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Dealmaker und Friedensvermittler

Zwei Parlamentarier nominieren Trump für den Friedensnobelpreis

18.09.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Trump hat mehr diplomatisches Geschick bewiesen, als ihm viele zugetraut hatten. Der prophezeite Weltuntergang fiel aus. Trump begann keine Kriege - im Gegensatz zu den meisten seiner Vorgänger. Stattdessen wurden frühere Gegner zu Vertragspartnern.

Donald Trump ist für den Friedensnobelpreis nominiert worden, und das nicht zum ersten Mal. Die erste Nominierung fiel ins Jahr 2018, als Trump sich in Singapur mit dem nordkoreanischen Staatsratsvorsitzenden Kim Jong-un traf, um ihn von weiteren Nuklearprovokationen abzuhalten. Douglas Murray spricht von einer der »merkwürdigsten Freundschaften« der Diplomatiegeschichte. Damals hatten Christian Tybring-Gjedde und Per-Willy Amundsen, zwei Abgeordnete der norwegischen Fortschrittspartei (Fremskrittspartiet), Trump für »einen großen Schritt hin zu Abrüstung, Frieden und Versöhnung zwischen Nord- und Südkorea« für den Friedensnobelpreis nominiert.

Dieses Jahr hat Tybring-Gjedde Trump erneut nominiert, nun aufgrund der Friedensverträge zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain, die der US-Präsident vermittelte. Der Friedensnobelpreis wird jedes Jahr von einem fünfköpfigen Komitee vergeben, das vom norwegischen Parlament bestimmt wird. Abgeordnete und Regierungsvertreter aus aller Welt haben ein Vorschlagsrecht.

Als Trump am 6. Dezember 2017 Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannte und wenige Monate später die US-Botschaft nach Jerusalem verlegte, warfen ihm politische Kommentatoren reihenweise vor, er würde damit jede Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten zerstören, eine »diplomatische Bombe« in den Friedensprozess werfen und letztlich alle arabischen Regimes verärgern. Seine Entscheidung würde am Ende Menschenleben kosten, hieß es. Der Spiegel  spekulierte damals über einen »Tabubruch« und einen nun drohenden »Flächenbrand«. Auch die FAZ phantasierte von Jerusalem als »Lunte am Pulverfass«. Man kann heute getrost sagen, dass all das nicht eingetreten ist, im Gegenteil.

Vielleicht ist am Ende doch etwas dran an jenem Vergleich zwischen Donald J. Trump und John F. Kennedy, den eine Studie aus den USA machte: Das Misstrauen gegenüber dem »permanent government« der lebensfernen Technokraten habe sie für neue und unerwartete Lösungen offen gemacht. Der Analyst gibt zu bedenken, dass man durch die »reflexartige Eile«, mit der viele Trump kritisieren, riskiert, die »Lehre der Kennedy-Jahre zu vergessen: Es liegt eine Gefahr darin, sich zu sehr auf die ›Weisheit‹ der Älteren zu stützen.«

Entfremdete Nachbarn zum Vertragsschluss gebracht

In den vergangenen Monaten hat Trump in verschiedenen Regionen der Welt konstruktive Bündnisse zwischen einst verfeindeten Ländern und Entitäten geschmiedet – oder sie schmieden lassen. Das nun vermittelte Abkommen zwischen Serbien und dem Kosovo ist vor allem Richard Grenell zu verdanken, dem Ex-Botschafter in Deutschland, den Trump zum Sonderbotschafter in der Angelegenheit ernannt hatte. Geregelt ist darin vor allem die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Nachbarn. Und das ist nicht nur eine gute Nachricht für Serbien und seine abtrünnige Provinz, sondern für die weitere Region, die Stabilität und wirtschaftliche Dynamik gebrauchen kann.

Erst Trumps Regierung hat geschafft, was die Europäische Union seit 2011 vergebens zu erreichen versuchte, nämlich die durch einen Sezessionskrieg einander entfremdeten Nachbarn Serbien und Kosovo zu einem Vertragsschluss zu bringen. Ein wesentlicher Teil des Abkommens sind gezielte Investitionen der USA in die Infrastruktur der Region.

Daneben verknüpfte Trump auch dieses Abkommen mit seiner Diplomatieoffensive im Nahen Osten, indem er beiden Partnerländern abverlangte, ihre Botschaften in Israel nach Jerusalem zu verlegen. Für das vorwiegend muslimische Kosovo dürfte das ein besonders großer Schritt gewesen sein. Doch die Weltpresse verpasste das Welthistorische des Vertrags und zog sich an einer seltsamen Situation im Oval Office hoch (dabei soll es dort schon seltsamere gegeben haben). Das Wall Street Journal entkräftete die plakative Twitter-Inszenierung, denn der serbische Präsident Aleksandar Vučić konnte die Verlegung der serbischen Botschaft nach Jerusalem bestätigen.

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Und just diese Vereinbarung ist es nun, die Trump zu seiner insgesamt dritten Nominierung für den Friedensnobelpreis verhilft. Nach dem Norweger Tybring-Gjedde hat ihn nun auch der Schwede Magnus Jacobsson als Kandidaten für den Friedenspreis vom nächsten Jahr benannt – zusammen mit den Regierungen Serbiens und des Kosovos. Handel und Kommunikation seien wichtige Bausteine für den Frieden, tweetete Jacobsson zur Begründung.

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»Die Personen, die den Nobelpreis in den letzten Jahren bekamen, haben viel weniger für den Frieden getan als Donald J. Trump«, begründete der Norweger Tybring-Gjedde seinen Vorschlag an die Akademie in Stockholm.

Der Frieden ist sein Preis

Fest steht jedenfalls: Weniger als Obama kann Trump nicht getan haben, um den Preis zu verdienen. Sein Amtsvorgänger hatte den Preis einst vollkommen gratis, im Grunde nur für die Tatsache erhalten, dass er US-Präsident war. Diese unbegründete Vergabe hat den Preis und sein Entscheidergremium letztlich auf unabsehbare Zeit beschädigt. In den Jahren danach behalf man sich immer wieder mit Kinder- und Frauenrechtlern oder ganzen Organisationen wie der EU. Das alte Pathos aus Zeiten, da Gustav Stresemann, Menachem Begin oder Lech Walesa den Preis bekamen, schien geschwunden.

Ein Reporter soll Trump am Weißen Haus nun zugerufen haben: »Glauben Sie, dass Sie einen Friedensnobelpreis verdienen?« Trump soll erwidert haben: »Der Frieden IST der Preis!« Ein wahres Wort, das zudem von einer gewissen Demut zeugt, die Trump auch gern reflexhaft abgesprochen wird.

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