Einen Bericht über sein Berlin-Demo-Erlebnis, der schon die Anreise als besondere Erfahrung schildert, aber auch das Geschehen selbst persönlich beleuchtet, wollen wir allen Interessierten näher bringen.
Dass der DLF seinen Verkehrsfunk abgeschafft hat, wurde mir das erste mal voll bewusst, als 2.000 m vor der Abfahrt Klein Marzehns der Verkehr auf der A9 Richtung Berlin schlagartig dick wurde und Warnblinkanlagen den heranrauschenden Hintermann auf den Stau aufmerksam machten. Jeweils zur vollen und halben Stunde hatte ich nach Verkehrsmeldungen gesucht – und keine gehört. Auch bei anderen Sendern nicht.
Wie alle anderen entschied ich mich, in Klein Marzehns abzufahren, um den Stau irgendwie zu umgehen. Direkt an der Abfahrt blockierten diagonal über die Fahrbahn aufgestellte Blink-Hütchen und ein VW Passat der Polizei („Vollsperrung“) die A9. Ich suchte nach der zusätzlichen Information „Unfall“, aber es gab sie nicht. Erst, als ich von der Autobahn herunter war, wurde mir das Ausmaß bewusst: viele Kilometer bis in die nächsten Gemeinden hinein quälte sich langsam eine schier endlose PKW-Schlange mit Kennzeichen aus L, HAL, SOK, SÖM, J, KYF, Z, WB usw. Offenbar wollten sie alle nach Berlin.
In einem Kreisverkehr nahm einer entnervt die volle Schleife und fuhr zurück. Ich winkte kurz aus dem offenen Fenster. Er hielt. Ob er etwas wisse, fragte ich. Na die haben die A9 dichtgemacht, meinte er. Wegen der Demo, oder? Na klar. Stau bis Berlin? Davon müssten wir ausgehen.
Ich beschloss, mich quer durch das Land, über Jüterbog bis zur A13 durchzuschlagen. Die ersten Kilometer kamen mir PKW aus dem Süden wie versprengte Schafe entgegen; alle schienen einen alternativen Weg nach Berlin zu suchen. Möglicherweise waren die Sperrung noch viel ausgedehnter. Nach 20 Kilometern war ich ganz allein auf weiter Flur. Auf den rund 90 Kilometern Umweg hatte ich Zeit zum Nachdenken und begriff, dass „der Staat“ (also die, wie man heute sagt, Regierenden) tatsächlich Angst vor dem Volk haben muss. Keine strategische Vorsicht, keine reine Gegenmaßnahme, sondern wirkliche Angst, wenn er schon 90 Kilometer vor der Siegessäule damit beginnt, dann Zustrom zur Demo zu sabotieren. Wie viele Tausende deshalb Berlin zu spät oder gar nicht erreichten, ist schwer abzuschätzen.
Mit fast zwei Stunden Verspätung kam ich über das Schönefelder Kreuz und die A113 problemlos bis auf wenige Kilometer an den Tiergarten heran. Ich parkte das Auto, stieg aufs Rad um und war 10 Minuten später am Ort des Geschehens. Kennedy hatte schon gesprochen. Den hätte ich gerne live gehört. Egal.
Die Straße des 17. Juni war komplett besetzt – im wörtlichen Sinne, denn die meisten saßen auf mitgebrachten Decken. Wollte man die Leute mit wenigen Worten beschreiben, müsste man sie vielleicht bürgerliche Hippies nennen. Die Stimmung war ausgesprochen relaxt. Nirgends gab es Gerempel, alle gingen sehr rücksichtsvoll miteinander um, derweil durch die Lautsprecher nicht nur vehement kritisiert und angeprangert, sondern auch immer wieder Liebe und Frieden beschworen wurden.
Am sowjetischen Ehrenmal hatten junge Männer den T34-Panzer erklommen. Ich fühlte mich an Bilder erinnert, die man von den großen Anti-Vietnamkriegs-Demos aus den USA kennt. Nachdenklich bewegte ich mich Richtung Siegessäule. Hie und da durch schwere, süßlich-erdige Wolken von Marihuana-Rauch. Menschen lagen mit geschlossenen Augen da, lauschten den Reden und ließen sich die Sonne aufs Gesicht scheinen. Berlin hatte an diesem Tag so ziemlich das beste Wetter der ganzen Republik: heitere 24 bis 25 Grad.
Ich traf Leute aus meiner Region, sah Flaggen aus Portugal, Polen, Schweden, Australien, Russland und den USA. Es gab das bayerische Blau-Weiß, zamst Dirndl und Ledahosn, es gab ein als Steam-Punks verkleidetes Paar, welches das diesjährige WGT nachholte, es gab Krishna-Jünger und Damen, die aufreizend herausgeputzt meinen Blick suchten und den ihren tief und bedeutungsschwer hineinbohrten. „Hey, und jetzt macht mal alle das Herz! Schicken wir noch einmal ganz viel Liebe raus, denn nichts braucht die Welt so sehr, wie unsere Liebe!“ bellten die Boxen. Und die Leute standen auf, formten mit ihren Händen ein Herz und johlten obligatorisch auf den bekannten Party-Schlachtruf: „Hallo Berlin, seid ihr noch da?“
Je länger ich mein Rad durch die Reihen bugsierte, schob, hob, je öfter ich stehenblieb, mich umschaute, je mehr Reden ich hörte, je mehr Menschen ich beobachtete, desto klarer wurde mir, dass diese Bewegung bestenfalls das Potential hat, eine zweite Love Parade zu werden. Man kann sie gewähren, ihre Forderungen stellen lassen und genauso weiter machen wie bisher. Vielleicht wird aus Querdenken sogar ein kulturelles Berliner Highlight – Freiheit als Event. Aber weh – ich meine: wirklich weh – tat diese Demo keinem. Genau das hätte sie jedoch tun müssen, denn die andere Seite setzt auch auf Schmerz und wird deshalb auch nur durch Schmerz lernen.
Was die Macher um Querdenken meiner Ansicht nach noch nicht begriffen haben (und sie in meinen Augen etwas naiv macht) ist, dass die andere Seite nullkommanull Interesse an einem „gesellschaftlichen Dialog“ hat, den Querdenken anzustoßen versucht. Der Staat tut, als wäre er gut, doch hinter seiner scheinbar betulichen, unnachgiebig-sanften Art verbirgt sich eine eiskalte, glasharte Unterwerfungsabsicht. Bis zu dieser Erkenntnis ist Querdenken noch nicht vorgedrungen. Man kann mit postulierter „Liebe“ und mit freundlichem Winken keine Schlacht gewinnen, wenn die Gegenseite konsequent das Ziel verfolgt, Menschen zu entrechten. Wer nicht bereit ist, für die Freiheit echte Opfer zu erbringen, hat sie schon verloren.
Fazit dieses Tages waren vier Erkenntnisse:
– 1. Der Staat hat wirklich Angst vor dem Volk; seine Selbstsicherheit ist z.T. echt (weil längerer Hebel) aber auch z.T gespielt
– 2. der Staat (die Regierenden und ihre Zuarbeiter) ist endgültig der Feind des Bürgers
– 3. es muss weh tun auf der anderen Seite, denn die andere Seite tut dem Bürger auch weh
– 4. eine Demokratie ist nur mit einer mobilen Bevölkerung möglich – ergo: Bekämpfung des Autos = Bekämpfung der Demokratie
Habe gerade zufällig entdeckt, dass aus meinem Kommentar ein Leserartikel wurde. Das freut mich, herzlichen Dank dafür an das TE-Team.
Beim Herüberkopieren wurde aus der Abfahrt Klein Marzehns Klein Marzahns. War vielleicht die automatische Korrektur…
Grüße, Kopekenstudent
Danke, korrigiert.
Das ist ein klasse Bericht mit exakt richtigen Schlußfolgerungen.
Zu Punkt 4: Ein sehr interessanter Gedanke. Man verhindert lokale und überregionale „Zusammenrottungen“ durch Verhinderung von individueller Mobilität, wie Sie eindringlich beschreiben. Nimmt man die wohl auf Dauer, zumindest mittelfristig, angelegte Maskenpflicht dazu, wird Gehorsam eingefordert, den die Regierenden gar nicht selber anordnen müssen, das machen die Menschen schon gegenseitig (Freundlich Aufforderung: MASKE! ) Individuelle Kommunikation wird deutlich reduziert. Unsinnige Quarantäne-Vorschriften sollen einschüchtern. Noch DDR light. Aber alles nur Verschwörungstheorien. Bestimmt!
Eindeutig der auf TE beste Beitrag zur Demo in Berlin.
Anders als bei fast allen Zeitungen am Kiosk, als beim Fernsehen und als bei den etablierten Internetportalen glaube ich, hier ein Forum mit freiheitsliebenden und vernunftbegabten Menschen zu teilen. Die Autorenbeiträge – beispielhaft diesen – für die Nachwelt festzuhalten könnte einmal wichtig werden. Aus physikalischen Gründen und aufgrund zunehmender gesellschaftlicher Spannungen sind sie möglicherweise digital im „Netz“ nicht sicher aufgehoben – weil für niemanden auf lange Garantie zugänglich. Es ist deshalb überlegenswert, zumindest ausgewählte Beiträge auszudrucken, auch wenn gesammelte Schrift auf Papier derzeit altmodisch und umständlich erscheint.
Auch wenn ich die beschriebenen Demo-Eindrücke als sehr informativ empfinde, sehe ich die Sache völlig anders als der Autor.
Meiner Meinung nach, ist es momentan absolut richtig und erfolgversprechend friedlichen Protest zu organisieren und dafür möglichst große Menschenmassen auf die Strasse zu bringen. DAMIT können „die da oben“ nämlich rein gar nichts anfangen, was zu aktionistischen Gegenreaktionen führen dürfte. Gewalt gegen friedliche Demonstranten erzeugt Bilder, die im Zeitalter des Internets rasend schnell um die Welt gehen und genau diese Bilder entlarven die angeblichen Superdemokraten als das was sie sind, machtgeile Individuen, die jegliche Bindung zur Bevölkerung gekappt haben.
Was die Gewalt betrifft bin ich gänzlich anderer Ansicht als der Autor.
Zum einen hat diese Demo viele heimliche Befürworter, gerade weil sie friedlich geblieben ist. Menschen die vielleicht beim nächsten oder übernächsten Mal mitdemonstrieren – nur durch die friedliche Art zu demonstrieren werden es immer mehr werden. Gewalt – Extremismus zieht nur Extremisten an, nicht aber die Mitte der Gesellschaft – und genau die ist es die gebraucht wird. Nur eine große Masse wird etwas verändern können.
Zum Anderen ist es gerade die friedfertigkeit der Demonstrierenden die dem Staat Angst macht. Genau deshalb wird das kleine Spektakel am Reichstag so hoch gehängt, wobei denen nicht klar ist, dass viele Menschn denken können. Wenn drei Polizisten 200 Demonstranten aufhalten können, allein durch ihr Geschrei, dann müssen das sehr, sehr friedliche Demonstranten gewesen sein 🙂
Der Staat sieht nur die Chance die Demoteilnehmer zur Gewalt zu annimieren, denn nur dann können und dürfen sie „losknüppeln“. Auch deshalb wird die Anfahrt beschwerlich gemacht – denn genervte Menschen sind eher bereit selbst mal Gewalt anzuwenden.
Und wenn dann die ganz normalen Bürger Angst haben müssen vor der Gewalt auf iner solchen Demo, dann kommen sie nicht mehr – und schon läuft sie sich tot.
Nein, die einzige Möglichkeit diesen Staat in die Knie zu zwingen ist die absolute Friedfertigkeit der Massen. Und gleichzeitig ist es genau das wovor dieser Staat Angst hat. Alle, die diesen Staat ausmachen haben doch schon einmal erlebt, wie das Volk mit Friedfertigkeit und Kerzenlicht eine Regierung, einen ganzen Staat hinwegwischten.
Vielleicht hätten Sie ein paar Meter weiter bis hinter das Brandenburger Tor radeln sollen. Vor den Botschaften der USA und Russland fanden die inhaltlich wesentlich interessanteren (Souveränität, Friedensvertrag) Demonstrationen statt.
Tags darauf am Sonntag dürfte aber auch Ihre angesprochene bürgerliche Hippiebewegung aus ihrem Traum erwacht sein.
https://www.youtube.com/watch?v=KVB_EIJQlpc&feature=youtu.be
Liebes Tichy-Team. Bitte nicht diese Headline. Ich war die ganze Zeit da. Ganz vorn.. Das war kein „Event“ an der Siegessäule. Ansonsten sehr guter Text.
(zur Klarstellung: sachlicher Ton!)
Hallo Alex70,
das Tichyteam ist da der falsche Adressat. Der Text ist ursprünglich ein Leserbrief zu F. Goergens Artikel (siehe hier
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/goergens-feder/leute-die-ihre-lebensart-zurueck-haben-wollen-politisch-heimatlos-gewordene-gruene-und-andere-nichtwaehler/#comment-1098102 )
Nun hat TE diesen Leserbrief als einen eigenständigen Artikel veröffentlicht. Und zwar genau so, wie ihn sein Schreiber Kopekenstudent geschrieben hat. Er gibt eben die Erlebnisse und Eindrücke von Kopekenstudent wieder. Dass die nicht unbedingt deckungsgleich mit denen anderer Demoteilnehmern sind ist wohl nachvollziehbar.
Ganz abgesehen davon, dass Kopekenstudent vielleicht eine etwas andere Definition von „Event“ haben mag als Sie oder ich.
Und ich finde es seht gut, dass TE a) diesen Leserbrief als eigenen Artikel bringt und b) diesen Leserbrief ohne Änderungen veröffentlicht, Jedenfalls ( so ich an den reichlichen Kommentaren ablese), war dies eine gute Idee von TE.
Mit frohen Grüssen
NoergelJoe
Mal etwas OT von der Seite gefragt: Was bedeutet dieses „711“?
Telefonvorwahl von Stuttgart (0711) 711
Danke für alle Antworten 🙂
Die Querdenken-Orga orientiert sich an der Postleitzahl: 711 Stuttgart, 69 Frankfurt, 611 Wiesbaden, …
Gut geraten, aber falsch.. ?
Tatsächlich, wieder was gelernt, danke 😉
0711 ist die (Telefon-)Vorwahl von Stuttgart 🙂
Die Vorwahl von Stuttgart ohne Null. Es gibt weitere regionale
Gruppen, mit ihrer jeweiligen Vorwahl, ebenfalls ohne Null.
https://querdenken-711.de/regional
Wer eine solch imposante Versammlung gegen einen feindlich gesinnten Berliner Senat erfolgreich zur Aufführung bringt hat zuallererst unseren Dank und unsere Anerkennung verdient.
Erst einmal vielen Dank für den Leserbriefschreiber und seine Teilnahme an der Demo am Samstag.
Ich möchte etwas zu den 4 Erkenntnissen ganz am Ende sagen:
zu 1 + 2) Absolute Zustimmung.
zu 4) Danke für diese (für mich neue) Betrachtungsweise! Diese Einschätzung wird mich sicher noch etwas beschäftigen, vielleicht kann jemand von TE das etwas aufbereiten?
zu 3) Hier kommt es doch ganz darauf an, was mit „weh tun“ bzw. „Schmerz“ (weiter oben im Text) gemeint ist. Ich bin der Überzeugung, daß in unserem Kulturkreis derzeit ausschließlich ein friedlicher Widerstand funktioniert, das größere Gewaltpotential hat ja ohnehin praktisch immer der Staat. Und, viel wichtiger, sobald der Widerstand gewalttätig wird, lässt er die Reihen des Gegners sich schließen und er verliert in der breiten Masse an Anschlußfähigkeit und Unterstützung. Das sahen wir an den 68ern und der RAF, das sehen wir in den USA mit der ANTIFA und BLM in Seattle, Portland, Kenosha, etc. Trotzdem kann und muß der Widerstand wehtun, aber eben gewaltlos. Und er tut dem Gegner dann am meisten weh, wenn man ihm Handlungsweisen aufzwingt, die er eigentlich nicht machen will und damit in einen offensichtlichen Widerspruch zu sich selber gerät. Zum Beispiel wenn der „Staat“, der nach außen durch und durch sein Gutsein, seine Menschenliebe, seine moralische Überlegenheit als Monstranz vor sich herträgt, selber Gewalt gegen einzelne oder mehrere Demoteilnehmer einsetzt. Oder wenn sich der Staat gezwungen sieht entgegen allem Meinungsfreiheitsbeteuerungsblabla eine Demo zu verbieten. Oder indem er 3 Polizisten zu Helden stilisiert, die angeblich 300 Bösewichte an den Stufen des Reichstages abwehren, andererseits aber 4 Polizisten benötigt, um eine 60-Jährige mit großem UZwaG am Boden zu fixieren, Schläge in den Nacken inbegriffen. Oder das die ersten 3 Polizisten dann nach Bellevue zu Frank-Walter eingeladen werden, die verprügelten Polizisten von G20, Connewitz, Kneipe Syndikat, Migrantifa-Unruhen in Stuttgart, Frankfurt, Hamburg aber eben nicht. Oder das im ÖRR bzw. im Mainstream andere Bilder und Narrative verbreitet werden als in den freien Medien, und diese „alternativen Fakten“ (so meinte es Kellyanne Conway damals) in Wort und Bild auch zeigen bzw. nachweisen kann. Hier verliert der Staat bzw. verlieren seine Vertreter an Legitimation in der breiten Masse: sie predigen Wassen und saufen den Wein. Und dieser Verlust, der am Ende des Tages ein Verlust der Diskurshoheit ist, tut ihnen am meisten weh.
Niemand in unserer friedfertigen, gewaltentwöhnten Mitte wird mit dem Gewalttätigen sympathisieren.
Ich habe mit „weh tun“ auch nicht unbedingt Gewalt gemeint.
Erinnern wir uns an die ’89er Großdemos in der DDR. Die haben dem Regime wehgetan.
Warum?
Weil im Sozialismus dem offiziellen Narrativ nach ausschließlich glückliche, zufriedene Menschen lebten. Die ganzen Unglücklichen, die Ausgebeuteten, Entrechteten und Unterdrückten gab es nur im Kapitalismus. Und dann das: Großdemos voller Unzufriedener – UNTER DEN AUGEN DER WESTMEDIEN! Schlimmer konnte es nicht kommen.
Im Gegensatz dazu gehören Demos heute zum offziellen Spiel. Sie tun dem Staat nicht weh, weil er sie von Anfang an einkalkuliert. Deshalb kann er sie auch ignorieren oder ein bisschen behindern und dann doch gewähren lassen. Man muss also das finden, was dem Regime in ähnlicher Weise weh tut, wie die ’89er Demos dem DDR-Regime weh taten.
Die Idee von Ballweg, einer Dauercamp zu errichten und eine verfassungsgebende Versammlung zu gründen, fand ich strategisch gar nicht so schlecht.
1.) Die Leute fahren nicht wieder Heim, sondern viele bleiben dort.
2.) Die verfassungsgebende Versammlung kann man zum Anlass nehmen, dass die Leute alles sagen können, was ihnen auf den Nägeln brennt.
3.) Es wäre eine Art Dauerevent geworden. Und wie in einer Serie wären die Leute gespannt gewesen, was als Nächstes kommt. Er hätte also die gesamte Aufmerksamkeit für längere Zeit auf dieses Event gelegt.
Natürlich wäre das nie eine echte verfassungsgebende Versammlung geworden. Aber unter Marketinggesichtspunkte war die Idee genial.
Jetzt hat aber das Verfassungsgericht im Grunde Camps verboten und Ballweg hat sich entschieden im Schwabenland zu bleiben. Das ist ein deutlicher Rückschritt und macht das wieder regional und medial wesentlich uninteressanter.
Über dpa wird heute in meiner Zeitung berichtet, dass der Protest ab sofort täglich an der Berliner Siegessäule stattfinden soll und gestern bereits eine Demo für 500 Menschen angemeldet war.
Wer weiß mehr? Zusätzlich soll heute wie jede Woche mittwochs 18:00 Uhr vorm Kanzleramt demonstriert werden.
Möchte auf die 4 Punkte des Lesers zurückgreifen, der dami die Lage in Deutschland sehr gut, wie ich meine, beschrieben hat. Ja, stimmt, und ich war als Demo-Teilnehmer mit einigen anderen, die sich Inge und mir angeschlossen hatten, welche aus Konstanz und Zürich, auch dieser Meinung, dass es auf jeden Fall noch mehr Demonstrationen bedarf. Aber, man kam wirklich in eine Zwiespalt ob dieser Friedlichkeit auf der einen Seite, und die Bereitschaft zur indirekter, aber auch offensichtlicher Gewaltanwendung durch die Vollstrecker des Regimes. In diesem Augenblick der Gewalt gegen friedliche Menschen hätte ich am liebsten zur Gegengewalt gegriffen, wobei ich natürlich den Kürzeren gezogen hätte. Und den Demonstranten hätte es auch nicht geholfen, eher noch geschadet. Es war wirklich manchmal zum Verzeeifeln ob dieses Zwiespalts, in dem man sich befand. Aber das ging vielen Demo-Teilnehmern so.
Ganz schlimm geht es uns, wenn eine Frau Plättner von Phoenix-TV offensichtliche Order hat, diese Demonstration für Frieden und Freiheit als absolut Rechts zu diffamieren und lediglich als Beweis die „Erstürmung“ der Stufen zum Reichstag dafür anführt. Gestern in der Phoenix-Runde so geschehen. aber kein Wort über das, was der Leser hier beschrieb oder über das, was Kennedy auf der Bühne sagte! Aber Kennzeichen der Diktatur ist unter anderem, dass die Medien auf Teufel-komm-raus linientreu sind, weil sie diejenigen sind, die als Erstes von der Diktatur profitieren.
ich habe mir schon vor Jahren abgewöhnt, im sogenannten ÖRR, den ich auch bezahlen muß, „Politische Sendungen“ anzusehen/hören. Man wird ruhiger, ganz sicher.
Diktatur ist ja die Herrschaft einer Person. So würde ich das System bei uns oder bei der EU nicht ansehen. Sondern eher als Oligarchie. Eine bestimmte Kaste übt die Macht aus.
Die Schilderung erinnert immer stärker an die DDR vor der Mauer. Ich bin oft nach Berlin getrampt oder mit dem Personenzug gefahren. Schon vor der Stadtgrenze regelmäßig Vopo-Kontrollen. Immer die Frage: Lassen die mich weiter oder ziehen die mich hoch? Beeindruckt hat mich mal ein Autofahrer, der Trampende mitgenommen hat, die bei der Kontrolle übers Feld davon laufen wollten. Ergebnis: Stundenlange Verhöre…Das dieser Fahrer noch Tramper mitgenommen hat, erschien mir wie ein Wunder! Wenn ich die Schilderung so lese, frage ich mich, ob alte Vopo-Hasen da ihre Erfahrungen weiter geben, bei einem ehemaligen SED-Mitglied als Innensenator könnte da so manches gehen…
Mein Dank gilt dem Autor vor allem dafuer, dass er zu Recht auf die Naivität nicht nur der Demoteilnehmer hinweist, was den Gegner oder besser den Feind betrifft. Diese Naivität reicht bis weit in das intellektuelle Milieu hinein. Ganz offensichtlich will man die eigentlichen Ziele der MachthaberInnen genausowenig wahrhaben wie deren Bereitschaft zum Aeussersten bei der Verfolgung ihrer Systemtransformation. Da werden nicht wenige dieser Demonstranten und Appellierenden noch ihr blaues oder besser braunrotes Wunder erleben, wenn sie in der brave new world aufwachen. Offenkundig tut sich der westliche, resp. der deutsche Mensch sehr schwer, seinen Gegner zu erkennen und realistisch einzuschätzen. Er neigt bis zum bitteren Ende zur Verharmlosung und Realitivierung und das Ende wird kommen. Deutlich lieber als mit dem brandgefaehrlichen Gegner, zugegeben ungewoehnlicherweise in Gestalt der politischen MachthaberInnen, beschäftigt er sich immer noch mit seinen eigenen Auftritten, mit der Frage der Etikette, mit der Sorge um Legalität, mit der Sorge, nicht mit den Falschen, den Schmuddelkindern, zu demonstrieren, nur nicht mit dem, was Merkel und Co. mit illegalen Mitteln und jenseits aller Moral und Ethik durchsetzen. Die Geschlossenheit des buergerfeindlichen Lagers ist ein Erfolgsgeheimnis, wie es die Gruenen mit ihrem standrechtlichen Parteiausschluss wieder gezeigt haben. Leider fehlt es den“ Konservativen“ mental und taktisch an so ziemlich Allem, was sie im Kampf gegen die sozialistischen Globalisten erfolgreich machen wuerde. Der erste Schritt waere, den Feind, seine Ziele und sein Potential zu erkennen.
… 5. der Volkstrottel ist nur kontrollierbar, wenn man weiß, wann er wo mit wem wie lange zusammen ist (vgl. https://www.n-tv.de/panorama/Google-und-Apple-bieten-Corona-Warnfunktion-article22009504.html ) Dabei ist der Überwachungsgrund nebensächlich (heute Corona, morgen Corona-Demo, übermorgen „Mangel an Zuverlässigkeit“)
Der deep state ist längst Realität – und alle machen mit. Da halt‘ ich es mit den Amerikanern: Vom Staat erwarte ich, daß er mich in Ruhe läßt; das meiste aus meinem Leben geht ihn einfach nichts an.
Zustimmung.
Der Weg des Heiapopeia und „Schliesst euch an …“ ist ausgereizt.
Die Speckmaden werden ihre Komfortzonen mit Rechtsbeugung, Knüppeln und Wasserwerfern verteidigen.
Und das Gros der Bevölkerung wird sich das auch weiterhin in der Tagesschau anschauen.
Leider. Wie lange noch?
und gerade auch in Berlin. (ich lebe immernoch da)
Auf den Punkt! Danke an den Verfasser.
Schon tagelang vorher wurde Merkel in den machbar schönsten Bildern und als dei Kanzlerin in den Staatsmedien präsentiert. Grauenvoll, wie die bezahlten Staatsmedien sich hündisch bücken und Politik machen, machen wollen. Ich hoffe, dass viele dieser Merkel- Verlage bei der Abrechnung enteignet werden, um den angerichteten Schaden zumindest teilweise auszugleichen. Merkel, Springer Mohn, die Totengräber der Nation.
Vielen Dank für die Einsichten.
Wenn es weh tun soll, endet es immer mit Gewalt. Selbst wenn man es differenziert anwendet, wie z.B. die Totalblockade zentraler Kreuzungen in Berlin, Gewalt wäre halt Gewalt und würde weh tun.
Der Staat lächelt die Kritik weg. Seine Repräsentanten sind auf dem Weg zur Transformation, wohl wissend, dass die Demokratie die beste aller schlechten Regierungsformen ist.
Errichtet wird eine Ökodiktatur mit sozialistischer Ausprägung, die aus dem Wert der Arbeit schlicht Aluchips macht, wie die DDR Mark.
Wenn die Demo von vorne herein nicht friedlich geplant gewesen wäre, wäre die SA der Regierung – die Antifa – losgezogen und hätte Widerstand geleistet.
Wenn nicht 300, sondern 3000 die Treppen zum REICHSTAG mit ein paar Kinderfreunden gestürmt hätten, dann wäre von den 3 Polizisten nichts übrig belieben.
Ich habe keine Ahnung, Gewalt ist keine Lösung! Wie ein ernsthafter Widerstand aussehen soll, weiß ich nicht. Man muss sich wohl wie die Sozialisten auf dem Weg durch die Gesellschaft machen und Verbündete suchen.
Der Mainstream rätselt über die Teilnehmer. Wie kann man NICHT verstehen, was das gemeinsame Element der großen Mehrheit der Teilnehmer ist, in Berlin und an den vielen anderen Orten der Republik?
Wir haben die Lügen und die maßlosen Übertreibungen satt. Das Gebräu unter dieser Oberfläche aus Lügen und Übertreibungen ist das hysterische, angsttreibende Vorgehen von Politik und Medien. Acht Beispiele aus den letzten 5 Jahren: Diesel, Klima, Donald Trump, Corona sind nun mal keine wirklichen Katastrophen. Massenzuwanderung, regenerative Energie, Veggi-Burger, Gendern sind nun mal keine Heilsbringer, sondern haben miserable Nebenwirkungen.
Das weiß fast jede erwachsene Frau und jeder fast jeder erwachsene Mann in diesem Land; eben die schweigende, sehr geduldige Mehrheit.
Will man diese Themen trotzdem zu Katastrophen bzw. zu Heilsbringern machen, politisch und medial, dann muss man maßlos übertreiben und letztlich lügen. Dies entwickelt dann offenbar in Politik und Medien seine ganz eigene Dynamik und ergießt sich in vollends abgedrehte Rassismus- und Faschismus-Übertreibungen und –Lügen.
Das ist sie nun leid, die gar nicht mehr so schweigende und geduldige Mehrheit, inklusive der bürgerlichen Mitte. Jeder einzelne wurde in den letzten Jahren von mindestens einer maßlosen Übertreibung oder dummen Lüge „geweckt“. Viele unterschiedliche Muntermacher, Corona ein starker, deshalb die bunte, teils schillernde, jedenfalls heterogene Mischung. Man reibt sich verschlafen die Augen und stellt erstaunt fest, dass da noch viel mehr wach sind oder gerade werden. Deshalb die vielen ausgeschlafenen und fröhlichen Gesichter in Berlin und anderswo. Aber man muss wohl dabei gewesen sein, um es zu verstehen.
Die Querdenker setzten wahrscheinlich deshalb auf „Frieden – Freiheit – Wahrheit -Liebe“ weil „Frieden-Liebe“ und völlige Gewaltlosigkeit gerade den weiblichen Anteil an Mobilisierten stark erhöhen kann. Schau wir mal, wie sich die gesamte Angelegenheit in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt, wenn der staatlich-etablierte Druck ständig wächst und die Daumenschrauben immer weiter angezogen werde.
Da die institutionelle Stigmatisierung nun am eigenen Leib erfahrend – dürfte den bunten Querdenkern zumindest schwanen, wie es beispielsweise den als Nazis & Co diffamierten Kritikern ( wie z. B. auch Pegida) einer linksradikalen Grenzpolitik seit 2015 ergeht. Das kann zu unverhofften Allianzen führen, welche die Politik in Wahrheit wie der Teufel das das Weihwasser scheut und daher weiter das tut, was sie vorgibt, verhindern zu wollen: Hass und Zwietracht säen (Spaltung) ! Die wissen ganz genau: gäbe es einen halbwegs gesellschaftlichen Konsens, ist der Ofen aus …
Sehr gute Analyse. Aufgrund der präzise herausgearbeiten Eiapopeiawirtununsnichtweh-Attitüde gehe ich nicht mit hin. Diese Phase muss übersprungen werden. Ohne konkrete politische Forderungen stirbt die Bewegung. Ein Gutes hat es aber. Die Kavallerie wurde mal kurz sichtbar. Nach Konstanz reitet sie aber in die falsche Richtung.
Phasen können nicht einfach übersprungen werden, sondern sie sind dann zu Ende wenn sich die Umstände verändert haben. Französische Revolution, Friedens-und Freiheitsfeste auf dem Marsfeld und wenig später rollten die Köpfe in die blutigen Körbe der Jakobinerauf dem Schafott.
Nein, ich glaube genau dieses Unbestimmte ist ein Erfolgsrezept. Jeder kann sich darin finden. Niemand tut es weh. Es geht darum, dass die Leute das Gefühl haben, sie können gemeinsam etwas bewegen. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist extrem wichtig.
Wenn diese Bewegung sich nicht zwischen Kirchentag (sehr starkes Gemeinschaftsgefühl) und politischem Aufbruch entscheidet, wird sie versanden. Da die Probleme aber bleiben und sich weiter verstärken, wird es eine neue Bewegung geben.
Danke für diesen Text. Sehr erhellend.
Das mit der Abschaffung des Autos stimmt, so habe ich das noch gar nicht gesehen.