Fünfundzwanzig Jahre nach dem Völkermord bietet Ruanda seinen Bürgern Frieden, eine florierende Wirtschaft mit wenig Arbeitslosigkeit und Gleichberechtigung. Ruanda entspricht ganz und gar nicht dem Klischee des hoffnungslosen Kontinents. Die Hauptstadt Kigali gilt heute als sicherste und sauberste Stadt Afrikas. Plastiktüten hat die Regierung schon vor Jahren verbannt. Es wurde unter der Führung von Paul Kagames zu einem Vorzeigebeispiel für ein Land in Afrika, das vorankommt, ein rarer Lichtblick. Gute Regierungsführung hat sich zum Nutzen der Bevölkerung ausgezahlt. Die Wirtschaft der jungen Nation boomt und die Lebenserwartung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt. Der Anteil der Bevölkerung, die unterhalb der Armutsgrenze lebt, konnte in fünf Jahren um zwölf Prozentpunkte auf 45 Prozent gesenkt werden. Das Jahreseinkommen pro Kopf hat sich auf 2017 auf 723 US-Dollar erhöht. (Zum Vergleich die ungleich reichere Demokratische Republik Kongo 489 Dollar). Das ist der Verdienst der Regierung von Paul Kagame. Immer mehr in den Kriegswirren ausgewanderte Ruander kommen zurück.
Kagame war Anführer einer Rebellengruppe der Tutsi, der Rwandan Patriotic Front. Die Rebellenarmee nahm vor 25 Jahren nach Wochen blutiger Kämpfe die Hauptstadt Kigali ein und beendete so die Gewalt. Die Regierung von Paul Kagame besteht zu mehr als der Hälfte aus Hutus. Etwa 2 Millionen Menschen leben in der Hauptstadt Kigali. Hutu und Tutsi sind heute wieder Nachbarn. Unter den Überlebenden des Genozids gibt es offenbar kaum Hass und keine Rachegefühle. Verantwortliche wurden bestraft und Opfer erhielten materielle und symbolische Entschädigungen. Die Unterscheidung zwischen den Volksgruppen Hutu und Tutsi, die nie eine ethnische, sondern eine Frage des sozialen Status war, darf öffentlich nicht mehr thematisiert werden. In Artikel 11 der Verfassung steht: „Alle Ruanda sind gleich geboren und bleiben gleich in Rechten und Pflichten“ („Tous les Rwandais naissent et demeurent libres et égaux en droits et en devoirs“.)
Lebenswerte Bedingungen vor Demokratie
Afrikaner, die ich kenne, betrachten Kagame als vorbildlichen Modernisierer und Versöhner. Sie bezeichnen ihn in Anlehnung an Singapur als „aufgeklärten Autokraten“. Er ist beim Volk als Garant von Stabilität, bescheidenem Wohlstand und Wirtschaftswachstum beliebt. Bevor eine westliche Demokratie in Ruanda entstehen kann, müssen erst einmal lebenswerte Bedingungen geschaffen werden. Unter der Führung Kagames ist Ruanda eines der wenigen Länder Afrikas, das die vorgegebenen Ziele des Armutsabbaus erreicht hat. Größter Devisenbringer ist der Tourismus, weil die Regierung früh den Wert von Wildtier-Tourismus in den unberührten Wäldern erkannt hat und Reisen zu den Berggorillas geschickt vermarktet. 2016 hat Kigali 18 internationale Konferenzen beherbergt und ist damit nach Kapstadt und Marrakesch ein wichtiges Ziel für Geschäftstourismus. Die neuen Hotels Radisson Blue, Marriott, Park Inn by Radisson und Ubumbwe Grand Hotel haben die Hotelkapazitäten auf 8.000 Zimmer erhöht.
Hohe Ausgaben für Gesundheit und Bildung
Nicht weniger als 41 Prozent der nationalen Ausgaben fließen in Gesundheit und Bildung. Die Führung des Landes hat verstanden, wie stark der Wohlstand und Lebensqualität eines Landes von der Bildung abhängt. Der Zugang zu primärer Schulbildung ist für Jungen und Mädchen gewährleistet. Ruanda hat eine Einschulungsrate von nahezu 100 Prozent. Die Anstrengungen lohnen sich. Das Bildungsniveau ist ein zuverlässiger Gradmesser für die langfristige Wohlstandsentwicklung und Stabilität des Landes. Es spielt eine Vorreiterrolle bei gutem Regierungsmanagement. Es hat eine qualitativ hohe Bildungsinfrastruktur. Ausstattung wie auch Qualitätssicherung sind sehr gut und die Bevölkerung profitiert davon. Paul Kagame sieht in Singapur sein Vorbild. All die Erfolge, die sich Singapur zugutehält – die fehlende Korruption, effiziente Bürokratie und Wirtschaft, Schutz der Umwelt – gehören auch zu den Zielen der Regierung Ruandas.
Der Präsident schuf eine Leistungsgesellschaft, eine funktionierende Verwaltung und damit eine höhere Lebensqualität. Er reist immer wieder durch die Provinzen und hört sich die Anliegen der Bewohner an. Jeder Bürgermeister ist dem Präsidenten persönlich verpflichtet, Probleme in seinem Bezirk innerhalb eines Jahres zu lösen. Die Bürger werden über ihre Rechte und Gesetze informiert, welche staatlichen Dienstleistungen ihnen zustehen, und wo sie sie bekommen können. Kigali gilt als die sauberste Stadt Afrikas.
Ruanda wird straff regiert, aber seine Führung ist Dank einer verantwortungsvollen Politik, die das Gemeinwohl in den Vordergrund stellt, wichtiger Reformen, kluger Verwendung ausländischen Kapitals und der Entwicklungshilfe ein Ansporn für den Kontinent. Es ist ein autoritäres System, das soziale Reformen in Gang gesetzt und den Lebensstandard der Massen substantiell verbessert hat. Es ist eines der wenigen Länder Afrikas, wo Homosexualität als Privatangelegenheit angesehen wird.
Management-Positionen mit Einheimischen besetzt
Für seine Reformen wurde Präsident Kagame 2018 beim „All Africa Business Leaders Award“ zum „African of the Year“ ausgezeichnet. Das Wirtschaftswachstum betrug im vergangenen Jahrzehnt durchschnittlich acht Prozent. Und die ruandische Regierung versucht, Investoren ins Land zu locken. Wer mehr als 10 Millionen Dollar investiert, zahlt keine Unternehmensteuern, die Firmengründung ist vergleichsweise unkompliziert. Außerdem gilt das Land als relativ sicher. In einer Sonderwirtschaftszone in Kigali hat Volkswagen gerade eine kleine Fertigungsstätte eingeweiht. Kagames Regierung ist darauf bedacht, dass Management-Positionen vornehmlich mit Einheimischen besetzt werden. In Kigali wurde eine Sonderwirtschaftszone eingerichtet. Wer Produkte hier herstellt und ins Ausland exportieren will, zahlt keine Zölle. Die chinesische Dire Huajian Group plant eine Schuhfabrik mit mehr als 20.000 Mitarbeitern in Kigali.
Paul Kagame wird von westlichen Beobachtern gerne als „umstritten“ bezeichnet. Aber die positiven Resultate seiner Politik zieht kaum jemand in Zweifel. Ruanda hat sich unter seiner Führung in den vergangenen zwei Jahrzehnten schneller entwickelt als jedes andere afrikanische Land. Leute, die den Präsidenten ablehnen, seien schwerer zu finden als solche, die ihn feiern, schreibt die schweizer Journalistin Barbara Achermann in ihrem rundum lesenswerten Buch „Frauenwunderland“, Reclam 2018.
Die Kindersterblichkeit hat sich in diesem Zeitraum halbiert, die Zahl der Grundschüler verdreifacht. In nur wenig anderen Ländern weltweit haben Frauen mehr Einfluss als in Ruanda. Sie stellen 64 Prozent der Delegierten im Parlament, besetzen 40 Prozent der Ministerposten, stellen die Hälfte der Richter am Obersten Gerichtshof. Die Chefsessel des Außenamts, der Fluglinie Air Ruanda und der größten Bank, der Bank of Kigali, besetzen Frauen. Eine Quote schreibt einen Anteil von 30 Prozent Frauen der Angestellten auf allen Verwaltungsebenen vor. Die ebenbürtige Bezahlung von Mann und Frau ist in Ruanda kein Thema. Laut Weltwirtschaftsforum liegt Ruanda in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter auf Platz fünf, noch vor Deutschland auf Platz zwölf. Start-ups werden gefördert und finden, auch mit der Hilfe ausländischer Stiftungen, für sie zugeschnittene Büroräumlichkeiten und finanzielle Förderer für vielversprechende Projekte.
Mehr als 4.500 Kilometer Glasfaserkabel durchziehen das Land, das vollkommen auf E-Governance und Effizienz setzt. Auch die Abwanderung von ausgebildeten Ärzten oder Krankenschwestern ist in Ruanda offenbar die Ausnahme. Die medizinischen Berufe sind in Ruanda nicht nur geachtet, sie werden auch überdurchschnittlich gut bezahlt. Bisher hat Ruanda jährlich 300 Krankenschwestern ausgebildet. Die Zahl der Ausbildungsplätze an den Krankenpflegerschulen ist gerade verdoppelt worden. Und auch an den Universitäten ist die Zahl der Medizinstudienplätze stark erhöht worden.
Am 12. Oktober 2018 wurde die Außenministerin Louise Mushikiwabo zur Generalsekretärin der internationalen Organisation der Frankofonie (OIF) gewählt. Das ist ein starkes politisches Zeichen. Ruanda – das 2008 das Französische als Amtssprache durch Englisch ersetzt hatte – stellt das frankofone Erbe wieder in den Mittelpunkt.
Kritik kommt vor allem aus dem Ausland
Gerade in diesen Tagen versuchen einige notorisch-besserwisserische Kolumnisten die Politik des „aufgeklärten Autokraten“ Paul Kagame international herabzuwürdigen und relativieren die wirtschaftlichen und sozialen Erfolge in Ruanda. Aber die Stabilität kommt allen Nachbarstaaten zugute. Es fehlen grundlegende Freiheiten wie Presse- oder Versammlungsfreiheit. Auch gibt es keine offizielle Opposition. Aber das Positive überwiegt doch gewaltig, insbesondere wenn man die Lage in den weitaus reicheren Ländern, etwa in Nigeria, Kenia, Kamerun, Angola, Mosambik, Gabun und in den beiden Kongos betrachtet.
In Ruanda gibt es keine Oligarchie, die alle Einkommensquellen des Staates kontrolliert und in die eigene Tasche wirtschaftet. Die Lebensqualität ist gestiegen, Auswanderungswillige sind deshalb rar. Deshalb hält sich die Kritik an der Regierung von Paul Kagame im Land und in Afrika in Grenzen. Afrikaner anderer Staaten, die ich kenne, sehnen sie sich nach politischer wie ökonomischer Stabilität und wären bereit, dafür auf einen Teil ihrer Freiheit zu verzichten. Für viele Afrikaner, so zumindest mein Eindruck, wird der autoritäre Führungsstil durch den wirtschaftlichen Aufschwung legitimiert.
Delegationen aus Gabun, Togo, Senegal, Benin und Guinea haben sich in letzter Zeit in Kigali die Klinke in die Hand gegeben, um sich von der glänzenden Bilanz Ruandas in den Bereichen wirtschaftliche und soziale Entwicklung, Qualität der Regierungsführung und dem Kampf gegen Korruption inspirieren zu lassen. Die Präsidenten nicht nur dieser Länder zeigen ihre Bewunderung für die Erfolge Ruandas. Einstimmig haben seine afrikanischen Kollegen Kagame mit der Reform der Finanzierung der Afrikanischen Union beauftragt. Er beklagt, dass 98 Prozent der Aktivitäten der Organisation von Geldgebern außerhalb Afrikas finanziert werden. Das dürfe nicht so bleiben.
Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe erschien im September 2018. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.
„Paul Kagame wird von westlichen Beobachtern gerne als „umstritten“ bezeichnet.“
Das ist doch ein großes Kompliment, fast ein Ritterschlag, denn „umstritten“ bedeutet auf Neusprech nichts anderes als dass man trotz intensiven Stocherns nichts wirklich gegen Kagame finden konnte. Bzw. dass man sich nicht traut, ihn wirklich anzugehen, weils ja rassistisch wäre…
Dann ist Ruanda garantiert jetzt schon ein Hassobjekt für Schwarzrotgrün, wie alle Nationalstaaten, die sich rasant entwickeln. Dass Ruanda von fast 95 % Christen und nur 1,9 % Muslimen bewohnt wird, ist ein weiterer Grund für einen gemeinsamen Hass von Schwarzrotgrün und Islam auf dieses Land. Viel Glück Paul Kagame und Ruanda. Passt auf euch auf.
Das sehe ich auch so. „Bevor eine westliche Demokratie in Ruanda entstehen kann, müssen erst einmal lebenswerte Bedingungen geschaffen werden. “ Also, so eine Aussage geht ja gar nicht. WESTLICHE DEMOKRATIE ist das A und O, alles Andere ist so was von egal…(Bittere Ironie aus)
Ich las einmal (und nur einmal!) einen Artikel, der den Genozid von Ruanda mit der Bevölkerungsexplosion in Zusammenhang brachte: es seien einfach Land und andere Ressourcen so knapp geworden, dass die Leute angefangen hätten, sich zu hassen. Das klang sehr glaubwürdig. Erheblich glaubwürdiger als moralische Erwägungen jedenfalls.
Immer schön im US Einflußbereich bleiben, dann ist man nicht von den plötzlich aufwallenden Frühlingsgefühlen impulsiver Rasierverweigerer bedroht ….
Ein weiterer Kernsatz muss hier doch eigentlich der berühmte Vergleich zwischen „Kathedrale und Basar“ sein, also das hierarchische elitäre professionelle Projekt (der Holocaust realisiert durch wenige hocheffiziente Militärs) gegenüber dem basisdemokratischen „community driven“ Ansatz in Ruanda (jeder massakriert seien Nachbarn eigenhändig wann immer ihn der Impuls dazu überkommt, der große Impact wird dann durch die Masse der freiwilligen Teilnehmer erreicht.)
Ganz offensichtlich trifft dieser „community driven“ Ansatz aus Ruanda einen Nerv bei den westlichen Linken, denn noch nie habe ich irgendetwas von Schuld, Wiedergutmachung, Verdammung gehört oder gelesen, auch die „Hutu Keule“ ist mir im Diskurs mit Linken nie begegnet, es ist fast so als wäre der an Grausamkeit kaum zu überbietende Genozid in Ruanda, mit unzähligen Tätern, eine Art Naturkatastrophe wie ein Vulkanausbruch oder Tsunami gewesen.
Ganz anders der Umgang der Linken mit dem „Kathedralen“ Ansatz. Kollektivschuld und Nazikeulen wohin auch das Auge blicket, obwohl ja eigentlich niemand behauptet die deutsche Bevölkerung hätte beim Holocaust aktiv mitgewirkt. Sie hat nur weggeschaut, was allerdings in den lebensgefährlichen Zeiten einer Gewaltdiktatur eine andere Qualität hat als bspw der heutige grassierende Opportunismus.
Mit Autokratin Merkel würden sich in Ruanda heute neben Tutsi und Hutu mindestens zwei weitere millionenstarke Immigrantengruppen die Köpfe gegenseitig einschlagen und auch die letzte Infrastruktur auf den Hund kommen während in den Medien das politische „Nichts“ als höchste Staatskunst und Moral verherrlicht würde. Wenigstens in Sachen Staatsführung haben die schon länger in Ruanda Lebenden seit 2005 offensichtlich mehr Glück als die Deutschen.
Hören sie bloß auf mit diesen Fragen nach WIE und WARUM!
Der Westdeutsche fragt sich schon seit Jahrzehnten „WIE konnte unter Adolf eine ganze Gesellschaft in den Ideologiewahn abgleiten“, und irgendwann hatten die Götter das ewige Gefrage satt, jetzt kriegen wir es first hand demonstriert wie so eine Gleichschaltung funktioniert, und wie schnell das alles geht.
Also bloß nicht nach Genozid und WARUM fragen, vielleicht kommen unsere Nachfolger hier in Deutschland/Europa sonst noch auf dumme Gedanken.
So einen wie Paul Kagame brauchen wir hier! Die Korruption explodiert in der EU.
Richtig! Es ging um das Mineral Coltan, welches zu Zeiten des Konflikts eine herausragende strategische Bedeutung hatte. Die Miniaturisierung der Elektronik kam nicht ohne Tantalum aus. Damals lagerten 80% der abbaubaren Reserven im Ostkongo, Ruanda und Burundi. Es waere wirklich ueberraschend, wenn die Maechte der Welt diesem Konflikt unbewegt aus der Ferne zugeschaut haetten. Ob Tantalum inzischen durch andere Stoffe ersetzt werden kann und ob es inzischen weitere Vorkommen gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es wundert mich, dass weder der Autor, noch die Kommentatoren naeher auf die Wirtschaftsform eingehen. Um ein sozialistisches Modell handelt es sich hier jedenfalls nicht 😉
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Man muss eben kapieren, dass kulturelle Evolution auch Evolution ist, nur eben super rasante Turbo Evolution im Vergleich zur lahmen biologischen Evolution, die über ätzend lange Zeiträume in wesentlichen nur über den Mechanismus „frühzeitiger Tod vs erfolgreiche Fortplanzung“ lernt.
Während der Linke gerne von „es gibt beim Menschen keine Rassen“ schwurbelt, ist es offensichtlich, dass es beim Menschen sogar (kulturelle) Arten gibt (Gemeinschaften, die sich nur untereinander, nicht mit anderen fortplanzen). Volk, Nation, Religionsgemeinschaft, Anhänger einer Ideologie, sie alle sind Angehörige eines Zusammenschlusses, der aus einer Menge schwacher Individuen eine starke Einheit formt. Verwirrend ist dabei natürlich, dass Volk und Nation meist territorial gebunden sind (national), Religion und Ideologie über Ländergrenzen hinweg agieren (international). Da gibt es Überlappungen, und ganz offensichtlich auch einen knallharten Konkurrenzkampf um die Frage, welche Art des Zusammenschlusses denn gerade den Ton angeben soll.
Eins ist sicher, mal kann bspw Volk und Nation dominieren, und verschiedene Religionen und Ideologien in sich vereinen, aber sobald Volk und Nation nicht mehr genug zusammenschweißen, sind Religion und Ideologie schon in den Startlöchern um die alten Bindungen zu zerstören und sich selber in die dominante Position zu bringen.
Wie jetzt, was jetzt, glitzernde Großstädte in Afrika, moderne Hotels, fette Autos, Business People, reiche Villenviertel, Swimming Pools … ?
Kann gar nicht angehen, ich sehe immer nur irgendwelche urtümliche Stämme in irgendwelchen riesigen Savannen im TV, deren abgemagerte Kühe durch Löwen bedroht sind (und für die man tunlichst spenden sollte wenn man aus einem so reichen Land wie Deutschland stammt). Das sind sicher Agenturbilder aus Asien die zeigen, wie Afrika einmal aussehen könnte, so in 500 Jahren.
Oder will der Author etwas behaupten, der deutsche TV Zuschauer wird bezüglich der 2ten und 3ten Welt „extrem geframed“? So in etwa als wenn ein russischer TV Sender von Deutschland immer nur irgendwelche Wellblechhütten in Duisburg Marxloh und ansonsten die weiten menschenleeren Flächen Mecklenburgs mit ein paar Ökobauern hinter dem Ochsengespann zeigen würde, und die Russen deswegen fest davon überzeugt wären, der Marschallplan wurde tatsächlich umgesetzt und Deutschland ist seit dem Krieg ein verarmter Agrarstaat mit 3 Felderwirtschaft und Favelas.
Lebhaft nachvollziehbar, dass ein Idealist als Staatsoberhaupt gesünder für sein Land ist, als alle Demokratien der Welt zusammen.
Bestes Beispiel Deutschland, wo sich unter der Rautenregierung „Demokratie“ bereits soweit vom Volk entfernt hat, dass ein Adenauer sein politisches Erbe nicht wiedererkennen würde.
Mit Verlaub Herr Seitz, ihr Artikel strotzt nur so von Euphemismen.
„Die Unterscheidung zwischen den Volksgruppen Hutu und Tutsi, die nie eine ethnische, sondern eine Frage des sozialen Status war, darf öffentlich nicht mehr thematisiert werden.“ Tja, so läuft das, wenn mittels militärischer Gewalt sich 15% Tutsis wieder aller Schlüsselpositionen bemächtigt haben und der Hutu-Mehrheit weismachen, es gebe keine Unterschiede mehr – Kagame kenne nur noch „Ruander“. Dabei sagt jeder befragte Ruander, dass er Hutus und Tutsis vom bloßen Aspekt meistens unterscheiden könnte. Das hat natürlich genetische Ursachen:
“ Though Tutsis and Hutus have been living cheek-by-jowl for hundreds of years, and intermarrying, the differences between the two groups remain rather obvious even after all this time. Everyone in the region believes that on average they look different, but now there is some genetic data confirming the non-Bantu affinities of the Tutsi.“
Quelle:
http://blogs.discovermagazine.com/crux/2011/10/16/the-tutsis-and-hutus-are-genetically-different-does-that-matter/#.XKylCqRCSUk
Eins hat Volker Seitz aber vergessen, einen ganz wesentlichen Faktor sogar: Zusammen mit dem Nachbarn Burundi ist Ruanda das einzige afrikanische Land, das monolingual ist (alle Ruander sprechen Ruandi als Muttersprache) und, sieht man einmal von dem eher sozialen Konstrukt Hutu-Tutsi ab, auch monoethnisch ist.
Das macht in Ruanda vieles einfacher. Sicher zeigt gerade das Beispiel von Singapur, das multiethnisch ist und bei dem niemand die Staatssprache Englisch als Muttersprache spricht, dass das keine zwingende Voraussetzung ist. Dann aber ist Singapur eben ein asiatisches Land, primär von der Mentalität und den Sitten der vormaligen britischen Kolonialmacht und der Hauptethnie der Chinesen geprägt. Das benachbarte Indonesien ist davon meilenweit entfernt. Aber auch eben islamisch geprägt.
Insoweit habe ich meine Zweifel, dass sich das Beispiel von Ruanda gerade auf per se dysfunktionale Staaten wie etwa Kongo, Tansania, Guinea oder Ghana anwenden lässt. Entscheidend nämlich ist nach meiner Ansicht, dass es in Ruanda gelungen ist, das Stammesloyalitätswesen durch ein Nationalbewusstsein zu ersetzen. Die Eliten sind der Nation loyal (zumindest zuerst und größeren in Teilen) und keine Raubritter im Dienste ihres eigenen Stammes, bis sie durch einen anderen Stamm verdrängt werden. Genau so aber funktionieren alle anderen afrikanischen Nationen – und funktionieren gerade daher nicht. Auch Südafrika, dass die Schwarzen von den Weißen mit einer für afrikanische Verhältnisse hervorragenden Infrastruktur und Verwaltung ererbt hatten, ist inzwischen völlig heruntergewirtschaftet. Einst sogar eigene Atommacht, lebt es wie so viele afrikanische Länder inzwischen ausschließlich vom Rohstoffexport. Und dieser macht ein Volk niemals reich oder wohlhabend, sondern nur eine winzige Oberschicht von Oligarchen.
Ruanda wird seinen Weg machen, und wenn es viel Glück hat, auch Kenia. Doch der blutige Bürgerkrieg im Osten von Kongo, in dem auch Ruanda immer wieder mal mitmischt, zeigt, wie dünn das Eis ist. Denn gerade wenn Ruanda auf diesem Weg vorangeht, werden sie die gleichen Probleme wie die Europäer bekommen: Dekadenz, Geburtenarmut, Einwanderung. Aber erst mal, das kann man den Ruandern nur wünschen, sind sie auf dem Weg nach oben, Ich bin gespannt, ob sie sich auf ihrem Binnenstaat am Viktoriasee auf Dauer vom Elend um sich herum abschotten können. Der Blick nach Libyen dürfte in Ruanda auch etwas banges haben.
Vielleicht sind die Tutsi ja auch die Preussen Mittelafrikas, und wenn du denen die Macht und die Administration in so einem Land gibts (als 15% Minderheit) dann gehts steil bergauf. So simpel, so logisch, und unzählige Male bestätigt im Laufe der Weltgeschichte.
Auf Europa übertragen würde das heißen ….
Selbst das Bevölkerungswachstum werden Sie auch lösen:
https://countrymeters.info/de/Rwanda
Und bei uns?:
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61532/bevoelkerungsentwicklung
Schauen Sie sich bitte auch die Religionsentwicklung an!
Wann immer private Entscheider (durch Enteignung?) durch politische Entscheider ersetzt werden, geht es mit dem Wohlstand eines Landes abwärts. Das hängt Ursächlich damit zusammen, das politische Entscheider sich der Haftung entziehen können, private Entscheider nie. Selbiges gilt auch für Aktien-Unternehmen, besonders den Global agierenden.
Der Afrikanische Kontinent und auch die anderen, können sich am besten selber Helfen. Wünsche dem Volk in Ruanda weiteren Erfolg mit Ihrem Führer auf einem Weg in die Demokratie, wo die politischen Entscheider dann auch in Haftung sind!
Wir helfen ja auch nicht dem afrikanischen Kontinent. sondern füllen die Geburtenlücke der Bio-Deutschen Frauen mit Migranten.
Nur darum geht es …
Ich würde Kagame jetzt nicht schrecklich über den grünen Klee loben. Er hat dafür gesorgt, dass die Bedingungen für Ruanda vernünftig ausgenutzt wurden. Seine Leistung besteht weitestgehend darin, keinen Mist gebaut zu haben. Der Erfolg des Landes allerdings lässt sich primär auf die geschichtlichen Bedingungen zurückführen.
– 64% Prozent des Parlaments sind weiblich. Naja, 70 % der Bevölkerung Ruandas sind ja auch Frauen. Prozentual sind sie so gesehen unterrepräsentiert. 😉
– Durch den Genozid verlor Ruanda etwa 1,3 Millionen seiner damaligen 7,2 Millionen Einwohner(Quelle: Weltbank). Der Bevölkerungsverlust von fast jedem Fünften Einwohner hat den sozialen Druck der Jungmänner des Landes praktisch beseitigt.
Wie immer in der Geschichte erleben die Überlebenden eines Massensterbens eine goldene Ära des sozialen Aufstiegs und der Meritokratie. Wer übrig ist kann sich nun in die offen gewordenen sozialen Positionen bewegen. Das sorgt für Stabilität.
– Das Land hat eine für Afrika vergleichsweise niedrige Geburtenrate von 3,8. Was sicherlich auch mit der geschichtlich notwendigen Turbo-Emanzipation der Frauen zu tun hat.
Fehler meinerseits, der Frauenanteil von 70% bezieht sich auf den Zustand kurz nach dem Völkermord. Heute sind die Zahlen wieder ausgeglichener.
„[…] den sozialen Druck der Jungmänner des Landes praktisch beseitigt. Wie immer in der Geschichte erleben die Überlebenden eines Massensterbens eine goldene Ära […]“
Das ist eine schlüssige Erklärung, warum fast die ganze Menschheitsgeschichte hindurch
der Krieg zum Leben der Völker gehört hat. Was also tun mit den überzähligen Söhnen?
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Der Weg in die Hölle ist meistens mit guten Vorsätzen gepflastert. Da aber die Ruandis dort schon waren , ist es schwer sich auf die fehlende Demokratie, also dem freien Kräftespiel ein Bild zu machen.
So etwas nennt man wohl zu Recht eine aufgeklärten Autokratie. Da es eine raffsüchtige Oligarchie offenbar nicht gibt und die Persönlichkeit an der Spitze des Staates das Gesamtwohl im Auge hat und demenstrechend handelt, ist Ruanda ein Erfolgsmodell.
Dass die mörderischen Auseinandersetzungen zwischen Hutus und Tutsi nicht nur nicht beendet wurden sondern eine wirkliche Aussöhnung und Pazifizierung stattgefunden hat, ist wohl einer der Gründe, wenn nicht der entscheidende, für den Erfolg dieses afrikanischen Gemeinwesens.
Modelle für aufgeklärten Autokratismus gab es auch in der älteren europäischen Geschichte z.B. Preussen unter Friedrich II, dem alten Fritz, der nach einem mörderischen Krieg, dem siebenjährigen, sich daran machte seinen Staat nach Prinzipien der europäischen Aufklärung erfolgreich zu regieren und dafür in ganz Europa von den damaligen fortschrittlichen Aufklärern, wie etwas Voltaire, bewundert wurde.
Einem Krieg, den er allerdings höchstselbst mit dem Raub Schlesiens
angezettelt hatte und mit dem er Preußen knapp 200 Jahre vor seinem
offiziellen Ende bereits in den Untergang geführt hätte, …
Man mag ihm zugute halten, daß er daraus immerhin gelernt hat.
Was Präsident Kagame angeht, gebe ich Ihnen aber recht.
Na ja, Kagame hatte, bevor er zum Versöhner und „Friedensfürst“ wurde, ebenfall im Bürgerkrieg Hutus / Tutsis als Rebellenführer sein blutiges Handwerk geführt.
Dass Friedrich durch seinen Raubzug zur Einverleibung Schlesiens beinahe seinen Staat aufs Spiel gesetzt hätte und nur durch die Beendigung des Krieges durch den neuen russischen Zaren, der Friedrich bewunderte, davon kam, ist historisch unbestritten. Andererseits hatte Friedrich überall in Europa Bewunderer wegen seiner aufgeklärten Regierungsführung nach Beendigung des siebenjährigen Krieges.
Wow! Geht doch.
Uns zeigt man im ÖRR nur noch die Hungernden und die Hilfslosen.
Das hat mich überzeugt, und ich habe gerade versucht, in Kigali ein Zimmer im Marriott zu buchen. 2990,-€ für 10 Tage, und nur Frühstück fand ich dann aber doch ganz schön happig. Ausserdem wird man für den Besuch bei den Gorillas auch ganz schön über den Kamm gezogen, und hat den Flug noch nicht gezahlt. Wenn sie in Afrika so die Preise kalkulieren, ist es kein Wunder dass sie glauben, in Europa sind alle reich.
Vor allem sollen wir glauben, die sind alle arm (genau wie bspw in Brasilien oder Indien), denn wenn der Deutsche checken würde was für pervers reiche Oberschichten es in diesen Ländern gibt, und dass er in seiner Mini-Mietwohnung im Vergleich zu denen das Leben eines Käfighuhns führt, würde er auf die Idee kommen, die Oberschicht dieser Länder soll erstmal sichtbar ihren eigenen Leuten helfen, erst dann sind die Voraussetzungen für weitere Spenden aus dem Ausland gegeben.
Es freut mich, endlich einmal positive Nachrichten aus Afrika zu vernehmen, frage mich jedoch auch, weshalb die Bundesrepublik Deutschland dem Land Ruanda im Zeitraum von 2017 bis 2020 Entwicklungshilfe in Höhe von 103 Millionen Euro zur Verfügung stellt.
… weil die Entwicklungstouristen der Bundesregiuerung lieber nach Ruanda reisen, wo sie sogar Gorillas im Nebel sehen koennen, als in ein armes und beduerftiges Land!
Weil der BER schon 5000 Millionen gekostet hat oder so, und immer noch kein Flugzeug fliegt, und da 103 Millionen einfach Peanuts sind.
Erst Recht im Vergleich zu 25000 Millionen an Griechenland bzw die kriminellen Banken, die an nicht kreditwürdige bedingungslos Kredite vergeben.
Außerdem, wieviel von den 103 Millionen geht an deutsche Helfer vor Ort? Die deutsche Helferindustrie wird auch in Ruandischen Nebelwald verteidigt!
Die verdoppelung der Lebenserwartung ist freilich nur dann als Fortschritt zu werten, wenn auch in der Geburtenkontrolle Erfolge zu melden sind!