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Sozialdemokratisch würde schon gebraucht

Der Absteiger kommt

von Gastautor

08.06.2019

| Lesedauer: 8 Minuten
Die SPD trennte sich von allem Altmodischen. Ihr Los ist kein Einzelschicksal. Kevin Kühnert sollte die Partei auf den letzten Metern führen.

Die SPD zerfällt in zwei Flügel: den ihrer Ex-Vorsitzenden, und den ihrer Mitglieder, denen noch eine Chance bleibt auf das schönste Verweseramt neben dem Papst (so etwa F. Müntefering). Es handelt sich um eine Partei, die sich im Streit zerfleischt, was die Bordkapelle spielen soll, während das Vorschiff schon unter der Wasserlinie steht.

Alle Scherze über die SPD sind gemacht. Trost bietet den Sozialdemokraten nur die Gewissheit, dass sie kein Einzelschicksal erleiden. Die französischen Sozialisten pulverisierten sich bei der letzten Parlamentswahl selbst. Die tschechischen Sozialdemokraten schrumpften zu einer Kleinpartei mit einem Stimmenanteil von gut sieben Prozent; Ungarns Sozialisten halbierten ihren Wähleranteil, Israels Arbeiterpartei holte bei der letzten Knesset-Wahl gerade fünf Prozent. Bei all diesen sozialistischen bis sozialdemokratischen Formationen handelte es sich noch vor 20 Jahren um politisch prägende Kräfte ihrer Länder. Vor 21 Jahren überzeugte Gerhard Schröder mehr als 40 Prozent der deutschen Wähler, 21,5 Millionen in absoluten Zahlen.

Da „das Elend der SPD“ (423.000 Google-Treffer per 3. Juni), wie es in Berlin Mitte heißt, abkommentiert ist, und zwar vollumfänglich schon mindestens seit dem vorletzten Vorsitzenden, bleibt dem Chronisten nichts anderes übrig, als eine private Geschichte zu erzählen.

POLITIK ABSEITS VON REALITäT
Grüner Hype – vorwärts Richtung Mittelalter
Mein Großvater war nie Mitglied der SPD. Aber er gehörte zu dem Milieu, das die Sozialdemokratie vertreten hatte, und das umgekehrt dafür sorgte, dass sie bis 1933 und im Westen nach 1949 eine kritische Größe behielt. Von 1918 bis 1970 arbeitete mein Großvater als Elektriker. Nicht als Handwerker, sondern als Werkselektriker im Agfa-Farbfilmwerk Wolfen. Selbst in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise, 1929, als sein Betrieb ihn vorübergehend nicht mehr beschäftigen konnte, fand er eine vorübergehende Anstellung bei Bergmann-Borsig in Berlin, bevor er zu Agfa zurückkehrte. Facharbeiter wie er kannten ihren Wert. In seinem Dorf, aus dem er zur Arbeit pendelte, gehörte er zu den Aufsteigern. Er verdiente deutlich mehr als die Landarbeiter. Zusammen mit meiner Großmutter, die als Hauswirtschafterin bei wohlhabenden Leuten arbeitete und sich später um ihre eigenen Kinder kümmerte, war er der Büchergilde Gutenberg beigetreten, einem Buchclub, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, Literatur durch große Auflagen preisgünstig und damit populär zu machen. In ihrem Bücherschrank standen unter anderem Thomas Manns „Buddenbrooks“, Gottfried Kellers „Grüner Heinrich“ und Jeremias Gotthelfs „Schwarze Spinne“ (ein Buch, das mich als neugierigen Jungen, der sich ausgerechnet diesen Band herausangelte, beim Lesen in eine Art Duldungsstarre aus Grusel und Spannung versetzte). Über dem Sofa hing ein guter Kunstdruck von Vermeers Briefleserin, dessen Original zur Dresdner Gemäldegalerie gehört. Für meinen Großvater, Jahrgang 1905, Volksschüler, verstand sich das Prinzip des Aufstiegs durch Bildung mehr oder weniger von selbst. Der Grüne Heinrich half ihm nicht beim Verlegen von Elektroleitungen. Aber das beherrschte er sowieso. Die Bücher, die Vermeer-Kopie, der gute Anzug am Sonntag, das alles stellte für ihn einerseits einen Wert für sich dar, anderseits eine Art Aussichtsplattform auf die Gesellschaft. Von dort aus konnte er den Wert eines gebildeten Facharbeiters als Typus taxieren. Er verglich sich mit den Bürgern und sah, dass er dabei nicht schlecht abschnitt. Genau dieses Ziel einer Plattform verfolgten die Sozialdemokraten damals auch mit den Volksbibliotheken und Arbeiterbildungsvereinen.

Den Grundsatz, sich kulturell nach oben zu orientieren, hätte mein Großvater, wenn überhaupt, mit der Gegenfrage kommentiert: Wohin sonst?

Die Farbfilme aus Wolfen markierten damals den weltweit höchsten Standard. Die Sicherheit, etwas für sich erreicht zu haben, verband sich mit dem Stolz auf eine führende Industrie. Beides begründete ein ausgeprägtes Arbeitsethos. Selbst am 20. April 1945, dem Tag, als gegen Mittag amerikanische Panzer in sein Dorf rollten, war er morgens wie immer in den Zug gestiegen und zur Arbeit gefahren. Er verließ gegen sechs Uhr das Großdeutsche Restreich, um am späten Nachmittag in die amerikanische Besatzungszone zurückzukehren. Das Werk, in dem er arbeitete, das vermutete er richtigerweise, würde den Epochenbruch überleben.

Es lässt sich nicht ohne weiteres feststellen, wie weit dieser Aufstiegswille vorhielt. Vielleicht bis in die siebziger Jahre, möglicherweise in einigen Ausläufern noch weiter. Einen solchen Ausläufer bildete das sozialdemokratische Milieu Ostdeutschlands, das sich gewissermaßen in der DDR eingekapselt hatte, um nach dem Mauerfall festzustellen, dass die SPD, die man sich dort vorstellte, nicht mehr existierte. Gerade eingetretene Genossen aus Leipzig und Erfurt lasen das damals ganz frische Parteiprogramm von drüben, in dem nichts mehr von sozialem Aufstieg stand, sondern unter anderem der Satz: „Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden.“

Die meisten Ost-Frauen, auch diejenigen, die in die SPD gegangen waren, hatten gegen männliche Gesellschaft nichts einzuwenden. Sie definierten Emanzipation auch anders als nach dem Ausbreitungsgrad des Binnen-I, der Doppelnamen und der Frauenbeauftragten.

Mein Großvater war schon in den frühen achtziger Jahren gestorben. Ihm musste also niemand erklären, wie zurückgeblieben er mit seinem Aufstiegsdenken und seinem Statusstolz war. Der Leipziger Schriftsteller Erich Loest, Jahrgang 1926, versuchte nach 1990, die SPD wieder an ihre Wurzeln zu erinnern. Von ihm stammte der Satz: „Das Sozialdemokratischste sind die städtischen Bibliotheken, gefolgt von der Fußballmannschaft zweiten Grades.“ Die führenden modernen westdeutschen SPD-Genossen (es gab kaum andere) blickten mitleidig auf den Sonderling.

Die Argumentation, warum die Interessenvertretung von Arbeitern, Bauleuten und Handwerkern heute keinen politischen Sinn mehr ergibt, geht innerhalb und außerhalb der SPD ungefähr so:

Erstens soziologisch – eine Arbeiterklasse in diesem Sinn existiere gar nicht mehr, bestenfalls in Restbeständen, ein stolzer Facharbeiteradel erst recht nicht.

Zweitens identitätspolitisch: Bei der Aufstiegsorientierung handle es sich um eine heikle Angelegenheit, zumal, wenn sie von weißen Männern gehegt wird, die auch noch stolz auf ihr Land und dessen Industrie sein wollen. Denn sie begreifen einfach nicht, dass nach der Doktrin der links von der Mitte und darüber hinaus flächendeckend dominanten intersektionellen Linken eine Berliner Staatssekretärin mit fünfstelligem Monatsgehalt, eingewanderten Eltern und muslimischem Selbstmarketing als Opfer der Gesellschaft zu gelten hat, wenn sie auf einem Inlandsflug von der Stewardess ‚tea or coffee’ gefragt wird, während ein autochthoner Arbeiter, der bei 1.800 Euro Monatsbrutto 135 Euro Steuern zahlt, tunlichst seine Privilegien als weißer Mann checken sollte.

Drittens: Für eine klassische sozialdemokratische Partei gibt es heute nichts mehr zu tun. Die arbeitende Bevölkerung ist schon ausreichend emanzipiert.

Zum ersten: In der Industrienation Deutschland existiert trotz der mehrfach ausgestellten Totenscheine noch eine ansehnliche Arbeiterschaft. Zusammen mit den Beschäftigten des Bauhauptgewerbes und den Handwerkern machen sie gut 20 Prozent, in Bayern und Baden-Württemberg noch mehr als ein Viertel der Bevölkerung aus. Rechnet man die Arbeiter in Rente dazu, die in aller Regel auch im Ruhestand ein positives Verhältnis zu ihrem Stand pflegen, liegt der Anteil dieses Milieus noch deutlich höher. Eine tatsächlich marginale Rolle spielt der produzierende Teil der Gesellschaft nur in der Kevin-Kühnert-Stadt Berlin, dem Standort des Willy-Brandt-Hauses.

Zweitens: Aller Propaganda zum Trotz wird ein Arbeiter in Sawsan Chebli niemals ein Opfer sehen. Schon gar nicht eins, das unter ihm zu leiden hätte.

Zum dritten: Die Arbeiterschaft insgesamt ist nicht depraviert. Auf Klassentreffen stellen Politikwissenschaftsdiplominhaber mit Teilzeitbeschäftigung in NGOs immer wieder fest, dass sie, die von Politik, Medien und Kirchen umschwirrte Gesellschaftscreme, oft noch mit knapp 40 in einer Berliner WG hausen, während ihre gewerblich orientierten Schulfreunde trotz der Steuerlast schon ein Eigenheim bewohnen. So kann es gehen.

MERKEL VERLIERT BEIM LINKSRüCKEN
Kein Witz: Beste Aussichten für die SPD
Trotzdem gäbe es für sozialdemokratische Politik eine Menge zu tun. Der Staat greift schon bei Kleinverdienern zu. Selbst ein Single, der Vollzeit zum Mindestlohn schafft, zahlt Steuern. Ein Handwerksmeister muss für ein Teil seines Einkommens schon den Spitzensteuersatz abliefern. Beides ist ungerecht. Der Geldregen über den erneuerbaren Energien muss enden, damit die Stromkosten nicht noch weiter steigen. Auch Großstadtschulen in weniger guten Wohnvierteln müssen gut sein. Selbst in Berlin. Vor allem: Respekt ist den meisten Arbeitern und Handwerkern sogar wichtiger als materielle Gerechtigkeit. Als Wichtigstes müsste die Migrationspolitik geändert werden: Hilfe für tatsächlich Verfolgte, offene Türen für tatsächlich benötigte Fachleute. Aber keine Einwanderung ins Sozialsystem.

Was die Aufstiegsorientierung von Arbeitern angeht: die existiert individuell immer noch. Zu meinem Bekanntenkreis gehört ein Schweißer, in dessen Buchregal – im Eigenheim – Bände von Gilles Kepel und James Joyce stehen (gelesen). Außerdem ein Schlosser, zu dessen Haushalt sechs Musiklexika und eine bemerkenswerte Sammlung von Klassik-CDs gehören, und zwar in einer Eigentumswohnung. Ein x-beliebiger Handwerksmeister versteht mehr von Ökonomie als der gesamte SPD-Parteivorstand. Egal, welcher. Egal ob er es auswendig kennt oder nicht, er weiß jedenfalls um die Aufforderung von Bertolt Brecht: „Prüfe die Rechnung / Du musst sie bezahlen / Lege den Finger auf jeden Posten / Frage: wie kommt er hierher“.
Es gibt also durchaus noch das Milieu, zu dem mein Großvater gehörte. Dass es nicht mehr SPD wählt, spricht für seine politische Wachheit. Eine sozialdemokratische Partei könnte also dank dieser Leute leben. Sie müsste nicht dahinsiechen. Stattdessen begeht sie Suizid.

TE-PODCAST FOLGE 7
Fachkräftemangel nicht nur in der SPD
Die Gründe für diesen Suizid sind multipel. Aber bei diesem Text handelt es sich um eine Art Erzählung, die es erlaubt, einen einzelnen Agenten der Geschichte einzuführen. Stellen wir uns also ein Wesen vor, halb Klein Zaches, halb Grinch. Dieser Kleingrinchzack schlich schon vor Jahren zu der SPD-Führung und erzählte ihr, es sei jetzt an der Zeit zu erkennen, dass ihre fleischessenden autofahrenden gewerblich tätigen Wähler für die Vergangenheit stehen. „Vergangenheit“, sagte er grinchend, „ist schlecht. Ihr solltet daran mitwirken, ein paar Milliarden Euro über den Betreibern von Windrädern und Solaranlagen auszuschütten, also über Leuten, die sowie schon zu den Privilegierten gehören. Davon wird der Strom teurer, auch für die Supermarktkassiererin. Es wäre auch eine famose Idee, mit den Steuern unter anderem dieser Kassiererin den Käufern von 40.000 Euro teuren Elektrowagen noch eine Anschaffungsprämie zu zahlen. Und überhaupt solltet ihr Minderheiten in den Mittelpunkt eurer Politik stellen. Und Frauen! Frauen müssen in Aufsichtsräte. Das ist entschieden wichtiger, als der Kassiererin mehr Netto zu verschaffen. Und denkt ansonsten an das Klima!“

Altgediente Genossen fragten: „Werden wir damit Erfolg haben?“

„Papperlapapp, Erfolg“, erwiderte Kleingrinchzack. „Ihr werdet modern sein.“

Der CDU riet er praktisch das Gleiche wie der SPD. Im Jahr 2015 schaute er bei der Kanzlerin vorbei und unterbreitete ihr den Plan, die Grenzen für alle und jeden zu öffnen, und nicht groß nach Ausweisen und tatsächlicher Verfolgung zu fragen.

„Was soll ich den Bürgern sagen?“ fragte Merkel, die wir uns – es ist ja eine Erzählung – einmal skrupulös denken wollen.

„Sagen Sie einfach: Wir schaffen das.“

„Das reicht aus?“

„Für diesen Satz werden Sie 2019 sogar die Ehrendoktorwürde in Harvard bekommen.“

„Mein kleiner grüner Freund, waren Sie es nicht, der mir 2011 geraten hatte, aus der Atomkraft auszusteigen?“

„Haargenau. Und? Hat es Ihnen geschadet, Frau Doktor?”

Zu den Medien hüpfte unser Topberater auch, um ihnen einzuschärfen, künftig vor allem Haltung zu zeigen, Haltung, Haltung, ihren Lesern die Regierungspolitik zu erklären und vor jeder Recherche zu fragen, ob sie den Falschen nützen könnte.

Den Kirchen rief er noch zu, vor allem von Klima und Migranten zu predigen und das Kreuz ruhig mal unterm Beffchen zu verstecken, falls es zu provozierend wirken sollte.

„Für Liebhaber von religiösem Klimbim“, kicherte er, “sagt Ihr einfach, wie faszinierend Ihr den Islam findet.“

Und allen zusammen zischte er ins Ohr: „Deutschlands größtes Problem ist seine Automobilindustrie. Und weiße Männer. Besonders die älteren.“

Das Unwahrscheinliche wurde Ereignis. Alle taten, wie ihnen Kleingrinchzack geraten hatte. Alle bis auf die Zurückgebliebenen.

Bald zeigten die Wahlergebniskurven der SPD wie die der CDU, die Mitgliederkurven der Kirchen und die Auflagenkurven der meisten Medien synchron und irreversibel nach unten. Und nur die Kurve von zwei Parteien nach oben: die der Grünen, außerdem die einer neuen Truppe, die praktisch in allem das Gegenteil der Grünen verkörperte.

Über die Frage, in welche Einzelagenten Kleingrinchzack in Wirklichkeit zerfällt, ließen sich viele Seiten füllen. Aber niemand hätte seinem Rat folgen müssen. Es gab nie einen objektiven Zwang. Denkbar wäre das alles nicht ohne die Bereitschaft von großen, ehemals einflussreichen Institutionen, sich selbst zu zerstören. Um noch einmal Bertolt Brecht zu zitieren: „Vielleicht müssen sie so sein. Aber sie müssen nicht sein.“

So selten kommt das in der Geschichte nicht vor. Der alte französische Adel vor 1789 schaffte das bekanntlich auch. Die SPD marschiert nur an der Spitze einer Bewegung, der viele folgen. Abstieg und Selbstzerstörung ist jedenfalls, anders als der Aufstieg, fast immer eine kollektive Angelegenheit.

Maliziöse Stimmen behaupten, Kleingrinchzack besitze die Fähigkeit, auch in verschiedenen Gestalten aufzutreten. Mal als vielfach preisgekrönter Spiegel-Autor, mal als bezopftes schwedisches Mädchen. Und mal als Kevin Kühnert.

RADIKALE ALTERNATIVE ZU SPD UND SPÖ
Nach Erfolg für Sozialdemokraten in Dänemark: Modell Mette?
Kühnert sollte sich einen Ruck geben und die SPD übernehmen. Denn er verkörpert exakt das Gegenteil des alten sozialdemokratischen Aufstiegsmodells: kein Studium beendet, keinen normalen Beruf ergriffen, ein aufgeblasener Medienkasper. Der SPD-Vorsitz ist heute eine Art Dschungelcamp. Wer würde besser dorthin passen als er? In dem Moment, in dem er die Partei endgültig in den Boden rammt, hätte er zum ersten Mal in seinem Leben etwas zu Ende gebracht.

In der Zwischenzeit könnten andere eine sozialdemokratische Partei in Deutschland gründen. Sie würde gebraucht.


Der Beitrag von Alexander Wendt ist zuerst bei PUBLICO erschienen.

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30 Kommentare

  1. Zitat: „In der Industrienation Deutschland existiert trotz der mehrfach ausgestellten Totenscheine noch eine ansehnliche Arbeiterschaft. Zusammen mit den Beschäftigten des Bauhauptgewerbes und den Handwerkern machen sie gut 20 Prozent, in Bayern und Baden-Württemberg noch mehr als ein Viertel der Bevölkerung aus.“
    Und wie groß ist der Anteil dieser Arbeiterschaft, der Migrationshintergrund hat und wie groß ist der deutsche Anteil? Wie groß ist der Teil, der noch SPD wählt und wie groß der, der sein Kreuz bei einer alternativen Partei setzt? Wie will man das nochmals zusammen führen?

  2. In der spannend erzählten Geschichte fehlt ein wesentliches Detail. Nicht nur der kleine Grinchzack schlich im Willy-Brandt-Haus herum. Dort verkehrte ganz offiziell auch noch ein anderer Berater. Ein gewisser Sarrazin. Ein schmächtiges und hochintelligentes Männchen, das fürchterlich stotterte, es aber mit seiner Partei gut meinte. Dieser Sarrazin sagte zu den Genossen: Setzt Euch auf den Hosenboden und studiert Statistiken! Belegt einen Logikkurs und zieht die richtigen Schlüsse! Nur so könnt ihr das Vertrauen der Menschen gewinnen. Da aber die Genossen keine Zeit für Statistik, Logik und den ganzen Kram hatten, lieber in Talkshows als in Bibliotheken saßen und obendrein überheblich und eitel waren, fielen sie auf die Einflüsterungen Grinchzacks rein. Moral: Haltung zeigen kann jeder Dummkopf, ein gutes Gespür dagegen ist reine Glücksache.

  3. Die SPD hat genauso ihre politischen Grundsätze vom sozialen Aufstieg verraten wie die Union ihre christlichen und konservativen Ideen, die sie stark gemacht hat. In beiden Parteien ist eine Rückbesinnung auf die alten erfolgreichen Grundsätze so gut wie undenkbar. Beide Parteien haben sich dem Multi-Kulturalismus, der Masseneinwanderung, dem Gender-Schwachsinn und dem Öko-Fanatismus der Grünen verschrieben. Die Grünen bestimmen, was Union und SPD für wichtig halten und umsetzen. Die Folgen sind bekannt. Beide Parteien verlieren dramatisch an Zuspruch der Wähler, die SPD noch stärker als die Union, aber auch diese verliert zeitversetzt immer mehr. Die Folge wird das Ende der beiden Volksparteien sein. Die SPD ist jetzt schon keine Volkspartei mehr, die Union wird es in einigen Jahren auch nicht mehr sein. Linke SPD-Wähler, denen MultiKulti und Klima-Idiotie wichtiger ist als sozialer Aufstieg, wandern massenweise zu den Grünen ab, konservative Unions-Wähler und teilweise auch traditionelle SPD-Wähler zunehmend zur AfD.

  4. Zitat: „Es gibt also durchaus noch das Milieu, zu dem mein Großvater gehörte. Dass es nicht mehr SPD wählt, spricht für seine politische Wachheit. Eine sozialdemokratische Partei könnte also dank dieser Leute leben. Sie müsste nicht dahinsiechen. Stattdessen begeht sie Suizid.“ — Ich persönlich habe kein Probem damit, daß die SPD dahinsiecht. Ich hoffe sogar, daß sich sich im Umfragekeller mit der anderen ätesten Partei Deutschlands — der Zentrumspartei (ja, die gibt es noch) — auf Augenhöhe trifft.
    In Anlehnung an Renate Schmidt, SPD, ist mir die Frage, (ob die SPD verschwindet), für mich eine, die ich an allerletzter Stelle stelle, weil dieses ist mir, also so wie sie hier gestellt wird, verhältnismäßig wurscht.
    Wozu braucht es eine SPD, wie sie einmal war, wenn sie doch heute auf Zusammenarbeit mit anderen Parteien angewiesen wäre, die ideologisch noch nie etwas sinnvolles zustande gebracht haben?

    Zitat: „In der Zwischenzeit könnten andere eine sozialdemokratische Partei in Deutschland gründen. Sie würde gebraucht.“ — Ja? Wozu?

  5. Die SPD ist ja nicht durch ein Unglück oder ungünstige Umstände in diese missliche Situation geraten. Bewusste und gewollte Entscheidungen der Führung und der Mitglieder haben sie dorthin gesteuert.

    Jetzt muss die SPD auf ganz schmerzliche Weise lernen, dass die Pusch Strategien ausgedient haben und der Markt ein Pull Markt geworden ist. Auch für Parteien gelten Marktgesetze, die Nachfrage bestimmt den Markt.

    Aber wer in der SPD versteht schon etwas von Märkten…

    • Zitat: „Aber wer in der SPD versteht schon etwas von Märkten… “
      Ich würde raten, genausoviele wie bei den Wählern… 🙁

    • Auch das werden die Grünen besorgen. Mit ihrer Klima- und Umweltpolitik…

  6. Ich bin in einer SPD Familie groß geworden. Mein Großvater war über 20 Jahre Bürgermeister in unserem Dorf und hessischer Landtagsabgeordneter. Aus ärmlichen Verhältnissen hat Er sich hochgearbeitet und war allenthalben eine Respektsperson. Zu ihm sind auch die Leute privat gekommen, mit ihren Sorgen und Nöten und wo Er konnte da half Er auch wenn Er wusste, dass sein Gegenüber kein SPDler war. So wie mein Großvater war, war auch mal die SPD immer ein offenes Ohr für Jedermann und Hilfe dem der Hilfe suchte. Ich bin überzeugt wüsste mein Großvater was aus seiner SPD wurde er würde sich in Grabe umdrehen. Ausgetreten wäre Er schon längst. Auch bei mir geht SPD schon lange nicht mehr, aber auch die anderen Altparteien nicht.

  7. Stelle ich mir lustig vor, wenn im Jahr 2025 alle aktuellen Politk-Clowns im Dschungelcamp Kakalaken essen und diskutieren, warum sie gescheitert sind und warum die Asiaten Deutschland technologisch den Rang abgelaufen haben:

    Meine Teilnehmer-Wunschliste für das Dschungel-Camp 2025
    Angela Merkel
    Andrea Nahles
    Claudia Roth
    Katrin-Göring Eckardt
    Sawsan Chebli
    Katja Kipping
    Heiko Maas
    Walter Steinmeier
    …….

    • Warum so lange warten? Wir stellen ein paar Topfpalmen in den Plenarsaal. Und von einem Berliner Catering-Service lassen wir ein paar Insektenteller kommen…

    • Prima, das werden herrliche Talk-Show-Runden. Das sehe ich mir dann auch wieder an ( solange der Beta-Blocker mitmacht )
      Ist aber dann asymetrisches Talken 6 Frauen und 2 Männer. Haben die beiden Herren das verdient ?

  8. Eine globale Welt lokal analysieren führt in die Irre. Insbesondere wenn es um die unterworfene Provinz eines Imperiums geht, die stets weisungsgebunden ist und den Vorgaben des imperialen Mutterlands hinterherhechelt.

    Außerdem stehen 2 Elefanten im Raum und werden ignoriert:

    Elefant 1: der Superstaat EU nimmt Fahrt auf, wodurch die BRD Parteienlandschaft ohnehin obsolet wird, ihre Nation wird gerade abgewickelt.

    Elefant 2: die europäische Bevölkerung wird mit exponentieller Geschwindigkeit ausgetauscht, den zukünftigen Bewohnern Europas sagt all das Beschriebene überhaupt nichts.

    Die Zukunft wird also völlig anders aussehen als hier suggeriert. Moslem oder nicht Moslem wird die zentrale Frage sein, dann wird es innerreligiöse Machtkämpfe geben (Sunniten, Schiiten, Wahabiten etc), und eine neue Art von Rassismus (Türken vs Araber vs Pakistaner vs Schwarze etc).

    Deutsche SPD? WTF …???

  9. Sehr guter Artikel Herr Wendt! Das trifft es hundertprozentig!

  10. Auch ich bin massiv dafür, das Kevin übernimmt ! Dieser selbstverliebte von sich total überzeugte Grinch hat das Zeug fürs Finale. Und bloß nicht nach Norden gen Däne-
    mark schielen, wo die Sozialdemokraten offensichtlich den Schlüssel für den Erfolg wieder gefunden haben. Führungsgenossen, bleibt euch treu !!! Hahaha ….

  11. Die SPD hat das geschafft, was Brecht in seinen Buckower Elegien der damaligen DDR-Regierung empfahl, nämlich das Volk aufzulösen und sich ein neues zu wählen. Symptomatisch für dieses neue Volk stehen Halbgewalkte wie Kevin Kühnert. Nichts zustande gebracht außer bla, bla, bla. Nicht nur die SPD hat sich in eine Sackgasse hinein manövriert, aus der eine Umkehr schwierig ist, weil jede Abweichung von der Linie, jede Kritik, ja jede Tatsachenbeschreibung als Rechtspopulismus diffamiert wird. Es müsste ein großes Wunder geschehen, wenn sich jemand finden würde, der das Steuerruder herumreißt. Man stelle sich vor, es steht jemand an höchster Position auf und sagt: Wir haben schwerwiegende Fehler gemacht: falsche Geldpolitik, falsche Einwanderungspolitik, falsche Europapolitik, falsche Bildungspolitik, falsche … Ich kann mir das nicht vorstellen. Eine Perestroika in der SPD oder sogar ganz Deutschland. Die Perestroika konnte die Sowjetunion auch nicht mehr retten, weil der Karren zu tief im Dreck steckte.

  12. Für was sollte denn eine sozialdemokratische Partei gebraucht werden? Arbeiter, Handwerker und Angestellte schaffen den Aufstieg inzwischen auch ganz ohne diese Partei – sie wird dafür ganz sicher nicht gebraucht – schon lange nicht mehr!

    Das soziale Netzt in Deutschland ist inzwischen so riesig ausgebaut worden, dass es sich eben tatsächlich nicht mehtr lohnt arbeiten zu gehen, wenn man mehr als zwei Kinder hat, da H-4 incl. Kindergeld mehr einbringt als man in einfachen Jobs erarbeiten könnte.

    Im Gegenteil, wir brauchen eine Partei die das soziale Netz wieder eindampft auf ein erträgliches Maß. Sozialwohnungen sollten einfach sein. Das Geld sollte reichen für ein! Telefon + Internet, GEZ, Reinigungsartikel und Lebensmittel. Wer mehr will soll arbeiten gehen! Kein Taschengeld!
    Ja, man darf sehen, wer von den Arbeitenden finanziert wird, damit der Anreiz vorhanden ist arbeiten zu gehen. Nein, man muss denen, die nicht arbeiten, nicht die soziale Teilhabe finanzieren, das müssen sie schon selbst.

    Und, wenn Mindestlohn, dann gestaffelt: für komplett Ungebildete, für beruflich Ungebildete aber auf Hauptschulabschlußniveau, für Angelernte, für Ausgebildete, sollte jeweils ein anderer Mindestlohn gelten, damit sich Anstrengung und Bildung auch lohnt.

  13. Vielen Dank für diesen großartigen Artikel. Besonders der Kleingrinchzack hat es mir angetan. Der gehörte echt verfilmt!
    Nun wieder im Ernst, wir erleben wohl heute die Folgen der Übernahme der SPD durch die 68er bzw. deren Denke. Auch damals hatte deren Geschwafel schon nichts mit der Lebenswirklichkeit von Arbeitern und kleinen Angestellten zu tun. Aber Sozialisten brauchen immer Opfer, zur Not machen sie sich selber welche, indem sie ganze Bevölkerungsgruppen, die vorher ein gutes Leben führen konnten, durch hirnlose Umverteilung in Armut stürzen. Oder indem sie sich Opfer importieren, wenn sie hier nicht mehr genug finden.
    Irgendwann wird es zwangsläufig wieder eine Partei geben, die sich wirklich für die Arbeiter einsetzt. Wenn die SPD als solche das nicht leisten will, dann macht das eben jemand anders. Es gibt sicher bei der SPD noch echte Genossen, die müssen dann halt was neues machen. Da stünden sie dann mit der Werteunion in der CDU gleich. Allerdings gibt es für wertkonservative Menschen schon eine neue Partei, die waren da schneller als die Genossen, die noch nachziehen müssen. Aber eine echte sozialdemokratische Partei, die diesen Namen noch verdient, sollte es schon geben.

    • Dutschke und Cohn-Bandit in einer Talkshow, live auf YouTube.

      Dagegen ist ein Grottenolm intellektuell und weitsichtig. Pratentiöses Dumm Geschwafel unterster Schublade, die hätte auch 68 jeder normale Arbeiter gegen die Plattschaufel laufen lassen, wenn sie ihm ein Ohr abgelabert hätten.

  14. Die Plattform, Herr Wendt, für eine solche Partei gibt es schon. Sie hat lediglich noch nicht verstanden, wo der Unterschied zwischen sozialdemokratischem Aufstiegsbegehren und Sozialismus liegt und was das mit Freiheit, Leistung und Eigenverantwortung zu tun hat. Facharbeiterwürde und Unternehmertum nähren sich am gleichen Geist. Wir werden sehen, ob die Alternative in der Lage sein wird, das vergessene und erfolgsstiftende Leitbild wieder zu beleben oder vor lauter Mandaten den Sinn der Übung zu vergessen.

  15. Damit beschreiben Sie das eigentliche Problem der SPD, die in ihrem Vorstand wohl Frauen, aber keine ehemaligen Handwerker oder Arbeiter hat. Karriere macht man in der Partei, oft ohne Beruf, und der Zivildienst war dann die Zeit im Leben, in der man wirklich produktiv war. Was machen diese Leute in den Büros im Willy-Brandt-Haus den ganzen Tag? Überlegt man nur, wie man sich selbst durchs Leben schlägt, wo irgendwo ein Sitz im Bundes- oder Landtag frei wird, oder man einen Chefposten in einem der vielen SPD Verlage ergattert? Für jeden der seine Hände rührt, und damit sein Einkommen verdient, Selbständige, Arbeitnehmer, oder Rentner, also für 70% der Wähler,könnte die SPD wählbar sein. Aber eben nicht, wenn man den Alltag der Leute nicht kennt. Der o.g. Elektriker hatte auch ohne Sozialstaat ein sicheres Leben, zahlte keine übertriebenen Steuersätze, mit denen heute Einnahmen und Ausgaben doppelt und dreifach besteuert werden. Da nutz es wenig, wenn jemand die Partei führt, der 20 Semester studiert hat. Man braucht Praktiker, und keine Theoretiker, und das gilt für alle Parteien.

    • Was machen Politiker überhaupt den ganzen Tag?

      Sarazin hat mal Merkels Tagesablauf am Tag rekonstruiert, als 2015 die Grenzöffnung entschieden wurde.

      So ähnlich habe ich mir den Tag von C Promis vorgestellt, Toni Marschall und Roberto Blanco die gehetzt durch die Provinz tingeln und kein noch so unwürdiges Engagement auslassen.

      Die kann man alle zum ? schiessen unsere Politiker, keiner würde es bemerken.

      • So ist es wohl, dass sich Politiker ihre Daseinsberechtigung durch das ständige Hinausposaunen kruder Behauptungen erkaufen. Ein menschengemachter Klimawandel, ein Waldsterben das nie stattgefunden hat, ein Jahrzehnte andauernder Fachkräftemangel, bei dem keine Firma schließen musste, eine Migrationswelle die niemand stoppen kann, weil man alle mit offenen Armen empfängt. Es sind die Leute, die immer größere und unlösbarere Probleme schaffen. Die Folge ist Umverteilung, Umverteilung, Umverteilung, bei dem der Bürger auf der Strecke bleibt, und sein Ende in Altersarmut absehbar ist.

  16. Eine SPD wie die sich heute präsentierende braucht eigentlich
    niemand außer die Grünen und die Linken nehmen sie als
    kleinen Bruder zur Mehrheitsbeschaffung. Wer mit schöner
    Regelmäßigkeit Führungskräfte nach dem Prinzip der sich
    streitenden Organe und nicht nach Qualität wählt muss seiner
    Substanzlosigkeit den Tribut zollen. Wer nicht in der Lage ist nach
    Dänemark zu blicken und aus dem dortigen Wahlergebnis
    eigene Schlüsse ableitet ohne eine 1 zu 1 Übernahme zu machen
    dem ist nur noch Todessehnsucht zu attestieren. Ich empfehle
    den Text „Streit der Organe“ zu lesen, er ist nicht lang aber auf-
    schlussreich wie man Chef wird. Man hat zwar einen Chef aber
    was der von sich gibt ist nicht brauchbar. Man besetzt konsequent
    die falschen Themen und ist dann über das Ergebnis erschrocken.
    Kühnert soll evtl. für den finalen Todesstoss zuständig werden. Es
    wäre eine weitere grandiose Idee der SPD.

  17. JEDE KLASSISCHE DEMOKRATIE BRAUCHT 2 POLE

    Einen konservativen und einen, na sagen wir, linksliberalen. Wichtig ist dabei, dass jede dieser Parteien zwar ein klares Profil hat, aber andererseits auch nicht zu sehr in Extreme verfällt. Natürlich würde die SPD gebraucht (mehr jedenfalls als die Grünen, die [obwohl links] eher die bourgeoise Schickimicki-JU von heute sind). Allerdings mit den indiskutablen Leuten an der Spitze (Maas, Stegner, Barley, Chebli, Dreyer, etc.) ist die SPD nicht nur handlungsunfähig, sondern vor allem unwählbar.

    Auch ich kann eine private Geschichte erzählen, die Deckungen aufweist mit der im Beitrag geschilderten. Mein Großvater mütterlicherseits (Jahrgang 1900) ist mit 20 Jahren in die SPD eingetreten. Sein Parteibuch (das er während der Nazizeit gut versteckt hielt und das sich noch immer im Familienbesitz befindet) behielt er bis zu seinem Tod 1969. Er war zunächst Stahlarbeiter und hat sich dann zum Angestellten hochgearbeitet. Meiner Mutter (ein Einzelkind) hat er in den 1950-er Jahren auch eine Mitgliedschaft in einem Buchclub spendiert (offenbar war das damals „in“). So hatte ich selbst später schon im jugendlichen Alter auch im häuslichen Bereich (also eigentlich noch vor meiner Gymnasialzeit) schon Kontakt mit Weltliteratur: Hemingway, Pearl S. Buck, William Faulkner, Gustav Schwab und z.B. auch jemand wie Knut Hamsun (ja, auch den hatte mein sozialdemokratischer Großvater im Bücherregal) haben mich geprägt und mir schon früh eine Welt erschließen helfen, die ich später durch Auslandsaufenthalte vertieft kennengelernt habe. Mein Opa war zwar Sozi, aber durchaus ein autoritärer Knochen. Ich war noch klein als er starb, aber wenn ich mich daneben benahm hat er nicht lange gefackelt und mir eine gelangt. Er war, wie gesagt, nachweislich kein Nazi, aber auch kein Friedensbruder im Büßergewand. Weder er noch seine Frau kannten den Begriff Feminismus. Hätte man versucht, ihnen diesen zu erklären, sie hätten beide abgewunken: „geh mir weg damit!“ Die Rollen waren klar verteilt. Der Opa (wie mein Vater später auch) war auf der Hütt, die Frau hat den Haushalt gemacht.

    Ich selbst habe mich als Jugendlicher für die SPD engagiert. Mein Bruder ist bis heute Mitglied, wählt aber (wie ich auch) die AfD. Als Franz Josef Strauß 1980 Kanzlerkandidat war hatte ich einen „Stoppt Strauß“-Button. Nachdem ich einen konservativen Reifungsprozess durchlaufen habe („wer mit 20 nicht links ist hat kein Herz, wer es mit 40 immer noch ist aber keinen Verstand“) würde ich mir heute jemand mit dem klaren, kantigen Profil von Strauß wünschen. Aus genau dem Grund wähle ich auch jetzt AfD. So wie Guido Reil, Bergarbeiter und SPD-Urgestein, der jetzt im Bundesvorstand dieser Partei ist und für sie im Europaparlament sitzt.

    Die SPD hat nichts mehr übrig für Arbeiter. Sie besteht nur noch aus Wirrköpfen (Stegner, Maas), rolextragenden Champagnersozialistinnen à la Chebli, männerhassenden Genderista und unreifen Smartphone-Kevins.

    Wer etwas über die Mentalität ehrlicher Arbeiter wissen will, der sollte sich mal den ganz vorzüglichen britischen Film „Mit Pauken und Trompeten“ (englischer Titel „Brassed off“, es geht um das Schicksal britischer Bergleute in Yorkshire) ansehen. Herzerwärmend. SO sind typische Arbeiter. Und genau SO ist die SPD nicht mehr.

    Ob sie noch eine Zukunft hat ist unsicher. An sich wünsche ich es mir. Denn die grüne Lachnummer wird sich wohl nicht halten. Da ist nur heiße Luft und null Substanz drin. Eine Partei mit Leuten wie Hofreiter, Roth oder Habeck kann doch kein halbwegs zurechnungsfähiger, reifer Mensch ernst nehmen. Und wenn die grüne Blase platzt wäre das dann an sich wieder die Zeit für die SPD. Ich würde mir (nach angloamerikanischem Vorbild) ein 2-Parteien-System wünschen: die AfD als konservative Kraft und die SPD als eher linken Gegenpol. Wie gesagt, ob die SPD nochmal hochkommt ist ungewiss. Sie muss sich an Haupt und Gliedern erneuern. Neue vitale und forsche Leute im Stile eines frühen Gerhard Schröder aufbauen. Ob sie das noch packt?

    Ich werde ihr allerdings nicht dabei helfen.

    Ich habe jetzt meinen Platz und den versuche ich zu halten.

    • 2 Pole, so so.

      Demokratie mit Wahlrecht für alle hängt sehr vom real existierenden Volk ab, und da sind schon mal die Hälfte Frauen, viele Alte uns sehr junge auch noch, Dumme, Arbeitsscheue, Ideologiekranke etc etc …

      3 Klassen Wahlrecht nur für Männer ab 21, und der Staat kann wieder funktionieren.

  18. Ja, ja, ausgerechnet der Kühnert, der Enteigner der Enteigneten, soll diese verlogene Partei „auf den letzten Meter führen“? Die Betonung sollte auf den letzten Metern liegen.
    **

  19. „Kühnert sollte sich einen Ruck geben und die SPD übernehmen. Denn er verkörpert exakt das Gegenteil des alten sozialdemokratischen Aufstiegsmodells: kein Studium beendet, keinen normalen Beruf ergriffen, ein aufgeblasener Medienkasper. Der SPD-Vorsitz ist heute eine Art Dschungelcamp. Wer würde besser dorthin passen als er? In dem Moment, in dem er die Partei endgültig in den Boden rammt, hätte er zum ersten Mal in seinem Leben etwas zu Ende gebracht.“

    Eine perfekte Beschreibung von Kühnert, die gleichwohl für eine Vielzahl von Parteigrößen der Altparteien zutrifft…aufgeblasen und nie was vor der Politikerlaufbahn zu Ende gebracht. Wenn die Unqualifiziertesten an der Macht sind, was kann dann von diesen Mitläufern erwartet werden !?…ich habe ehrlich gesagt mehr Angst vor der anscheinend kommenden moralisch überhöhten Idiokratie und ihren desintegrativen gesellschaftlichen Folgen, als vor einem schnellen Klimatod.

  20. Der kleine grüne Gnom war auch bei anderen mit seinen Ratschlägen: „Likes sind wichtiger als Freunde“, „Wollen ist edler als Können“, „Connectivity ist besser als Fahrwerksabstimmung“, „Kurze Produktzklen schlagen Haltbarkeit“, „EU ist realer als Europa“, „Visionen schlagen die Realität“ und was des Blödsinns noch mehr ist. Aber es gehören immer mindestens zwei dazu. Who is more fool? The fool or the fool who follows the fool. Narrenschiff, Eisberg voraus!

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