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Teil 2: Irreführer Antifaschismus

Niall Ferguson und die Totalitarismen

30.03.2019

| Lesedauer: 3 Minuten
Dass die Gleichsetzung von Faschismus eines Mussolini mit dem Nationalsozialismus eine Verharmlosung des NS-Staats bedeutet, ist nur wenigen bewusst und ermöglicht, dass nicht nur in Deutschland der Begriff Faschismus statt Nationalsozialismus weithin unbeanstandet durchgeht.

Mit einem Zitat von Hannah Arendt als Antwort schloss Teil 1 zum NZZ-Interview mit Niall Ferguson von René Scheu auf die Frage nach Asymmetrie in der öffentlichen Wahrnehmung von Hitler und Stalin, die sich Ende der 1980er Jahre durchsetzte:

„Wer – wie Hannah Arendt in ihrem Buch über die Ursprünge totalitärer Herrschaft – auf strukturelle Parallelen der beiden Totalitarismen hinwies, wurde fortan nicht mehr gehört oder schlechtgemacht. Damit war der moralische Sieg der Sozialisten und Sozialdemokraten über die Liberalen und Konservativen besiegelt.”

Wie aktuell diese Tatsache ist, lief mir vorgestern abend zufällig über den Bildschirm, als ich in eine Dokumentation geriet. Der Film schlug einen großen historischen Bogen, der auch kurz den zweiten Weltkrieg einschloss. Das hier Einschlägige: Stalins simultane Okkupation Ostpolens zu Hitlers Eroberungsfeldzug in Westpolen kam nicht vor. Der Nichtsangriffspakt der zwei Diktatoren wurde nicht erwähnt.

Eine Frage von René Scheu lautete:

„Die diskursive Gleichung «Kolonialist = Rassist = Faschist = Nazi» ist fast schon zu einer Art Gemeinplatz geworden, während Stalinismus und Maoismus in diesem Zusammenhang kaum je genannt werden. Sie sind selbst Historiker – worauf führen Sie diese Asymmetrie in der Argumentation zurück?”

Ferguson erwähnt, dass er zur Zeit des sogenannten Historikerstreits 1986 und 1987 Student war und sagt: „Das war zweifellos ein entscheidender Moment, in dem sich eine Art Dogma verfestigte, das weit über Deutschland hinausreichte.” Seine eigene Position in diesem Historikerstreit: „Stalinismus und Nationalsozialismus lassen sich nicht vergleichen.”

Ferguson formuliert in seinem Interview mit der NZZ nicht, könnte es aber wohl, was ich und andere im Rückblick meinen: Ernst Nolte machte es mit seiner Verkürzung des Hitlerismus auf eine Folge des Stalinismus – des Faschismus genannten Nationalsozialismus als Antimarxismus – Jürgen Habermas leicht, alle Betrachtungen von Schnittmengen zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus als revisionistisch abzutun und für praktisch unzulässig unter Demokraten zu erklären.

In Rainer Zitelmanns Buch: „Hitler, Selbstverständnis eines Revolutionärs”, 2017 in 5., erweiterter Neuauflage erschienen – finden sich zusätzlich zu seiner 30 Jahre alten Dissertation weiterführende Aufsätze, vor allem aber zahlreiche protokollierte Monologe und Tischreden von Hitler in geschlossenen Zirkeln. Spätestens sie entziehen dem Bild der Habermas-Gemeinde den Boden, das Ferguson so fasst: „Der Konservativismus ist die Vorstufe des Nationalsozialismus, der seinerseits nichts mit dem Sozialismus zu tun hat, den er dennoch im Namen trägt …”.

Zitelmann stimme ich zu, wenn er schreibt (Seite 526), der Nationalsozialismus sollte „nicht primär als Antimarxismus interpretiert werden. Er war vielmehr eine alternative, konkurrierende revolutionäre Bewegung, die nicht die Vernichtung des Marxismus zum Hauptziel hatte, sondern ihn vielmehr vernichten musste, und zwar nicht trotz, sondern gerade wegen der Nähe zu ihm.”

Vom „Konservativismus als Vorstufe des Nationalsozialismus” ist nur ein Schritt zur irreführenden antifaschistischen Formel vom Faschismus als Folge des Kapitalismus. Dass die Gleichsetzung des Faschismus eines Mussolini mit dem Nationalsozialismus eine Verharmlosung des NS-Staats bedeutet, ist nur wenigen bewusst und ermöglicht, dass nicht nur in Deutschland der Begriff Faschismus statt Nationalsozialismus weithin unbeanstandet durchgeht. Wem diese Wortwahl im Streit der Ideologien nutzt, liegt auf der Hand: Das Wort Faschismus enthält den Wortteil Sozialismus nicht.

Warum Habermas‘ Deutung sich durchsetzte, erklärt Ferguson auf diese Weise :

„Weil in den 1980er Jahren in der Akademie bereits eine sozialdemokratische Mehrheit den Ton angab, besonders in der deutschen Historikerzunft. Ernst Nolte und Michael Stürmer unterlagen gegen Jürgen Habermas, Hans-Ulrich Wehler, Jürgen Kocka und all die anderen aufstrebenden Historiker. Diese Entwicklung war nur konsequent, denn denken Sie daran: Hitler hatte den Zweiten Weltkrieg verloren, und Stalin hatte ihn gewonnen. Die Sowjetunion war am Ende auf der Siegerseite, die während und nach dem Krieg nach einer positiveren Sicht verlangte. Uns allen wurde der Holocaust in Schulen und Medien eher nähergebracht als Stalins Verbrechen.”

Wie gesagt, Stalins Angriffskrieg auf Polen und sein Nichtangriffspakt mit Hitler kamen im oben erwähnten Dokumentationsteil über den zweiten Weltkrieg einfach nicht vor.

Ferguson ergänzt:

„Es gibt kaum Seminare, die sich mit dem Bösen am Sozialismus und Kommunismus auseinandersetzen – das gibt es in Stanford nicht, ebenso wenig in Oxford und wohl auch nicht in Zürich. Die Verbrechen der Sozialisten werden heruntergespielt, die Verbrechen der Faschisten hingegen dienen dauernd als universelle Vergleichsgrössen, wenn in neueren Geschichtsbüchern etwa von Genoziden der Kolonialherren die Rede ist.”

Damit knüpft das Interview Scheu mit Ferguson bei der Schilderung des Historikers im vorderen Teil an, worum es heute an den Hochschulen (geisteswissenschaftlichen Fakultäten) geht:

„Die Palette reicht von Identity-Politics über Intersektionalität – womit die Überschneidung verschiedener Formen der Diskriminierung gemeint ist – bis hin zu Gender und African-American Studies. Dabei gibt es einen gemeinsamen Nenner: Es galt und gilt, den Kanon der toten weissen Männer zu dekonstruieren.”

Der unterdrückende weiße Mann, schuld an allem Bösen in dieser Welt, das sei doch ein Klischee, wirft Scheu ein, und Ferguson entgegnet staubtrocken:

„Klar. Aber der Topos hat sich in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten – jedenfalls der angelsächsischen Welt – durchgesetzt.”

Und nicht nur dort, erlaube ich mir anzufügen.

Den Teil 2 schließe ich mit dem Hinweis, dass Teil 3 damit beginnt, ob Ferguson sich selbst als Konservativen versteht. Seine Antwort lautet:

„Meine linken akademischen Kollegen haben es sich zur Angewohnheit gemacht, mir dieses Prädikat anzuhängen. Und gemessen an ihnen bin ich zweifellos konservativ. Aber ich fürchte, ich bin kein Konservativer im eigentlichen Sinne. Vielmehr bin ich ein klassischer Liberaler, ein Kind der schottischen Aufklärung des späten 18. Jahrhunderts.”

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38 Kommentare

  1. Danke, dass auf den Unterschied zwischen Nationalsozialismus und Faschismus hingewiesen wird. Bis heute gibt es keine unbestrittene Definition von Faschismus. Klar ist, dass unter Hitler eine Jüdin nie Karriere machen konnte. Margherita Sarfatti war Kunstmanagerin, Mussolini’s Geliebte, Faschist und Jüdin.

    Extremer (bigotter?) sind die Japaner: haben Sie jemals vom Shanghaier Ghetto gehört? JAPAN gewährte unzähligen Juden Asyl in Shanghai. Sie erhielten Transfervisum um nach Shanghai zu gelangen. Japaner sind und waren nie Antisemiten.

    Gerade die Rolle Japans (und Italiens) wird gerne missachtet, denn so grausam die Japaner mit den Chinesen auch waren (Nanjing!), mit Nationalsozialismus hatte dies wenig gemein.

    https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/polish-jewish-refugees-in-the-shanghai-ghetto-19411945
    https://www.zeit.de/reisen/2012-01/shanghai-juden

  2. Lieber Herr Goergen, dieser wichtige Beitrag von Prof Ferguson verdient es, als zusammenhängender Aufsatz zu erscheinen, vielleicht auch als Interview oder Vortrag mit Untertiteln. Die einzelnen Zitate, so gut wie sie sind, werden ihm und seiner wichtigen Botschaft nicht ganz gerecht.

  3. Bolschewismus und Nationalsozialismus kommen beide von der Lebensreform. Zwischen Bolschewismus und Lebensreform gibt es Überschneidungen, ebenso zwischen Konservatismus und Nationalsozialismus. Insofern als der Konservatismus wirtschaftlich ein korporativer Sozialismus der Zünfte und Genossenschaften war. Und der Marxismus ein industrieller Aufguß der Gesellenherrlichkeit.

  4. Der Konflikt zwischen radikal links und radikal rechts dient doch letztlich nur dem Machterhalt der staatlichen „Eliten“. Der echte Konflikt sollte entlang Individuum gegen Kollektivismus laufen, da sind sich die Kollektivisten links und rechts aber dann rasch einig, dass das ganz böse ist, wenn man Menschen zu Selbstverantwortung leitet. Aber es tut sich was, immer mehr durchschauen dieses „Spiel um Macht“. Identitätspolitik ist eine Sackgasse, die stets zu Katastrophen führt.

  5. Lieber Herr Goergen,

    es gibt schon Historiker, die sich mit dem Entstehen und dem Wesen des ML, Sozialismus, Kommunismus oder Stalinismus ernsthaft befasst haben und die Dimension des Schreckens für die Menschen klar beschrieben haben.

    So beschreibt beispielsweise Orlando Figes in „Die Tragödie eines Volkes“ Die „Epoche Der Russischen Revolution 1891 Bis 1924“ und Simon Sebag Montefiore zeichnet in seiner Biographie „Stalin“ die Mechanismen der Schreckensherrschaft mit den „Säuberungen“ nach, die Millionen Menschen das Leben gekostet haben (in diesem Sinne ein wirklich grausames Buch).

    Auch ein linker Historiker wie Eric Hobsbawm, dessen die Weltgeschichte nachzeichnenden Bücher ich mit grossem Vergnügen gelesen habe, relativiert den Sozialismus nicht, jedenfalls soweit ich mich erinnere.

    Insoweit ist die Aussage von Nial Ferguson über die Dominanz der linken Geisteswissenschaftler nicht falsch, aber es gibt halt Ausnahmen. In seiner zitierten Aussage, die am Ende Ihres Artikels steht, finde ich mich jedoch uneingeschränkt wieder!

    • Ja, es gibt auch noch mehr solcher Ausnahmen.

  6. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich in 50 Jahren niemand mehr für diese Details interessieren wird (also Kommunismus/Nationalsozialismus/ Faschismus = rechts oder links). Eine jahrhundertealte Elite dankte ab, soziale Verwerfungen, Christentum verlor Bindungskraft, Aufteilung der Welt, Technikgläubigkeit etc. Ein Machtvakuum wollte gefüllt werden und wurde gefüllt, ob die es füllenden links oder rechts waren, wird niemanden interessieren. „Totalitarismus“ wird einfach als eine (!) neue, „zeitgemäße“ Herrschaftsform gesehen werden. So war es eben. „Demokratie“ im Sinne von parlamentrisch-repräsentativ wird jeden Glanz verloren haben, und irgendetwas neues die Menschen ordnen. Wenn ich mich schon vom Posten des reinen Beobachters heute entferne, dann interessiert mich nur eines: Wie organisiere ich das Hier und Heute so, dass es mir gut geht? Wie nehme ich denen, die dieses Land zerstören, die Macht? Wie entzaubere ich den grünen Wahn? Was kann wohl denkerisch die Antwort sein? Und schon wissen wir, wie aus A B folgt. Oder ich sage gleich, dieser Prozess ist nicht zu stoppen, eine Zivilisation geht ihrem Ende entgegen – geistig, ökonnomisch, sozial – in Kämpfen. Die Menschen werden es kaum merken, denn das Neue ist für die Neugeborenen schlicht die einzige Realität.

    • Freiheit gegen Unfreiheit bleibt, in welcher Gestalt auch immer.

  7. Faschismus ist eine Herrschaftsform, so wie Populismus eine Kommunikationsform ist. Aus beiden hat die Zeitgeschichte politische Richtungen gemacht.

  8. „Konservativismus als Vorstufe des Nationalsozialismus“

    Dazu müßte man erstmal klären, was Konservatismus überhaupt ist. Es geht um Inhalte. Was Konsveratismus überhaupt dar? Was sind seine Ideen? Der Wohlfahrtsstaat ist von den Konsverativen eingeführt worden und er ist natürlich eine Form des Sozialismus.

    „Sozialismus ist eine ansteckende geistige Krankheit. Betroffene Menschen erkennt man daran, dass sie ein Zwangssystem etablieren wollen, jenes gleichsetzen mit Gerechtigkeit an sich und von da an jedem aggressiv begegnen, der sich nicht unterwerfen und dem roten Orchester zuklatschen will.“ Roland Baader

    • Der Roland Baader ist ein unglaublicher Aussenseiter. Ich komme aus dem Nachbardorf von Kirrlach. Manchmal in Kirrlach im zentralen Café, gibt es heute noch kleine Hinweise auf Baader – auf einen Vortrag oder eine Arbeitsgruppe oder so. Eine unglaubliche Figur. Da sollte mal einer was drüber machen. **

  9. Es war nicht Nolte, der es Habermas leicht machte, sondern das mediale, politische und zeitgeistliche Klima damals. Der nationale Sozialismus war eine Reaktion auf den internationalen. Heute ist es nicht anders.

    • Ja, Nolte hatte es schwer, nicht zuletzt, weil noch zuviele alte Nazis lebten und wirkten – zum Teil in furchteinflössender Weise. Das musste erst erledigt werden – oder sich erledigen. Aber das ist nun der Fall,und insofern ist das Timing der NZZ genial! Dieses Interview wird einmal als Zäsur wahrgenommen werden,würde ich ’n‘ Hunnie drauf wetten. Und TE/Fritz Goergen hat’s gecheckt – toll.
      Ich hab’s – in aller bescheidenheit – auch sofort gecheckt und ausposaunt, kann ich sagen, aber auch Hadmut Danisch zu meinem großen Erstaunen, weil er doch die Geisteswissenschaftler hasst war bald zur Stelle.
      Die FAZ ist abgedriftet, die SZ sowieso, der Spiegel ein Schatten seiner selbst – – – die NZZ setzt die Agenda.- Ganz dolle Nummer!

  10. „Der unterdrückende weiße Mann, schuld an allem Bösen in dieser Welt,“

    was hat dieser böse weiße Mann alles verbrochen, er saß von Muslimen bedrängt und isoliert von der übrigen Welt auf seiner nassen und kalten eurasischen Halbinsel und erkannte die alte Antike wieder, schuf die Renaissance und die Aufklärung, segelte in Nußschalen rund um die Welt und durchbrach das muslimische Handelsmonopol und die Jahrhunderte dauernde Isolierung. Er erfand die Dampfmaschine und ersann unter anderem das Flugzeug – der fliegende Teppich erwies sich wie das fliegende Pferd als unbrauchbar. Er startete mit der industriellen Revolution einen Entwicklungsschritt, den man nur noch mit der neolithische Revolution am Ende der Eiszeit vergleichen kann. Er befreite Indien von der muslimischen Fremdherrschaft, gab dem Subkontinent eine neue Infrastruktur und britisches Bildungswesen – die alte Kulturnation nutzt dies hervorragend. China wurde aus seiner Mandschulethargie, Stillstand und Zopf befreit. Auch China, wie Japan und die anderen ostasiatischen Völker schaffen den Wandel. Lediglich zwischen Ost und Südasien und Europa gibt es ein Gebiet, die kommen mit dieser industriellen Revolution minder gut zurecht. Ist alles der böse alte weiße Mann schuld. An der eigenen Unzulänglichkeit kann es nicht liegen. Schottky soll so eine böse Ansicht vertreten haben. Na jut – gucken mer mal.

    • Edu
      … und heute sitzt der Mann jammernd in der Ecke, und lässt sich von irgendwelchen durchgeknallten Megären einquatschen, dass er böse ist und am Elend der Welt schuldig sei. Manchmal langt es noch zu einem gemeinsamen „Frauen sind blöd, wählen falsch usw.“
      Tja, offenbar muss frau dem Mann nur oft genug erzählen, dass er böse/blöde/ egoistisch/ rücksichtslos oder was auch immer ist, und er fällt in Schockstarre und ins Jammern. Sorry, aber Selbstmitleid ersetzt keine Gegenwehr. Andere können mit einem nur machen, was man selbst zulässt!

  11. Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) -ging aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) hervor und war eine Vorgänger Partei der SPD. Man redete sich mit Genosse an.

    Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) hat doch wohl nicht zufällig die Namensähnlichkeit – lediglich das N für National ist davor gesetzt worden. Auch hier redete man sich mit Parteigenosse an.
    Die rote Parteifahne war später in der SBZ noch mit leichten Veränderungen in der Mitte zu gebrauchen.

    Auch die Organisationsgliederungen stimmten überein bis zur SA analog des Rote Frontkämpferbund (RFB) −

    Wie kann man Gestapo mit Haus- und Blockwart nicht mit Ministerium für Staatssicherheit und IMS vergleichen. Den Gulag nicht mit den frühen KZs – bevor sie auch zu Vernichtungslager für Juden erweitert wurden.

    Im Totalitarismus und Gleichschaltung der Gesellschaft unterschieden sie sich nicht, wie in der Verfolgung jeglicher Opposition und Belohnung für Willfährigkeit. Man kann diese Liste noch weiterführen samt des Blutzolls der beide Ideologien, die zwei Seiten der gleichen Medaille sind, den sie hinterlassen haben und die Überlebende noch am Hinterlassen ist..

  12. Ob Faschismus oder Kilmawandel, was ich jetzt in keinem Falle gleichsetzen und zarte Gemüter beruhigen will, spielt auch immer die deutsche Gründlichkeit eine Rolle. Wenn hier was gemacht wird, dann steigert man sich schnell in Extreme hinein. Einfach mal mehr auf dem Teppich bleiben, und nicht wie der Elefant durch die Porzellanfabrik rennen, wäre ein guter Ansatz.

  13. Leider wird da oft nicht mehr differenziert. „Faschismus“ ist eine Methode (keine Ideologie), die von Mussolini „erfunden“ wurde, Nationalsozialismus aber ist eine totalitäre Ideologie. Leider bedienen sich alle totalitären Ideologien der Methode des Faschismus, egal, ob links oder rechts. Ideologien jeglicher Art sind mit Demokratie und Meinungsfreiheit nicht vereinbar. Sie wollen „Andersdenkende“ am liebsten nicht nur diskriminieren und „mundtot“ machen, sondern am liebsten eliminieren. Wenn sie es könnten, würden sie es – ohne mit der Wimper zu zucken – auch tun. Auch heute noch…!

  14. Ein bisschen historischer Kontext kann nie schaden. Läppische 20 Jahre vor Hitlers Machtergreifung begann WW I.

    Völlig andere Gesellschafts- und Herrschaftsformen, aber fast die gleichen Kriegsparteien, und die jungen Männer wurden mit hemmungsloser barbarischer Brutalität verheizt.

    Es geht also weder um Sozialismus, Nationalsozialismus, Kommunismus oder Faschismus. Es geht um die Vorherrschaft in Europa / der Welt, und den unbedingten Willen der Franzosen und Engländer die Deutschen weiterhin unten zu halten.

    • Es geht in der Wahrnehmung der Massen nie, worum es geht, sondern wie es aussieht – „Eliten“.

      • Hmm…im direkten Vergleich „Massen vs Medien“ im Bereich „Wahrnehmung, Interpretation, Prognose“ liegen die Massen doch eigentlich uneinholbar in Führung.

        1) solide Währung €uro
        Vorbehalte der Massen gegen unsolide Südlander voll bestätigt

        2) Multi Kulti
        Vorbehalte der Massen gegenüber völlig Integrations unwilligen und unfähigen Einwanderern voll bestätigt

        3) Banken und Finanzen
        Vorbehalte der Massen gegenüber Casino Banking, Leben auf Pump und die Gelddruckmaschine voll bestätigt

        4) Globalisierung
        Vorbehalte der Massen gegenüber Job- und Technologietransfer zu den globalen Konkurrenten (später dann: gleichstarken Feinden?) voll bestätigt

        Welche dieser historisch entscheidenden Entwicklungen wurde denn im Alleingang durch spezielle nationale Regierungen mit besonderem Wählervotum angestoßen? Sie laufen seit Jahrzehnten, mit Linken oder Konservativen Regierungen, parallel in vielen Ländern, unter massiver international synchronisierten Medienbeeinflussung der Massen.

        Wer außer den „globalen Eliten“ kann da die Strippen ziehen?

  15. Mir ist schon als Schüler im Geschichtsuntericht vor ungefähr 50 Jahren, so um das Jahr 1970, aufgefallen, dass es 1939 die englisch/französische Kriegserklärung in Richtung Hitler-Deutschland gab als Folge des deutschen Überfalls auf Polen, nicht aber simultan eine Kriegserklärung der beiden Garantiemächte Polens Richtung Sowjetunion und Stalin, obwohl ziemlich zeitgleich der Überfall auf Ostpolen von Stalin gefahren wurde als Resultat des Hitler/Stalin Paktes, in dem nicht nur die Aufteilung Polens sondern auch der Zuschlag der baltischen Staaten in die Hände Stalins vereinbart worden war.

    Soweit ich weiß, ist diese Verfahrensweise der beiden Garantiemächte Polens, England/Frankreich von Historikern nie so erklärt worden, dass das Resultat befriedigend gewesen wäre.

    • Warum konnte Hitler so rasch aufsteigen. Man glaubte ihn beherrschen zu können und mit seinem Sozialismus light den Bolschewismus zurückzudrängen. Auch die Westmächte sahen ihn wohl als Antibolschewistisches Bollwerk und überließen ihm Österreich und Böhmen. Mit dem Molotow-Ribbentrop-Pakt hat Hitler genau diese zugedachte Position umgedreht und das dürfte der eigentliche Grund für den Kriegsbeginn gewesen sein – Teile Westpolens hätte man ihm wohl noch zugestanden.

      • „Sozialismus light“? Sie könnten bei Zitelmann in den dort dokumentierten zahlreichen Hitler-Monologen das Gegenteil nachlesen.

      • Es geht hier um die Außensicht der ihn unterstützenden national-konservativen Kräfte.

  16. Ich weiß nicht ganz, worauf man hinauswill.
    Faschismus leitet sich von den römischen Fasces ab, die die Einkehr des Rechtsstaats ankündigen sollten, kann man in jeder Lexikothek nachschlagen.
    Nationalsozialismus wie Kommunismus kann auch jeder nachlesen, es waren Konzepte, der breiten Masse einen Despotismus schmackhaft zu machen, um Kriegstote bereinigt, waren sowohl Hitler als auch Stalin Bestien und Mussolini wohl auch kein gemütlicher Zeitgenosse. Pol Pot und Mao würde ich auch ungern in eine Friendlist einbitten, müssen wir die Toten wirklich aufrechnen?
    Ich bin nach heutigen Maßstäben stockkonservativ, aber liberal. Ich finde deswegen Nachbetrachtungen, die mir irgendwas unterstellen, schwer verstörend – sie machen nix besser.
    Ich halte Staatskapitalismus (egal, ob kommunistisch oder nationalsozialistisch verklärt) für die schlechteste aller Möglichkeiten, proof of evidence liegt vor, das Ferguson- Buch hätte es nicht gebraucht, es ist unnötig. Es ist schon alles gesagt.

    Im Übrigen bin ich der Meinung, dass nicht nur Merkel weg muss.

    • Solange die Unternehmer taten, was Hitler wollte, nutzte er den Erwerbstrieb in Privatbesitz, sobald nicht, wurde verstaatlicht oder – siehe Hermann-Göring-Werke – wurden gleich Staatsbetriebe errichtet.

      • Irgendwie kann man die Hitlerzeit heute, 2019, viel leichter verstehen als vor 30 Jahren.

        Wie sich die Bilder gleichen …

        **
        Wann kommt der offene Staatskapitalismus mit KGE Werken, die totale Gleichschaltung auch der Wirtschaft?

      • Exakt. Nachzulesen u.a. auch in den Erinnerungen von Speer, der die zwar nach außen der Form nach noch privaten, aber de facto auf Staatsweisung arbeitenden Rüstungsbetriebe im Sinne Hitlers nahezu perfekt organisierte. Und sich gegen Görings auch offizielle Planwirtschaft stellte.

  17. Ich selber habe es mir zur Angewohnheit gemacht, stets von National“sozialisten“ zu reden, wenn es um Hitlers Parteigenossen geht. Die Abkürzung „Nazis“ verwende ich nicht. Sie verdeckt nur einen wesentlichen Teil der Lehre. Und „Faschismus“ nehme ich nur, wenn von Mussolini und seinem System die Rede ist. „Faschismus“ als Synonym für „Nationalsozialismus“ zu gebrauchen, ist ein genialer Trick der Linken jeglicher Provenienz. Sie leugnen das Linke am Nationalsozialismus und wollen ihn zu einer rein rechten Lehre machen. Jegliche Diskussion über dieses Thema soll von vorneherein erstickt werden (zeigt sich hierin doch die Angst, der Nähe der Ideologien gewahr zu werden?). Und damit sind die Linken, das muß man voller Neid anerkennen, sehr erfolgreich.
    Früher war mir die linke Seite des „National“sozialismus auch nicht besonders aufgefallen. Man kennt ja die Geschichte: das Bündnis zwischen Hitler und Hugenberg, die (verlogene) Demutsgeste Hitlers gegenüber von Hindenburg und vieles mehr. Erst die Bücher von Götz Aly haben mir die Augen geöffnet über diese andere Seite des Nationalsozialismus: das Kollektivistische, das Gleichmacherische, die Bestechung der Menschen durch soziale Wohltaten, die Vermittlung des Gefühls, daß niemand unbedeutend ist, sondern Teil eines großen Ganzen, das im Führer kulminiert (was auch nicht unbedingt nur rechts ist, wenn man an Stalin, an Mao oder in neuerer Zeit an Chávez denkt). Das ist alles sehr, sehr links.

    • Noch „leichter“ tun es sich hier die englischen Sozialisten, die sich selbst „Liberals“ nennen. Auf die Okkupation des Begriffes „liberal“ durch die Sozialisten hat übrigens schon Hayek hingewiesen. Sein „Der Weg zur Knechtschaft“ ist übrigens erstmalig 1944 erschienen und hat damals aufgezeigt, dass Nationalsozialismus eben nicht eine Gegenreaktion auf den Kommunismus ist. Deswegen hat er das Buch ja „den Sozialisten in allen Parteien“ gewidmet.

    • Und ich habe mich von TE-Autor Spahn inspirieren lassen und spreche ausschließlich von nationalen Sozialisten, ganz einfach weil es den Sinn der Sache am besten trifft.

  18. Alle Diktaturen dieser Welt haben die Gleichheit, geleiche Haltung, Gleichschritt…haben die Gleichschaltung der Gesellschaft im Kern. Nur der Sozialismus kann nicht ohne den Diktat über eine Gruppe/Gesellschaft…im Gegensatz zum Konservatismus! Der Konservative ist für sich eigenverantwortlich, für sich selbstständig und wird in Einigkeit zur Gesellschaft..zum Volk das sich gemeinsam ein Recht gibt um seine individuelle Freiheit zu gewähren.

  19. „Stalinismus und Nationalsozialismus lassen sich nicht vergleichen.”

    Dieser Satz ist schon deswegen falsch, weil man ihn nicht behaupten kann, ohne in einen Widerspruch zu geraten. Denn eine solche Behauptung kann schlechthin nur das Ergebnis eines solchen Vergleichs sein. Damit aber fällt sie in sich selbst zusammen.

    • Hier wird mit verschiedenen Bedeutungsnuancen des Verbs „vergleichen“ gearbeitet.

      1. Selbstverständlich kann ich das Gehalt von Herrn Kaeser mit Ihrem Gehalt, dem von Herrn Goergen oder von Krankschwester Stefanie vergleichen. Da kommen halt ganz unterschiedliche Zahlen heraus.

      2. Die Gehälter von Krankenschwester Stefanie und von Herrn Kaeser sind nicht vergleichbar. Die Differenz ist riesig.

      Bei 1. wird durch „vergleichen“ eine Größer-Kleiner-Relation hergestellt, allgemeiner sucht man nach Übereinstimmungen und Unterschieden. Bei 2. wird „vergleichen“ im Sinn von „sind nahezu gleich“ verwendet (hier in Negation). Und mit dieser Unschärfe beim Wort „vergleichen“ wird gearbeitet, wenn ein Vergleich von Nationalsozialismus und Kommunismus verhindert werden soll.
      In jeder Kategorie kann man Vergleiche durchführen. Vergleichen heißt ja nicht „als gleich befinden“, sondern das eine am andern entlang führen, um Schnittmengen und Differenzmengen festzustellen. Vielleicht kommt mal jemand auf den Gedanken, in einer wissenschaftlichen Untersuchung das Christentum mit dem Nationalsozialismus zu vergleichen. Warum sollte man ihm das verbieten wollen? Mir fielen gleich Gemeinsamkeiten ein: charismatische Stifter der Lehre an der Spitze, Heilserwartung. Natürlich fielen mir noch viel mehr Unterschiede ein. So habe ich zum Beispiel die Feindesliebe am Nationalsozialismus noch nicht beobachten können.

  20. Schön, dass ein Historiker, den der Mainstream nicht so ohne Weiteres ignorieren kann, hier zu Wort kommt. Geschichtsbücher werden immer von den Siegern beeinflusst. Schön erklärt in Literatur umgesetzt von Stefan Heym in: Der König David Bericht. Ist nur den meisten Menschen nicht bewusst.

  21. Der Anteil der russischen Revolutionäre an der Zerstörung der Weimarer Republik ist ein weiterer Punkt, der normalerweise fehlt – auch bei Habermas. Weimar ist von rechts (korrekt – z B. Ernst Jünger, der Alldeutsche Verband, der Deutsche Flottenverein, viele Burschenschaften, weite Teile leider des Zentrums) aber sehr wohl auch von links zerstört worden. Weite Teile der Weimarer Linken (mit Ausnahme einiger USPDler und der Sozialdemokraten) waren anti-parlamentarisch bis aufs Messer, viele von ihnen direkt von Lenins Geheimdienstlern gesteuert.
    Die liebe Rosa Luxemburg hatte nichts dagegen, Blut der Parlamentarier fließen und Köpfe rollen zu sehen – das muss natürlich einen Platz im heutigen Berlin geben – sonnenklar, damit man es nicht vergisst… So wie es heute noch Stalin-Avenuen in Frankreich gibt. Auch klar.
    Die Publikationen zu Luxemburgs hundertjährigem Todestag kürzlich waren entsetzlich vor diesem Hintergrund betrachtet – nicht zuletzt Elke Schmitters steif-leinerne und huldvolle Luxemburg-Würdigung im Spiegel. Der Spiegel wird immer trüber, nicht zu glauben.
    PS
    Nettes Gedankenexperiment, inspiriert von dem Englischen Autor und Schauspieler Stephen Fry: Alle Industriestaaten, in denen die Monarchie intakt blieb, blieben fern von Hitler. – Auch das könnte man als eine linke Hypothek ansehen – genauso wie das Frauenwahlrecht, das ebenfalls zur Weimarer Destabilisierung beigetragen hat. Will keiner hören. ist zu unbequem.
    Schließlich die ausbleibende Abschiebung Adolf Hitlers – hätte von Gesetzes wegen passieren müssen, aber ein linker Münchner Richter wollte es anders… – Mosaiksteinchen, die zum Schluß ein schreckliches Bild ergaben…

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