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Und Tausende von geschädigten Anlegern

Wirecard: Erst der Anfang?

23.07.2020

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Dimension der Pleite der Wirecard AG und deren Umstände wird immer größer. Gestern hat die Staatsanwaltschaft München drei Haftbefehle gegen ehemalige Vorstandsmitglieder der Wirecard AG erlassen beziehungsweise erweitert. Seit 2015 seien Umsätze manipuliert und in den Bilanzen falsche Angaben gemacht worden.

Die ursprünglich fehlenden 1,9 Milliarden Euro seien nur ein Bruchteil der fehlenden Gelder. Zahlreiche Banken hätten der Wirecard AG Kredite in der Größenordnung von 3,2 Milliarden Euro bewilligt, die nun wahrscheinlich uneinbringlich seien.

Nächste Woche Mittwoch trifft sich der Finanzausschuss des Deutschen Bundestages zu einer Sondersitzung. Vorgeladen sind die Minister Scholz (Finanzen) und Altmaier (Wirtschaft). Erster ist oberster Dienstherr der Finanzaufsicht BaFin. Die BaFin hat die Bilanzprüfung der Wirecard AG anderen überlassen, obwohl sie den Fall hätte an sich ziehen müssen. Altmaier ist Aufseher der Abschlussprüferstelle (Apas), war aber auch Kanzleramtsminister und damit auch für die Geheimdienste zuständig.

Es ist schon mindestens pikant, wenn Altmaiers ehemaliger Staatssekretär im Kanzleramt, der Geheimdienstkoordinator Klaus-Dieter Fritsche, anderthalb Jahr nach seinem Ausscheiden in den Ruhestand, im Kanzleramt für die Wirecard AG lobbyiert. Das ist insbesondere deshalb auch interessant, weil Fritsche die kurz zuvor beendete ÖVP/FPÖ-Regierung und deren damaligen Innenminister Herbert Kickl von der FPÖ beriet. Fritsche sollte bei der Weiterentwicklung des Verfassungsschutzes in Österreich helfen.

ZEIT ZUM LESEN
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Sowohl Markus Braun als auch sein flüchtiger Ex-Vorstandskollege Jan Marsalek hatten wohl enge Kontakte zur FPÖ. Die Wirecard AG hat die Partei mit Spenden unterstützt. Der flüchtige Marsalek ist laut Medienberichten in Russland untergetaucht und dort unter der Obhut des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Dorthin soll er schon seit vielen Jahren gute Kontakte gehabt haben. Ob dies dem ehemaligen Geheimdienstkoordinator Fritsche völlig verborgen blieb? Wenn ja: was ist ihm oder gar den Diensten noch so alles entgangen?

Ebenso hat Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg für den Markteintritt von Wirecard in China im Kanzleramt lobbyiert. Die Kanzlerin sprach das dann auf ihrer Chinareise im September 2019 auch offiziell an. Bei so viel gegenseitiger Unterstützung der Beteiligten verwundert es nicht, dass der Staatssekretär im Finanzministerium Jörg Kukies den damaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun an dessen 50. Geburtstag am 5.11.2019 mit einem Besuch beehrte. So viel Nähe zu den Größen der Finanzwelt gab es seit dem Abendessen der Kanzlerin mit dem damaligen Deutsche Bank-Chefs Josef Ackermann und seinen Gästen im Kanzleramt anlässlich seines Geburtstages nicht mehr.

DIE FRAGEN BEGINNEN ERST
Merkel setzte sich in China für Wirecard ein
Noch interessanter wird es, wenn die Rolle von Goldman Sachs hier untersucht wird. Kukies war vor seiner Ernennung zum Staatssekretär 2018 als Deutschland-Chef von Goldman Sachs tätig. Hat die mangelnde Hartnäckigkeit bei den Untersuchungen vielleicht auch damit zu tun, dass die Investmentbank mindestens seit Anfang 2019 bei Wirecard investiert ist und ihren Anteil im Mai 2020 auf fast 16 Prozent erhöht hat? Hatte man vielleicht schon 2018 an Wirecard Interesse und sie beobachtet? Hier muss es keinen direkten Zusammenhang geben. Doch wie das Finanzministerium und sein Staatssekretär mit der Finanzwelt agieren, zeigen die Umstände des Rücktritts des Vorstandsvorsitzenden der Commerzbank Martin Zielke und des Aufsichtsratschefs Stefan Schmittmann. Auslöser war hier ein Brief des Finanzinvestors Cerberus, der am 9. Juni 2020 verschickt wurde. Einen Tag davor und eine Woche danach traf sich Kukies mit Vertretern von Cerberus. Es ist also nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, wenn man hier vermutet, dass das Finanzministerium und Cerberus sich hier die Bälle zuspielen.

All diese Verstrickungen sind schon Grund genug zu ernster Sorge. Hinzu kommt noch das Problem, dass auch noch Tausende von geschädigten Anlegern betroffen sind. Sie haben über 20 Milliarden Euro Börsenkapitalisierung verloren. Sie haben auf einen Staat, seine Institutionen und seine Kontrollmöglichkeiten gesetzt und vertraut. Sie müssen jetzt Verluste von bis 99 Prozent ihres investierten Vermögens verkraften. Das betrifft nicht nur viele Einzelaktionäre, sondern auch Anleger, die indirekt über Investmentfonds oder Indexfonds in den DAX investiert waren. Auch sie müssen Verluste verkraften. Schon deshalb muss dieser Skandal umfassend parlamentarisch aufgearbeitet werden. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist dafür das richtige Instrument.

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44 Kommentare

  1. In ganz alten Zeiten wurden solche Probleme mit Waffen-Gängen, sprich Krieg gelöst.
    Die Seilschaften wurden ohne Rücksicht auf Verluste zerstört. Dies ist im immer währenden Frieden nicht möglich. Also sollte man es als Preis für den Frieden betrachten. Ich weiß,
    starker Tobak, aber wie soll man das anders lösen und Kollateralschäden verhindern?
    Es wäre die Quadratur des Kreises.
    Dort, wo die Dinge so treiben gelassen werden wie bei uns, sind diese kriminellen Auswüchse eines Raubtierkapitalismus nicht zu bändigen.
    Wer diese Freiheit meint, muss sich mit dessen dunkler Rückseite abfinden.
    Noch so gut gemeinte Versuche können gegen die geballte Kraft dieser Verführung nicht gewinnen. Deshalb, warum ein Untersuchungsausschuss? Das geht doch aus wie immer, oder?

  2. Wer soll hier etwas aufklären? Dass Politik und Wirtschaft unter einer Decke stecken, ist doch nichts Neues. Erst kommt das Fressen, dann die Moral – wusste schon Brecht. Eine Hand wäscht die andere – Korruption und Vetternwirtschaft sind leider in Deutschland noch immer Kaaliersdelikte. Dabei wird es auch bleiben!

  3. Aus den unzähligen Artikeln zum Thema Wirecard und dem Herrn Marsalek ist nicht ersichtlich, welches Interesse ein russischer Militärgeheimdienst an Wirecrd und dem Herrn Marsalek haben sollte. Auch der Herr Schaeffler weiß zu dieser Sache nichts erhellendes zu berichten. Ich denke, es handelt sich um gezielt in die Welt gesetzte Desinformation um von den korrupten Versagern der Grokos in Berlin abzulenken.

  4. „Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist dafür das richtige Instrument“ hahaha…. ja genau, das haben wir ja die Tage erst wieder bei der von der Leyen erlebt, lächerlich. Wer da im U-Ausschuss sitzt hält selbst irgendwo die Hand auf.
    Nein, man kann nur hoffen das ausreichend Politiker und Staatssekretäre selbst in WireCard Aktien gemacht haben, nur dann steht einer „Rettung“ nichts mehr im Weg.

  5. Bei dem Wort „Untersuchungsausschuss“ muss ich immer an den Untersuchungsausschuss denken, der sich mit Ursula von der Leyen beschäftigte und sie am Ende von allen Vorwürfen frei sprach.

    Was sollte bei einem „Untersuchungsausschuss“ und der Vielzahl der „hochkarätigen“ Politikern, die möglicherweise darin verwickelt zu sein scheinen, anderes herauskommen als ein „habt ihr gut gemacht“ ???

  6. Mich würde viel mehr interessieren, welche „Aktionen“ mit dem Geld finanziert wurden und ob die regierungsnah waren.

  7. Ein Finanzdienstleister, der auf wundersame Weise Geld verschwinden lassen kann, ohne dass es jemandem auffällt, könnte z.B. in China sehr gut Ergebnisse erzielen, da hier die Nachfrage nach illegalen Finanzabflüssen ins Ausland exorbitant hoch wäre. So könnten sich einige Spitzenpolitker in Berlin gedacht haben. Das unterstellte Geschäftsmodell hat nur den einen Haken, dass man bei illegalen Transaktionen nicht unbedingt erwarten kann, dass die involvierten Manager sich nicht selbst bedienen, weil sie sich in Sicherheit wiegen können, dass der dumme Kunde schon die Klappe halten würde, um nicht noch zum Schaden auch gleich den Spott frei Haus geliefert zu bekommen.

    Der Fall ist so makaber, dass bestimmt nichts an die Öffentlichkeit dringen wird. Haben jemals Untersuchungsausschüsse in den letzten Jahren irgend etwas Befremdliches gezeitigt? Wenn Merkel wegen Wirecard oder Verstimmungen mit China zurücktreten müsste, das wäre doch mal sensationell. Hallo Opposition, Ärme hochkrempeln, das könnte sich vielleicht lohnen. Hat Scholz Merkel gar ins offene Messer laufen lassen? Ich erwarte keine Reaktionen aus China, aber mit Einladungen dürfte es das bis auf Weiteres gewesen sein.

  8. Wirecard war doch eine der Vorzeige-DAX-Firmen mit 50 Prozent Frauen im Aufsichtsrat. Ist nicht Kontrolle dessen vornehmste Aufgabe? Wofür bekommen die Mitglieder*Innen des Aufsichtsrats ihre exorbitant hohen Gehälter? Warum hört und liest man nichts von dessen Versagen?

    • Weil diese auf typischen PowerWeibchen—Veranstaltungen waren, wo sich auch vdL herumtreibt.

  9. Mir scheint sehr zweifelhaft ob ein parlamentarischer U-Ausschuß Sinn macht bevor die Rolle von Aufsichtsrat und Wirtschaftsprüfer, einschließlich aller Rechnungslegungen der letzten Jahre, aufgearbeitet sind. Die Politik, wie auch die Aufsichtsbehörden, können nichts Genaues gewußt haben, wenn AR, WP und die kreditgebenden Banken, die angeblich mehr als € 3.2 Mrd. im Feuer haben, nichts gewußt haben. Auf dieser Stufe muß man den Dingen erst einmal auf den Grund gehen, und auch die rechtlichen Bedingungen nochmals gründlich überprüfen. Gerüchte, Pressespekulationen, eigenartige politische und/oder geheimdienstliche Verbindungen sind keine Faktenlage.

    • Das sehe ich anders. Es gibt zudem Thema mehrere parlamentarische Anfragen aus dem Frühjahr diesen Jahres. U.a. ging es auch um die Leerverkäufe und das Aussetzen dieser. Die Bundesregierung begründete das Aussetzen mit dem Vermeiden von Schäden des Finanzplatzes Deutschlands. Hinterfragt ob an den Gerpchten etwas dran sein, wollte man nicht. Die BaFin ist unter Merkel auch politisch gesäubert wurden und genau hier muss man ansetzen.

  10. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist nichts anderes als ein politisch geprägter Vertuschungs-Ausschuss, der umfangreich, vollständig und haargenau alles untersucht was zukünftig in einem Skandal alles noch herauskommen könnte – um es anschließend schnell und unbemerkt verschwinden zu lassen.
    Keine Krähe hackt der anderen ein Auge aus, schon gar seit die Altparteien ein linkes Kartell gegen die konservative demokratische AfD gebildet haben.

    • Danke November Man,
      „die konservative demokratische AfD“,
      endlich spricht es mal einer aus.

  11. Ich schließe mich mal Hadmut Danish an und frage, warum irgendwie gar keiner mal den so toll paritätisch besetzten Aufsichtsrat ins Spiel bringt. Wurde nicht immer gesagt, dass schon alleine durch das Quotenbesetzen Unternehmer besser, erfolgreicher, fairer und moralischer werden? Warum geht das hier dann so schön unter? Will man vielleicht von dem Thema ablenken? War die Besetzung des Aufsichtsrates vielleicht absichtlich so zeitgeistig, damit man in Ruhe seinen kriminellen Geschäften nachgehen konnte ohne das jemand störende Fragen stellt?

  12. Das dumme an der Geschichte ist, dass das deutsche Finanzministerium, wegen der künstlich und kriminell aufgeblähten Wirecard-Bilanzen, womöglich jetzt auch noch zu viel vereinnahmte Steuern von Wirecard an Wirecard zurückzahlen muss.

  13. – Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist dafür das richtige Instrument. –
    Die einzig ehrliche Oppositionspartei die AfD sollte sich jetzt klugerweise klar erkennbar – gegen – einen parlamentarischer Untersuchungsausschuss positionieren, denn dann kommt er garantiert.

  14. »umfassend parlamentarisch aufgearbeitet« — Schlagen Sie das doch bitte den Abgeordneten der russischen Duma vor, vielleicht haben die Lust und Zeit dafür. Hier in Absurdistan wird es dazu nicht kommen. Das wäre nämlich nicht hilfreich.
    Was mich wundert ist, warum der doofe Scholz nicht einfach die 1,9 Mrd auf das philippinische Bankkonto überwiesen hat. 🙂

  15. Lieber Herr Schäffler,

    Wirecard war seit Jahren in der Kritik der ausländischen Medien, namentlich der FT.

    Man möge sich die Reaktionen hierzulande vergegenwärtigen. Schön beschrieben, wie sich hier eigentlich jeder mit jedem bettet.

    Chinese Walls sind in Deutschland wohl ein Fremdwort oder aber inzwischen niedrieger als ein kleiner Gartenzaun.

  16. „Schon deshalb muss dieser Skandal umfassend parlamentarisch aufgearbeitet werden. “ Ein Skandal ist es wenn 1,8 Billionen (oder irgend eine Summe in dieser Dimension) an die EU verschenkt wird. Hat da eigentlich das Parlament zugestimmt? Wurde irgendwie eingepreist ob die Gauner (nicht Wirecard) die Steuereinnahmen auf Generationen an Unberechtigte (Vertragsbruch, Schuldenunion) verschenken dürfen.
    Die „freiheitliche Grundordnung“ heißt jetzt arbeiten für andere. Wo war noch einmal die FDP (ha, ha, ha)

  17. Wohl eher ein Schauprozeß – mit vorher vom Politbüro festgelegtem Ergebnis. Alle unschuldig, außer eine zufällige Verkettung, die durch zwei bis drei Hauptschuldige durch „Bereicherung Amt Volkseigentum“ ausgelöst wurde…

  18. Auf ihrer China-Reise im September 2019 sprach Merkel bei der Pekinger Führung das Thema der geplanten Übernahme des chinesischen Unternehmens AllScore Financial durch Wirecard an. Merkel habe zum Zeitpunkt der Reise „keine Kenntnis von möglichen schwerwiegenden Unregelmäßigkeiten bei Wirecard“ gehabt, so ein Sprecher.
    Das obwohl bei der Finanzaufsicht Bafin die Vorwürfe gegen das Unternehmen längst bekannt waren.
    Das Bundeskanzleramt bestätigt sogar, dass es seit Ende 2018 mehrmals Kontakt mit Wirecard-Managern und Beratern gab. Unter anderem wandte sich der von 2014 bis Frühjahr 2018 für die Geheimdienste zuständige Ex-Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche an das Kanzleramt und bat um einen Gesprächstermin für die Wirecard AG. Zur Vorbereitung bat das Kanzleramt beim Finanzministerium um Informationen zum Unternehmen. Das Finanzressort schickte dann „öffentlich verfügbare Informationen“ ans Kanzleramt – darunter Antworten der Regierung auf Anfragen der Opposition, bei denen es um Vorwürfe gegen Wirecard ging, etwa zu Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungslegung.
    Und die wollen jetzt nicht gewusst haben?
    Der Korpsgeist ist im Bundeskanzleramt wieder mal sehr groß.

  19. „…die fehlenden Gelder…“
    einfach nocheinmal drucken.

  20. No risk, no fun!
    Groß wurde Wirecard durch Geschäfte mit dem „halbseidenen Gewerbe“. Der Verdacht, es mit ebenso „halbseidenen“ Geschäftsleuten zu tun zu haben, liegt zumindest nahe. Was dem jetzigen Anschein nach wohl auch bewiesen wurde.

    Was aber nicht die diversen Bilanzprüfer – E&Y, PwC und die Bafin – ihrer Verantwortung enthebt. Was ist deren Testat eigentlich wert? Hat sich da auch nur Einer um die Saldenbestätigungen gekümmert? Nicht nur, daß es offensichtlich möglich war, 1.900.000.000 € vermeintliches Guthaben mittels heisser Luft darzustellen, wurden auch noch Kredite in ähnlicher Größenordnung nicht bilanziert und Luftumsätze verbucht. An der GuV und der Bilanz kann m.E. wenig plausibel gewesen sein. Genau darum geht es aber bei Bilanzprüfungen: Um deren Plausibilität.

    M. E. besteht eine zumindest theoretische Chance, über Schadenersatzklagen des Insolvenzverwalters gegenüber den Bilanzprüfern der Masse noch den einen oder anderen € hinzufügen zu können. Selbst wenn diese erfolgreich sein sollten, glaube ich kaum, daß auch nur ein € bei den geschädigten Anlegern ankommen wird.

    Ganz am Rande bemerkt: Dabei kam mir die Pleite des Bankhauses Herstatt in den 1970er Jahren in den Sinn. Damals lachten wir darüber, weil wir sagten: „Hat jemals schon ein „Iwan“ (Herstatts Vorname lautete „Iwan David“) mit dem Geld anderer Leute umgehen können? Und sich dabei auch noch eines „Gehilfen“ Namens „Dany Dattel“ bedient“?

    Der Gerling-Konzern war annähernd Alleineigentümer dieses Bankhauses. Die Herstatt Pleite führte fast zu seinem Untergang. Dieser konnte nur durch regierungsseitiges Eingreifen und deren Nötigung anderer Konzerne vermieden werden.

    Ähnlich verspekulierte sich die Allianz mit der Dresdner Bank. Vollgesaugt mit Lehmann-Anleihen konnte diese nur mit Druck und Regierungsversprechungen (im Fall des Falles Kapitalanteile zu übernehmen) der Commerzbank unter die Weste gejubelt werden. Andernfalls die Allianz heute wohl Teil der Geschichte wäre.

    Schon immer scheinen deutsche Regierungen bei vermiedenen oder tatsächlichen Großpleiten eine unrühmliche Rolle gespielt zu haben.

    • wenn Mann oder Frau über seine/ihre Parteizugehörigkeit mittels Parteibuch zu höheren politischen Ämtern gelangt, heißt das noch lange nicht, das zuvor oder parallel praktische Erfahrung auf Gebieten außerhalb des politischen Umfelds gesammelt wurden.
      Dies soll allerdings keine Entschuldigung für Fehlentscheidungen sein. Vielmehr wünscht sich der Steuerzahler mehr profundes Wissen der ‚Volksvertreter‘, damit zB Fälle wie COMMERZBANK/ALLIANZ und seinerzeit HERSTATT vermieden werden können.

      In 2009 durfte der Steuerzahler Zeuge einer Transaktion sein, bei der ein Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, der die Dresdner Bank kaufte, sich hierfür letztendlich des Geldes der Bundesregierung versicherte. Er stammte aus besten Bankenkreisen, demzufolge vermutlich die Tür zum Kanzleramt weit offen stand. Und plötzlich war der Steuerzahler Miteigentümer einer auf Rang III stehenden Bank.

      Hoffentlich kommt der Insolvenzverwalter von WIRECARD nicht auf die Idee, die Bundesregierung möge sich als ‚Übergangsregelung‘ an deren Geschäftsmodell beteiligen, da ja doch soviel Potential in diesem läge und die weltweiten Geschäftsbeziehungen wie zB zu China nun mal geknüpft seien….

  21. „Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist dafür das richtige Instrument.“
    Einfach nur lächerlich ! Sie wissen selbst was das bringt, nämlich nichts.

  22. Wenn ich das schon höre; Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist dafür das richtige Instrument.
    Wann wurde jemals ein Staatssekretär oder Minister juristisch mit Haft belegt. Mir ist kein Fall bekannt. In Amerika ja, aber hier doch nicht.
    Ein Wirecard Geschädigter

  23. Sehr geehrter Herr Schäffler, es freut mich, dass wenigstens ein FDP Abgeordneter des deutschen Bundestages den Mut hat, bei TE klare Aussagen zu dem Wirecardkriminalfall zu machen und einen Untersuchungsausschuss zu fordern. Hier liegt offensichtlich ein klares Versagen aller zuständigen Aussichtsbehörden und damit auch der zuständigen Ministern vor. Dass Merkel persönlich nach entsprechender Lobbyarbeit durch Guttenberg und anderen, diese korrupte Firma in China anpreist, zeigt das völlige wirtschaftliche Unverständnis dieser Kanzlerin. In diesem Fall spielen Inkompetenz, Gemauschel und Korruption eine große Rolle. Dies sollte unbedingt durch einen Untersuchungsauschuss aufgeklärt werden.

    • ein kleiner Tippfehler, bitte verzeihen Sie mir meine Penibilität: in Aussichtsbehörden müsste anstatt eines ’s‘ ein ‚f“ stehen.

      • Vielen Dank, dass Sie meinen Kommentar so aufmerksam gelesen haben.

  24. 1. Wirecard ist ein Projekt der „Dienste“ (natürlich nicht nur der deutschen – gibt es die überhaupt, ich meine, inwieweit sind die „souverän“?)
    2. Die BReg ist bis zur Oberkante Unterlippe involviert. In Geheimdienstoperationen. Im Interesse (transatlantischer) ausländischer „Partner“, nicht ihrer (vermeintlichen?) Auftraggeber, dem deutschen Wahlvolk.
    3. Die BReg hat, wie schon auf anderen Feldern erkennbar, ein denkbar „globales“ Verständnis des Begriffs „deutsche Interessen“ (gibt es die – nach 1945 – überhaupt noch bzw. darf es sie geben?)
    4. Politiker, die bis zur Oberkante (beeindruckender) Unterlippe in Operationen der Dienste involviert sind, und gleichzeitig ostentativ auf harmlos, nett und tapsig machen, gehören unbedingt weggesperrt, für immer. Ins Arkham Asylum for the criminal Insane.

  25. Hr. Kukies hat 5.11.2020 Herrn Braun bei seiner Geburtstagsfeier beehrt? Das grenzt an ein Wunder, so wie der Wirecard-Aufstieg, aber vielleicht sind im Irrenhaus Deutschland ja jetzt auch Zeitreisen möglich.

  26. 1. im Herbst ist die Regierung Geschichte
    2. zum Staat als solchen und seine Wirkung(u. a. auf die Vernunft ), ein längeres Zitat von Wilhelm v. Humboldt

    „Der wahre Zweck des Menschen – nicht der, welchen die wechselnde Neigung, sondern welche die ewig unveränderliche Vernunft ihm vorschreibt – ist die höchste und proportionirlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit die erste, und unerlassliche Bedingung. […] Gerade die aus der Vereinigung Mehrerer entstehende Mannigfaltigkeit ist das höchste Gut, welches die Gesellschaft giebt, und diese Mannigfaltigkeit geht gewiss immer in dem Grade der Einmischung des Staats verloren. Es sind nicht mehr eigentlich die Mitglieder einer Nation, die mit sich in Gemeinschaft leben, sondern einzelne Unterthanen, welche mit dem Staat, d. h. dem Geiste, welcher in seiner Regierung herrscht, in Verhältniss kommen, und zwar in ein Verhältniss, in welchem schon die überlegene Macht des Staats das freie Spiel der Kräfte hemmt. Gleichförmige Ursachen haben gleichförmige Wirkungen. Je mehr also der Staat mitwirkt, desto ähnlicher ist nicht bloss alles Wirkende, sondern auch alles Gewirkte. […] Wer aber für andre so räsonnirt, den hat man, und nicht mit Unrecht, in Verdacht, dass er die Menschheit miskennt, und aus Menschen Maschinen machen will.“
    Entnommen heute von Prabels Blog.

  27. Genau aus dem Grund sollte man nicht viele deutsche Positionen im Portfolio haben. Die Korruption und Vetternwirtschaft ist in Deutschland, was Finanzbetrug betrifft doch noch etwas schädcliher anders als in den USA.
    Ich persönlich sehe eigentlich nur in Strom und Immobilien in Deutschland einen Wachstumsmarkt und Strom nur solange die Konzerne sich den Atom und Kohleausstieg vergolden lassen und Immobilien eigentlich nur solange die Sozialleistungen aufrechterhalten werden und langfristig außerhalb von „bunten“ Städten in denen die Partyszene sich ausbreitet.
    Spätestens Ende der 20er dürfte Deutschlands BIP hinter das viele Osteuropäer fallen.

  28. „Unterstützung der Beteiligten verwundert es nicht, dass der Staatssekretär im Finanzministerium Jörg Kukies den damaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun an dessen 50. Geburtstag am 5.11.2020 mit einem Besuch…“

    Ich vermute, dass der Besuch 2019 stattfand.

    • Sie haben absolut recht.
      Markus Braun, geboren am 5. November 1969 in Wien ist ein österreichischer Wirtschafts-Manager. Er war von Januar 2002 bis Juni 2020 geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Technischer Direktor der Wirecard AG.

  29. ‚Parlamentarischer‘ Untersuchungsausschuss wäre schon eine Farce an sich. Darf ich lösen was passiert? NICHTS.

  30. ich hab ein dejavu zu Cum Ex und Olaf Scholz hat letztes Jahr noch schnell & sehr leise ein Gesetz durchgebracht, „Geschickt versteckte Gesetzesänderung
    Bundesregierung erschwert die Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals“
    https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/wie-die-bundesregierung-die-aufarbeitung-des-cum-ex-skandals-erschwert-a-1300016.html
    Auch die Shared Deals der Immobilienkonzerne sind weiterhin möglich, obwohl das Bundesfinanzministerium seit Jahren verspricht, das Steuerschlupfloch zu schließen.
    Ja, der Sozialdemokrat: spricht von Gerechtigkeit, von Sozial von blablabla … und presst seine Untertanen gnadenlos aus.
    Bei Wirecard besteht noch die Hoffnung, dass die Anleger ihn nicht so leicht und billig wegkommen lassen.

    • Wersoll die ganze >TransparenzRechte der Anleger< gewahrt bleiben.

  31. Mir geht es wie seinerzeit Frau Thatcher “ I want my money back „.

  32. Für die Bundesregierung wird der Wirecard-Skandal immer ungemütlicher. Kanzlerin Merkel warb 2019 in China noch für Wirecard, als bei der Finanzaufsicht Bafin die Vorwürfe gegen das Unternehmen längst bekannt waren.
    Früher hat man unter einem „Tiefen Staat“ die Verstrickung und Verwicklung von Politik, Justiz, Industrie, Banken, L-Medien und dem organisierten Verbrechen verstanden.
    Jetzt verschwinden fast satte 2 Milliarden Euro, heute schreiben die Medien schon von über 3 Milliarden, und keinen weiß angeblich wo die verblieben sind.
    Der Korruptions- und Schmiergeldschwund scheint auch diesmal recht hoch zu sein.
    Wie man mal wieder sehen kann, es hat sich in Deutschland bis heute nichts geändert.

  33. Was da rauskommt? „Mein Name ist Merkel. Ich weiß von nix.“

    • Oder: „Jetzt sind sie nun mal weg, die Milliarden…“.

      • Sie sind ja nicht weg, sie gehören nur jeman anderem.

    • Warum auch? Schließlich haben wir kein Anrecht auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, bis in alle Ewigkeit.

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