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Deutschland Our Darkness: Von Rammstein akkurat gebügelt wie ein altes weißes Hemd

30.03.2019

| Lesedauer: 3 Minuten
Darf einem das alles trotzdem brutal gefallen, wenn die deutsche Linke und Rechte in diesem „Deutschland“-Video über fast zehn Minuten so gemein getriggert wird?

Kraftwerk, Scorpions, Rammstein – so heißen drei der ganz großen akustischen Aushängeschilder Deutschlands in der Welt. Am gegenwärtigsten ist hier noch Rammstein. Über den Einfluss der Berliner Band über den großen Teich hinweg schrieb die Welt 2015: „Keine deutsche Band ist in Amerika, dem Mutterland der Rockmusik, berühmter, begehrter und beliebter als Rammstein.“

Die überragende Bedeutung und also auch Botschafterfunktion der Band um Sänger Till Lindemann wird noch deutlicher, wenn man sich fast 20.000 Amerikaner vorstellt, die 2010 im Madison Square Garden in New York dabei sein wollten, als Rammstein auftraten. Das Konzert an diesem magisch-weihevollen Ort für Musiker war schon nach 20 Minuten restlos ausverkauft. Und eine filmische Dokumentation dieses Auftrittes konservierte, wie alle Zuschauer exstatisch jedes deutsche Wort mitsangen.

Damit verglichen sind selbst die megaerfolgreichen „99 Luftballons“ von Nena nur ein kleiner Klacks in den vergangenen US-Charts. Rammstein überragt sie alle. Gestern nun präsentierte die Band das Video zu einem neuen Song mit dem Titel „Deutschland“.

Wer reinhört, stellt schnell fest, dass sich bei den Musikern dieses hypnotische „Our Darkness“ von Anne Clark aus den 1980er Jahren tief in die musikalische DNA eingebrannt haben muss. Eingebrannt, als die Mauer fiel und dieser Moloch Berlin als Welthauptstadt des Wahnsinns über so viele junge wagemutige, tollkühne oder einfach nur naive DDR-Bürger kam und mit seinem exotisch verschmiertem BRD-Kolorit, seiner exzessiven Lautstärke und sie zuletzt auch mit seinem Koks und Extasy schwangeren Übel-Odem überfiel, Galaxien jenseits gewohnt durchorganisierter FDJ-Aufmärsche und meilenweit jenseits des kargen Angebotes der HO-Märkte und Broilerstationen.

Soweit zur Ouvertüre von Rammsteins „Deutschland“. Der Song ist aber noch viel mehr. Er kommt auch über uns als vermeintliche Abwehrreaktion einer durch und durch kommerzialisierten Erfolgskapelle gegen eben ihre ureigene perfekte Kommerzialisierung. Zwei Tage auf Youtube, mit etwa 14 Millionen Aufrufen.

Das Mittel der Wahl, um diesen Widerspruch aufzulösen: Der Skandal in Form eines kurzen Ausschnitts aus dem Video, das die Band in KZ-Häftlingskleidung am Galgen zeigt und das sich später in der fast zehnminütigen Langfassung als nur noch eine Sequenz eines Höllenritts durch 2.000 Jahre deutsche Geschichte herausstellen soll.

Nun wollte Rammstein immer der deutsche Panzer im unwegsamen Gelände der U-Musik sein, war dann aber immer viel eher der gepflegte Volkswagen. Dann nämlich, wenn der Autokonzern schon vor Jahren in Wolfsburg das hauseigene Kraftwerk für Konzerte der Band aufmachte und so in greifbare Nähe rückte, dass der kommende Golf von Volkswagen mit „Rammstein“ gelabelt werden könnte, so wie es in den 1990ern eine Golf-Edition „Rolling Stones“ gab.

2013 im Kraftwerk hatten die Volkswagen Manager ihre hypernervösen Yoga-Gattinnen vom englischen Rasen aus direkt in die VIP-Bereiche ihres Kraftwerks gehievt um sie dort mit der nun mehr von Volkswagen domestizierten Rammstein-Till-Lindemann-Männlichkeit ein bisschen gaga zu machen, als man die Damen etwas zu nah ans Feuer und gegenüber der strammen Lederhose des Frontmanns setze.

Ein letztes großes Fest für den Verbrennungsmotor, ein Spektakel auf dem Vulkan, als dieser Symbolraum deutscher Industrie von den Rammstein-Pyromanen feuerhell erleuchtet wurde – das Ende aber doch schon so nah.

Amerikanische Kids sangen in den 1990er Jahren Rammstein-Texte auf Deutsch – aber ohne sie zu verstehen. Jetzt soll es quasi als großes Finale die erste Strophe des Deutschland-Liedes über den großen Teich schaffen: „Deutschland, Deutschland, über alle(n).“ In den USA sicher kein großes Ding, why not? – hierzulande aber Grund für sich gegenseitig entzündende mediale Fieberschübe, wenn nach der frühen heftigen Empörung die Erleichterung folgt, dass die Welt doch nur ein musikalisches „Meisterwerk“ erhalten hat.

Das martialische Auftreten von Rammstein als säuberlich aufgerollte Alpina über der fleckigen Rauhfaser einer nachhaltigen deutschen Verletztheit. Die Wut der Pimpfe über das Älterwerden. Und der deutsche Jungmann klebt Letraset-Buchstaben in Fraktur an die Rückscheibe seines getunten mattschwarzen Golfs: zuerst „Böhse Onkelz“, dann „Rammstein“ und heute prangt da „Volbeat“. Immer rechts unter der Stoßstange mit dabei der Aufkleber „Todesstrafe für Kindermörder.“

Darf einem das alles trotzdem brutal gefallen, wenn die deutsche Linke und Rechte in diesem „Deutschland“-Video über fast zehn Minuten so gemein getriggert wird?

Na klar. Denn was für ein hinreißend aufwühlendes Filmfest ist das eigentlich geworden, ein hysterisch-mitreißender Reigen in erstklassige Hollywood-Ästhetik, breit getrampelt von Till Lindemanns feuerfesten Siebenmeilenstiefeln querbeet durch Ritter-Ästhetik, Nationalsozialismus, DDR, eine schwarze, starke, schöne Jeanne d’Arc, Maria, Germania – und das alles als gigantisch bildgewaltige Deutschland-Ikonografie.

Der Konsument schaut und hört fasziniert, kann bald nicht mehr wegschauen oder weghören, kann nicht einmal sagen, ob er dieses „Deutschland“ nun gut oder schlecht fände, spürt aber am pochenden Puls instinktiv etwas Großartiges, etwas, dass das Potenzial hat, Gelähmte wieder gehend zu machen. Oder genauer: eine anhaltende Lähmung in der Rezeption der deutschen Gegenwart tatsächlich durch eine kommerzielle Provokation sichtbar zu machen:

„Deutschland – mein Herz in Flammen. Will dich lieben und verdammen.
Deutschland – dein Atem kalt. So jung – und doch so alt. Deutschland!“

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43 Kommentare

  1. Nach dem „nicht“ hätte ein Komma hineingehört, aufrechter Deutscher.

  2. Ramstein hält der Deutschen Dekadenz den Spiegel vor…der Willkür der Herrschenden…von Politik über die Manager hin zu den Medien….Ramstein hält ihnen alle den Spiegel vor…die, die Deutschland uns sein Volk beherrschen wollen….den die Welt nicht genug ist!

  3. Danke für einen Flashback aus meiner Schulzeit: Damals wie heute bin ich vollkommen überfordert, in Künstlerergüsse etwas hinein zu interpretieren. Ich höre Musik und mag sie, oder mag sie nicht. Aber heute ist eben alles politisch.

  4. Deutschland ist nach wie vor das Land der Millionen obrigkeitshörigen Diederich Heßling´s, der naiven verblödeten Gutmenschen und der selbsternannten Blockwarte, der Denunzianten und Spitzel, der kadavergehorsamen und devoten Parteisoldaten und, wie schon immer in der deutschen Geschichte, der skrupellosen Wendehälse. Man sollte abernicht Deutschland „nicht lieben“, wie Rammstein singt, das ist doch absurd, aber man kann mittlerweile an den Deutschen selbst nur noch verzweifeln.

  5. Die Jungs sind eh Kult. Ich liebe deren Balladen. Singe die immer mit. Das Video ist gut gemacht. Ramstein eben. Das es reichlich Bekloppte in Deutschland gibt dürfte jedem Klar sein. 20% für die Grünen. Frauen, die über all in der Welt eher angekettet würden, damit sie keinen Blödsinn anstellen können , sind in Deutschland führend in den Blockparteien und in der Regierung. In solch einem Land dürfte es klar sein, das dort Idioten in Massen zu finden sind.

    • Ich gestehe, mir ist Rammstein’s Œuvre unbekannt, kann keine einzige Zeile rezitieren beziehungsweise mitgröhlen. Warum auch. Der Rhythmus hat stets was von Pleuelriss beim V8, das Vokale erinnert an das Ziehen des Badewannenstöpsel.

      Dieses Video? Ideal für die Generation Greta. Großartige Vision, dumm wie **.

  6. Ist ihnen der aktuelle Bezug entgangen? Rammstein waren schon immer sehr doppeldeutig in ihren Texten und Videos…. 😉

  7. Da war schon noch einiges mehr, man sollte halt auch richtig hinschauen.
    Manchmal hilft es auch, die ideologische Brille abzunehmen, egal ob es die rechte oder die linke ist.
    Im Video waren dann doch schon einige andere Dinge zu sehen.
    Es ging auch nicht bei den Nazis los, aber das hat Sie wahrscheinlich so getriggert, genau wie viele Linke, dass Sie darüber die Germanen übersehen haben, genau wie das Religiöse.
    Oder das sowohl DDR, als auch die RAF thematisiert wurde. die Quadriga, die wilden 20er usw.
    Nebst den Hang zu Exzessen, oder Gewalt, der stets unter dem Biedermeier Korsett zu schlummern scheint. Dies fürchteten schon die Römer, die im Video auch thematisiert werden. Vor den Nazis!
    Anscheinend verwechseln Sie auch ein popkulturelles Video mit einer Dokumentation, in der deutsche Errungenschaften gepriesen werden.
    Somit sind Ihre ein bisschen peinlich, da sie selbst Dinge übersehen, die sie bei anderen einfordern.
    Das Deutschland weg kann bzw. dies im Video thematisiert wird, dürfte ihre Privatinterpretation sein.
    Genau wie die der Linken, es wäre rechtsradikal. Scheinbar ist hier kaum noch jemand zu einem normalen Diskurs fähig.
    Oder Kunst rein objektiv zu betrachten..
    Mir gefällt das Video, auch wenn ich rechts bin und mit Rammstein nichts am Hut habe,

  8. Ich habe mir das Video downgeloadet, ein echtes Rammsteinwerk. Man muss, um das zu verstehen, die anderen Videos, Konzerte und Texte von der Band gesehen/gehört haben. Alle Videos haben etwas, mir fehlt das richtige Wort dafür, Diabolisches etwas Verstörendes. Die Texte sind immer zweideutig und jeder kann darin sehen was er will. Was er damit assoziert hängt davon ab welcher Ideologie der Zuschauer anhängt. Wer absolut Links bis Linksfaschistisch(Grüne) denkt, sieht und hört eben nur das was er sehen und hören will also sind für die Rammstein eine rechte/rechtsextremistische/antisemitische, Holokaust verherrlichende Band. Diese Leute sind unfähig etwas differenziert zu sehen, weil es nicht in ihr Weltbild passt. ** Für die sind Anhänger der Band also logischer Weise auch Rechts mit allen Klischees die dazu gehören. Leute die gar nicht wissen oder es sich nicht vorstellen können, dass die Band eben keine Vorzeigeband der Rechten ist und nie war. Die sind eben keine verfaulte Fischfiletband der Linken.
    Ich bin seit Jahren Fan und hoffte dieses mal ein Ticket für ein Konzert zu ergattern, vergeblich, die Konzerte waren innerhalb Minuten ausverkauft. Was wahrscheinlich auch mit den sehr moderaten Preisen zusammenhängt. Die Linken könnte doch bei jedem Konzert eine Antidemo organisieren denn wo treffen sie soviel Nazis auf einem mal an einem Ort?

    • Die Ambivalenz ist es, die reizt. Auch, wenn Rammstein selber vorgibt, nicht auf Provokation abzuzielen wollen – sie tun es und das gut. Das Klavierstück zum Schluß stammt überdies aus „Sonne“.

  9. Beeindruckend und doch nur ein ** – Deutschland ist viel, viel mehr! Kultur, Kunst, Wissenschaft, Tradition…flutschen beim Filmchen total unter den Tisch! Sicher, alles passt nicht in zehn Minuten…..drei Minuten hätten auch hier etwas für den berechtigten Stolz und gegen das verordnete Vergessen erreichen können. Sei’s drum, ich bin stolz auf mein altes schönes Land Deutschland!

  10. Phantastisches Video. Vielen Dank. Kannte ich noch nicht. Rammstein hat schon immer polarisiert. Muss muss dieses Starkdeutsch“ nicht mögen, aber das Video ist künstlerisch „erste Sahne“. Nicht zu verwechseln mit linkspopulistischem Dreck, wie z.B. FSF.
    Man kann deutsche Geschichte auch so aufarbeiten wie Rammstein dies macht. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass im Ramen der künstlerischen Freiheit nur ein paar populistische Geschichtsschnipsel gespiegelt werden. Aber seis drum, Feuer Schwerter Ritter, düstere Nazi- und Stasibonzenschergen, sowie Blut und Stahl, verkaufen sich gut. Life is nice.

  11. Ich habe das Video gerade zum 1. Mal gesehen, da es auf YT eine Anmeldung erfordert, ich aber nie einen Account dort angelegt habe. Mir ist gerade noch etwas schwindlig, brauche Zeit und ein paar Wiederholungen.
    Auf Anhieb ist mir allerdings die Bildsprache aufgefallen. Das hat einige sehr deutliche Anklänge an „American Gods“.

  12. Rammstein halt. ??

    Btw glaube ich, dass sich vor ein paar Jahren kein Mensch über das Video und besagte Szene aufgeregt hätte. Aber heutzutage ist, dank pc, alles nur noch schwarz/weiss. Soviel zur gepriesenen Vielfalt & Buntheit.

  13. Ich bin kein Rammstein-Fan. Das Video ist aber hervorragend gemacht. Für mich kam im Lied zum Ausdruck, dass man Deutschland gerne lieben würde, aber man kann es nicht.

  14. Den typisch deutschen Hang zum Exzess wunderbar in Szene gesetzt.
    Barfuß oder Lackschuh. Schwarz oder Weiß. In dem Zusammenhang auch sehr schön die schwarze Germania… ;-D

  15. Die Germania mit dunklem Teint in Kombination mit „So jung – und doch so alt“ könnte hypothetisch auf ein junges, mit buntem Feigenblatt versehenes Deutschland hinweisen. Gleichzeitig hingegen doch so alt [daher das Feigenblatt], mit erneut isolierter Stellung Deutschlands in Europa. Wenn man bedenkt, dass mittlerweile auch die skandinavischen Länder, auch die Niederlande eine restriktivere Politik im Vergleich zu Deutschland fahren.

  16. Ein großartiges Werk! Das hat uns gerade noch gefehlt. 😉
    Ich muss zugeben, dass mich das Video zum Ende hin sehr berührt hat. „Deutschland“! – ein Weckruf?

    • Ich glaube das Fragezeichen können Sie weglassen.

  17. Sehr Geil, Rammstein halt vielen Dank Ihr habt mir den Abend versüßt und bin nun richtig Heiß aufs neue Album.

  18. Oh ja, das Ding ist so ambivalent, wie es sein muß, typisch Rammstein halt.
    Es macht zu meiner Schande gestehend Spaß, es zu sehen, eine Provokation halt, die etliche Lager herausfordert. An der nachfolgenden Reaktion wird man sehen, wie es um „Deutschland“ steht.

  19. Das Video ist zweifellos sehr professionell hergestellt und hat optisch einiges zu bieten. Allerdings kann ich die Begeisterung einiger Rezensenten nicht teilen. Ich habe mir das knapp 10-minütige Musikvideo auf Youtube ohne Vorbehalte angeschaut – sogar mit positiver Grundhaltung, denn ich höre ab und zu gerne Rammstein -, aber am Ende blieb ein schales Gefühl zurück. Das Video reiht Exzess an Exzess, und selbstverständlich darf der Holocaust nicht fehlen. Der Text übt sich derweil in Mehrdeutigkeit, schließlich sollen ja Diskussionen ausgelöst werden. Aber, wie schon der Leser „wollow“ geschrieben hat, am Ende heißt es doch: „Deutschland, meine Liebe kann ich dir nicht geben“. Warum eigentlich nicht, liebe Rammstein-Musiker? Wäre das gleich dumpfer Nationalismus, dieses Land in all seiner Widersprüchlichkeit zu lieben? Nein, lieber bleibt Rammstein auf der sicheren Seite und distanziert sich. Damit reihen sie sich ein in die Gruppe der Grünen und Linken, die obige Zeile nur zu gerne unterschreiben! No borders, no nations – und schon gar keine deutsche Nation. Schade. Insofern ist das Video vor allem eines: nicht mutig. Bei all den vordergründigen Provokationen bleibt es einem wohlfeilen Mainstream verhaftet.

    • Hintergründige Provokationen versteht doch eh keiner mehr und nichtmal das wird noch verstanden.

    • Die Diskussion dreht sich ja primär um das KZ-Fragment im Clip. Was kaum diskutiert wird, ist die Passage, die – wenn man die Sequenzen in eine chronologische Reihenfolge bringt – ziemlich am Schluss stattfindet. Da gebärt Germania offensichtlich einige Hunde, tendenziell Mischlinge. Was soll das? Interpretationsversuch: Eventuell eine Anspielung an die „Köterrasse“, als die die Deutschen gemäß richterlichem Entscheid seit 2 Jahren bezeichnet werden dürfen? Im Clip endet dann die Existenz von Germania auf der Erde, sie verlässt den Planeten. In diesem Kontext gäbe es dann für die Aussage „Deutschland, meine Liebe kann ich dir nicht geben“ weitere Gründe. Merke: Rammstein lassen sich nicht in ein Rechts-Links-Schema zwängen

    • Ach und noch etwas:
      Rammstein muss übrigens den Mainstream bedienen, dass ist doch klar, die Linksgrünen sollen ja auch in die Konzerte gehen und die Musik kaufen. Ausserdem verkaufen sich Exzesse besser als grandiose Erfindungen und Ingenieurleistungen. Es gab mal eine Zeit da war dieses Deutschland in bald jeder wissenschaftlichen medizinischen architektonischen oder Ingenieurdisziplin ganz weit vorne. Es hat übrigens Gründe warum dies nicht mehr so ist. Nur diese Gründe möchten unsere linksgrünen Geschichtsverdrehter eher nicht hören.

    • Mir gefällt das Thematisieren des exzessiven und dem Hang zur Gewalt, den ich durchaus im deutschen Wesen brodeln sehe.
      Gut versteckt unter der zur Schau getragenen Biedermeier Mentalität.
      Der Deutsche/Germane war nie wirklich friedlich, auch wenn die Zündschnur heute wesentlich länger ist, als die unserer Ahnen.
      Nur weil diese Überlegungen von linken Bilderstürmern okkupiert und verbrannt wurden, darf man sich nicht davon abhalten lassen, diese Dinge realistisch zu betrachten.
      Aus diesem Song nun ein „No Borders/No Nations“ zu konstruieren, halte ich für etwas an den Haaren herbeigezogen.
      Wir haben weitaus dringlichere Probleme, als das wir uns an solchen Nichtigkeiten abarbeiten sollten.

      • @John Farson
        Wo habe ich denn gesagt, dass Gewaltexzesse dem deutschen Wesen fremd seien? Die Deutschen neigen dazu, Ideen zu überhöhen, sie absolut auszuleben. Das wird im einen Fall zum rassistischen Wahn (3. Reich) und im anderen Fall zur moralischen Selbstüberhöhung mit Weltrettungsphantasien (jetzt). Ich weiß das, und trotzdem stehe ich zu diesem Land. Und ein solches Bekenntnis hätte ich mir auch von Rammstein gewünscht. In anderen Liedern konnten sie es doch auch: In „Moskau“ bezeichnen sie die Stadt als alte Dirne, die sie aber dennoch lieben. Und wenn man die Identifikation mit einer Nation explizit verweigert, ist die grüne Ideologie um die Ecke. Eine „Nichtigkeit“ mag dies in Ihren Augen sein, in meinen nicht.

    • Warum sollte man Deutschland zur Zeit lieben wollen? Die derzeitigen Deutschen sind mit Abstand das dümmste Volk der Erde. Wer sich solche Politiker über Jahre antut und dazu die Lügenpresse ohne aufzumucken? Man kann sich doch nur noch fremd Schämen für das ganze Linke **.

  20. Das Video ist – filmisch- so geschmacklos, geistlos und langweilig wie die Historiengemälde des ausgehenden 19. Jahrhunderts, aber geschenkt. Interessant und erschreckend zugleich war für mich, was aus der deutschen Geschichte alles nicht gezeigt wurde. Deutsche Geschichte ist vor allem eine Geschichte des Geistes. Politisch war Deutschland jahrhundertelang zersplittert (Kleinstaaterei) und so ziemlich das Gegenteil von dem, was in diesem Video als Deutschland präsentiert wird. Wir reden von Deutschland, weil es über Jahrhunderte eine Geistesmacht war. Möglich gemacht hat dies nicht zuletzt die deutsches Sprache, die Dinge besser zum Ausdruck bringen kann (konnte), als manche andere. Diese Geistesmächtigkeit war es, was es von manchem anderen Land unterschied. Das, was wir in dem Video sehen, hat es in vielen Ländern gegeben. Ich weiß, die Einzigartigkeit … Alles war irgendwann mal einzigartig, besser wäre der Begriff erstmalig. Das, was man in dem Video sieht, kann niemand lieben, aber es ist auch nicht Deutschland, sondern eine geschmacklose Fantasywelt, die die eigene Geistlosigkeit überhöhen soll. Pop darf das, aber man muss es nicht ernst nehmen, wie man auch keinen Horrofilm ernstnehmen darf. Und das Deutschland, das man lieben kann, gibt es nicht mehr, lieben kann man es trotzdem noch.

    • Sehr guter Kommentar !!
      Deutsche Geschichte ist in erster Linie eine Geschichte des Geistes.

      Beispiel:
      Conrad Röntgen hat mit seiner Erfindung ca. 100 mal mehr Menschenleben gerettet als Hitler und die Nazis (sofern man ihnen die Alleinschuld an allen Weltkriegstoten zuordnet) auf dem Gewissen haben.

      Zu Deutschland fallen mir folgende Namen ein (nur ein winziger Auszug):
      Gutenberg, Keppler, Kopernikus, Mendel, Einstein, Schrödinger, Heisenberg, Planck, Meitner Koch, Bayer, Braun, Humboldt, Zeppelin, Lilienthal, Linde, Daimler, Benz, Diesel, Otto, Siemens, Bosch, Zuse, Goethe, Schiller, Kant, Nietzsche,

      Leider fast nur weisse alte Männer !!!

      • Leider müssen wir der Realität ins Auge sehen: auch das ist Teil Deutschlands.
        Deutschland ist ein Faszinosum.

    • „Und das Deutschland, das man lieben kann, gibt es nicht mehr, lieben kann man es trotzdem noch.“
      Das klingt schizoid. Was meinen Sie, warum ich aus dieser Irrenanstalt nur noch zu flüchten versuche?

    • Sie sind mit Rammstein wahrscheinlich vorher noch nicht in Berührung gekommen, richtig? Denken Sie bei Rammstein eher an eine moderne Version von Wagner und nicht an Beethoven. Der Fokus des Videos erklärt sich dann von allein.

  21. Rammstein musste wohl Flagge zeigen:

    „Man kann dich lieben und will dich hassen!“ … „Meine Liebe kann ich dir nicht geben!“

    Von der Ambivalenz in ein Niederknien vor dem Kommerz und der richtigen Haltung. Zumindest waren sie dabei ein bisschen muskolöser als Helene Fischer. Der vermeintliche Dreikäsehoch Gabalier hat eine Lederhose und zwei verbale Mittelfinger. Und die lässt er in seinen Texten sprechen. Ohne Blut und ohne Galgen. Bento „liebt“ ihn dafür. Ich zolle ich ihm Respekt. Denn noch steht er aufrecht. Die knallharten Rammsteiner dagegen haben sich eingereiht und damit aussortiert. Neun Minuten Hollywood können einen Satz nicht retuschieren. Und der steht nackt und mit klarer Botschaft in der Landschaft. Adieu!

    • Definiert sich deutsch sein über die deutsche Staatsangehörigkeit, oder nicht doch eher über die deutsche Kultur?

  22. „das alles als gigantisch pornoesque Deutschland-Ikonografie“
    Dieser Satz trifft es sehr gut. Der heutige Film-Look ist pornoesque, mit Nahaufnahmen und wilden, chaotischen Schnitten wird teils penetrant in Szene gesetzt, was früher nur angedeutet wurde. Und was früher qualitativ nur in Blockbusterfilmen zu sehen war, das scheint heute selbst für Künstler, die weit unbekannter als Rammstein sind machbar. Deshalb hat mich das Video wohl auch nicht derart beeindruckt, bleibt doch der Nachgeschmack einer x-beliebigen Netflix-Serie. Trotzdem: Das Video fängt unsere Zeit irgendwie gut ein. Ambivalent, doch am Ende überwiegt eine Lust am Untergang. Am Ende überwiegt ein „Deutschland-meine Liebe kann ich dir nicht geben“. Und ich schätze dieser Satz klingt in Zeiten des sich anbahnenden Abbruchs des Nationalsstaats und somit Deutschlands auf besondere Weise, wohl auch je nachdem wo man politisch steht…

    • Früher wurde deswegen nur angedeutet, weil man die filmischen/technischen Mittel nicht hatte.
      „Show don`t tell“ ist eine alte Weisheit von/für Regisseure und Autoren.
      Und was haben eigentlich immer alle gegen Pornos? Jeder schaut sie, jeder mag sie, aber öffentlich wird immer so getan, als wäre das was ganz schmutziges.
      Da hallt wohl noch der Ruf der Religion nach. Das verstecken von Pornofilmchen, auf dem heimischen Rechner, ist wahrscheinlich das Äquivalent von „Hände über die Bettdecke“.
      Deswegen schaut man sich diese Dinge lieber verschämt im Dunkeln an, wenn die Partnerin nicht da ist.
      Zumindest scheint es bei den meisten Menschen so zu laufen. Ich frage mich halt immer warum?
      Denn wenn es soweit gekommen ist, hat die Beziehung ganz andere Probleme.
      Und um den Bogen zurückzuschlagen: Im Video finden sich einige Andeutungen, die man auch ganz anders lesen könnte.

  23. Deutschland, Deutschland nimmst uns alles …

    Und das gesungen zu einer geklauten Melodie. War ja schon die davor geklaut.

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