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Antisemitische Ausschreitungen

Der deutsche Biedermann hat die Brandstifter gehätschelt

13.10.2023

| Lesedauer: 4 Minuten
Wie viel sind die großen Ankündigungen Deutschlands gegenüber Israel wert? Dort weiß man es: nichts! Denn Israel kann sich gut an die Bekundungen der Iran-Freunde, die Zahlungen an den Gaza-Streifen und die Zahnlosigkeit gegenüber dem muslimischen Anitismeitismus in Deutschland erinnern.

Jetzt überschlagen sie sich wieder gratismutig mit wohlfeilen Sympathie- und Empathieerklärungen gegenüber Israel und mit markigen Worten gegen die Terrororganisation Hamas: die großen deutschen Staatsmänner, die Begründerin „feministischer“ deutscher Außenpolitik und die Kommentatoren der Öffentlich-Rechtlichen.

In Israel wird man indes sehr wohl registrieren und registriert haben, was diese Bekundungen wert sind: Nichts!

Man wird sich in Israel zum Beispiel erinnern,

  • welchen Schmusekurs ein vormaliger Außenminister und jetziger Bundespräsident Steinmeier gegenüber dem Israel-Hasser Iran gefahren hat;
  • dass eben dieser Bundespräsident im Jahr 2019 dem iranischen Religionsführer zum 40. Jahrestag der Revolution von 1979 gratuliert hat – Tausende in diesen 40 Jahren an Baukränen Hingerichtete und Zigtausende Gefolterte beiseiteschiebend;
  • dass eine „grüne“ Claudia Roth samt Gefolgschaft den iranischen Machthabern mit Kopftuch die Aufwartung machte;
  • dass Deutschland so ziemlich jede von arabischen Staaten in die UNO eingebrachte Verurteilung Israels unterstützt hat;
  • dass deutsche Steuergelder in dreifacher Millionenhöhe in den Gazastreifen gingen und gehen;
  • dass der Antisemitismus in Deutschland zum größten Teil muslimische Wurzeln hat – bis tief hinein in die Schulen;
  • dass nicht nur eine deutsche Außenministerin meint, Gewalt aus der muslimischen Community habe nichts mit Religion oder gar mit Islam zu tun;
  • dass auch radikale muslimische Organisationen mit Steuergeldern alimentiert werden;
  • dass man Wahlkampfauftritte des türkischen Präsidenten und selbsternannten Sunnitenführers Erdogan in Deutschland akzeptiert;
  • dass die „Grauen Wölfe“ in die CDU einsickern konnten;
  • dass nahezu alle antisemitischen Randalierer einen Doppelpass und damit auch einen deutschen Pass haben;
  • dass die Polizei (deeskalierend!) zuschauen muss, wie auf deutschen Plätzen der Tod Israels gefordert und die jüdische Fahne verbrannt wird;
  • dass der 2021 vom damaligen Bundesinnenminister Seehofer (CSU) ins Leben gerufene Expertenkreis „Politischer Islamismus“ im Jahr 2022 von seiner Nachfolgerin Nancy Faeser (SPD) aufgelöst wurde …

1001 Unterwerfung eben! Der 2019 verstorbene Modezar Karl Lagerfeld hatte Recht, als er auf dem Höhepunkt der Merkel’schen Grenzöffnung 2015/2016 sagte: „Selbst wenn Jahrzehnte dazwischen liegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen.“

Deutschland, das regierungsamtliche, ist ein vertrottelt hypertolerantes Biedermann-Land

[inner_post 1] Lagerfelds Aussage war der Realität geschuldet. Mindestens ebenso hellsichtig, wenn auch ohne Bezug zum Islam, war Max Frischs Einakter „Biedermann und die Brandstifter“ von 1958. Denn die politische Klasse in Europa und Deutschland verhält sich wie Jakob Biedermann.

Hier in Kurzfassung die Geschichte: In Frischs Einakter nisten sich bei dem Haarwasserfabrikanten Gottlieb Biedermann der Ringer Josef Schmitz und der Kellner Eisenring im Dachboden ein. Biedermann will die Gefahr der Brandstiftung selbst dann noch nicht wahrhaben, als Schmitz und Eisenring Benzinfässer und Zündschnüre in den Speicher schleppen und bereits Nachbarhäuser brennen. Biedermann bietet sogar Streichhölzer an. Er will die Realität nicht wahrhaben: „Blinder als blind ist der Ängstliche, / Zitternd vor Hoffnung, es sei nicht das Böse, / Freundlich empfängt er’s, / Wehrlos, ach, müde der Angst, / Hoffend das Beste . . . / Bis es zu spät ist.“

Bis es zu spät ist? Ehe es wirklich zu spät ist, muss man in Deutschland endlich sein Verständnis von Toleranz überprüfen.

Wenn sich Toleranz und Intoleranz begegnen, siegt immer die Intoleranz

„Toleranz“: Kaum ein Wort hat in den vergangenen Jahren eine solche Karriere hingelegt wie „Toleranz“. „Toleranz“ ist ein Wieselwort. Warum „Wieselwort“? Der große Nationalökonom Friedrich August von Hayek war derjenige, der das von US-Präsident Roosevelt verwendete Wort „weasel-word“ 1988 als „Wieselwort“ eindeutschte, um die inhaltliche Leere mancher Begriffe, zum Beispiel des Begriffs „sozial“, zu brandmarken. Das Wort spielt damit auf das kleine Raubtier Wiesel an, das aus einem Ei angeblich allen Inhalt heraussaugen kann, ohne dass man dies nachher der leeren Schale anmerkt.

Nun also ist allerorten Toleranz angesagt. Es gilt, „Zeichen zu setzen für Toleranz und Vielfalt“, dazu gibt es Gratiskonzerte diverser Linksrock-Gröler „Gegen Intoleranz“. Toleranz ist angesagt gegenüber allem, was es gibt – außer es ist nicht-links: Toleranz gegenüber allen anderen Menschen und Hautfarben dieser Welt, gegenüber allen möglichen weltanschaulichen Überzeugungen – und vor allem gegenüber dem Islam.

[inner_post 2] Aber all diese Toleranzen laufen hinaus auf die Toleranz eines „Nihilismus des Geltenlassens von schlechthin Allem“. So hat es Arnold Gehlen 1969 in seinem monumentalen Werk „Moral und Hypermoral“ beschrieben. Arnold Gehlen antwortete damit auf Herbert Marcuse, den Säulenheiligen der Achtundsechziger und dessen Ideologie der „repressiven Toleranz“. Heute nun wird im Stil der repressiven Toleranz schier repressiv eine Toleranz für (fast) alles und alle eingefordert. Auch Hypertoleranz gegenüber Intoleranz. Aber es ist eine selektive Toleranz. Hauptsache, es geht – millionenschwer staatlich alimentiert – gegen Rechts oder gegen das, was man sich als Rechts ausdenkt.

Ansonsten „kultursensible“ und „interkulturell kompetente“ Hypertoleranz allenthalben, vor allem wenn bestimmte Glaubenssätze und Praktiken islamischer bzw. muslimischer Herkunft sind. Niemand möge sich doch bitte „islamophob“ aufregen über Kernbestände islamischer Kultur, als da schier fundamentalistischen Ursprungs sind: Mehrfachehen, Kinderehen, Scharia-Gerichte, Ehrenmorde, die Ideologie der Inferiorität von Frauen, drastische Strafen für Ehebruch, Homophobie, Antisemitismus, die Todesstrafe für eine Konversion zum Christentum, die Verklärung von Massenmördern als Märtyrer, die Einheit von Moschee und Staat. Kotau über Kotau – siehe oben!

Wenn Intoleranz zur Pflicht wird

Alles im Namen von „Toleranz“. Ja, sogar Hypertoleranz, zumal der oder das zu Tolerierende sich nicht reziprok verhält, die entgegengebrachte Toleranz vielmehr als eine Toleranz der Schwäche auslegt? Ja, Hypertoleranz ist ein Zeichen von Schwäche, ein Symptom individueller Ich-Schwäche sowie schwacher kollektiver, kultureller, nationaler Wir-Identität. Hier gilt, so Nietzsche: „Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen das eigene Ideal.“

Toleranz gedeiht jedenfalls nur auf eindeutig eingeforderter Gegenseitigkeit, nicht auf der Basis eines Kotaus vor einer Programmatik, die mit dem Grundgesetz und dem abendländischen Wertekosmos als Basis aller Bürger- und Menschenrechte nichts zu tun hat. Sonst wird nicht nur Diplomatie, sondern Toleranz zur Farce. Lebte Ralph Giordano noch, würde er Hypertoleranz als „Duckmäuserei“ tadeln.

Hypertoleranz wird schnell zum Trojanischen Pferd, das „Feinde“ im Sinne Poppers importiert. Siehe Karl Lagerfeld! Siehe Karl Popper! In seinem großen Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ schrieb er: Uneingeschränkte Toleranz führe zum Verschwinden der Toleranz. Das heißt: Dann wird Intoleranz zur Pflicht. Das hat mit Nichtduldung von Intoleranz zu tun. Begegnen sich nämlich Toleranz und Intoleranz, siegt immer die Intoleranz.

Ob man das in Berlin versteht?

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