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Das politmediale Lügengebäude bröckelt

„Wir“? Nein – Ich nicht

14.11.2023

| Lesedauer: 2 Minuten
Neuerdings begegnet Ihnen das Wörtchen "Wir" wieder recht oft: "Wir waren zu tolerant", "Wir waren zu naiv und zu bequem", "Wir" haben darin „versagt, die Zuwanderung nach Deutschland zu steuern und zu begrenzen", "Wir als Gesellschaft haben den Antisemitismus nicht gesehen oder wollten ihn nicht sehen.“ Der Herbst 2023: Ein Versuch der Vergemeinschaftung des eigenen Versagens.

Wir. Wir? „Wir waren offenbar zu tolerant“. Felix Klein. „Wir haben das alles sehenden Auges zugelassen.“ „Wir (…) waren zu naiv und zu bequem.“ Ulf Poschardt. „Wir als Gesellschaft haben den Antisemitismus nicht gesehen oder wollten ihn nicht sehen.“ Bärbel Bas. Wir haben darin „versagt, die Zuwanderung nach Deutschland zu steuern und zu begrenzen.“ Sigmar Gabriel.

Wir? Tut mir leid: ich nicht. Wir nicht.

Ich und viele andere führen die Debatte mindestens seit 2011, seit Kanzlerin Merkel das Buch von Thilo Sarrazin als „nicht hilfreich“ den Geiern zum Fraß vorgeworfen hat. Wir haben 2015 mitten in der Euphorie der „Willkommenskultur“ genau hingesehen und gewarnt vor dem großen Andrang überwiegend junger Männer mit muslimischem Hintergrund. Wer damals forderte, die Grenzen zu schließen und besser zu kontrollieren, wovon die Bundespolizei, die in Bereitschaft war, nur durch die Kanzlerin abgehalten wurde, galt als Befürworter einer Art Berliner Mauer samt Schießbefehl.

Wir wurden als Fremdenfeinde beschimpft, als Rechte, als Rassisten, als islamophobe Menschenfeinde. Wer die Schleuser- und Schlepperaktivität kritisierte und die sie unterstützende Politik der privaten Seenotretter im Mittelmeer, wurde mit der Frage behelligt: „Ja, sollen wir sie denn ertrinken lassen?“

In Politik und Medien reüssierten die Vertreterinnen bedingungsloser Offenheit, meist mit Hintergrund, schließlich gäbe es ja keine besondere und irgendwie schützenswerte deutsche Kultur, wie die deutsche Muslima Aydan Özoguz, damals Integrationsbeauftragte, 2017 verkündete: „eine spezifisch deutsche Kultur […], jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“. Ferda Ataman, die es possierlich findet, Deutsche als „Kartoffeln“ zu bezeichnen, ist von der Spiegel-Kolumnistin zur „Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung“ aufgestiegen worden, worunter sie vor allem „antimuslimischen Rassismus“ zu verstehen scheint.

Nein, nicht „wir“ haben versagt. Es geht um das seit Jahren andauernde Versagen in der deutschen Politik und den deutschen Medien, das Lügengebäude, demzufolge nur Fachkräfte einwanderten, deren Integration Aufgabe der deutschen „Willkommenskultur“ sei und dass der Islam zu Deutschland gehöre – ohne sich jemals zu fragen, ob „der Islam“ das überhaupt will.

Und jetzt ist das, was jahrelang galt, plötzlich falsch gewesen? Weil man jetzt erst gemerkt hat, dass man sich massenhaft Judenfeinde ins Land eingeladen hat? Es brauchte also tatsächlich das schlimmste Massaker an Bürgern Israels nach dem Holocaust durch palästinensische Mörder aus dem von der Hamas beherrschten Gazastreifen, um Journalisten und Politiker aufmerken werden zu lassen?

Allein das erlaubt bereits den Verdacht, dass die reumütigen Bekenntnisse heiße Luft sind, weil aus ihnen keine Konsequenzen folgen. Im Gegenteil: Nancy Faeser, eine wandelnde Katastrophe als Innenministerin, möchte Asylverfahren nun dadurch beschleunigen, dass noch unklarer wird, wer sich da meldet: es sollen weniger Pässe, Ausweise und Urkunden überprüft oder Handys ausgewertet werden, auch der Dialekt, mit dem man bei Arabern auf die Herkunft schließen kann, soll nicht mehr erfasst werden.

Aha. Und jetzt sollen „Wir als Gesellschaft“, jahrelang beschimpft, diffamiert, verunglimpft die Kohlen aus dem Feuer holen, weiteres Unheil verhindern, soll es „einen Schulterschluss aller gesellschaftlichen Gruppen gegen Judenfeindlichkeit“ geben, wie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas fordert?

Das ist nichts anderes als die Vergemeinschaftung des eigenen Versagens trotz jahrelanger Kritik. Das ist erbärmlich, hilf- und folgenlos und die Selbstaufgabe politischen Handelns.

Dagegen gilt es, sich als „Gesellschaft“, als „Wir“ zu wehren.


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