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AfD-Erfolg in Hessen

ZDF inszeniert politisches Tribunal bei Markus Lanz

14.10.2023

| Lesedauer: 3 Minuten
In der Talkrunde von Markus Lanz wurde wieder einmal mit unlauteren Methoden versucht, den Zuschauern einen AfD-Politiker vorzuführen, um sie davon abzubringen, diese Partei zu wählen. Gut möglich, dass jedoch genau das Gegenteil bewirkt wurde.

Der Aufstieg der AfD zur mit 18,4 Prozent zweitstärksten Fraktion im Hessischen Landtag lässt nicht nur bei den etablierten Parteien, sondern auch im ZDF die Befürchtung wachsen, dieser Aufstieg könnte sich bei den anstehenden Wahlen zum Europaparlament im Mai 2024 weiter fortsetzen. Vor allem deswegen wurde wohl der AfD-Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag, Robert Lambrou, am 12. Oktober in eine Talkrunde bei Markus Lanz eingeladen. Mit ihm sollte den Zuschauern wieder einmal der Vertreter einer Partei vorgeführt werden, die sie nach einhelliger Meinung des Moderators und der anderen Gäste der Talkrunde besser nicht wählen sollten. Geladen waren neben Lambrou die FDP-Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg, der grüne Oberbürgermeister von Hannover, Belit Onay, sowie der WELT-Journalist Robin Alexander.

[inner_post 1] Unter Führung von Lanz machten sie sich mit vereinten Kräften daran, den vom Moderator als gemäßigt rechts gelabelten Lambrou mit Hilfe von Aussagen anderer, weiter rechts verorteter AfD-Politiker als deren nützlichen Idioten bloßzustellen. Darüber hinaus sollte den Zuschauern demonstriert werden, dass die AfD in Fragen der Asyl- und Migrationspolitik keineswegs über das hohe Maß an Problemlösungskompetenz verfüge, das ihnen eine Mehrheit der Wähler inzwischen laut einiger Umfragen zuschreibt. Für das polit-medial verbreitete Narrativ, die AfD instrumentalisiere auf diesem Gebiet Probleme, biete aber keinerlei Lösungen, sollte an Lambrou ein möglichst anschauliches Exempel statuiert werden.

Lanz traktierte ihn dafür ganz im Stile eines zwar freundlichen, aber dennoch strengen und ihn daher ständig unterbrechenden Oberlehrers unter anderem mit Zitaten und Videos des AfD-Fraktionsvorsitzenden im Thüringer Landtag, Björn Höcke, und des AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah. Darin sprechen sie sich zum Beispiel für eine Auflösung der Europäischen Union in ihrer heutigen Verfasstheit sowie eine Rückbesinnung der Deutschen auf die historischen Leistungen ihrer Vorfahren aus. Trotz des wiederholten Hinweises von Lambrou, Lanz solle die Genannten doch besser selbst in seine Talkrunde einladen, um sie dort zu fragen, was sie mit ihren Aussagen meinten, bestand dieser mit Nachdruck darauf, Lambrou solle sich zu ihnen erklären. Besonders tatkräftig sekundiert wurde Lanz dabei von seinem Journalisten-Kollegen Alexander.

Dieser hielt Lambrou nicht nur Aussagen von anderen AfD-Politikern, sondern auch die Forderung aus dem Wahlprogramm der AfD für die Bundestagswahl 2021 vor, in der sie noch einen Austritt aus der EU gefordert hat. Einen solchen Austritt fordert sie in ihrem Programm für die kommende Europawahl inzwischen aber nicht mehr. Lambrou wies darauf zwar mehrfach hin, was Alexander und der Moderator jedoch geflissentlich übergingen. Immerhin hatte Alexander eigens ein Notizbuch mitgebracht, aus dem er aus dem Bundestagswahlprogramm 2021 vorlas, nachdem Lanz ihn in der Sendung dazu aufgefordert hatte. Ein bemerkenswertes Zusammenspiel zwischen Moderator und Talkgast, der so plötzlich zum Co-Moderator mutierte.

[inner_post 2] In diesem Stil ging die gesamte Talkrunde weiter. Lambrou wurde entweder immer wieder mit Aussagen und Verhaltensweisen konfrontiert, die nicht von ihm, sondern von Parteikollegen stammten; oder ihm wurde von Lanz und seinen Mitstreitern fast jedes Wort abgeschnitten, nachdem er zuvor, Interesse heuchelnd, vom Moderator dazu aufgefordert worden war, seine Vorstellungen von einer besseren Asyl- und Migrationspolitik zu erläutern. Ein Vorgehen, das allen Standards professionell-fairer Moderation politischer Streitgespräche Hohn spricht und vorrangig darauf abstellt, einen politischen Gegner kollektiv in aller Öffentlichkeit niederzumachen.

Höchst bewundernswert war die Ruhe und Gelassenheit, mit der der hessische AfD-Fraktionsvorsitzende dieses von Arroganz und Selbstgerechtigkeit strotzende Tribunal über sich ergehen ließ. Dabei half ihm vermutlich die Gewissheit, dass den meisten Zuschauern nicht verborgen bleiben konnte, dass es den Machern und Teilnehmern dieser Talkrunde nicht darum ging, mit dem Wahlsieger einer Landtagswahl sachlich über dessen politischen Ziele und Konzepte für das Land Hessen zu diskutieren. Mit Blick auf die kommende Europawahl ging es ihnen vielmehr darum, öffentlich-rechtlichen Wahlkampf gegen einen weiteren politischen Newcomer in der EU zu machen, der die im EU-Parlament erstarkten Mitte-Rechts-Kräfte zusätzlich stärken könnte.

Gut möglich, dass genau deswegen mehr und nicht weniger Zuschauer dieser Talkrunde bei den Europawahlen im Mai ihr Kreuz bei der AfD machen werden. Denn wer will sich von einem wahlkämpfenden Talkmeister und seinen als Gästen kaschierten Mitstreitern schon sagen lassen, welche Partei er auf keinen Fall wählen darf?

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