees-Moggs horizontale Haltung signalisiert: Quod licet Iovi, non licet bovi.
III.
Wir sehen den symbolischen Missbrauch von Macht. Kafka beschreibt dieses Verhalten in seiner grandiosen Erzählung „Brief an den Vater“. Nur der Vater muss sich bei Tisch nicht an seine eigenen Regeln halten. Deshalb erlebt Kafkas Ich-Erzähler die Welt geteilt: „In die eine, wo ich, der Sklave, lebte, unter Gesetzen, die nur für mich erfunden waren (…) dann in eine zweite Welt, die unendlich von meiner entfernt war, in der du lebtest, beschäftigt mit der Regierung, mit dem Ausgeben der Befehle und mit dem Ärger wegen derer Nichtbefolgung.“ Genau das ist in Westminster unter dem dünnen Firniss der Demokratie zu erkennen.
IV.
Wozu überhaupt noch Manieren? Das Tier reißt sich um die Beute, der Mensch verteilt sie gesittet. Ohne Manieren fallen wir zurück in die Barbarei. Der Prozess der Zivilisation ist ein steter Prozess der Verfeinerung und der Angleichung von oben nach unten (wie es der Soziologe Norbert Elias unübertrefflich beschrieb.) Rees-Mogg dreht das um. Statt Verfeinerung demonstriert er von oben herab Vergröberung. Man kann das als Parodie und Kritik am Zeitgeist lesen. Ist doch das Kennzeichen unserer Zeit die Angleichung von unten nach oben. Wir nennen das Popkultur. Wir akzeptieren antiautoritäre – nämlich: manierenfreie – Erziehung. Und nun kommt dieser Schnösel von oben und macht sich das spielerisch zu eigen.
V.
Im zwölften Jahrhundert führte der englische König Heinrich II. bei Tisch als erster Gabeln ein. Sie dienten der Vorlage der Speisen aus den gemeinsamen Schüsseln auf individuelle Teller. Doch war die Tischgesellschaft damit zunächst überfordert, hielt das Werkzeug für eine Waffe und stach aufeinander ein. Die Deutschen nahmen sich zu dieser Zeit noch mit den Fingern. Jetzt sammelt Rees-Mogg die Gabeln wieder ein. Doch parlamentarische Manieren bedrohen das Regime. Wenn einer Gabeln als Waffe benutzt, dann nur Johnson. Manieren gelten ihm wohl als „kleinbürgerliche Scheiße“. Genau so hat es die Jugendbewegung in den Sechzigerjahren formuliert, die aus Prinzip Manieren ablehnte und das Danebenbenehmen als Waffe ihres Aufstands nutzte. Später dann auch im Parlament:„Mit Verlaub, Herr Präsident, sie sind ein A…“ Rees-Mogg, Johnson & Co erweisen sich als antiautoritäre Autoritäten, als elitäre Antielite.
VI.
Es geht immer um die Balance zwischen individueller Freiheit und Norm. In Deutschland zählt von jeher das Kollektiv mehr als das Individuum, die Sekundärtugend mehr als die Überzeugung. Der Bundestag spielt „Hohes Haus.“ Regularien, Unterordnungen, Anordnungen. Der getreue Untertan ist das bürgerliche Leitbild selbst heute noch im Parlament. Deshalb führt Fraktionszwang in Deutschland zur Betäubung der parlamentarischen Demokratie. Ach, hätten wir doch ein weniger hohes Haus, ein House of Commons in Berlin! In Great Britain stehen, sitzen und liegen noch ziemlich viele Exzentriker herum. Ein Menschenschlag, der es in Deutschland nie zu etwas gebracht hat. Wir sollten weniger schadenfroh als neidisch auf die Mutter der Parlamente schauen.
VII.
Zwei leider notwendige Nachsätze. Erstens: In London lernen wir, dass man keine geschriebene Verfassung braucht, um in eine veritable Verfassungskrise zu stürzen. Zweitens: Im englischen Parlament ist zu sehen, dass Traditionen, Spielregeln und auch die Unabhängigkeit der Gewählten ohne Wert sind, wenn es an der wichtigsten Zutat demokratischer Politik fehlt. Ohne ein Minimum an Vertrauen funktioniert nichts. Demokraten vernichten den Boden, auf dem sie stehen, sitzen und liegen, wenn sie einander nur noch belügen, betrügen und mit faulen Tricks und Schlichen bekämpfen.
PS
Mehr über Manieren und ihre gesellschaftliche Bedeutung in: Vorwiegend Festkochend. Kultur und Seele der deutschen Küche von Wolfgang Herles. Erscheint am 21. Oktober bei Penguin-
Genial, darf ich den Spruch verwenden?
Politiker zeigen ihren Untertanen halt gerne mal den Mittelfinger. Kann man auch hier jeden Tag beobachten.
Lieber Herr Herles, da weisen Sie ja wieder auf eines unserer zentralen Probleme!
Schön zu lesende Betrachtungen über den Verfall von Manieren, der – was Herr Herles leider nicht herausstellt oder nicht so sieht – nichts mit „bösen“ Populisten wie Johnson oder Trump zu tun hat, sondern schlicht dem Wohlstand. Anstand, Stil, Klasse, auch Bildung ist nur was für eher arme aber aufstiegswillige Gesellschaften.
Die letzte Epoche, in der – in allen westlichen Nationen – es noch Stil, Anstand, Klasse, und damit untrennbar verbunden, gutes Aussehen und guten Modestil gab, waren die 1960er. Danach kamen die Wohlstandskinder der Nachkriegszeit, die Hippies, die 68er. Den älteren sicher noch vor Augen und zu ergoogeln von Jüngeren schaue man sich einmal Bilder von den Beatles an – wie sie, auf dem Höhepunkt der Beatle-Mania, 1967 aussahen (oder alle anderen Popstars), und dann 1972, nach ihrer Trennung – vollgekiffte Waldschrate, die linke Parolen stammelten – aber schon da die reichsten Briten ihrer Generation. Versinnbildlicht ist das für mich mit dem modernen sommerlichen Mann, der, viel zu alt dafür, mit schlafanzugähnlichen kurzen Hosen in Flipflops durch die Stadt schlappt, abgerissen und unansehnlich, seine Krampfadern und Hammerzehen zur Schau stellend wie Trophäen, aber in der Tasche 500 € in bar, und das hundertfache auf dem Konto.
Bisher hat es in der menschlichen Population noch keine wohlhabende, reich gewordene Gesellschaft geschafft, agil, anständig, gefaßt und in Selbstzucht zu verbleiben – sie alle verwahrlosten und verfielen, bis sie fielen. Europa ist keine Ausnahme, lange dauert es nicht mehr, dann sind wir weg.
Die von Wolfgang Herles kritisierten Phänomene haben also nichts mit politischer Präferenz zu tun. Anzumerken wäre, hinsichtlich der Lage in Großbritannien, allenfalls, daß die politischen Eliten des Königreiches, und das Parlament (zumindest Tories und Labour) nahezu sich ausschließlich aus der Schicht der linksliberalen Anywheres rekrutieren – also denen, die den Brexit und damit die Renationalisierung Großbritannien rundweg ablehnen. Es hat in der Geschichte noch nie geklappt, den Bock zum Gärtner zu machen, und es war ein, allerdings bewußt herbeigeführter Grundfehler des Brexits, nach der Volksabstimmung das Parlament nicht neu zu wählen, sondern es, von Remainern dominiert, mit der unfähigen Theresa May, den Brexit verhandeln und damit vermasseln zu lassen. Johnson kommt zu spät. Daß er sich ebenfalls zu lange bedeckt hielt, steht auf einem anderen Blatt.
Sehr sehr schön!
A) Die vielfach ignorierte und doch immer(!) vorhandene Körpersprache!
B) Rees-Mogg als – klassisch – britische Snob und/aber
C) auch, die „Ochlokratisierug“ nimmt ihren Lauf!
ich haette es genauso wie Rees-Mogg gemacht!
Erstens hat die Bevölkerung beschlossen,aus der EU auszsteigen,in einem demokratischen Referendum.
ZWEITENS versuchten die vorherige „Tory“-Regierung ebenso wie die Opposition sowie die EU,dieses Votum per Verzögerung,Klauselspielereien und gegenseitiger Blockade nach Möglichkeit zu verhindern.
Drittens hat jetzt ein echter Tory endlich kompromisslos den Volkswillen versucht,umzusetzen und entlarvt damit diejenigen in seiner Partei,die das real nie wollten,ebenso wie die Oppositionsführer,deren eigenes Stimmvolk das sehr wohl auch wollte,die das aber aus Eigennutz nicht wollen….
die Bühne zur Selbstoffenbarung der „Remainer“ ist gerichtet,da kann man sich auch mal entspannen und mit geschlossenen Augen geniessen 🙂
Rees-Mogg ist sicherlich nicht der typische Vertreter des britischen Parlaments. Habe mir in der zurückliegenden Woche mehrere Debatten live angesehen (auch früher schon) und mich über die lebhaften Debatten gefreut. Und wenn einer/eine über die Stränge schlägt oder ausfällig wird ertönt ein donnerndes “Ooorder“, gefolgt von einer süffisanten Erklärung für den most honorable Gentleman oder die most honorable Lady. Der Bundestag ist damit verglichen eine Totenmesse, in der die Toten selbst z.T. auch noch reichlich stillos auftreten. Eine Vergleich zwischen John Bercow (Mr. Speaker) und sprechenden Zirkuszelten erspare ich mir.
Wie spät war es denn? Fällt noch jemandem auf, wie leer die Bänke sind bei dieser „hochwichtigen Debatte“ und wie die paar anderen Anwesenden auch in den Seilen hängen?
Hier ist das Video dazu, die Rednerin (netter Tonfall übrigens) sagt „tonight“, also heute Nacht.
https://videos.metro.co.uk/video/met/2019/09/04/2797400911129232445/640x360_MP4_2797400911129232445.mp4
Die Kamera fährt zum Schluß über halbleere Bänke. Die andern ratzen offenbar bereits woanders in ihren Betten ob diese Schicksalsfrag, aber JRM muß als „leader“ halt dableiben. Im letzten Bild liegt er offenbar links, sie sitzt(!) ganz rechts, aber es zeigt vermutlich die selbe Debatte. Man weiß ja nie….
Übrigens: Falls der Brexit noch so lange aufgehalten wird, daß die Briten die kommende Rezession noch als EU- Mitglied abbekommen, kann man sie schlecht durch den nicht erfolgten Brexit dafür verantwortlich machen, oder?
Rees-Moog hat da eine „performance“ abgeliefert, wie Konservative sie sich normalerweise nicht gestatten. Die Verachtung ist mit Händen zu greifen. Nur: Warum denn nicht? Das Unterhaus fällt mit seiner Verweigerung der Option eines No-Deal-Brexits der Regierung geradewegs in den Rücken während diese händeringend versucht mit Brüssel einen Kompromiß zu finden, weil sie das Ergebnis des Referendums umsetzen muß. Das Unterhaus wendet sich hier sowohl gegen das Volk als auch gegen die Regierung. Jetzt sind wirklich Neuwahlen erforderlich!
Der Exzentriker wandelt auf einem schmalen Grad zwischen Originalität und schlechten Manieren. Sich malerisch auf den Polstern des Unterhauses auszustrecken, über drei Sitzplätze hinweg, war jedenfalls ein Lacher. Die Briten mögen Rees-Mogg und haben sich über die Abwechslung gefreut. Von einem Niedergang der Zivilisation im Königreich würde ich noch nicht sprechen. Zumal bei diesem Anlaß. Ich habe es eher als eine Verfeinerung der Sitten aufgefaßt. He made a little difference.
Ich darf in diesem Zusammenhang auf die exquisiten Umgangsformen im (ehemaligen) Hohen Haus Deutschlands, genannt Deutscher Bundestag, verweisen.
Als ein Beispiel von vielen bleibt für mich unvergessen die „demokratische“ Geste der BT-Vizepräsidentin mit dem Hang zu quietschbunter Kleidung bei einer Rede von Frau Weidel, als sie der Rednerin demonstrativ den Rücken zugekehrt hat.
Trotzverhalten eines Kleinkindes.
du-du-du! Herr Herles (eine oma siezt ihre kleinen enkel nicht) ich bin enttäuscht! sind Sie abgemahnt worden, oder warum kein wort zu den DE-peinlichkeiten dieser woche?
le Grand Karl hätte gesagt „wer im jogginganzug auf reisen geht*, hat die kontrolle über sein leben verloren“ und im speziellen fall nicht nur darüber –
*und damit auch noch rumhängt wie ein nasser sack
Sehr geehrter Herr Herles, Sie schreiben „Ist doch das Kennzeichen unserer Zeit die Angleichung von unten nach oben.“
Vielleicht habe ich Sie ja falsch verstanden, aber ich sehe es genau umgekehrt. Was die Manieren angeht, findet eher eine Anpassung von oben nach unten statt. Was heute zeitgeistig und benimmlos selbst von Repräsentanten einstmals honoriger Parteien herumgepöbelt wird, ist eine Anpassung an den Jargon der Straße. Auch die Verballhornung und Kanakisierung unserer Sprache, einstmals die der Dichter und Denker, und die Verringerung des aktiven Wortschatzes weist auf diese Anpassung nach unten hin.
Man kann von zunehmender Barbarisierung sprechen, die durch die Migration noch gefördert wird. Insofern kann man auch nicht von Rückfall in frühere Zeiten sprechen, nicht von Rückentwicklung, denn unsere Altvorderen waren in vielerlei Hinsicht zivilisierter im Umgang (die Zeit des Nazi-Regimes einmal ausgenommen). Es ist eine neue Art von Barbarei.
Bevor Fernsehkameras im Parlament zugelassen wurden, war es üblich, daß sich MPs mal langgelegt haben, wenn genug Platz da war. Rees-Mogg ist jetzt „Leader of the House“, was bedeutet das er möglichst bei allen Debatten die ganze Zeit anwesend sein sollte. Diese unseligen Brexit-Debatten dauern ziemlich lange und von der Opposition kommt meistens nur Müll. Da habe ich Verständnis, wenn Rees-Mogg sich eine kleine Auszeit nimmt. Die Sitzbänke sind wohl auch nicht besonders bequem, gerade für hochgewachsene Menschen wie R-M.
Sowohl in deutschen Parlamenten, als auch Im TV sieht man täglich viel schlimmere Verhaltenweisen von Politikern, Journalisten und solchen, die sich dafür halten!
„Manieren – …. bei Tisch – waren stets auch ein Mittel autoritärer Machtausübung.“ Das ist 68-er Quatsch.
Sie widersprechen sich hier: „Ohne Manieren fallen wir zurück in die Barbarei.“
Ja, was denn nun?
Übrigens, gerade der Vater hat manierlich am Tisch zu sitzen, es sei denn … s.o.,
und besuchen Sie einmal den Bundestag, aber nehmen Sie nicht Ihre Enkel mit.
Da latscht ein Doppelzentner in bunter Robe durch den Saal, um am Präsidiumstisch Platz zu nehmen, da schreit ein Dreifachzentner mit hochrotem Kopf herum und wird dann übertroffen von einem bestgekleideten „Herrn“ aus Hamburg, der dann noch von einem aus Würselen übertroffen wird. Man schämt sich vor den ausländischen Zuschauern auf der Tribüne. Gottseidank kriegen es die anwesenden Freitagsklatscher nicht mit, weil sie anderweitig beschäftigt sind.
Der Verlust von (Tisch)-Manieren ist ein Verlust von Kultur und nicht von Autoritäsgehabe!
Apropos: Die Verwendung von Gabeln bei Tische: Da sind wir dem 12. Jahrhundert schon wieder sehr nahe.
Vielleicht haben sie Recht sich über den konservativen Herrn in seiner
Haltung aufzuregen, Herr Herles. Aber ehrlich gesagt finde ich es für
Deutschland irrelevant, wir haben mehr als genug eigene Probleme mit
unseren Politikern.
Da kann man den fehlenden Anstand im Sekundentakt sehen,
da brauche ich keinen Blick zu den Wirren des Brexit.
Beispiele gefällig?
Ursula v.d.L.: Als Verteidigungsministerin komplett versagt, statt wegen
Veruntreuung und „Beratermilliönchen“ vor Gericht zu stehen, Beförderung nach
Brüssel in Führungsposition.
Martin Schulz: Ich strebe kein Ministeramt an. Wahl…ich will Aussenminister.
Olaf Scholz: Finanzminister und SPD Vorsitzender geht zeitlich garnicht.
Jetzt: Ich will SPD Vorsitz
Angela, Kanzlerin der seelenlosen, schwarzen Herzen:
Parteivorsitz und Kanzleramt müssen Hand in Hand gehen.
Kanzlerin geblieben, AKaKa Parteivorsitzende.
AKaKa:
Verteidigungsministerin. Eine Beleidigung für jeden Soldaten, der vorher
schon Ursula ertragen musste. Eine Mensch gewordene „Verachtung“ des
Ministeriums.
Und das sind alles nur Dinge aus der jüngsten Vergangenheit. Die Liste wäre
sehr, sehr, sehr lang erweiterbar.
MfG.
Sie sagen es, Herr Herles! Der Fraktionszwang ist der Tod jeglicher Demokratie! Warum soll der Parlamentarier noch zuhören, argumentieren, sich mit dem Thema beschäftigen, Kenntnisse zum Thema erwerben? Es steht ja von vornherein fest, wie entschieden wird! Da kann man die Redezeit der anderen ja auch für ein Schläfchen nutzen, Zeitung lesen, am Handy daddeln oder telefonieren, wie es im BT mittlerweile üblich ist. Das hat nicht nur Ausdruck der Verachtung des politischen Gegners, das ist Ausdruck der Verachtung des Wählers. Alles andere ist Show, das Ergebnis steht ja schon fest. Und die paar Aufrechten, die ihren Job und den Wähler noch ernst zu nehmen scheinen, sind willkommene Idioten, weil man sich so den Anschein von Demokratie geben kann!
Der Fraktionszwang muss verboten werden!
Ja, da zeigt jemand demonstrativ sein absolutes Desintresse.
So wie bei uns, das der Großteil macht, der nicht dabei ist, am tuscheln ist, mit dem Handy beschäftigt ist, aufsteht und herum läuft (macht Merkel gerne).
Wir Bürger sind inzwischen schon so daran gewöhnt, dass wir uns nicht mehr darüber echauffieren.
Jedoch gehe ich bei unseren Politikern davon aus, dass denen nicht einmal bewusst ist, dass das schlechte Manieren sind, wenn sie sich so verhalten, sie können es nicht besser. Eines der besten Beispiele ist die sitzende Merkel bei den Hymnen, gerade in China! Wenn es aus gesundheitlichen Gründen ist, dann hat sie diese Gründe offen zu legen! Wenn nicht aus Respekt vor unserer eigenen Hymne, dann aus Respekt vor der des anderen Landes. Gesundheitliche Gründe wären akzeptabel, würde aber wohl dafür sorgen, dass eine Diskussion entbrennen würde, ob sie nicht doch früher zurücktreten muss. Keine Gründe zu nennen, außer ihrem persönlichen Wunsch ist eine Respektlosigkeit sonders Gleichem. Die Frau hat weder Benehmen, noch Anstand noch Stil.
Rees-Mogg dagegen hat das alles – und kann es bewußt einsetzen um zu provozieren.
Dass ist der entscheidende Unterschied!
„Frau Merkel konnte ja nicht richtig mit Messer und Gabel essen und lungerte bei Staatsessen rum, so dass ich sie mehrfach zur Ordnung rufen musst,“ so H. Kohl in seiner Biographie. Dachte damals, dass das mehr eine sarkastische Metapher für (ihr) fehlenden Anstand u. Stil gemeint war, aber anscheinend konnte sie ja echt nicht mal das.
……hear-hear!
Rees-Mogg demonstriert lediglich anschaulich, dass er des monatelangen Disputs im Unterhaus müde gworden ist, wie viel seiner Landsleute. Kan man durchaus nachvollziehen. Im übrigen zeigen die Vorgänge dort, dass im UK die Demokratie noch überaus lebendig ist, während im „Reichstag“ bleischwere Langeweile herrscht. Mehltau liegt über den Parlamentssitzen, die Kanzlerin darf dreimal im Jahr (!!!) befragt werden! Im Unterhaus geschieht das jede Woche („Questions to the Prime Minister“). Mehr als dreimal im Jahr darf man der Machthaberin nicht zumuten, bei mehrfacher Inanspruchnahme drohen Zitteranfälle….
Interessante Betrachtung des „real existierenden Demokratismus“.
Die Schlafmützen im BT sind doch nur daran interessiert ihren Parlamentssitz zu verteidigen. Viele von denen müssten von Stütze leben im Realen. So lassen Sie sich vom Volk mit 10 T€ im Monat. Ein Schwafler wie Habeck demnächst Bundeskanzler?
Besser die Zeit für ein Nickerchen nutzen als mit hochrotem Kopf dazwischen brüllen.
Offene, freie, gar kontroverse Diskussionen sind im deutschen Parlament nicht erwünscht. Opposition ist im Land der Untertanen nicht hilfreich. Wer dennoch in Opposition steht, der wird vom Politkartell als radikal und populistisch fast schon ausgeschlossen. Demokratie ist bei uns nicht heimisch geworden. In Deutschland lebt die Einheitsfront.
Rees-Mogg drückt gekonnt seine Verachtung aus, ohne jemandem weh zu tun und ohne die Rechte der Opposition zu beschneiden. Das *sind* Manieren.
Es hat irgendwie mehr Stil, als die Antifa dafür zu loben, wenn sie mit Gewalt Oppositionelle einschüchtert, ihre Autos anzündet und ihr Büros verwüstet. Oder, Herr Herles?
Sehr gut formuliert und ein Mensch mit Manieren fordert dies nicht nur von anderen, denn er unterwirft sich selbst diesen Regeln, sonst hätte er keine Manieren.
Kafkas „Brief an den Vater“ ist keine Erzählung.
Es ist tatsächlich ein – sehr langer – Brief an seinen Vater, den Kafka jedoch nie abgeschickt hat.
Manieren zu haben ist eine konservative Angelegenheit ursprünglich herkommend aus der aristokratischen Gesellschaft, die bei „Hofe“ verkehrt hat und deshalb höflich war, das heißt sich benommen hat. Demokraten, das heißt die Leute, die sich die bürgerliche Revolution auf die Fahne geschrieben hatten, Stichwort 1789 Frankreich, waren nicht höflich sondern das Gegenteil ( und willst du nicht mein Bruder sein, schlag ich dir den Schädel ein). Die radikalen Vollender der bürgerlichen Demokraten, die sozialistischen Jakobiner und Vergesellschafter perfektionierten in den Systemen wo sie zur Macht kamen die „unhöfliche“ Kopfabschneiderei in ihren Revolutionen, bolschewistische Oktoberrevolution, Lenin, Stalin später Mao und Pol Pot. Die nationalsozialistischen Kopfabschneider mit ihrer Mischung von sozialistischen Kollektivismus garniert mit Rassismus waren in dieser Gesellschaft noch einmal eine Extraklasse.
Die britischen Exentriker, die sich im Unterhaus zu Schläfchen ausstrecken, haben mit alledem nichts zu tun, sondern demonstrieren ihre persönliche Unabhänigkeit und sind radikale Individualisten , also das Gegenteil von Kollektivisten jeder Machart.
Ihre „Unhöflichkeit“ ist die aristokratische Höflichkeit derjenigen, die gegen Kollektivismen jeder Art Protest einlegen und dient gleichzeitig ihrer persönlichen Nonchalance und Bequemlichkeit. Wer sich die Freiheit herausnimmt, ein Nickerchen zu halten, wo es ihm passt, ist ein freier Mensch.
Ein Rees-Mogg hat auch im Liegen immer noch mehr Manieren als die komplette Fraktion der Grünen, Herr Herles, **
…und wie wird eigentlich bei uns „Politik gemacht?“ Liegend? Hetzend? Maulend? Korrekt religiös? Zitternd? Ist das noch Politik der Vernunft? Oder wird Deutschland eher abgewickelt? – Jedenfalls sitzt man (noch) im Plenarsaal. Aber nur ein paar Abgeordnete. Der Rest? Einige spielen mit ihrem Smartphone, oder vertreiben sich die Zeit mit dummen Sprüchen über WhatsApp oder zwitschern vielleicht Kochrezepte. Keine Ahnung.
Wenn unsere Politdarsteller während Vorträgen von der Gegenseite demonstrativ an ihrem Handy daddeln oder gelangweilt wegkucken, ist das keinen Deut besser. Blankes Desinteresse an einem Austausch von Argumenten und der Gegenseite.
Unsere „Politik“ besteht wirklich nur noch aus faulen Tricks und schamlosen Lügen. Vertrauen will begründet sein, sonst ist es Dummheit.
Kulturverlust
allüberall.