<
>
Wird geladen...
Gegen Bindungslosigkeit

Orbán: Die EU will ein Imperium ohne europäische Kultur

29.07.2019

| Lesedauer: 7 Minuten
Einhellig war die Empörung der deutschen Qualität-Presse, als der ungarische Ministerpräsident vor einigen Jahren seine Idee von der „illiberalen Demokratie“ verkündete. Illiberal könne nur scheindemokratisch bedeuten hieß es. Nun definierte Orbán, was er damit meint.

Orbán lieferte in seiner traditionellen Rede während der ungarischen Sommeruniversität im rumänischen Tusnádfürdö (Băile Tuşnad) am 27.7. zur Lage der Nation eine ausführliche Erklärung des Begriffs Illiberale Demokratie – als ein politisches Gegenkonzept zu den imperialen Ambitionen der EU und der Einebnung nationaler Traditionen und Interessen, ein Konzept der „christlichen Freiheit“, erklärte Orbán.

Wir veröffentlichen hier die wichtigsten Teile seiner Rede in eigener Übersetzung. Quelle ist der ungarische Text auf der Homepage des Ministerpräsidenten.

Lassen Sie mich zu der Frage kommen, wie wir das, was in Ungarn heute geschieht, interpretieren. (…) Den internationalen Kontext kann man so zusammenfassen: Man setzt voraus, dass es überall in der Welt liberale Demokratien geben müsse – insbesondere in Europa. Die Länder seien verpflichtet, heißt es, eine Art liberale Internationale aufzubauen und zu verwirklichen, wodurch am Ende so etwas wie ein liberales Imperium entstehen werde. Die Europäische Union ist nichts anderes, als die Verkörperung dieser Bestrebung, und auch in den Vereinigten Staaten dachte Präsident Obama seinerzeit im Weltmaßstab an etwas ähnliches. Wenn man Ungarn unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, so ist es offenkundig, dass dort etwas anderes geschieht. Ungarn tut etwas anderes und verfolgt andere Zielsetzungen. Aber welche? Lasst uns dabei zuerst die Erbschaft betrachten, die die bürgerlichen, nationalen und christlichen Kräfte, die die Wahlen 2010 mit einer Zweidrittelmehrheit gewonnen haben, vorgefunden hatten.

(…)

Die kulturelle Identität unserer Gemeinschaft war im Verfall begriffen. Das Bewusstsein der Zugehörigkeit zur Nation löste sich auf. Der Assimilationsdruck auf die ungarischen Gemeinschaften außerhalb unserer Grenzen wurde immer stärker, dem diese Gemeinschaften keinen Widerstand mehr entgegensetzen konnten. Die Fähigkeit, unsere Souveränität zu verteidigen, nahm ab, die Armee und die Polizei waren geschwächt. Wie der Soziologe Gyula Tellér festgestellt hat, war Ungarn 2010 materiell, geistig und biologisch ausgezehrt. Wir mussten damals die Frage beantworten, ob diese ungarischen Probleme innerhalb einer liberalen Demokratie lösbar waren. Wir kamen damals zum Schluss, dass dies nicht möglich sei, im Rahmen der liberalen Demokratie gab es keine guten Antworten auf unsere Probleme. Wir haben bewahrt, was im Ergebnis des liberalen Systemwechsels da war: die Rahmenbedingungen der kapitalistischen Marktwirtschaft und die demokratischen rechtlichen und politischen Institutionen. Aber die Organisationsformen der Gemeinschaft mussten radikal verändert werden. Wir sagten: Demokratie – ja, Liberalismus – nein. Und dann kam die Debatte auf, was diese illiberale Demokratie sein soll, eine altmodische Christdemokratie oder ein nationales System.

Was war der Unterschied zwischen dem, was wir als den ersten liberalen Systemwechsel bezeichnen, und dem zweiten, was wir illiberalen oder nationalen Systemwechsel nennen könnten? Wir haben das Verhältnis von Gemeinschaft und Individuum neu gedacht und aufgrund neuer Prinzipien geordnet. Im liberalen System sind Gesellschaft und Nation nichts anderes als Aggregate mit einander konkurrierender Individuen. Sie werden von der Verfassung und der Marktwirtschaft zusammengehalten. Eine Nation gibt es nicht, oder wenn überhaupt, dann kann sie nur als politische Nation existieren. László Sólyom (ehemaliger Verfassungsgerichtspräsident und Staatspräsident, Anm.d.Ü.) haben wir dafür zu danken, dass er das Konzept der kulturellen Nation sowohl rechtlich als auch philosophisch ausgearbeitet und der politischen Nation gegenübergestellt hat. Wo es keine Nation gibt, gibt es keine Gemeinschaft und keine gemeinschaftlichen Interessen. So sieht im Wesentlichen das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft in der liberalen Auffassung aus.

Demgegenüber hält die illiberale oder nationale Auffassung fest, dass die Nation eine historisch und kulturell definierte Gemeinschaft ist. Eine historisch entstandene Organisationsform, deren Mitglieder einander verteidigen und die bereit sind, gemeinsam in der Welt standzuhalten. Der liberalen Auffassung nach ist die individuelle Leistung, wer was tut, produktiv oder unproduktiv lebt, Privatsache und kann moralisch nicht beurteilt werden. Demgegenüber wird in einem nationalen System jene individuelle Leistung am meisten anerkannt, die auch der Gemeinschaft dienlich ist. (…) Im illiberalen oder nationalen System ist eine anerkennenswerte Leistung keine Privatsache, sie hat definierbare Formen. Dazu gehören Eigenverantwortung und Arbeit. Die Fähigkeit, eine eigene Existenz aufzubauen und sie zu erhalten. Die Bereitschaft zu lernen und eine gesunde Lebensweise zu führen. Das Zahlen von Steuern. Die Familiengründung und die Erziehung von Kindern. Die Kenntnis der nationalen Angelegenheiten und der Geschichte, die Fähigkeit zur nationalen Selbstreflexion. Das sind Leistungen, die wir anerkennen, für moralisch wertvoll halten und unterstützen.

(…)

Damit sind wir bei der unangenehmsten und empfindlichsten politischen Frage angelangt, und das ist das Wort „illiberal“. (…) Die Liberalen, die in solchen Dingen immer schon sehr begabt waren, haben eine Interpretation dieser Bezeichnung etabliert, die nach ihnen eine reine Negation des Liberalen sei und etwas wie Scheindemokratie bedeute. Es bedeute ein System, das vorgibt, eine Demokratie zu sein, aber in Wirklichkeit keine ist. Und sie erfanden zwei Thesen, nämlich, dass die Demokratie immer liberal sein müsse, und demzufolge auch die christliche Demokratie liberal sein müsse. Nach meiner Überzeugung handelt es sich dabei um einen Irrglauben, denn ganz offensichtlich gilt das Gegenteil. Niemals wäre die liberale Demokratie ohne den christlich-kulturellen Nährboden entstanden. (…) Eine solche politische Konstruktion wie die liberale Demokratie kann nur zustande kommen, wenn wir einen Blickpunkt finden, von wo aus gesehen voneinander völlig verschiedene Menschen gleich sind und ihre Ansichten gleich schwer wiegen. Und dieser Blickpunkt kann kein anderer als die christliche Position sein, nach der Gott uns alle nach seinem Bilde geformt hat. Das heißt, es kann nur dort eine liberale Demokratie existieren, wo es vorher auch eine christliche Kultur gegeben hat. (…) Die liberale Demokratie war so lange lebensfähig, wie sie ihre christlichen Grundlagen nicht verlassen hat. Mit der Verteidigung der persönlichen Freiheit und des Privateigentums hatte sie eine positive Wirkung auf die Welt. Doch als sie anfing, jene Bindungen zu zerstören, die die Menschen mit dem echten Leben verknüpfen, die sexuelle Identität, die religiösen und nationalen Bindungen, veränderte sich die Bedeutung der liberalen Demokratie radikal.

(…)

Wenn wir also zusammenfassen wollen, was heute in Ungarn geschieht, so können wir feststellen, dass hier ein staats- und politiktheoretisches Modell, ein illiberaler, ein besonderer christdemokratischer Staat entstanden ist. Und da stellt sich die Frage, warum hassen uns unsere Gegner, die Anhänger der liberalen Demokratie? Dass sie das, was wir vertreten, ablehnen, ist in Ordnung, denn sie haben andere Überzeugungen. Dass wir uns streiten, dass wir scharfe Debatten führen, kann sowohl in internationalen und auch nationalen Auseinandersetzungen vorkommen. Aber das ist kein Hass! Doch wir alle spüren, wenn wir angegriffen oder kritisiert werden, dann setzt man sich nicht mit uns auseinander, sondern man hasst uns. (…) Wir werden nicht nur kritisiert dafür, was wir tun, wir werden auch ganz persönlich gehasst. Es ist wichtig zu verstehen warum das so ist. Denn daraus können wir ableiten, was wir dagegen tun müssen, was bei unserer Selbstverteidigung sinnvoll oder sinnlos ist.

Deshalb versuche ich jetzt auf die Frage, warum uns die Liberalen hassen, eine Antwort zu geben, die zwar verallgemeinert, mir jedoch als logisch erscheint. Seit vielen Jahrhunderten gibt es in der europäischen politischen Kultur zwei Grundauffassungen über eine wünschenswerte Weltordnung. Die eine besagt, dass es in der Welt von einander abgegrenzte freie Staaten geben sollte, meistens durch Nationen gestaltete Staaten, die ihren eigenen Weg gehen und eine Ordnung der Zusammenarbeit schaffen, die auf dem Weg der geringsten Konflikte dem gemeinsamen Wohl dient. Die andere Auffassung geht davon aus, dass es eine Macht, ein ordnendes Prinzip geben müsse, unter dem die europäischen Völker oder gar die Völker der Welt vereinigt werden können. Ein solches System sei notwendig, und es werde immer von einer Kraft zustandegebracht und aufrechterhalten, die über den Nationen steht. Die eine Auffassung könnten wir national nennen, die andere imperial – ich will das Wort „imperialistisch“ nicht benutzen, um die Vertreter dieser Ansicht nicht zu beleidigen, obwohl ich es benutzen könnte. Die Idee, dass die Völker der Welt einer einheitlichen Idee und einer einheitlichen Regierung untergeordnet werden müssten, war über viele Jahrzehnte das Privileg der Kommunisten: Das war der sozialistische oder kommunistische Internationalismus. Er ist gescheitert. Allein die Tatsache, dass er gescheitert ist, weist schon darauf hin, dass er keine sinnvolle Idee war.

Doch an seine Stelle ist eine neue politische Richtung getreten, nämlich der europäische Liberalismus. Es lohnt sich, daran zu erinnern, dass es vor dreißig Jahren in Europa noch so etwas wie eine sozialistische, eine soziale Demokratie und auch eine liberale Demokratie gab. Aber im Ergebnis der politischen Auseinandersetzungen haben die Liberalen erreicht, dass heute alle liberale Demokraten sein müssen. Es gibt keine spezifisch sozialistische Interpretation der Demokratie mehr, wie sie früher die sozialistischen Parteien vertreten haben, und es gibt auch keine spezifische christdemokratische Interpretation mehr. Oder wenn es noch so etwas geben sollte, unterscheidet sie sich nicht mehr von der liberalen Interpretation.

Und so sind die europäischen Liberalen heute davon überzeugt, dass sie ein System zur Hand haben, das für die ganze Menschheit Glückseligkeit, Frieden und Wohlstand bringen werde. Sie wollen ein universell geltendes Modell entdeckt haben und daraus formulierten sie eine These. Diese liberale These legt in der gegenwärtigen europäischen Politik fest, was du und wie du denken darfst, was statthaft und der Unterstützung würdig ist, was man ablehnen muss und was nicht mit den liberalen Ideen übereinstimmt. Sie geben dir vor, was du über die elementarsten Tatsachen des Lebens zu denken hast. Wir können dieses Programm kurz und in groben Zügen so zusammenfassen: Den liberalen Vorstellungen nach müssen überall in der Welt, aber insbesondere in Europa, alle menschlichen Verbindungen und gesellschaftlichen Beziehungen nach dem Vorbild der locker organisierten geschäftlichen Verbindungen gestaltet werden. Wenn ich will, verpflichte ich mich, wenn nicht, dann nicht. Ich trete in eine Beziehung ein, wenn ich will, und trete aus, wenn ich will. Daraus wird verständlich, warum die Liberalen die Migration unterstützen, und warum gerade das Netzwerk des George Soros die Migration organisiert.

Der liberalen Freiheitsinterpretation nach bist du nur frei, wenn du dich von allem, was dich bindet, befreist: von Grenzen, von der Vergangenheit, von der Sprache, vom Glauben, von der Kultur und von der Tradition. Wenn du dich davon lösen kannst, wenn du aus diesen Zusammenhängen heraustreten kannst, dann bist du ein freier Mensch. Und diese Idee hat seine eigene Gegenthese hervorgebracht, und die nenne ich Illiberalismus. Dieser Denkweise nach kann die Freiheit des Einzelnen nicht über die Interessen der Gemeinschaft gestellt werden. Es gibt sehr wohl Mehrheiten, die respektiert werden müssen, denn das ist die Essenz der Demokratie. Der Staat kann nicht gleichgültig der Kultur, der Familie gegenüber sein und ihm kann es auch nicht gleichgültig sein, was für ein Volk, wer alles sich auf dem Gebiet des eigenen Landes aufhält. Illiberal ist heute, wer seine Grenzen verteidigt, seine Kultur verteidigt, wer äußere Einmischung und imperiale Ambitionen zurückweist. (…)

Warum also hassen sie uns? Sie glauben daran, dass die Menschheit gerade dabei sei, die Ära des Nationalismus, also die Ära, in der das Christentum und die Nation im Mittelpunkt standen, zu überwinden. Sie wollen die Menschheit in eine postnationale, postchristliche Epoche führen und glauben deshalb, dass die Menschheit ein neues, universelles Modell brauche, die sie in der liberalen Demokratie gefunden haben. Jede die universelle Glückseligkeit propagierende politische Theorie ist nur dann stark und gültig, wenn sie Anspruch auf Ausschließlichkeit erheben kann. Der universelle Wille kann kein einziges, noch so kleines unbeugsames Völkchen dulden. Und wenn gegen die Ideologie der universellen Glückseligkeit und des universellen Friedens Widerstand aufkommt, dann ist die Antwort auf den Widerstand nicht Diskussion, sondern Hass. Denn in ihrem Denken ist das der Menschheit angebotene Modell nur dann wahr, wenn es ausnahmslos für alle Nationen, für jeden Mann und jede Frau und zu allen Zeiten gültig ist. Nicht der kleinste Trotz kann geduldet werden, denn wenn der geringfügige Trotz aufzeigt, dass es auch eine andere Art der gemeinschaftlichen Organisation geben kann, dann ist die Lehre von der universellen Glückseligkeit falsch.

(…)

Deshalb ist meiner Ansicht nach vertretbar, der These der liberalen Demokratie eine Gegenthese, die der illiberalen Demokratie gegenüberzustellen. Das ist nicht nur intellektuell, sondern auch als politisches Programm eine vertretbare, lebensfähige und rationale Entscheidung. Wir müssten jetzt nur die richtige Bezeichnung, die richtige Wortzusammensetzung finden, die das Negative des Wortes illiberal überwindet und dem Begriff eine positive Bedeutung gibt. (…) Egal wie ich es drehen und wenden mag, kann ich es nicht anders formulieren, als dass der Sinn der illiberalen Politik die christliche Freiheit ist. Die Verteidigung der christlichen Freiheit. Die illiberale christliche Politik will all das bewahren, was die Liberalen vernachlässigen, vergessen oder verachten.

Zu allerletzt müssen wir noch die Frage beantworten, ob die christliche Kultur, die christliche Freiheit verteidigt werden muss. Es gibt gleich zwei Angriffe auf die christliche Freiheit: Die eine kommt von innen, aus der liberalen Ecke. Liberale wollen die christliche Kultur Europas aufgeben. Und es gibt einen zweiten Angriff, der kommt von außen, und das ist die Migration. Es ist vielleicht nicht ihr Ziel, aber ihre Folge, dass sie dieses Europa, wie wir es kennen, am Ende zerstört.

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

71 Kommentare

  1. Sagen wir es kurz und prägnant so:
    Seit der Sozialismus – in Form der DDR/ des Ostblocks – nicht mehr existiert, ist die Schaufensterfunktion
    des Westens überflüssig, und kann nun unter Schleifung der sozialen Marktwirtschaft und zunehmend aggressiver Propaganda jedes konkurrierende Staats- und Wirtschaftsmodell verteufelt werden. Besonders perfide daran, dass heute angebliche Christen, angebliche Sozialdemokraten, getürkte Liberale federführend daran mitwirken. Teilweise sogar orientierungs- und /oder ahnungslose Linke und Grüne.
    Also, generell keine neoliberalen Ausrichtungen, mit einer Ausnahme. Für Banken, Großspekulanten, Heuschrecken u.ä. ist jeder Sozialismus abzulehnen, hier dürfen (neo)liberale Beschränkungen im besten Volksinteresse gern greifen! Ihre Risiken dürfen die selber tragen.

  2. Orban und sein Land könnten nach dem Abgang der Unseligen und ihrer Clique ein Leuchtturm der Orientierung für Deutschland sein.
    Seiner Einordnung des sogenannten Liberalismus kann man zustimmen, den Nebelschwaden eines A. Lambsdorff nicht, abgesehen von dessen Unredlichkeit und Fremdsteuerung!(Soros)

  3. Das Drama begann, als der BEGRIFF „liberal“ von Rot-Grün gekapert wurde.
    Schon vor rund 10 Jahren in Tichys „Chefblog“ in der WiWo gab es heiße Schlachten um die Bedeutung von Begriffen, um die „Kaperung“ von Sprache. –
    Eine Schlacht die eindeutig verloren wurde.
    Insofern ist Orbans Suche nach einer neuen Begrifflichkeit SEHR zu begrüßen!

  4. Sehr schön!
    Danke für die Übersetzung!
    Orbans Kernthese über den „nur so genannten Liberalismus“ fasse ich in einem einzigen Begriff zusammen: Generalisierte BELIEBIGKEIT. –
    Das quasi positive „Spiegelbild“ dazu sind Dushan Wegners „Relevante Strukturen“.
    Vom ganz Privaten bis zum Öffentlichen. –

  5. Ungarn hat große Verdienste in der jüngsten europäischen Geschichte: Grenzöffnung für DDR-Bürger 1989. Ebenso Grenzschließung 2015. In beiden Fällen haben die Deutschen profitiert, dafür danke ich den Ungarn und ich danke Orban, der die Grenzschließung seinerzeit gegen enorme Widerstände durchgesetzt hat. Und was er über den Hass sagt, der ihm und seinen Leuten entgegenschlägt, ist sehr bedenkenswert.
    Ansonsten ist seine Argumentation schwer nachzuvollziehen. Einerseits wendet er sich gegen einen umfassenden Universalismus, andererseits beruft er sich auf das Christentum, der doch genau ein solcher Universalismus ist.
    Jeder, der heute in Europa die liberalen Prinzipien erhalten will, muss migrationskritisch eingestellt sein, denn die Migranten aus dem Morgenland haben eine zutiefst illiberale kulturell-religiöse Prägung. Sie verstehen nicht, dass der hiesige Wohlstand auf den freiheitlichen Traditionen des Abendlandes beruht. Unter anderm deshalb dürfen wir keinesfalls tolerieren, dass morgenländische Wertesysteme hier Geltung erlangen.
    In den 1970er Jahren haben die tonangebenden Linken die Ideen der Liberalen zu den Aufgaben des Staates oft höhnisch mit dem Schlagwort vom „Nachtwächterstaat“ abqualifiziert. Ach, hätten wir doch in unserem Staat einen solchen Wächter, der darauf achtet, dass niemand regelwidrig die Grenze überquert.
    Wir verdanken fast alles unseren Vorfahren, ihrer Arbeit und ihren Kämpfen und wir wären nichts ohne unsere Geschichte, unser kulturelles Erbe. Und wir sind auch als Einzelne nicht überlebensfähig, der Mensch ist ein soziales Wesen. Unsere notwendigen Gemeinschaften sind jedoch kein Selbstzweck, sie sollten dem Wohl des Einzelnen dienen. Aber wir Einzelne müssen verstehen, dass solche Gemeinschaften Opfer von uns verlangen können und müssen.

    • „Einerseits wendet er sich gegen einen umfassenden Universalismus, andererseits beruft er sich auf das Christentum, der doch genau ein solcher Universalismus ist.“

      Dieser Widerspruch ist in der Tat auffällig. Orban sagt: „Egal wie ich es drehen und wenden mag, kann ich es nicht anders formulieren, als dass der Sinn der illiberalen Politik die christliche Freiheit ist. Die Verteidigung der christlichen Freiheit.“.

      Er „kann“ es also nicht anders formulieren. Oder er will nicht, oder er darf nicht. Könnte oder wollte oder dürfte er es aber doch, wie würde die Formulierung dann lauten? Vielleicht „Der Sinn der illiberalen Politik ist die nationale Freiheit. Die Verteidigung der nationalen Freiheit.“?

      Dieses – in den Augen der „Liberalen“ – Unwort kann, will oder darf er an der Stelle noch nicht in den Mund nehmen. Man wird abwarten müssen, ob die Mannschaft irgendwann wieder die Nationalmannschaft sein soll.

  6. Im gestrigen Darkstream (444) hat Orban viel Lob erfahren.
    War sehr hörenswert.
    Ebenso wie dieser Artikel mal lesenswert war.

  7. Das Europa der nationalen, demokratischen, kulturell souveränen Staaten soll zerstört werden. Angesetzt wird im Zentrum, in Deutschland. Propaganda in den Mehrheitsmedien, in den ÖR Medien, in der Werbung auf allen Kanälen. Kirchenvertreter, Schulen, Gerichte, der gesamte Staatliche Sektor der Beamtenschaft ist Teil dieser Propagandaschlacht. Es geht nicht um Gerechtigkeit, es geht nicht um soziales Denken, es geht nicht um Hilfe, es geht wie immer um die Macht und die Möglichkeit in Europa ein Exemptel für eine neue Weltherrschaft zu statuieren. Ein neues Siedlungsgebiet soll geschaffen werden, ohne Identität, ohne Diversität – im Gleichschritt. – Ich bin mir nicht sicher, ob Deutschland auf sich gestellt noch die Kraft hat, aus dieser massiven Propagandaschlacht national, freiheitlich und selbstbestimmt hervor zu gehen. Es klingt der alte Satz, wenn Deutschland fällt, fällt Westeuropa. Ich hoffe der Osten Europas hält Stand! Der Osten war es auch, der schon öfter in der Geschichte Europa vor fremden Heerscharen gerettet hat. Bleibt mutig und standhaft!

  8. Danke Herr Orban. Ich verstehe zum ersten Mal, warum wir mit archaischen, islamischen und/oder mittelalterlichen Migranten geflutet werden. Diese folgerichtige Aktion will das herrkömmliche Europa vernichten und dafür sind diese Migranten ein wunderbarer Treibstoff. Wenn dann alles in Schutt und Asche, in Anarchie und Bürgerkrieg endet, hat man das Ziel den europäischen Nationalstaat auszurufen, erreicht, denn alle Menschen werden nach Veränderung schreien. Die Schäden bis dahin werden „die Herrschenden“ als Kollateralschäden in ihren kleinen Terminbüchern vermerken.

  9. Mir gefällt der Ausdruck „illiberal“ nicht, das hat eine eindeutig negative Konnotation.
    „Souveränität“ finde ich geigneter, damit kann ich mich zumindest identifizieen. Souveränität stellt das SELBSTBESTIMMUNGSRECHT der europäischen Völker in den Mittelpunkt.

  10. Ich kann nicht die Interessen der Gemeinschaft über die Freiheit des Individuums stellen und gleichzeitig überzeugter Anhänger des Christentums sein. Der Kern der christlichen Weltanschauung ist es, dass Individuum auf die Spitze der Hierarchie zu platzieren. Das Individuum ist im Christentum HEILIG. Und etwas was heilig ist, darf nicht angegriffen bzw. geopfert werden. Das Christentum ist in dieser Beziehung nahezu einzigartig. Barmherzigkeit und Nächstenliebe sind dagegen viel weniger fundamentale Wesenspunkte. Letztere Prinzipien finden sich in nahezu allen anderen Lebensphilosophien ebenso.

    Die Tragödie ist aber, dass die Linken ihre philosophischen Hausaufgaben gemacht und deshalb verstanden haben, dass die christliche Weltanschauung der egalitären Gesellschaftsordnung im Wege steht und es somit entweder einer Verdrängung oder Marginalisierung (z.B. durch Migration von Nicht-Christen) oder einer Neu-Interpretation des Christentums durch Übernahme der christlichen Institutionen (Kirchen) bedarf.

    Die oppositionellen Rechten (Konservative, Bürgerliche, Identitäre) dagegen verstricken sich beim Kampf gegen die linksgrünen Machteliten in philosophischen Widersprüchen, bauen letztere auch noch auf falschen Prämissen auf und weigern sich zentrale Begriffe (wie Liberalismus) klar zu definieren.

    • „Der Kern der christlichen Weltanschauung ist es, dass Individuum auf die Spitze der Hierarchie zu platzieren. Das Individuum ist im Christentum HEILIG.“ Dies ist aber eindeutig falsch! Das INDIVIDUUM = Geschöpf Gottes und daher ist dieser auf der Spitze der Hierarchie, und zwar der dreifaltige Gott, da dadurch eine Bewegung ausgedrückt wird, eine Geschichte. Ebenso kann ich nicht die Interessen des Individuums über die der Gemeinschaft stellen. Ein Individuum ist nur in der Gemeinschaft lebensfähig! Vergessen?

    • Sie reizen mich zum Widerspruch, lieber @Ethiker. Im Zentrum des Christentums steht nicht die Freiheit des Individuums, sondern die Würde des Menschen als Person. Woraus die Freiheit des Gewissens folgt – und somit der Respekt vor der persönlichen Gewissensentscheidung [wie schon Thomas v. Aquin lehrte, die Kirche aber oft genug „vergaß“…].

      Die individuelle Freiheit steht nicht absolut über den Rechten des »Kollektivs« als Staat. Schon Christus lehrte, »dem Kaiser« zu geben, was diesem gehöre.

  11. statt illeberale Demokratie, würde mir der Begriff Freiheitliche Demokratie oder Werte-Demokratie besser gefallen. Denn wirklich frei kann der Mensch nur sein, wenn er sich frei für oder gegen etwas entscheiden kann, dass er kennt. Deshalb muss er Grenzen, die Vergangenheit, die Sprache, den Glauben, die Kultur und die Tradition seiner Nation kennen, erst dann kann er sich für oder gegen all das entscheiden. Wenn sich dann die Mehrheit dafür entscheidet, der Einzelne aber dagegen, so steht es ihm frei zu gehen.

    Durch die Migration wird gerade in Ländern wie Deutschland, Schweden, Großbritanien, Frankreich, Niederlande, Belgien und vielleicht noch anderen, nur die ursprünglichen „Werte“ gegen andere ausgetauscht. Statt christlicher Werte gibt es moslemische Werte, statt der landestypischen Kultur gibt es mehr und mehr die arabisch/afrikanische Kultur, das gleiche findet im Bereich Sprache, Glauben und Tradition statt. Und anstelle der äußeren Grenzen treten immer mehr innere Grenzen – Stichwort: Gated Community

  12. Auf welches Christentum will sich Orban eigentlich stützen?
    Zunächst sollte er sich auf den eigenverantwortlichen Bürger stützen können.

    Er sollte vielleicht eine Monographie zu Locke verfassen, dann würde ich ihn vielleict besser verstehen. Was Ungarn für Europa geleistet hat ist historisch verbrieft und kann aber durch Liberalismus im Sinne einer neuen „globalen Ordnung“ nicht bewahrt werden. Soweit ist Orbans Anliegen auch das meine.

    Eine sprachliche Klärung des heute verwendeten Begriffs Liberalismus sollte von Locke ausgehen und die Irrungen des Zeitgeistes eines Soros oder anderer mächtiger Wirtschaftsunternehmungen davon unterscheiden können. Das die Nation als relevantes Territorium für Verantwortung und Selbstbestimmung die relevante politische Größe, dh. unabdingbar ist, würde ich ebenso mittragen. Aber daraus eine Gemeinschaft schmieden zu wollen, da bin ich dann auch gleich wieder bei meiner ersten Frage, auf die ich aber keine Antwort weiß, die mich erleichtert durchatmen lassen könnte.

  13. Die kulturelle Ebene der Argumentation erscheint mir richtig, im Sinne von “ Die Zukunft Europas wird christlich sein, oder Europa wird nicht mehr sein „. Dies scheint mir auch das Kernanliegen Orbans zu sein. Auf einer staats- und demokratiepolitischen Ebene erscheint mir Orbans Argumentation sehr unvollständig. Orban widersetzt sich dem über die Soros/CEU nach Ungarn eingeschleppte doktrinären Linksliberalismus, der sich nur so nennt, aber nicht liberal ist. Political correctness und Identitäts- und Genderpolitik mögen als Stichworte genügen um anzudeuten wogegen er ist. Liberale Rechtsstaatlichkeit berührt er nicht, obwohl ich glaube, dass er, seine Partei, und damit Ungarn, dabei noch sehr deutlich “ Luft nach oben “ haben. Wenn man eine schwache, weil zerstrittene Opposition im Land hat, und deshalb starke Mehrheiten bei Wahlen bekommt, dann ist die Mehrheit immer sehr geneigt durchzuregieren und die Staatsbürokratie, die Gerichtsbarkeit, wesentliche Teile der Wirtschaft, und die freie Presse “ auf Linie “ zu bringen. Bei uns geschieht dies sogar ohne starke Mehrheiten. Im politischen Alltag sollte Orban nicht aus dem Auge verlieren, dass seine etwas diffuse Argumentation für eine “ illiberale Demokratie “ nicht das Demokratische verliert und zur Wahldiktatur wird. Das wäre dann mehr wie Putin, und nicht europäisch im Sinne des aufgeklärten, christlichen Europa.

    • Wenn Europa das Christentum als kulturelle Identifikation aufgibt, dann verliert es sein kulturelle Existenz, die sich aus dem Römischen Kaiserreich und seinen Nachfolgestaaten definiert. Ich erwähne Frankreich, Spanien, Italien sowie Griechenland als direkte Kulturnationen aus der Konkursmasse des römischen Imperium.

      Ansonsten wird dies hier auch „Siedlungsgebiet“ von muslimischen Migranten wie der Nahen Osten und Nordafrika. Mit den entsprechenden Zuständen…

      • Ich bin Atheistin, aber ich sehe das genau so wie Sie, Thorsten!

      • Ich sehe das nicht anders. Wir haben keine andere kulturelle Identität als die jüdisch-römisch-christliche. Wenn wir diese missachten und aufgeben, dann werden wir zum Siedlungsgebiet. Mit individueller, spiritueller Gläubigkeit hat dies nichts zu tun. Diese kulturpolitische Übereinstimmung sollte uns aber nicht den Blick dafür verstellen, dass liberale Rechtsstaatlichkeit eine andere Qualität haben muss, der Orban/Fidez/Ungarn wohl nicht ausreichend entsprechen. Orban’s illiberale Demokratie darf keine “ gelenkte Demokratie “ nach Putin sein wenn sie europäisch sein will.

  14. @StefanB – Mit Ihren ersten Saetzen haben Sie unbedingt recht! Was allerdings Orban will, klingt reichlich wirr. Ich kann damit gar nichts anfangen. Aber illiberal scheint es zu sein 😉

    • @azaziel:

      Ich verstehe Herrn Orbán so, dass illiberale Demokratie für ihn eine wertegeleitete Demokratie ist, während die liberale Demokratie sich aller Werte entledigt hat (letztlich sogar auch der der Demokratie und des Rechts) und daher nur durch Gleichmacherei, Scheinmoralität und Einheitsmeinung überleben kann. Meinungsverschiedenheit erzeugt hier Bedrohung und Hass.

      Während, wenn man von Werten geleitet ist (hier z. B. von den Werten des Christentums), eine Werteabwägung und Wertediskussion innerhalb einer Gesellschaft überhaupt keine Bedrohung darstellt, sondern kultur- und zusammenhaltfördernd ist – und letztlich auch individuelle Freiheit erst ermöglicht.

      Da der Orwell’sche Neusprech inzwischen schon zu Schwierigkeiten führt, sich noch klar zu verständigen, ist das alles gar nicht mehr so einfach zu erklären, da wir „liberal“ bisher immer nur mit individueller Freiheit in Verbindung gebracht haben. Hier scheint er aber „Freiheit von Werten (und Gesetzen)“ zu meinen.

  15. Mhh, liberale Demokratie = (auch) Weltoffenheit!??

  16. “ Umdeutungsversuch der Linken, die den alten Begriff „liberal“, der „freiheitlich“ bedeutet, in „links“ umzudefinieren versuchen.“
    Und genau darauf bezieht sich Orban. Denn es ist nicht mehr nur ein Versuch der Umdeutung, sondern genau das geschieht gerade. Neokommunismus als Liberal verpackt – und die Mehrheit merkt es nicht!

  17. Gleichmacherei hieße doch, dass alle davon profitieren würden. Wie Sie richtig in Ihrem ersten Satz anmerken, ist dem jedoch nicht so!

    • FALSCH: Gleichmacherei heißt Mittelmaß. Jegliche Spitzenleistung führt zum Verlust der Mehrleistung. Innovation erfolgt dann nur noch im Schneckentempo.

      Ich las mal das Beispiel, dass dann ein Herzchirug auch sein EIGENES Auto wäscht. (statt zu operieren)

      • Vertragen sich deswegen „Links“ und „Islam“ so gut?

  18. Die sich selbst als die Liberalen bezeichnenden sind i.d.R. die Bessergestellten einer Gesellschaft und insbesondere die Profiteure der Globalisierung.
    Was die Grünlinken und Sozen betreiben ist dagegen die Gleichmacherei, an der die Liberalen kein Interesse haben, denen geht es nur um die Ausbeutung. Um das zu kaschieren, werden Mainstreamthemen besetzt und die Apologeten dieser instrumentalisiert.
    Was wir derzeit erleben, ist ein Verlust an Kulturidentität und ein Konglomerat von politischen Akteuren, die an den Strippen interessierter – wohl mehrheitlich liberaler – Kreise hängen.
    Ich kann Orban nur danken, dass er nicht nur Politik für sein Land macht, sondern sich auch thematisch mit der derzeitigen Situation in der Welt auseinandersetzt!
    Klare verständliche Sprache statt politisch verschwurbeltes Nichtssagen!
    Gibt es solches in diesem Land überhaupt noch???

  19. Eine wunderbare, klare Beschreibung der Lage und des Trends. Danke Viktor Orban!
    Gegen liberale Weltdemokratie müßen christliche Europäer Wiederstand leisten, sofort und entschloßen! Visegrader Staaten und viele andere Europäer sehen unmittelbar die Gefahren die Europa zersetzen und bedrohen. Es gibt nur eine Antwort, anständige Bürger die durch Arbeit und Entbehrungen nach zwei Weltkriegen unser Rechtsstaat und Wohlstand aufgebaut haben dürfen sich nicht aufgeben sondern müßen zusammenhalten und kämpfen.

  20. Illiberal hat den Touch des Illegalen, etwas was man nicht tut, etwas was bäh ist. Orban spricht allgemein von der Welt und auch von der EU. Er braucht dabei gar nicht DL zu erwähnen und sagen: Schaut euch das Land an, wollt ihr sowas bei euch zu hause? Alles was er anspricht sind den Ökofaschisten, mit samt der roten Soße von Linken und SPD, ja sogar Teile der CDU/CSU, zu tiefst verhasst. Da hat der Orban völlig Recht. Was sagt das über ihn und seine Partei, die Wählerstimmen hat von der unsere Parteien nur träumen können, letztendlich aus? Es sagt aus, dass Orban, seine Partei und seine Wähler begriffen haben was gut für sie persönlich und für ihr Land gut ist. Jeder normale halbwegs gebildete Mensch muss doch rein gefühlsmäßig merken, dass diese liberale Demokratie, die damit einhergehende Bevormundung, Gleichmacherei, Einschränkung der persönlichen Freiheit, Rechtlosigkeit vor dem Gesetz usw. eben keine Erlösung des Menschen von allen Übeln ist sondern die intellektuelle und wirtschaftliche Sklaverei ist.
    Ich hoffe, diese Rede findet Verbreitung und danke an Tichy.

  21. Herr Orban kritisiert hier weder Demokratie noch Marktwirtschaft (Kapitalismus) als solche. Sondern die ökonomistischen Ausprägungen derselben, die Bindungen, Gemeinschaften und deren Wertesysteme zerstören wollen, weil sie der kurzfristigen und sichtbaren ökonomischen Verwertbarkeit der Menschen scheinbar entgegenstehen. Die sieht er z.B. in der EU. Diese seelenlose, ökonomistische Marktwirtschaft nennt er „liberal“ (was ich nicht tun würde) und er ist mit Recht dagegen. Denn auf Dauer sind funktionierende Gemeinschaften *Grundvoraussetzung* für eine produktive Marktwirtschaft, und sie sind Grundvoraussetzung für menschliches Glück.

  22. hm ,klare Sache
    jetzt denke ich darüber nach nach Ungarn auszuwandern, nicht nach Italien.

  23. Orban hat den Mut von „Systemen“ zu sprechen und überlässt seinem Volk die Bewertung. Wie demokratisch und freiheitlich ist ein System, wenn jenes vor dem eigenen Wahlvolk verschwiegen wird? Sollte es tatsächlich die Glücksseligkeit versprechen, verwundert es doch umso mehr, es zu keiner Zeit auf einem CDU-Wahlplakat zu lesen.

    Jede Gemeinschaft hat seinen Leitwolf, echte Freiheit für den Einzelnen wird es niemals geben. Nur wer vollumfänglich keine Erwartungshaltung Dritter mehr erfüllt, wird sich innerlich frei fühlen aber vermutlich auch verhungern.

  24. Herr Hayes, ich weiß nicht, wer Ihnen hier die Minus-Likes antut: Ich schätze Ihren Beitrag.

  25. Warten wir das mit der Schweiz mal ab. Wir haben einen Vorsprung im Frauenwahlrecht.
    Ich stelle die Hypothese in den Raum, das ist der entscheidendere Faktor.

  26. Ein sehr erhellender Artikel, danke dafür. Ich werde mich demnächst für ein Abo entscheiden, sowas darf gerne unterstützt werden

  27. Danke Danke Danke !!!! dass sie mich / uns mit dieser Übersetzung an diesen, aus meiner Sicht wichtigen Gedanken teilhaben lassen!!!
    Es besteht Hoffnung, wenn es Menschen gibt, die beginnen das Problem bei der Wurzel zu benennen und dabei sind, einen Namen für eine legitime Gegenbewegung zu finden. Christliche Werte und Freiheit können hoffentlich auch von unserer Elite nicht mehr als nazi undefiniert werden.
    Ich persönlich bin der Meinung, dass nur die strenge Orientierung an übergeordneten, für alle Menschen gleichermaßen geltenden Werten, die nicht der beliebigen wechselnden Interpretation durch Menschen Zeitgeist oder der süddeutschen Zeitung unterliegen, also in Umfang und Geltung unantastbar sind, das erforderliche Mindestmaß an Zivilisation sicherstellen. Die jüdisch Werte mit ihren (unter anderem) 10 Geboten bieten sich als Wegweiser hier an. Der Holocaust ist nur eine Mahnung, was möglich wird, wenn Mensch diese übergeordneten beliebig auslegt.
    Der Islam ist meiner Ansicht nach hierbei nicht hilfreich da keine Religion sondern eine politische Ideologie, die vieles gemein hat mit der hier beschriebenen Idee der Liberalität, so ua. den alleinigen und ausschließlichen Anspruch auf die Wahrheit die mit Hinweis auf Gott jeglicher Diskussion entzogen wird. Es geht wieder einmal darum Herrenmenschentum zu verhindern. Herr Orban hat hier die aktuelle Verkleidung und Maske entfernt. Danke für die Übersetzung

  28. Der Orban denkt über die Themen bis in die Tiefe nach. Eine tolle Eigenschaft und eigentlich eine Voraussetzung für qualifizierte politische Arbeit.
    Das große Manko der „liberalen“, neben der Zerstörung jeder sinngebenden menschlichen Struktur, ist unter anderem, dass der Großteil der Menschheit eben nicht so tickt. Die freuen sich, dass das naive gebratene Taeubchen verzehrfertig auf deren Teller fliegt.
    Das Weltbild der „Liberalen“ besteht doch aus einer großen Traumkinofantasie.

  29. Wenn man Glaube und Religion als Ordnungsprinzip mit selbst bestimmten Grenzen ansieht und der Ansicht ist, das man nur in diesem Rahmen vernünftig sein kann und seinen gesunden Menschenverstand walten lassen kann, dann haben diese Ausführungen von Orban für mich Substanz.
    Hat man als Individuum ein derartiges Ordnungsprinzip kennt man die Grenzen seiner eigenen Möglichkeiten.
    G.K. Chesterston würde vielleicht sagen, der Mensch kann sicher grenzenlos Denken aber nicht grenzenlos Tun, man kann sicher zu Hause sitzen und in Gedanken 45 Bier trinken, aber in der Realität, also in der Kneipe, ist man nach 10 Bier besoffen.

  30. Im Gegensatz zu vielen Vorkämpfern der liberalen Demokratie (auch »rechten«), hat Orbán ein Kernproblem des Liberalismus erkannt. Denn obwohl der westliche (Wirtschafts-) Liberalismus scheinbar weltanschaulich neutral und der Werteliberalismus eher links ist, hängen beide doch eng miteinander zusammen.

    Das Problem haben zuvor schon frz. Philosophen wie Luc Ferry und Jean-Claude Michéa erkannt und beschrieben: der Wirtschaftsliberalismus setzt den Werteliberalismus voraus, genauer: er baut auf ihn auf. Er benötigt (und forciert so) die Abschaffung möglichst vieler Tabus, gesellschaftlicher Konventionen und moralischer Normen, die dem Profit im Wege stehen.

    Man braucht sich nur umzusehen, wer die LGBTIQ-Bewegung, das „Recht“ auf Abtreibung oder die aktive Sterbehilfe (Euthanasie) am entschiedensten unterstützt. Es sind Wirtschaftsliberale, Milliardäre wie Soros, Banken wie Goldman-Sachs, Konzerne und Unternehmen wie die Disney AG [https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/marvel-als-wachstumstreiber-morgan-stanley-bullish-in-4-jahren-wird-disney-doppelt-so-viel-verdienen-disney-aktie-mit-potenzial-7749354]…

    Der konservative französische Philosoph Luc Ferry (Kultusminister im Kabinett Raffarin) hat den Zusammenhang in dem Buch «Quel devenir pour le christianisme» sehr gut beschrieben.

    Der Liberalismus ist alles andere Werte-neutral; er hat viel mit dem Verfall europäischer Werte zu tun.

    • … alles andere ALS Werte-neutral (sollte es natürlich heißen) 😉

    • Es ist sehr schade, es gibt in den USA einen Begriff dafür, welcher hier aber dazu führt, dass Kommentare die ihn enthalten einen Shadowban erfahren.

    • Luc Ferry in «Quel devenir pour le chritianisme?» [Salvatot, Paris, 2009, ISBN-978-2-7067-0653-0, pp. 34-40 cf. https://www.amazon.de/Quel-Devenir-pour-Christianisme-Ferry/dp/2706706538/ – meine Übersetzung]:

      » … aber lassen Sie sich nicht täuschen: Die Bohemiens sind nur dem Anschein nach die Zerstörer des Alten. In Wirklichkeit sind weder Picasso, noch Braque, noch Schönberg dafür verantwortlich, dass sich das Dorf meiner Kindheit innerhalb von fünfzig Jahren stärker verändert hat, als in den fünfhundert Jahren davor. Der globalisierte Kapitalismus ist es, der in Wirklichkeit hinter der Dekonstruktion steht, die scheinbar von den Bohemiens ausging. Genau besehen bildeten die Bohemiens nur den „bewaffneten Arm der Bourgoisie“ – um nicht zu sagen: die gehörnten Ehemänner der ganzen Geschichte! Denn unter dem Pflaster war nie der Strand: darunter lag die liberale Globalisierung. Ich fasse es in einem Satz zusammen, aber es wäre nicht schwer, ein einjähriges Seminar darüber abzuhalten: in das Zeitalter des Hyperkonsums eintreten konnten, in dem wir uns heute befinden, diesen Hyperkonsum, den der Kapitalismus für seine Entfaltung braucht. Warum? Aus einem ganz einfachen Grund: Hätten wir noch immer die traditionellen Werte, die Werte meiner Urgrossmutter, so könnten wir nicht konsumieren, wie es das Universum des Kapitalismus erfordert. Wenn meine Urgrossmutter auf diese Welt zurückkäme und ein grosses Einkaufszentrum sähe, fände sie es – dessen dürfen Sie sicher sein, denn ich habe sie gekannt – triefend vor Dummheit und Obszönität. Sie würde finden, dass uns das alles von den wahren Werten entfernt – und diese sind für sie die Pflichten anderen gegenüber, aber auch die Pflichten gegen sich selbst.

      Mehr als die Achtundsechziger oder die „Situationisten“, Surrealisten oder Kubisten ist der wirkliche Akteur der Dekonstruktion – Georges Marchais würde dieses Wort brauchen – das „Grosskapital“. Ich wiederhole, es war notwendig, dass die traditionellen Werte abgebaut wurden, damit die liberale Globalisierung sich voll entfalten kann. Oder wie ich vor längerer Zeit schon geschrieben habe: Das „68er-Denken“ war nichts als der ideologische Überbau für die volle Entfaltung des globalisierten Kapitalismus – denselben, den zu zerstören es für sich fälschlich in Anspruch nahm: Ohne den Abbau der als „bürgerlich“ bezeichneten Werte, ohne die Zerstörung all dessen, was Weber die protestantische Ethik nannte, wäre die Bourgeoisie nicht das geworden, was sie heute ist. Der Beweis? Wer kauft heute die Werke der Bohemiens? Selbstverständlich der Bourgeois, und es war Pompidou, der spiessigste Präsident in der gesamten Geschichte der Republik, welcher Picasso – diesen Stalinisten reinster Observanz, der er zu Lebzeiten war – in den Louvre geholt hat, was einem anderen Maler nie vergönnt war. Und es war Jacques Chirac, der später das grösste Zentrum für zeitgenössische Musik schaffen wird, das Ircam von Pierre Boulez…
      In der bekannten Figur des Bobo kann man die endgültige Versöhnung des Bourgeois mit dem Bohemien nachlesen und heute kann jeder sehen, dass das Kriegsbeil zwischen ihnen begraben ist. Wer kauft heute die Rothko oder die Basquiat? Mit Sicherheit nicht der Arbeiter. Er hat nicht die Mittel, aber hätte er sie, machte er es zweifellos so wie ich: er würde vorziehen – wie man in den Familien sagt – was „gut gemalt“ ist! Es sind die Chefs grosser Unternehmen, die heute die zeitge-nössische Kunst fördern, denn sie erkennen darin genau jene Logik der radikalen Innovation, die auch ihre Logik ist: in einer Gesellschaft, die unter dem absoluten Imperativ des benchmarking steht, verschwindet ganz einfach und vollständig, wer nicht unaufhörlich Innovationen hervorbringt – sodass unsere Unternehmenschefs die Picassos der Waren sind. Und was meine 68er-Freunde betrifft, so sind sie heute alle, jedenfalls fast alle, in das business hinübergewechselt. Die „Konsum-gesellschaft“ – ein weiterer Euphemismus -, diesen Feind aus längst vergangener Zeit, gibt es für sie nicht mehr. Mit anderen Worten, Marx hatte recht: der Kapitalismus ist die permanente Revolution, und die Bohemiens, diese Zerstörer – obwohl zumeist „links“ – haben ihm wunderbar die Suppe serviert, indem sie tabula rasa mit allen Traditionen gemacht haben, die ihn letztendlich nur im Wege standen und seine Bewegung zum universellen Konsum hin bremsten…«

  31. ein bewundernswert klar denkender Mann…
    Alles,was er anführt trifft zu hundert % zu und das er sich trotz der Erkenntniss der „Macht“ dieser weltumspannenden Ideologie für seine Nation dagegen einsetzt,ehrt Ihn umso mehr.
    Ich beneide die Ungarn sehr

  32. Liberalismus geht vom freien, selbstbestimmten Buerger aus, der eigenes Einkommen erzielt, darueber verfuegt und sich selbst ernaehrt. Dieser Buerger verteidigt seine individuellen Rechte und achtet die seiner Mitbuerger.

    Linke nennen sich seit neuestem liberal, Rechte bekaempfen den neuen “Liberalismus”. Linke und Rechte haben weder das Individuum noch den freien Buerger im Sinn. Mit Orbans “Philosophie” kann ich nichts anfangen. Die Tralala Liberalen haben die Lufthoheit ueber den Liberalismus leider laengst verloren. Neuen Atem, neue Koepfe braucht der Liberalismus!

    • Wo bekämpfen die von Ihnen „Rechte“ genannten den Liberalismus? Was die Konservativen vertreten, ist die Freiheit jedes Bürgers in Eigenverantwortung. Und daran hapert es in diesem Land ganz gewaltig. Heute ist für alles entweder das Wetter, das Klima, die Umwelt oder der Hund verantwortlich, kaum mehr derjenige, der Mist gebaut hat! Und Freiheit ohne Verantwortung funktioniert nicht, weil dies in Anarchie mündet!

      • Ich stimme allem zu, was nach dem Fragezeichen kommt 😉 😉 😉
        Aber „Rechte“ bekaempfen Liberalismus, auch hier im Forum. Vielleicht sind wir uns nicht ganz einig wo genau „rechts“ anfaengt 😉

  33. Was Orban noch freundlich „liberale Demokratie“ nennt, ist in Deutschland grüner Öko- und Klimafaschismus – eine stalinistische Diktatur, die von den gleichgeschalteten Medien (und dem ÖR) bejubelt und herbeigesehnt wird und die immer mehr Gestalt annimmt. aktuell haben wir eine DDR 2.0 erreicht, aber Merkel, Habeck und die anderen Protagonisten der „Neuen Weltordnung“ arbeiten bereits an der „DDR 4.0“.
    Was nützt es, dass ich Orbans Auffassung teile? Nichts – weil ich ja nach offizieller deutscher Lesart als Merkelkritiker und „Klimaleugner“ ein Nazi bin…

  34. Die wirklich Liberalen haben ein Problem: Theoriebildung wurde den Sozialisten überlassen, die den Begriff gekapert haben.

    Die demokratische Regel hat einige offensichtliche arithmetische Konsequenzen. Wenn die Vermögen oder die Einkommen der Menschen ungleich verteilt sind, ist der Durch-schnitt höher als der Median, und die Umverteilung von Einkommen von über dem Durchschnitt zu unterhalb des Durchschnitts wird die Gleichheit erhöhen. Bei zwei Stimm-blöcken von gleicher Größe, würde die ärmere Seite gewinnen, weil sie die marginalen Wähler verführen kann, indem sie ihnen einen Teil des Einkommens von der reicheren Seite anbietet. Die Umverteilung kann immer eine andere Verteilung besiegen, wenn sie einen höheren Transfer von Einkommen über dem Durchschnitt anbietet.

    Der Liberalismus enthält keine Regel für eine bestimmte Verteilung von Einkommen, die durch die Mehrheit beschlossen wird. Mit anderen Worten, der Liberalismus hat keine Be-lohnung für die Größe der stimmberechtigten Bevölkerung zu bieten, dessen verteilende Absicht attraktiver ist als die Absicht der anderen Seite.

    Jedem eine Stimme, das allgemeine Wahlrecht, die Verleihung des Wahlrechts für die Kollektivität an eine Mehrheit, und die Begrenzung der kollektiven Wahl in mancher Hinsicht und fast keine Begrenzung in anderen, so dass die Regierungen in den Angelegenheiten der Verwendung von Ressourcen nahezu allmächtig werden, nur unter der Bedingung, dass sie die Mehrheit behalten. Diese Grundkonstruktion wird heute weithin als „liberale Demokratie“ bezeichnet. Dabei bedeutet „Liberal“, was Sozialisten wollen, dass es bedeutet. Die Amerikaner wollen, dass es etwas ganz anderes bedeutet als die Europäer.

    „Liberal zu sein bedeutet, Freiheit über Gleichheit zu stellen. Dass Gleichheit wesensmä-ßig gut und Ungleichheit wesensmäßig schlecht sei, erweist sich dann als bloße Behaup-tung.“ Anthony de Jasay

    • Drei Woelfe und ein Schaf stimmen darueber ab, was es zum Abendessen gibt 😉

      Demokratie kommt nicht ohne Minderheitenschutz aus, dazu muessen wir auch Vermoegen und Einkommen beruecksichtigen, wie in unserem Grundgesetz.

      Im liberalen Kosmos bestimmt der Einzelne ueber sein Vermoegen und Einkommen. Umverteilung ist ein gesellschaftlich nuetzliches Zugestaendnis, aber es muss Grenzen geben. Die gibt es in unserem Grundgesetz, aber die Grenzen geraten immer mehr ins Schwimmen.

      • Ich bin als Unternehmer sowohl gegen eine Ausplünderung der Reichen zugunsten der Armen, als auch eine Ausplünderung der Armen zugunsten der Reichen. Es gibt für mich jedoch dort eine Grenze, bei der (im Inland tätige und im Inland Gewinn erzielende Unternehmen) ihre Besteuerung (durch Kunstgriffe, Steuer- und Finanzberater) zu einem im Ausland befindlichen „Firmensitz“ verlagern können, an dem eine erheblich niedrigere Besteuerung der Gewinne durch die dort befindlichen Finanzbehörden ermöglicht wird. (Negativbeispiele : Luxemburg, Niederlande, Channel Islands, u.v.a.m.) Eine Unterscheidung von Einkommens- und Kapitalerträgen erscheint mir de facto ungerecht, da Arbeitnehmer und Unvermögende diese steuerliche Bevorzugung nicht in Anspruch nehmen können. Alle Einkünfte – inklusive Erbschaften und Spekulationsgewinnen – sollten einem einheitlichen Höchststeuersatz unterliegen, da auch Arbeitnehmer der Versteuerung ihres persönlich erzielten Einkommens niemals entkommen können. Eine Beteiligung der Bevölkerungsgruppe (gestaffelt ca. 1%, 10%, 20% der Bevölkerung), die bei Niedriglöhnen, Lohnverzicht, Null-Zins-Politik + Inflationsraten von weit über 2% p.a., ihr Vermögen durch Spekulationsgewinne um ca. 100% in den letzten 10 Jahren – auf Kosten der Verlierer des Systems – vergrößert haben, wäre – unter Berücksichtigung der grundsätzlichen Vorgaben unseres Grundgesetzes (Eigentum verpflichtet) – mehr als angemessen !

  35. DIE BRITEN SIND FEIN RAUS aus dem Laden. Vor ein paar tagen hielt BoJo noch lächelnd ein Plakat hoch. Darauf stand: „Brexit now: freedom, independence, identity, democracy, sovereignty.“ Und das sind die Werte einer der ältesten Demokratien auf der Welt. Nichts davon ist rechtsradikal, auch nicht „identity“. Wenn BoJo die Freiheitsrechte seiner Nation proklamiert, so tut er das mit erhobenem Haupt und voller Legitimation. Bei uns kommt der Verfassungsschutz, wenn friedliebende Bürger Dinge wie „Identität“ proklamieren.

    Was ist das eigentlich, Identität? Es gibt sie auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Die „Identitätspsychologie“ untersucht die Beziehungen zwischen einem Individuum und den untrennbar mit ihm verbundenen Eigenschaften, auf körperlicher und geistiger Ebene. Identität bezeichnet die Herausbildung von Merkmalen und sie ergibt sich immer als Folge einer im besten Falle ungestörten Entwicklung. Es handelt sich dabei um Merkmale, die für ein bestimmtes Individuum spezifisch sind und ihn gegen andere abgrenzen, ihn unterscheidbar machen. Individualität ist ein spezifisch menschliches Phänomen, Tiere haben sehr wenig davon. Alle Rottweiler sehen gleich aus, auch alle Lipizzaner, Biber etc. Menschen sehen nur dann gleich aus, wenn es sich um die genetische Besonderheit des Zwillings handelt. Identität ist für ein Individuum von fundamentaler Bedeutung, wenn sie nicht gegeben ist, wird der Mensch krank. Ein Schriftsteller hat Identität mal formuliert als das Gefühl „bei sich selbst zu Hause zu sein.“

    Die individuelle Identität lässt sich vielleicht nicht 1 zu 1 übertragen auf ein Gemeinwesen, aber in hohem Maße schon. Die Identität einer Kultur ist das was oft über viele Hunderte von Jahren gewachsen ist. Sie besteht in Traditionen, Gebräuchen, in dem was heinrich Böll mal „Eigentlichkeit“ nannte. Heimat und Identität haben viel miteinander zu tun. Der Heimatlose, heute das Ziel gesichtslosen Globalismus, galt früher als Schuft, als nicht vertrauenswürdig, als Mensch mit zweifelhaftem Charakter. So wie jedes Individuum Identität braucht, so auch jede gewachsene Einheit, ob es die Kultur einer Nation ist, eines Kontinents, oder die der ganzen Menschheit. Je kleiner diese Einheit ist, desto näher ist sie am Mensch und desto bedeutsamer ist sie für ihn. Jeder ist zuerst sich selbst der Nächste, dann kommen Partner, Familie, Nachbarschaft, Dorf, Stadt, Gemeinde, Region, Nation, Kontinent, etc.

    Identität ist also etwas völlig Natürliches, nichts Verwerfliches. Aber so wie ein Individuum krank ist wenn es Identitäsprobleme hat, so ist es z.B. auch eine Kultur. Bestes Beispiel sind die neurotischen Deutschen, die in einen blindwütigen EU-Wahn verfallen sind, der mittlerweile wie eine steuerlose Dampfwalze unkontrolliert vor sich hin läuft und immer mehr platt walzt. Eben genau jene Werte, die BoJo auf seinem Plakat so treffenderweise proklamiert. Der Gedanke eines vereinten Europa, wie er noch von De Gaulle und Adenauer getragen wurde, er ist längst pervertiert und ins Krankhafte übersteigert worden. Eine Facette dieser Krankheit ist die völlig absurde und aus dem Ruder gelaufene Migrationspolitik. Helmut Schmidt, einst sozialdemokratischer Kanzler (der hervorragende Beziehungen zum französischen Staatschef unterhielt, wesentlich besser als das Macron-Mutti-Schmierentheater von heute) hat davor gewarnt. Weder er, noch Adenauer, de Gaulle oder Giscard d’Estaing wollten eine Anschaffung der Nationalstaaten. Schon gar nicht wollten sie den europäischen Kontinent unter die Globalisierungsdampfwalze stoßen.

    Orban hat vollkommen recht. In dieser EU laufen viele Dinge mächtig aus dem Ruder. Sie müssen daher dringend korrigiert sowie die Nationalstaatlichkeit und die europäische Identität erhalten werden.

  36. Vielen Dank für diesen Teilabdruck von Orbans Rede.

    Die hier begründete Ablehnung der „liberalen Demokratie“ erinnert mich an Theodore Dalrymple. Seine Artikel behandeln, welche seelischen Zerstörungen in der heutigen englischen Unterschicht der Wohlfahrtsempfänger zu sehen sind. Die „liberale“ Attitüde der Wertfreiheit der Sozialbehörden führt in den Menschen dort zur blanken Abwesenheit von Bindungen und verbindlichen Werten. Was zunächst aussieht wie Freiheit, ist in Wirklichkeit innere und äußere Verwahrlosung, Herrschaft der Gewalt, Haltlosigkeit, Unsicherheit und Unglück.

  37. Wo er recht hat hat er recht. In Deutschland gibt sich die christliche Kultur ohne Not selber auf und duckt sich feige und sklavisch unterwürfig vor dem Islam.
    Deutschland wird in wenigen Jahren ein profilloses Nichts sein, umgeben von starken Nationalstaaten wir Frankreich, Italien, Polen, Österreich, die alle irgendwie noch die Kurve gekriegt haben. Hier wird das leider nicht passieren, dazu ist das Volk mehrheitlich
    dermaßen linksgrün beeinflusst das einem nur noch übel wird. Hier siegt nicht die Vernunft sondern der Wahnsinn.
    Leider fehlt uns solch ein Politiker wie Orban.
    Ich denke da bloß an die Wendehälse der CSU.

    • Der Anteil der Muslime und sonstiger Migranten ist in Österreich und Frankreich viel höher als in Deutschland. Das Ende der „christlichen Kultur“ lässt sich auch in diesen beiden Ländern nicht aufhalten.

      • Stichwort Spanien.
        Da geht schon was.
        Kommt auf den Zeithorizont an.
        Und eben wichtig wird sein, wieder eine Inquisition zu haben.

  38. Einspruch Euer Ehren! Bei aller Zustimmung zu etlichen Teilen seiner Politik, aber mit dem Liberalismus und auch mit dem, was in der EU und vor allem hierzulande geplant ist, haben seine Ausführungen zur Liberalität wenig zu tun und eine illiberale Demokratie ist eine Volksrepublik, die ich bei Ungarn nicht annehme. Ich sehe auch nicht, dass die individuelle Freiheit in Abgrenzung zum Kollektivismus per se „ schädlich“ ist, was Orban vermutlich auch nicht gemeint hat. Er meint wertkonservativ, was eine liberale Demokratie nicht ausschließt, und verwechselt den hemmungs – , grenzen-, und vor allem verantwortungslosen Hedonismus mit dem klassischen Liberalismus, dessen Ideen man nicht teilen muss, den man aber richtig verstehen sollte. Wir, nicht zuletzt hierzulande, sind vom klassischen Liberalismus bildlich soweit entfernt wie die Quasare von der Erde. Er ist auch von den MachthaberInnen wie Macron und Merkel für die Bürger gar nicht gewollt, im Gegenteil. Die gewollte Privilegierung einer sozialistischen Funktionärsklasse und Brot und Spiele für die politisch irrelevante Masse, in etwa die Vorstellung der EU- Räte und den beiden M‘s haben mit Liberalismus nicht das Geringste zu tun. Das gilt auch für die Merkel‘schen Beliebigkeiten, Rechtsmissachtung und Relativierungen aller Art, kurz für die „ Wertelosigkeit“, um die es hier geht und die der Liberalismus gerade nicht vertritt. Der offenkundig angestrebte links/ grüne Totalitarismus, mit gewissen Vergnügungen zur Ablenkung und zur Ruhigstellung, sollte ebensowenig wie Libertinage mit ( politischer)Liberalität „verwechselt“ werden. Falls Orban meint, Demokratien seien aus mehreren Gründen „ gefährdet“, wenn sie nicht über inhaltlich verbindende und institutionelle ( Kern)Gemeinsamkeiten verfügen und diese auch vertreten, hat er Recht. Falls er meint, dass man den Menschen nicht völlig sich selbst überlassen könne, weil er dann Halt/ Orientierung und Werte verliert und zum dankbaren „Opfer“ von diversen ( politisch/ pseudoreligiösen)Scharlatanen und deren Heilsversprechungen wird, liegt er nicht ganz falsch, zumindest bei wohlstandsverwahrlosten, sinnsuchenden, dekadenten NeurotikerInnen. Das ist aber kein Problem der liberalen Demokratie, sondern der dort „ beheimateten „ Menschen, denen man die Verantwortungsübernahme für sich selbst bewusst verweigert hat und die – gelangweilt und leer- mit Liberalität und vor allem mit sich selbst nichts „ Sinnvolles“ anfangen können. Damit sind sie natürlich die idealen JüngerInnen des (protestantischen ) grünen Sozialismus.

    • Ich glaubte früher in der klassischen Liberalismus. Sie ist aber in nicht mehr da. Nennen Sie ein EU Land, wo Regierung, Parteien die klassische Liberalismus praktizieren.

  39. …als Gott ins Spiel kam, nach dessen Ebenbild wir geschaffen sind, habe ich aufgehört zu lesen. Mit einem Leben nach dem Altem Testament werde ich nicht glücklich werden, Aufklärung, Evolutionstheorie und das Falsifikationsprinzip moderner Wissenchaft liegen mir da näher. Religion kenne ich meist im Zusammenhang mit Unterdrückung, Unterwerfung und unwissenschaftlichen Behauptungen. Wer braucht das schon?

    • Natürlich, wenn Sie die Religion auf einem Niveau betrachten, dem in der Chemie ungefähr die Phlogiston-Theorie entspricht…

      Die Evolution bereffend, kann ich «L’evolution créatrice» von Henri Bergson empfehlen (Nobelpreis 1927). Der letzte große frz. Philosoph, der als Jude nur deshalb von seiner beabsichtigten Konversion zum Christentum Abstand nahm, weil er dies zur Zeit der nazistischen Verfolgungen als Verrat an seinem Volk gesehen hätte.

    • @nhamanda: Ich assoziiere Unterdrückung eher mit atheïstischen Regimen wie Nordkorea.

  40. Und so stehen wir denn vor dem paradoxen Phänomen, dass ausgerechnet der in Westeuropa geschmähte Viktor Orbán (gemeinsam mit den nicht minder geächteten Visegrad-Staaten) de facto an europäischen Werten festhält, während die westeuropäischen Eurokraten und Protagonisten des Multikulturalismus diese Werte zwar ständig im Munde führen, sie aber in Wirklichkeit durch eine verantwortungslose Politik der Einwanderung aus unverträglichen archaischen Kulturen zerstören.

    Orbáns Forderungen sind weitgehend deckungsgleich mit denen, welche die besten europäischen Philosophen in der Pariser Erklärung vom 7. Oktober 2017 erhoben haben [siehe: “The Paris Statement – A Europe We Can Believe In“; https://thetrueeurope.eu/a-europe-we-can-believe-in/ ]

  41. Wie wohltuend mal eine Gegenposition in dieser durch Dogmen verklebten Zeit zu hören. Auch finde ich es wichtig Liberalismuskritik zur Debatte zu stellen, entziehen sich Liberale doch gerne jeder Kritik, indem sie – sicher nicht komplett ungerechtfertigt – sagen, das heutige Europa wäre ja gar nicht wirklich liberal. Damit macht man es sich aber aus meiner Sicht auch zu leicht. Orban stößt hier eine epochale Debatte an und ich bin gespannt, was sich daraus noch entwickeln wird.

  42. Es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Ideologen eines pervertierten Begriffs von Liberalismus anders verfaßte Gesellschaften nicht zulassen wollen/können. Es entstünde nämlich automatisch wieder ein Systemwettbewerb, den die Ideologie niemals gewinnen kann. Sie würde genauso scheitern wie Sowjetkommunismus, National(er)-Sozialismus und Marxixmus/Leninismus Ost-Berliner Prägung. Das wissen sie natürlich ganz genau und es verwundert also auch nicht, daß sich die Raffinierteren unter Ihnen (Habeck u. a.) dem Chinesischen KP-Staatskapitalismus zuwenden, der scheinbar wirtschaftlich dem Abenländisch-Christlich-Marktwirtschaftlichen System ebenbürtig ist. Alles was ich von V. Orban hier lese und in der Vergangenheit an anderer Stelle bereits gelesen habe, hat Hand und Fuß und – auch wenn ich nicht in jedem Detail mit ihm übereinstimme und ’sein‘ politische Establishment in Ungarn sicherlich nicht frei von Korruption und Durchstechereien sein wird – es scheint mir lohnend sich mit einem Menschen politisch auseinanderzusetzen, der Überzeugungen hat und diese klar benennt. Zum Tode des Fuldaer Erzbischofs Johannes Dyba schrieb Joachim Sobotta in seinem Nachruf in der Rheinischen Post den bemerkenswerten Satz: „Man mußte nicht seiner (Dybas) Meinung sein, aber im Gegensatz zu vielen anderen Zeitgenossen, hatte er wenigstens eine.“
    Gibt es Besseres zu sagen über einen streitbaren Geist?

    • @schukow:
      »Es entstünde nämlich automatisch wieder ein Systemwettbewerb, den die Ideologie niemals gewinnen kann.«

      D’accord mit fast allem, was Sie schreiben! Nur scheinen Sie mir in diesem Satz zu leugnen, dass auch der Liberalismus (wie jeder „Ismus“ 😉 ) eine Ideologie ist. Und zwar nach Orbáns Auffassung eine, die die individuelle Freiheit im Verhältnis zur gesellschaftlichen Verantwortung überbetont – genauer: sie zum Schaden der Gesellschaft verabsolutiert.

      Ich teile diese Meinung.

  43. Den Vielen, die heute schon nichts haben, wollen die Globalisten auch noch die Heimat nehmen. Wie das aussieht, kann man in Westdeutschland life erleben. Erst kriegt man andere Nachbarn, dann ist irgendwann der ganze Stadtteil in ausländischer Hand, bis man selbst in Großstädten wie Frankfurt nur noch in der Minderheit ist. Anschließend beginnt der Kampf um den öffentlichen Raum. Freibäder, öffentliche Verkehrsmittel werden zu Messerfallen, und die Hautfarbe macht die Leute zu beliebten Opfern der Köterrasse, die sich sowieso nicht wehrt, und selbst vor Gericht den Kürzeren zieht. Da kann man sich ein Land wie Ungarn nur wünschen. Aber wir können nicht alle abhauen, wir müssen das hier klären, sonst haben wir bald kein Land mehr.

    • Diesen Haltungs- und Gesinnungsterror kenne ich aus der DDR, und weiß, dass es noch eine Menge Steigerungsmöglichkeiten gibt. Zunächst sollte man auf die eigene Familie aufpassen. Besonders Kinder sind in großer Gefahr, durch die Indoktrination der Ganztagsschulen, obrigkeitshörig und staatsgläubig zu werden. Denen muss man schon bei Zeiten vermitteln, wie wichtig die eigene Ausbildung, und ein unabhängiger Lebensweg ist. Und eben auch, dass sie sich in diesem Leben 2 Meinungen zulegen müssen. Ansonsten ist schon viel getan, wenn die Leute im privaten Umfeld nicht jeden Nazi-Unsinn nachplappern, und anfangen anders zu wählen.

      • Zustimmung zum vorletzten Beitrag, tlw. Zustimmung zum Letzten.
        Wie man doch innerhalb weniger Zeilen ein gespaltenes Bewusstsein belegen kann. (Nazi-Unsinn, anders wählen)
        Gerade „anders“ zu wählen, ist in hoher/ höchster Not unabdingbar!
        Lesen Sie hier weiter, wird schon noch….

  44. 1. Ungarn hat 1989 die Grenzen geöffnet, als es nötig und möglich war.
    2. Ungarn hat 2015 die Grenzen geschlossen, als es nötig war.

    Ich bin Ungarn für diese pragmatische und humanistische Politik ewig dankbar

    • Und Ungarn hat sich 1956 gegen den Stalinismus/Kommunismus erhoben, als es noch richtig weh tat. Die Ungarn haben ein ziemlich feines Gespür dafür, wann es wichtig ist nein zu sagen, wann es wichtig ist für eine Sache einzustehen, auch wenn es weh tut. Es macht den Ungarn auch heute sicherlich keinen Spaß im Westen (v.a. in Deutschland) als eine Art faschistische Diktatur dargestellt zu werden wegen ihrer Migrationspolitik, aber sie wissen, dass sie für sich sorgen müssen und handeln entsprechend (die 150 Jahre türkische Besatzung sind in der Erinnerung nicht vergessen).

    • Und eben auch und gerade dafür werden die Ungarn so abgelehnt und erbittert bekämpft. Sie machen haltnicht was man ihnen sagt, sondern haben einen eigenen Willen.

Einen Kommentar abschicken