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Virenschleuder Omnibus:

Fährt Corona Bus und Bahn?

19.11.2020

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Bundesregierung ruft dazu auf, den Öffentlichen Personenverkehr möglichst zu meiden. Im Gegensatz zu Gaststätten werden Busse und Bahnen aber nicht geschlossen. Was denn nun?

Das Auto soll bekanntlich weg, die individuelle Mobilität mit dem eigenen Kraftfahrzeug ist des Teufels, und wir sollen alle mit den Betriebsmitteln des öffentlichen Personennahverkehrs, kurz: ÖPNV fahren. Nur so können wir das Klima vor der Katastrophe retten.

Doch kann Corona Omnibus oder Straßenbahn fahren? Wie sieht es in der U-Bahn aus? Die Virenschleuder »Mensch« steht dicht an dicht, hustet sich gegenseitig an, verteilt Aerosole über Aerosole und schmiert an den Handgriffen auch Viren und Bakterien ab. Eigentlich müssten Ganzkörperschutzanzüge vorgeschrieben werden.

Jetzt ruft die Regierung zum ÖPNV-Verzicht auf, bemerkt spöttisch der FDP-Bundestagsabgeordnete und verkehrspolitische Sprecher Oliver Luksic:
»Sie empfiehlt:
»d) private Zusammenkünfte mit Freunden und Bekannten auf einen festen weiteren Hausstand beschränken.
e) auf freizeitbezogene Aktivitäten und Besuche in Bereichen mit Publikumsverkehr sowie nicht notwendige private Reisen und touristische Tagestouren gänzlich verzichten.
f) Auf nicht notwendige Aufenthalte in geschlossenen Räumen mit Publikumsverkehr oder nicht notwendige Fahrten mit öffentlichen Beförderungsmittel verzichten.«

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Sollen »wir« jetzt doch auf Bus und Bahn verzichten, das Auto nehmen und damit das Klima zerstören? Fragen über Fragen.

Entwarnung gibt die Berliner Charité, die in einer Studie festgestellt haben will, dass Bahnreisende keinem erhöhten Coronarisiko ausgesetzt seien. So testeten Bahn und Charité 1072 Mitarbeiter, von Lokführern und Instandhaltungstechnikern angefangen bis hin zu Zugbegleitern. Bei lediglich 1,3 Prozent der Zugbegleiter, die bekanntlich in intensivem Kontakt mit den Bahnreisenden stehen, wurden Corona-Antikörper nachgewiesen. Das seien prozentual weniger als bei anderen Berufsgruppen. Berthold Huber, Vorstand für Personenverkehr der Deutschen Bahn: »Wir ziehen die Schlussfolge, dass normale Reisende, die die ICEs benutzen, natürlich auch keinem erhöhten Infektionsrisiko unterliegen. Die Zugbegleiter sind bis zu acht oder neun Stunden im Zug. Insofern gibt es Hinweise darauf, dass ein erhöhtes Infektionsrisiko in unseren Zügen nicht gegeben ist.«

Der Fahrgastverband »Pro Bahn« gibt zu bedenken, dass damit nichts über das Geschehen in vollbesetzten Regionalzügen und S-Bahnen gesagt sei: »Es sagt aber nichts aus, was passiert in vor allem S-Bahnen und U-Bahnen, … wenn Leute dicht gedrängt stehen, und wenn vor allen Dingen auch noch Leute angerannt kommen und dann schnell atmend noch schnell in die S-Bahn oder die U-Bahn springen.«

Der Bund wiederum betont zwar die Sicherheit der Züge, empfiehlt aber seinen eigenen Angestellten das Auto. Die Nutzung eines Mietwagens könne anerkannt werden, da das Infektionsrisiko mangels Mitreisender geringer ausfalle.
Das Coronavirus fährt also nicht mit Bus und Bahn, sondern besucht lediglich Gaststätten. Die mussten bekanntlich geschlossen werden.

Wir dürfen an jene legendären Bilder aus den Tokioter U-Bahnen erinnern. Zu den Stoßzeiten werden die Passagiere von robusten Bahnangestellten mit Gewalt in die überfüllten Waggons gepresst. Nicht bekannt ist übrigens, dass dadurch tödliche Seuchenausbrüche produziert wurden.

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