Mein Freund, der Fürst, ist hart gesotten und nicht so leicht aus seiner stoischen Ruhe zu bringen. Bogomir – so soll er hier genannt werden, weil er anonym bleiben will – hat den Anfang des Bürgerkriegs in Jugoslawien erlebt, bevor er flüchtete. Unterschlupf fand der stets überaus gepflegte Mitvierziger auch bei bekannten europäischen Adelshäusern – die auch nicht genannt werden sollen. Man(n) ist diskret im Hochadel. Man legt Wert auf gepflegte Umgangsformen. Und gutes Essen – Tischgebet natürlich inklusive. Wer derart konservativ ist, tut sich in Berlin schwer. Und so klagt seine Durchlaucht immer, wenn ihn unaufschiebbare Angelegenheiten in die Hauptstadt führen. „In die DDR“, sagt er dann gerne mit spitzer Ironie und breitem slawischen Akzent.
Reisen in die „DDR“ sind an sich schon schlimm genug für den Fürsten, der das Wort Kommunismus mit einem Gesichtsausdruck ausspricht, als rede er von einer Geschlechtskrankheit. Aber diesmal habe ich noch eins draufgesattelt. Ganz ohne böse Absicht. Hand aufs Herz! Weil es vor einem Abendtermin eng war, konnte ich Bogomir – er war gleich skeptisch, sein Instinkt arbeitet untrüglich, das muss zu seiner Ehrenrettung gesagt werden – überreden, in das nächst gelegene Restaurant der Kette Vapiano zu gehen. Die bietet zwar italienisches Essen an, ist aber eine deutsche Schöpfung.
Das spürte Bogomir, bis auf die Knochen Mediterraner, denn auch sofort. Dass da lauter riesige Tische waren wie in einem Bierzelt, führte zu einem nervösen Zucken seiner Oberlippen und einem erschrockenen: „Mon dieu“. Das sollte ich noch öfter hören in der folgenden Stunde. „Gibt es denn keine Tische für zwei oder vier, kann man nirgends etwas Privatsphäre haben?“, fragte Durchlaucht in fast kindlicher Naivität. Ein paar Einzeltische gab es zwar, aber die waren alle besetzt – und massiv in der Unterzahl gegenüber den „Kommunen-Tischen“, wie Bogomir sie taufte.
Kaum hatten wir einen Platz erstanden an einem Acht-Mann-Tisch neben einer geselligen Runde – der Schmerz war Bogomir förmlich anzusehen, schon lauerte der nächste Schock. Er wollte es sich gerade gemütlich machen, da fragte ich ihn: „Willst Du nicht essen?“ – „Doch, natürlich“, antwortete Durchlaucht, und strich sich voller Vorfreude mit den Fingern über die Lippen. „Dann müssen wir aufstehen“, entgegnete ich ihm. Seine Hände fuhren gen Himmel bzw. Decke: „Du machst Witze?“ – „Nein, Bogomir, hier ist Selbstbedienung!“ – „Mon dieu!“
Der Gesichtsausdruck des Fürsten verfinsterte sich noch einmal erheblich, als er sah, welche Schlange an dem Ort war, den er sofort als „Essensausgabe in einer sozialistischen Kantine“ identifizierte. Wobei ich nicht weiß, was die Umherstehenden wohl mehr schockiert hätte, hätten sie uns überhaupt beachtet: Dass Bogomir wie immer ganz in schwarz gekleidet war im Don-Capone-Stil und in die Umgebung passte wie eine Nonne in die Diskothek, oder dass sein Gesichtsausdruck an den erinnerte, den man gewöhnlich hat, wenn man eine Küchenschabe im Essen findet (Entschuldigung, aber ich habe 16 Jahre in Russland gelebt, und manchmal geht deshalb der Russe in mir durch, aber ich übersetze das gerne auf deutsche Verhältnisse: Haar in der Suppe).
Dass „Principe“, wie sich der Fürst gerne nennen lässt, gefühlte fünf Minuten warten musste („Mon dieu!“) war noch gar nichts im Vergleich zu dem Schock, den er erlebte, als er – gewohnt an gehobene Restaurants – in dem vermeintlich erlösenden Moment, als er dran kam, den etwas übernächtigt wirkenden und schlecht rasierten Pizzabäcker hinter dem Tresen fragte, was denn die Tagesempfehlung sei. „Da ist die Karte!“, beschied der im Tonfall eines Feldwebels. „Wo?“ fragte Bogomir höflich. Als Antwort kam ein Grunzgeräusch und ein Fingerzeig. Hastig reichte ich Bogomir die Karte – während von hinten schon die nächsten Gäste uns zur Seite abdrängten.
Bogomir quälte sich durchs Menu und wurde dabei mehrfach angerammt. Als seine zaghaften Versuche zu bestellen, endlich erhört wurden, gab es zur Bestätigung wieder ein Grunzen. Der Mann, von dem dieses ausging, drückte Bogomir ein Plastik-Teil in die Hand. Der Fürst musterte es wie etwas Außerirdisches. „Mon dieu, was ist das, Boris? Das ist doch nicht meine Pasta? Das ist eine Riesen-Wanze!“ Ich erklärte ihm, dass es sich um eine Art Funk-Wecker handelt, mit dem wir benachrichtigt würden, wenn das Essen fertig ist. „Warum werden wir benachrichtigt? Warum nicht der Kellner“, fragte der Principe offenherzig. Spätestens jetzt begriff ich, dass es kein einfaches Abendessen werden würde.
Bogomir wollte sich wieder an den Mann am Tresen wenden, um Salat, Wein und Wasser zu bestellen. Der grunzte nicht einmal mehr. Ich erklärte Bogomir, dass wir uns dafür an einem anderen Tresen anstellen müssen. „Mon dieu, Du scherzt? Schon wieder“. – „Nein, Durchlaucht, ich scherze nicht – hier, diese Schlange, lass uns da anstehen“. Bogomir rollte mit den Augen. Ich spürte, wie da gerade eine Welt zusammenbrach. „Mon dieu!“
Als wir nach dem zweiten Schlangestehen endlich wieder am Ziel unserer kulinarischen Träume waren, erwartete Bogomir der nächste Schock: „Wein gibt es hier nicht, da musst Du an die Bar!“ Als er seine Schockstarre überwunden hatte, fragte mich Bogomir: „Warum duzt er mich? Kenne ich ihn?“ Ich versuchte, ihn zu beruhigen. Es gelang halbwegs. Bis ich ihm klar machte, dass es den Wein nicht hier gebe, sondern wir nochmal den Ausgabeort wechseln müssten. „Noch eine Schlange?“ Das war die verbale Botschaft. Die Botschaft aus seinen Augen war: „Boris, wo hast Du mich hingebracht?“
AUSZUG AUS DER WEBSITE VON VAPIANO:
• Design, Dekoration, Musik und das richtige Licht schaffen eine
inspirierende Atmosphäre, die all Ihre Sinne erfrischt.
• Anregende Kommunikation zwischen Gästen und Vapianisti führt dazu,
dass sie sich als Freund willkommen fühlen.
• Perfekte Ausführung – bei jedem Gast, zu jeder Zeit.
Ich erspare jetzt allen Beteiligten – Bogomir, den Lesern und mir – ausführlich zu berichten, welcher clash of civilisations, also Zusammenprall der Zivilisationen, stattfand, als Durchlaucht die Warteschlange an der Bar abgestanden hatte und dann in unermüdlicher Gutgläubigkeit fragte, was er für Weine gebe. Bei der Aufzählung durch den Barman verzog sich sein Gesicht immer mehr, so, wie wenn man ihm eine Nadel immer tiefer unter die Haut gestochen hätte. Parallel wurde der Barman immer stolzer, weil er offenbar – aus seiner Sicht – immer bessere Weine aufzählte. Resigniert entschloss sich der Fürst für einen Tropfen, den er für „knapp unter der Vergiftungsgrenze“ befand (wobei zu seiner Ehrenrettung gesagt sei, dass er keinesfalls ein Snob ist, sondern einfach mediterraner Genießer, der großen Wert auf Qualität legt.).
Etwas frustriert nippte Bogomir an seinem Wein, als plötzlich die Wanze lautstark losvibrierte. Er zuckte zusammen, wahrscheinlich hat er im Bürgerkrieg schlimme Dinge erlebt. „Beruhige Dich, das ist eine gute Nachricht, das Essen ist fertig.“ Zum ersten Mal seit Betreten des Lokals legte sich wieder jenes entspannte, sonnige Lächeln auf Bogomirs Gesicht, das ich an ihm so schätze. „Na, dann spiele ich heute mal meine eigene Bedienung“, sagte er, als wir uns auf den Weg machten. Ich hatte irgendwo tief in mir geahnt, dass der größte Schock noch bevorsteht.
„Was ist das?“, fragte Bogomir verdutzt, als ihm der Mann hinter dem Tresen mit dem obligatorischen Grunzen schmetternd eine Pizza vor die Nase stellte. „Hä?“, antwortete der Pizzabäcker. Bogomir wiederholte seine Frage: „Was ist das, mon dieu?“- „Deine Pizza“, brummte der Mann aus seinem kaum geöffneten Mund: „Der nächste!“
AUSZUG AUS DER WEBSITE VON VAPIANO:
ALL WE DO,
WE DO WITH LOVE,
TO REFRESH YOUR LIFE.
„Ich esse nie Pizza“, sagte Bogomir mit angespitzten Lippen: „Ich habe Pasta bestellt, mit Frutti di mare, nicht Pizza!“ Da schien sein Widerpart aufzuwachen, bzw. der Oberlehrer in ihm, er zeigte auf das Schild, das über unseren Köpfen hing: „Hier gibt es nur Pizza, Pasta ist drüben, am anderen Stand“, meinte er triumphierend. Bogomir zuckte zusammen, doch er fasste sich schnell: „Ich habe aber Pasta gesagt, nicht Pizza“. Ich könnte schwören, Bogomir wäre um ein Haar umgefallen, und nur die Tatsache, dass ich breitschultrig hinter ihm stand, rettete seine Unversehrtheit, als die Antwort des Pizzabäckers kam: „Kannst Du nicht lesen?“ Das war zu viel für Bogomir: „Boris, frage den Herren bitte, ob er nicht zuhören kann?“ Dann streckte er die Hand von sich und sagte: „Dann nichts, danke!“, und drehte sich um – ohne sein Essen. Der Pizzabäcker schrie ihm noch etwas hinterher, was aber nicht mehr deutlich zu vernehmen war.
Kopfschüttelnd, ja außer sich saß Bogomir am Tisch und verstand die Welt nicht mehr: „Mein Gott! Ich bin im Sozialismus aufgewachsen, ich bin vieles gewöhnt, aber so schlimm war es kaum in einer kommunistischen Kantine! Das ist Sozialismus hier! Und den Menschen scheint es auch noch zu gefallen!“ Bogomir starrte fassungslos ins Leere, sofern man von einer solchen in dem überfüllten Restaurant sprechen kann.
AUSZUG AUS DER WEBSITE VON VAPIANO:
VAPIANISTI
• Unerschütterliche Integrität ist die Grundlage des Vertrauens zwischen uns allen.
• Der Stolz auf unsere Marke vereint uns als Team in allem was wir tun.
• Die persönliche Entwicklung ist die Grundlage unseres gemeinsamen Wachstums
• Ein ständiges in Frage stellen des Status Quo sichert unseren langfristigen Erfolg.
• Außergewöhnliches Engagement findet seine Anerkennung.
„Mon dieu“, seufzte der Principe immer wieder, und auch mir war der Appetit auf meine Pizza vergangen. Bis eine junge Frau an den Tisch trat, in Vapiano-Kleidung. „Jetzt wird er gezwungen, die Pizza aufzuessen“, war der erste Gedanken, der mir durch den Kopf ging. Oh Gott, mein Adrenalinspiegel! Und das, obwohl ich aus Russland einiges gewohnt bin. Aber nein. Es gibt noch Wunder. Die junge Frau erkundigte sich, was falsch gelaufen sei. „Nichts“, meinte Bogomir zuerst nur apathisch. Als sie dann aber sehr freundlich nachfragte, taute Bogomir auf. Erzählte, dass er aus Montenegro sei, mit dem System des Restaurants nicht vertraut: „Verzeihen Sie meine Ungebildetheit“. Die junge Dame verzieh und bot an, das richtige Gericht zu bringen. „Besten Dank, junge Dame, aber mit Verlaub, Ich bleibe lieber hungrig, als nochmal anzustehen“. Und siehe da, der Sesam öffnete sich, der kulinarische Sozialismus bekam ein menschliches Antlitz: „Ich bringe sie Ihnen“, sagte die junge Dame. Ein doppeltes Wunder – siezen und Bedienung.
Und das Schicksal verwöhnte uns sogar noch weiter! Am Ende wurden uns sogar noch ein Nachschub an Wein und der Nachtisch an den Tisch gebracht. „Siehst Du, im Sozialismus kommt es immer darauf an, was man mit sich machen lässt. Man muss sich nur wehren!“, triumphierte Bogomir, als ihm ein neues Glas Wein gebracht wurde: „Mein ganz persönlicher Prager Frühling ist das, meine kleine, private Revolution, für Sozialismus mit menschlichem Antlitz, oder zumindest mit Bedienung!“
Dass Einzelkämpfer in sozialistischen Systemen jedoch allenfalls Teilerfolge verbuchen können, wurde dem Fürsten spätestens wieder klar, als er um die Rechnung bat. Anders als im echten Sozialismus, wo es für Auserwählte stets Sonderbehandlung gibt, führte da nichts an der nächsten Warteschlange vorbei – an der Kasse. Bogomir stand sie kopfschüttelnd ab: „Bei uns sind die Leute vom Sozialismus weggelaufen, hier stehen sie dafür an, freiwillig!“
Weitere Beiträge aus Boris Reitschusters Kolumne „Berlin extrem – Frontberichte aus Charlottengrad“ finden sie hier.
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Es ist ja völlig okay, Vapiano nicht zu mögen. Mir sagt das Konzept auch nicht zu, obwohl ich das Essen ganz gut finde.
Aber von einem mißglückten Vapiano-Besuch den Bogen zum Sozialismus zu schlagen, finde ich dann schon etwas übertrieben, Herr Reitschuster. Das erinnert mich ein bißchen an die Berufsempörten bei SPD, Grünen und Linken.
Aber wenn ich kein Freund von Selbstbedienung bin (was auch okay ist), wieso gehe ich dann ins Vapiano? Wenn ich einen Gourmet-Burger möchte, würde ich auch nicht als erstes an McDonald’s denken. Fragen über Fragen …
Meines Wissens steht Vapiano kurz vor der Insolvenz und will eine stattliche Zahl Restaurants schließen. Ich war noch nie in solch einem Laden, aber nach dieser Schilderung kann ich es nachvollziehen.
In Berlin, FFM und im Ruhrgebiet könnte dieses Konzept dennoch weiter funktionieren, denn dort wird der Sozialismus als zuerst voll zum Ausbruch kommen.
Den Vapiano- Kunden ist nicht mehr zu helfen – sie sind aber ein Indiz für den hierzulande häufig anzutreffenden „neuen Menschen“, der u.a. auch beim Datenschutz oder der Bargeldabschaffung sagt: „ich habe doch nichts zu verbergen“ und sich dann wieder seiner Netflix-Serie zuwendet.
Finis Germania
VAPIANO war keine so schlechte Idee. Frische Nudeln und auch sonst gute Zutaten. Dafür halt Selbstbedienung. Die Preise lagen bei sieben, acht Euro für Nudeln. Heute liegen sie bei zehn, elf Euro, also gleichauf oder über dem Durchschnitts – Italiener mit weißen Tischdecken und Bedienung. Bei uns in der Gegend hat der erste VAPIANO – Laden schon Konkurs angemeldet.
Das Beispiel Vapiano ist ein super Indiz dafür, wie doof Verbraucher sind. Eigentlich kaum zu glauben, dass Menschen so etwas freiwillig mitmachen. Das zeigt wieder deutlich, was man mit Menschen machen kann. Das wissen auch unsere Politiker und deshalb funktionieren auch die schrecklichen Entwicklungen in unserem Lande so einfach.
Ich bin noch nie in einem Vapiano gewesen und verspüre nach dem Bericht auch keine Lust mehr dazu. Ja, ich mag vereinzelt das „sozialistische“ System, dies haben McDonalds und Burger-King auch. Zumindest in den Staaten. Hingehen, bestellen, Nummer bekommen und anschließend hinlaufen. Dafür ist es aber auch äußerst schnell, günstig und durchgeplant und es hat nie den Anspruch ein Restaurant zu sein.
McDonalds und Burgerking sind im Vergleich zu Vapiano Sozialismus mit menschlichem Antlitz – erstens sind m.E. die Preise niedriger, und zweitens muss man nur einmal anstehen und bekommt dann alles zusammen, während man bei Vapiano ja mehrfach anstehen muss.
Also, Herr Reitschuster, da haben Sie dem Principe aber einen ordentlichen Kulturschock verpasst! Und dazu noch unnötig, denn in Berlin gibt es um die ganzen „Vapianos“ herum doch noch ganz anständige Italiener.
Ich muß aber gestehen, daß ich vor ein paar Jahren kurz nach der Eröffnung der Freßanstalt am Alexanderplatz auch einmal dort war und ich war auch schockiert! Es ist ein Mix zwischen Pseudo-Italiener und Mc Doof….
Nichts, wirklich garnichts könnte mich noch mal darein locken, und ich finde, dafür, daß das Essen nur mittelmäßig ist und man sich auch noch anstellen soll, sind die Preise unanständig. Wenn ich also unterwegs mal Hunger hatte in Berlin, bin ich eher an den nächsten Currywurststand gegangen und war danach satt und froh.
Habe gerade nochmal nachgesehen, es gibt bereits 8! Vapiano-Restaurants, also flächendeckend, ist mir ein Rätsel, wie die sich halten können…..
Ich war vor einem Monat zweimal im „Vapiano“, zum ersten und zum letzten Mal.
Tja, wer in diese verlogenen Systemgastronomieläden wie Vapiano oder L’Osteria absteigt sollte nicht viele Erwartungen haben.
Herrlich treffend. Ich bin auch einmal in so ein Ding geraten, ob es Vapiano war, weiß ich nicht mehr. An einer Seitenstrasse der Berliner Friedrichstrasse lockte mich ein wirklich günstiges Schweinebratenangebot, Spätherbst, Sonnenschein und draussen ein Tisch frei, innen alles ganz szenechick. Ich setzte mich draussen. Nun ja, etwas schneller als der Fürst begriff ich schon, der Rest wurde schon geschildert. Zum Schweinebraten war mir nach einem Bier. Es gab kein Bier und auch keinen Wein! Im SB-Kühlschrank nur Bionade u.ä. In einem Restaurant, wenn auch Selbstbedienung. Zum Glück bin ich schnell zu Fuß und der Edeka war nicht weit. Meinen „Wecker“ auf dem Tisch zurücklassend spurtete ich, mir eine Flasche Bier zu holen. Zurück klingelte es auch schon. Das irritierende: In dem Lokal saßen nicht irgendwelche armen Typen, sondern alles im Friedrichstrassestil, zu enge Anzüge, weißes Hemd, auch die Damen ganz adrett :). Ich glaube, die da dinierten, wussten, wie abgehoben ihr Leben ist und wollten zeigen, dass sie ganz normal sind: Natürlich hol ich mir mein Essen selbst – so etwa wie selbstgebacken, ganz ökologisch und ungeheuer authentisch … Die Petersilie auf den Kartoffeln, selbstverständlich Bio ….
Irgendwie eine amüsante Geschichte. Boris und Bogomir werden das einfach unter der Akte Erfahrung abbuchen.
Vapiano hat seine Hoch-Zeit schon lange hinter sich – umso komischer, dass immer noch Sozialmasochisten den Laden besuchen.
Ich war 2004 das erste Mal im Vapiano ( Frankfurt Nähe Hauptwache ) da war es noch absolut IN und ‚trendy‘ und ich ein typischer City Slicker.
Aber schon damals war die Küche nicht besonders, die Pasta zu ‚al Dente‘ und der Wein war auch im unteren Segment anzusiedeln.
Dennoch war damals das Konzept anders: Zwar musste man auch anstehen, um das Essen zu bestellen, es wurde einem dann aber auch an den Tisch gebracht, genauso wie die Getränke, die man noch à la carte bestellen konnte.
10 Jahre später in der gleichen Kantine gabs diese Optionen nicht mehr.
Seitdem ich dann auch aus erster Hand erfuhr, dass die „Ausbildung“ und das Training einem Bootcamp gleicht (mit sehr viel sozialistischen Elementen) mache ich einen großen Bogen um diese Fraßtempelkette.
Wenn ich italienisch essen möchte, dann gehe ich zum Italiener, höre ein paar Worte der melodischen Sprache und freue mich, wenn mir der extra Pfeffer aus der Mühle gegeben wird und ich ein lächelndes „Mille grazie“ entgegnen kann, welches dann auch verstanden wird. Ausserdem geht nichts über das gewisse Urlaubsgefühl, wenn man im Hintergrund ein bischen Canzone Italiano hört.
Vapiano ist doch kein Restaurant. Es ist eine Entspannungsoase für Masochisten.
Ich erinnere mich, als die deutsche Grenze fiel, da bin ich mit Freunden nach Wismar gefahren. Wollten irgendwann was essen. VOR den knappen Restaurants standen Menschen in der Kälte, die darauf warteten, dass eine Servicekraft sie reinholte, wenn ein Tisch frei wurde. So ganz sind wir noch nicht im Sozialismus angekommen, aber wir sind auf dem Weg. Sie und Bogomir standen jedenfalls „nur“ vor diversen Tresen, aber immerhin im Warmen?
Hatte mal nachts an einer Autobahnraststätte wegen Hunger angehalten. Einmal eine Bockwurst mit Senf und Brötchen bitte! „Bockwurst können Sie sich aus dem Dämpfer nehmen, da ist die Zange. Brötchen, Senf und Pappen liegen daneben. 3,60 Euro bitte!“
Ich kann es Ihrem Freund gut nachempfinden. Auch ich bin einst unvorbereitet in ein Vapiano Restaurant gegangen – allerdings in Frankfurt, einfach weil es auf dem Weg zwischen Friseursalon und S-Bahn Station lag. Es sah gemuetlich aus von aussen und ich wollte nur einen Happen essen. Um es kurz zu halten, nachdem ich reinging, ein komisches Kaertchen in die Hand gedrueckt bekam und einen Blick auf meterlange Schlangen vor den Kuechentresen sehen konnte… es erinnerte mich an die Kantinen von der Uni… nur schlimmer. Leider hatte ich an dem Tag auch keinen Guide zur Verfuehgung und habe nach weniger als fuenf Minuten das Weite gesucht. Zuhause essen ist dann doch am schoensten. – Wenn ich schon Geld ausgebe um Auswaerts zu essen, will ich auch was besonderes erleben. Meine Schwester ist ein Fan von der Kette, aber gut, Schwestern sind sich nicht immer aehnlich und ich gehoere leider auch zu den Snobs die sich ihr Essen im Restaurant an den Tisch bringen lassen wollen. Anstehen tut man dann im IKEA Restaurant – wobei ich hier keinen Qualitaetsvergleich anstrengen moechte 😉
Wirklich, köstlich geschrieben.
Danke! 🙂 Allein für den Bericht hat sich der Besuch gelohnt 🙂
Im Prinzip sehr amüsante Geschichte. Niemand wird gezwungen, diese „Ansteh-Orgien“ mitzumachen, es gibt genügend andere Alternativen. Aber ich verstehe schon – der berühmte Blick von außen.
Mir persönlich reicht mein Blick von innen – und der ist besorgniserregend. Schickimickis und Kids liebäugeln mit der sozialistischen Massenabfertigung auf jeglichem Gebiet und auf ziemlich niedrigem Niveau, ohne zu wissen, wie schrecklich Sozialismus in der Wirklichkeit ist.
Die Gewinner sind wieder diejenigen, deren Portmonnaie es erlaubt, sich von der grauen Masse zu distanzieren und den Untergang mit etwas Abstand, teilweise amüsiert, zu betrachten – als wäre es ein Kinobesuch.
Aus Frankfurter Sicht: Vapiano hat sich bei uns überall dort angesiedelt, wo es einerseits keine Betriebskantine mehr gibt und andererseits Anzugträger und Kostümträgerinnen aus dem höheren Dienstleistungssektor gemeinsam ihre 30-Minuten-Mittagspause zelebrieren wollen.
So wenig wie Dieter Bohlens Musik modern oder zeitgenössisch ist, so wenig bietet Vapiano mediterrane Kost.
Mich kriegt man da nur mit Gewalt rein. Eine einzige kenne ich, die dort gerne isst. Sie stammt aus Berlin.
Wirklich schön geschrieben Boris. Anscheinend geht es diesen Läden aber trotzdem nicht mehr so gut (vielleicht im Sozi Paradies Berlin).Letztlich war ich (kein Witz) mit einen führenden Sozen in Aachen dort, man wollte mich wieder reaktivieren 🙂 , der Laden war leer und das um 12.00 Mittags. Und obwohl alle Tische leer waren gesellten sich 2 Leute an unserem 8 Leute Tisch dazu. Ich war kurz davor auszurasten, nur meine litauische Zurückhaltung verhinderte Schlimmeres. Arthur Schopenhauer hatte ja so recht 🙂 :
„Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um sich durch die gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder von einander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so daß sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.“
Das ist ein allgemeines Phänomen – dass sich selbst in leeren Restaurants, Cafes oder Sälen so oft die Leute direkt neben einen setzen. Offenbar scheint es da zwei Gattungen des homo sapiens zu geben: Diejenigen, die sofortige Nähe zu Fremden suchen – was ja eigentlich nichts unsympathisches ist, und diejenigen, die sich mit der Nähe lieber Zeit lasen :-))
Die Leiden der zugezogenen Landeier.
Ach, die gibt’s noch?
Ich war mal vor ein paar Jahren zwei, drei Mal in unregelmäßigen Abständen dort, allerdings gab es da noch eine Bedienung am Tisch. Selbst die hat man also inzwischen abgeschafft.
Das Getöse ums ‚Konzept‘ riesig, der nach außen getragene Anspruch hoch. Geliefert wurde allerdings vor Jahren schon eine hippe Fassade ohne Qualität, Linie oder Besonderheit. Zusammengematschte ‚Cross-over‘-Küche zwischen Mikrowelle und Dampfgarer, geschmacklos im wahrsten Sinne des Worts.
Und mittlerweile sogar nur noch in Selbstbedienung?
Kann weg, wird niemand vermissen.
Wie allerdings kann es sein, Herr Reitschuster, dass Sie samt Ihrem Freund Bogomir eine Lokalität aufgesucht haben, die schon vor Jahren eher als Randerscheinung unter vielen zu betrachten war?
Vapiano : „va“ (geht) und „piano“ (langsam) : der Pleite entgegen?
Kurssturz: Vapiano verdirbt Investoren und Konsumenten den Appetit 28. November 2018, – derstandard.at/2000092561326/Geschaefte-bei-Vapiano-laufen-schlechter-als-erwartet
Das einst zu 23 Euro an die Börse gebrachte Papier kostet um die 5,72 Euro (Stand 16.04.2019).
Da gingen sie dahin, die Investorengelder.
Die deutsche Restaurantkette Vapiano wollte das amerikanische „Burger“ Modell scheinbar kopieren: als da wäre – man nehme das kulinarische Angebot der italienischen Küche – verheirate es mit der Selbstbedienung, und schwups sind der Gründer sowie Investoren reich.
„Pizza und Pasta“ => eher ein Lebensgefühl => „La Dolce Vita“ – ein deutscher Gründer hat sich gründlich verkalkuliert…..
‚Il Principe‘ muß ein Menschenfreund sein. Ich hätte Ihnen den Marsch geblasen, mich in eine solche McDoof Kantine zu schleppen. Da wäre Schluß mit der Freundschaft.
Ich habe bis heute nicht verstanden, warum ich mich im Restaurant selber bedienen soll. Wozu ginge ich sonst dorthin? Mir ein paar Eier in die Pfanne zu hauen, kann ich zuhause haben. Gut, gebe zu, nachts um halb 2 bei McDrive bin ich auch schon vorgefahren. 🙂
‚Il Principe‘ ist in der Tat ein Menschenfreund 🙂 Aber er hatte auch eine Mitverantwortung, weil das Restaurant, das er vorgeschlagen hatte, unerwartet geschlossen hatte – und dann nur noch diese Alternative – buchstäblich – nahe lag in der Kürze der Zeit.
Haben Sie mal gefragt wieviele von dem „Köchen“ Knackis im offenen Vollzug sind? Die holt Vapiano beonders gern deswegen, weil sie mit sich alles anfangen lassen. Denn um in den offenen Vollzug zu kommen braucht man eine Arbeitstelle… Guten Appetit!
Mein Gott – und es scheinen tatsächlich genau die 50% von dort, die erst seit kurzem hier weilen. Deshalb wohl das grunzende Beantworten von Fragen, das ich von woanders auch kenne.
Völlig einverstanden, aber wenn Sie eine Stunde Zeit haben vor einem Auftritt fürs Abendessen und nichts anderes in der Nähe geöffnet ist, wäre die Alternative hungrig bleiben.
Oder auch Currywurst….
Das war wieder mal in Berlin? nee ist schon klar, da ist nichts echt. Da war ich auch mal chinesisch essen. Man hatte mir nur vorher nicht gesagt, dass ich dazu in ein von einem Deutschen geführtes Restaurant hätte gehen müssen. Berlin ist wie der hohle Zahn.
Sollte es eine Reklame für Vapiano werden? Dahin führt man weder einen Freund und noch weniger eine Freundin. Es kann katastrophale Folgen haben! Freundschaften können zerbrechen, Tränen erscheinen in Frauenaugen ! Schade um die Zeit!
Wo hat sich „Bogomir“ gewehrt? Ohne die aufmerksame Managerin wäre das eine historische Niederlage geworden.
Adenauer und Erhard sind für mich die letzten deutschen Politiker gewesen, die vom Sozialismus und seinen Derivaten diese Nase gestrichen voll hatten und mit ihren damals zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gegen diesen kämpften. Nach ihrem Ausscheiden eroberte der Kollektivismus nach und nach dieses Land. Nur die wenigsten stören sich daran.
„Bogomir stand sie kopfschüttelnd ab: „Bei uns sind die Leute vom Sozialismus weggelaufen, hier stehen sie dafür an, freiwillig!““
Nicht nur das, denn wenn man nämlich die Umfragen der letzten Monate beobachtet, wählen sehr viele Bürger voller Überzeugung sogar diesen neuen durchgrünten Sozialismus.
Warum die Aufregung? Vapiano gibt es schon seit über zwölf Jahren… ist also alles andere als eine neue Bedrohung für die Europäische Esskultur oder worüber auch immer sich der Autor echauffiert. Es wird auch niemand dazu gezwungen dort zu essen. Und warum soll das „sozialistisch“ sein? Sind Mc Donalds und Burger King ebenfalls sozialistisch? Gibt es denn keine relevanteren Geschichten mit aktuellem Bezug?
Wieso Aufregung? Ich fand die Erfahrung bereichernd. Bogomir ebenfalls – er erweiterte seinen Horizont.Was Ihre Frage angeht, ob es „relevantere Geschichten“ gibt – natürlich gibt es die. Aber eine gute Nachrichtenseite ist wie ein gutes Restaurant: Es gibt Vorspeisen, Hauptgerichte, und Desserts. Zu letzteren würde ich ironische Geschichten wie die vorliegende zählen, ja die ganze Kolumne „Frontberichte aus Charlottenburg“. Wenn man ein Dessert nimmt bzw. liest, kann man mein Hauptgericht erwarten. Wobei ich die Relevanz durchaus für gegeben halte, da Bogomirs Beobachtungen durchaus symptomatisch sind für gewissen Tendenzen in unserer Gesellschaft.
P.S.: „Kein“ Hauptgericht natürlich, nicht „mein“ Hauptgericht. Früher gab es eine Korrekturfunktion für Kommentare, ist die nicht mehr verfügbar?
Ganz schlimmes Essen von der Qualität. Von allem viel, nichts mit Raffinesse. Einmal und nie wieder, da esse ich lieber Boulette oder Bockwurst.
„Boulette“ – Hochwohlgeborenes Kommentatoren Publikum hier. 🙂 Dat is ne Frikadelle! Oder ein Bremsklotz.
Oder ein Merkel.
In Berlin ist und bleibt das eine Bullette…
Reden’S von am Fleischpflanzerl?
Ich würde niemals einen guten Bekannten zu Vapiano ausführen, so etwas gehört sich aus den genannten Gründen nicht, wurde aber selber schon einmal von einem „Begeisterten“ dorthin geschleppt. Ausser dem ständigen Schlangestehen und dem dauernden Kommen und Gehen der Bekannten zu verschiedenen Essensausgaben, Getränkebars, dem Lärmpegel, der „Essensglocke“ zum Abholen des Essens usw. sind mir die geometrisch gleichförmigen „Fleischwürfel“ aus Plastiktüten aufgefallen, die der „Koch“ abgezählt dem Essen zugab. Unverständlich, wie Menschen sich bei den doch recht hohen Preisen dort selbst demütigen.
Och nee, musste der Herr Fürst mal mit dem gemeinen Volk speisen? Aber mal ehrlich, Vapiano ist das McDonalds für Hipster. Was erwartet man denn da? Ich kenne bei uns im Dorf ne Menge italienische Restaurants, die um Klassen besser sind. Wäre er mal besser da hingegangen.
Der Herr Fürst speist sehr gerne mit dem „gemeinen Volk“ und hat ist auch sehr viel volksnäher als viele Volksvertreter, die nicht adelig sind. Die Menge italienische Restaurants gibt es in der Tag, aber wenn Sie eine Stunde Zeit haben vor einem Auftritt fürs Abendessen und nichts anderes in der Nähe geöffnet ist, wäre die Alternative hungrig bleiben.
Ich kaufe lieber ein Mettbrötchen. Mit Zwiebeln !
Köstlich! Der arme Fürst. Ich bin zwar nur zu einem ganz ganz kleinen Teil adeliger Herkunft, aber bei Vapiano war ich auch einmal und nie wieder. Ich frage mich bei dieser Art Gastronomie immer, wieso Menschen sich das antun. Es ist ja auch nicht billiger als Mittagstisch bei einem Italiener. Dafür bekommt man aber Erlebnisgastronomie im schlechtesten Sinne. Das kann man auch als bürgerlicher Mensch ganz furchtbar finden, da gehe ich sogar lieber in eine Mensa.
Jetzt weiss ich warum ein Freund von mir, der begeisteter Sozialdemokrat ist, so gerne zu Vapiano geht.
Die Gründer müssen gewusst haben, dass ihr Konzept auf Dauer nicht viel taugt. Deshalb sind sie vor knapp 2 Jahren an die Börse gegangen, Ausgabepreis pro Aktie € 24.– , die wohl wesentlich an die Gründer gingen – heute steht die Aktie bei ca. € 5.–.
Warum geht man freiwillig in solch eine Kantine?
Es sollte doch auch in Berlin noch echte Restaurants geben, und falls nicht, eine Pasta ist daheim schneller gemacht, als Sie in den Warteschlangen an Zeit verplempert haben.
Freiwillig geht man da rein, wenn man nur eine Stunde Zeit hat und weit und breit nichts anderes geöffnet hat.
Mon Dieu der Fürst kann ja zu einem der Edelitaliener gehen, wenn Er so etepetete ist. Gibt in der Ecke jede Menge davon.
Die bemängelten Erfahrungen hätte der Herr in jedem normalen Restaurant nicht machen müssen – besonders edel speisen muss man nicht für frisches Essen und freundliche Bedienung. Ihn zu Vapiano zu schleifen fällt schon in die Kategorie „recipe for desaster“.
Er wurde nicht „geschliffen“ zu Vapiano – würde ich nie wagen, aber von ihm anvisierte Restaurant hatte wieder Erwarten geschlossen, und das einzige das Nahe war – die Zeit drängte – war Vapiano. Es war der Vorschlag des Fürsten, denn er meinte, „da sei doch was Italienisches“ 😉
Der Fürst ist kein bisschen etepetete, er legt nur Wert auf ein gepflegtes Ambiente beim Abendessen – zumindest Bedienung und Freundlichkeit. Ist mir auch nicht ganz unwichtig, obwohl ich weder Fürst noch etepetete bin 😉
Apropos italienische Küche. Die Leute die bei Vapiano und anderen pseudo-italienischen Restaurants essen gehen glauben tatsächlich, dass sie hier italienische Küche serviert bekommen. Das ist so, wie bei den Chinarestaurants in Deutschland, da glauben die Leute auch, sie essen chinesische Speisen. Wenn mich mein chinesischer Geschäftspartner aus Peking hier in Deutschland besucht, dann gehen wir immer gemeinsam in ein chinesisches Restaurant. Es gibt nur wenige Chinarestaurants hier, in die er bereit ist mit mir zum Essen zu gehen. Aber auch dort isst er nichts von dem, was den deutschen Gästen vorgesetzt wird. Er sagt immer, dass er chinesisch essen will und keine pseudochinesischen Gerichte, wie sie für deutsche Gäste gemacht werden. Deshalb geht er immer grundsätzlich in die Küche des Restaurants und bestellt dort sein Essen und bekommt dann gerne eine extra für Chinesen hergestellte – original chinesische – Speise.
Das kann ich bestätigen, auf meinen Reisen durch Südostasien hatte nicht einmal ein Restaurant gefunden, was meinen hierzulande geprägten Erwartungen entsprach. Dafür gab es dann Gerichte wie Schweinedarmsuppe, der Darm war quer geschnitten so daß er in der Suppe aussah wie Zwiebelringe.
Aber das Essen in China hat sich schon stark verändert, vermutlich unter westlichem Einfluß verachten die Chinesen zunehmend Reis als arme-Leute-Essen. Wenn Sie dort essen, wo die (einfachen) Chinesen üblicherweise essen, werden Sie feststellen, daß Restaurants stark arbeitsteilig sind und die Portionen Fleisch, Gemüse, Soße, Reis, Nudel etc. einzeln in Gebinden verkaufen. Man kriegt es dort nicht wie gewohnt fein abgestimmt auf einen (1) Teller, sondern sie gehen vom Tresen weg mit mehreren Gebinden, was insgesamt natürlich viel zu viel Essen ist. Die Gebinde sind gleich groß und man hat dann einen halben Liter Soße nebst einem halben Kilogramm Fleisch mit 1/2 kg Gemüse usw., das klappt vorzüglich, wenn man mit der Familie essen geht, aber nicht also Solist.
Bin vor Jahren mit chinesischen Gästen, Bankern und einem Bürgermeister zu einem der besten Italiener in Deutschland zum Essen gegangen. Dann noch einmal in eine typische deutsche „Beiz“, wo es Kalbshaxe, Knödel und ein sehr schmackhaftes Bier gab. Dreimal darf geraten werden, bei welchem Essen denen das Herz aufging. Gerne nimmt man die Speisen zu sich, die einer guten Mutterküche ähneln. Der Fürst hatte sich – trotz Guide – leider verirrt.
Man muß nicht zur Aristokratie gehören wenn man um 8er Tische und Kantinenambiente einen großen Bogen macht. Das ist auch keine Geld- sondern eine Stilfrage welchem Restaurant man den Vorzug gibt. Schon die Vorstellung mit vielleich 6 oder 7 fremden Personen am selben Tisch zu sitzen die, man ist wohl in Berlin, weder Anstand noch Manieren besitzen und deren Themen zw. Wohnungsenteignung und „wir verfressen Bayerns Geld“ rangieren, also ich bekäme dort auch keinen Bissen runter.
Das ist wie bei den Steuern in Deutschland – mehr bezahlen, um noch mehr verarscht und gegängelt zu werden.
„Zusammenprall der Zivilisationen“? Zusammenprall ja, aber Zivilisation (im Plural) eher nicht.
Übernommen von Samuel P. Huntington. Mir gefällt die Übersetzung näher am englischen Original besser als der offizielle deutsche Titel. https://de.wikipedia.org/wiki/Kampf_der_Kulturen
Danke, da bringen mich keine zehn Pferde rein. Mein einziger Besuch bei einer Kaffehauskette, irgendwas mit „Sternen….“ in der Not auf einem Flughafen schaudert mich heute noch.
Ich habe den Eindruck, solche Gastrokonzepte passen optimale in unser neues politisches System der DDR 2.0 . Man muss sagen die Wirtschaft passt sich jeder politischen Entwicklung schnell an.
Richtig. Bei Vapiano fühlt man sich wie in einer HO-Gaststätte unseligen Andenkens. Da gehe ich doch lieber in einen Park und esse ein leckeres Brötchen aus der Faust. Mich erstaunt es auch immer wieder, wie viele diese Vapianoschuppen offenbar „voll cool“ finden. Wie gesagt, sehr ungemütlich und für die Qualität viel zu teuer.
Sehr guter Artikel. Ich frage mich auch schon lange, wie dumm sind denn die Leute, die solche Essfabriken auch noch gut finden – und auch noch Geld dafür bezahlen, ohne eine entsprechende Gegenleistung zu bekommen?
Der Michel nimmt alles in Kauf, wenn er glaubt ein paar Cent billiger davon zu kommen, das ist eine Wesensart des Michels. Er glaubt ja auch, daß das Merkel ein gutes Mensch ist, daß es sooo schön ist wenn vieleviele Schutzsuchende zu ihm kommen und das es gaaaanz viele Geschlechter gibt. Und so….
Ich hatte das Drama Vapiano auch einmal, bedingt durch einen Bekannten, erdulden müssen. Mein Eindruck war nicht, dass es dort günstig ist. Eine gute Pizzeria ist nicht teurer.
Das coole und leider für Deutschland typische ist, trotz Selbstbedienung und Bierzeltatmosphäre, Vapiano ist nicht billig! Man zockt den Michel wie immer und überall größtmöglich ab und verkauft ihm das ganze als trendiges „Life-Style-Konzept“! 😉
Exakt. Ich habe das Gleiche in Dänemark erlebt/gesehen. Ich will mit Kollegen Essen gehen um etwas zu besprechen und wir verbringen die Zeit damit in der Gegend rumzu springen um unsere Mahlzeit beizubekommen, während Nicht-Köche und Nicht-Kellner im Rahmen ihrer arg begrenzten Möglichkeit versuchen den Eindruck zu vermitteln, das man wirlich in einem Restaurant ist/ißt.
So sieht das aus wenn man nur noch Stümper als Arbeitskräfte hat.
Ist keine Frage von Stümpern, sondern von Kultur !
Nichts für Ungut, aber Vapiamo ist das Lieblingsrestaurant all derer, die am liebsten Freitag nachmittag ohne Reservierung mit der Bahn fahren.