Mehr als sieben Jahre lang kam die einzige offizielle Anklage, die gegen Julian Assange vorlag, aus Schweden. Wegen des auf verdächtige Weise nebulös wirkenden Vorwurfs der Vergewaltigung sollte er in Stockholm vor Gericht erscheinen. Doch der Gründer der Enthüllungs-Plattform Wikileaks ist blendend informiert. Er wusste genau, wer ihn ebenfalls um jeden Preis vor Gericht sehen wollte – und will: die Justizbehörden der USA. Und genau diese Gefahr einer Auslieferung über den Atlantik war es, die Assange im Juli 2012 veranlasst hatte, in die Botschaft Ecuadors zu flüchten und so lange dort auszuharren.
Und nun ist er in Handschellen abgeführt worden. „UK must resist!“ rief er auf dem nur wenige Meter langen Weg vom Botschaftsgebäude zum Fahrzeug der Londoner Polizei. Doch seine Auslieferung dürfte kaum zu verhindern sein. Ungewöhnlich sind indes die Umstände der Verhaftung. Die Londoner Polizei teilte mit, der Botschafter Ecuadors habe sie in die Botschaft „eingeladen“. In Großbrtannien drohen ihm bis zu 12 Monate Haft, weil er sich nicht an gerichtliche Auflagen gehalten hat. Gegen seine mögliche Auslieferung will er kämpfen, und das könnte bis zu drei Jahre lang dauern, wie seine Anwälte mitteilten. Welche Anklagepunkte letztendlich gegen ihn zugelassen werden, ist offen. Assange kann nur abwarten.
Bleibt die Verhaftung. Die verlief insoweit ungewöhnlich, als Ecuador damit geltendes Recht selbst aufgegeben hat. Präsident Lenín Moreno betont denn auch, kaum dass Assange verhaftet war, auffällig deutlich, er habe souverän gehandelt. Und keinesfalkls auf Druck von irgendeiner Seite. Aufmerken lässt auch, was aus der Botschaft ergänzend verlautete. Demnach hat sich Assange in den Räumen der Botschaft mehrfach nicht an die geltenden Regeln gehalten. Da ist von manipulierten Überwachungskameras die Rede, von Auseinandersetzungen mit Wachleuten, von Unfreundlichkeiten – nun, wir waren nicht dabei, aber das klingt ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Wenn Moreno wirklich eigenständig gehandelt hat, bedürfte er dieser Erklärversuche nicht.
Warum Moreno Assange loswerden wollte
Interessant wird es in folgendem Punkt: Zu den Hausregeln in der ecuadorianischen Botschaft gehört es auch, sich nicht in die Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. Und die Veröffentlichung neuer Papiere aus dem Vatikan auf Wikileaks im Januar, an der Assange direkt beteiligt gewesen sein soll, wird nun als Grund für das aprupte Ende des Botschaftsasyls genannt. Wichtiger als der Vatikan ist aber möglicherweise Ecuador selbst. Präsident Moreno sieht sich mit Vorwürfen der Korruption und der Tätigung illegaler Geschäfte gegen Mitglieder seiner Familie konfrontiert. Es geht um die sogenannten INA-Papers, die einem ecuadorianischen Abgeordneten aus dem Wikileaks-Umfeld zugespielt wurden. Das wäre einerseits nicht zu kritisieren, wenn es denn die Wahrheit ist, andererseits hätte Assange gewissermaßen die Hand gebissen, die ihn fütterte – wobei dieser Vorgang mitnichten als geklärt angesehen werden sollte.
Was hingegen klar ist: Assange wurde vom ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa in die Londoner Botschaft eingeladen, der 2012 amtierte. Correa war ein Linkspopulist, ein Freund des venezoelanischen Machthabers Nicolás Maduro. Doch die Wähler in Ecuador haben sich vom Sozialismus verabschiedet, und Correas Nachfolger Moreno kommt aus dem eher bürgerlichen Lager. Die Sympathien für Assange halten sich in Grenzen, und unbeschadet der Frage, ob Moreno und seine Familie belastet sind: einem Botschaftsasyl war die Grundlage jedenfalls entzogen.
Doch Spekulationen rund um die ecuadorianische Innenpolitik treten jetzt in den Hintergrund – die Botschaft von Ecuador ist für Assange Geschichte, und dieser ist es für den Botschafter. Es erweist sich jetzt vielmehr, dass Assange richtig vermutete, von den Justizbehörden der USA aufgrund neuer Enthüllungen seiner Wikileaks-Plattform verfolgt zu werden. In diesem neuen Fall geht es um Papiere aus dem Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump, die im Zusammenhang mit Kontakten des Trump-Teams stehen. Und nun, plötzlich, macht die US-Justiz kein Geheimnis mehr aus ihrem Auslieferungsantrag für Assange – bisher war der sorgfältig geheimgehalten worden. Die britische Polizei bestätigte jetzt die Existenz dieses Antrags.
Ein dunkler Moment für die Internetfreiheit
Den Status eines Asylsuchenden zu entziehen, ist eine Sache. Auch ein Ultimatum, wann das Haus zu verlassen ist, kann ein Hausherr aussprechen. Die Einladung an die Polizei dagegen bedeutet, dass Ecuadors Präsident Moreno de facto die diplomatische Immunität seiner Botschaft in London aufgegeben hat. Und solch ein Schritt erscheint schwer vorstellbar ohne erheblichen politischen Druck an anderer Stelle. Wie eine müde Ausrede wirkt es angesichts dessen, wenn Moreno verlauten lässt, die britische Regierung habe schriftlich zugesagt, Assange nicht an ein Land auszuliefern, in dem ihm Folter oder die Todesstrafe drohten.
Nun gut – was Assange vorgeworfen wird, ist kein Delikt, für das die Todesstrafe denkbar ist. Auch in den USA nicht. Daher ist der Verweis auf Folter und Todesstrafe „weiße Salbe“ – was Assange droht, sind bis zu 45 Jahre Haft, wobei hier zumindest Hoffnung auf vorzeitige Freilassung besteht, wie der Fall von Bradley Edward Manning beweist. Dieser Mitstreiter, der sich inzwischen als Frau fühlt und den vornamen Chelsea nutzt, wurde 2017 freigelassen. Er, der heute als Frau angesprochen werden möchte, war zu 35 Jahren Haft verurteilt und nach vier Jahren aus der Haft entlassen worden.
Was der Fall Manning mit Assange zu tun hat
Doch genau der Fall Manning hätte, richtig verstanden, als Vorzeichen dafür verstanden werden können, was passieren würde. Seit dem 8. März ist diese schillernde Figur mit Geheimnisverrats-Hintergrund wieder in Haft, weil er oder sie nicht mit einer geheim tagende Grand Jury kooperieren wollte und will. Und was die Jury wissen will, sind exakt die Vorgänge ab 2010, die Assange betreffen. Diese Beugehaft gegen Manning, die möglicherweise im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für den Haftbefehl gegen Assange erlassen wurde, könnte bis zu zwei Jahre lang sein, eine Extrastrafe wegen Kooperationsunwilligkeit inclusive.
So wirft der ganze juristische und politische Komplex die Frage auf, wieviel Freiheit im Internet erlaubt sein soll. Und vielen Menschen geht es dabei längst um die Freiheit generell. Das ist der Hintergrund, warum der Fall Assange die enorme weltweite Aufmerksamkeit erfährt, nach wie vor. Und mit seiner Verhaftung ging ein Stück dieser Freiheit verloren, so zuminest fühlen es viele Menschen. Assange hat viel verloren, vielleicht bereits den Kampf um seine persönliche Freiheit. War schon das Asyl in der Botschaft am ehesten ein selbstgewählter Hausarrest, so stehen nun, falls die auslieferung wegen unterschiedlicher Delikte in die USA durchgewunken wird, viele Jahre Gefängnis für Assange auf dem Spiel. Edward Snowden, ehemaliger US-Geheimdienstmitarbeiter, sparte angesichts der spektakulären Festnahme in London nicht mit großen Worten. Zugleich hat er die Sorgen aller, die das Internet als Medium für ihre Veröffentlichungen nutzen, wohl am treffendsten auf den Punkt gebracht: „Die Bilder werden in die Geschichtsbücher eingehen. Assanges Kritiker mögen jubeln, aber dies ist ein dunkler Moment für die Pressefreiheit.”
Update am 12. April, 23.30 Uhr.
Julian Assange wird vorgeworfen, Bradley Edward Manning dabei geholfen zu haben, ein Passwort zu einem geheimen US Server zu knacken. Die Beweislage dazu ist offen.
Eine zweite Geschichte sind die „geknackten“ und „gestohlenen“ E-Mails von Hillary Clinton ungesichertem Server. Assange hat geleugnet, dass diese E-Mails von Russland in den Besitz von WikiLeaks gekommen sind. Auch dazu scheint die Beweislage offen.
Interessant sind die Reaktionen der Demokraten und Republikaner. Letztere haben immer auf „due process“ bestanden. In der Causa Assange wurde diese Forderung weggelassen. Warum? Wissen sie mehr über den Weg der Clinton E-Mails zu WikiLeaks?
Für die arg in Bedrängnis geratenen Demokraten ist Assange so etwas wie der letzte Strohhalm. Sie verweisen auf Kampagnen Finanzierung. Darüber wurde schon lange gemunkelt. Bleibt die Frage, warum der Sonderermittler Mueller – ausgestattet mit allen Vollmachten – nicht Assange n der Botschaft in London aufgesucht hat. Sein Stellvertreter, Andrew Weissman, ein ausgewiesener Trump Hasser, hätte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen…
Trump hat ja inzwischen angedeutet, nicht der Initiator der Verhaftung zu sein, während Hillary Clinton triumpierend gefordert hat, dass Assange sich jetzt für seine „Taten“ verantworten müsse.
In der US Administration gibt es beileibe nicht nur Trumpanhänger, sondern massenhaft Obama-Holdovers und Clintonfans.
Der Focus erwähnt noch – so ganz nebenbei – dass Moreno für sein Land Kredite von Weltbank und IWF erhalten habe. Es sieht also so aus, als hätte Ecuador Assange buchstäblich an die USA verkauft. Dazu passt auch die Reaktion von US-Abgeordneten: „Jetzt gehört er uns!“ (RT Deutsch) So als wäre Assange ein Sklave, der verkauft und gekauft werden könnte! Aus meiner Sicht dürfen wir als Europäer nicht dulden, dass Assange an die USA ausgeliefert wird. Wehret den Anfängen, sonst ist irgendwann keiner mehr in Europa sicher, der den USA aus politischen Gründen unliebsam ist!
**
„Assanges Kritiker mögen jubeln, aber dies ist ein dunkler Moment für die Pressefreiheit.”
Ein wahrlich schwarzer Freitag. Schadenfreude fände ich höchst unangebracht, zumal er mE viel Verantwortung auf sich genommen hat, die Schallmauer der Des-Informations-Medien zu durchbrechen.
Danke für Ihren Einblick.
Chelsea Manning befindet sich seit dem 8.März wieder in (Einzel-)Haft, weil sie sich weigerte in einem Verfahren der US-Regierung gegen WikiLeaks und Julian Assange vor einer – geheimen – Grand Jury auszusagen. Die Einzelhaft wurde nach 28 Tagen beendet, die Haft endet erst, wenn Manning bereit ist auszusagen.
Man mag erahnen, was Assange in den USA erwartet…
Stimmt! Dieser Hinweis fehlte bei mir. Mit Ihrer Erlaubnis und mit Dank ergänze ich meinen Text.
Gerne!
Wer kriminelle Machenschaften offenlegt, wie es Wikileaks mit den verschiedenen US-Administrationen gemacht hat, sollte nicht selbst kriminalisiert werden. Anders als Snowden hat er keine Geheimnisse verraten, sondern offengelegt. Unverständlich sind die verschiedenen Kommentare, die Assange als Schuldigen sehen. Man muss ihn nicht mögen, er mag auch selbstherrlich sein, aber man muss ihn schürzen. Die Welt ist randvoll von Opportunisten, also sollte man den Wenigen, die Leib und Leben (und diesmal wörtlich!) riskieren, Respekt zollen.
Mir ist unbegreiflich, was an dem eitlen Wichtigtuer Assange so wichtig sein soll. Aus dem Beitrag von Herrn Sigler und manchen Leserbeitrag lese ich eher latent antiamerikanische Attitüden heraus. Wer sich mit den USA anlegt, darf nicht pussy sein, und Assange sollte intelligent genug gewesen sein, um zu wissen, auf was er sich mit der Veröffentlichung von Geheimpapieren einließ. Die USA sind nicht Deutschland, sie haben noch nie auf Appeasement oder Pazifismus oder nett sein gesetzt.
Am Ende war Assange, von dem inzwischen unappetitische Details lanciert werden, allen nur noch lästig. So sehr sind die Amerikaner scheinbar auch nicht mehr hinter ihm her. Sein Heimatland Australien könnte leicht die Auslieferung beantragen, wenn es ihn schützen wollte, irgendwelche nicht gezahlten Steuern werden sich sicher ausgraben lassen. Man darf gespannt sein, ob sich jemand findet, der seine Hand über ihn hält, aber ich fürchte, sein Blatt hat er ausgespielt.
Werter Berlindiesel, ganz gewiss ist hier keine antiamerikanische Attitude intendiert. Die Beschreibung von Fakten finden Sie hier. Wie Sie selbst richtig schreiben: es sind harte Bandagen, mit denen hier geboxt wird. Das betrifft beide Seiten. Auch, dass Assange zuletzt zwischen allen Stühlen saß, wie Sie korrekterweise hinzufügen: können Sie in meinem Beitrag finden.
Der Begriff „Antiamerikanismus“ wird genauso oft und in der gleichen Art und Weise missbraucht wie der Begriff „Antisemitismus“.
Mir kommt es so vor, als würden Sie mit „eitlem Wichtigtuer“ vor allem von sich selbst sprechen. Assanges Verdienst war es u.a., Kriegsverbrechen der USA, die diese geheim halten wollten, an die Öffentlichkeit zu bringen! Weiterhin hat er die Manipulationen Clintons gegenüber ihrem Konkurrenten Sanders geleakt und damit den US-Bürgern einen großen Dienst erwiesen, da sie sonst vielleicht wieder auf den unsäglichen Clinton-Clan hereingefallen wären. Es war und ist äußerst wichtig, ehrenhaft und mutig von Assange, sich so in den Dienst der Wahrheit zu stellen. Sie dagegen scheinen mir nur eine Art neidischer Nörgler zu sein, nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie nehmen sich entschieden zu wichtig.
Assange war nie Journalist, sondern immer politischer Aktivist. Das geht aus seinen Aktionen, die immer gezielter gegen die USA gerichtet waren, immer extremer wurden und bei denen er das Risiko in Kauf nahm, dass aufgedeckte Informanten an Leib und Leben gefährdet wurden, ebenso hervor, wie aus den Berichten ehemaliger Weggefährten, wie z.B. Daniel Domscheid – Berg. Insofern – kein Mitleid.
Dass die Verfolgung Assanges gegen die Meinungsfreiheit schlechthin geht und diese Politik letztlich uns alle, einschließlich Ihnen selbst treffen kann, kommt Ihnen wohl nicht in den Sinn? Es ist ja wirklich niemand an Ihrem Mitleid interessiert, vielleicht könnten Sie ja mal Ihren Kopf einschalten und darüber nachdenken, was hier eigentlich passiert?
Er war jetzt 7 Jahre im selbstgewählten Hausarrest. Wenn er sich vor 7 Jahren der Polizei gestellt hätte, wäre er doch bestimmt inzwischen ein freier Mann.
War das eine gute Entscheidung?
Vielleicht wäre er auch ein toter Mann ?Wer weiß das schon ?
Ich habe nochmal meine Physik-Kenntnisse bemüht, nur 5G-Strahlung kommt dort nicht vor. Ist das so was wie Magnetstrahlung und wird von den Nazis auf der Mondrückseite produziert? Wenn man zwischen sehr berechtigte Kritik schwachsinnige Verschwörungstheorien mischt, wird man insgesamt unglaubwürdig.
In Süd- und Lateinamerika ist es ja nicht unüblich, dass man sich seine Unterstützer zusammenkauft. Glaube kaum, dass da der Herr Moreno eine Ausnahme macht. Der andere Weg wäre, dass man ihm klar gemacht hat, was ihm droht, wenn er nicht macht, was man von ihm verlangt. „the economic hit man“. War alles schon mal da. Politik auf amerikanisch eben und mit unserer Unterstützung. Alles furchtbar demokratisch. Die Betonung liegt auf furchtbar. Ich weiss, alles nur Spekulation. Die absolute Wahrheit werden wir jetzt aus Amerika erfahren. War immer schon so.
Und meines Wissens wurde Ecuador jetzt ein Kredit des IWF über mehrere Millarden bewilligt.
Gab es schon mal irgendwelche Dokumente aus Peking, Moskau oder vielleicht aus Pjöngjang, die bei Wikileaks veröffentlicht wurden?
Eine Frage, die ich mir auch hin und wieder stelle. Ein linker antiamerikanistischer Präsident gewährt einem Antiamerikanisten Asyl, sein nichtlinker Nachfolger hebt das Asyl auf, und nun ist die Pressefreiheit in Gefahr? Was verstehe ich da nicht?
Doch, doch, Sie verstehen alles. Leider immer nur Bahnhof.
Das braucht man gar nicht, die sind ad initio auf der Schwarzen Liste. Und Pjöngjang, falls dort Internet ist, ist doch nicht so dämlich wie der Amis. Wie ist es denn mit der deutschen Zensur? Die unterscheidet sich nur unwesentlich von der Pekinger.
Solange die Geschichten wahr sind, die Wikileaks veröffentlich hat (und das sind sie offenbar), spielt es keine Rolle, ob andere Staaten auch „ihr Fett wegkriegen“ oder nicht.
Wenn Sie einen Mörder bei der Planung oder Ausführung der Tat beobachten, und die Tat(en) eindeutig beweisen können – werden Sie dann den Mörder nicht der Polizei melden, oder gar den Mord verhindern wollen, nur weil sie nicht gleichzeitig alle anderen Mörder der Stadt auf dem Silbertablett liefern können?
Entscheidend für die jeweilige Tat ist, dass Ihre Beobachtung, und ihre Aussagen, wahr sind – alle anderen Dinge haben damit vorerst überhaupt nichts zu tun. Man kann
anderen Taten nachgehen, aber nicht um damit die Haupt-Tat zu vertuschen oder zu relativieren.
Wer hier wohl gerade relativiert? Mal kurz nachdenken?
Es gibt hier andere Seiten im Internet, die sich um China „bemühen“ – schauen Sie doch mal auf Epoch Times beispielsweise. Niemand kann all den Schmutz gleichzeitig aufwischen, den es in der Welt gibt.
Die Veröffentlichung eigentlich vertraulicher Dokumente durch eine dritte Partei ist immer nur so lange begrüßenswert, wie es den eigenen Interessen dient.
Ein Bruch der Vertraulichkeit hat für mich per se erst einmal nichts mit „Freiheit im Internet“ zu tun.
Es gibt Regeln und Gesetze, die zu verletzen in bestimmten Situationen ethisch geboten sein mag. Aber diese Situationen gilt es gut abzuwägen und im Zweifel muss dies transparent und mit der Bereitschaft geschehen, dafür die Verantwortung zu übernehmen.
So wie Wikileaks politisch selektiv, aber bezüglich der Art und Menge der Dokumente wahllos vorzugehen, ist für mich schwer legitimierbar.
Für die Information der Öffentlichkeit über die in Afghanistan begangenen Kriegsverbechen steht ihm meines Erachtens Schutz zu. Wäre Deutschland ein souveräner Staat, hätte man ihm m. E. Asyl gewähren müssen.
Kriege im islamischen Raum sind prinzpiell skrupel- und regellos. Verstöße gegen völkerrechtliche und moralische Grundsätze durch westliche Truppen sind zu ahnden, in der Gesamtschau aber eine Petitesse.
Irak, Afghanistan, Libyen – alles durch westliche Truppen begonnene Kriege. Ich denke, dass „Petitesse“ im Hinblick darauf, was dort geschehen ist, kaum der richtige Begriff ist.
Ob souverän oder nicht, ist nicht die Frage. Merkel gewährt Asyl Terroristen nicht wirklich Verfolgten.
Messerstecher und Vergewaltiger und sonstige Frauenfeinde nicht zu vergessen – auch sie sind offenbar in D. bevorzugt asylbedürftig.
@ Montesquieu
„Bruch der Vertraulichkeit“
Assange ist weder amerikanischer Staatsbürger, noch befindet er sich (bisher) auf US-Territorium. Er muss folglich weder irgendwelche US-Staatsgeheimnisse wahren, noch kann es hingenommen werden, dass sich die US-Justiz Bürger von Drittstaaten ausliefern lässt, welche sich im Ausland nicht an US-Gesetze halten.
Ich finde es eine Schande, dass Assange hängen gelassen wurde. Es spielt auch nicht die geringste Rolle, ob er vielleicht ein etwas querulatorischer oder eigensinniger Charakter ist, oder nicht, solange die Dinge der Wahrheit entsprechen, die Wikileaks veröffentlicht hat. Und das tun sie offenbar. Denn es hat bisher niemand widersprochen, sondern nur
„Geheimnisverrat“ getrötet, obwohl das gar keine Geheimnisse sind, die ein Nicht-US-Bürger waren müsste.
Oder fühlen Sie sich verpflichtet, sich in Deutschland an US-Gesetze zu halten?
Und die Geschichten die man ihm anhängen wollte stinken genauso zum Himmel, wir die Skripal-Story von Salisbury, oder viele Jahre früher die „Brutkasten-Lüge“ in Kuwait im 1. Golfkrieg, und die angeblichen „Massenvernichtungswaffen“ im Irak für den 2. GK.
Aber US-Kriegsverbrechen sind für Sie legitimiert, die WikiLeaks an die Öffentlichkeit brachte? Und dass sich die USA jetzt Menschen willkürlich aus Europa liefern lassen kann, zwecks Aburteilung nach eigenen Gesetzen, macht Sie auch nicht nachdenklich? Ganz offensichtlich sind sie ein sehr guter Untertan, Montesquieu würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er wüsste, wer hier seinen Namen missbraucht.
In England ist Herr Assange, soweit ich das mitbekommen habe, ja nur wegen Nichtzahlung einer Kaution und Nichterscheinen zu einem Gerichtstermin angeklagt. Die nachträglich konstruierte sexuelle Nötigung in Schweden wurde zurückgezogen ( wer hat da eigentlich wen genötigt, vielleicht die schwedische Gastgeberin den attraktiven und bewunderten Assange ? ). Die Anklagen in England dürften mit einer Geldstrafe enden. Eine Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe wäre in beiden Fällen unangemessen, die sieben Jahre in der Botschaft ohne Ausgang kamen ohnehin schon einer Gefängnisstrafe gleich. Sollte Assange tatsächlich an die USA ausgeliefert werden, wäre dies eine Riesensauerei und mein Vertrauen in einen der letzten, wenigen “ Rechtsstaaten “ endgültig zerstört.
Kommt darauf an, wer in den USA verstärktes Interesse hat, Assange in die Finger zu bekommen. Wenn Assange belastbare Informationen hat bezüglich von Russlandkontakten des Trump-Teams, dürfte das Interesse von Trump eher geringer sein, das der demokrats dagegen ziemlich hoch.
Der inneramerikanische Machtkampf hat bestimmt gewisse Auswirkungen auf die Behandlung des Falls Assange. Davon kann ausgegangen werden.
Die Strafverfolgung durch die schwedischen Behörden wurde eingestellt, weil man an Assange nicht heran kam, da er sich ja in der ecuadorianischen Botschaft verkrochen hatte. Eine der Frauen, die ihn beschuldigt hatten, will jetzt eine Neuaufnahme des Verfahrens erreichen. Soviel dazu. Desweiteren befremdet mich, dass er, der bei seinen „Enthüllungen“ doch arg selektiv vorgegangen ist, bei vielen Kommentatoren einen solchen Bonus hat. Für mich ist er nur ein Narzisst, der seinen persönlichen Hass auf die USA ohne Rücksicht auf Verluste auslebt.
Man muß die USA nicht hassen, wenn man die permanenten Kriege, eigennützige Sanktionen und Abhörskandale offenlegt und kritisiert. Aus eigener Erfahrung schätze die Amerikaner persönlich als hilfsbereit, respektvoll, fleißig und selbstverantwortlich. Die Politik der USA dagegen finde ich rücksichtslos, um es freundlich auszudrücken. Deswegen meine Sympathie für Herrn Assange. Und was die angebliche sexuelle Belästigung betrifft, so fiel diese der Dame erst viele Tage später ein, nachdem Herr Assange Schweden verlassen hatte und die USA Anklage erhoben hatten. Seltsamerweise fällt den Frauen sexuelle Belästigung meistens erst nach langer Zeit ein, manchmal erst nach 30 Jahren.
Das mit den Vergewaltigungen hatten wir schon bei Kachelmann und Levi-Strauss. Eine billige Art der Vernichtung des Feindes. Merkels Gäste haben anscheinend damit kein Problem.
Hätte er die Russen so bloßgestellt, wäre der Tenor hier im Forum ein anderer. Andererseits, die Russen sind dann nicht so zimperlich und kommen mit Anwälten. Dafür haben sie Nowitschok – und darum traut sich auch niemand, russische Dokumenten zu leaken.
@ Thomas Hellerberger
Wir wissen nicht, was die Chinesen haben, aber vielleicht hat Nord Korea aus deren Depots Hilfe erhalten. Deshalb gibt es keine WikiLeaks aus diesen Ländern. Aber das sind Kommunisten, da ist Nachsicht angesagt.
Erstaunlich für mich ist, mit welcher Sicherheit hier im Forum über Fakten gelehrmeistert wird, wo doch gerade in diesem Falle, die Faktenlage sehr dürftig ist. In US Medien wird Assange angeklagt, weil er Manning beim Knacken von US Servern geholfen haben soll. Manning hatte die Passwörter und freien Zugang zu diesen Servern.
Die Veröffentlichung der Dokumente durch WikiLeaks hat viele mächtige der Washingtoner Eliten persönlich verletzt und vielleicht auch noch gute Geschäfte bedroht. Ist jetzt Zeit für Rache?
So einfach wird es wohl nicht sein. Es gibt zu viele Fragen und fast keine Antworten. Warum hat Obama Manning einen ungewöhnlichen Straferlass gewährt? Schließlich hat Manning Landesverrat begangen.
Ich baue darauf, dass der neue Justizminister W. Barr mehr Licht ins Dunkel bringt, bevor Assange ausgeliefert wird…
Sie glauben ernsthaft an dieses absurde Märchen, das uns da von den Geschehnissen von Salisbury aufgetischt wurde? Jeder mit einigermaßen klarem Verstand muss sich da eigentlich beleidigt fühlen, dass man uns zuztraut, dass wir alles fressen.
Hier mal zwei interessante Texte, die jede Menge Fragen formulieren.
http://www.theblogmire.com/the-salisbury-poisoning-one-year-on-an-open-letter-to-the-metropolitan-police/
http://www.theblogmire.com/summing-up-the-official-claims-in-the-salisbury-poisonings-weighed-in-the-balances-and-found-wanting/?utm_campaign=shareaholic&utm_medium=twitter&utm_source=socialnetwork
Übersetzungen der Texte findet man hier: https://www.theblogcat.de/archiv/archiv-2019/januar-2019/
Oh, ich denke gegen eine Verringerung des Strafmaßes wird er viel über Obama und Clinton zu erzählen haben…..
Am besten hatte in dieser Hinsicht wohl Markus „Mischa“ Wolf vorgesorgt, der, obwohl langjähriger Chef der HVA, nach der „Wende“ nichts geschehen ist.
Wolf hat spioniert. Wie die Gegenseite. Gleiche Tätigkeit, unterschiedliche Bewertung. PS. DDR Agenten waren übrigens keine Spione sondern Kundschafter für den Frieden. So wie Greta heute…
Naja, zu den Anklagepunkten gehörten – neben Landesverrat – auch Freiheitsberaubung, Nötigung und Körperverletzung.
… und Furzen auf dem Botschaftsgelände, wenn man den Ekuadorianern Glauben schenkt.
zu Richard Kaufmann:
Meine Aufzählung bezog sich auf Markus Wolf. Das ist in der Darstellung des Forums vielleicht etwas unklar.
Irgendwann wird es hoffentlich auch dem Letzten bewusst, wer hinter dem ganzen Chaos in der Welt steckt und wer seine Interessen skrupellos und mit aller Macht durchsetzt. Überall.
Sie meinen die Illuminaten?
China, Russland, die Golfstaaten, den Iran? Oder wen meinen Sie?
„… ist von manipulierten Überwachungskameras die Rede, von Auseinandersetzungen mit Wachleuten, von Unfreundlichkeiten…“
Ja, klar, dann wird man als Asylant abgeschoben.
Ist das in Deutschland etwa nicht so?